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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Die Narbe

In dem kleinen Teehaus, welches sich am Ende eines Gartenpfades im hinteren Teil des Burggartens versteckte, waren sie völlig ungestört. Das durchscheinende Papier der Fenster ließ zwar genug Licht hinein, aber hindurchsehen konnte man nicht. Gaara schätzte solche Rückzugsorte, lag in diesen Momenten nicht die Aufmerksamkeit aller auf ihm. Dass er mit Deidara allein war, wunderte niemanden mehr nach ihren vielen gemeinsamen Spaziergängen und Spielpartien.

Gaara hatte diesen Ort absichtlich gewählt. Bei Betreten des Teehäuschens wurden alle gesellschaftlichen Unterschiede abgelegt. Zwar glaubte er nicht, dass der Blonde sich von seinem Status abschrecken ließ, doch er wollte hiermit einfach verdeutlichen, dass er ein ausgeglichenes Verhältnis bevorzugte, solange sie alleine waren. Momentan herrschte noch Schweigen, während er das heiße Wasser in die Teeschale zu dem Pulvertee gab und ihn mit dem Bambusbesen leicht schaumig schlug. Manchmal erstaunte ihn, dass Deidara sich so gut an bestimmte Regeln halten konnte, wenn er nur wollte. Selbst die Teezeremonie war von selbigen durchzogen, aber der Blonde wirkte momentan angenehm entspannt.

Gaara reichte ihm die erste Teeschale. Zwei mal drehte der Krieger sie in der Hand, ehe er sie in drei Schlucken leerte. Die Schale reichte er dem Rothaarigen zurück. Nun bereitete er für sich selbst Tee zu, den er in ruhigen Zügen trank. Eigentlich könnte er einen Teemeister in Anspruch nehmen, der die Zeremonie deutlich besser leiten konnte. Aber dann wäre er mit Deidara wieder nicht alleine. Und er hatte heute diesen Ort als Treffpunkt gewählt, weil er sich mit ihm unterhalten wollte, ohne dabei zeitgleich auf ein Spielbrett achten zu müssen. Noch immer kribbelte es aufgeregt in ihm, wenn er daran zurückdachte, was Deidara vor ein paar Tagen gesagt hatte. Er war bereit, auf ihn einzugehen.

„Der Tee ist gut, hm.“ Deidaras tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Gaaras Blick, der zuvor auf die Teeschale in seinen Händen gerichtet war, hob sich und sah in das sichtbare Auge. „Ich mag diese Sorte sehr gern“, erklärte der Rothaarige. Den Tee hatte er mit Absicht gewählt. Er wollte Deidara nach und nach kennen lernen und da sollte dieser schließlich auch die Möglichkeit erhalten, umgekehrt ihm näher zu kommen.

„Deine Lieblingssorte?“, hakte der Blonde nach. Langsam nickte Gaara. Er mochte dieses herbe Aroma mit dem süßlichen Nachgeschmack, der sich erst auf der Zunge ausbreitete, wenn man geschluckt hatte. „Hast du noch andere Vorlieben? Außer Go, Shôgi und die Teezeremonie, hm?“ Die Neugierde freute Gaara. Das bedeutete, dass Deidara mehr von ihm wissen wollte.

„Ich züchte Bonsai.“

Amüsiert schmunzelte der Krieger. „Alles eher ruhige Beschäftigungen“, kommentierte er. Zustimmend neigte Gaara den Kopf. Er mochte diese Tätigkeiten. Sie halfen ihm, innere Ausgeglichenheit zu finden und sich zu entspannen.

„Was machst du gern?“, fragte der Rotschopf nun. Von Deidara wusste er nur, dass er gern kämpfte und ein Ausnahmetalent im Bogenschießen war. Und er widersetzte sich gern mal den Regeln. Welche privaten Neigungen der Blonde ansonsten hatte, konnte er bisher nur rätseln.

Deidara stützte seine Hände hinter sich ab und nahm eine sehr lässige Sitzposition ein. „Jagen, Kämpfen, Töpfern… ich bade gern. Heiße Quellen sind schön, das Meer aber auch. Und ich schaue mir gern Kyôgen-Stücke an, hm.“

Das waren mehrheitlich aktive Tätigkeiten. Gaara war bereits zu Ohren gekommen, dass der Blonde öfters Tonkrüge herstellte und auch mit Schwarzpulver füllte. Wie der Krieger an selbiges gelangte, war ihm schleierhaft, aber offensichtlich hatte er gute Quellen. Momentan brauchten sie dessen extravagante Art des Kämpfens jedoch nicht. Deswegen lagerten die Krüge in einer der Waffenkammern. Shikamaru hatte dafür gesorgt, dass diese gefährlichen Waffen dort gelagert wurden, wo sie recht sicher standen.

Interessant fand Gaara die Erwähnung des Theaters. Kyôgen-Stücke waren meist dazu gedacht, die ernsten Stücke des Nô-Theaters in einer Pause aufzulockern. Sie sollten vor allem lustig sein. Dies verstärkte seinen Eindruck noch, dass Deidara im Grunde eine eher heitere Persönlichkeit besaß und selbige nur durch Sasoris Tod belastet worden war.

„Hast du schon einmal in einer heißen Quelle gebadet?“, fragte er. Da Deidara dies explizit erwähnte, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Gaara würde gern mal in einer heißen Quelle baden. Aber auf Shikoku gab es keine.

Der Blonde gab einen bejahenden Laut von sich. „Akatsuki hat in einem alten Onsen gewohnt, bevor wir dich gegen Orochimaru unterstützt haben, hm.“

Das musste schön sein, solch eine Quelle vor der Haustür zu haben und baden gehen zu können, wann man wollte. „Warum wohnt Akatsuki nicht mehr dort?“ Es war doch schade, ein Onsen aufzugeben. Deidara schnaufte. „Tobi hat unser Versteck entdeckt und angezündet, hm.“ Allmählich dämmerte ihm, warum Akatsuki komplett vor seinem Burgtor aufgetaucht war und das auch noch mit einer Frau, von der zuvor nie jemand etwas gehört oder gesehen hatte. Ihr Heim war zerstört worden und sie mussten sich zusammen auf den Weg machen. Gaara wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Deswegen deutete er nur ein verstehendes Nicken an und schwieg.

„Warst du schon mal in einer heißen Quelle, hm?“ Glücklicherweise wollte Deidara keine politischen Themen wälzen, was ihm sehr gelegen kam. Gaara schüttelte mit dem Kopf. „Auf Shikoku gibt es keine und bisher war ich bei meinen politischen Reisen nicht in einer Gegend, die heiße Quellen besitzt.“

Leichter Unglaube schlug ihm entgegen. „Du verpasst was“, erklärte Deidara. „Bei deiner nächsten Reise solltest du definitiv eine Nacht in einem Onsen einplanen, hm.“ Gaaras Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Lächeln. „Vielleicht werde ich das tun.“ Seine Antwort war unbestimmt. Eigentlich nutzte er seinen Rang nicht unbedingt aus, um sich jede Annehmlichkeit zu nehmen, die seinem Rand durchaus zustand. Er wollte sein Land verantwortungsbewusst regieren und da konnte er doch nicht immer nur an sich denken. Auf einer politischen Reise gab es genug andere Dinge, die er im Auge behalten musste. Aber sollte zufällig auf dem Weg ein Onsen sein, wäre er garantiert nicht abgeneigt, eine Nacht dort zu verbringen.

Jadefarbene Augen verfolgten aufmerksam Deidaras Bewegungen, als dieser näher kam. Dessen linke Hand hob sich zu seinem Gesicht und schob ein paar Strähnen beiseite, sodass die Narbe auf seiner Stirn freigelegt war. Unbehagen machte sich in ihm breit. Die Narbe gehörte einem Teil seines Lebens an, deren Erinnerung schmerzte.

„Wie kam es zu der Narbe, hm?“, fragte Deidara leise. Gaaras Blick senkte sich auf die Teeschale, die noch immer in seinen Händen weilte. Er wurde nur ungern daran erinnert. Aber ein Geheimnis war es nicht. Und es war ihm lieber, wenn Deidara seine Vergangenheit von ihm selbst erfuhr als von jemand anderem.

„Mein Onkel hat sie mir zugefügt.“ Seine Stimme kam ihm etwas kratzig vor, als er antwortete. „Er war der Meinung, dass ich keine Liebe von anderen verdiene, weil ich meiner Mutter das Leben genommen habe. Ich könne nur mich selbst lieben. Das Kanji soll mich daran erinnern.“ Gaara nahm sich zusammen, nicht unter dem Ansturm der Gefühle, die ihn in vergangenen Tagen so oft heimgesucht hatten, einzuknicken. Yashamaru war erst so freundlich zu ihm gewesen und dann hatte er ihn plötzlich angegriffen und ihn ein Monster genannt. Doch das war vorbei. Inzwischen war alles anders.

„Wie kommt er darauf, hm?“, erkundigte sich Deidara.

Tief atmete Gaara durch. „Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt. Er hat mir die Schuld am Tod seiner Schwester gegeben. Vielleicht wäre alles einfacher gewesen, würde ich nicht den Sand nach meinem Willen steuern können…“

Abfällig schnaubte der Blonde. „Was für ein Unsinn. Als ob du etwas für den Tod deiner Mutter oder deine Fähigkeiten könntest, hm.“ Sanft strich Deidaras Daumen über die feinen Linien der Narbe. Noch nie hatte jemand sie berührt. Das Gefühl war seltsam.

„Es ist kein Unsinn“, widersprach Gaara gedämpft. „Ich hatte meinen Sand als Kind nicht richtig unter Kontrolle. Er hat auf meine emotionalen Zustände reagiert. Dadurch sind einige zu Schaden gekommen.“ Manche mehr, manche weniger. Und manche waren inzwischen vielleicht schon wiedergeboren worden.

Kurze Stille, dann erhob Deidara seine Stimme wieder. „Deine Mutter auch, hm?“

„Nein.“ Darüber war Gaara sehr froh. Seine Mutter war an den Blutungen gestorben, die nicht hatten enden wollen. Zu dem Zeitpunkt hatte noch niemand von seiner Fähigkeit gewusst.

„Ich hoffe, dein Onkel ist weggesperrt? Das ist doch krank, was er getan hat, hm.“ Langsam hob Gaara seinen Blick und sah in das azurblaue Auge. Deidara wirkte verärgert. Machte er sich so viele Gedanken um ihn? Die Vorstellung war… nett.

„Er ist tot.“ Nach einer kurzen Pause fügte er flüsternd an: „Ich hab ihn umgebracht.“ Bisher hatte er nie so direkt gezeigt, dass ihn seine Vergangenheit mitnahm, geprägt hatte. Als Sohn des Daimyô hatte er stets gelernt, nur Stärke und Selbstbewusstsein zu zeigen. Selbst als Kind war Weinen inakzeptabel gewesen.

Deidara kombinierte richtig, als er fragte: „Weil du deine Fähigkeit nicht unter Kontrolle hattest, hm?“ Gaara nickte. Es hatte ihm sehr wehgetan, dass sein Onkel, den er sehr gemocht hatte, so schlecht über ihn gedacht und ihm etwas vorgespielt hatte. Vor allem auch, weil er angenommen hatte, er glaube ihm, dass er andere nicht absichtlich angriff. Nach diesem Vorfall hatte sich das aber geändert. Dann hatte er bewusst nach seinem Sand gegriffen. Wenn er keine Liebe verdiente, wozu sollte er dann noch versuchen, die Liebe von anderen zu gewinnen? Offensichtlich war er vorher schon nicht dazu in der Lage gewesen. Diese Denkweise hatte sich dank Naruto gewandelt, dem Sohn eines Samurai, der in Matsuyama mit seinem Daimyô zu Besuch gewesen war. Aber unsicher war Gaara immer noch, ob er nun liebenswert war. Verdiente jemand wie er es, geliebt zu werden? Er wünschte es sich. Daher war er auch sehr dankbar, dass Deidara sich nicht an seiner Fähigkeit zu stören schien und auf sein Interesse eingehen wollte.

Dessen Hand löste sich langsam von ihm. „Wie konnte er dich überhaupt verletzen, hm?“ Die Frage war berechtigt, denn sobald er sah, was auf ihn zukam, schützte sein Sand ihn. „Ich… war schockiert und konnte erst nicht glauben, dass mein Onkel, der behauptet hatte, er würde mich lieben, mich so sehr verabscheute.“

Deidara fuhr sich mit den Fingern der linken Hand durchs Haar und schob es über die Schulter zurück. „Was für ein Idiot.“ Gegen seinen Willen musste Gaara leicht schmunzeln. Es wirkte, als sei das Thema für den Blonden damit abgeschlossen. Einfach so. Nach dem Motto, er wusste es nun, bildete sich seine Meinung dazu und legte es dann in eine Schublade, um das Wissen dort aufzubewahren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

„Die Menschen haben nun mal Angst vor Dingen, die sie nicht erklären können.“ Zauberei nannten manche seine Fähigkeit. Als Dämon oder Monster hatte man ihn auch schon oft betitelt. Definitiv war diese Macht widernatürlich. Davor fürchteten sich die Menschen. Und Furcht konnte schnell in Hass umschlagen.

Deidara lachte. Irritiert runzelte sich die Stirn des Rothaarigen. „Was ist so lustig?“, fragte er. Gaara konnte sich wirklich nicht erklären, warum Deidara seine Worte so erheiterten. Belustigt sah ihn das azurblaue Auge an. „Das sind alles Weicheier, hm.“
 

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Ich habe die Geschichte ein kleines bisschen abgeändert, weil ich es für diese FF hier mit Gaaras Kanji auf der Stirn passender finde :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mangrovenkrabbe
2014-07-07T07:37:39+00:00 07.07.2014 09:37
Juhuuu es geht endlich weiter! *-* Mir gefällt deine leicht abgewandelte Version von Gaaras Vergangenheit, das passt wirklich gut in die Story :) Aber Dei is ja auch gut, wie er reagiert hat :D Das fand ich irgendwie herrlich sympathisch...
Und die Teezeremonie...! Sowas kompliziertes aber authentisches aufzugreifen finde ich klasse, auch wenn ich selber keine Ahnung von den einzelnen Schritten habe xD
Freu mich schon auf das nächste Kapitel!
Antwort von:  Bambusbesen
07.07.2014 16:52
Das beruhigt mich, dass es hier passt :3 Ich fand die Vorstellung etwas komisch, wie er sich das selbst zufügt in dieser alternativen Welt. Daher kam mir die Idee, dass der Onkel ein bisschen durchgedreht sein könnteXD war er ja auch irgendwoXD
Ja, die Teezeremonie ist kompliziert - hab mal eine Hausarbeit darüber geschrieben. Aber daher hab ich auch die Informationen - wobei ich das alles sehr minimal gehalten und mich auch nicht 100%ig dran gehalten hab. Ich glaub, das wäre sonst langweilig gewordenXD
Auch hier ist das nächste Kapitel schon in der Warteschleife*hust* Animexx ist derzeit langsam mit freischalten@.@
Antwort von:  Mangrovenkrabbe
07.07.2014 21:15
Auf jeden Fall ;) Ja, das wär hier etwas fehl am platze gewesen... und yashamaru traut man sowas zu XD
Wow... das war sicher nicht ganz einfach dadrüber ne ganze arbeit zu schreiben! o.O Haha verstehe... :D
Ahhh, los animexx!!


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