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A Single Red Rose

The 25th of December
von

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Eine Rose im Schnee

Langsam trug der abendliche, kalte Wind das kleine rote Blütenblatt davon, dass du im weißen Schnee gefunden hattest. Woher es wohl kam? Es sah nicht aus, als gehöre es zu einem Weihnachtsstern, von denen im Haus ein paar auf den Fensterbänken standen und deren große rote Blüten unübersehbar waren. Nein, vielmehr erinnerte dich die Form und die Samtigkeit des Blütenblattes an eine Rose. Aber das machte wohl wenig Sinn.

„Kommst du, Prinzessin, nfu~?“ Laitos Worte rissen dich aus deinen Gedanken. „Ja. Entschuldige.“ Er hatte ja Recht. Der Wind war kalt und schneidend. Längst hattest du eine Gänsehaut und es tat gut ins Warme zu treten, gemeinsam mit Laito an deiner Seite. Dass er hier war, schien dir noch immer wie ein Traum. Euren (nicht nur anfänglichen) Schwierigkeiten zum Trotz war er dir ans Herz gewachsen, mochtest du sein Lächeln, das Funkeln dieser giftgrünen Augen, wenn er dich ansah. Es ließ dein Herz einfach höher schlagen.
 

Anfangs warst du noch unsicher gewesen, wie du deinen Eltern auf einmal erklären solltest, wer Laito war und WAS er war, doch schnell merktest du, dass du dir diese Sorgen hättest sparen können. Mit seiner ihm eigenen, charmanten Art hatte Laito deine Mutter schneller um den Finger gewickelt, als du seinen Namen hättest buchstabieren können, und auch dein Vater schien schnell angetan von dem ach-so-freundlichen jungen Mann, der sich als dein fester Freund vorstellte. Selbst wenn du Einwände gehabt hättest, wärest du gar nicht dazu gekommen, sie auszusprechen. Also standest du einfach nur lächelnd daneben. Das rote Blütenblatt war vergessen, deine Aufmerksamkeit gehörte ganz deiner Familie und Laito, dem gemütlichen Abend, den ihr gemeinsam verbrachtet.
 

Irgendwie gelang es dem Vampir sogar stundenlang von deinem Aufenthalt bei ihnen zu sprechen, ohne irgendetwas Verfängliches auszuplaudern oder zu lügen. Dir wäre das ganz sicher nicht gelungen. Entweder hättest du etwas erfinden müssen oder deine Berichte wären so vage gewesen, dass deine Mutter, die dich mit Leichtigkeit zu durchschauen vermochte, sofort Lunte gerochen hätte. Nicht so Laito. Mit einem breiten Lächeln und gut gelaunt plauderte er über die vergangenen Tage, als wäre alles von Anfang an nicht mehr gewesen als ein kleiner Urlaub. Keine Rede davon, dass man dich gebissen, entführt und das Fürchten gelehrt hatte. Kein Wort über Blut, Vampire. Nichts.
 

„Du kannst oben auf meinem Sofa schlafen.“ Es war allerhöchste Zeit, ins Bett zu gehen. Ihr alle – ja sogar Laito, obwohl du das für vorgetäuscht hieltest – gähntet schon eine Weile lang. Kein Wunder. Ein Blick auf die Uhr hatte dir verraten, dass es auf die 02:00 Uhr morgens zuging. „Ich de-“, begann dein Vater, doch deine Mutter kam ihm zuvor. „Das ist eine fantastische Idee. Es ist ja auch schon wirklich spät. Wir sollten uns alle ordentlich ausschlafen und dann später gemütlich brunchen, wie klingt das?“

Damit war es entschieden. Dir war klar, deinem Vater wäre es lieber, bliebe Laito des Nachts nicht in deiner Nähe. Himmel! Als wärst du ein kleines Mädchen von 13 Jahren! Was dachte er denn von dir? Zum Glück hatte sich deine Mutter eingeschaltet. Zwar musstest du wohl zugeben, dass in Laito ohne jede Frage ein kleiner Perversling steckte, doch du hattest keinen Zweifel, dass er deine Entscheidungen respektieren würde. Sonst wäre er kaum hergekommen. Sonst wäret ihr beide jetzt nicht hier beisammen.
 

Auf dem Sofa zu übernachten gefiel dem Vampir allerdings offenkundig nicht so gut, wie er eben noch unten im Wohnzimmer getan hatte. Kaum hattest du das Licht gelöscht und es dir unter der dicken Decke bequem gemacht, da hörtest du auch schon ein verräterisches Rascheln aus Richtung des Sofas und nur wenige Augenblicke später schob sich jemand – unverkennbar Laito – neben dich unter die Decke. „Lass mich dich wärmen, Prinzessin, nfu nfu~“, gurrte er an dein Ohr und jagte dir damit gleichermaßen einen Schauer über den Rücken wie heiße Röte in die Wangen. Und so wie er kicherte, könntest du sogar schwören, dass er das ganz genau wusste und aus keinem anderen Grund getan hatte. Typisch für ihn, fandest du. Es störte dich jedoch nicht.

Deinem glühenden Gesicht zum Trotz lehntest du dich an seinen Brustkorb, konntest sogar seinen Herzschlag hören, als er die Arme um dich schlang und näher an sich zog. Von der Angst, die dich anfangs angesichts der Vampire beherrscht hatte, war kaum etwas geblieben. Du fühltest dich wohl und geborgen. So dauerte es nicht lange, bis dir die Augen zufielen.
 

Pfeifend zischte der Wind um die Häuser. Es war dunkel und allein der weiße Schnee, der unter deinen Füßen knirschte, erhellte die Szenerie. Inmitten all des strahlenden Weiß jedoch erregte ein roter Fleck deine Aufmerksamkeit. War das etwa Blut? Du tratest näher.

Ein kleines, rotes Blütenblatt lag auf der weißen Schneedecke. Du hobst es auf. Es fühlte sich warm an zwischen deinen Fingern, samtig und weich. Ohne, dass du hättest erklären können, weshalb, vermittelte es dir das Gefühl, dass es dich an irgendetwas erinnern sollte, dass da etwas war, das du nicht hättest vergessen dürfen.

Nein, nicht etwas.

Jemand.
 

Es war noch dunkel, als du die Augen aufschlugst. Der Traum hing dir noch leicht nach. Mehr als die vage Erinnerung an Schnee war dir zwar nicht geblieben, doch er hatte eine Unruhe in dir geweckt, die jeden Gedanken ans Wiedereinschlafen verbot. Dein Blick wanderte zu dem Funkwecker auf deinem Nachttisch. Erst kurz nach 07:00 Uhr. Viel zu früh eigentlich, wenn man bedachte, wie lange ihr auf gewesen ward und eindeutig zu früh, um schon aufzustehen an einem gemütlichen ersten Weihnachtstag. Dennoch... Etwas ließ dir keine Ruhe.

Vorsichtig befreitest du dich aus Laitos Umarmung. Der rothaarige Vampir schlief noch tief und fest. Sein Hut lag, das konntest du im Halbdunkel gerade so erkennen, auf dem Sofa. Kissen und Decke, die du dort für ihn bereit gelegt hattest, waren allerdings noch unberührt. Ein Schmunzeln huschte über deine Züge. Er hatte von Anfang an nicht in Betracht gezogen, dort zu schlafen. Typisch!
 

Er schmatzte leise, als du aus dem Bett schlüpftest, drehte sich ein wenig, aber blieb dann still liegen. Also brauchten sogar Vampire hin und wieder ihren Schönheitsschlaf, überlegtest du mit einem Grinsen. Er wirkte ganz arglos und zahm, wie er da lag und schlief. Wer ihn so sah, mochte nicht ahnen, dass er sich im wachen Zustand gar zudringlich und anzüglich verhielt.

Zum Glück hattest du deine Klamotten im Bad liegen lassen, sodass du ihn nicht weiter aufstören musstest, sondern dich im Bad anziehen, dein Haar bürsten und die Zähne putzen konntest. Im ganzen Haus war es still. Deine Eltern schliefen ohne Frage auch noch, was wenig verwunderlich war. Normalerweise hättest du selbst ja auch noch tief und fest geschlafen und jeden Versuch dich vor 10:00 Uhr zu wecken als versuchte Körperverletzung gewertet. Draußen fielen noch immer dicke weiße Flocken vom Himmel, die auch am Badezimmerfenster kleben blieben und einen Rahmen um die sich draußen im langsam höher steigenden Licht der Morgensonne entfaltenden Winterlandschaft bildeten.
 

Auf Zehenspitzen schlichst du die Treppe hinab in den Flur. Ein kleiner Spaziergang im Schnee würde dir bestimmt helfen, ein wenig runterzukommen und obendrein könntest du ja eigentlich auch schonmal den Weg zur Straße freimachen, dann brauchten deine Eltern das später nicht. Kurz entschlossen griffst du nach Schal, Jacke und Handschuhen.

Kalter Wind begrüßte dich kaum, dass du die Tür geöffnet hattest. Nicht so kalt und nicht so schneidend wie gestern oder in deinem Traum, doch kalt genug, deine Wangen schnell zu röten und dich deinen dicken Schal enger wickeln zu lassen. Obgleich es jetzt schneite, schien über Nacht nicht viel Schnee gefallen zu sein. Du konntest noch die Spuren vom gestrigen Abend erkennen. Laitos und deine Abdrücke in der weißen Schneedecke. Dein Blick wanderte gen Hauswand. Also, wo war dieser Schneeschieber?
 

Anstatt des gesuchten Schneeschiebers fanden deine Augen allerdings etwas Rotes, das sich auf der weißen Schneedecke abhob und dir wie ein De-ja-vu erschien. Wie in deinem Traum, nicht oder? Es kam dir so bekannt vor. Fast, als wäre genau das schon einmal geschehen. Seltsam. Ein eisiger Schauer lief dir über den Rücken, der nicht von der winterlichen Kälte herrührte, während du langsam an den roten Fleck herantratest.

Blut. Das war unwillkürlich dein erster Gedanke. Wie in Schneewittchen. Rotes Blut in weißem Schnee. Fehlte nur das Ebenholz. Doch beim Näherkommen bemerktest du deinen Irrtum schnell. Kein Blut, sondern eine rote Rose, halb vergaben unter weißen Flocken.
 

Dein Magen drehte sich einmal um. Laito hatte keine Rosen dabei gehabt. Woher also kam sie? Wer hatte sie hier verloren? Du sankst auf die Knie und griffst nach der Blume. Um den grünen Stiel war ein schmales Band gebunden, das vom Schnee durchnässt war und nun schlaff herunterhing. Ein kleiner Zettel hing daran, der sich bereits wellte.

Wer konnte das hergebracht haben und vor allem warum? Und wann? Allzu lange konnte die Rose hier noch nicht liegen, denn ihre Blütenblätter wellten sich noch nicht, waren noch von kräftiger roter Farbe und zeigten keine Anzeichen des Welkens. War jemand Laito gefolgt? Deine ganze Aufmerksamkeit galt der Blume und dem kleinen Zettel daran. Du zogst einen Handschuh von den Fingern, um den Zettel zu entfalten.
 

Das Ergebnis war ernüchtern. Die Buchstaben, wohl mit Tinte geschrieben, waren total verwischt und nur wenige Worte waren überhaupt noch entzifferbar. Die Botschaft dahinter jedoch konntest du noch erahnen.
 

Lie... ….... Ich wusste ni..... …. …. es dir sa.... ...llte, aber du sollst es erf.... ehe es …. spät ist. Dein Lächeln … …. ….rz ….. . …. liebe di... Nicht n... dein Blut, sonde... dich. So …. mi.... …llst, bin ich dein.

De... …....
 

Ein dicker Kloß bildete sich in deinem Hals. Die Schrift war viel zu verschwommen, als das du hättest noch raten können, wem sie gehörte. Aber wer immer das geschrieben hatte, hatte dich gemeint, das wusstest du ganz sicher. Zwar war dein Name kaum noch lesbar, doch noch erahnbar. Obendrein war da noch der Hinweis, der nur dir gelten konnte. Die Zeile hieß eindeutig „Nicht nur dein Blut, sondern dich.“ Das konnte nur einer der Vampire geschrieben haben. Das konnte nur dir gelten. Alles andere machte keinen Sinn.
 

Eilig faltetest du den Zettel wieder und schobst ihn in die Jackentasche. Die Lust, Schnee zu schieben, war dir gehörig vergangen. Deine Gedanken galten nun der Rose, die du ebenfalls mitnahmst, und dem Brief. Oder vielmehr: Demjenigen, der beides vor dem Haus verloren hatte. Dieser jemand hatte womöglich sogar beobachtet, wie Laito eingetroffen war, hatte vielleicht alles belauscht. Bei dem Gedanken war dir unwohl. Ebenso bei der Vorstellung, dass unter den Vampiren einer war, der mehr für dich empfand und es dir hatte mitteilen wollen – es aber nicht getan hatte. Hätte es mehr geschneit, hättest du die Rose ja gar nicht finden können.

So sehr du dir auch das Hirn zermartertest, du konntest einfach nicht sagen, wer derjenige sein konnte. Es kam gleichermaßen jeder wie keiner in Frage. Auf der einen Seite warst du sicher, dass jeder der Sakamakis und Mukamis einfach reingeplatzt wäre, Laito hin oder her – da kannten sie doch sonst auch alle keine Hemmungen. Doch auf der anderen Seite...
 

„Aaargh!“ Du rauftest dir die Haare. Bestimmt schon eine halbe Stunde starrtest du die rote Rose an, die du in eine Vase gestellt und auf der Fensterbank im Wohnzimmer platziert hattest. Im Haus war es noch immer ruhig, wenngleich du glaubtest, aus der Richtung des Schlafzimmers deiner Eltern leise Schritte gehört zu haben. Vermutlich deine Mutter, die aufstand, um den Brunch vorzubereiten. Deine Gedanken allerdings gehörten ganz der Rose.

Diese eine Rose, dieses Symbol für Liebe, hatte dir gegolten. Das konntest du nicht einfach ignorieren. Du musstest einfach wissen, von wem sie kam, wer sie dir hatte schenken wollen mitsamt seinen Gefühlen. Das konntest du unmöglich einfach ruhen lassen, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Stef_Luthien
2016-12-04T20:49:29+00:00 04.12.2016 21:49
Ich würde das jetzt auch gerne wissen.^^ Iwie tut mir der Schreiber der Nachricht an der Rose leid, aber was ist wenn nachher rauskommt, dass alle anderen Vampire zusammen diese Nachricht geschrieben haben, weil sie alle auf sie standen und sie liebten.^^ Ich find Laito ja immer noch am Besten.^^
Ich hab deine Adventskalendergeschichte letztes Jahr geliebt, aber ich kann mich leider nicht mehr an jedes Detail erinnern.^^ Aber ich freue mich das es weiter ging, danke sehr. ;) :) ^^

LG,
Stef
Antwort von:  Daelis
10.12.2016 11:35
Hehe~ Ich baue auf dein Mitleid :P ich wäre wohl auch zu neugierig - aber hier entscheidet ja jeder selbst, ob er nachhaken möchte oder nicht.
Ich bin gespannt, wofür du dich wohl hier entscheidest - Laito hast du ja schon erobert. Aber ob du der Linie treu bleibst... Mhmmmmmmm......

Viel Spaß beim Herausfinden ^v^
Antwort von:  Stef_Luthien
10.12.2016 17:07
Ich persönlich würde ihm treu bleiben.^^


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