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Blue Eyes

Was siehst du in meinen Augen?
von

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Sasuke - Loslassen

Eine Woche nach dem Vorfall saß ich wieder einmal bei Konohamaru im Tanzraum unserer Uni. Während dieser seine Choreografie einübte, hockte ich in meiner üblichen Ecke und sah ihm gedankenverloren zu. Ich hatte den Eindruck ich konnte besser denken wenn ich dabei die Leichtigkeit seiner Bewegungen sehen dürfte. Abgesehen davon ich war hier gefühlt derzeit eher willkommen als bei Naruto, der mich letzten Samstag nahezu heraus schmiss, nachdem er sich etwas gefangen hatte.
 

Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, die Situation hätte kaum schlimmer Enden können. Auch dass ich ihn danach nicht mehr berühren dürfte, sprach nur für die schwere seines Zustandes. Auf meinem Weg nach Hause wurde ich dann doch noch bei jedem Schritt unangenehm daran erinnert wie dieser erst so hitzige Moment begonnen hatte. Ich sprang also ziemlich verlegen und verwirrt zugleich unter die Dusche und wusch mich von meiner „Schande“ rein.
 

Aber da gab es nichts reinzuwaschen, dachte ich nun im nach hinein. Ich hatte schlichtweg die Kontrolle verloren und er hatte es ausbaden müssen. Noch Mitte der Woche hatte ich versucht nicht zu viel darüber nachzudenken, hatte es auf die Stimmung geschoben, die in jenem Moment nun einmal gepasst hatte. Aber das kam mir wie eine schlechte Ausrede vor, um mein Handeln besser ertragen zu können. Ich lief davon, nichts anderes.
 

So wie Itachi es damals getan hatte...
 

Neuerdings kam mir dieser... Mann eindeutig zu oft wieder in die Erinnerung. Narutos zustand erinnerte mich an all die Ängste, die ich durchlebt hatte. Ich erinnerte mich zu gut an die Zeit, in der ich in Therapie wegen des Missbrauchs meines Bruders war. Die ersten Monate waren die Hölle. Ich durchlebte jede noch so kleine Erinnerung erneut, sah die Bilder vor mir, hörte die Geräusche und schmeckte wieder das Blut in meinem Mund. Oder etwas anderes.
 

Es schüttelte mich kurz vor Ekel. Auch wenn all dies nun schon einige Jahre zurück lag und ich in der Therapie alles verarbeitet hatte, waren die Erinnerungen auch heute noch unangenehm. Vermutlich würde sich das nie ändern. Was sich aber seit Samstag spürbar geänderte hatte, war meine Einstellung zu Naruto. Hatte er in einem Moment noch völlig hingebungsvoll unter mir gestöhnt, so hatte ihn im nächsten Moment die dunkle Erinnerung schrecklich unerwartet getroffen – ebenso wie mich. Seine darauf folgende Kälte und Abweisung war ein Schutz, dass wusste ich. Nichts was ich persönlich nehmen dürfte. Aber nach der Intimen und intensiven Begegnung mit ihm auf der Couch hatte mich dieses verhalten wie ein Brett vor den Kopf gestoßen. Ich wusste was die Folge einer solch plötzlichen Bilderflut war, dennoch fühlte ich mich verletzt. Als hätte ich seine Hand in der Dunkelheit endlich zu fassen bekommen und dann entriss er sie mir erneut.
 

Aber nicht Naruto entriss mir seine Hand. Nicht er selbst verwehrte mir die Berührung und Liebe. Sondern die Schatten in seinem Herzen, die Angst und Zweifel. Hidan. Frustriert biss ich mir auf die Unterlippe. Dieser ganze Dreck damals wäre nie passiert wenn ich früher gemerkt hätte, dass Naruto mich liebte. Wenn ich nur ein bisschen eher kapiert hätte was los war, wäre er ziemlich sicher nicht nach Afrika geflogen. Nicht zu dieser Tayuya, nicht zu ihrer Clique und nicht zu diesem Hidan. Ich war Schuld das er all das durchmachte, dass er litt und nicht mehr der Blonde Chaot mit den strahlenden blauen Augen war, in den ich mich verliebt hatte. Was für ein Dreck. Was für ein widerlicher Dreck.
 

Ich wollte ihm doch helfen...! Ich wollte ihm beistehen, ihm die bedingungslose Liebe geben die er brauchte um das zu überstehen! Aber ich war wieder in dieses verdammte Triebdenken abgerutscht und hatte die Kontrolle verloren! Ich hatte seine Verletzlichkeit vergessen, ich hatte mir wieder zu sehr gewünscht dass es normal zwischen uns sein könnte und nicht aufgepasst. Was hatte ich denn erwartet?! Das sich nach drei läppischen Wochen alles sofort ändern würde und er sich ohne Widerrede von mir verführen ließ, weil er gerade in Stimmung war?! Wäre ich in seiner Situation, hätte ich ihn nicht einmal zu einem Filmabend eingeladen, weil ich schlichtweg schon mit seiner Anwesenheit überfordert gewesen wäre! Noch vor drei Wochen hatte ich so große Reden bei ihm geschwungen, darüber das ich für ihn da sein würde, ihn auffangen würde wenn er fiel... und nun saß ich hier. Hoffnungslos. Frustriert. Sehnsüchtig. Fuck.
 

Meine Augen brannten plötzlich verräterisch, wollten sich mehr und mehr mit Tränen füllen. Meine Unterlippe begann leise zu beben. Fuck. Fuckfuckfuckfuckfuck! Mein Kopf sank nieder, auf meine Unterarme, welche auf meinen Knien auflagen. Die Wut, der Frust und die Trauer brachen über mir zusammen wie eine Flutwelle. Ich nahm keine Kenntnis mehr von Konohamaru oder von der Musik die abgespielt wurde. In jenem Moment war einfach nur alles in mir schwer und Mutlos.
 

Da spürte ich plötzlich mehr Wärme, die mich umhüllte.

Arme die sich um meinen verkrampften Körper schlangen und mich hielten.

Erst zögerlich, dann aber zunehmend fester und sicherer. Konohamarus Arme.

Das war es, was den Damm in mir zum Einsturz brachte. Die Sicherheit in dieser Umarmung. Die Sicherheit, dass jede Emotion, mag sie auch noch so klein erscheinen, genau richtig so war. Das einfach alles Willkommen war, was immer jetzt aus mir heraus wollte, ohne dass ich es erklären musste. Es war als könnte ich endlich Luft holen und wirklich wieder atmen. Die Tränen liefen ebenso unaufhaltsam wie ungehindert über meine Wangen, heulkrämpfe schüttelten meinen Körper. Konohamaru hielt mich stumm. Je heftiger ich weinte und bebte, desto fester und liebevoller wurde seine Umarmung. Es war unbeschreiblich.

Ich dachte nicht darüber nach was gerade passierte. Ich fühlte nur wie all meine Emotionen mit unendlicher Wucht aus mir heraus brachen, mich zu zerbersten drohten, mich schüttelten und zerreißen wollten. All das war in Ordnung. Es fühlte sich notwendig an, hier und jetzt. Es einfach los zu lassen, die Bilder vor meinem inneren Augen nur zu sehen ohne sie zu bewerten, mich auf diese schützenden Arme um mich zu verlassen. Mich in diesen Gefühlen fallen zu lassen, sie zu durchleben und zu spüren. Es war so gut, so erlösend und befreiend.
 

Ich wusste nicht wie lange ich in seinen Armen geweint und geschluchzt hatte. Es war nebensächlich. Konohamarus Wärme und sein Duft umhüllten mich schützend und liebevoll. Der leichte Geruch von frischem Schweiß und seinem Herb - süßlichem Deo benebelte meine Sinne und packte mich in eine Decke aus weißer Watte. Irgendwann hatte die Musik aufgehört den Boden mit Bässen zu massieren. Ein langgezogenes erleichtertes seufzen entfuhr mir, gleich darauf ein schniefen, weil mir die Rotze aus der Nase lief. Igitt. Deshalb heulte ich so selten – mich nervte schon wenn ich krank war und meine Nase schnauben musste. Ich bemerkte wie Konohamaru vorsichtig einen seiner Arme löste – nicht ohne mich noch einmal mit diesem ermutigend zu drücken – und dann erklang ein raschelndes Geräusch. Schließlich hielt er mir in die Lücke zwischen meinen Armen und Beinen seitlich ein Taschentuch unter die Nase. Ich nahm es und schnaubte mir so gut es mit einer Hand ging, den Kopf noch immer unten haltend, die Nase.
 

Konohamaru sagte nach wie vor kein Wort, hielt nur weiter seine Arme um mich. Nun aber mit weniger Festigkeit, sondern mehr in einem sanftem Griff. Fast als wollte er mich hin und her wiegen. Während der ganzen Zeit hatte sein Kopf auf meinem Haar geruht. Eine absolute Geborgenheit umgab mich, beruhigte mich. Was für ein Gefühl... ich atmete tief und noch etwas bebend ein, dann wieder aus. Stille. Vorsichtig hob ich den Kopf etwas an während Konohamaru die Umarmung etwas auflöste um mir Raum für Bewegung zu geben. Ich zögerte einen Moment ihn anzusehen, tat es aber schließlich doch. Für einen Augenblick blieb mir die Luft weg und ich spürte den Drang in mir den Blick erneut zu senken. Aber diese Wärme, dieses Verständnis in seinen Augen hielt mich, keine Verurteilung, keine Fragen die ich beantworten würde müssen. Bedingungsloses annehmen dessen, was in mir war... dessen wer ich war.
 

Ich war... sprachlos. Überwältigt. Er war... „Danke...“, hauchte ich und spürte wie mein Herz ins stolpern geriet, um dann im doppelten Tempo weiter zu schlagen. Der braunhaarige lächelte zärtlich und strich mir sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Gänsehaut überflutete meinen Körper, mein Atem stockte. In dieser Geste lag so viel unausgesprochene Wärme, so viel...

Ja was? Ich wusste es nicht mehr. Ich hörte nur das Blut in meinen Adern rauschen, betrachtete seine tiefen schwarzen Augen die in meine sahen und spürte seine warmen Finger die hauchzart über meine Wange strichen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh ha... ich bin überrascht. Nach dem letzten Kapitel war ich irgendwie Down, weil die Situation zwischen den beiden so... schlimm ist. Zumindest fühle ich es so. Ich kann nur daran schreiben wenn ich die entsprechende emotionale Stabilität dazu habe... ich bin zu sehr Sonnenschein um so trauriges zu schreiben. Aber das Leben ist nicht immer nur Sonne und deshalb liegt mir diese Geschichte irgendwie am Herzen. Besonders dieses Kapitel jetzt hier... Zu zeigen das wir alle Emotionen haben und zu denen wir stehen dürfen... dass wir nicht immer alles allein schaffen und stemmen dürfen... und liebe viele Gesichter hat. Aber vor allem ist Liebe, ehrliche Liebe, bedingungslos.

Ich freue mich auf eure Kommentare...

Liebe euch, bis bald <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Fle
2017-12-26T13:11:00+00:00 26.12.2017 14:11
Ich hoffe es kommt bald ein neues Kapitel :)
Antwort von: abgemeldet
26.12.2017 18:06
Ich bin dran, ich bin dran! Aber durch Weihnachten dauert es diesmal etwas... aber ich tu was ich kann :)
Von:  Onlyknow3
2017-12-14T08:24:08+00:00 14.12.2017 09:24
Dem kann ich mich nur Anschließen. Manch mal hat man eben ein Down wo man ohne Tränen nicht raus kommt.
Mir hat an diesem Kapitel vor allem gefallen wie Ehrlich Sasuke das alles auch ihn belastet, wie wie viele Schuldgefühle in ihm broddeln. Aber dann jemanden hat der ihn ohne Umschweife in den Armen hält ihn auffängt. Sehr gutes Kapitel, weiter so, freue mich auf das nächste.

LG
Onlyknow3
Von:  MAC01
2017-12-13T21:43:37+00:00 13.12.2017 22:43
Das war einfach ein wundervolles Kapitel. Mir gefallen die Gedanken die Sasuke hat und wie er an diesen Punkt kommt, wo er einfach nicht mehr länger vor seinen eigenen Gefühlen davon laufen kann. Mir gefällt auch diese Geste von Konohamaru, einfach nur Trost zu spenden und für jemanden, den er eigentlich kaum kennt, da zu sein ohne gleich neugierig nachzufragen was er denn hat. Ich finde, wenn man weinen muss, ist es egal warum man weint (außer bei Schmerzen natürlich). Manchmal muss man einfach weinen und weiß vielleicht gar nicht warum. Man muss es eben.

Hach,... ich fühl mich gerade irgendwie richtig warm und geborgen... Das war einfach unglaublich gut beschrieben. Wirklich! <3


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