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Kalendertage

Der Tag, an ...
von

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31 - Der Tag, an dem ich eine Mission erhielt

Der April zog vorbei, ebenso der Mai und auch der halbe Juni. Einfach so. Unaufhaltsam und nicht daran interessiert, ob es jemand bemerken oder gar traurig machen würde oder nicht. Es war wohl einer der schönsten Frühlinge, die ich in Konoha je erleben durfte, seit ich hier wohnte. Viele sonnige Tage, ab und an ein kräftiger Landregen und eine Natur, die sich über und über mit Blumen und Blüten totblühte als gäbe es kein Morgen mehr. Es hätte ein Frühling für alle Sinne werden könne, hätte man sich darauf eingelassen. Man hätte Kraft tanken und neue Inspirationen explodieren lassen können, während man die Seele baumeln ließe. Man hätte sich daran laben und erquicken können. Hätte, hätte, hätte, … Aber es kam alles anders. So verrückt es klingen mochte: Ich registrierte von dem Frühlingserwachen so gut wie gar nichts. Es war der triste Alltag und die Langeweile, die mich bedrückte und allmählich in eine angehauchte Depression drängte. Oder sollte man eher sagen: seichte Lethargie? Was auch immer mein Gemüt herunterzog, es brachte mich in eine miserable, seelische Verfassung, wie auch immer man es zu nennen pflegte. Nichts lief, wie es sollte. Man konnte mir beim seelischen Verfall zusehen.

Ein knappes halbes Jahr war nun seit dem Umzug in den Wohnklotz hinüber vergangen und somit auch mein halbes Erspartes aufgebraucht. Aber nicht nur das Geld schwand, sondern auch mein Mut und die Ideen zur Zukunftsgestaltung. Träume, die ich mal hegte, schob ich als unerfüllbar zur Seite und wollte sie gar nicht mehr kennen. Alles, was mir in den Sinn kam, stufte ich als hoffnungslos ein. Ich war in ein Loch gefallen, wo ich nicht herauskam. Ich wollte da auch gar nicht raus. Es war ganz nett dort unten, wo man nachts Heulkrämpfe bekommen durfte und tagsüber seiner Langsamkeit nachhing. Man igelte sich dort ein und vergaß die Welt außerhalb des Loches.

Ja, da war doch noch mein kleiner, unangetasteter Glücksspielgewinn. Damit hätte man wohl etwas anstellen können, was einen hätte zu neuen Taten beflügeln können. Aber diese kleine Geldreserve wollte ich nur in Notsituationen anbrechen. Oder für die zündende Geschäftsidee, die ich einfach nicht hatte. Wer weiß, was noch auf mich zurollen würde. Da war so ein Notgroschen sicherlich nicht das Schlechteste.

Ich hatte es aufgegeben, nach einer Arbeitsstelle zu suchen. Auch wenn Konoha mittlerweile zu einer Großstadt mutiert war, so blieben die alten Dorfstrukturen doch erhalten. Und so hatte der Klatsch in den Gassen schnell die Runde gemacht, wie ich von den ANBU festgenommen und dann ins Gefängnis gesteckt worden war. Zwar kannte man nicht meine Person direkt, wohl aber meine kurzweilige Knastgeschichte. Das war eine ganz ungünstige Ausgangsbasis bei Vorstellungsgesprächen, diese auf wenige Stunden begrenzte Einbuchtung diskutieren zu müssen. Man nahm nun mal keine Häftlinge in die Dienste auf, obwohl das in meinem Falle wohl totaler Blödsinn war. Dennoch haftete nun dieses Manko an mir.

So führte es dazu, dass ich jeden Tag so ziemlich gleich vertrödelte. Aufstehen, Frühstück machen, Wohnung grob aufräumen und Haushalt schmeißen, Spazieren gehen, Fernsehen gucken, Abendbrot zubereiten. Weil der Zeitdruck fehlte, stets irgendwo pünktlich auftauchen zu müssen, ließ ich mich gehen und wurde langsamer und träger und trauriger. Es war eine schleichende Sache. So dehnte ich die mir selbst auferlegten, zeitlichen Intervalle des Putzens der eigenen vier Wände immer weiter aus. Was man heute nicht tat, könnte man morgen oder übermorgen immer noch tun. Die für mich stattdessen logische Ersatzhandlung war nun, dass ich immer mehr auf dem Sofa vor dem Fernseher lümmelte. Erst schaute man in der Glotze nur das, was einen interessierte. Später hängte man noch aus akuter Antriebslosigkeit heraus eine zweite oder dritte Sendung hinten an, die man aber gar nicht mehr geistig wahrnahm, weil man zwischendurch schon eingeschlafen war. Irgendwann ertappte ich mich dabei, wie ich dem Staub beim Niederrieseln auf meine Möbel zusah. Kurzum: Mir ging es beschissen.

Ähnlich war es mit dem Schwimmen abgelaufen. Ich hatte mir vorgenommen, bei dem schönen Wetter zum Schwimmen zu gehen, da es die einzige Sportart war, die ich irgendwie akzeptieren konnte. Obgleich es schon sehr heiß war, hatte die Kraft der Sonne die Seen in und um Konoha herum noch nicht auf eine angenehme Badetemperatur erwärmen können. Demnach wurden meine Bahnen, die ich da in Brust- und Rückenlage absolvierte, der Anzahl nach immer weniger. Stets kam ich wie Espenlaub klappern und halb blau gefroren aus den Fluten. Aber noch schlimmer war es, erst einmal ins Wasser hineinzukommen. Mir fror schon der Zeh ab, wenn ich nur einen Fuß hineinhielt. Bald schon überwog die Zeit, die ich lieber lesend unter einem Baum im Schatten verbrachte als im kalten Nass. Wenigstens hatte Konoha eine äußerst gut sortierte Bibliothek mit hervorragender Literatur. Ein kleiner Schritt gegen die geistige Verblödung.

Der Versuch, aus meinem Loch herauszukommen, war über die Sportschiene definitiv gescheitert. Sport war sowieso noch nie meins gewesen. Ich brauchte etwas anderes, was mich wieder auf Trab bringen würde. Es war ein furchtbarer Gemütszustand. Doch mir fehlte der Anschub, den inneren Schweinehund zu besiegen und mich aufzuraffen. Ich war einfach viel zu viel allein und hatte auch sonst kaum soziale Kontakte. So konnte ich mich noch nicht einmal mit irgendjemanden über mein Problem austauschen, wann es mir danach beliebte. Die Kinder hockten den ganzen Tag in der Schule und Kakashi im Büro.

Während die Kinder generell keine Ansprechpartner für meine Probleme waren, hätte mein Freund vielleicht einer werden können. Aber ich hielt mich zurück, spürte ich doch, wie sehr ihn zurzeit die Arbeit schlauchte. Und es schien auch nur wenig möglich, einen Teil dieser Arbeit auf einen seiner Helfer abzuwälzen. Es gab Stoßzeiten im Büro, da mussten wohlüberlegte Entscheidungen getroffen werden. Meist ging es dann um die dorfeigene Kriegskasse und wer sich daraus in welcher Höhe bedienen durfte. Ein heikles Kapitel, denn um die Fülle der Kriegskasse bestand es in Friedenszeiten schlecht bestellt. Dem Daimyô war seine hochbezahlte Ninja-Bande mittlerweile zu teuer und verlangte knallharte Kürzungen. Kakashi aber konnte sich von keinem seiner Leute trennen. Alleine schon, weil er seiner Truppe nicht nur tief verbunden war, sondern auch von jedem einzelnen die Schicksale hinter der Person kannte. Auf gar keinen Fall sollte die Akademie darunter leiden, was dazu führte, weshalb er über jeden neuen Schüler einen zehnseitige Begründungsbericht tippte, warum genau dieses Kind auserwählt worden war, und warum es auch unbedingt zwei Klassen voller Kinder sein mussten und nicht nur eine einzige Klasse. Viel, viel Arbeit. Und so diskutierte mein Freund in di8esen Monaten tagelang mit dem Oberhaupt des Feuer-Reiches und dem Ältestenrat über das liebe Geld und wie viel stehendes Heer eine Nation ertragen könnte ohne Konkurs anmelden zu müssen. Manchmal war er dann einige Tage unterwegs, weil er beim Feudalherren persönlich vorstellig werden musste. An anderen Tagen war der Daimyo hier in Konoha zugegen und versetzte den ganzen Ort in eine unruhige Stimmung, weil man nicht so recht wusste, wie er sich entscheiden würde. Und man spürte, wie sehr die Dorfgemeinschaft ihrem Hokage vertraute, dass er das richtige Verhandlungsgeschick an den Tag legen würde. Mochte Kakashi noch so sehr das Gegenteil behaupten und ständig an seinen Geschicken zweifeln, sein Truppe sah das völlig anders und vertraute ihm blind.

Was das Dorf nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass Kakashi beim Daimyô, was Finanzen betraf, eh in Ungnade gefallen war. Es hatte nämlich einen Grund, warum der Hatake-Clan „Hatake“ hieß und nicht anders. Der Clan besaß einst unglaublich viel Brachland. Das wiederum konnte Kakashi als Kind jedoch nicht wissen, weshalb man ihn kurzum nach dem Selbstmord seines Vaters zu Gunsten des Feudalherrn enteignete und Grund und Boden jenem zuschlug. Allerdings nahm man es da mit den Unterlagen und Besitzurkunden nicht ganz so genau, was zu vielen Ungereimtheiten führte, die Kakashi erst auffielen, als das Hochplateau über den Hokageköpfen Bauland werden und er als Hokage seinen Stempel zur Baufreigabe geben sollte. Und Kakashis Neugier offenbarte schnell, wem denn da nun der Acker im Eigentlichen gehörte und wem nicht. Zwar gab Kakashi das Bauland frei, was sollte er auch damit, aber der Damyô stand nun bei ihm ziemlich in der Kreide. Eine Summe X plus Lehenspacht, Zinseszins und Wertsteigerung. Und die monatlichen Kage-Gehaltszahlungen obendrauf machten das Verhältnis zwischen den beiden nicht besser.

„Mir ging es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip“, erklärte Kakashi mal nebenbei und konnte gar nicht so genau sagen, wie groß denn die Gesamtsumme überhaupt wäre. „Außerdem ist unsere Herr Fürst nicht der Hellste. Der rallert eh nicht viel und wechselt seine Meinung wie Unterwäsche ...“

Das mit dem Geld glaubte ich ihm sofort, denn bei ihm in der Wohnung gab es eine mittelgroße Kiste, die angefüllt war mit uralten Auszahlungsscheinen. Nach jeder Mission holten sich die Shinobis damals noch ihren Lohn per Schein ab. Den mussten sie dann gegen Bargeld einlösen. Heutzutage lief das per Überweisung. In Kakashis Kiste mussten weit über tausend solcher Scheine liegen. Er hatte sie nie eingelöst. Immer nur den Obersten, wenn mal wieder die Geldbörse leer war.

„Verfallen die nicht mal irgendwann?“, hatte ich angesichts der Masse mit großen Augen gefragt und wollte mir gar nicht vorstellen, wie viel Blut und Mord daran klebte.

„Nö, eigentlich nicht“, meinte Kakashi. „Und jetzt könnte ich sie mir ja eh selber verlängern, wenn es ein Verfallsdatum gäbe.“

Das stimmt wohl. Da mussten wir beide kurz drüber lachen. Nein, das Materielle juckte ihn wahrlich nicht die Bohne. Wozu auch? Es bezahlte ihm den vollen Kühlschrank und das Dach über dem Kopf, aber es brachte ihm nie und nimmer seine engsten Freunde wieder, die allesamt schon unter der Erde lagen. Und Glück und Freude brachte Geld schon gar nicht.

Allem in allem war Kakashi akut mit seiner Arbeit beschäftigt. Da brachte ich es einfach nicht übers Herz, ihn mit meinen Luxusproblemen über eintönige Tagesabläufe auch noch zu nerven.

„Eben ist leider wirklich viel zu tun...“, versuchte er mich immer wieder zu trösten, wenn er spät nachts bei mir die Runde in der Wohnung machte, denn ihm war mein Zustand nicht entgangen.

Und dann war er meist so müde und abgekämpft, dass er zu nichts mehr Lust hatte außer Schlafen. Selbst Essen fiel aus. Ich konnte ihn verstehen, denn auch ich hatte damals meine kleine Belegschaft ja immer pünktlich zum Monatsende entlohnen müssen. Allerdings hatte ich in meinem Betrieb solch extremen Bedingungen nie gehabt oder mich gar rechtfertigen müssen.

Für unsere Kinder begannen in der Schule nun die spannenden Themen. Dazu gehörte ihr erstes Training in freier Wildbahn. Dort absolvierten sie unterschiedliche Kampftechniken. Es gehörte auch die Orientierung im Gelände und das Campen im Wald einschließlich der Nahrungsmittelbeschaffung dazu. Das war für Yuuki und Asa eine unbeschreiblich große Aufregung. Schon Tage vor dem großen Projekt redeten sie beide von nichts anderem mehr. Für mich bedeutete das im Umkehrschluss, dass gar keiner mehr nach Hause kam und ich mich immer mehr zurückzog. Die Stille in den eigenen vier Wänden war teilweise unerträglich, weshalb die Flimmerkiste oder das Radio nun im Dauerbetrieb liefen, damit sie mir etwas zu erzählen hätten. Ich war allein. Verlassen von meinen Lieben und ausgeschlossen von der Ninja-Welt, die wieder einmal mehr ihre Tore vor mir verschloss.
 

Es war einer dieser Tage, der so ablief wie jeder Tag, als Kakashi mich in der Mittagszeit unter meinem Lieblingsbaum am See aufsuchte. Ich sah ihm schon von Weitem an, dass ihn etwas gedanklich sehr beschäftigte. Ich blickte leer vor sich her, hatte die Hände in den Hosentaschen und den Kopf leicht gesenkt.

„Ist etwas passiert?“, bohrte ich vorsichtig nach.

„Wie man's nimmt“, gab er an und blickte dabei nachdenklich über die Wasseroberfläche. „Mir ist da ein Gerücht zu Ohren gekommen.“

„Und das beschäftigt dich?“, bohrte ich tiefer.

Natürlich tat es das. Kakashi war nach wie vor superneugierig, auch wenn er seine Neugier hinter verschlafenen Augen versteckte und so tat, als ginge ihn die halbe Welt nichts an.

„Ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll“, war die schwammige Antwort.

„Aber du würdest trotzdem zu gerne wissen, ob es wahr ist. Stimmt's?“, kombinierte ich grinsend.

„Ganz genau“, grinste es ebenso zurück. „Der Plan dazu ist in meinem Kopf aber noch nicht fertig.“

Und damit war zu diesem Thema fürs Erste wieder Funkstille, denn Pläne gab es bei ihm erst für andere Ohren, wenn sie komplett fertig waren.

Zwei Tage später war der Plan dann tatsächlich fertig, denn mir wurde am selben Ort zur selben Zeit eine Schriftrolle in die Hand gedrückt. Mit einem brennenden Fragezeichen über dem Kopf drehte ich sie in den Fingern hin und her.

„Explodiert das, wenn man es aufmacht?“, argwöhnte ich.

Von meinem damaligen Freund hatte ich schon so die tollkühnsten Sachen über Schriftrollen gehört. Explodierend, verflucht, leer, unleserlich … Also immer Obacht, wenn einem so etwas in die Finger gerät.

„Quatsch. Die hab ich heute morgen geschrieben“, lachte Kakashi kurz auf.

„Das heißt nicht, dass es nicht explodiert!“

Mitdenken war eine Eigenschaft, die Kakashi sehr bei seinen Mitmenschen schätzte. Darum war man immer gut beraten, dieses auch zu tun, wenn man sich kein genervtes Augenrollen von ihm aufgrund akuter Begriffsstutzigkeit einhandeln wollte. Interessiert öffnete ich das Siegel und zog an dem Papierende, auf dass sich mir der Rolleninhalt offenbarte. Ich stutzte. Nicht wegen dem Inhalt. Den hatte ich noch gar nicht gedanklich erfasst. Ich stutze wegen der Schriftsprache. Buchstaben. Ein echtes Alphabet … und es war auch noch in meiner Landessprache. Ich schluckte. Sollte ich da nun gerührt sein, weil es in meiner Sprache geschrieben war oder sauer, weil er mir das seit einem Jahr verschwiegen hatte? Sieht alles, weiß alles, kann alles. Gibt es eigentlich irgendetwas, was der Kerl nicht kann? Nervös kaute ich wieder einmal auf meiner Unterlippe herum und konzentrierte mich auf den Inhalt. Hmmmm, das war ein Missionsauftrag.

„D-Mission...“

Eine D-Mission. Was auch immer eine D-Mission ist... Würde ich wohl eh sofort erfahren.

„Operationsgebiet: Tanigakure“

Tanigakure. Wo lag das nochmal? Im Fluss-Reich? Meine geografischen Kenntnisse waren auch schon mal besser gewesen.

„Aufgabe: Erreiche Tanigakure in drei Tagen und warte dort auf eine weitere Aufgabe.“

Was sollte das denn werden? Schnitzeljagd für Arme? Mein Gesicht muss Bände gesprochen haben. Dass es sich hier nur um einen Jokus handeln konnte, war von vornherein klar. Missionen wurden schon lange nicht mehr per Schriftrolle an Ninjas übergeben. Das hatte ich mir nämlich mal flüchtig zeigen und erklären lassen, wie über ein einfaches Drag'n'Drop-Menü Missionen geplant und Teams zusammengestellt wurden. Kakashi konnte so genau sehen, wer wo gerade unterwegs war, und weil der Bericht vom Teamleiter ebenfalls dort eingestellt werden musste, war der auch schon sofort parat und musste nicht mehr handschriftlich erfasst werden. Das ersparte eine Menge Antrittsbesuch vor und nach der Mission im Hokagebüro. Die jeweiligen Shinobis hingegen sahen in dem Programm logischerweise nur ihre eigenen Missionen samt Zielauftrag, Bezahlung und bereits abgeleisteter Aufträge. Ein durchaus überschaubares und transparentes System. So musste man auch nicht mehr einen bestimmten Shinobi heran zitieren. Man tippte seinen Namen an und der wusste sofort, dass er anzutreten hatte. Egal, wo der sich gerade auf dem Planeten befand.

Trotzdem war mir selbst überhaupt nicht klar, was es mit dieser Spaß-Schriftrolle auf sich hatte.

„Ich verstehe nicht so ganz ...“, überlegte ich laut.

„Du hängst den ganzen Tag nur 'rum und lässt dich gehen. Es geht dir total schlecht dabei. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Also dachte ich, ich gebe dir etwas zu tun“, wurde ich erleuchtet. „Außerdem hast du dich neulich erst lauthals beschwert, dass du immer so ausgegrenzt von uns wärst, wenn die Kinder von der Schule erzählen. Also bitte, hier hast du jetzt auch eine Mission.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er machte sich Sorgen und wollte mir unbedingt helfen. Das war doch ziemlich niedlich von ihm. Und plötzlich begann ich mich auch etwas zu freuen. Ich war noch nie im Fluss-Reich, obgleich es ans Feuer-Reich grenzte. Yuuki und Asa würden bald an ihrem heißersehnten Trainingscamp teilnehmen, welches über zwei Wochen lief. Da konnte mir so ein kleiner Urlaub gegen den grauen Alltag sicherlich nicht schaden. Ich würde einmal etwas Neues erleben und sehen. Da war Kakashis Idee gar nicht mal so dumm. Und die Neugier ward geweckt, denn es sollte ja am Zielort eine weitere Aufgabe geben. Spannend! Ich willigte lachend ein, obgleich es mir sofort im Hinterkopf herumgeisterte, dass an der Aktion ein Haken war. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit der neuen Aufgabe in Tanigakure zu tun hatte. Kakashi hatte immer weitverzweigte Pläne in seinem Kopf, wo jeder Beteiligte stets nur einen kleinen Ausschnitt von wusste. Erst zusammengefügt machten die ganzen Einzelaktionen ein großes Ganzes mit Sinn. Das war nun also noch spannender. Ich war ein winziges Rädchen in einer riesigen Planmaschine.
 

Meine Just-for-Fun-Mission sollte schon in gut einer Woche starten und obgleich es ja eigentlich nur einem Kurztrip glich, so musste ich mich tatsächlich darauf vorbereiten, denn den Ort innerhalb von drei Tagen zu erreichen, gestaltete sich schwieriger, als gedacht.

Erst einmal begann es mit dem Kartenlesen, was ich so überhaupt gar nicht konnte. Die ganzen braunen und grünen Felder erschlossen sich mir ebenso wenig wie die weißen, schwarzen, roten und blauen Linien und Flecke. Also nahm ich die Karte und ging mit ihr durch Gebiete in der Nähe von Konoha, die ich kannte und verglich die Örtlichkeit mit dem Kartenbild. So langsam kamen die Erleuchtungen. Trotzdem kapierte ich Kartenlesen nur in Ansätzen. Na, das könnte ja in unbekannten Territorien eine muntere Sache werden. Garantiert würde ich mich schon an der ersten Weggabelung verirren, weil ich falsch abgebogen war.

Nach eingehender Beschäftigung mit der Karte und einem Maßstab jedoch bekam ich heraus, dass mein Reiseziel zwar nicht unerreichbar weit von Konoha entfernt läge und aber nicht an das Bahnnetz angeschlossen war. Das war für eine Sofakartoffel wie mich ziemlich krass. Ich konnte es drehen oder wenden, wie ich wollte: Ich würde nur einen Teil mit dem Zug fahren können und müsste den Rest zu Fuß laufen. Hm, welches wäre wohl die beste Route? Das Gelände kannte ich überhaupt nicht und vertraute darauf, die Höhenlinien in der Karte richtig zu lesen. Da gab es schon einen recht kurzen Weg so ziemlich querfeldein über die Bergpässe hinweg. Er mochte geschätzt nur gute vierzig Kilometer betragen, aber die zu überwindenden Höhenunterschiede waren beachtlich und für einen Menschen mit einem Trainingspensum von Null kaum zu meistern war. Also kam ich schnell zu dem Schluss, dass die kürzeste Route nicht unbedingt auch die Geeignetste wäre. Ich entschied mich für eine Strecke, die wohl mit gute fünfzehn Kilometer mehr aufwarten würde, doch dafür verlief sie relativ eben. Ich stöhnte, als mir gewahr wurde, dass ich tagtäglich zwanzig Kilometer zu laufen hätte. Puh, da bräuchte ich ein bequemes und robustes Schuhwerk, das keine Schweißfüße nach sich zog. Und damit war man schon beim nächsten Punkt. Was packt man alles für die Reise ein? Jedes Teil, was im Rucksack landen würde, müsste auch geschleppt werden. Mit Schaudern dachte ich da an vergangene Wanderausflüge mit meiner damaligen Schulklasse. Schon nach den ersten Metern schnitten die Tragegurte der Rucksäcke in die Haut. Einige Kilometer später schmerzten dann die Schlüsselbeine und Wirbel. Nein, das hielt ich nur einen halben Tag aus. Und nicht länger. Also war somit der Einsatz eines Rucksacks schon mal gestrichen. Da kamen nur noch die Gürteltaschen in Frage, welche die Ninja-Bande immer hinten am Gesäß trug. Tjoa, die wussten schon, warum so eine Tasche einem Rucksack vorzuziehen wäre. Hm, passte denn da überhaupt alles rein? Kakashi hatte mal behauptet, es würde ein halber Hausstand in solch eine Tasche passen... Kakashi und ich mussten wohl völlig unterschiedliche Meinungen haben, wie man einen Hausstand definiert. Ich würde ihn dennoch bitten, mir solch eine Tasche mal zu leihen. Und ich würde ihn fragen, wie man möglichst lastfrei einen Schlafsack transportierte.

Nach einigen Tagen hatte ich alles beisammen, von dem ich dachte, ich bräuchte es für eine Wanderung. Sicherlich würde sich davon unterwegs die Hälfte als unbrauchbar entpuppen. Dafür würde ich andere Sachen total vermissen, die daheim geblieben wären. Ich hatte beschlossen, nur die Klamotten mitzunehmen, die ich am Leibe trug und ein paar Wechselsachen. Getragene Kleidung würde ich unterwegs einmal auswaschen. Bei den angesagten Temperaturen würden sie bestimmt schnell über einen Ast gehängt trocknen. Also durfte ein Stück Kernseife nicht fehlen. Der Gestank war mir egal. Ich wäre ja eh allein unterwegs und wenn ich ankäme, sähe ich eh aus wie ein Vagabund. Dann fand man in meinem Gepäck noch Notfall-Kit, ein extra scharfes Kunai und eine Plastikflasche. Letztere wog nichts, wenn sie leer war. Auffüllen könnte man sie unterwegs an Quellen. Ich müsste Kakashi nochmal fragen, ob man jede Quelle anzapfen könnte oder ob es welche gäbe, an denen man sich Durchfall holte. Man, ich hatte so gar keine Ahnung. Drei Tage durch die Pampa mit ungewissem Ausgang, ob ich meine Tagesetappen bis zur nächsten Unterkunft überhaupt schaffen würde. Ungläubig überlegte ich, wie der kleine Berg an Kram auf meinem Küchentisch in die Gürteltasche passen sollte. Und noch ungläubiger starrte ich, wie die Tasche ihr großes Maul öffnete und alles verschlang. Da war ja echt noch Platz drin!

Nur noch eine Woche! Die Reise konnte beginnen!



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