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Luciana Bradley und die Sammlungen der Väter

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Verdeckte Ermittlung

Verdeckte Ermittlung

 

„Bitte beachten Sie den Abstand zwischen dem Zug und dem Bahnsteig“, tönte es nun schon zum fünften Mal durch den blechern klingenden Lautsprecher der U-Bahn. Mit einem Touristenprospekt, welches sie sich beim Umsteigen in der letzten Station an einem Infostand geschnappt hatte, fächerte sich Luciana etwas Luft zu, die in dem überfüllten Abteil stand, als seien sie in einem übergroßen Backofen gefangen. Der Einzige, dem die Schweißperlen nicht auf der Stirn standen, war Rennoc, der sich in einem hellbraunen Tweed-Dreiteiler zwar in das Gesamtbild der Londoner U-Bahn einfügte, aber durch Abwesenheit von geröteter Hautfarbe und besagtem Schweißfilm auf der makellos polierten Halbglatze, mehr einer Wachsfigur glich (dank des GFYS Tranks konnten Vampire, zumindest für ein paar Stunden, den Tag genießen, allerdings befand sich das Mittel noch in der Testphase Zwei). Zum Glück waren die Touristen, Pendler und Arbeiter in dieser Stadt derart beschäftigt mit ihren eigenen Angelegenheiten, dass es bisher nicht einen fragenden Seitenblick an diesem affig heißen Augusttag gegeben hatte.

     An der Green Park Station angelangt, folgten die beiden dem Strom der Menschen, der sie durch einen Unterführungstunnel mitten auf den Weg eines kleinen Parks führte.

     „Das Appariersperrgebiet erstreckt sich noch mehrere hundert Fuß weiter hinter die Grünanlage“, sagte Rennoc und deutete über seine Schulter hinweg an dem Tunnelausgang vorbei. Luciana musste sich erst an den grellen Sonnenschein im Freien gewöhnen und wurde prompt von einer Gruppe Halbwüchsiger in Schuluniformen angerempelt. Wie sehr sie doch Touristenmagnete verabscheute. Der alte Bibliothekar führte sie schmunzelnd ein paar Meter abseits des Weges und reihte sich in eine Schlange ein, die sich vor einer kleinen Imbissbude formiert hatte.

     „Ich denke ein Becher Kaffee wäre Ihnen Recht, Fräulein Bradley?“

     „Heute Mary“, sagte Luciana leise, wobei sie sich noch ein Stückchen zu Rennoc vorbeugte. „Das Teil hier trage ich bestimmt nicht ohne falschen Namen“, damit deutete sie an sich herunter und beäugte, nicht ohne eine gewisse Abscheu im Blick, das beige Ungetüm von einem A-Linien Kleid mit geblümtem Muster. Zugegeben, bei den Temperaturen konnte sie sich nicht über den leichten Stoff und die freien Arme wie Beine beschweren, allerdings sah sie darin aus, wie ein zwölfjähriges Lockmittel für pädophile Triebtäter. Gabriel hatte darauf bestanden, dass sie sich so ‚untypisch‘ wie nur irgend möglich kleidete, aber es war keine Rede davon gewesen, Johnny den Part des Stylisten überlassen zu müssen. Zumindest hatte sie sich die beiden geflochtenen Zöpfe heraus zubbeln können, noch bevor sie und Rennoc über einen Kamin in den Tropfenden Kessel gereist waren. Nun trug sie ihr Haar in einem, etwas wüst aussehenden Dutt. Alles besser als der Gretel-Verschnitt.

     „Ich vergaß“, antwortete Rennoc und wieder trat ein Schmunzeln in sein Gesicht. „Ihr Pate ist in Punkto Inkognito schon immer besonders gründlich gewesen.“ Ja, so konnte man die gefälschten Pässe plus Alibi-Identitäten auch bezeichnen (Luciana wagte stark zu bezweifeln, dass man sie im Falle des Falles nach ihrer Lieblingsfarbe und den Namen ihrer sechs Geschwister befragen würde; diese Informationen hatte sie dennoch von ihrem Paten bekommen).

     Als sie an der Reihe war, bestellte Luciana einen schwarzen Kaffee zum Mitnehmen (Rennoc verzichtete - das portable Winzkaffee schien ohnehin keine Blutgruppen A bis B zu führen) und schlenderte dann mit ihrem ehemaligen Lehrer den Park entlang. Alle paar Meter kommentierte Rennoc die Gegend (was sie wirklich beeindruckte, immerhin bestand dieser Ort aus nichts weiter als Rasenfläche, Bäumen und ein paar Parkbänken – auf die Information, dass sie eben in diesem Moment auf Jahrhunderte alter Lepra-Gebeinen herum latschten, hätte sie allerdings gerne verzichtet) und an der Stelle, an der man schon die ersten Tore des Buckingham Palace erkennen konnte, begann er mit dem etwas heikleren Thema.

     „Die private Führung beginnt um Punkt dreizehn Uhr. Wir treffen uns mit der Reisegruppe“, Gabriel hatte zu den beiden UOWV-Mitgliedern, die schon vor Ort waren, noch zehn ‚diskrete‘ Alibi-Touristen zusammen getrommelt, die nebenbei noch den Auftrag hatten, den Touristenführer mit allen erdenklichen Fragen auf Trab zu halten, „und dem Fremdenführer an der Nordseite des Victoria Denkmals und gehen dann gemeinsam in den Palast. Die Taschen werden gleich am Eingang des Tors in Augenschein genommen, ich hoffe Sie haben alle Gegenstände daheim gelassen, die man als Bedrohung ansehen könnte?“ Luciana nickte darauf. „Exzellent. Mr Wire“, das genervte Aufstöhnen konnte sie sich nicht verkneifen – Thomas Wire war als Mitarbeiter in gleich zwei Abteilungen der UOWV tätig (IT und Sicherheitsmanagement) und das größte, von sich selbst eingenommene Arschloch, das sie kannte und dem seine ‚Unsterblichkeit‘ wohl ein wenig sehr zu Kopf gestiegen war. Oh, hatte sie den Adrenalinjunkie-Part erwähnt? Hervorragende Wahl, dachte sie zähneknirschend und bedankte sich im Geiste beim Tränkelabor für das vermaledeite ‚GFYS‘-Serum, „und Miss Xaong“ (Werwolf Dame, IT-Nerd mit der Kombinationsgabe eines Supercomputers, klein, unscheinbar, niedlich - und das exakte Gegenteil zur Vollmondnacht) „werden nach den Sicherheitsvorkehrungen vor Ort Ausschau halten. Ich werde in Erfahrung bringen, ob die uns vorliegenden Grundrisse und räumlichen Eigenschaften noch den heutigen Gegebenheiten entsprechen und Sie“, Luciana hatte sich gerade eine nervliche Beruhigungszigarette angezündet, „halten im Blick, ob wir auch keinem der Mitarbeiter und Personen im Palast mit unserem Tun auffallen.“ Na wenn’s sonst nichts war …

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Der halbrunde Platz vor dem Buckingham Palast war überfüllt von Touristen, so, wie Luciana ihn noch von dem Kurztrip vor drei Jahren im Gedächtnis hatte. Zu dieser Jahreszeit schien es allerdings noch ein wenig mehr Menschenmasse zu sein, als im Frühling. Kaum, dass sie die Straße mit einem Schwung Passanten überquert hatten, konnte sie schon Wire erspähen, wie er gerade ein Gruppenfoto, vor der riesenhaften Statue, für ein halbes Dutzend junger Frauen aufnahm, die anscheinend einen Jungesellinnenabschied mit einer Sightseeing-Tour einläuteten (wenn die drei Flaschen Wodka und das Pinke Top einer der Damen, mit der Aufschrift ‚BRIDE‘, als Indizien zählen konnten).

     Natürlich ließ sich der selbsternannte Weiberheld nicht nehmen, den Alkohol selbst zu probieren und sich von gleich drei Mädels die Wangen mit Lippenstiftkussmündern versehen zu lassen. Selbst Rennoc schien bei diesem Anblick kurz um Fassung zu ringen, bekam sich aber schnell wieder ein und schüttelte Wires Hand. Wem auch immer sei Dank, handelte es sich bei dem Jungesellinnnenabschied nicht um ihre Alibi-Touristen-Gruppe, also hielt Luciana, auf den Zehenspitzen stehend, nach ihr Ausschau.

     „Ich nehme an, jegliche Hoffnung ist vergebens, dass dieser Herr bei Sir Rennoc nicht einem der Geniestreiche Ihres Paten entspringt?“

     Sie konnte nur hoffen, dass sich ein Notarztwagen schnell genug durch die Massen der Menschen hier hindurchschieben könnte, denn ihr Herz hatte von einer Millisekunde auf die Nächste seine Hauptfunktion eingebüßt. Ihr Kopf drehte sich langsam, mit leicht geöffnetem Mund und eingefrorenem, geschocktem Ausdruck im Gesicht, doch diese Stimme hätte sie unter Millionen wieder erkannt. Noch dazu der unverkennbare Tonfall, der, wie so oft, vor Sarkasmus triefte. Als ihr Blick auf den Mann neben ihr traf, war Luciana sehr froh darüber, dass sie nur ein Organ besaß, was hin und wieder in seiner Gegenwart das Schlagen einstellte, denn bei dem Bild, was sich ihr bot, wäre Nummer zwei auch gleich zu Schaden gekommen.

     Severus Snape, Professor für Zaubertränke in Hogwarts, Doppelspion für den Orden des Phönix, dessen Kleiderschrank ungefähr so viel Auswahlvielfalt wie der eines Homer Simpsons aufwies (mit dem kleinen Unterschied, dass bei Snapes Vokabular an der Stelle, wo das Wörtchen ‚legere‘ hätte stehen müssen, ein großes ‚ERROR‘ prangte und er demnach jeden Zentimeter Haut mit, vorzugsweise schwarzen, Stoff zubetonierte und wäre das nicht genügend Prüderie, jede erkennbare Silhouette seiner Rückseite mit meterlangen Bahnen von einem Umhangzelt zu verhüllen pflegte), stand in körper(hintern)betonten, anthrazitfarbenen Chino-Hosen und einem dunkelgrünen Leinenhemd vor ihr (dessen Ärmel bis zu den Ellen hoch gekrempelt waren – sein Schlangen-erbrechendes Totenschädeltatoo auf seinem linken Unterarm war nicht zu sehen – Makeup? Zauber? Oder hatte er es doch endlich weg Lasern lassen?). Die eine Braue, welche er nun bei dem Anblick einer starrenden Luciana hoch gezogen hatte, blitzte über den Rand seiner tiefbraunen Sonnenbrille. Hatte sie erwähnt, dass sein Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden war? Und ihm dabei die vordersten Strähnen, die offensichtlich zu kurz waren, ins Gesicht fielen? Oder, dass einer seiner Hände lasziv in eine seiner Hosentaschen verschwunden war?

     Das mit dem Krankenwagen hatte sich übrigens wieder erledigt, denn ihr Herz hatte den Streik beendet und anscheinend beschlossen, als Ausgleich für die Pause, einfach eine Doppelschicht zu schieben. Was ihr Blut endlich wieder in Hirnregionen transportierte und sie schnell aus der Schockstarre katapultierte.

     „Sie sind der Baskerville-Experte?“, fragte Luciana perplex, wobei ihr gerade eigens der Gedanke kam, dass sie es besser hätte wissen müssen. Nicht, weil sie besonders ausführlich über das Repertoire seiner Themengebiete informiert war, sondern weil das Schicksal sie seit ziemlich genau einem Jahr bei den unmöglichsten Gelegenheiten mit genau diesem Kerl zusammen würfelte.

     „Wenn Sie es noch ein wenig lauter herumposaunen, haben Sie auch sichergestellt, selbst die Wachen von dieser Tatsache zu informieren“, kommentierte Snape mit scharfem Unterton. Dabei hatte er, mal wieder, maßlos übertrieben – als ob irgendein gesprochenes Wort in dieser lärmenden Menge herausgefiltert werden könnte.

     „Zu Ihrer Frage, Professor“, sagte Luciana mit kühlem Tonfall. „Ja, Mr Wire gehört zu den Mitarbeitern meines Paten, aber glauben Sie mir, das missfällt mir garantiert mehr als Ihnen.“

     Damit wendete sie sich wieder von ihm ab und stiefelte an die Seite von Rennoc (der Abgang wäre sicherlich beeindruckender gewesen, hätte sie diesen nicht in einem, mit Blümchen bedruckten, Sommerkleidchen hinlegen müssen).

     In den nächsten paar Minuten fand sich auch die Touristengruppe bei ihnen ein, die unscheinbarer nicht hätte ausfallen können. Von einem zehnjährigen Kind bis hin zu dem Sandalen tragenden Rentner mit Kamera vor der Brust war alles dabei; die fünf Eingeweihten nickten sich zur Begrüßung zu, wobei Rennoc der Einzige war, der von Snape die Hand geschüttelt bekam; dann geleitete sie der Fremdenführer (ein durchschnittlich aussehender, dunkelblonder Mann in den Vierzigern) zu dem großen, schwarzen Tor auf der linken Seite des Palastvorhofes.

     Die Taschendurchsuchung ging ohne weitere Zwischenfälle über die Bühne (von der, sicher einen Meter langen, Kondomkette abgesehen, die der Sicherheitsmann an zwei Fingern aus Wires Tasche gezogen hatte). Einmal durch das schwere Eisentor hindurch gelangt, begann sich dann doch etwas Nervosität in Lucianas Magengrube auszubreiten. Der gesamte Vorhof des Palasts war mit Wachen und vor allem Überwachungskameras ausgestattet. Zwar erschienen die Grenadier Guards der Königin mit ihren turmhaften Bärenfellmützen und mehr traditionsreicher, als funktioneller Uniform am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts etwas deplatziert, nichtsdestotrotz handelte es sich bei ihnen um effektiv ausgebildete Männer, die allesamt mit einem höchst funktionstüchtigem Gewehr und aufgesetztem Bajonette ausgestattet waren.

     Snape und Rennoc waren in ein, wie es schien, angeregtes Gespräch vertieft (offenbar hatten die beiden, in den letzten Wochen ihrer Abwesenheit beim Orden, eine ganz besonders innige Beziehung zueinander aufgebaut - zumindest machte es den Eindruck, wie Luciana zähneknirschend bemerkte), während Wire und Xaong mit ihren beiden Spiegelreflexkameras scheinbar dreihundertsechzig Grad Aufnahmen von ihrer Umgebung knipsten. Die Alibi-Touristengruppe hatte, seit Eintreffen am Denkmal, nicht das Schnattern eingestellt und die meisten von ihnen kommentierten alle paar Meter jede noch so unspektakuläre Kleinigkeit mit einem ‚Oh‘ oder ‚Aaah‘. Soweit so gut, bisher schien alles glatt zu laufen.

     „Protego Totalum, keine zwei Tage alt“, hörte sie Snape an Rennoc gewandt murmeln, der beim Umsehen unscheinbar nickte.

     „Ja, so etwas hatte ich mir gedacht“, sagte der alte Mann und Luciana schloss ein paar Schritte zu ihnen auf, bis sie zwischen ihnen ging. Sie hatten sich ein paar Meter von der Gruppe zurückfallen lassen, was zum einen den Geräuschpegel um einiges minderte (der Fremdenführer hatte alle Hände voll damit zu tun, die ‚Touristen‘ immer und immer wieder um ‚Contenance‘ zu bitten) und zum anderen ihrem Tränkelehrer anscheinend ermöglichte, seinen sechsten Sinn besser zum Einsatz zu bringen. Obwohl … bei genauerer Betrachtung sah sie, dass sich beim Laufen an Snapes Hosen etwas Längliches abbildete (nicht das Längliche, dazu war die Form viel, viel zu dünn und falsch platziert), genau an der Stelle, in der seine Hand noch immer in der Tasche verschwunden war.

     „Ich dachte, die Schutzmaßnahmen hier schlagen Alarm bei jedem Zauber, den man ausspricht …“ Das hatte ihr zumindest Gabriel eingetrichtert, weswegen sie ihren Zauberstab erst gar nicht mitgenommen hatte.

     „Korrekt“, antwortete Snape, in der leisen Tonlage, die sie sonst nur zu hören bekam, wenn er ihr Gemeinheiten an den Kopf warf und es anwesende Personen nicht mitbekommen sollten. „Ein Zauberstab dient nicht nur der Kanalisierung eines Zauberspruches, sondern erweist sich auch als sehr nützlich, um diese aufzuspüren.“

     „So etwas wie eine magische Wünschelrute?“

     Snape schürzte die Lippen, ganz als sei dieser Vergleich eine persönliche Beleidigung gewesen. Dementsprechend froh war sie darüber, dass Rennoc ihm die Antwort abnahm.

     „Gewiss, Fräulein Bradley“, „Mary“, „das ist ein sehr guter Vergleich. Diese Art der Ortung verlangt allerdings sehr viel Konzentration und Feingefühl, sowie eine Menge Erfahrung – nur wenige Zauberer sind dazu in der Lage.“ Und das beantwortete ihr auch die Frage, wieso Snape Rennoc anscheinend gleich nach der ersten, gemeinsamen Ordenssitzung sein Freundschaftsbuch in die Hand gedrückt haben musste. Mr Feingefühl streckte bei dieser Lobesrede, wie zur endgültigen Bestätigung dieser Theorie, seine Brust ein Stück weiter raus und seinen übergroßen Zinken ein wenig höher in die Luft. Snape liebte Speichellecker, wahrscheinlich weil er selbst zu dieser Spezies gehörte, solang er nur einen Nutzen daraus ziehen konnte.

     Und just in diesem Moment meldete sich Miss Vernünftig in ihrem Kopf zu Wort (von der sie eine ganze Weile nichts gehört hatte) und stellte ihr eine äußerst unbequeme Frage: Kann es sein, dass du ein bisschen sauer auf Snape bist? Wie aufs Stichwort blieb ihre Gruppe vor einem der vielen Eingänge in dem Vorhof stehen und ihr Fremdenführer begann mit einer Erläuterung über die Erbauung des Palastes, die anscheinend auch nicht so schnell beendet sein würde. Was ihr absolut gar nichts zu tun gab, um sich von dieser Frage abzulenken – so, wie sie es die ganzen letzten Wochen getan hatte.

      Die Misere mit ihrem Tränkelehrer hatte ihren Höhepunkt (in zweierlei Hinsicht) in einem, äußerst kurzen, Schäferstündchen im Grimmauldplatz erreicht und als wäre ihr zwischenmenschliches Verhältnis mit diesem Mann nicht schon vor diesem Ereignis äußerst kompliziert gewesen, war es nun vollkommen undefinierbar. Zumindest für Luciana, denn was Snape selbst darüber dachte, war für sie nicht im Geringsten zu erahnen. Sie hatten weder während des Aktes, noch danach auch nur ein Wort darüber gesprochen, was sie da eigentlich getrieben hatten (soll heißen, die praktische Ausführung stellte kein großes Rätsel da, mehr alles drum herum) und vor allem, wie es hatte dazu kommen können. Schlimmer noch: Snape war keine fünf Minuten, nachdem sie sich wieder angekleidet hatten, dazu übergegangen sie zu behandeln, als sei nichts geschehen (nicht nur vor anderen Personen, denn das war nur allzu verständlich). Manchmal war Luciana der Meinung, es habe sich alles nur in einem äußerst wirren Traum abgespielt, wenn sie denn träumen würde.

     Und noch während all diese Gedanken in ihrem Kopf herumschwirrten, gab sie sich eine mentale Ohrfeige für diese derart kindische Überinterpretation. Wenn man die Fakten auf den Tisch warf und sie rein objektiv betrachtete, konnte man die ganze Sache sehr simpel auf eine Tatsache herunterbrechen: Luciana hatte es mit ihrem ständigen Triezen und sexuellen Anspielungen übertrieben, Snape war zu einem Zeitpunkt mit äußerst chaotischen Randbedingungen schwach geworden, hatte sie gevögelt und damit hatte sich die Sache. Klassischer One-Night-Stand, der sich einzig und allein von einem ‚gewöhnlichen‘ darin unterschied, dass ihm, mit Aussicht seinen Posten als Lehrer einbüßen zu müssen und vielleicht noch schlimmeren Konsequenzen, sehr viel daran gelegen war kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Mysterium gelöst.

     Aber diese Erkenntnis half ihr nicht bei der Frage, warum sie es ihm nicht gleich tat und es ebenso einfach abtun konnte. Luciana hatte seit Jahren hin und wieder One Night Stands, im Grunde bestand ihr gesamtes Sexualleben nur aus flüchtigen Bekanntschaften oder Männern, die man nur aus ein und demselben Zweck immer und immer wieder traf. Das war unkompliziert, frei von jeglichem Drama und vor allem, keine Gefühlsduseleien. Warum also störte es sie so sehr, dass sie ihn seit Wochen nicht gesehen hatte und seine Begrüßung aus scharfen Bemerkungen bestand? Wieso versetzte es ihr immer wieder einen Stich, wenn er sie denunzierte, sie unterschwellig als ungebildet und dumm dastehen ließ, wo sie doch immer herzlich wenig auf die Meinung ihrer Mitmenschen gegeben hatte? Und wieso zur Hölle suchte sie immer wieder seine Nähe, wenn er es ihr schlecht noch deutlicher machen konnte, dass er diese nicht wünschte.

     Was Luciana übrigens ihre eigene Frage beantworte: Du bist nicht sauer auf Snape, sondern auf dich selbst. Weil du Vollhorst dich in ihn verl-

 

      „Sind Sie in Ordnung, Miss Bradley?“ Die Person, um die sich die letzten Minuten ihrer Gedankenolympiade gedreht hatte, war näher an sie herangetreten und beäugte sie nun mit prüfendem Blick, in dem auch etwas Besorgnis- (NEIN, p-r-ü-f-e-n-d, Überinterpretation wird ab SOFORT eingestellt!). Und kein Wunder, denn die Gruppe vor ihr hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und war auf dem Weg in den Palast, während sie hier dumm Löcher in die Luft starrte.

     „Ja, entschuldigen Sie bitte, es war eine kurze Nacht“, antwortete Luciana und hätte sich auch gut ohne Snapes Hand am Rücken in Richtung der anderen bewegt. Und da, DA, lag das verfluchte Problem – jedes Mal, wenn sie sich damit abgefunden hatte, dass sie die absolute Pest für ihn darstellen musste, stellte er irgendwas Snape-untypisches, ja zu ganz besonderen Gelegenheiten sogar nettes an und katapultierte sie in ihrer Was-zur-Hölle-war-zwischen-ihnen-Überlegung zurück auf Startposition. Seine Hand führte sie, mit leichtem Druck, die drei Stufen zum Eingang des Westflügels und verschwand erst, nachdem sich Rennoc in der Eingangshalle zu ihnen drehte – und hinterließ noch eine ganze Zeit danach ein Prickeln auf ihrer Haut.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

     Der Palast war von innen so protzig, wie es die mit Gold verzierten Tore und Zäune des Außengeländes schon vermuten ließen. Unter ihren Füßen war der gesamte Boden mit einem rot gemusterten Teppich ausgelegt worden, zu allen Seiten waren sie von Marmorsäulen umzingelt und hätte der Touristenführer sie nicht schon zu diesem Zeitpunkt die Treppe mit dem goldverschnörkelten Geländer hinaufgeleitet, wäre Luciana schon jetzt in die falsche Richtung marschiert (die rechte Seite wirkte, mit seinem gigantischen Vorraum, ihrer Auffassung nach wesentlich vielversprechender).

     „Horribilis Ergänzung“, murmelte Snape an Rennoc gewandt, während er mit seinen Fingerspitzen das tiefbraune Holz der Geländerführung entlangstrich und seine Sonnenbrille in einer Brusttasche verschwinden ließ. Die Gruppe hatte sich wieder ein paar Meter von ihnen entfernt, vorne weg Wire und Xaong, die eine Diskussion mit dem Fremdenführer über das ‚ungerechtfertigte‘ Fotografierverbot führten. Jedoch bekam Luciana dies nur am Rande mit, da das Hinterteil ihres Professors mit unwiderstehlichem Ablenkungsmanöver, keine zwei Handbreit von ihrem Gesicht entfernt, die Stufen hin und her schwang und dabei jede noch so kleinste Bewegung die Vorzüge seiner Gesäßmuskeln zum Vorschein brachte. Dass dieses Prachtexemplar zu beinahe hundert Prozent des öffentlichen Spazierenführens von dieser grässlichen Umhang-Plane verdeckt wurde, glich einem waschechten Skandal … auf der anderen Seite war es vielleicht von Vorteil, dass nicht jedes dahergelaufene Weibsbild (und wohl auch einige männliche Zeitgenossen) freie Sicht auf sein Luxusheck hatte; der Gedanke von Mitschülern umringt zu sein, die sich bei jeder Gelegenheit sabbernd über ihre Arbeitsbänke hingen, sobald Snape auch nur Anstalten machte ihnen seine Kehrseite zu präsentieren, war nicht nur höchst verstörend, sondern ließ in Luciana das Bedürfnis aufkommen, ein paar Kopfnüsse zu verteilen. Und WOHOW, das war knapp gewesen – fast wäre sie frontal in eben jenes Objekt der Begierde gelaufen, da der Professor es sich über die letzten Wochen wohl noch immer nicht abgewöhnt hatte, unangekündigt Vollbremsungen einzulegen. Was sie gleich auf den Boden der Realität zurückbrachte; trotz wochenlanger Abstinenz und einem Hormonhaushalt, welcher in letzter Zeit die Wände hoch und runter zu laufen schien (minutenlanges Philosophieren über den Hintern ihres Tränkelehrers konnte sicherlich hinzugezählt werden, der Sexentzug tat sein Übriges), hatte sie hier und jetzt eine Aufgabe zu erfüllen, die etwas mehr Konzentration erforderte, als hin und wieder einen kurzen Seitenblick auf das Geschehen um sich zu werfen.

     Mit einem geistigen Arschtritt (mmmhhmm, Arsch), einer Ohrfeige, schob sie sich links an Snape vorbei und nahm die letzte Stufe, bis sie am Anfang eines langen Korridors stand. Die Reisegruppe hatte in einem Halbkreis den Reisführer umzingelt, der sich gerade alle Mühe zu geben schien, den Ursprung der Gemälde an den Wänden zu vermitteln. Wire knipste dabei, mehr oder weniger unauffällig, Fotos (hinter der Gruppe, in der Hocke). Xaong hatte derweil ihren Notizblock herausgeholt und schien, zumindest was Luciana aus ihrem Winkel heraus erkennen konnte, Skizzen mit einer Menge Beschriftungen anzufertigen.

     Der Touristenführer hatte es anscheinend aufgegeben, sein Kunstgeschichtewissen an die Banausen von einer Reisegruppe weiterzugeben und führte sie in den nächsten Raum, welchen er als ‚Green Drawing Room‘ bezeichnete. Ein sehr unkreativer Name, wenn man bedachte, dass die Tapeten an der Wand grün gestreift waren und man anscheinend alle grün gepolsterten Möbel des Empires in diese Räumlichkeit gestopft hatte. Snape und Rennoc hatten sich derweil um einen Flügel, welcher am Fenster des Zimmers stand, positioniert und zeigten sich wenig begeistert von diesem Musikinstrument. Luciana bezweifelte, dass es dabei um irgendwelche innenarchitektonischen Patzer gehen konnte, und nahm das, für den Palast eher unscheinbare Stück, näher in Augenschein. Doch bevor sie sich auch nur auf ein paar Schritte nähern konnte, ging es auch schon weiter in den Thronsaal. Oder besser gesagt: Thronsälchen. Selbst wenn diese Besichtigung alles andere als dem eigentlichen Zweck diente, kam Luciana nicht umhin, diese Ortschaft als äußerst unspektakulär zu verbuchen. Im Grunde standen sie in einem von oben bis unten in Rot eingehüllten Raum (durch Teppich oder ellenlange Vorhänge – selbst die Tapeten waren rot), an dessen Ende drei unscheinbare Stufen auf ein Podest führten, auf dem zwei Stühle, mit nicht einmal besonders hoher Rückenlehne, standen.

     „Das sind keine Throne, das sind Klappstühle“, entfuhr es ihr und in diesem Moment war sie ganz besonders froh über die Wahl ihres Paten, eine äußerst geräuschvolle Reisegruppe ausgewählt zu haben. Doch anstatt von Snape, der neben ihr zum Stand gekommen war, wieder wegen unqualifizierten Kommentierens einen über den Deckel zu bekommen, zeichnete sich ein kleines Schmunzeln auf seinem Gesicht ab.

     „Zugegeben, ich hatte mir diesen Raum ebenfalls etwas … prunkvoller vorgestellt“, sagte er und rümpfte dabei ein klein wenig die Nase. „Wenn Sie allerdings einmal Ihren Blick nach oben richten“, Luciana tat es ihm gleich und folgte seinem Blick an die Decke, von der riesenhafte Kronleuchter hingen, „und ein wenig Fachwissen für magische Mineralkunde mitbringen“, was sie nicht tat und er sich dies denken konnte, „werden Sie schnell feststellen, dass dieser Thronsaal mehr die Funktion eines Geschützturms inne hat.“

     Darauf konnte sie nur fragend die Stirn runzeln. Selbstverständlich würde derjenige, dem so ein Kronleuchter auf den Schädel plumpsen würde, ziemlich platt sein, aber im Moment sahen die glitzernden Megaleuchten doch sehr harmlos und vor allem stabil aus.

     „Vitrin telum. Diese Art von Schutzmaßnahme ist vom Ministerium schon seit mindestens einem Jahrhundert unter Strafe gestellt worden.“

     „Ich fürchte mein Latein ist etwas eingerostet, Sir.“ Und vielleicht sollte sie daran wirklich etwas ändern, zumindest, wenn sie nicht dauerhaft Opfer seines ‚Was-muss-ich-mich-immer-mit-diesen-Latein-Noobs-abgeben‘-Blick werden wollte.

     „Wenn ein Magier mit einem Zauber eine der vielen magischen Schranken an diesem Ort auslösen sollte“, begann er mit der Erklärung und setzte sich mit ihr zusammen langsam in Bewegung, da der Fremdenführer offenbar beschlossen hatte, diese Tour in Rekordzeit zu beenden (Luciana konnte es ihm nicht verübeln), „wird sich augenblicklich jeder einzelne Kristall an diesen Kronleuchtern lösen und, mit Hilfe eines Markierungszaubers, welcher ebenfalls von den Schranken freigegeben wird, den oder die Magier als Ziel beschießen.“

     Luciana schluckte und warf gleich nochmal einen Blick über die Schulter zu den abertausenden kleinen Glitzerteilchen, die plötzlich gar nicht mehr so harmlos erschienen.

     „Autsch“, kommentierte sie und riss sich dann von dem Anblick der Guerilla-Leuchter los.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

    

     Im nächsten Gang waren sie umringt von Gemälden, die meist irgendwelche längst verstorbenen, blaublütigen Personen abbildeten und an dem sich der Touristenführer kaum satt reden konnte. Selbst die gesprächigsten aus der Alibi-Gruppe waren nach fünf Minuten Dauer-Dozierens in eine Art Wachkoma übergegangen und auch aus der sicherheitstechnischen Perspektive (ob magisch oder nicht) schien diese Galerie wenig Abwechslung zu bieten. Rennoc hatte die Zwangspause dafür genutzt, ein kleines Portrait an der rechten Wand zu inspizieren (mit einem äußerst uncharakteristischen, wehleidigen Blick, ganz, als würde er die Person kennen, die sicherlich schon seit Jahrhunderten ins Gras gebissen hatte – obwohl, wundern würde sie dies bei ihm weniger), Snape stand, mit verschränkten Armen hinter dem Rücken neben ihr, wobei er, unglaublich aber wahr, nicht wirklich den Eindruck machte, auch mit dem Geiste an Ort und Stelle zu sein und Luciana griff sich vor lauter Langweile die Flasche Wasser aus ihrer Handtasche.

     „SIR!“, donnerte es plötzlich von dem Fremdenführer mit aufgebrachten Geschrei, der mit hocherhobenem Finger auf Snape deutete. „Richten Sie Ihrer Tochter aus, dass es in diesem Palast Touristen strengstens verboten ist, Getränke oder Lebensmittel zu verzehren!“ Luciana verteilte den übriggebliebenen Schluck Wasser in ihrem Mund mit einem Prusten auf dem beige-royalen Teppich zu ihren Füßen und Snape war derart schnell jegliche, mühsam angesammelte Farbe aus dem Gesicht gewichen, dass sie sich Sorgen um einen bevorstehenden, spontanen Kreislaufkollaps machte. Da hatte es doch tatsächlich jemand geschafft, dazu noch nicht magisch begabt und offenbar ohne Doktor oder Professorentitel, Snape mit nur einem Satz Mundtot zu machen. Die Annahme, Luciana könnte seine Tochter sein, setzte ihm offenbar derart zu, dass er aus der Schockstarre gar nicht mehr alleine herauszufinden schien.

     „S-sie … sie ist nicht meine“, begann er leise zu stottern (stottern, wo war die Kamera, wenn man sie brauchte) - ein Glück, dass sie mit einem Katastrophenmanager unterwegs waren.

     „Oh, die junge Dame ist meine Enkelin und der Herr ihr Onkel“, rief Rennoc mit einem Lächeln, wobei dem Touristenführer ihre Verwandtschaftsverhältnisse anscheinend am Allerwertesten vorbeigingen. „Und es tut uns sehr Leid, das wird nicht wieder vorkommen.“ Nachdem sie einen scharfen Blick von Rennoc kassiert hatte, beeilte sich Luciana die Flasche wieder in ihrer Tasche verschwinden zu lassen, danach wandte er sich zu Snape (bei dem langsam wieder etwas Bewegung in die Glieder gekommen war, auch wenn diese nur aus ein bisschen Herumzupfen an den eigenen Fingern bestand), legte diesem die Hand auf die Schulter und deutete auf eines der großen Gemälde zu ihrer linken Seite. Was genau er dem Tränkelehrer darüber zu sagen hatte, erfuhr sie nicht. Luciana zog es vor, sich aus der explosiven Zone zu entfernen, denn mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht wollte sie schon gar nicht von dem Professor erwischt werden.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Die restliche Tour verlief ohne weitere Zwischenfälle. Der ‚White Drawing‘ Room schien für alle Beteiligten des ‚Aufklärungstrupps‘ eine unheimlich interessante Angelegenheit gewesen zu sein, wobei Luciana nicht den Funken einer Ahnung hatte, was an einem ultra kitschigen Kamin mit aufgesetztem Spiegel so besonders sein sollte – allerdings besaß sie weder einen sechsten Sinn für das Wünschelruten von Magie, noch das Fachauge eines IT- oder Sicherheitsspezialisten oder war in den letzten Jahrhunderten in jedem einzelnen Königshaus ein und aus spaziert.

     Nach dem Rundgang im Garten (wo sich Wire und Xaong wieder ganz offiziell mit ihren Kameras austoben durften und sie sich dies nicht zweimal hatten sagen lassen) war die Privatführung am selben Toreingang beendet worden, den sie hineingenommen hatten. Snape verabschiedete sich ebenso unspektakulär wie ihr Touristenführer. Korrektur, Snape war einfach von einem Augenblick auf den nächsten in der Menge verschwunden, wo hingegen der dunkelblonde Herr mit angestrengt freundlichem Blick noch weitere Angebote seines Arbeitgebers anpries und darauf die direkte Fliege machte. Auch Wire und Xaong trennten sich, nach einer kurzen Unterredung mit Rennoc, von der Gruppe und liefen Richtung St. James Park, während Luciana die Gelegenheit nutzte, nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die erste Zigarette zu rauchen.

     Auf dem Weg zurück durch den Green Park hatte sich in den Nachmittagsstunden eine noch größere Menge Touristen auf den Wegen eingefunden, als es auf ihrem Hinweg der Fall gewesen war.

     „Oh, Sir Rennoc“, sprach Luciana, kurz vor dem Eingang des U-Bahntunnels, den alten Bibliothekar an. Dieser war auf dem Rückweg auffallend still geworden und zeigte sich erleichtert, nun eine kleine Pause einlegen zu können.

     „Ja, Fräulein Bradley?“

     „Was hat es mit dem Kamin auf sich? Den im White Drawing Raum.“

     „Ich hoffe unsere Aufmerksamkeit auf den Kamin war nicht allzu auffällig?“, erkundigte er sich.

     „Nein, nein, es war ja meine Aufgabe, Sie im Auge zu behalten.“

     Rennoc nickte und wirkte dann etwas nachdenklich.

     „Nun, den Kamin gibt es schon seit sehr, sehr langer Zeit. Aber ich wage es zu bezweifeln, dass jemals ein Feuer darin entfacht worden ist. Sehen Sie, die königliche Familie hat allerlei Gäste in Empfang zu nehmen. Dabei nutzen die meisten davon den Weg, den auch wir heute zu Gesicht bekommen haben. Das gilt jedoch nicht für die Königsfamilie, für die es doch ausgesprochen umständlich wäre, mit dem gemeinen Volk einzutreten. Eigens zu diesem Zweck hat man den Palast so entworfen, dass es viele verborgene Plätze und Zugänge gibt. Und in genau jenem White Drawing Raum befindet sich, hinter dem Kamin, ein abgelegener Gang, der auf direktem Wege in die Privatgemächer der Königin führt.“

     „Und zu ihrer Briefmarkensammlung.“

     „Gewiss. Und zu ihrer Briefmarkensammlung.“

 

 

 



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