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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Politische Entscheidungen und Gefühle

Die Nacht war hereingebrochen. Nur noch schwach wurde der Flur von einer Öllampe erleuchtet. Sakura verharrte an die Wand gelehnt und lauschte. Direkt neben ihr machte der Flur eine Biege. Niemand bemerkte sie, lag sämtliche Aufmerksamkeit auf Deidara. Vor kurzem hatte Shikamaru einen Fremden in Deidaras Zimmer geführt. Grünes Haar stand strubbelig von seinem Kopf ab. Die helle Haut wirkte fahl wie der Mond. Passend dazu war der Mann ganz in Schwarz gehüllt. Wer war dieser Mann? Sie glaubte, solch grünes Haar bereits gesehen zu haben. Doch wann? Und wo?

Die junge Frau wagte sich nicht näher heran, wollte sie nicht entdeckt werden. Sie musste warten. Nach einigen Minuten verließ der rätselhafte Mann den Raum wieder. Shikamaru geleitete ihn zum Eingang. Ein Schauer kroch durch ihren Körper. Er bewegte sich wie ein Geist. Nicht einmal seine Schritte hörte sie. Dabei war es nach Sonnenuntergang im Anwesen ruhig geworden. Aber nur das gleichmäßige Auftreten des Generals ertönte.

Sakura starrte noch lange um die Ecke zum anderen Ende des Flures, wo sie den Grünhaarigen zuletzt gesehen hatte, bevor er aus ihrem Blickfeld getreten war. Welche unheimlichen Menschen kannte Gaara nur? Sie fühlte sich an O-bon erinnert. Diese Rônin-Gruppe, Akatsuki, war in der Burg gewesen und nach dem Totenfest so unbemerkt verschwunden wie sie aufgetaucht war. Temari hatte ihr erklärt, dass sie jedes Jahr kamen, um Sasori zu Gedenken.

Der grüne Haarschopf! Natürlich. Bei Akatsuki war ein Mann mit grünem Haar gewesen. Deidara war selbst ein Mitglied dieser Bande gewesen. Gaara musste die Rônin um Hilfe gebeten haben. Das bedeutete sicher, es gab größere Probleme. Der Arzt konnte Deidara offensichtlich nicht helfen. Der Gedanke mochte unrecht sein, doch sie hoffte auf den Tod des blonden Kriegers. Gaara wich nicht von seiner Seite. Ihr Ehemann machte sich offensichtlich große Sorgen um ihn. Es gab keinen anderen Grund, warum er nicht von seiner Seite wich. Deidara erhielt die Aufmerksamkeit, die sie sich von Gaara wünschte. Die beiden verbrachten mehr Zeit miteinander als Gaara mit seiner Frau. Zu ihr war er unverändert höflich, aber genauso unverändert distanziert wie vor ihrer Hochzeit. Nichts hatte sich zwischen ihnen gewandelt. Gaara teilte nachts nicht das Lager mit ihr. Fragte sie ihn nach einer gemeinsamen Nacht, lehnte er aus verschiedenen Begründungen ab. Manchmal schob er seine Arbeit als Daimyô vor. Manchmal erklärte er, er sei sehr müde von einem anstrengenden Tag. Beim letzten Mal hatte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, eine Erklärung abzugeben. Gaara hatte einfach abgelehnt.

War sie denn so hässlich? Die Komplimente, die der Rotschopf ihr regelmäßig machte, erschienen ihr allmählich hohl. Sie piesackten Sakura, jedes Mal, wenn er sie abwies.

Das leise Scharren der Tür zerrte Sakura aus ihren trübsinnigen Gedanken. Vorsichtig lugte sie um die Ecke. Der Heiler verließ mit einer Schüssel Deidaras Zimmer. Eigentlich könnte eine Dienerin das Wasser wechseln. Allerdings hatte sie den Arzt in den letzten Monaten bereits kennen gelernt. Wenn es die Zeit erlaubte, kümmerte er sich auch um einfache Aufgaben gern selbst. Das bedeutete wohl, dass Deidara nicht mehr in akuter Gefahr schwebte. Ihr unmoralischer Wunsch zerstreute sich wie Pollen im Wind.

Die Schritte des Heilers erstarben bald und sie blieb allein zurück. Ein weiteres Mal huschte der Blick der smaragdgrünen Augen durch den Flur und blieb an der geschlossenen Tür haften. Es war spät. Die meisten hatten sich zur Ruh gelegt. Momentan war niemand außer ihr in der Nähe. Sakura beschloss, einen Blick zu riskieren. Sie wollte den Grund erfahren, warum Gaara nicht von der Seite des Blonden wich. Leise schlich sie den dämmrigen Flur entlang und verharrte neben der Tür. Behutsam legte sie ihre Finger an den Rahmen und drückte mit wohldosierter Kraft dagegen. Ein winziger Spalt tat sich auf.

Sakura verharrte. Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust. Sie befürchtete, Gaara könne es hören. Doch nichts geschah. Die Rosahaarige fasste wieder Mut und spähte durch den schmalen Spalt. In diesem Moment setzte ihr Herz einen Augenblick aus, um anschließend schmerzhaft seinen Takt wieder aufzunehmen.

Ihr Mann war tief über Deidara gebeugt. Eine Hand strich liebevoll durch die blonden Strähnen. Sie konnte den warmen, besorgten Glanz in den jadefarbenen Augen sehen. Gaara beugte sich weiter hinab und berührte sanft die Lippen des Kriegers mit seinen eigenen.

Sakura wandte sich ab. Sie ertrug diesen Anblick nicht länger. Leise zog sie sich zurück, doch nicht in ihr eigenes Gemach. Einengende Wände ertrug sie nun nicht. Sakura brauchte frische Luft, um ihren Geist zu klären. Sie stahl sich ungesehen an den wachhabenden Samurai vorbei nach draußen. Kühle Nachtluft umfing sie. Ihre Füße trugen sie in den Garten der Herberge. Wohltuende Dunkelheit umfing sie. Nur die schmale Mondsichel leuchtete den Weg vor ihr matt aus. Bei einer steinernen Bank hielt sie inne. Kraftlos ließ sie sich auf den glatt geschliffenen Stein sinken. Ihre Hände legte sie in ihrem Schoß ab.

Sie musste das Knäul von Gefühlen beruhigen, das in ihr wütete und ihr riet, ihrer Empörung und ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen. Jetzt verstand sie Gaaras distanzierte Haltung ihr gegenüber. Er brauchte nicht einfach nur Zeit, um sich an sie zu gewöhnen, wie Temari behauptet hatte. Alle Geduld brachte nichts, wenn der Mann, den sie begehrte, gar kein Interesse an ihr hatte. Wie lange ging diese Beziehung mit Deidara schon? Wahrscheinlich existierte sie bereits vor ihrer Hochzeit. Nun wurde auch klar, warum Gaara in der Hochzeitsnacht so plötzlich gegangen war. Er hatte nicht mit ihr schlafen können, weil er jemand anderen liebte. Und dann auch noch einen Mann.

Was fand Gaara nur an dem Krieger? Er war gestört! Und ein Krüppel. Warum hatte Gaara sie überhaupt geheiratet? Aus politischen Gründen, gab sie sich die Antwort selbst. Wütend gruben sich ihre Finger in den Stoff ihres Schlafyukata. Sie hatte sich so sehr eine glückliche Ehe gewünscht und gedacht, mit Gaara habe ihr Onkel einen guten Ehemann für sie ausgesucht. Den warmen Blick voller Gefühle hatte sie sehen wollen, wenn Gaara sie ansah. Doch dieser war Deidara vorbehalten.

Ihre Augen brannten. Langsam verschwamm ihre Sicht und Tränen rannen ihre Wangen hinab, tropften auf ihre verkrampften Hände. Sie war naiv gewesen, hatte geglaubt, ihr Leben könne so schön werden wie in einer ihrer Geschichten, die sie so gern las. Einen liebevollen Ehemann hatte sie sich erträumt, dem sie eine fürsorgliche Frau sein konnte. Kinder hatte sie ihm schenken wollen.

Das hier war das wahre Leben. Man bekam nicht das, was man ersehnte. Ein Mann hatte ihr den Platz genommen, von dem sie gedacht hatte, er gehöre ihr. Sakura war lediglich Gaaras Vorzeigefrau. Doch sie würde nie in seinem Herzen sein.

Sie schniefte. Nun wurde ihr auch klar, warum Deidara so gut wie nicht bestraft worden war, nachdem er auf sie geschossen hatte. Einen geliebten Menschen konnte man nicht verbannen oder gar töten lassen. Ihre Eifersucht auf Deidara fraß sich tief in sie hinein. Wie gern würde sie ihn eigenhändig erwürgen. Zugleich hüllte Resignation sie ein wie ein drückender Kokon. Welche Chance hatte sie bei Gaara, selbst wenn Deidara tot wäre? Sie war eine Frau, aber ihr Mann fand anscheinend keinen Gefallen an weiblichen Rundungen. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, einen Menschen umzubringen. Auch nur der Gedanke daran, ein Leben auszulöschen, versetzte sie in eisige Angst. Doch wie sollte sie mit dem Wissen umgehen? Sie wollte Deidara nicht akzeptieren, sie konnte es nicht.
 

Gaara sah nicht auf, als der Heiler zurückkehrte. Die Schale mit frischem Wasser stellte er neben dem Futon ab. Wie zuvor saß der Rotschopf im Seiza neben Deidara und betrachtete ihn. Die wenigen Augenblicke allein mit ihm hatten unheimlich gut getan. Ihn zu berühren, hatte seine Sorge um ihn etwas besänftigt, ihm bestätigt, dass Deidara lebte und bei ihm war. Seine Haut war noch immer heiß vom Fieber, aber seit Zetsu das Gegengift gebracht und es Deidara eingeflößt hatte, war der Blonde ruhiger geworden. Die Halluzinationen kehrten hoffentlich nicht zurück. Der Anblick von Deidaras verkrampftem Leib, in die weit aufgerissenen Augen zu sehen und diese markerschütternden Schreie zu hören, hatte ihn zutiefst erschüttert. Überhaupt nichts hatte er tun können. Was hatte Deidara nur so Schreckliches gesehen? Zwischen den verzweifelten Schreien glaubte Gaara, seinen Namen gehört zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt war glücklicherweise nur sein Leibarzt im Zimmer gewesen und dieser wusste, wann es klüger war zu schweigen und sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen. Selbiger nahm das Tuch und tauchte es in das frische Wasser. Leises Plätschern erfüllte den Raum, während er den Stoff auswrang. Gaara beobachtete die routinierten Handgriffe. Das Tuch fand ordentlich gefaltet seinen vorigen Platz auf Deidaras Stirn.

War es ein günstiger Zufall gewesen, dass Shikamaru Zetsu so schnell gefunden hatte? Oder hatte der Spion ihn gefunden? Vermutlich wusste Akatsuki sehr genau über die Geschehnisse Bescheid. Momentan war ihm gleichgültig, wie Zetsu von der Vergiftung erfahren hatte und wie er in den Besitz des Gegenmittels gekommen war. Wichtig war nur, dass Deidaras Zustand sich stabilisierte und er nun auf dem Weg der Besserung war.

„Gaara-sama. Ihr solltet Euch ausruhen“, sagte sein Arzt höflich. Der Rotschopf hob seinen Blick und sah dem alten Mann ins Gesicht. Ehrliche Sorge spiegelte sich in dessen dunklen Augen wieder. Er hatte Recht. Gaara sollte sich ausruhen. Am liebsten würde er sich einfach neben Deidara legen, damit er bei ihm sein konnte, wenn er ihn brauchte. Aber das war nicht möglich. Tief atmete er durch. Ein letztes Mal sah er in die nun ruhigen Züge seines Kriegers. Dann erhob er sich steif vom langen Sitzen. „Ich gebe General Nara Bescheid. Er soll Wache halten“, erklärte er knapp. Gaara traute momentan kaum noch jemandem, nicht nach dem heimtückischen Mahl. Shikamaru war der einzige, der von seiner Beziehung zu Deidara wusste. Er würde seine Entscheidung verstehen. Außerdem gehörte der Mann zu seinen besten Kriegern. Bis morgen früh sollte er auf Deidara achten, damit kein weiterer hinterhältiger Angriff dessen Leben endgültig beenden konnte.

Gaara verließ den Raum und schritt zum Zimmer des Generals. Nach einem kurzen Klopfen öffnete Shikamaru die Tür. Sein Haar fiel offen auf seine Schultern und der Schlafyukata verriet, dass er sich gerade schlafen legen wollte. „Bitte achte auf Deidara bis morgen früh. Ich möchte einen möglichen weiteren Angriff verhindern“, erklärte er leise. Gaara formulierte eine Bitte, wollte er ihm ungern den Befehl erteilen, über seinen geheimen Liebsten zu wachen. Würde es nicht so viel unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wäre Gaara auch über Nacht an Deidaras Seite geblieben. Sollte jedoch Sasukes Seite auch nur eine Beziehung zwischen ihm und Deidara erahnen, könnte sich das negativ auf ihre Verhandlungen auswirken. „Den verlorenen Schlaf kannst du morgen nachholen“, fügte er an.

Der General ließ ausnahmsweise seine Gefühle erkennen, sprachen sie gerade auf recht persönlicher Ebene miteinander. Shikamaru hieß das Verhältnis zu dem Krieger nach wie vor nicht gut. Der Dunkelhaarige nickte allerdings zustimmend. Innerlich breitete sich Erleichterung in Gaara aus. Auf seinen General war Verlass. „Geh dich ausruhen. Du brauchst deine Kräfte“, sprach Shikamaru.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-04-16T21:37:42+00:00 16.04.2015 23:37
So ist das mit dem licht mal brennt es und mal nicht
da hat sakura ja einen super moment angepasst
Ich bin gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  Bambusbesen
23.06.2015 22:22
Hat sieXD"
Es geht endlich auch überhaupt mal weiter XD"
Von:  Cara_
2015-03-29T21:18:28+00:00 29.03.2015 23:18
Ach du meine Güte. Arme Sakura irgendwie habe ich Mitleid mit ihr, aber ich bin froh, dass es Deidara besser geht.

Das Kapitel ist wieder mal echt Klasse! Ich weiß echt nicht wie das geht über einen so langen Zeitraum immer wieder ein Kapitel hochzuladen. Ich denke ich habe nicht so ein Durchhaltevermögen, dass ich so etwas zustande bringen könnten und dazu ist dein Stil echt gut. So das musste mal gesagt werden

LG
Cara_
Antwort von:  Bambusbesen
23.06.2015 22:23
Irgendwie kann man schon Mitleid mit ihr haben, wobei sich das bei mir in Grenzen hält XD"
Freut mich, dass es immer noch gefällt ^^Aber glaub mir, es ist nicht gerade einfach, manchmal ist die Motivation im Keller oder es fehlt die Zeit wie in den letzten Monaten. Aber jetzt will ich wieder regelmäßiger hochladen :3

LG
Seiryû


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