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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Auseinandersetzungen

Gaara war schockiert. Sakura gegenüber gab er sich gefasst wie immer. Aber das Gehörte beunruhigte ihn zutiefst. Er hatte angenommen, sie hätten diese Provokationen lange hinter sich gelassen. Und nun schoss Deidara auf seine Frau. Ihm war bewusst, dass der Blonde sein Ziel nicht verfehlte und folglich nicht direkt auf Sakura geschossen hatte. Aber auf diese Handlung mussten Konsequenzen folgen. Wenn er nun nicht reagierte, führte dies zu weiteren, größeren Problemen.

Der Daimyô ließ nach Deidara schicken. Seufzend erhob er sich von seinem Sitzkissen, schritt zum Fenster und sah hinaus aufs Meer. Warum machte Deidara es ihnen schwerer als es ohnehin schon war? Seine damaligen Provokationen hatte er nachvollziehen können, als der Blonde sich erklärt hatte. Aber welchen Grund sollte dieser Schuss haben? Gaara hoffte für Deidara, dass er eine verdammt gute Erklärung anbieten konnte.

Der Diener kündigte den Blonden an. „Tritt ein.“ Die Tür wurde aufgeschoben. Gaara verschloss das Fenster und wandte sich um. Deidara betrat den Raum. Noch ließ der Rotschopf nichts von seinen Gefühlen durchdringen. Erst, als die Tür wieder geschlossen war, erlaubte er sich emotionalen Freiraum.

„Was sollte das?“ Die Verärgerung sah man ihm nun deutlich an.

Deidara verdrehte sein sichtbares Auge. „Sie hatte auf dem Übungsplatz nichts verloren, hm“, erwiderte der Blonde salopp. Gaara sah das ganz und gar nicht locker. „Du hast sie bedroht, nur weil du der Meinung warst, sie hat dort nichts verloren?“ Seine Stirn legte sich missbilligend in Falten.

„Ich hab sie nicht bedroht. Ich habe meinen Schülern vorgeführt, wie man richtig zielt, hm.“ In diesem Moment verfluchte Gaara Deidaras Starrsinn. Das war schon die zweite nicht akzeptable Erklärung, die er ihm lieferte.

„Dafür hättest du eine der dafür vorgesehenen Zielscheiben nehmen können. Dir muss doch bewusst sein, wie deine sogenannte Vorführung auf alle anderen gewirkt hat?“ Gaara zweifelte nicht an Deidaras Intelligenz. Der Blonde wusste ganz genau, was er angestellt hatte. Aber hatte er auch schon an die Folgen gedacht? Interessierte er sich überhaupt für selbige?

Deidara schnaufte. „Sie lebt doch. Ich hätte schon nicht direkt auf sie gezielt. Ich weiß gar nicht, was sich alle so aufregen. Ist doch alles in Ordnung, hm“, brummte Deidara vor sich hin. Mit wenigen Schritten war Gaara direkt vor dem Blonden und sah ihn wütend an. „Nichts ist in Ordnung!“, knurrte er ungehalten. „Man erwartet von mir, dass ich dich bestrafe. Und wenn ich das nicht tue, wird man sich fragen, wieso. Andere könnten anfangen ihre Aufgaben zu vernachlässigen, weil sie denken, es würde gebilligt. Ein anderer Daimyô würde dich vermutlich hinrichten lassen. Was du getan hast, kommt einem Verrat gleich.“

Der Blonde senkte seinen Blick. Begriff er endlich, in welche Lage er ihn gebracht hatte? Doch schon im nächsten Moment konnte er wieder in das graublaue Augen sehen. Trotz fraß sich in Gaara hinein. „Versuch es doch, hm.“

So sehr er Deidara dafür liebte, dass er ihm auf gleicher Ebene begegnete, jetzt war nicht der Zeitpunkt, dies so aggressiv zu zeigen. Gaara atmete tief durch und bemühte sich, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor er sie nicht mehr halten konnte. Fahrig glitt seine Hand durch das rote Haar.

„Deidara“, begann er nun ruhiger. „Ich will das nicht. Mit einer solchen Aktion gefährdest du unsere Beziehung. Und ich kann nicht dulden, dass du meine Frau, meine Familie oder jemand anderen meiner Untergebenen bedrohst. Ich will nicht deinen Tod befehlen müssen.“ Nach einer kurzen Pause fügte der Rotschopf an: „Du wirst vorerst keinen Dienst innerhalb der Burg verrichten. Über den Rest muss ich in Ruhe nachdenken.“

Deidara erschien weiterhin uneinsichtig. Was musste er sagen oder tun, damit sein Krieger ihn verstand?

„Pah, du kennst sie doch kaum“

Es juckte Gaara in den Fingern, Deidara etwas Vernunft einzuprügeln. Aber das führte zu nichts. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Sie ist meine Frau und gehört zur Familie.“

Der Blonde verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was würdest du tun, hätte sie das gemacht, hm?“ Gaara blinzelte. Was sollte das? Wieso fragte Deidara ihn das? Er glaubte nicht, dass Sakura zu einer solchen Aktion im Stande war.

„Es geht hier nicht darum, was Sakura tut, sondern um deine Handlungen“, erwiderte Gaara. Allmählich bekam er das Gefühl, dieses Gespräch führte momentan nur zu weiteren Verstrickungen. Doch bevor er den Blonden hinausschicken konnte, um in Ruhe über alles nachzudenken, wandte dieser sich schon von selbst um. „Sag Bescheid, wenn du wieder eine Aufgabe für mich hast.“ Kurz sah Deidara ihn über die Schulter hinweg an. „Eine richtige Aufgabe, hm.“ Mit einem Ruck schob er die Tür auf und entfernte sich.

Gaara starrte grübelnd dorthin, wo Deidara eben noch gestanden hatte. Eine richtige Aufgabe? Konnte es sein…? War dem Blonden einfach nur langweilig?
 

Bis spät abends blieb Gaara in seinem Arbeitszimmer und zerbrach sich den Kopf. Wieso sagte Deidara ihm nicht einfach, dass ihm langweilig war? Warum musste er solch eine Show aufführen? Der Blonde wusste doch, dass er ihm zuhörte und auf ihn einging. Es wäre so leicht gewesen, wäre er zu ihm gekommen und hätte ihm einfach gesagt, dass er etwas anderes machen wollte.

War es wirklich nur Langeweile? Erst vor kurzem wäre Deidara beinahe aus der Burg gestürmt, weil er von der politischen Hochzeit erfahren hatte. Sie hatten eine Lösung gefunden. Aber vielleicht war Sakura dem Blonden dennoch ein Dorn im Auge. Gaara konnte es sogar nachvollziehen. Zwar befand er sich zwischen beiden Parteien, einfacher wurde dadurch allerdings nichts. Deidara durfte nicht einfach auf Personen schießen, die er nicht leiden konnte. Wie zwischenmenschliche Probleme bei Akatsuki gelöst wurden, wusste er nicht, aber selbst dort gab es Regeln des Miteinanders, soweit er das mitbekommen hatte.

Müde vom langen Grübeln zog Gaara sich schließlich lange nach Sonnenuntergang in seine Gemächer zurück. Die unbeantworteten Fragen in seinem Kopf ließen ihm aber keine Ruhe, weswegen er sich kurzerhand dazu entschied, Deidara aufzusuchen. Er wollte noch einmal in Ruhe mit ihm reden.

Wie inzwischen üblich klopfte Gaara an dessen Tür, trat aber ohne zu warten ein und schob die Tür hinter sich zu, damit ihn niemand auf dem Flur bemerkte. Im Raum war es dunkel. Nur schemenhaft erkannte er den Blonden auf seinem Futon sitzen. Sollte er ihn geweckt haben, so ignorierte er die Tatsache ausnahmsweise. „Ich möchte mit dir reden“, erklärte Gaara leise.

„Jetzt, hm?“, brummte der Blonde. Nein, geschlafen hatte er noch nicht. Wenn der Blonde gerade aus dem Schlaf erwacht war, klang seine Stimme rauer. „Ja, jetzt.“ Langsam kam er näher und setzte sich neben Deidara. Schnaufend zog der Blonde die Beine an den Körper. Seine Unterarme fanden ihren Platz auf seinen Knien und er bettete seinen Kopf darauf. Zwischen den Abstufungen von Schatten, die Deidaras Gesicht bildeten, erfasste Gaara den Glanz seines Auges und fixierte sich darauf.

„Du langweilst dich, hab ich Recht?“ Der Rotschopf hielt es für klüger, nicht am Anfang auf Sakura und Deidaras Vorführung zu sprechen zu kommen. Vielleicht blockte der Blonde dann sofort ab. Ein zustimmendes Brummen war die Bestätigung für seine These.

„Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?“

Deidara setzte sich etwas mehr auf und schob sich ein paar der langen Strähnen über die Schulter. „Ich…“, begann der Blonde, brach aber wieder ab. Gaara drängte ihn nicht. Ruhig wartete er, dass Deidara weiter sprach. „Keine Ahnung“, murmelte Deidara. „Ich war schon lange nicht mehr in der Situation, hm.“ Vermutlich war er an Deidaras Mangel an Herausforderungen nicht ganz unschuldig. Sie hatten schon länger nicht mehr gegeneinander gekämpft. Erst war er verletzt gewesen, dann hatten der Besuch und die Hochzeit keinen Übungskampf zugelassen. Doch er konnte den Blonden nun nicht mit einem Kampf abspeisen. Wenn er bedachte, welche Arbeit er zuvor verrichtet hatte, wurde nur allzu deutlich, dass seine jetzigen Aufgaben ihm nicht genug Raum boten, all seine Fähigkeiten einzusetzen. Die derzeitige Lage war auch nicht mit der Zeit vergleichbar, in welcher Deidara in der Burg gelebt, aber sein Angebot noch nicht angenommen hatte. Der Blonde war damals in Trauer gewesen.

„Ich werde nach einer besseren Aufgabe für dich suchen“, versprach er. Damit war das Thema aber noch nicht beendet. „Ich vermute, das ist nicht alles. Du hast ein Problem mit Sakura, oder?“ Gaaras Unterton nahm einen weicheren Klang an. Deidara zurechtweisen wollte er jetzt nicht. Das hatte er bereits getan und er hoffte, dass der Blonde begriffen hatte, wie kompliziert ihre Lage nun geworden war.

Unwillig schnaufte der Blonde. „Sie nervt, hm.“ Diese klare Aussage verwunderte Gaara doch etwas. Soweit er informiert war, hatten Deidara und Sakura heute zum ersten Mal überhaupt etwas miteinander zu tun gehabt. „Ihr kennt euch doch überhaupt nicht“, wandte Gaara ein.

„Ihr bloßer Anblick regt mich auf“, präzisierte Deidara und ließ sich nach hinten auf den Futon fallen. Gaara wusste nicht recht, was er darauf antworten könnte. Aber sein Krieger schien auch momentan keine Antwort zu erwarten. „Sie ist offiziell deine Frau… mit ihr kannst du dich immer zeigen, hm.“

Der Rotschopf sah hinab in seinen Schoß, wo seine Hände lagen. Dieses Thema war vielschichtig. Es wäre einfacher, würde er öffentlich machen, dass er mit Deidara eine Beziehung hatte. Aber er wollte die Stabilität seiner Macht nicht riskieren. Nicht bei der Bedrohung seitens Sasuke. Natürlich hatte er bereits mit dem Gedanken gespielt, was wohl passieren würde, würde sein Verhältnis zu dem Blonden rauskommen. In diesem Bezug war Gaara aber derzeit wenig risikobereit. Außerdem erschien es ihm gerade jetzt klüger, wenn nicht bekannt war, wen er wirklich liebte. Immerhin musste er jederzeit mit einem neuerlichen Angriff rechnen. Deidara war stark, natürlich. Aber niemand war unbesiegbar. Er selbst war wohl das beste Beispiel. Wurde bekannt, dass Deidara ihm wichtig war, könnte sich Sasukes Aufmerksamkeit verschieben. Vielleicht kam er dann auf die Idee, Deidara als Geisel nehmen zu wollen. Den Blonden könnte er ohne größere Folgen töten. Einen Daimyô zu töten dagegen brauchte deutlich mehr Mut und genug Macht, es anschließend mit den rachsüchtigen Hinterbliebenen und deren Verbündeten aufzunehmen. Dann kämpften nicht nur einzelne Menschen gegeneinander, sondern ganze Reiche. Aber tötete man Deidara, verletzte man ihn persönlich. Gaara wollte nicht, dass seine Schwachpunkte offen sichtbar waren.

Der Rotschopf rutschte näher und beugte sich über Deidara. Sanft strich er ihm über die Wange. „Eigentlich ist es so besser“, erklärte Gaara leise. „Mein größter Schwachpunkt liegt im Verborgenen. Und Sakura ist der Vorhang, der ihn verbirgt.“ Er empfand einfach nichts für seine Frau außer gewisser Sympathie. Letztendlich war es eine politische Verbindung.

„Mach sowas nicht noch mal“, bat er. „Ich möchte dich bei mir haben, lebend.“ Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern. Sein Gesicht schwebte wenige Zentimeter über Deidaras. Aufmerksam betrachtete er ihn, strich derweil durch das offene Haar.

„Ist gut, hm“, murmelte Deidara. Er wirkte unwillig, aber er gab nach und nur das zählte gegenwärtig. Erleichterung breitete sich in Gaara aus. Der Rotschopf hoffte, dass Deidara wirklich die Tragweite seiner Handlung verstanden hatte. Denn mit einer weiteren Aktion diesen Ausmaßes beschwor er den Untergang ihrer Beziehung herauf.

Gaara beugte sich weiter hinab und vereinte ihre Lippen schließlich. Zuerst erwiderte der Blonde die Berührung behutsam, als wolle er sich herantasten. Wenig später vergrub sich eine Hand in seinem Haar, die andere legte sich in seinen Rücken und zog Gaara ganz auf ihn hinab. Ein Schauer erfasste den Daimyô. Seine Lider senkten sich. Der Tag war aufregend genug gewesen und die vertraute Nähe zu seinem Krieger tat unheimlich gut.
 

Shikamarus erster Weg führte ihn zu Gaaras Arbeitszimmer. Doch wider Erwarten fand er den Daimyô dort nicht vor. Nachdenklich verharrte er in der Tür. Sein Blick schweifte durch das dunkle Zimmer. Gaara war nicht in seinen Gemächern und nicht in seinem Arbeitszimmer. Das war sehr ungewöhnlich. Der General kannte die Gewohnheiten des Rotschopfes. Wo sollte er um diese Uhrzeit sonst sein?

Er würde nicht ziellos durch die Burg laufen und Gaara suchen. Noch wollte Shikamaru keine allgemeine Alarmbereitschaft auslösen. Wenn nichts Ernstes war, wollte er die Krieger nicht unnötig in Aufregung versetzen.

Wo also könnte Gaara sein? Shikamaru schloss die Tür hinter sich, um nicht gestört zu werden. Die Augen schließend begann er in seinen Erinnerungen zu wühlen und alle Informationen Revue passieren zu lassen, die er über den Daimyô besaß. Mehr und mehr drängten sich die Ungereimtheiten in sein Bewusstsein, die allesamt mit Deidara im Zusammenhang standen. Shikamaru erinnerte sich an das letzte O-bon. Unauffällig hatte er Gaara beobachtet. Dieser hatte seinen Kopf an Deidaras Schulter gelehnt. Gaara hatte den Blonden gegen den Wunsch des Rates zum Samurai ernannt. Deidara war noch immer hier, obwohl er eigentlich keinen richtigen Grund hatte. Oder? Zuvor war ihm das Grab seines Meisters auch nicht wichtig genug gewesen, um es täglich zu besuchen. Deidara passte nicht hierher und der Krieger zeigte dies auch deutlich. Er wollte sich gar nicht wirklich anpassen. Seit Deidara in der Burg lebte, traf Gaara sich regelmäßig mit ihm, allein. Mit niemandem zuvor hatte der Daimyô derart engen Kontakt gehabt. Bei Gaara konnte man dies durchaus schon als engen Kontakt bezeichnen, war dieser sonst eher zurückhaltend. Gaara hatte Deidara auf die letzten Auswärtsbesuche mitgenommen, obwohl Shikamaru es als ungewiss empfand, ob man Deidara überhaupt trauen konnte. Niemand vertraute dem ehemaligen Rônin, nur Gaara. Deidara hatte den Daimyô verborgen nach dem zweiten Angriff von Sasuke. Wo er ihn versteckt hatte, wusste Shikamaru bis heute nicht. Gaara schwieg sich über dieses Detail aus. Und nun folgte die neuerliche Ungereimtheit. Deidara war bisher ohne eine Strafe davon gekommen. Lediglich aus dem Dienst innerhalb der Burg hatte Gaara ihn herausgenommen. Eigentlich war es die Aufgabe des Generals, sich um die Krieger zu kümmern. Doch Deidara war mehr Gaara direkt unterstellt als ihm. Der Blonde nahm ihn auch nicht ernst.

Shikamaru öffnete seine Augen wieder. Entschlossen verließ er das Arbeitszimmer des Daimyô und schritt Richtung Deidaras Zimmer. Alle Merkwürdigkeiten standen mit dem Krieger in Verbindung. Demnach suchte er Gaara zuerst dort. Bisher lag er selten falsch mit seinen Überlegungen.

Bei Deidaras Raum angelangt verharrte er und lauschte. Dumpf konnte er keuchende Laute vernehmen, aber nur ganz leise. Achtete man nicht darauf, würde man vermutlich nichts hören. Shikamaru hoffte, dass er mit seiner Theorie nicht Recht behielt.

Der General klopfte und augenblicklich wurde es hinter der Tür still. Kurz sah Shikamaru den Gang entlang. Er war allein. Ein Wachhabender hörte ihn also nicht. „Deidara, ich suche Gaara-sama“, sprach er gerade laut genug, um ihn im Zimmer noch zu verstehen. „Ihr wisst nicht zufällig, wo er ist?“

Es blieb vorerst ruhig. Geduldig wartete Shikamaru, konnte er sich denken, was nun geschah. Unbekleidet würde Deidara die Tür vermutlich nicht öffnen. Endlich schob sich die Tür auf. Deidara sah ihn genervt an. Nach einem Herzschlag lehnte er sich gegen den Pfeiler, der als Türrahmen diente, versperrte ihm aber mit dem Arm den Weg in sein Zimmer. Dafür sah er nun Gaara, der am Tisch saß und soeben die Öllampe entfachte. „Du störst, hm“, warf Deidara ihm respektlos an den Kopf. Nur widerwillig senkte der Blonde seinen Arm, sodass der General eintreten konnte. Hinter ihm schloss Deidara die Tür und schlurfte zum Tisch. Der Krieger ließ sich auf eines der Sitzkissen fallen. Frustriert stützte er sich auf der Tischplatte ab und bettete sein Kinn in der Handfläche.

Shikamaru ließ sich nicht auf Deidaras Provokation ein. Langsam näherte er sich. „Setz dich“, bot Gaara ihm gefasst an. Während Shikamaru der Aufforderung nachkam, erfasste er mental die Situation, die sich ihm bot. Deidaras Yukata war schlampig gebunden. Das war allerdings nicht ungewöhnlich bei dem Krieger. Musternd wanderte sein Blick weiter. Gaaras Yukata verhüllte wie immer ordentlich seinen Körper, aber das Haar war zerzaust. Auf seinen Wangen lag ein verblassender Hauch Rosa. Seine Lippen waren gerötet und glänzten feucht, ebenso wie bei Deidara. Niemand musste etwas sagen. Shikamaru wusste nun, was hinter verschlossenen Türen ablief. Jetzt ergab Gaaras Nachsichtigkeit Deidara gegenüber Sinn. Wie lange ging das schon? Lange genug definitiv. Und er hatte nichts davon bemerkt. Warum Deidara Sakura bedroht hatte, fügte sich nun auch besser ins Bild. Der Blonde erschien ihm so oft unverständlich. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr glaubte er, dass er ihn schlecht einschätzen konnte, weil er seine Beweggründe nicht kannte und sie teilweise nicht den gängigen Verhaltensmustern innerhalb der Gesellschaft entsprachen. Deidara verhüllte vermutlich einen großen Teil seines Selbst in sich. Wie viel wusste Gaara über den Krieger?

„Was führt dich zu mir?“, fragte der Daimyô. Shikamaru konzentrierte sich auf das Wesentliche. „Sakura kam zu mir, weil sie dich nicht in deinen Gemächern vorfand“, erklärte er knapp. Er sprach nun vertraut mit Gaara, da er ihn als Verwandten ansprach, war die Situation, in die er geplatzt war, privater Natur.

Der Rotschopf runzelte die Stirn. „Warum war sie in meinen Gemächern?“ Es war allgemein bekannt, dass Gaara niemandem Zutritt gestattete, nur in Notfällen.

„Das kann ich dir leider nicht sagen. Aber sie machte sich Sorgen und suchte mich auf.“

Gaara gestattete sich ein Seufzen. „Hat sie sonst noch jemandem von ihrer Beobachtung erzählt?“ Je mehr davon wussten, desto komplizierter würde die gesamte Situation werden, das war Shikamaru bewusst.

„Ich denke nicht, wäre sie andernfalls nicht persönlich zu mir gekommen.“ Der Schwarzhaarige hatte nicht vor, sich in Gaaras private Angelegenheiten einzumischen. Mit wem er intim sein wollte, war seine Entscheidung. Strategisch gesehen fand Shikamaru es jedoch unklug, ausgerechnet zu Deidara ein Verhältnis aufzubauen. Nun konnte er aber zumindest nachvollziehen, warum der Blonde immer noch hier war.

„Berichte ihr, ich bin in meinem Arbeitszimmer und möchte nicht gestört werden.“ Shikamaru wagte einen zweifelnden Blick. Gaara log? Das war neu. Offensichtlich wollte er nicht, dass Sakura von der Beziehung mit Deidara erfuhr. „Ich werde es ihr ausrichten.“ Als General würde er gehorchen. Doch als Familienmitglied fände er es besser, Gaara würde nicht solche wichtigen Details verheimlichen. Dadurch entstand eine Lücke im Schutz.

„Allerdings gehst du ein Risiko ein, wenn du nachts durch die Burg schleichst und niemand weiß, wo du bist. Gelangt diese Information in die falschen Hände, könnte dies zu einem erfolgreichen Attentat führen. Gerade jetzt.“ Sasuke schreckte bestimmt nicht vor einem Attentäter zurück.

„Dann sorge dafür, dass niemand hiervon erfährt“, befahl Gaara. Der warnende Unterton wies ihn darauf hin, wie ernst dem Rotschopf die Geheimhaltung war. Shikamaru war innerlich beunruhigt. Gaara wirkte beinahe rebellisch. War das Deidaras Einfluss? „Selbstverständlich.“ Der General neigte ergeben seinen Kopf. „Es wäre jedoch sicherer für dich, bliebest du nachts in deinen Gemächern“, wandte Shikamaru ein. Ein unbemerktes Eindringen in Gaaras Schlafzimmer war unmöglich.

„Shikamaru, du weißt jetzt, wo du mich findest, wenn ich nicht in meinen Gemächern bin. Das muss reichen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Und ich wünsche, dass niemand, auch nicht meine Frau, Zutritt zu meinen Räumen erhält, wenn ich es nicht ausdrücklich erlaube.“

Auch diese Anweisung würde der General in die Tat umsetzen. Aber gut hieß er das nicht. Vor Deidara wollte er jedoch keine Diskussion mit Gaara beginnen. Er würde ihn später noch einmal darauf ansprechen. Vorerst ging er loyal auf den Wunsch des Daimyô ein. „Ich werde mich darum kümmern.“

Gaaras Blick verlor nun etwas von seiner Unnachgiebigkeit. „Du kannst gehen.“

Shikamaru erhob sich. Ein letzter Blick glitt zu Deidara, der ihn amüsiert angrinste. „Schönen Abend noch, hm.“ Der Blonde machte sich in Gaaras Beisein über ihn lustig. Das war demütigend und da half auch Gaaras mahnender Blick und das leise tadelnde: „Deidara“, nicht.

Der General verbeugte sich. „Ich ziehe mich zurück“, erklärte er und verließ den Raum. Tief atmete er durch. Bedächtig setzte er sich in Bewegung. Sakuras Sorge sollte immerhin bereinigt werden. Allerdings bereitete ihm das Erfahrene Kopfzerbrechen. Er würde gern mit seiner Frau darüber sprechen, schließlich war sie Gaaras Schwester. Seiner Meinung nach handelte der Daimyô unvernünftig und das war eigentlich nicht dessen sonstige Art. Deidara übte einen schlechten Einfluss auf Gaara aus. Aber sollte er riskieren, sich dem Befehl seines Daimyô zu widersetzen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mangrovenkrabbe
2015-04-08T11:38:37+00:00 08.04.2015 13:38
Ich hab es geahnt, die Katze ist (zumindest partiell) aus dem Sack! Mann ich war die ganze Zeit beim lesen total angespannt! XD Immerhin hat Sakura noch nichts mitbekommen... @.@ aber dass Dei fröhlich mit Pfeilen auf sie zielt war ein dezenter Hinweis auf eifersucht xD du machst mich fertig, es ist so spanneeeeend! >.<
Von: abgemeldet
2014-10-22T17:15:21+00:00 22.10.2014 19:15
ach es ist aber immer so schön spannend bei dir
ich freue mich schon auf das nächste kapitel

Lg


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