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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Aufbruch nach Tokushima

Am Morgen der Abreise brachte ein Diener Deidara neue Kleidung vorbei. Irritiert nahm der Blonde den Stapel dem Mann ab und schob seine Zimmertür wieder zu. Nachdenklich betrachtete er das ordentlich zusammengelegte Kleiderbündel auf seinem Arm. Mit den Fingern strich er über den Stoff. Er war von höherer Qualität als das, was er die letzten Jahre getragen hatte.

Lange musste der Blonde nicht überlegen, warum Gaara ihm diese Kleidung bringen ließ. Die wenigen Sachen, die er besaß, waren allesamt aus einfachem, zweckmäßigem Stoff. An manchen Stellen sogar geflickt. Reiste er mit Gaara, würde es nur zu unangenehmen Fragen kommen, wenn einer seiner Gäste wie ein Landstreicher aussah, der er eigentlich auch war. Warum der Daimyô ihn unbedingt als Samurai wollte, verstand Deidara nicht. Und wieso er weiterhin seine Gastfreundschaft annahm, darüber war er sich auch nicht so recht im Klaren. Es war ganz… angenehm in seiner Gesellschaft. Der Rotschopf drängte sich nicht auf, verlangte von ihm nicht sonderlich viel und ließ ihn mit persönlichen Themen in Ruhe. Sasori hatte er auch nicht mehr angesprochen. Wollte er über seinen toten Meister reden, würde er schon von selbst den Mund aufmachen. Momentan war ihm aber nicht danach.

Deidara legte den Stapel Kleidung neben seinem Futon ab und streifte seinen Schlafyukata vom Leib. Nachdem er sich einen Überblick über die neuen Sachen verschafft hatte, zupfte er mürrisch an dem cremefarbenen Hadagi[46]. Seit Jahren trug er keinen mehr und jetzt wollte man genau das von ihm? Genervt seufzte er, schlüpfte aber einfach in das Kleidungsstück. Gaara hatte ihm versichert, dass er nicht als sein Untergebener reiste. Da sollte er sich vielleicht an die Gepflogenheiten des Samurai-Standes halten. Anschließend zog er den neuen, roten Gi über, band ihn mit dem schlichten Obi zusammen, um den ebenfalls cremefarbenen Hakama über zu streifen. Schlussendlich folgten die schwarzen Tabi[47].

Selbst an einen neuen Hirazutsumi hatte man gedacht. Das Stofftuch war in derselben Farbe gehalten wie der Gi. Allmählich fragte er sich, wie abgerissen er in seinen alten Kleidern ausgesehen haben musste. Zugegeben, er fühlte sich wohl in der neuen Kleidung. Der Stoff war weicher und somit angenehmer auf der Haut. Sein Blick fiel auf das breite, schwarze Band, welches ebenfalls in dem Stapel gelegen haben musste. Es ähnelte sehr stark dem Streifen, mit dem er sein linkes Auge verbarg. Nur war dieses hier ordentlich genäht und nicht einfach mit dem Dolch aus irgendeinem Stück Stoff heraus geschnitten. Demnach ersetzte Deidara seinen Stofffetzen durch das neue Band.

Leise seufzte er und packte sein weniges Hab und Gut in den Hirazutsumi, verschnürte ihn. Sasoris Waffen fanden ihren üblichen Weg unter den Obi und wurden von selbigem an seiner Seite gehalten. Seinen Bogen samt Köcher mit Pfeilen hängte er sich schräg über die Schulter.

Deidara griff nach dem roten Band. Selbst an das Haarband hatte man gedacht. Abwägend schaute er auf den Stoffstreifen in seiner Hand. Vielleicht war es Zeit für eine Veränderung. Damals hatte er für Sasori den Zopf anders gebunden, sodass mehr von seinem Haar offen über seine Schulter hängen konnte. Kisame hatte ihm erklärt, dass offenes langes Haar sanfter wirkte und durchaus dazu beitragen konnte, Sasori zu einer Annäherung zu verlocken. Und danach hatte der Blonde die Frisur aus Gewohnheit einfach beibehalten. Doch sein Meister war tot. Es gab niemanden mehr, den er mit diesem Kniff aus der Reserve locken oder dem er gefallen wollte. An sich war es auch egal, wie er sein Haar trug. Doch den alten Zopf im Nacken wollte er nicht mehr. Also stopfte Deidara das Haarband einfach in den Ärmel des Gi. Sollte es notwendig sein, konnte er es benutzen, ansonsten brauchte der Blonde eigentlich kein Haarband.
 

Im Innenhof angelangt, waren bereits die Pferde gesattelt. Der Blonde zählte zehn Tiere. Eines war für den Daimyô bestimmt. Ein weiteres für den General. Ihm war zu Ohren gekommen, dass er ebenfalls zum Gefolge gehörte, welches Gaara nach Tokushima begleitete. Ein Pferd würde Deidara erhalten. Fünf Samurai hielten sich bereits in der Nähe auf, also zählten sie zur Gruppe. Die letzten Tiere trugen große Taschen auf dem Rücken und waren demnach eindeutig als Packpferde zu identifizieren. Erstaunlich, dass Gaara mit so wenig auskommen wollte. Immerhin benötigten sie allein bis nach Tokushima vier Tage. Normalerweise reiste ein Daimyô mit deutlich mehr Gepäck, gehörte es zum einen zum Status dazu, zum anderen benötigte er luxuriöse Kleidung, um seinen Stand hervorzuheben. Deidara war sich sicher, dass Gaara diese Bräuche achtete, aber offenbar war er in der Lage, effektiv zwischen dem Nötigen und Überflüssigem wählen zu können.

Schritte näherten sich und der Blonde konnte Shikamarus Stimme hören, die gerade erklärte, dass Akimichi Chôji ihn als General in Matsuyama vertreten würde, bis sie wieder zurück waren. Halb wandte der Blonde sich um und ließ seinen Blick nur kurz über den General schweifen, verharrte dafür länger bei Gaara. Jetzt verstand er, warum dieser so wenig Gepäck benötigte. Der Rotschopf war ähnlich gekleidet wie er, selbst der Jin Baori fiel schlichter aus. Während der Reise verzichtete er auf Kleidung aus kostbaren Stoffen, die für diese Angelegenheit ungeeignet war. Deidara vermutete, dass Gaara erst am Tag ihrer Ankunft in Tokushima andere Kleidung anzulegen gedachte.

Die Samurai und Shikamaru dagegen trugen zusätzlich einen großen Teil ihrer Rüstung. Selbstverständlich, dachte der Blonde, sie waren schließlich zu Gaaras Schutz hier. Allerdings fragte er sich, wie viel Schutz der Rothaarige wirklich brauchte bei seiner Fähigkeit.

Inzwischen versammelte sich wohl der halbe Hofstaat auf dem Innenhof, um Gaara zu verabschieden. Darunter erkannte er unter anderen dessen ältere Halbgeschwister. Der dicke Samurai neben Kankurô war dann wohl Akimichi. Ab und an hatte er den Mann mit dem General zusammen gesehen. An seiner Seite stand eine Frau mit langem, blondem Haar, welches sie zu einem ordentlichen Zopf zusammengebunden hatte, während eine lange Strähne die rechte Gesichtshälfte umspielte. Vermutlich Akimichis Frau.

Allgemeine Bewegung kam nun in die Samurai. Sie saßen auf, nachdem ihr Daimyô und der General im Sattel saßen. Der Blonde war wohl der einzige, der einen Moment länger benötigte. Das Tier sollte zumindest einen kurzen Eindruck bekommen, wer auf seinem Rücken sitzen würde. Demnach ließ er das Pferd zuerst an sich schnuppern, ehe er sich ebenfalls in den Sattel schwang. Mit halbem Ohr lauschte er Shikamarus Ausführungen, der befahl, dass drei Samurai vor Gaara reiten würden, zwei hinter ihm. Die letzteren sollten je eines der Packpferde bei sich führen. Der General selbst bildete den Schluss. Deidara würde einfach irgendwo dahinter reiten. Sein Wunsch nach Gesellschaft war gering und die Aussicht, die nächsten Tage durchweg mit Kriegern zu verbringen, die einen Rônin für ein Abfallprodukt der Gesellschaft hielten, steigerte seine Begeisterung nicht gerade. Dabei könnte ihnen jederzeit dasselbe Schicksal zuteil werden. Ihr Daimyô musste sie lediglich aus seinen Diensten entlassen oder aber der Herrscherclan starb. Ohne Gaara hätte er sich überhaupt nicht angeschlossen. Was Shikamaru von ihm dachte, wusste er nicht und es war ihm auch egal, solange er ihm weiterhin das Gefühl gab, ein Krieger zu sein.

Der Tross setzte sich endlich in Bewegung. Deidara wollte gern weg von den vielen Menschen. Es war immer noch ungewohnt, unter all den Fremden zu leben, obwohl er bereits rund zwei Monate hier war. Der Blonde war zu sehr daran gewöhnt, sich nur mit wenigen anderen auseinander setzen zu müssen oder eben, wie im vergangenem Jahr, mit niemandem. Zugeben musste er jedoch, dass die Übungskämpfe mit Shikamaru recht anspruchsvoll waren. Von Mal zu Mal schien der General seinen Kampfstil besser zu durchschauen, machte es ihm auf die Art schwerer, ihn zu besiegen. Es war eine nette Abwechslung und er konnte sich weiter entwickeln.

Unweigerlich drifteten seine Gedanken zu dem Daimyô ab. Wie es wohl wäre, gegen ihn zu kämpfen? Dass er in der Kampfkunst unterrichtet worden war, stand außer Frage, gehörte das zur Ausbildung dazu. Zudem trug er heute ein Katana und das dazugehörige Wakizashi am Obi. Sah man genau hin, erkannte man im Jin Baori auch die leichte Wölbung, wo sich der Flaschenkürbis verbarg. Gaara war in der Lage gewesen, seinen Pfeil aufzuhalten und das auf einer sehr geringen Distanz. Sein Sand war unglaublich schnell gewesen. Er musste darüber eine hervorragende Kontrolle haben. Warum hatte er den ersten Pfeil, den seines Samurai, nicht aufgehalten? Die einzig logische Erklärung dafür war, dass er den Sand nur auf kürzeren Entfernungen manipulieren konnte. Dennoch war selbiger eine mächtige Waffe, konnte er den Rotschopf vor jedem Angriff bewahren und machte ihn quasi unverwundbar. Grübelnd wanderte sein Blick zu dem weiter vorn reitenden Daimyô. Ein Kampf gegen ihn wäre wirklich interessant. Sicherlich konnte man eine Mauer aus Sand auch durchbrechen. Die Frage war nur, auf welche Art dies möglich war. Deidaras Neugier war entflammt. In einer ruhigen Minute sollte er Gaara mal nach einem Übungskampf fragen. Dass er dem Daimyô vielleicht zu nahe trat oder es als Rônin ungebührlich war, ignorierte er völlig. Der Blonde hatte sich in den Kopf gesetzt, gegen Gaara kämpfen zu wollen. Und er würde seinen Willen bekommen, irgendwie.
 

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[46]Hadagi: „Unter-Gi“, wie ein Unterkimono

[47]Tabi: Socken mit separatem großem Zeh



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