Zum Inhalt der Seite

Amnesia Memories

Geliebter Zwiespalt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Ikki-Spezial

„Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid“, entschuldigte sich Toma und verbeugte sich tief vor Ukyo, der jetzt schon drei Stunden auf sein Frühstück wartete.

„Nicht schlimm. Ich sehe doch, was hier los ist“, lächelte Ukyo verständnisvoll und wies auf das Treiben der Gäste.

Aufgrund einer Werbeaktion, die Waka gestern Nacht online gestellt hatte, wurde das Meido förmlich von Kunden überschwemmt. Alle Mitarbeiter des Meido no Hitsuji liefen im emsigen Zick-Zack umher. Sie liefen von der Tür zu den Tischen, von den Tischen zur Küche, von der Küche wieder zu den Tischen und immer wieder ging es von vorne los.

„Und du willst wirklich nichts essen?“, erkundigte sich der Blonde.

Ukyo schüttelte den Kopf.

„Nein, ich warte auf dich und die anderen. Ich bin es gewöhnt, spät zu essen“, meinte der Fotograf und hoffte, dass Toma sich nicht überarbeitete.

Er bemerkte, dass Toma etwas blass war und ihm kam eine Idee.

„Sag mal... kann ich vielleicht helfen?“

„Du meinst, hier und heute? Bist du sicher?“, wollte der Blonde wissen und wies auf das augenscheinliche Chaos vor Ort.

„Wenn ich euch dadurch entlasten kann“, meinte Ukyo und fühlte sich dem gewachsen.

„Dann mache ich wenigstens diesen Tisch frei und sitze nicht nur herum. Außerdem ist es bestimmt nicht in Wakas Sinne, wenn ich hier sitze und nichts bestelle. Also kann ich mich auch nützlich machen, oder?“, sagte Ukyo und stand auf.

„Und du bist wirklich sicher?“, fragte Toma, denn selbst er musste heute einsehen, dass das Meido der Vorhölle glich.

Nein, Ukyo war sich überhaupt nicht sicher, aber er wollte dem Laden, welcher für ihn einem Zuhause am nächsten kam, unter die Arme greifen.

„Sonst würde ich es nicht sagen“, meinte der Fotograf mit einem Schulterzucken.

Toma grinste breit.

„Oh, das wirst du bereuen“, lachte er, ergriff Ukyo an der Hand und zog ihn sicher durch das Gedränge bis in die Küche.

Auch hier herrschte Chaos. Kent wusch gerade das Geschirr im Eiltempo ab, Shin trocknete ab, Ikki rauschte an den beiden vorbei, um zwei volle Tabletts unter die Mengen zu bringen und auch Waka, Sawa und Mine rotierten.

„Nie wieder, Boss... mach das bitte nie wieder!“, rief Sawa gerade und rauschte aus der Küche, wobei sie gegen Ukyo stieß.

„O- oh... Ukyo?“, sagte sie und auch die anderen sahen kurz von ihren Tätigkeiten auf.

„Ukyo-san? Was kann ich für Sie tun?“, fragte Waka sogleich und schien sich zu freuen, den Fotografen zu sehen.

„Ich wollte meine Hilfe anbieten... also, wenn es nicht stört“, sagte Ukyo und wurde unter den ganzen Blicken ganz nervös.

„Das wäre super“, stöhnte Ikki und sah so aus, als würde er bald umkippen.

„Ja, du könntest dich um die Gäste kümmern und Bestellungen aufnehmen“, meinte Sawa begeistert und auch Toma nickte.

„Wenn es Ihnen keine Umstände macht?“, fragte Waka und auch ihm war die Erleichterung über Ukyos Angebot anzusehen.

//Wahrscheinlich bereut er diese Werbeaktion selbst//, dachte Toma und musste sich ein Lächeln verkneifen.

Anschließend schnappte er sich Ukyo und wies ihn kurz in die Tischbelegung und die Pflichten ein, die es im Meido no Hitsuji gab. Der Fotograf hörte genau zu, prägte sich alles genau ein und allzu bald war er mitten im Gedränge. Er begrüßte Gäste, führte sie zu einem freien Tisch und nahm ihre Wünsche entgegen, dann lief er im Eilschritt hinüber, um in der Küche bei den Vorbereitungen der Bestellungen zu helfen.

Die Stunden vergingen wie im Flug und letztendlich stand Ukyo vor einem Problem. Er kam leicht überfordert in die Küche und näherte sich Ikki.

„Hey, ich bräuchte deine Hilfe... denke ich“, meinte der Grünhaarige.

Ikki sah ihn an.

„Was ist? Überfordern dich die ganzen Ladys auf einmal?“, grinste er und zwinkerte Ukyo zu, ein Zeichen, dass er es nicht böse meinte.

„Nein, das ist in Ordnung. Aber jemand orderte einen „Ikki-Spezial“ und da das so heißt, wie du, dachte ich...“

Ikkis Augen begannen zu leuchten und er ergriff Ukyos Hände.

„Wirklich?“, hauchte er fragend und betrachtete die Worte des Grünhaarigen als ein Geschenk.

„Was ist denn hier los?“, wollte Shin verwirrt wissen, welcher gerade hereinkam und bei dem Anblick, den die beiden Männer boten, fast seine Tabletts fallen ließ.

„Ikki-Spezial“, hauchte Ikki erneut ehrfürchtig und Ukyo zuckte nur hilflos mit den Schultern.

„Nanu?“, fragte nun auch Toma, aber er erfasste blitzschnell die Situation.

Sein Lachen erfüllte den kleinen Raum und er stieß Shin neben sich an.

„Gleich geht es los“, grinste er und Ukyo wollte gerade wissen, was das bedeuten sollte, als Ikki aufstand und nur so vor Erregung sprühte.

„Ich mache einen Ikki-Spezial. Und DU wirst mir helfen“, sagte er und ehe Ukyo sich versah, wurde er von Ikki zu einem Tisch geführt, auf welchem verschiedenste Gläser, Kühlbehälter und Toppings standen.

Er bemerkte, dass Shin und Toma sich wieder um ihre Aufgaben kümmerten und ehe er sich versah, wurde er von Ikki in die Geheimnisse des Ikki-Spezial eingewiesen. Fasziniert beobachtete Ukyo die verschiedenen Handgriffe und er kam sich vor, als wäre er mitten in einer Zaubershow gelandet. Er konnte fast sehen, wie es um ihn herum flimmerte und glänzte, als wäre er in einem Manga gelandet. Aber er empfand es nicht als unangenehm, eher fühlte er sich als Teil von etwas ganz Besonderem.

„Ist das so richtig?“, wollte Ukyo wissen und Ikki stellte sich hinter ihn, um das Werk seines Schülers zu begutachten.

„Das ist schon fast perfekt. Nur noch die Kirsche platzieren, das ist etwas knifflig. Ich helfe dir dabei“, meinte der Silberhaarige und er ergriff erneut Ukyos Hände und gemeinsam brachten sie die Kreation zum Abschluss.

„Merkwürdig...“, sagte Ikki plötzlich und hielt Ukyo weiter an den Händen.

„Was ist?“, erkundigte sich der Grünhaarige verwirrt, denn er war sich sicher, dass er keinen Fehler begangen hatte.

„Ich habe das Gefühl, als hätte ich das schon einmal gemacht...“

„Natürlich, es ist doch dein...“

„Nein, das ist es nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich das schon einmal jemanden beigebracht habe... aber das ist unmöglich. Ich mache das immer allein, du bist der Erste...“

Ukyo erfasste Schwindel.

Konnte das möglich sein? Hatte Ikki hier an genau dieser Stelle mit ihr gestanden und das Gleiche getan wie Ukyo? War dies eine weitere Nachricht und Botschaft von ihr?

Ikki ließ den Grünhaarigen los und schnappte sich einen der großen Eisbecher, um ihn zu dem Tisch zu bringen. Ukyo blieb zurück und versuchte, ruhig zu atmen. Sein Herz klopfte heftig, sein Mund wurde trocken und ein stechendes Gefühl erfüllte seine Brust. Er tastete nach dem Ikki-Spezial vor sich und versuchte, Beruhigung durch das kalte Glas zu finden, doch es half nichts. Der Raum begann sich zu drehen, seine Beine kribbelten und wurden danach taub. Ukyo ging auf die Knie, Panik erfasste ihn. Was würde jetzt mit ihm passieren? War das nur ein Traum und er würde aufwachen, wieder beim 1. August beginnend?

„N- nein-!“

Ukyo krallte sich in die Tischplatte, im gleichen Moment kontaktierten seine Knie den Boden. Sein gesamter Körper erzitterte und er empfand einfach nur nackte Angst.

//Hilfe...//, dachte er, während sich dieses eiskalte Gefühl in ihm ausbreitete.

Ukyo wurde blind und taub für alles, sein Herz klopfte ihm jetzt bis zum Hals und es half alles nichts mehr. Sein Atem ging stoßweise und alles in ihm krampfte sich zusammen.

Plötzlich war jemand bei ihm, doch Ukyo war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Er wurde an einem warmen Körper gepresst und Ukyo krallte sich nun an die neue Konstante. Nicht mehr Kälte hielt ihn hier, sondern eine unglaubliche Wärme und der Grünhaarige versuchte, sich darauf zu fokussieren.

Arme umfassten ihn, drückten ihn sanft, aber auch bestimmt, während sanfte Worte letztendlich doch an seine Ohren drangen.

„Ukyo... es ist alles gut, ich bin bei dir.“

Immer wieder füllten diese Worte und ihre Bedeutung sein Inneres und die Angst und die Panik verschwanden langsam und stetig. Ukyo klammerte sich weiterhin an die Wärmequelle, suchte Schutz, bis er sicher war, dass er wieder ruhig atmen und auch wieder aufstehen konnte. Langsam begann er, sich zu regen und die Umarmung um ihn löste sich ebenso sachte, immer wieder bereit, zurückzukehren.

„Ukyo...“

Der Angesprochene zuckte leicht zusammen, als er nun endlich Toma erkannte. Der andere zog ihn wieder auf die Füße und bedachte ihn wieder mit diesem besorgten, wachsamen Blick. Wieso war er immer da, wenn Ukyo ihn am Nötigsten brauchte? Der Grünhaarige verstand es nicht, aber er war froh, dass sein Freund da war.

„Danke...“, wisperte er und hob seinen Hut auf, der ihm irgendwann vom Kopf gefallen war.

„Nichts zu danken... aber, was ist denn eben passiert?“, wollte Toma wissen und zwang Ukyo dazu, dass dieser sich hinsetzte.

Dann holte er eine kleine Wasserflasche, öffnete diese und gab sie dem Grünhaarigen.

„Vielleicht hatte ich doch mehr Hunger als ich dachte“, log Ukyo und lächelte zittrig.

Es war eine lahme Ausrede und Toma wusste das sicher auch, aber er konnte dem anderen noch nicht sagen, was los war. Es war alles noch zu neu und frisch...

„Du bist bestimmt auch dehydriert. Du hast ja nur Kaffee im Bauch“, tadelte Toma und war selbst plötzlich ganz konfus.

Ukyo auf dem Boden vorzufinden, hatte ihm einen riesigen Schrecken eingejagt und irgendetwas sagte ihm, dass es dafür einen wichtigen Grund gab. Aber er sah auch ein, dass der andere noch seine Geheimnisse haben wollte. Die Freundschaft zwischen ihnen war noch neu und brüchig, von daher mahnte Toma sich zur Besonnenheit. Um den anderen nicht weiter zu bedrängen, ging er auf die offensichtliche Lüge ein.

„Dann bleibst du erst einmal hier und ich mache dir eben etwas zu essen. Die Lage beruhigt sich gerade wieder, es ist sowieso bald Zeit, um den Laden zu schließen“, meinte Toma und schon war er emsig damit beschäftigt, Ukyo ein Mahl zu bereiten.

„Danke Toma...“

Tomas Lächeln hüllte ihn von Kopf bis Fuß ein und Ukyo fühlte sich mit einem Mal seltsam entrückt. Sein Herz pochte wieder etwas heftiger, aber es war nicht aus Angst, denn dieses Mal war es ein sehr positives Gefühl, welches er lange nicht empfunden hatte. Er hatte vergessen, wie dieses Gefühl hieß, aber das war jetzt auch nicht weiter wichtig.
 

Meine Augen fühlten sich bleischwer an und ich hielt sie geschlossen. Ich wusste, dass ich sowieso nichts sehen würde, schließlich war ich tief drinnen versteckt.

Ein kleiner Impuls hatte mich geweckt. Es hatte sich angefühlt, wie ein einzelner Herzschlag oder wie das zaghafte Flattern eines eben geschlüpften Schmetterlings.

Wie abartig...

Die Dunkelheit erdrückte mich von allen Seiten, spielte mein Gefängnis.

Zumindest vorerst...

Aber ich wusste, der Tag würde kommen, an welchem ich wieder die Kontrolle übernehmen würde. Erneut würde ich frei sein, dessen war ich mir voll bewusst. Und nur weil ich dies wusste, ließ ich es zu, dass die bleierne Schwere wieder einsetzte und an meinen Gliedern zerrte.

Ich musste schlafen... noch so lange... schlafen...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück