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the world outside

Magister Magicae 9
von

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Zutoro

Hedda zerrte ihren riesigen Rollkoffer durch das Tor, betrat das Grundstück der Universität und blieb kurz stehen, um durchzuatmen und den Anblick auf sich wirken zu lassen. Sie war so ziemlich alleine hier am Tor. Kein Wunder, das Semester hatte schon vor Tagen begonnen. Die anderen Studenten waren alle schon drin und hatten ihre Buden im Wohnheim bezogen. Mit Blick auf die Uhr liefen die Vorlesungen auch längst, so daß sich kaum jemand auf dem Kampus herumtrieb. Familiäre Gründe hatten es Hedda unmöglich gemacht, pünktlich anzureisen. Aber sie hoffte einfach mal darauf, in den ersten anderthalb Wochen nicht allzuviel verpasst zu haben. Die Vormittagsvorlesungen würde sie heute auch knicken können. Sie hatte erstmal genug damit zu tun in der Verwaltungsetage alle Formalitäten zu regeln und in ihrem Zimmer im Wohnheim anzukommen. Aber vielleicht bekam sie wenigstens von den Nachmittagskursen noch was mit. Sie verglich das, was sie sah, mit dem Lageplan in ihrem Gedächtnis. Die Zutoro sei eine sehr kleine Universität, hatte man ihr gesagt. Nur wenige hundert Studenten. Dafür wirkten die gepflegten, gelben Backsteingebäude vor ihr allerdings ziemlich gewaltig. Ein hübscher, sauberer Park trennte das Eingangstor vom vorderen Backsteingebäude. Das war die naturwissenschaftliche Fakultät, da würde sie lernen. Im Gebäude dahinter waren andere Studiengänge und die Verwaltung untergebracht, dort musste sie sich dann anmelden gehen. Der kleinere Betonbau zur Linken war das Wohnheim mit der Mensa, das sich direkt mit auf dem Kampus befand. Hatte also was von einem Internat.

Hedda warf ihre langen, blonden Haare nach hinten, holte Luft, griff den Transportkorb ihres Katers und ihren Koffer fester und marschierte los. Sie fand es cool, daß man hier Haustiere halten durfte. Ein Grund, warum sie unbedingt hier hatte studieren wollen. Keine andere Uni erlaubte das in ihren Wohnheimen.
 

„So, da wären wir.“, grinste der Hausmeister sie schief an und klimperte mit dem Schlüssel. Es war eine halbe Stunde später. So lange hatte Hedda gebraucht, um den alten, schmierigen Sack mit den verlotterten, langen Haaren und den schiefen Zähnen zu finden. Er verwaltete die Schlüssel und Ersatzschlüssel für alle Häuser. Er hatte darauf bestanden, ihr den Weg zu ihrem Zimmer zu zeigen und persönlich aufzuschließen. Hedda hätte sich durchaus zugetraut, die ordentlich nummerierte Wohnung auch alleine zu finden, aber sei´s drum. Der Hausmeister schenkte ihr also ein schlecht gepflegtes, gelbzähniges Grinsen und stieß die Tür dann weit auf. Danach händigte er ihr den Schlüssel endlich aus.

Drinnen erschien ein Mädchen mit verpenntem Gesicht, zerwuschelten Haaren und im Nachthemd, um zu sehen, was das Spektakel in ihrer Wohnung sollte. Als sie den dreist feixenden Hausmeister sah, war sie schlagartig hellwach und stinksauer. „Perverser, alter Wichser! Kannst du nicht anklopfen? Verzieh dich, du Sau!“, schimpfte sie lautstark los und warf irgendeinen Dekorationsgegenstand nach ihm. „Lass dich nie wieder ungebeten in einer Mädchenunterkunft blicken! Notgeiler Bock, du! Zieh Leine!“ Ein Buch kam geflogen, dem Hedda erschrocken auswich, um es nicht abzukriegen. Sie zielte schlecht. Das Buch verfehlte den Alten genauso wie der Deko-Artikel zuvor.

„Was musst du um diese Zeit auch noch im Nachthemd rumlaufen, Süße?“, griente er hämisch und leckte sich anzüglich über die Lippen.

„Raus!!!“

Der Hausmeister ließ ein äußerst unpassendes Kichern hören. „Ich empfehle mich. Einen angenehmen Aufenthalt.“, wünschte er Hedda noch und zog dann ohne Eile seiner Wege. Nicht ohne nochmal lüstern zurückzuschauen.

Einen Moment herrschte ratloses Schweigen, als er endlich weg war. Hedda wusste nicht recht, was sie dazu sagen sollte. Und das andere Mädchen war noch zu aufgebracht. Sie musste erst ein paarmal nach Luft schnappen, um sich wieder einzukriegen. So starrten sie sich gegenseitig unschlüssig an.

„Ich sag dir was, nimm dich in Acht vor dem widerlichen Kerl. Der ist ein Spanner und behelligt gern hübsche, junge Dinger. Er lungert auch gern mal spät abends in den Gängen rum und fängt einen ab, wenn man etwas später von einer Party kommt.“

Hedda nickte. „Ich will´s mir merken.“, meinte sie nur befremdet.

Endlich streckte das Mädchen mit den langen, weinroten Dreadlocks ihr die Hand hin und ihre Wut wich einem freundlicheren Lächeln. „Tut mir leid, daß du so einen skurrilen Empfang hier hattest. Ich bin Karorinn, ich studiere Biologie. Wir teilen uns die Bude hier. Ich dachte, du kommst erst am Wochenende, sonst hätte ich dich natürlich nicht im Nachthemd begrüßt.“, quasselte sie los. „Mittwochs hab ich früh keine Vorlesungen, das ist der einzige Tag, wo ich ausschlafen kann.“

Hedda lächelte und stellte sich ebenfalls vor. Mit guter Laune war ihr ihre Mitbewohnerin gleich um Längen sympathischer. Und mit der Handvoll weinroter Deadlocks, die die ansonsten welligen Haare wie einen Hingucker toppten, sah sie echt hipp aus. Hedda glaubte, daß sie die junge Frau mögen würde.

„Ooooooh, du hast eine Katze?“, quietschte Karorinn begeistert, als sie die Transportbox sah, und versuchte einen Blick hinein zu werfen.

„Ja. Ich hoffe, das ist okay für dich. Ich habe angegeben, daß sie mich möglich mit niemandem in eine Wohnung stecken sollen, der eine Katzenhaar-Allergie hat, oder sowas. Ich musste ihn mitbringen, ich konnte ihn nicht zu Hause lassen.“

„Ihn? Ein Katerchen also?“, lachte Karorinn. „Ich hab mich schon gewundert, was die Frage von der Tante aus dem Büro sollte. ... Lass ihn doch raus. Wer weiß, wie lange das arme Tier schon da drin hockt. Diese ganze lange Reise bis hier her. Ich zeig dir dein Zimmer, okay?“ Sie wuselte enthusiastisch los. „Da links hätten wir die Küche und das Bad ... und das hier ...“, sie drückte eine Tür auf und ging voraus. „Das ist deine.“

Hedda trat ein und schaute sich um. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und ein Bücherregal, alles in einem hellen Holzton. Die üblichen paar Quadratmeter eben. Ein klassisches Zimmer in einem Studentenwohnheim. Zum Glück war alles sauber und intakt. Sie hatte sich schon bildlich ausgemalt, daß die Schränkte total kaputt, niedergewirtschaftet und mit Filzstiften bemalt waren. Aber Zutoro schien ihrem Ruf als eine der besseren Universitäten gerecht zu werden. Auf der Zutoro studieren zu dürfen, war schon ein ziemliches Privileg. Und dieses Privileg sollten die Studenten wohl auch spüren können.

„Im Keller gibt es Waschmaschinen.“, fügte Karorinn an.

Ihr dunkelbraun gestreifter Kater machte eine kurze Besichtigungsrunde durch das Zimmer – viel gab es ja wie gesagt nicht – und sprang dann aufs Bett, um es sich dort gemütlich zu machen. Für eine Katze war dieses Zimmer derwegen ziemlich klein. Er würde hier nicht viel Bewegung haben. Vielleicht konnte sie Karorinn überreden, ab und an die Türen offen zu lassen, damit ihr Kater auch ihren Raum mit als Revier nutzen konnte. Sie schien ja nichts gegen Katzen zu haben.

„Nagut, pack erstmal in Ruhe aus und geh dich überall anmelden. Ich seh derweile mal zu, daß ich aus meinem Nachthemd rauskomme und mich vorzeigbar herrichte. Für mich fangen dann auch bald die ersten Vorlesungen des Tages an.“, schlug Karorinn vor und verzog sich wieder.

Hedda setzte sich zu ihrem Kater auf das Bett, streichelte zwei, drei mal über ihn drüber, und schaute sich dabei nochmal in Ruhe ihr Zimmer an. Es war ziemlich eng und klein, aber schön. Gefiel es ihr hier? Ja, entschied sie. Hier ließ es sich aushalten. Nach einer kurzen Verschnaufpause öffnete sie schließlich ihren Koffer und begann endlich auszupacken. Die beiden Lehrbücher, die sie schon hatte, landeten klatschend auf dem Schreibtisch, ihr Wecker weniger grob daneben. Dann pflückte sie ihren Kater aus den Klamotten heraus, als er begeistert mit im Kofferinhalt herum zu wühlen begann.
 

Hedda seufzte erleichtert, als die Vorlesung endlich zu Ende war. Der Dozent hatte auch noch fies überzogen. Zugegeben, das Thema war wirklich interessant und hatte die Studenten zu euphorischen Diskussionen verleitet. Aber ihr erster Tag war irgendwie schon anstrengend genug gewesen. Sie hätte heute doch nicht mehr in die letzte Vorlesung gehen sollen, auch wenn sie es nach dem bürokratischen Kram zeitlich gerade noch so geschafft hatte, dachte Hedda. Ihr Stundenplan sah zwar erstaunlich licht und nach viel Freizeit aus, aber sie ahnte jetzt schon, daß sie die Freistunden zum Lernen, Selbststudium, Nacharbeiten irgendwelchen Lehrstoffs oder Bewältigen irgendwelcher Hausaufgaben dringend benötigen würde. Müde klappte sie ihren Ordner zu und verließ den Lehrsaal, um sich ins Wohnheim zu begeben und sich aufs Ohr zu hauen. Vielleicht rief sie ihre Eltern ja erst morgen an, das würde bestimmt auch reichen.

Als sie das Gebäude verließ, rannte sie draußen im Park direkt in eine Schlägerei hinein, die sich soeben auflöste. Vier oder fünf Schaulustige standen herum und gafften, die meisten anderen Studenten gingen einfach weiter und taten so, als würden sie nichts sehen. Drei junge Männer in adretten Business-Anzügen zerrten einen vierten mit sich davon, der offensichtlich noch nicht genug hatte, lauthals herumwetterte und sich weiterprügeln wollte. Ein weiterer junger Mann im langen Ledermantel, der noch am Boden lag, raffte sich gerade wieder in eine sitzende Position auf.

Hedda hechtete erschrocken hin und kauerte sich neben ihn, wobei sie ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Hey, bist du in Ordnung?“, wollte sie besorgt wissen.

Der Zusammengeschlagene fegte sich mit einer fahrigen Bewegung die langen, schwarzen Haare aus dem Gesicht, um überhaupt wieder etwas zu sehen. „Jaja, schon gut, alles okay.“, meinte er beiläufig. Dann wischte er sich das Blut von der Nase und musterte missmutig die roten Schlieren, die dabei auf seinem Handrücken zurückblieben. Ein genervter 'so-ein-Mist'-Ausdruck trat auf sein Gesicht.

„Du solltest ins Krankenzimmer.“, schlug Hedda vor.

Nun schaute er sie endlich an. „Mir fehlt nichts. Geh schon weg!“

„Nein, so lass ich dich nicht rumlaufen. Ich begleite dich ins Krankenzimmer!“

„Geh, hab ich gesagt! Mir geht es gut!“

Trotz seines unwilligen Gesichtsausdruckes stand sie auf und hielt ihm helfend die Hand hin, um ihn auf die Füße zu ziehen. „Keine Widerrede! Ich bringe dich hin!“

„Bitte! Lass mich in Ruhe!“, bat er nochmal eindringlich. Vergebens. Das Mädchen blieb stur. Stöhnend ließ er den Kopf nach vorn fallen. Und beeilte sich, aus seiner Manteltasche ein Taschentuch zu ziehen, das er sich auf den verbeulten Zinken drücken konnte, bis das Bluten wieder aufhörte. So ließ er sich dann notgedrungen von ihr hochhelfen und ging mit.

„Darf man deinen Namen erfahren?“, versuchte Hedda ein Gespräch zu beginnen und maß ihn aus den Augenwinkeln mit einem Blick, als müsse sie sich seinen Arm um die Schultern legen und ihn stützen. Aber er schien die Tracht Prügel ganz gut weggesteckt zu haben, abgesehen von dem Nasenstümper. Er war einen reichlichen halben Kopf größer als sie und sah mit seinen langen, schwarzen Haaren und dem langen Ledermantel nicht direkt wie ein typischer Student einer Elite-Uni aus. Sie fragte sich, was der wohl gemacht hätte, wenn hier Uniform-Pflicht bestanden hätte.

„Ich bin Safall.“, gab er mürrisch zurück.

Sie nickte. Und wartete vergeblich auf die Gegenfrage. „Ich heiße Hedda.“, teilte sie ihm dann trotzdem mit, auch wenn er es offenbar nicht wissen wollte.

Nun war er es, der nickte. „Ist dir eigentlich klar, was du hier gerade tust?“

„Ich bringe dich ins Krankenzimmer, weil du verletzt bist.“

Safall gab ein amüsiertes Zischen von sich. „Wir gehören ab jetzt zusammen!“

Hedda kicherte auf und strich ihre blonden Haare glatt. „Das ist mal ne coole Anmache. Hab ich so noch von keinem gehört. Sehr direkt, das hat was. Aber danke, ich bin schon vergeben und sehr glücklich.“

„Ich meine das ernst. Das Gesetz lässt da keinen Spielraum.“, gab er mit einer Humorlosigkeit zurück, die Hedda Angst machte.

„Was für ein Gesetz?“

„Du hast in einem Streitfall eindeutig für mich Partei ergriffen und mich in Schutz genommen. Damit hast du Stellung zu mir bezogen. Vom Gesetz her bist du eine Getreuschaft mit mir eingegangen. Du folgst mir.“, klärte er sie auf.

„Was für ein Gesetz!?“, wollte Hedda nochmal wissen. So verständnis- wie hilflos.

„Das hier ist eine Zirkelschule! Hier gelten die Gesetze des Zirkels!“, machte Safall ihr wütend klar und blieb stehen.

Keine Einsicht von Seiten des Mädchens.

„Das hier ist eine Zirkelschule, weil hier mehrere Klans unter einem Dach versammelt sind! Ein Zirkel! Das hier ist neutraler Boden! Und die Zirkelgesetze gelten für jeden, der sich auf diesem neutralen Boden aufhält, gleichermaßen!“

Hedda starrte ihn weiter ratlos an. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.

Safall verschränkte die Arme. Langsam wurde er argwöhnisch, was dieses Mädchen anging. Stellte die sich nur so dumm, oder war sie wirklich das, was er befürchtete? Ihm graute davor, es herauszufinden. „Du stammst aus keinem Klan, oder?“

„Nein!“

„Eine Klanlose. Na, meinetwegen. Damit kann ich leben. Was studierst du hier?“

„Uhren-Mechanik.“

Safall hielt sich stöhnend den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis er das verdaut hatte und sich wieder fasste. „Du wirst den Studiengang wechseln!“, entschied er.

„Wie käme ich denn dazu?“

„Irgendeinen magischen Studiengang.“, fuhr er vehement fort. „Vorzugsweise was, was zu meiner Fachrichtung passt.“

„Shit, du bist einer von der magischen Fakultät?“, machte Hedda mit riesigen, schreckgeweiteten Augen, als ihr schlagartig einiges klar wurde.

„Ja. Und daß du es nicht bist, stellt uns gerade vor echte Probleme!“

„Oh ja, das Gefühl hab ich auch!“, stimmte das blonde Mädchen ihm überfordert zu und ließ hilfesuchend den Blick durch den Park schweifen. Magie! Sie wusste, daß es Magie gab. Magier waren selten, aber es gab sie, zusammen mit einigen anderen nichtmenschlichen, magischen Wesen. Sie bildeten eine halbe Parallelgesellschaft, sie hatten eigene Hierarchien und komplizierte Machtgefüge. Sie hatten eigene Schulen und Universitäten, eigene Firmen, eigene Stadtviertel, sie blieben gern unter sich. Als Nichtmagier kam man in diese Kreise schwer bis gar nicht hinein. Es gab nur wenige Überschneidungspunkte mit den gewöhnlichen Menschen. Hedda hatte gewusst, daß Zutoro eine magische Fakultät betrieb, aber sie hatte im Traum nicht daran gedacht, jemals mit den Magie-Studenten in Berührung zu kommen. In der Welt da draußen wurden Magier und Nichtmagier so sorgsam getrennt gehalten, wieso hatte es hier an dieser Universität anders sein sollen? - Nun war sie offensichtlich ungewollt in diese Kreise hineingeraten. Und das schlimme daran: Sie hatte keinen blassen Schimmer von gar nichts.

„Wirst du mich dann jetzt endlich zum Krankenzimmer geleiten?“, brachte Safall sie irgendwann sauer in die Realität zurück. Ihn nervte die Situation tierisch.

Hedda nickte vorsichtig. „Lass uns weitergehen ...“, murmelte sie mit belegter Stimme. Ihr war echt mulmig zu Mute. „Ich bin jetzt also ne Getreuschaft mit dir eingegangen?“ Die Frage, was das überhaupt so richtig umfasste, behielt sie wohlweißlich für sich.

„Ja, ob es dir passt oder nicht. ... oder besser gesagt: ob es mir passt oder nicht.“

„Und dafür kann ich nicht weiter Uhren-Mechanik studieren?“

„Was soll mir Uhren-Mechanik nützen? Das ist nichtmal ein magischer Studiengang. Um mir als Getreue eine Hilfe zu sein, musst du schon irgendwas studieren, was zu meinen Fähigkeiten passt.“

„Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie IRGENDWAS mit Magie zu tun. Ich weiß nur vom Hörensagen, daß es sie tatsächlich geben soll. Was glaubst du, wie lange ich ein magisch orientiertes Studium stemmen kann? Meine Noten werden ins Bodenlose einsacken!“

„Nicht mein Problem. Lass dir was einfallen.“

„Was studierst du denn genau?“, hakte Hedda mit unwohlem Gefühl im Magen nach.

„Traumdeutung.“, warf er ihr an den Kopf und stiefelte festen Schritten voraus.

Hedda zog eine Augenbraue hoch. Das war ein eigener Studiengang? Schnell holte sie wieder zu ihm auf. „Aha, du siehst also die Zukunft? Bist du Hellseher?“

„Das ist was anderes. Was ich mache, hat nicht immer mit der Zukunft zu tun. Man kann auch die Vergangenheit sehen. Sehr nützlich, wenn man auf der Suche nach Wahrheit ist. Ich habe Visionen.“

„Ein Visionär also!“

Safall verpasste ihr einen herben Schlag auf den Hinterkopf, der sie straucheln ließ.

„Aua, hackt´s bei dir?“, jaulte Hedda entrüstet.

„Etwas mehr Respekt, meine liebe Getreue!“

„Deshalb musst du mich ja nicht gleich schlagen. Das sollte nur Spaß sein.“

„Eine Treuschaft ist kein Spaß! Ich erwarte, daß du mich ernst nimmst!“

„Wenn du Frauen schlägst, verliere ich erst recht jeden Respekt vor dir!“

Safall blieb so unvermittelt stehen, daß Hedda es erst zwei Schritte später merkte, verschränkte die Arme und funkelte sie sauer an. „Brauchst du noch eine auf den Hinterkopf, oder wird´s auch so gehen?“, verlangte er angefressen zu wissen.
 

„Hedda-Schatz! Schön, daß du dich meldest. Bist du gut angekommen? Wie war dein erster Tag an der Uni? Gefällt es dir da?“, grüßte ihre Mutter fröhlich ins Telefon, als Hedda sie an diesem Abend anrief.

„Tja, weißt du ...“, begann sie verunsichert, kratzte sich am Kopf und wuschelte dann ihre blonden Haare neu zurecht. „Das Wohnheim ist schön und ich habe eine nette Mitbewohnerin. Ich glaube, meinen Kater werde ich ab jetzt nicht mehr sehr oft für mich alleine haben.“ Sie zwang sich ein gequältes Lächeln ab, um so zu tun als würde sie über ihren eigenen Humor lachen. „Die Professoren scheinen okay zu sein, und die Kommilitonen auch. Zumindest die aus meiner Fakultät.“

„Aber?“, hakte ihre Mutter mit der untrüglichen Intuition einer jeden Mutter nach. Sie wusste sofort, daß etwas im Busch war.

„Also ... ich hab da einen Kollegen von der magischen Fakultät kennengelernt. Und das könnte ... vielleicht ... noch zu Problemen führen.“

„Herrgott nochmal, Hedda! Musst du nichtsnutziger Tölpel dich denn gleich am ersten Tag schon in Schwierigkeiten bringen?“, polterte ihr Vater im Hintergrund los. Ihre Mutter hatte wohl auf Lautsprecher gestellt und ihn mithören lassen. „Was hast du wieder angerichtet? Erzähl schon!“



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