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Zeit der Kirschblüten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da sind wir wieder!
Erst einmal ein großes Entschuldigung dafür, dass das fünfte Kapitel so lange hat auf sich warten lassen ;-; Es ist nur viel in letzter Zeit passiert und entweder hat die nötige Energie oder Zeit gefehlt, um mehr Lesestoff online zu stellen.
Auch wenn sich dies in den nächsten Wochen nur minimal ändern wird, werde ich mich darum bemühen, wenigstens ein neues Kapitel pro Woche hochzuladen :)

Ich hoffe, es sind noch einige von euch dran geblieben, und ihr verzeiht mir die lange Wartezeit mit dem neuen (und extra langen) Kapitel :)

~ Hunter Komplett anzeigen

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Willkommen zu Hause!

Sie hatte mit allem gerechnet; Freudenschreie, Tränen, Umarmungen, Vorwürfe... doch ausgerechnet das hatte sie nicht kommen sehen.

Alles geschah so schnell. Innerhalb weniger Sekunden war Naruto bei den beiden angekommen, stellte sich direkt vor Sasuke, der ihn mit ausdruckslosen Augen beobachtete, und schlug ihm gleich darauf mitten ins Gesicht.

Ein stummer Schrei verließ Sakuras Lippen, als sie erschrocken zurückwich und Naruto dabei mit schockierten Augen anstarrte. Was war gerade geschehen? Warum? Sie konnte nicht glauben, dass er Sasuke gerade tatsächlich geschlagen hatte!

Ihr Blick wanderte nun zu dem Schwarzhaarigen, der mit verärgerter Miene zur Seite blickte, ehe er sich mit seinem Handrücken das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe wischte.

„Naruto!“, kam es nun von Sakura, die sich mittlerweile wieder gefasst hatte und bereit war, etwas zu sagen. „Wieso hast du das getan?!“ Sie kannte die Antwort bereits und dennoch wollte sie es aus seinem Mund hören.

Der Junge starrte seinen ehemaligen besten Freund genervt an, bevor er schließlich die Augen zusammenkniff und sich von ihm abwandte.

Keiner von beiden sagte etwas. Sakura sah nervös zwischen ihnen hin und her. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie Naruto dafür zurechtweisen oder es einfach auf sich beruhen lassen?

Sie wusste, weshalb er ihm eine verpasst hatte. Sie wusste, wie er sich gerade fühlen musste. Doch ihn einfach nach so langer Zeit und bei ihrem lang ersehnten Wiedersehen zu schlagen, war doch etwas zu viel für den Anfang!

Und da kam ihr plötzlich eine Idee. Vielleicht war es nicht gerade die beste oder auch nur ansatzweise der richtige Lösungsweg, doch es würde nicht schaden, es auszuprobieren. Und mehr als verprügeln konnten sie sich ja auch nicht.

„Ich finde... ihr solltet das klären. Jetzt“, begann Sakura ernst und stemmte beide Hände in die Hüfte. „Und ich werde keinen von euch beiden eher laufen lassen, bevor ihr euch nicht ausgesprochen habt.“

Sie blickte den beiden Männern stur entgegen, die sie eher misstrauisch beäugten. Scheinbar wollte keiner von ihnen ein Kaffeekränzchen halten, doch für Sakura schien es nur logisch, wenn sie nach all der langen Zeit miteinander redeten.

„Also, macht ihr es?“, hackte sie noch einmal nach, woraufhin Naruto Sasuke mit einem missachtenden Blick ansah, welchen dieser nur erwidern konnte.

Die Rosahaarige atmete schwer aus, bevor sie langsam an Naruto vorbeiging und ihre Wohnungstür aufsperrte.

„Ich will euch nicht zurechtweisen und anschließend verarzten müssen“, meinte sie ein letztes Mal an die beiden gerichtet und stieß die Tür zu ihrem Apartment auf. „Redet also bitte nur miteinander und lasst die Fäuste stecken.“

Sie sah Sasuke ein letztes Mal an, wobei sie ihm mithilfe ihrer Augen verdeutlichen wollte, dass er behutsam mit Naruto umgehen sollte. Sie wusste nicht, ob er sie verstanden hatte oder überhaupt auf sie hören würde, doch sie hoffte einfach auf das Beste.

Mit einem letzten Seufzer betrat sie ihre Wohnung und schloss hinter sich die Tür. Sie lauschte einen Moment lang der Stille auf dem Hausflur hinter sich, bevor sie beschloss, die beiden endgültig alleine zu lassen.
 

Nervös zappelte sie mit ihrem Bein, während sie einen Blick zu ihrer Wanduhr hoch warf. Die Zwei waren nun schon eine halbe Stunde lang auf sich gestellt und bisher hatte sie niemanden laut schreien oder kämpfen gehört, was natürlich ein gutes Zeichen war... oder vielleicht auch nicht? Vielleicht lag einer der beiden bereits tot auf dem Boden und es war deshalb so still? Ach... sie machte sich eindeutig zu viele Gedanken darüber.

Sakura schüttelte schnell den Kopf und schmiss sich mit ihrem Oberkörper aufs Bett, auf dem sie zuvor gesessen und nachgedacht hatte.

Sie wünschte sich nur, dass die beiden irgendwie wieder zueinander finden würden. Sie wollte nicht, dass sich ihr bester Freund und ihre große Liebe hassten und miteinander stritten... obwohl sie sich sicher war, dass Naruto Sasuke niemals hassen könnte. Er hatte ihn schon immer wie einen Bruder gesehen und auch so behandelt. Und Sasuke war gewissermaßen wie ein Bruder für Naruto gewesen, nachdem dieser schon als Kleinkind eine Waise war. Irgendetwas verband die beiden und Sakura hoffte inständig, dass dieses Band noch vorhanden und höchstens etwas beschädigt war.
 

„Was brauchen die denn so lange?“, seufzte Sakura ungeduldig, wobei sie von vornherein nicht damit gerechnet hatte, dass sie so schnell zu einem Ende kommen würden. Sie wollte einfach nur unter die Dusche, doch solange sie nicht wusste, ob sich die beiden nicht doch noch prügeln würden, könnte sie nicht duschen gehen.

Plötzlich hörte sie ein leises Klopfen, wobei sie vor Schreck fast aus dem Bett gefallen wäre, und gleich darauf eilig den Flur hinunter spurtete, um ihre Wohnungstür zu öffnen.

Sie blickte Sasuke entgegen, der bis auf seine aufgeplatzte, noch immer etwas blutende Wunde recht in Ordnung aussah.

„Komm rein“, meinte sie leise, als er schon an ihr vorbei und direkt ins Wohnzimmer ging. „Und?“, wollte sie dann wissen. „Wie ist es gelaufen?“

Sasuke schmiss sich erschöpft auf die, passend zum Sessel, olivgrüne Couch und legte sich eine Hand über seine geschlossenen Augen, während er sprach.

„Keine Ahnung“, meinte dieser desinteressiert. „Gut, schätze ich.“

„Was soll das heißen?“, wollte Sakura wissen, die sich etwas mehr Informationen erhofft hatte. „Vertragt ihr euch wieder?“

Sie erhielt keine Antwort von Sasuke, weder beruhigende Worte noch ein einfaches Schulterzucken. Wie hatte sie sich auch nur Hoffnungen machen können, dass sie jemals etwas aus ihm rauskriegen würde? Seien es Antworten auf sein Verschwinden und seinen Aufenthalt während all der Jahre, oder Informationen darüber, wie es nun zwischen ihm und Naruto weiterging... Er würde ihr doch niemals mehr sagen, als nötig.

Sie seufzte zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag und erklärte dem Uchiha, dass sie nun kurz unter die Dusche hüpfen und anschließend ins Bett gehen würde. Und mit „kurz“ meinte sie eigentlich eine ganze halbe Stunde.

Sie ließ das warme Wasser auf ihren Körper niederprasseln und genoss einfach nur den Dampf um sich herum sowie die, bis auf den Strahl, angenehme Ruhe.

Es war schön, all die Sorgen von sich abwaschen und den Frust für zumindest einen kurzen Moment vergessen zu können; die ganzen Probleme, die sich nun schon seit einer ganzen Weile bei ihr stauten und die neu dazugekommenen Sorgen wegen Sasuke.

Sakura atmete lange aus, während sie ihr Gesicht direkt unter den Strahl hielt, wobei sie mehrmals darüber wischte, um somit ihren langsam wieder aufsteigenden Frust zu vertreiben. Sie wollte jetzt nicht noch mehr über all das und über ihn nachdenken. Sie wollte nur noch in ihr Bett und schlafen.
 

Nachdem sie sich ihre Schlafsachen angezogen, die Haare geföhnt und die Zähne geputzt hatte, kam Sakura wieder aus dem Badezimmer hinaus und kramte schnell ein Kissen, eine Decke sowie ein großes Badetuch aus ihrem Kleiderschrank heraus.

Sie reichte Sasuke die Sachen, der sie eine gewisse Zeit lang beobachtet hatte, und erklärte ihm, dass auch er duschen gehen und sich anschließend schlafen legen könnte.

Er hatte nur genickt und war kurz darauf im Bad verschwunden.

„Nicht einmal ein Danke“, murmelte Sakura genervt, als sie ihren Körper unter der warmen Bettdecke versteckte und sich in ihre zwei großen Kissen kuschelte. „So ein Idiot...“

Sie starrte noch eine Weile den dunklen Flur hinunter, wobei sie den Klängen des Wasserstrahls lauschte und sich unwillkürlich vorstellte, wie Sasuke gerade unter der Dusche stand; das Wasser, wie es langsam seinen Körper und seine leicht braun gebrannte Haut hinunter glitt.

Sakura vergrub eilig ihr knallrotes Gesicht in ihrem Kissen und spickte noch ein letztes Mal den Flur hinunter, bevor sie irgendwann einschlief. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie müde sie wirklich gewesen ist...
 

Am Sonntagmorgen, als Sakura zum ersten Mal die Augen aufschlug, war Sasuke bereits fort. Er hatte glücklicherweise einen Zettel an der Eingangstür hinterlassen, auf dem in krakeliger Schrift 'Bin eine Weile weg. Hab' keinen Schlüssel mitgenommen. Komme spät wieder' stand.

„Eine Weile weg?“, wiederholte Sakura leicht verärgert und drehte den Zettel sicherheitshalber um, falls nicht noch etwas auf der Rückseite stehen sollte. „'Komme spät wieder'. Was soll das heißen? Wo zum Teufel ist er denn jetzt schon wieder hin?!“

Genervt knüllte sie die Notiz in ihrer Hand zusammen und schmiss diese in die Schale zu ihren Schlüsseln.

„Soll er doch schauen, wie er zurückkommt“, murmelte sie und füllte den Wasserkocher bis zur Hälfte mit gefiltertem Wasser voll. „Ich muss arbeiten und wenn er früher kommt, als ich aus habe, kann er von mir aus in der Kälte zittern.“

Ihr Start in den Morgen fing ja schon mal prächtig an. Besser wurde es auf der Arbeit im Doki Doki Café jedoch auch nicht, da Ino sie, sobald Sakura das Geschäft betreten hatte, mit Informationen über die Willkommensfeier für Sasuke bombardiert hatte.

'Und vergiss ja nicht, etwas später mit ihm aufzutauchen. Wir anderen werden ihn überraschen wollen', hatte sie gesagt.

'Überraschen? Er weiß doch, wohin wir gehen und dass alle nur wegen ihm gekommen sind', hatte Sakura eingeworfen, woraufhin Ino sie mit ihrem finsteren Blick zum Schweigen verdonnert hatte.

'Egal! Wichtig ist nur, dass ihr rechtzeitig dort auftaucht. Und oh! Esst lieber nichts! Es wird ein kleines Buffet geben, das ich nicht umsonst arrangiert habe!', hatte Ino noch schnell hinzugefügt. Den Rest ihrer Arbeitszeit hatte sie auch nur dafür genutzt, um über die Feier und ihr Talent zum Planen zu sprechen, sodass Sakura am Nachmittag mit Kopfschmerzen nach Hause kam. Hinata war heute nicht auf der Arbeit gewesen, weshalb sie das Mädchen nicht über Naruto hatte ausfragen können. Sie entschied sich jedoch dafür, den beiden jeweils eine SMS zu schicken, als sie gerade den Herd anschaltete und einige Kochutensilien aus ihrem Küchenschrank kramte.

Nach einiger Zeit war ihr Abendessen zubereitet. Sie wusste nicht, ob Sasuke nicht doch noch früher zurückkommen würde, und hatte deshalb gleich etwas mehr gemacht.

Kurz nach dem Essen war eine SMS von Hinata gekommen, in der stand, dass sie und Naruto morgen ebenfalls zu der Feier kommen würden. Sakura nahm das als gutes Zeichen auf und beschloss anschließend für ihr Studium zu lernen.
 

Gegen halb acht am Abend war Sasuke noch immer nicht aufgetaucht. Sakura beschloss noch eine weitere Stunde zu lernen, bevor sie gegen neun ins Bett gehen würde. Sie hatte morgen einen anstrengenden Tag vor sich. Es würden sie nicht nur einige Herausforderungen im Krankenhaus erwarten, sondern auch die heiß ersehnte Party am Abend, auf die sie, ehrlich gesagt, nicht die geringste Lust hatte. Sie freute sich dennoch, die anderen mal wieder zu sehen, doch Sasukes schlechte Laune konnte ihr wirklich gestohlen bleiben.

Nachdem sie ihre Bücher zugeklappt und in ihrem Schreibtischschränkchen verstaut hatte, legte sich Sakura nach dem Zähneputzen ins Bett.

Während sie so da lag und die Haustür beobachtete, gingen ihr gleich mehrere Gedanken durch den Kopf; Was, wenn er nicht wieder zurückkommt? Was, wenn er abgehauen ist? Vielleicht ist ihm das alles ja doch zu viel! Oder vielleicht ist ihm auch etwas passiert!?

Sie wollte zwar nicht daran denken, dass ihm etwas zugestoßen oder er aber abgehauen sein könnte, doch ihr Gehirn entschied sich dagegen.

Und so verging eine Stunde nach der anderen, während Sakura hoffnungsvoll zur Tür hinüber blickte, bis sie letztlich gegen halb eins einschlief.
 

Am nächsten Morgen war sie schon sehr früh wach, da sie zur Uni und anschließend ins Krankenhaus musste. Als sie realisiert hatte, dass sie gestern auf Sasuke gewartet hatte und der einfach nicht gekommen war, sprang sie schnell hinter die Couch und blickte hinab auf eine umhüllte Gestalt. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie Sasuke in die kuschelige Decke, die sie ihm zuvor gegeben hatte, eingewickelt sah, und konnte sich nun wieder anderen Dingen widmen.

Sie sprang unter die Dusche, machte sich fertig und hinterließ dem Uchiha einen Zettel auf dem Wohnzimmertischchen. Darin wollte, nein, darin verlangte sie von ihm, dass er pünktlich um neunzehn Uhr hier war und nichts zu Abend aß, damit sie zusammen zu der Feier gehen konnten. Sie hoffte inständig, dass er nicht wieder verschwand und sie ohne den Ehrengast auftauchen müsste.
 

Und dann war es soweit. Der Tag war für Sakura wie im Flug vergangen und da sie heute nicht arbeiten musste, hatte sie noch etwa eine Stunde Zeit, bevor sie sich langsam auf den Weg nach Hause machen konnte.

Sie nutzte die freie Zeit, um sich ein wenig in der Stadt um zu sehen und entdeckte dabei ein wunderschönes, rosafarbenes Top mit Glitzerpailletten an den unteren Rändern. Es war zum Dahinschmelzen!

Sofort sprang sie von der Fensterscheibe weg und in den Laden hinein, um es gleich anzuprobieren und sich darin zu verlieben. Nach einem kurzen Check in ihren Geldbeutel, nahm sie das Teil mit, bereute es jedoch wenig später, da sie eigentlich keine Spontaneinkäufe mehr machen sollte und es sich auch nicht leisten konnte, unnötig Geld auszugeben.

Nach einigen Minuten der Reue, löste sich ihr schlechtes Gewissen auf, nachdem sie daran dachte, wie Sasuke sie in dem Oberteil heute Abend anschauen und ihr vielleicht sogar ein Kompliment machen würde. Zumindest hoffte sie das.

Nach ihrem kurzen Bummelausflug ging sie zurück nach Hause und schloss dort ihre Wohnungstür mit zum Zerreißen angespannten Nerven auf.

Als sie die Tür öffnete, schlug ihr ihr Herz bis zum Hals und sie kam nicht umhin, daran zu denken, dass Sasuke wieder abgehauen sein könnte.

Langsam ging sie den Flur hinunter und spickte nervös um die Ecke, als sie den Dunkelhaarigen mit übereinander geschlagenen Beinen auf ihrem Sessel sitzen sah.

Ihr fiel ein Stein vom Herzen, bevor sie zufrieden ausatmete und ihm zunickte.

„Du bist schon fertig?“, bemerkte sie eher verwundert, nachdem sie mit ihren Augen an seinem weißen Hemd, dem schwarzen Jackett und der dunklen Hose hängen geblieben war.

„Und du?“, fragte Sasuke eher rhetorisch, wobei er sie von oben bis unten musterte und dann auf die Uhr sah.

Sakura lief augenblicklich rot an, bevor sie mit einigen Sachen ins Bad rannte und ihm versicherte, dass sie nicht lange brauchen würde. Doch nachdem sie recht schnell ihr Outfit, darunter auch das glitzernde Paillettentop, zusammengestellt hatte, wusste sie nicht, wie viel oder wenig sie sich schminken sollte. Immerhin kamen viele alte Freunde zu der Party und sie erwischte sich gar dabei, wie sie darüber grübelte, ob Sasuke sie mit oder ohne Lippenstift schöner finden würde. Sie wollte unbedingt gut aussehen, wenn sie schon nicht oft ausging, und vor allem wollte sie für ihn gut aussehen.

Am Ende bedeckte sie ihr Gesicht mit einer kleinen Schicht Make-up, betonte ihre Wangenknochen mit etwas Rouge, umrandete ihre, heute besonders, grünen Augen mit Eyeliner und benutzte noch etwas Wimperntusche. Zum Schluss tupfte sie sich mit ihrem rechten Zeigefinger perlrosa farbenen Lippgloss auf ihre Lippen und betrachtete sich zu guter Letzt im Spiegel.

Ein glückliches Lächeln legte sich ihr übers ganze Gesicht, nachdem sie erstaunt festgestellt hatte, wie gut sie aussehen konnte, wenn sie es denn nur wollte. Sie war schon lange nicht mehr richtig ausgegangen und sonst sah sie keinen Grund dafür, sich zu schminken. Deshalb gefiel ihr ihr Spiegelbild auch so gut, wobei sie neben all der Schwärmerei gar die Zeit vergaß, als Sasuke sie wieder daran erinnerte.

„Hast du's bald?“, rief er genervt und warf vermutlich gerade den Kopf in den Nacken, so wie Sakura es sich nur zu gut vorstellen konnte.

„Ja!“, schrie sie zurück und richtete sich ein letztes Mal ihre Frisur zurecht, an der sie jedoch nicht viel verändert hatte. „Außerdem sollen wir eh etwas später kommen, da dich die anderen überraschen wollen, also haben wir noch etwas Zeit.“

Sie öffnete die Badezimmertür und trat hinaus in den dunklen Flur. Sie hörte, wie Sasuke sich von dem Sessel erhob und langsam auf sie zukam. Ihr Herz schlug erneut so schnell, dass sie dachte, es würde jeden Moment aus ihrer Brust hinaus springen. Sie wusste gar nicht, warum sie überhaupt so aufgeregt war. Vielleicht lag es jedoch auch daran, dass er sie zum wahrscheinlich ersten Mal in schicker Garderobe und dazu noch geschminkt sah.

Als er den Flur betrat, hatte Sakura bereits den Schalter für das Deckenlicht betätigt, sodass dieser nun mit Licht überflutet wurde.

Sie hielt in ihrer Bewegung inne und starrte dem Uchiha neugierig entgegen, der sie einen Augenblick lang musterte, bevor er sich wortlos seine Schuhe anzog.

Ein beklemmendes Gefühl legte sich über Sakuras Brust, doch sie versuchte die Enttäuschung herunterzuschlucken und sich auch noch ihren zweiten hellgrauen Stiefel anzuziehen, bevor sie in ihre Jacke schlüpfte.

Die beiden verließen das Apartment und machten sich schweigend auf den Weg.

Sakura holte kurz ihr Handy heraus und las dabei laut die Adresse vor, welche Ino ihr zuvor geschickt hatte, wartete eine Reaktion von Sasuke ab, der jedoch nichts dazu sagte, und lief mit gesenktem Kopf voraus.
 

Es herrschten nicht nur eisige Temperaturen, sondern auch eisiges Schweigen zwischen den beiden. Keiner sagte etwas, keiner sah den anderen auch nur länger als für den Bruchteil einer Sekunde an.

Sakura überlegte, womit sie ein Gespräch in Gang setzen könnte, beließ es jedoch bei dem Schweigen, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass Sasuke jetzt gerne reden würde. Und worüber denn auch? Über die Feier? Über ihre Freunde? Alles Dinge, denen Sasuke schon immer aus dem Weg gegangen war. Warum musste er denn nur auch so kompliziert sein...
 

Sie kamen fast zehn Minuten später als geplant, was jedoch nicht weiter schlimm war, da, kurz nachdem sie die gemietete Bar betreten hatten, alle aus ihren Verstecken gesprungen sind und laut gejubelt haben.

„Willkommen zu Hause!“, hatten sie allesamt geschrien und waren dem Uchiha gleich darauf fröhlich entgegengekommen.

Während Sakura daneben stand und die Meute beobachtete, wie sie ihm alle auf einmal Fragen stellten und ihn, zu seinem Unbehagen, umarmten und küssten, bemerkte sie aus dem Augenwinkel heraus Naruto und Hinata. Sie standen vorne an der Bar und schienen womöglich darüber zu diskutieren, ob und wie Naruto Sasuke entgegentreten sollte. Sakura wollte nur zu gerne wissen, über was die zwei vorgestern gesprochen hatten, entschied sich jedoch dafür, den Blondschopf vorerst nicht darauf anzusprechen.

„Sakura-san!“, hörte die Rosahaarige auf einmal jemanden ihren Namen rufen. Sie hatte die Stimme nicht sofort erkannt, doch schon im nächsten Moment kam ihr eine breit grinsende Gestalt entgegen.

„Rock Lee! Was für eine Überraschung, dich mal nicht im Trainingsanzug zu sehen“, stellte Sakura begeistert fest und erwiderte seine freudige Umarmung. „Du siehst gut aus!“

„Danke, gleichfalls!“, meinte er mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und sah an der jungen Frau herab. „Wie bekommt dir das Medizinstudium?“

„Na ja, eigentlich ziemlich gut, nur ist es sehr stressig und anstrengend“, erklärte sie seufzend, schenkte ihm jedoch ein herzhaftes Lächeln. „Und was ist mit dir? Ich hab' dich neulich im Fernsehen gesehen! Du bist bei der Meisterschaft ja um dein Leben gerannt! Glückwunsch zum ersten Platz!“

Der junge Mann errötete leicht und kratzte sich verlegen den Hinterkopf.

„Na ja“, begann er grinsend. „Danke. Ich hab eben viel trainiert und meine Beine geben einiges her. Die Mühe hat sich gelohnt.“ Sein Grinsen wurde breiter, woraufhin Sakura ihm lobend auf die Schulter schlug, als sich eine dritte Person zu ihnen gesellte.

„Wo ist denn dein hübscher, weißer Kittel?“, fragte die Braunhaarige lächelnd.

„Tenten!“, rief Sakura freudig und umarmte ihre Freundin aus Kindertagen. „Du siehst umwerfend aus! Wie bekommt dir der Streifendienst?“

Die junge Polizistin zuckte mit den Schultern. „Ach na ja, ich gebe mein Bestes aber es ist zurzeit so verdammt ruhig in Osaka.“

Die anderen zwei lachten und stimmten ihr zu.

„Hey, Lee. Ich hab' gehört, du warst neulich im Fernsehen? Glückwunsch dazu“, meinte Tenten, woraufhin sie sich ein wenig mit dem Sportler unterhielt, während Sakura ihren Blick durch den Raum schweifen ließ.

Sie entdeckte Ino, die zusammen mit zwei weiteren Freunden an einem der kreisrunden Tische saß, und steuerte auf sie zu.

„Hey, Sakura! Gut, dass ihr es rechtzeitig geschafft habt“, meinte Ino und stand dabei vom Tisch auf, um ihre Freundin zu umarmen. „Noch länger, und die anderen wären vor lauter Spannung durchgedreht.“

Sakura lachte und warf anschließend einen Blick zu Sasuke nach hinten, den sie jedoch in der Menge gar nicht mehr ausmachen konnte.

„Hi, Sakura. Lange nicht mehr gesehen“, kam es nun von einem der beiden Männer, der ihr ein charmantes Lächeln entgegenbrachte.

„Shikamaru! Ja, es ist eine Ewigkeit her“, erinnerte sich Sakura, die darüber nachdachte, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten. „Wie ist es so für die Regierung zu arbeiten?“

Sie schnappte sich einen freien Stuhl und setzte sich zu den Dreien an den Tisch.

Der Schwarzhaarige lehnte sich lässig zurück und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf, während er mit seiner üblichen ruhigen Stimme sprach.

„Gibt Schlimmeres. Ich muss bald wieder aus Osaka raus. Bin hier und dort, eigentlich überall.“ Er schmunzelte, was die beiden Frauen zum Lächeln brachte.

„Und Choji“, sagte Sakura nun an den zweiten Mann am Tisch gerichtet, der zufrieden aufhorchte. „Wie geht es dir? Wir haben uns auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen! Ich hab' gehört, du eröffnest bald dein eigenes Restaurant?!“

Der kräftige Mann lachte lauthals auf und stampfte gleich zwei Mal mit seiner Faust auf den Tisch.

„Gut zu wissen, dass diese Neuigkeit bereits die Runde macht!“, erwiderte er fröhlich, wobei sich seine Backen rot verfärbten. „Aber sicher ist es noch nicht. Ihr werdet dann jedoch die Ersten sein, die meine köstlichen, neuen Speisen probieren dürfen!“

„Na das hoffe ich doch!“, kam es von Sakura, die daraufhin fröhlich grinste.

Kurz darauf entschuldigte sie sich für einen kurzen Moment bei den anderen und stand auf, um sich einen Drink zu genehmigen.

Sie lief hinüber zur Bar, wo sie sich irgendeinen Cocktail, der auf der Karte stand, bestellte, und anschließend zu Hinata und Naruto ging. Die beiden standen noch immer dort, wo sie sie zuletzt gesehen hatte, und führten eine Unterhaltung, welche sie jedoch aufgrund von Sakuras Anwesenheit unterbrachen.

„Hey, Leute“, begrüßte sie die beiden mit einem Lächeln, was, zu ihrer Erleichterung, beide erwiderten.

„Hallo, Sakura-chan. Du siehst wirklich hinreißend aus“, schmeichelte Hinata ihr, woraufhin Sakura dasselbe von ihrem niedlichen Outfit behauptete. „Sieh nur, wie sie sich alle darum bemühen, mit ihm zu sprechen.“ Die Dunkelhaarige deutete mit einer Kopfbewegung auf Sasuke, der noch immer von einigen ihrer Freunde umzingelt und ausgefragt wurde. Allmählich tat er Sakura Leid.

„Wollt ihr ihn denn gar nicht begrüßen?“, fragte sie, wobei sie eigentlich gehofft hatte, etwas diskreter an dieses Thema heranzugehen, da sie nicht wusste, wie sich Naruto im Moment und überhaupt wegen der ganzen Sache mit dem Uchiha fühlte.

Hinata tauschte kurz einen Blick mit Naruto aus, der jedoch, so schien es, leicht verärgert zu Boden sah und mit seinen Fingern spielte.

Sie schüttelte leicht den Kopf, womit sie Sakura zu verstehen geben wollte, dass dies kein guter Zeitpunkt war. Sie selbst würde wahrscheinlich früher oder später >Hallo< sagen, doch im Moment, würde sie wohl bei Naruto bleiben wollen.

„Na gut. Wir sehen uns ja noch“, meinte Sakura mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen und verabschiedete sich vorerst von den Zweien, als sie schon wenig später von einer anderen, altbekannten Person begrüßt wurde.

„Hallo, Sakura-san“, sagte der Leichenblasse Junge mit einem fast schon aufgesetzten Lächeln im Gesicht. „Wie geht es dir?“

„Oh! Hallo, Sai!“, erkannte sie ihren ehemaligen Klassenkameraden erst auf den zweiten Blick und berührte ihn freundschaftlich an der Schulter. „Gut, gut. Und dir?“

„Kann nicht klagen. Und wie läuft es in der Uni?“

„Kann nicht klagen“, log sie lächelnd und wechselte schnell das Thema. „Hey... Ich hab von Ino erfahren, dass du neulich einige deiner Kunstwerke in der berühmten Galerie von Hanako Kubayashi ausstellen durftest. Das ist ja fabelhaft!“

Der junge Künstler lächelte und nickte mit zusammengekniffenen Augen.

„Ja, meine Werke haben ihr wohl gefallen, weshalb sie mich kontaktiert und dazu eingeladen hat, einige Bilder in ihrer Galerie aufzuhängen“, erzählte er stolz, während Sakura gleich mehrere Schlücke von ihrem Cocktail nahm. „Ich habe natürlich sofort >Ja< gesagt und schon konnten sie gleich mehrere der besten Künstler Japans betrachten.“

„Wow“, schwärmte Sakura beeindruckt. „Das ist wirklich großartig! Meinen Glückwunsch, Sai!“

„Danke.“

„Ja, unser Sai hatte schon immer Talent für's Zeichnen“, warf eine dritte Person ein, die sich zu den beiden gesellte. „Ich denke, aus ihm wird noch ein ganz großer Künstler.“

„Sensei Iruka!“, rief Sakura glücklich und ließ sich von ihrem ehemaligen Lehrer auf die Schulter klopfen.

„Hallo, Sakura-san. Wie ich gehört habe, bist du dabei, eine erfolgreiche Ärztin zu werden“, meinte der Braunhaarige zufrieden und setzte sein altbewährtes Lächeln auf. „Ich bin richtig stolz auf meine ehemaligen Schüler.“

Sakura errötete und dachte darüber nach, dass tatsächlich viele aus ihrer Abschlussklasse etwas aus sich gemacht haben. Shikamaru, Neji, Gaara und Kankuro arbeiteten alle vier für die Regierung, Gaaras und Kankuros Schwester Temari war ein weltberühmtes Model und eine erfolgreiche Modedesignerin, Tenten arbeitete für die Polizei, Choji war leidenschaftlicher Koch und angehender Restaurantbesitzer, Shino war, ihres Wissens nach, Insektenforscher und auch noch ein ziemlich guter, Rock Lee war Spitzensportler, Sai ein begnadeter Künstler und Kiba reiste immerhin an die exotischsten Orte der Welt, um Wildtiere zu studieren und Touristen von ihnen zu erzählen. Und Naruto wollte immerhin etwas aus sich machen, er wollte auch in die Politik, doch bislang steckte er als Essenstester und halbwegs engagierter Reporter fest.

Selbst Hinata war glücklich und erfolgreich in ihrem Leben, da sie jemanden an ihrer Seite hatte, den sie über alles liebte, und sie ehrenamtlich für Hilfsorganisationen arbeitete. Und Ino hatte mittlerweile ihren Traum von einem eigenen Blumenladen verwirklicht.

Während Sakura darüber nachdachte, was ihre Freunde alles erreicht hatten und dass sie noch immer in ihrem Studium feststeckte, was noch einige Jahre in Anspruch nehmen würde, wurde ihr auf einmal schlecht.

Sie dachte daran, welch hohe Kosten noch auf sie zukommen und wie wenig Zeit sie neben Studium und Arbeit für sich haben würde. Auf einmal drehte sich alles in ihrem Magen um und Panik stieg in ihr auf.

Was, wenn sie das Studium nicht beenden könnte? Was, wenn sie endgültig nicht mehr für die Kosten aufkommen könnte? Es war doch jetzt schon zu viel für sie! Tagsüber musste sie in der Uni und im Krankenhaus ihr Bestes geben, um gleich darauf zur Arbeit zu fahren und dort nochmal Vollgas zu geben. Wenn sie dann endlich zu Hause war, musste sie Stundenlang lernen, um nicht hinterher zu hängen. Zeit für Freunde und Freizeit hatte sie, mit etwas Glück, am Wochenende, doch selbst da musste sie aufräumen und lernen.
 

„Hey...“, hörte sie Sensei Iruka leise sagen. „Alles in Ordnung, Sakura-san?“ Er berührte sie sanft an der Schulter, woraufhin die Rosahaarige ihre negativen Gedanken schnell abwimmelte und ein gespieltes Lächeln aufsetzte.

„Ja...“, meinte sie lächelnd und nickte mit dem Kopf. „Natürlich. Entschuldigt mich kurz.“

Eilig machte sie sich auf den Weg, um nach der Damentoilette zu suchen, auf der sie dann kurze Zeit später verschwand.

Während dessen warf Sensei Iruka dem talentierten Künstler einen fragenden Blick zu, der Sakura schmunzelnd hinterher gesehen hatte.

„Weißt du, was mit ihr los ist?“, fragte Iruka verwirrt, woraufhin Sai mit geschlossenen Augen den Kopf schüttelte.

„Nein, aber wenn sie das nächste Mal lügt, sollte sie ein besseres Lächeln aufsetzen.“
 

„Was ist nur los mit mir?“ Sakura stand schwer atmend vor einem der zwei Spiegel in der Damentoilette und stützte sich mit beiden Händen an dem Keramikwaschbecken ab.

Ihr Herz raste. Sie spürte jeden einzelnen Schlag und wie es sich gegen ihre Brust drückte, so als würde es jeden Moment herausspringen.

Sie öffnete ihre Augen und starrte den Wasserhahn an, welchen sie gleich darauf mit zittrigen Händen aufdrehte und sich das kühle Wasser ins Gesicht spritzte.

„Oh, verdammt“, murmelte sie genervt und stellte das Wasser wieder ab. „Ich trage doch Make-up...“

Sie riskierte einen Blick in den Spiegel vor sich und stellte erleichtert fest, dass sie nicht viel an ihrem Gesicht ruiniert hatte. Sakura schnappte sich zwei Papiertücher und tupfte vorsichtig den leicht verwischten Maskara unter ihren Augen weg, bevor sie die Tücher in den Müll schmiss und ihr Gesicht betrachtete.

„Ich sollte mich beruhigen... Immerhin bin ich gerade auf einer Feier. Ich darf mir nicht anmerken lassen, dass es mir schlecht geht. Ich darf die anderen nicht beunruhigen...“, ging es ihr durch den Kopf, woraufhin sie lange ausatmete und sich wieder auf positive Dinge zu konzentrieren versuchte. Doch es fiel ihr unsagbar schwer, nicht an all das zu denken, was ihr gerade zu schaffen machte.

Die Geldsorgen, das Studium, die Examen, ihr Job, ihre Wohnung, einfach alles. Und dann war da noch Sasuke, der einfach entschieden hatte, von heute auf morgen bei ihr zu wohnen und ihr so schon schwieriges Leben gehörig durcheinander zu bringen. Wie sollte sie mit all dem nur umgehen?

Gerade, als die negativen Gedanken und Emotionen sie wieder zu überfluten drohten, hörte Sakura plötzlich, wie eine Kabinentür geöffnet wurde.

Erschrocken drehte sich die Rosahaarige um und erblickte ein ihr nur allzu bekanntes Gesicht, welches schmunzelnd auf sie zu kam.

„Mann, du siehst ja gar nicht gut aus“, meinte die junge Frau und musterte Sakura von oben bis unten. „Abgesehen von deinem Outfit natürlich.“

„Temari...“, flüsterte Sakura erstaunt und freudig zugleich, woraufhin sich die beiden Frauen umarmten.

„Hey, Sakura. Schön, dich wiederzusehen.“

„Gleichfalls.“

„Und jetzt verrat' mir mal, was dich so bedrückt“, drängte sie die junge Frau dazu und strich ihr eine vom Wasser angefeuchtete Strähne aus dem Gesicht. „Mir machst du nämlich nichts vor.“

Sakura lächelte beschämt und senkte den Kopf. Sie hatte ihre ehemalige Klassenkameradin und Freundin zwar schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen, doch selbst jetzt erkannte diese, wenn es ihr schlecht ging.

„Es ist... es ist nur...“, doch weiter kam sie nicht. Was sollte sie ihr sagen? Sollte sie ihr von den Geldsorgen, von den Schwierigkeiten und von der Tatsache, dass Sasuke bei ihr wohnte erzählen?

„Der Uchiha? Macht er Probleme?“, kam Temari ihr zuvor, woraufhin Sakura überrascht aber zustimmend nickte.

„Na ja... Was heißt schon Probleme...? Es ist einfach nur so... seltsam. Vor ein paar Tagen habe ich mich noch gefragt, ob er überhaupt noch lebt und heute feiern wir bereits eine Willkommensparty zu seinen Ehren. Das ist irgendwie...“, doch Temari beendete den Satz für sie, bevor Sakura nach einem passenden Wort suchen konnte. „...falsch.“

Die Medizinstudentin nickte bedrückt, woraufhin die Blondine nachdenklich seufzte.

„Ich weiß, was du meinst“, begann sie kurz darauf ruhig und fuhr sich mit einer Hand durch ihr glattes, langes Haar. „Ich war ziemlich geschockt, als mich Ino angerufen und mir erzählt hatte, was passiert ist. Ich meine... er war sechs Jahre lang fort und plötzlich ist er wieder da? Einfach aus dem Nichts? Da kann doch etwas nicht stimmen.“

Sakura nickte zustimmend.

„Weißt du eigentlich, was geschehen ist? Ich meine, wo er die ganze Zeit über war und was er gemacht hat?“

Die junge Studentin wünschte sich, sie könnte ihrer Freundin eine Antwort darauf geben. Ihr erklären, was passiert ist, doch das wusste sie ja nicht einmal selbst. Sie wusste nichts und sie konnte sich auch nicht im geringsten vorstellen, was alles passiert sein könnte.

„Nein... Tut mir Leid.“

„Ach schon gut“, entgegnete Temari gelassen und winkte das Ganze mit einer einfachen Handbewegung ab. „Sprechen wir nicht weiter über diesen Protz, der eh schon genug Aufmerksamkeit bekommt. Gehen wir lieber zurück an die Bar und lassen uns ordentlich volllaufen.“ Sie schenkte ihrer Freundin ein aufmunterndes Lächeln und schob sie, mit einem Arm um ihre Schultern gelegt, zur Tür hinaus.

Die beiden Frauen gingen an die Bar, wo sie sich neben Kiba und Shino setzten, um kurz darauf mit den beiden Männern über alles mögliche zu sprechen.

Kurze Zeit später gesellten sich auch Sakuras ehemalige Senseis Kakashi und Gai zu ihnen, woraufhin die Truppe über alte Zeiten, neue Schüler und das Leben sprach.

Obgleich sich die Medizinstudentin mit ihren Freunden und ehemaligen Lehrern amüsierte, wanderte ihr Blick stets auf der Suche nach Sasuke durch die Bar. Manchmal saß er an einem der Tische, umzingelt von seinen früheren Klassenkameraden und Lehrern und manchmal stand er am anderen Ende der Bar, wo er stillschweigend etwas trank. Aber ab und zu sah sie den ruhigen Uchiha auch gar nicht, wodurch sie sofort ein unangenehmes Gefühl beschlich, so als sei er wieder weggegangen und würde nicht mehr zurückkommen.

Alles in Allem schien es ein schöner Abend zu werden, doch etwas störte die Zweiundzwanzigjährige...
 

Gegen halb elf verabschiedeten sich die Ersten, da sie entweder am nächsten Morgen früh zur Arbeit oder aber noch woanders hin mussten.

Sakura winkte Hinata und Naruto zu, als diese die gemietete Bar verließen, und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ino, die scheinbar etwas plante.

„So! Da wir ja immer noch genügend Leute sind... wie wäre es da mit einigen Trinkspielen?“, fragte sie in die Runde, woraufhin Sakura die Blondine mit zusammengekniffenen Augenbrauen ansah. „Ich hatte gedacht, wir fangen mit etwas typisch Amerikanischem an.“ Gleich darauf holte sie eine noch in Plastik verpackte Rolle mit Bechern hinter dem Tresen hervor und präsentierte diese stolz ihren Freunden.

„Beer Pong!“, rief sie begeistert und fing an, die ersten Becher aus der Packung zu holen. „Wer ist dabei?“

Obwohl sich nur wenig Enthusiasmus unter den Gästen ausfindig machen ließ, schaffte es Ino durch Überzeugungskraft und ihre gewohnt hartnäckige Art, einige Mitspieler aufzutreiben.

Nachdem Sakura sich ebenfalls, unter Zwang, dazu überreden ließ, eine Runde mitzuspielen, entschloss sie sich kurz nach ihrem Sieg dazu, frische Luft zu schnappen und ging deshalb durch eine Tür auf eine kleine Terrasse hinaus, die an einen Hinterhof angrenzte.

Zu ihrer Überraschung fand sie dort Sasuke auf, der mit seinen Armen an dem Gitter lehnte und nachdenklich in die Ferne blickte.

Unsicher gesellte sie sich zu ihm nach vorne und sah schweigend in den Sternenklaren Himmel hinauf.

Sie bereute sofort, ihre Jacke im Inneren des Lokals vergessen zu haben, da sie die kalte Aprilluft mit einem Schlag traf und ihr eine heftige Gänsehaut verschaffte.

„Ziemlich kalt heute“, versuchte sie ein Gespräch in Gang zu bringen und riskierte einen Blick zu dem Schwarzhaarigen auf die Seite. „Aber so ist der April nun mal, nicht wahr?“

Sie erhielt keine Antwort, nicht einmal ein Nicken. Stattdessen sah er nur stur geradeaus und schien das Gesagte zu ignorieren.

Sakura seufzte leise und legte ihren Kopf auf ihren Armen ab, wobei sie die Kälte des Stahlgitters unter ihrer Haut ignorierte.

„Ich weiß... du hast mir gesagt, du kannst mir nicht alles erzählen aber... ich würde schon gerne wissen, wo du dich die letzten sechs Jahre aufgehalten hast“, begann sie ruhig und schaute dabei abwartend nach vorne. Sie rechnete nicht mit einer Antwort seinerseits oder dass er überhaupt etwas sagte, doch sie wollte die Chance nicht ungenutzt lassen.

Wie erwartet schwieg der junge Uchiha, woraufhin Sakura schmunzelnd das Wort ergriff. Wenn er schon nichts sagte, würde sie es tun.

„Du willst mir also nicht sagen, wo du gewesen bist... Warum nicht? War es dort, wo du gewesen bist, gefährlich? Hast du ein Schweigegelübde abgelegt? Werden sie dich töten, wenn du über etwas redest? Oder hast du einfach keine Lust zu erwähnen, wo du dich ganze sechs Jahre lang, fernab von all deinen Freunden, aufgehalten hast? Würde es dich wirklich umbringen, wenigstens einen Hinweis darauf zu geben, wo du gewesen bist oder ist es dir egal, wie wir uns damit gefühlt haben, nicht zu wissen, was mit dir ist? Ob dir etwas schlimmes passiert ist oder ob du überhaupt noch am Leben bist?“

Langsam mischte sich Wut unter ihre Stimme und sie konnte nicht länger verschweigen, wie genervt und sauer sie aufgrund seiner vielen Geheimnisse war. Warum konnte er ihr nicht einfach sagen, wo er sich aufgehalten hatte oder wenigstens etwas sagen! Irgendetwas! War das wirklich so schwer?

„Es hätte gereicht, wenn du dich nur ein einziges Mal gemeldet hättest...“, fuhr sie kurz darauf wieder etwas ruhiger fort. „Nur ein einziges Mal, verstehst du? Damit wir ein Lebenszeichen von dir gehabt hätten. Aber du musstest dich ja von einem Tag auf den anderen aus dem Staub machen... Du hast uns alle sitzen gelassen, deine Freunde, Menschen, denen du wichtig bist! Warum konntest du dich nicht wenigstens von uns verabschieden?! Damit wir gewusst hätten, dass du aus freien Stücken fortgegangen bist! Kannst du dir eigentlich vorstellen, was für Sorgen wir uns gemacht haben? Ich meine, kannst du das?! Anfangs konnten wir kaum glauben, dass du einfach abgehauen bist. Wir dachten, jemand hätte dich entführt oder gezwungen mit ihm mitzugehen! Es gab Polizeieinsätze, Suchtruppen und sogar Spürhunde, die nach dir gesucht haben. Plakate und Zettel, Zeitungen, in denen stand, dass niemand weiß, wo du dich aufhältst und man um Hilfe bittet! Dass du eine Waise bist, hat das Ganze nicht gerade besser gemacht... Irgendwann sind die Ermittler davon ausgegangen, dass du tatsächlich einfach weggelaufen bist und man nichts mehr dagegen machen kann... Dass es, obgleich du erst sechzehn warst, deine Entscheidung war und du mittlerweile überall sein könntest.“

Sakura tat sich schwer, nicht in Tränen auszubrechen. So viele Erinnerungen und Gefühle kamen in ihr hoch. Sie erinnerte sich daran, als ob es erst gestern war, dass sie gemeinsam in der Stadt nach ihm gesucht haben. Sie hatten mit Hotelbesitzern, einfachen Passanten und jedem Ladenbesitzer der Stadt gesprochen und ihnen Bilder von Sasuke gezeigt, doch keiner hatte ihn erkannt. Nicht einer.

Ihre Suche blieb erfolglos und Sakura erinnerte sich daran, wie sie damals in Hinatas Armen gelegen und geweint hatte. Sie hatte nicht glauben können, dass er einfach, ohne etwas zu sagen, fortgegangen war. Sie war lange Zeit davon überzeugt gewesen, dass er entführt worden ist. So viele Stunden, so viele Tage und Monate hatte sie gebetet, dass ihm nichts zugestoßen sei und dann... dann war er plötzlich wieder vor ihr gestanden. Erst vor ein paar Tagen war er wieder auf der Bildfläche aufgetaucht und erzählte rein gar nichts! Nicht ein Sterbenswörtchen davon, wo er gewesen und was ihm zugestoßen ist. Wie sollte man da auch ruhig bleiben?

„Du hast mir so... weh getan... weißt du? So sehr und es scheint dich kein bisschen zu interessieren“, meinte Sakura nun mit einer unter Tränen erstickter Stimme, wobei sie sich mit ihrem Handrücken übers Gesicht wischte. „Aber ist ja auch nicht wichtig. Hauptsache du tauchst wie aus dem Nichts auf und erwartest, dass dir alle verzeihen und dich machen lassen, was du willst. So ist es doch schon immer gewesen, nicht wahr?“

Sie sah ihm nun mit geröteten Augen und Wangen entgegen. Er erwiderte ihren Blick, doch diese kühlen, schwarzen Augen schienen sich wie üblich nur für sich selbst zu interessieren. Sakura konnte ihm ansehen, dass es ihn kein Stück weit berührte oder er Reue verspürte. Nicht ein bisschen.

„Also schön“, murmelte sie dann innerlich vollkommen zerbrochen und machte sich entschlossen auf den Weg zurück ins Lokal.

Doch ehe sie auch nur einen Schritt Richtung Tür machen konnte, spürte sie plötzlich, wie sich etwas auf ihre Schulter legte.

Ehe sie realisieren konnte, was geschah, wurde sie herum gedreht und fand sich letztlich in den Armen von Sasuke wieder. Er hielt sie mit einem Arm fest, seine große, starke Hand drückte ihren Kopf sanft an seinen Hals.

Ihr Puls erhöhte sich, ihre Atmung ging schnell und unregelmäßig. Sie verstand nicht, was gerade geschah. Hielt er sie tatsächlich fest, weil er nicht wollte, dass sie ging? Was es auch war, es löste ungeahnte Gefühle in ihr aus, die alles andere übertrafen. Der ganze Ärger, der Frust, die Wut... alles war wie weggeblasen. Sie konnte sich nur noch darauf konzentrieren, dass er sie festhielt und keine Anstalten machte, sie wieder los zu lassen.

Eine Zeit lang sagte keiner von beiden etwas. Sakura fragte sich, warum er sie nicht losließ und warum er sie überhaupt in seinen Arm genommen hatte. Wollte er vielleicht etwas sagen? Wollte er ihr etwas mitteilen, brachte jedoch keinen anständigen Satz hervor? Vielleicht sollte sie ja etwas sagen? Irgendetwas?

Doch bevor sie sich dazu entscheiden konnte, das Wort zu ergreifen, tat er dies und sie konnte nicht anders, als ihm gebannt zuzuhören, während ihr Kopf noch immer nah bei seinem Hals lag und sie seine Haut an ihrer Wange spüren konnte.

„Ich werde dir alles erzählen...“, begann er ruhig und Sakuras Haut kribbelte vor Erregung. „Du musst nur Geduld haben und... mir vertrauen. Irgendwann... werde ich dir alles erzählen.“

Trotz seiner vielen Geheimnisse, dem plötzlichen Untertauchen und seiner Rückkehr wollte sie ihm glauben und ihm vertrauen... doch es fiel ihr so unsagbar schwer, nicht zu wissen, wer der Mann, der sie jetzt gerade in den Armen hielt, wirklich war und was er alles durchgemacht hatte. Sie wollte es wissen, wollte ihn noch besser kennen lernen, doch... auf irgendeine Art und Weise schien es sie zu freuen, was er gerade gesagt hatte. Sie schien ihm in ihrem Innersten zu vertrauen, auch wenn sie selbst noch anderer Meinung war. Sie glaubte... dass wenn er nur lange genug bei ihr blieb, sie ihm womöglich auch verzeihen könnte und dass er ihr tatsächlich eines Tages alles erzählen würde. Zumindest hoffte sie dies inständig.

„Gut...“, flüsterte sie ganz leise an seine Brust und strich mit ihren Fingern über seinen Arm. „Ich werde geduldig sein aber... wenn du noch einmal ohne etwas zu sagen abhauen solltest, werde ich dich windelweich prügeln, hast du verstanden?“

Sie sah mit ernster Miene zu ihm hoch, woraufhin der Uchiha etwas nervös nickte und er sie anschließend wieder los ließ. Ein Gefühl, von dem Sakura hoffte, dass sie es in Zukunft nicht allzu oft verspüren müsste. Stattdessen wünschte sie sich seine Wärme und seine starke Hand an ihrer Schulter zurück, doch sie glaubte nicht, dass dies so bald wieder passieren würde. Rückblickend betrachtet hatte sie damit nicht ganz recht gehabt.
 

Nachdem sich die beiden über ihre derzeitige Situation mehr oder weniger einig geworden waren, sind sie zurück ins Lokal gegangen und haben dort mit den anderen den Abend ausklingen lassen.

Während Ino Sasuke dazu zwang, eine Runde ihres neu erfundenen Trinkspiels mitzuspielen und die anderen derweil herzhaft lachten, bemerkte niemand die Gestalt, welche die ganze Zeit über in der Nähe der Terrasse gestanden und sie beobachtet hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wieder mal geschafft :)

Auch wenn (noch) nicht alle Charaktere vorgestellt wurden... was haltet ihr denn bisher von ihren Berufen? In den weiteren Kapiteln werdet ihr natürlich noch mehr über sie erfahren und Einblicke in ihre Leben erhalten. Vor allem Temari wird noch eine mehr oder weniger große Rolle spielen, so viel mal vorweg ;)

Ich hoffe, ihr bleibt gespannt, denn so langsam wird's "ernst". Zumindest wird euch jetzt noch einiges erwarten und wir nähern uns dem Hauptkern der Geschichte :)

Falls Fragen offen stehen, immer her damit. Ich denke, es gibt bestimmt ein, zwei Sachen, die komisch oder irgendwie unlogisch erscheinen. Vieles wird sich vermutlich im Nachhinein noch aufklären, doch es kann natürlich auch mal passieren, dass ich einen Fehler mache, also wäre ich selbstverständlich dafür dankbar, wenn man mir dies mitteilt :)

Also dann bis zum nächsten Mal!

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Julia281419
2023-12-19T14:28:31+00:00 19.12.2023 15:28
Find ich mega bisher! Hoffe es geht irgendwann noch weiter (:
Von:  flllunicorn
2017-02-15T10:41:13+00:00 15.02.2017 11:41
Uiiii, spannender Abschluss O-O
Wer stand da wohl o.o

LG Laura <3
Antwort von:  Hunter25
15.02.2017 13:46
Freut mich, dass du gespannt bleibst :)

Liebe Grüße

~ Hunter


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