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Amnesia Memories

Geliebter Zwiespalt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow. Ich wollte eigentlich nur eine kurze Amnesia-FF machen, aber dann haben Ukyo und Toma einfach mal das Ruder übernommen und nun arbeite ich an Kapitel 10 xD Wie der Titel schon vermuten lässt, bekommt man es hier wieder ein wenig mehr mit dem anderen Ukyo zu tun, ich hoffe, er ist authentisch getroffen, das ist ein wenig meine Hauptsorge ^^" Ich habe ihn als eine Persönlichkeit begriffen, die Spaß am Leid anderer, aber andererseits auch alles für Ukyo tun würde, von daher habe ich das hier so mit eingebaut. Vielleicht hat jemand eine andere oder die gleiche Auffassung, darüber kann man ja gerne mal diskutieren :) Viel Spaß erst einmal mit diesem Kapitel ^^ Komplett anzeigen

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Unsere beiden Ichs

Toma rannte durch die Umgebung, sich keine Pause gönnend.

Er musste Ukyo schnellstens finden! Nicht auszudenken, was dem anderen in seinem angeschlagenen Zustand zustoßen konnte...

„Verdammt“, fluchte der Blonde.

Er durfte nicht daran denken, was passieren könnte, aber unweigerlich malte er sich die schlimmsten Dinge aus. Er rannte weiter, obwohl seine Lunge bereits brannte und sein Blick glitt ruhelos umher. Aber so sehr er sich auch umschaute, er konnte keine Spur von Ukyo entdecken.

Doch plötzlich vernahm Toma einen lauten Aufschrei und dem Blondne lief es eiskalt den Rücken hinunter, während er abrupt stehenblieb.

//Ukyo!//

Das war eindeutig Ukyo gewesen!

Toma wandte sich in die Richtung, woher der Schrei gekommen war und verfiel abermals in sein schnellstes Lauftempo. Gleichzeitig drängte er die Panik in sich nieder. Der Schrei hatte aus purem Schmerz und quälender Angst bestanden und noch immer plagte der Nachhall davon Toma. Sein ungutes Gefühl wuchs und als er wenig später um eine grüne Hecke bog und auf einen Spielplatz gelangte, den er meistens nur am Rande wahrgenommen hatte, sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Ukyo saß zwar auf einer Bank, allerdings war er nach vorne gekippt und Shin konnte ihn nur gerade so aufrecht erhalten.

„Ukyo!“, rief Toma und war mit vier großen Schritten bei ihm, um ihn zu untersuchen.

Der andere war bleich, sogar seine Lippen waren blass, während sein Gesicht vom Schmerz gezeichnet war. Er sah aus, als würde er selbst in der Ohnmacht, in der er sich ohne Zweifel befand, Höllenqualen erleiden und Toma wünschte sich nichts mehr, als dem sensiblen Mann all diese Pein abnehmen zu können. Am meisten erschreckte es den Blonden allerdings, wie kalt sich die Haut seines Freundes anfühlte.

„Oh Gott...“

„Was ist mit ihm?“

Shins Frage machte Toma darauf aufmerksam, dass sein anderer Freund ja auch noch da war und er wandte sich an ihn.

Der Dunkelhaarige war ebenfalls blass und sah so panisch aus, wie Toma sich innerlich fühlte. Aber er musste für Ukyo da sein und da hieß es Ruhe bewahren.

„Erzähl mir, was passiert ist“, forderte Toma daher und forderte damit Shins Aufmerksamkeit ein.

Der andere wurde damit von Ukyo abgelenkt, da er sich nun darauf konzentrieren musste, die Ereignisse der vergangenen Minuten darzulegen.

„Wir haben geredet... er hat mir Mut gemacht, weil ich die Musik aufgeben wollte. Und dann habe ich gespielt und er sang plötzlich. Es war, als ob er mir meine Blockade einfach so genommen hat und ich konnte wieder frei atmen. Aber...“

Shin stockte und sah plötzlich benommen aus.

„Was ist?Was aber?“

Shin sah Toma etwas unbehaglich an und strich sich verwirrt ein paar Haarsträhnen aus den Augen, ehe er seine Stimme wiederfand.

„Ich habe ihn geküsst... ich weiß nicht, warum. Es ist einfach so passiert, weil ich so ein starkes Gefühl hatte, das mir sagte, ich müsse es tun.“

Shin befühlte seine Lippen, als ob er selbst nicht fassen konnte, dass das passiert war und Toma spürte ein starkes Brennen in seinem Inneren. Am liebsten hätte er Shin gepackt und auf ihn eingeschlagen, um dieses Brennen zu besänftigen. Aber da er Ukyo eben im Arm hielt, schluckte er dieses Gefühl hinunter und drückte den Grünhaarigen lieber noch etwas mehr an sich. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er Shin anfuhr.

„Du küsst ihn und weißt nicht einmal, warum? Hast du denn überhaupt Gefühle für ihn? Verdammt nochmal, Shin, was hast du dir dabei gedacht?!“

„Ich weiß es nicht, Toma, ich weiß es wirklich nicht!“

Shins Reaktion war ebenso heftig und die beiden Freunde funkelten sich gegenseitig böse an, als ob der jeweils andere für diese Situation etwas könnte.

„Er hat dieses Lied gesungen und das hat etwas in mir berührt, dass es einfach so passiert ist. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, aber es ist passiert“, sagte Shin noch einmal und Toma bemühte sich, seine wieder aufkommende Wut wieder hinunter zu schlucken.

Er presste seine Zähne zusammen, was seinen Kiefer fast krampfen ließ, aber das musste sein, damit er seine Wut, die wie ein Sturm in ihm tobte, nicht an seinem Freund ausließ. Er schaute auf Ukyo hinab, welcher einen leisen Schmerzenslaut von sich gab und beschloss, sich auf den Fotografen zu konzentrieren. Das war jetzt das einzig Wichtige...

Toma hob seinen bewusstlosen Freund hoch und wandte sich dabei nochmals an Shin.

„Ich nehme ihn mit zu mir nach Hause. Kannst du mich morgen im Café´ vertreten? Ich habe die Frühschicht, aber ich würde mich gern um ihn kümmern, wenn er aufwacht.“

Shin nickte hilflos und willigte ohne zu Zögern in diesen Vorschlag ein.

„Natürlich.“

„Gut.“

Toma wandte sich mit Ukyo auf seinen Atmen zum Gehen, während Shin sich hinkniete, um Ukyos Hut aufzuheben, der vorhin heruntergefallen war. Er setzte ihn vorsichtig auf Ukyos Kopf und Toma musste sehr an sich halten, kein feindseliges Knurren von sich zu geben. Shin war Ukyo viel zu nahe gekommen und Toma platzte förmlich vor Eifersucht. Er kannte dieses Gefühl nicht, aber er wusste, dass es damit zusammenhing, dass er Ukyo sehr mochte. Er wolle den Grünhaarigen ganz allein für sich und dass Shin ihm hier zuvor gekommen und dem anderen einen Kuss geraubt hatte, passte nicht in seine eigenen Pläne.

„Sag ihm, wenn er aufwacht, dass es mir leid tut. Ich wollte das gar nicht... ich wollte ihn nicht verwirren oder ihm wehtun“, drang Shins leise Stimme an seine Ohren und kurz bekam Toma Mitleid.

Er sah, wie sehr Shin litt und dass der andere sich die Schuld an der Situation gab, obwohl er nichts dafür konnte. Das sagte der einfühlsame Teil in Toma... aber der andere Teil, der dem anderen noch nicht verzeihen und sich der Eifersucht und Wut hingeben wollte, war einfach stärker.

„Das werde ich“, sagte Toma daher nur knapp und verließ den Schauplatz.

Es tat ihm gerade gut, Shin ein wenig dafür leiden zu lassen, dass dieser etwas gehabt hatte, wovon Toma nur träumen konnte.
 

Ein Sog erfasste mich plötzlich und ruckartig. Er trug mich weit, weit empor und ich öffnete die Augen, um zu sehen, was los war. Das Schwarz um mich herum verschwand, die Dunkelheit entließ mich in die Freiheit und ich spürte die Verbindung zum schwachen Ukyo.

Ich konnte nicht verstehen, was passiert war und was es ausgelöst hatte, dass ich wieder zurück war, aber ich war dankbar dafür. Ich beschloss dennoch, jetzt nicht unvorsichtig zu werden und verbarg mich vor Ukyo, damit er mich nicht erspüren konnte. Wir teilten uns wieder ein Bewusstsein und ich würde dies dann nutzen, sobald es für mich von Belang sein würde. Doch zuerst brauchte ich Informationen...

Ich konzentrierte mich auf Ukyos Erinnerungen der letzten Tage und ließ sie durch mich hindurch fließen. In diesem Zustand konnte ich sie wie Bilder sehen, sie nach Belieben anhalten oder vorspulen, um das zu erfahren, was ich wollte. Ich war schnell wieder auf dem neuesten Stand und gewann einen recht guten Eindruck davon, was los war.

Mein Plan war aufgegangen, ich hatte sie von dieser Welt getilgt. Zumindest war kein körperliches Anzeichen dafür vorhanden, dass sie noch existierte. Natürlich gab es da noch diese Botschaften, die der schwache Ukyo suchte. Mir kamen sie wie fehlerhafte Daten in einer Datei vor und auch ich war gespannt, was sie zu bedeuten hatten. Das Lustige war, dass ich immer stärker geworden war, je mehr Hinweise der andere Ukyo fand, als ob sie mir in die Hände spielte.

Eine andere Sache, die mir allerdings mehr Sorgen bereitete, war die Rolle dieses Tomas in Ukyos Nähe. Er tauchte oft in Ukyos Erinnerungen auf und sein breites Lächeln ging mir auf die Nerven. Diese Erinnerungen waren meist heller und eindrucksvoller als die anderen und blendeten mich derart, dass ich ein Knurren nicht unterdrücken konnte.

Wer war diese Person, die Ukyo langsam viel zu wichtig wurde?

Ein wenig neugierig war ich schon, aber ich hatte die Schrecken vom letzten Mal nicht vergessen. Ich würde es verhindern, wenn der schwache Ukyo sich erneut an ein anderes Dasein band und dieses Mal würde ich es eher verhindern. Aber vorerst würde ich mich in Geduld üben und würde auf den richtigen Zeitpunkt warten, ehe ich die Hoffnungen des schwachen Ukyos endgültig zerschlug. Ich würde mich erst dann bemerkbar machen, wenn er es am wenigsten erwartete und würde ihn von dieser Krankheit namens Liebe heilen...


 

Ukyo wachte nach und nach auf. Er fühlte noch immer jenes Schwindelgefühl und eine Weile drehte sich alles um ihn herum. Die Schmerzen waren zum Glück verschwunden und nur noch die Schwäche hielt ihn noch in liegender Position.

„Hey...“, sprach ihn jemand an und einen Augenblick später tauchte Tomas Kopf über ihm auf.

„Hey...“, erwiderte Ukyo und sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln.

Toma war hier... ein Glück.

Alle Sorgen fielen ein wenig von ihm ab und er war froh, dass der andere hier bei ihm war.

„Was...“, wollte er fragen, doch sein Hals war so trocken, dass er wieder abbrach.

Toma zog ihn langsam und sanft nach oben, half ihm, sich aufzusetzen. Das Schwindelgefühl nahm wieder stark zu und Ukyo kippte gegen Tomas Schulter. Dem anderen schien es nichts auszumachen, daher blieb Ukyo in dieser Position, weil er sich noch nicht sicher genug fühlte. Der zweite Versuch, sich allein aufzurichten, musste noch warten...

„Tut mir leid“, sagte er mit kratziger Stimme, aber Toma ließ es unkommentiert und hielt Ukyo lieber ein Glas Wasser an die Lippen.

Vorsichtig half er ihm und sah dabei zu, wie Ukyo das Glas in langen, hastigen Zügen leerte. Ukyos Hals fühlte sich danach immer noch trocken wie Wüstensand an und Toma goss aus einer geöffneten Flasche nochmals Wasser in das Glas. Auch dieses trank Ukyo hastig und endlich fühlte er sich halbwegs wieder wie ein Mensch.

„Besser?“

Ukyo nickte und ließ sich mit Tomas Hilfe zurück ins Bett sinken. Zu gerne hätte er sich noch weiter an Toma gelehnt, aber er wusste nicht, ob dem anderen das eventuell unangenehm gewesen wäre, als ließ er es lieber. Überhaupt hatte er dem anderen heute schon genug Unannehmlichkeiten bereitet, indem er im Schwimmbad ohnmächtig geworden und schließlich auch noch noch weggelaufen war.

Ukyos Blick wanderte abermals zu Toma, welcher an seiner Seite des Bettes saß und er fragte sich, ob der andere wohl böse auf ihn war. Bestimmt hatte er ihm heute eine Menge Sorgen bereitet...

„Es tut mir leid, Toma“, sagte Ukyo daher leise und er hoffte, dass der Angesprochene Nachsicht mit ihm üben würde.

Toma schüttelte lächelnd den Kopf.

„Wofür entschuldigst du dich denn?“

„Das fragst du ernsthaft?“

„Man kann nicht behaupten, dass es langweilig mit dir war“, grinste Toma belustigt, was den Grünhaarigen erröten ließ.

„Ich weiß nicht, was für mich heute der eigentliche Höhepunkt war“, überlegte er danach scheinbar, obwohl er die Antwort darauf schon hatte.

„Was meinst du...?“, fragte Ukyo, doch Toma redete schon weiter.

„Aber ich glaube, es waren vor allem die Momente, in denen du mir richtige Schrecken eingejagt hast. Erst ertrinkst du fast während einer Ohnmacht, dann läufst du weg und dann finde ich dich wieder ohnmächtig in den Armen von Shin, nachdem ihr euch geküsst habt“, führte Toma weiter aus und der Ärger kehrte zurück.

Ukyo erinnerte sich angesprochen auf die Ereignisse auch wieder an alles und er wurde von den Haarwurzeln bis zum Hals knallrot. Er wusste nicht, was er sagen sollte und hilflos sah er zu Toma, welcher jetzt seufzte und ihn dabei schief anlächelte.

„Eigentlich... ich dachte, ich könnte dich allein für mich haben, aber heute lief das leider nicht so, wie ich das wollte“, gab der Blonde danach zu und Ukyo fiel anhand der Zweideutigkeit seiner Worte erneut aus allen Wolken.

„T-Toma-?!“

„Keine Sorge, ich halte das aus. Aber dass du an einem Tag mehrmals in Ohnmacht fällst... bis du sicher, dass wir nicht ins Krankenhaus gehen und dich durchchecken lassen sollten?“, fragte Toma jetzt und unter seinem besorgten, ernsten Blick wurde Ukyo völlig anders zumute.

„Es ist alles okay“, winkte er ab, aber Toma nahm ihm das keinen Augenblick lang ab.

„Ukyo, im Ernst! Gestern bist du schon im Café umgekippt, heute wärst du bei einem weiteren Anfall beinahe ertrunken und wenn Shin nicht bei dir gewesen wäre...!“, brauste Toma auf und in seinen Augen braute sich ein orangener Sturm zusammen.

Ukyo war davon wie gefangen und er konnte Toma einfach nur anstarren, während dieser völlig gefangen von seiner Wut war. Toma hatte heute ein Wechselbad der Gefühle mitgemacht und vor allem die Angst hatte ihn fest im Griff gehabt. Wenn er Ukyo verloren hätte... nein, er wollte nicht einmal daran denken!

Toma schüttelte die Angst ab, doch seinen anderen Gefühlen konnte er sich nicht erwehren. Seine Eifersucht brodelte noch immer in ihm und wenn er Ukyo hier schutzlos auf seinem Bett vor sich hatte, wurde das Gefühl, ihm ebenfalls einen Kuss zu rauben, schier übermächtig.

Toma lehnte sich über den anderen, seine Hände trafen wie von selbst auf das Bett und kreisten Ukyos Kopf ein. Er fixierte Ukyo mit seinem Blick und betrachtete das schöne Gesicht und vor allem die nun wieder gut durchbluteten, schmalen Lippen. Toma war im Begriff, gerade seinem inneren Tier zu gehorchen und sich einfach zu nehmen, was er wollte... doch er hielt sich zurück. Er wollte Ukyo nicht verschrecken und er wollte ihm nicht etwas nehmen, was der andere ihm nicht freiwillig gab. Das konnte er weder mit der Freundschaft, die sie verband, vereinbaren, noch mit seinem Gewissen.

Frustriert seufzte Toma über Ukyo und löste seinen Blick von dessen Lippen, konzentrierte sich lieber auf die vor Schreck geweiteten Augen.

„Ich sollte dich wirklich einsperren...“, murmelte der Blonde und Ukyo stockte bei diesen Worten der Atem.

//Was...?//

Tomas Nähe hatte sein Herz schon längst durchdrehen lassen und schlug ihm bis zum Hals. Das Atmen fiel ihm schwer und der Blick des anderen ging ihm bis unter die Haut. Ukyo hätte zu gern gewusst, ob der andere die eben gesprochenen Worte ernst meinte...

„Entschuldige... das war unpassend“, hörte er plötzlich Tomas Worte und Ukyo beobachtete mit leichtem Bedauern, dass der andere sich wieder zurückzog.

Verlegen rieb sich Toma den Nacken, aber Ukyo sah immer noch die Unruhe und die Wildheit im Blick des anderen. Verwirrt schloss der Fotograf die Augen, um alles auszublenden und damit er sich nicht mehr mit der merkwürdigen Stimmung zwischen ihnen befassen musste. Es half dabei auch nicht wirklich, dass er den Käfig im Kopf hatte, nachdem Toma vom Einsperren gesprochen hatte. Ihm wurde gerade alles zu viel...

„Du solltest dich ausruhen, Ukyo. Oder hast du Hunger?“, fragte Toma und bemühte sich, wieder normal wie immer zu sein, um Ukyo keine Angst zu machen.

Dieser schüttelte nun mit dem Kopf.

„Nein, danke. Du hast Recht.... ich sollte schlafen“, meinte Ukyo und fühlte sich plötzlich erschöpft und ausgelaugt.

Er hörte nicht mehr, was Toma zu ihm sagte, sondern schloss die Augen und driftete wieder zurück in die Sicherheit des Schlafs.

Toma betrachtete Ukyos schlafendes Gesicht und fragte sich, was zur Hölle er sich eben nur gedacht hatte.

//Ich sollte dich wirklich wegsperren... bin ich eigentlich noch zu retten?!//

Toma konnte nicht fassen, dass er sich derart hatte gehen lassen und er hätte am liebsten die Zeit zurückgedreht, um das Gesagte zurück zu nehem. Nicht auszudenken, wenn die sorgsam aufgebaute Freundschaft durch seine Worte Schaden genommen hatte.

„Ich bin so ein Idiot“, schimpfte Toma auf sich selbst und er stand vom Bett auf, um in die Küche zu gehen.

Es war bereits kurz nach 23 Uhr und es hatte wenig Sinn, jetzt noch aufzubleiben. Toma fühlte sich selbst wie erschlagen und er wusste, dass er Schlaf brauchte... aber irgendwie sagte ihm sein Gefühl, das er diesen heute nur schwer finden würde.
 

Kurz nach zwei Uhr morgens erwachte Ukyo schlagartig und er richtete sich ruckartig im Bett auf. Immer noch machte ihm das Schwindelgefühl zu schaffen, aber dennoch stand er auf.

Sein Blick fiel auf Toma, der ruhig neben ihm lag und sein Herz zog sich kurz und heftig beim Anblick des anderen zusammen. Wieder erinnerte er sich an die Nähe und die Worte des anderen. Abermals konnte er dabei nicht verhindern, dass sein Herz verrückt spielte und sein Puls sich beschleunigte. Gleichermaßen setzte ein kribbeliges Gefühl in seiner Bauchgegend ein, welches sich in all seine Körperregionen fortsetzte und ihn von innen erwärmte.

Ukyo presste die Hand auf sein Herz, welches nun förmlich aus seiner Brust springen wollte. So etwas hatte er nur einmal gespürt, als er sich in sie verliebt hatte und die Konsequenzen daraus verfolgten ihn noch jetzt.

//Ich kann das nicht noch einmal durchmachen//, schoss es Ukyo durch den Kopf und er zwang sich, seinen Blick von Toma loszureißen.

Er wollte dem anderen nicht damit zur Last fallen und er wollte ihm auch keine weiteren Sorgen bereiten. Es war am besten, wenn Ukyo seine Aufgabe erfüllte und vielleicht sogar selbst aus dieser Welt verschwand, wie er es mit ihr getan hatte.

Das Bedürfnis, seine Aufgabe zu erfüllen, wurde übermächtig und er wandte seine Aufmerksamkeit der Tür des kleinen Nebenraumes zu. Dahinter befand sich die letzte Botschaft von ihr und anschließend würde er wissen, was ihn erwartete.

Ukyo atmete tief durch und ergriff die Türklinke danach, um sie nach unten zu drücken. Er betrat das Zimmer und wieder erwartete ihn ein in Mondlicht getauchtes Stahlungetüm. Der Grünhaarige trat näher, er hatte keine Lust mehr im Ungewissen zu bleiben und weiter der Angst zu verfallen. Er musste sich den Konsequenzen seines bisherigen Handelns stellen, also trat Ukyo vor und steckte die Hand nach dem Stahlmonster aus. Seine Finger hatte kaum die glatte, kalte Oberfläche berührt, als ihm schwummrig wurde. Er ging in die Knie und hielt sich mit beiden Händen an den Gitterstäben des Käfigs fest, während fremde Erinnerungen durch ihn hindurch rauschten.

Sie schickte sie ihm, dessen war er sich vollkommen bewusst... er konnte ihre Erinnerungen sehen und er lächelte glücklich, dass er sie wirklich noch einmal sehen konnte. Er sah ihre Erinnerungen mit Ikki, Kent, Shin und Toma und endlich ergaben die übrigen Botschaften einen Sinn und auch die Gegenstände und Aktionen, die wiederum zu Ukyos Anfällen geführt hatten. Er konnte sie sehen, wie wie mit Ikki den Ikki-Spezial zubereitete und wie sie mit ihm unter den Sternen gesessen hatte. Er konnte sie mit Kent sehen, wie sie ihn mit ihrer Art verzauberte und ihn mit ins Schwimmbad zerrte. Anschließend konnte er sie sehen, wie Shin sie küsste und wie sie gemeinsam Musik gemacht hatten. Zu guter Letzt sah er, wie Toma mit ihr einkaufen gegangen war... und wie er sie in ebenjenen Käfig sperrte, den Ukyo nun vor sich hatte.

//Er hat sie eingesperrt... wieso?//, fragte sich Ukyo verwirrt und auch die Situation von vorhin kam ihm wieder in den Kopf.

Toma wollte auch ihn einsperren, ebenso wie er es mit ihr getan hatte. Hieß das, dass er Ukyo die gleichen Gefühle wie ihr entgegen brachte? Er wusste es nicht, aber er beschloss, den anderen danach zu fragen.

Das Schwindelgefühl ließ nach, doch dafür spürte Ukyo, wie er gerufen wurde. Er konnte ihre Stimme hören und er hielt den Atem an. Was würde ihn jetzt erwarten? Er schloss die Augen und er fühlte seinen Geist empor getragen und als er sie wieder öffnete, sah er sie vor sich.

„Du...!“, rief er und er lächelte vor Glück.

„Ich habe deine Botschaften erhalten... was soll ich für dich tun?“, rief Ukyo, während er ihre Erscheinung musterte.

Sie sah immer noch so aus wie damals. Auf ihren braunen Haaren thronte der kleine schwarze Hut mit den Rosen daran. Ihr grün-blaues Kleid wehte dahin, obwohl kein Wind wehte, ebenso ihre schwarze Jacke. Sie lächelte ihm warm zu und begann dann zu reden.

„Ukyo... deine wahre Aufgabe erwartet dich noch, das hier ist noch nicht das Ende“, sagte sie und Ukyo reagierte verwirrt.

Es war noch nicht zu Ende?

„Was meinst du damit?“, wollte er wissen und neue Verzweiflung ergriff ihn.

Hieß das, er würde Toma noch mehr Unannehmlichkeiten bereiten?

„Ich habe mithilfe der verbliebenen Erinnerungen dein anderes Ich geweckt. Er ist nun wieder im Vollbesitz seiner Kräfte“, sagte sie und Ukyo glaubte, nicht richtig zu hören.

„Was? Warum hast du das getan? Willst du etwa, dass es noch mehr Menschen so ergeht wie dir?“, fragte er entsetzt und Grauen ergriff ihn, wenn er daran dachte, was sein anderes Ich getan hatte.

„Du musst dich mit ihm arrangieren. Ihr beide müsst glücklich werden, sonst werdet ihr immer den gleichen Weg gehen, der Zerstörung und Unglück bringt. Ihr beide müsst einen gemeinsamen Weg finden“, sagte sie und Ukyo glaubte in einem Alptraum zu sein.

„Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte Ukyo und schüttelte vehement den Kopf.

„Ich muss gehen... bitte pass auf dich auf und werde glücklich“, sagte sie und plötzlich verschwand sie in jenen Lichtern, die sie schon einmal aus seiner Welt gerissen hatten.

„Nein, warte!“

Doch es half nichts, Ukyo blieb allein zurück und er erwachte wieder in seiner Welt.

//Das darf nicht sein...//, dachte er, ehe seine Gedanken plötzlich abrupt stoppten und sich ihm plötzlich etwas aufdrängte.

Es begann lese, doch dann hörte er plötzlich die Stimme des anderen Ukyos.

Anscheinend muss ich ihr danken~

Ukyo versuchte noch, den anderen zurück zu drängen, doch es war bereits zu spät, egal, wie sehr Ukyo versuchte, dagegen aufzubegehren. Er befand sich im anderen Bewusstsein und seine böse Persönlichkeit übernahm seinen Körper.

„Wehr dich nicht dagegen, Ukyo. Ich muss ihn mir ansehen“, hörte Ukyo ihn mit einer Stimme sprechen, die er nie aus seinem Körper entlassen hätte.

Doch das war nicht mehr nur sein Körper...

//Toma...//, war Ukyos letzter Gedanke, dann befand er sich eingeschlossen in seinem Inneren und musste zusehen.
 

Ein missbilligendes Geräusch drang über meine Lippen, während ich mich langsam aufrichtete.

„Ach Ukyo, es wird langsam zur Gewohnheit, dass du irgendwelchem Ungeziefer verfällst. Sag mir, was ist dieses Mal das Besondere an diesem einen, der dich so beschäftigt?“, fragte ich, doch ich erhielt keine Antwort vom schwachen Ukyo.

Ich schüttelte amüsiert den Kopf und strich über die kalten Streben des Käfigs, der sich ebenso kühl zeigte wie das Lächeln, dass sich jetzt auf meinem Mund ausbreitete. Endlich hatte ich wieder die Kontrolle, gerade rechtzeitig, um diesen dummen Jungen erneut vor sich selbst zu schützen.

Ich verließ das Zimmer durch die offen stehende einzige Tür mit langsamen Schritten und kam in den nächstgrößeren Raum. Dort stand ein Bett, in dem dieser Toma schlief. Ich blieb stehen und genoss die Panik des schwachen Ukyo, der sich vor Sorge um seinen neuen Freund förmlich überschlug. So machte mir die Jagd am meisten Spaß...

Ich ignorierte den schwachen Ukyo und kam um das Bett herum, ehe ich mich auf den neuen Störenfried konzentrierte. Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute mir den Blonden an, der dort seelenruhig schlief und nicht ahnte, was sich geändert hatte.

„Du bist also Toma...“, sagte ich und ließ die Erinnerungen Ukyos noch einmal Revue passieren.

Sie waren sehr aufschlussreich, zumal der liebe Toma wohl einen Narren an Ukyo gefressen hatte. Das ergab überaus Potenzial.

Ich beschloss, meinen neuen Gegner zu wecken und tippte ihn mehrfach unsanft gegen die Schultern. Allerdings tat sich nichts, nicht einmal, als ich ihn etwas lauter ansprach. Etwas entnervt musste ich einsehen, dass der andere lieber im Reich der Träume verweilte, als sich mit mir abzugeben.

„Schade... dann muss ich dich doch töten, ohne vorher mit dir geredet zu haben“, sagte ich gespielt bedauernd und schloss meine Hände um Tomas Hals.

„Ich könnte auch ein Kissen nehmen, aber ich will, das Ukyo keinen Moment von deinem Ableben verpasst“, lächelte ich und drückte mit aller Kraft zu.


 

Ukyo wehrte sich ebenfalls mit aller Kraft gegen den Klammergriff seines anderen Bewusstseins, doch dieser ließ nicht nach.

„Toma, wach auf! Lass das nicht zu, dass er dich umbringt, ich bitte dich!“, rief er, auch, wenn der andere ihn wohl nicht hören konnte.

Er ließ den Kopf sinken, weil zwecklos war. Seine böse Persönlichkeit war stärker als je zuvor und wenn nicht bald ein Wunder passierte, dann würde er erneut jemanden töten, der Ukyo unsagbar wichtig war.

„Was-?!“, hörte er plötzlich Toma japsen und Ukyo schaute nun wieder hin.

Toma war aufgewacht und wurde sich recht schnell seiner Situation bewusst.

//Er wird kämpfen, er wird ihn nicht gewinnen lassen//, dachte Ukyo und er sah mit Erleichterung, dass er Recht behielt. Toma wehrte sich und letztendlich schaffte er es, Ukyo von sich herunter zu befördern und sich über ihn zu rollen.

„Ukyo, was soll denn das?!“, rief er und rang nach Luft.

Sein Hals schmerzte und er meinte immer noch die Hände des anderen an seinen Hals zu spüren. Der andere Ukyo lachte plötzlich und nicht nur Toma lief es dabei eiskalt den Rücken hinab.

„Ich weiß nicht, wie das sein kann, aber... du bist nicht der Ukyo, den ich kenne“, sagte er und die böse Persönlichkeit lächelte nun selbstgefällig.

„Wie schlau du doch bist. Wenn ich das doch nur von Ukyo selbst behaupten könnte.“

Toma gab ein Knurren von sich und er packte den Grünhaarigen am Kragen, um ihn nach oben zu ziehen.

„Sprich nicht so über ihn!“

Der andere Ukyo lachte nur noch mehr.

„Oh, du willst also seine Ehre verteidigen? Dabei bist du doch hier die größere Bedrohung von uns beiden, Toma.“

Toma hielt inne und sah verwirrt aus.

„Ja, ich weiß es. Du liebst Ukyo und willst ihn für dich beanspruchen. Es hat dich rasend gemacht, als Shin dir zuvor gekommen ist und noch immer könntest du vor Wut platzen. Du willst ihn besitzen und ihn am liebsten nicht teilen. Am liebsten würdest du ihn in den Käfig dort hinten einsperren, nicht wahr?“, sagte der andere Ukyo und ließ sich nicht im Geringsten von Toma einschüchtern.

Dieser war jedoch verunsichert. Wieso konnte dieser andere in ihn hineinblicken?

//Toma, lass dich nicht darauf ein, er will dich nur verunsichern!//, dachte Ukyo alarmiert, doch da hatte sein anderes Bewusstsein Toma bereits herumgeworfen.

Dieses Mal lag Toma abermals unter Ukyo und er erkannte schwarze Ringe unter Ukyos Augen und einen fast wahnsinnigen Ausdruck darin. Das war nicht sein Ukyo, das war etwas Bösartiges...

„Du bist mir im Weg, Toma“, sagte die andere Persönlichkeit und abermals wollte es seine Hände um Tomas Hals schlingen, doch Toma hielt sie an den Handgelenken auf und drängte ihn zurück.

„Ich würde Ukyo niemals wehtun. Er ist mein Freund und ich beschütze meine Freunde. Entschuldige, dass ich keine Rücksicht darauf nehmen kann, ob ich dir im Weg bin oder nicht“, sagte er entschlossen und der andere Ukyo lachte.

„Ihm nicht wehtun? Du tust es schon, falls du es noch nicht bemerkt hast. Und du wirst ihm noch weiter wehtun, noch mehr, als sie es schon getan hat!“, wies der andere Ukyo Toma zurecht und riss seine Hände los.

„Wenn ich dich jetzt nicht töte, dann wirst du ihm mehr Schmerz zufügen, als er verkraften kann.“

Toma begehrte auf.

„Niemals! Niemals werde ich Ukyo wehtun! Ich-“

„Du willst sagen, dass du ihn liebst, nicht wahr? Und genau das ist das, was ihn am meisten verletzen wird.“

Toma schwieg darauf, denn ihm fiel keine passende Erwiderung darauf ein. Es stimmte, er hatte sagen wollen, dass er Ukyo liebte und er wusste selbst, dass Liebe eine schöne, aber auch gefährliche Sache war. Ihm war das Risiko bewusst, aber unmöglich konnte er sich noch von Ukyo fernhalten. Dazu war es schon viel zu spät...

„Aber ich gebe dir eine Chance, Toma. Beweise mir, dass du Ukyo nicht wehtun wirst und du kannst leben...“, hörte er plötzlich die spöttische Stimme des anderen Ukyos und er sah ihn überrascht an.

Und mit einem Mal war diese bösartige Persönlichkeit weg, die schwarzen Ringe unter den Augen des Grünhaarigen verschwanden und der wahre Ukyo zeigte sich.

„Oh mein Gott... Toma, Toma ist alles okay?“, hörte Toma den anderen sagen und er musste Ukyo einfach an sich ziehen und ihn umarmen.

Der andere entschuldigte sich immer wieder bei ihm, aber Toma gab lediglich beruhigende Laute von sich, damit Ukyo ebenfalls wieder ruhig wurde. Letztendlich schlief der Fotograf erschöpft an seiner Brust ein und Toma strich trotzdem noch weiter beruhigend über die Haare und den Rücken des anderen.

//Ich werde ihm nicht wehtun... niemals!//, dachte er entschlossen und nahm sich vor, es dieser dunklen Bedrohung zu zeigen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh Mann... diese Perspektivwechsel, mir ist schon ganz schwindelig :D Am schlimmsten ist es auch im Verlauf der Story genau zu beschreiben, welcher Ukyo denn nun gerade am Hebel ist. Mir fallen keine Synonyme für die Bezeichnungen ein, vllt habt ihr eine Idee? ich hoffe mal, ihr seid nicht allzu verwirrt ^^" Komplett anzeigen

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