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Touching Tomorrow

von

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30.12.

Jodie saß in ihrem Wagen. Sie massierte sich die Schläfen. Auch zwei Tage nach dem Mord an Aiko Kawasaki ließen sie die Verwicklungen in dem Fall Medipharm nicht los. Wer konnte sagen, wie viele Mitglieder sich noch in der Firma befanden?

Sayaka Shibungi war Nummer eins. Aiko Kawasaki Nummer zwei. Aber wer war noch in die Sache verwickelt? Emi? Kasumi? Ein anderer? Welchem Mitarbeiter konnte Jodie noch trauen und welchem nicht? Spielte es jetzt noch eine Rolle? Der Fall war offiziell abgeschlossen und trotzdem ging er Jodie nicht aus dem Kopf.

Es war so ärgerlich. Hätten sie Aiko von Anfang an in Verdacht gehabt, hätte die Situation auch ganz anders enden können. Ein Agent wäre an Aiko dran geblieben, hätte sie beobachtet und gegebenenfalls wären sie auf sie zugegangen und hätten sich zu erkennen gegeben. Sie hätten versucht Aiko als Verbündete zu gewinnen. Einen Weg gab es immer.

Nun wurde Jodie auch vieles klar. Aiko saß direkt an der Quelle. Sie wusste, wer in der Firma ein und aus ging, sie kannte die Termine und konnte damit am besten entscheiden, wann das Geld fließen konnte und wann nicht. Warum kamen sie selber nicht auf die Idee tiefer zu graben?

In Gedanken ging Jodie jeden einzelnen Tag durch. Aiko war kein einziges Mal verdächtig. Soweit Jodie es beurteilen konnte, machte die Frau ihre Arbeit. Mehr auch nicht. Ob sie die eingescannten Bewerbungsunterlagen auch an die Organisation übermittelt hatte? Jodie konnte nur spekulieren. Aber es hätte zumindest geklärt, ab wann die Organisation von ihrer Beteiligung wusste.

Jodie wusste, was sie zu tun hatte. Sie musste sich ein weiteres Mal bei Medipharm umsehen. Diesmal würden nicht die Büros im Fokus stehen.

„Jetzt mach schon“, wies sie sich selbst an. Langsam öffnete sie die Tür ihres Wagens und ging auf die Firma zu. Sie nahm den Weg über die Tiefgarage hin zum Lastenaufzug. Alles wirkte so unrealistisch. Wochen zuvor hatte sie noch in der Firma gearbeitet, jetzt waren die Türen zu, die Lichter aus und die Produktion lahm gelegt. Alle Mitarbeiter wurden entlassen, der Boss war verstorben, die Produktion am Ende. Jodie fand es Schade, dass die Mitarbeiter nicht versuchten die Firma weiter aufrecht zu halten. Wenn man wollte, hatte man immer eine Möglichkeit. In den Staaten gab es viele Mitarbeiter, die in ähnlichen Situationen, auf ihr Gehalt verzichteten oder versuchten Investoren zu gewinnen. Aber nun brach alles in sich zusammen. Irgendwann würden die Filialen nicht mehr mit Arzneimitteln, Medizinprodukte, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel beliefert werden. Die Künden wären wütend, die Endverbraucher wütender. Sie mussten sich Alternativen suchen – eine sehr kostspielige Angelegenheit.

Jodie senkte den Blick während sie die Tiefgarage durchquerte. Sie zog sich die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht und ging zur Tür.

„Sehr unauffällig.“

Jodie erschrak. Sie drehte sich um. „Shu…Herrgott…hast du mich erschreckt.“

„Was machst du hier?“, wollte der Agent wissen.

„Das gleiche wie du, nehme ich an. Ich möchte mich noch einmal in der Firma umsehen. Wir übersehen etwas und bisher haben wir uns den Empfangstisch gar nicht näher angesehen.“

Akai ging zu ihr.

„Dein Gesicht…du darfst nicht in die Kamera gucken.“

„Mach dir darum mal keine Sorgen. Ich hab die Kameras deaktiviert.“

„Sag das doch eher“, gab Jodie von sich. „Dann hätte ich mir den Aufwand gespart.“

Er trat an Jodie vorbei, öffnete die Tür und ging rein. Schnurrstracks lief er an den Empfangstresen und durchwühlte die Unterlagen. Shuichi setzte sich an den Tisch und öffnete jede einzelne Schublade. Bis auf die gängigsten Unterlagen fand er nichts, was Aiko mit der Organisation in Verbindung brachte.

Der Agent stieß ein leises Murren aus. „Hab ich mir schon gedacht.“

Jodie sah zu ihm. „Das wäre auch zu schön gewesen.“

„Es war einen Versuch Wert.“ Er startete den Computer. Der Startbildschirm zeigte die Anmeldeseite. Shuichi versuchte es mit den häufigsten Passwörtern wie 1234, den Namen, das Geburtsdatum oder das Sternzeichen. Keines davon funktionierte. Shuichi stand auf. „Halt hier unten die Stellung. Ich werde mich noch einmal oben im Büro von Shibungi umsehen.“

„Ich kann dir doch helfen. Du siehst dich in Sotas Büro um und ich nehm das von Sayaka.“

Akai nickte. „Dann los.“
 

Nach einer halben Stunde trafen sich die Agenten wieder im Erdgeschoss. „Hast du was gefunden?“, wollte Akai von ihr wissen.

„Nein. Nichts. Und du?“

„Sackgasse.“

Jodie seufzte. „Dann hätten wir uns auch diesen Einbruch sparen können.“

„Komm, wir gehen.“ Shuichi ging bereits in die Richtung aus der sie kamen. Dann blieb er stehen. Ehe Jodie ein Wort sagen konnte, hielt er ihr die Hand vors Gesicht. „Scht…“ Er horchte. Dann zog er sie am Handgelenk durch den Bürokomplex bis er am letzten Büro ankam. Er betrat dieses und schlich zum Fenster. Vorsichtig sah er nach draußen, konnte aber nichts erkennen. „Komm, wir müssen raus.“ Er öffnete das Fenster und stieg über dieses nach draußen.

Jodie folgte ihm. Sie atmete tief durch als Akai sie auch schon in Richtung der Straße zog. Dort taten sie als wären sie ganz normale Spaziergänger.

„Was war das?“, wollte Jodie wissen. „Ist die Organisation drinnen?“

Akai schüttelte den Kopf. „Polizei.“

„Was? Aber wieso? Wir haben keinen Alarm ausgelöst.“

„Scheinbar hat jemand bemerkt, dass wir im Gebäude waren und hat die Polizei gerufen. Vielleicht wurden wir durch ein Fenster gesehen und man rief vorsorglich die Polizei. Vielleicht war es der neue Besitzer selbst.“

„Zum Glück sind die Kameras deaktiviert, sodass sie unsere Gesichter nicht aufgenommen hatte“, sagte sie. „Moment. Was hast du gesagt? Neuer Besitzer?“

„Die Firma wurde gestern Abend verkauft. Haruto Toshiba. James ist gerade dran und überprüft ihn. Es würde mich aber nicht wundern, wenn er für die Organisation arbeitet und die Gunst der Stunde genutzt hat.“

„Na großartig“, murmelte Jodie. „Haben wir jetzt wenigstens eine Chance um an sie heranzukommen?“

„Sieht schlecht aus. James hat sich als besorgter Mitarbeiter ausgegeben und bei ihm angerufen. Auf Rückfrage, ob alte Mitarbeiter übernommen werden, gab es eine negative Antwort. Toshiba will ein neues Team an Mitarbeitern aufstellen. Das heißt, wir stehen an der Stelle an der wir auch vor deinem Einsatz bei Medipharm standen. Da es allerdings zu viel Aufruhr gab, werden wir den Fall auch weiterhin ruhen lassen und dich nicht wieder dort einschleusen.“

„Ich verstehe“, sprach sie leise. „Es ärgert mich, dass unsere Bemühungen nun doch umsonst gewesen sind.“

Shuichi zuckte mit den Schultern. „Wie du gesagt hast, mal läuft es gut, mal nicht. Und wir wissen, dass zwei Organisationsmitglieder nicht mehr aktiv sein können. Wir haben ihnen zwar nicht den gewünschten Schaden zugefügt, aber einen kleinen Erfolg konnten wir doch verbuchen. Auch wenn es nur die geweckte Paranoia ist.“

„Meinst du, wir bekommen das überhaupt mit?“

„Warten wir es ab. Entweder sie begehen zahlreiche Fehler deswegen oder nicht.“
 

***
 

Vermouth setzte sich ihre schwarze Sonnenbrille auf die Nase. Obwohl es tiefer Winter war, führte das Schimmern der Sonne auf dem weißen Schnee dazu, dass sie ihre Augen bedecken musste. Gelangweilt sah sie aus dem Fenster des fahrenden Wagens. Sie hasste Aufgaben die unter ihrer Würde waren. Und genau so wenig konnte sie sich mit Babysitter-Jobs anfreunden.

„Ich hab gehört, Medipharm wurde nun verkauft und von einem Geschäftsmann übernommen“, fing Bourbon an.

„In der letzten Zeit hörst du recht viel. Stand es auch in der Zeitung?“

„Möglich. Du weißt doch sicher, wer es ist.“

„Vielleicht.“

„Haruto Toshiba.“

„Und?“

„Nichts und. Ich dachte nur, dir würde der Name etwas sagen“, entgegnete Bourbon. „Ziemlich komisch, dass die Firma kurz nach dem Tod von Shibungi, seiner Frau und einer Angestellten gleich übernommen wird. Vor allem wenn es sich dabei um den vollen Kaufpreis handelt.“

Vermouth schmunzelte. „Du willst es mal wieder so ziemlich genau wissen, nicht wahr?“

„Du kennst mich doch. Wenn ich eins und eins so schnell zusammen zählen kann, dann wird es das FBI auch tun. Wir sollten uns auf mögliche Schritte vorbereiten.“

Vermouth gähnte. „Ich bezweifel, dass das FBI etwas gegen uns unternehmen wird. Sie haben die kleine Starling bereits einmal der Gefahr ausgesetzt. Sie werden es nicht noch ein weiteres Mal riskieren. Oder sie setzen einen Agenten ein, den wir noch nicht kennen. Aber jemand Neues einzuarbeiten dauert immer so lange und ist mit Arbeitszeit verbunden. Und außerdem werden sie sich doch bestimmt denken können, dass wir auf sie warten. Also warum der ganze Aufwand? Sie müssten schon schlagfertige Beweise haben um uns etwas Anzuhaben.“

„Wenn du es sagst“, kam es von Bourbon.

„Tut mir wirklich leid für dich. Diesmal wirst du dem FBI keine Hinweise geben können.“

Amuro hielt das Lenkrad umklammert. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und sah aus dem Augenwinkel zu ihr. „Hast du diese Anschuldigung noch immer nicht gegen mich fallen gelassen?“

„Oh bitte. Es ist doch offensichtlich“, antwortete sie. „Du hast dich über die Shibungis informiert. Natürlich nur durch die Zeitung. Außerdem hast du versucht Kir den schwarzen Peter zuzuschieben und damit von dir abzulenken. Und Punkt 3, an dem Tag an dem Wodka mit Gin über die Beweise gesprochen hat, wurdest du in der Nähe gesichtet. Wenn das mal kein zufälliger Zufall ist“, erzählte sie.

„Mhm…“

„Im Übrigen sollte ich dir auch mitteilen, dass ich Sayaka einmal in der Tiefgarage besucht habe.“

„Und das soll mir was sagen?“

„Sei doch nicht so ungeduldig“, entgegnete Vermouth. „Ich will nur sagen, dass ich damals eine kleine Kamera dort gelassen habe. Sie schießt alle zehn Sekunden ein Bild und übermittelt es an meinen Laptop. Du kannst dir bestimmt vorstellen, was ich dort gesehen habe.“

Bourbon stieß ein leises Murren aus.

„Aber aber, wer wird denn gleich so wütend sein?“, wollte sie von ihm wissen. „Die Kamera habe ich mittlerweile natürlich entfernt. Und die Fotos hat noch keiner zu Gesicht bekommen.“

„Und warum erzählst du mir das alles nun?“

„Hmm, warte mal, lass mich überlegen. Ach ja, ich hab nun was in der Hand.“

„Pff“, kam es von ihm. „Du hast nichts in der Hand. Nur weil ich dort war, heißt das noch lange nichts. Damit beweist du nichts.“

„Bist du dir sicher?“

„Du kannst einem ganz schön auf die Nerven gehen.“

„Wechsel nicht das Thema. Aber wie du willst. Ich weiß, was ich weiß. Und ich weiß, dass du dem FBI die entscheidenden Hinweise gegeben hast. Es ist schon ein wenig traurig, du hättest Starling ruhig länger schmorren lassen können.“

„Ist das etwa dein einziges Problem bei der Gesichte?“, fragte er.

„Hmm? Jetzt sei mal nicht künstlich beleidigt, nur weil ich die Ziele der Organisation nicht auf meiner Prioritätenliste ganz weit oben habe.“

„Und was willst du jetzt mit deinem Wissen gegen mich anfangen?“

„Wie gesagt. Es ist einfach nur etwas, das ich gegen dich in der Hand habe. Keine Sorge, ich werde nicht Petzen gehen. Mir ist egal, was du tust, solange du mich nicht dem FBI oder der CIA auslieferst. Bin ich auf freiem Fuß, geht’s auch dir gut“, antwortete die Schauspielerin. „Ich weiß, dass du deine eigenen Pläne verfolgst. Und das macht mir nichts aus. Eher im Gegenteil. Pass aber auf, dass es andere Mitglieder nicht auch noch bemerken. Wobei es schon fast sehr offensichtlich ist.“

„Das wirst du mir bestimmt gleich erklären.“

„Nur zu gern. Erinnerst du dich noch an das Video von Gin?“

Bourbon dachte nach. „Akais Tod.“

„Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Akai nicht tot ist. Möchtest du mir das erklären?“

Bourbon hielt den Wagen an einer Ampel an. Aus dem Augenwinkel sah er sich die Umgebung an. Sollte er eine Flucht wagen, hatte er ein Problem. Weit und breit fuhr kein Auto. Er wäre das perfekte Opfer für einen gezielten Schuss in den Rücken. „Ich habe mir das Video von Gin viele Male angesehen. Ich konnte keinen Fehler von Kir feststellen. Genau so wenig gab es Anzeichen dafür, dass Akai seinen Tod nur inszeniert hat. Ich kann dir das Videomaterial gerne zukommen lassen und dann schaust du es dir auch noch mal an.“

„Vielleicht sollte ich das sogar wirklich tun“, sie dachte gespielt nach. „Ich habe sicher noch den ein oder anderen Helfer der sich damit auskennt und das Video nur zu gern für mich analysieren wird.“

„Dann mach das doch“, kam es von Bourbon. „Ich habe nichts zu vergeben. Das Video ist sauber. Aber wenn du mir nicht glaubst…“

„War das dein Plan? Dafür zu sorgen, dass wir uns nicht mehr gegenseitig vertrauen können?“, wollte sie wissen.

Bourbon schwieg.

„Ich habe also Recht.“ Sie grinste. „Wirklich interessiert, Bourbon, wirklich Interessant. Das Problem ist nur, wir vertrauen uns doch schon lange gar nicht mehr gegenseitig.“

„Du musst es ja wissen.“ Er fuhr wieder die Straße weiter und sah abermals in den Rückspiegel. Das erste Auto hinter ihm tauchte auf. Wir kriegen also Besuch sagte er sich und beschleunigte das Tempo. „Du solltest aber nicht vergessen, dass Akai so einen Plan ganz sicher nicht alleine austüfteln konnte. Und wenn es Kir nicht war die ihm geholfen hat, muss es jemand anderes sein. Schon mal daran gedacht, dass Wodka ein Spion sein könnte?“

Sogleich mussten beide Lachen. Wodka als Spion war wie ein guter Witz.

„Ich bitte dich. Du hast ihn kennen gelernt. Wenn Gin nicht seine Hand hält, kann er nichts. Er ist nur ein guter Fahrer und ein sehr gehorsamer Mensch. Aber einen Wodka würde ich mir persönlich nicht zulegen wollen.“ Sie sah wieder aus dem Fenster. „Aber mir sollen deine Pläne egal sein. Halt mich nur raus.“

„Du hast es heute wirklich mit deinen Stimmungsschwankungen.“

Sie sah kurz zu ihm. „Nur weil mir egal ist, was du machst, heißt das nicht, dass ich unter Stimmungsschwankungen leide“, sagte sie mit einem bösen Unterton.

„Gut. Außerdem habe ich direkt nach Akais Auftauchen mit Gin und einem anderen Mitglied zum Boss gesprochen. Er hat auch die Videos gesehen und zweifelt ihre Echtheit nicht an. Allerdings ist es auch für ihn erstaunlich wie Akai überleben konnte. Kir scheidet nur zur Hälfte aus dem Kreis der Verdächtigen heraus. Da sie kurz zuvor von uns befreit wurde, hatte das FBI natürlich genügend Zeit gehabt um sie auf ihre Seite zu ziehen. Aber du hast bestimmt auch schon festgestellt, dass das eine sehr dumme Idee gewesen wäre. Kir wurde seither streng überwacht und kontrolliert. Dass ausgerechnet sie an einem solch ausgeklügelten Plan beteiligt ist, ist nicht sehr wahrscheinlich. Andererseits ist es natürlich auffällig, dass ausgerechnet Kir den Agenten erschossen hat. Tja…wenn wir Akai nicht in die Finger bekommen, werden wir das Geheimnis um seine Wiederauferstehung wohl nicht lüften. Und ich bezweifel sehr, dass er es uns freiwillig mitteilen wird.“

Vermouth gähnte. „So sieht es aus.“

„Und hast du deine Gedanken über mich auch dem Boss mitgeteilt?“

„Bisher nicht. Du hast mir schließlich keinen Anlass dazu gegeben. Was du in deiner Freizeit tust und was nicht, ist nicht in der Bestimmungsgewalt der Organisation. Auch wenn sie es gerne haben wollen.“

„Danke.“

Freu dich nicht zu früh, Bourbon.“ Sie sah zu ihm.“ In diesem Jahr habe ich einfach kein Interesse noch weiter über dieses Thema und über unsere Organisation im Allgemeinen zu reden.“
 

***
 

Jodie klopfte an der Bürotür von James an und trat Sekunden später mit Shu in den Raum. „Du wolltest uns sprechen.“ Sie sah auf die Besucherin. „Kasumi?“

James sah zu dieser. „Möchten Sie die Sache aufklären?“

„Natürlich“, nickte sie. „Zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, weil ich Ihr Alibi nicht bestätigen konnte, Jodie. Ich wusste, dass Sie erst kurz nach 12 Uhr die Firma verlassen haben, allerdings musste ich mich wie eine ganz normale Mitarbeiterin verhalten.“

„Eine normale Mitarbeiterin?“

„Mein richtiger Name lautet Haruka Aoi, ich arbeite für die CIA.“

Jodie sah sie überrascht an. „CIA…“

„Natürlich wissen wir, dass das FBI mit Hidemi kooperiert. Aber das hält uns natürlich nicht davon ab, ebenfalls weiter zu machen. Wir hatten Hinweise darauf, dass Aiko Kawasaki für die Organisation arbeitet und deswegen seit einigen Jahren bei Medipharm angestellt ist. Aus diesem Grund ermittel ich verdeckt gegen sie. Die ganzen Hintergrundinformationen meiner Rolle haben wir selbst gesteuert. Als Sie anfingen mich zu durchleuchten, bekamen unsere IT-Spezialisten eine Meldung. Wir dachten, Sie wären ebenfalls auf Aiko gekommen und haben die Informationen der Frau absichtlich verdeckt. Sie werden sicher verstehen, dass wir nicht wollten, dass Sie sich ebenfalls darum kümmern“, erzählte sie.

„Wenn Sie gewusst haben, dass wir ebenfalls ermitteln, warum haben Sie mich nicht eingeweiht? Wir hätten uns zusammen tun können. Wir hätten von Aiko erfahren und Sie von Sayaka.“

„Es liegt nicht in unserem Interesse mit Ihnen zu kooperieren. Nur weil es Hidemi tut, müssen wir anderen es nicht auch machen. Ich habe so lange verdeckt gearbeitet, glauben Sie wirklich, ich lasse mir dann in die Karten gucken?“

„Gebracht hat es Ihnen nicht viel. Die Firma ist verkauft und Kawasaki tot“, kam es von Akai.

„Nach den Vorfällen mit Shibungi mussten wir unsere Mission abbrechen.“

„Und was wollen Sie von uns? Wenn Sie eine Entschuldigung möchten, sind Sie hier an der falschen Adresse“, sprach Shuichi.

„Mein Boss hat mir die Befugnis gegeben Ihnen ein Angebot zu machen. Sie geben mir die Hintergrundinformationen im Fall der Shibungis und ich gebe Ihnen alle Informationen zu Kawasaki.“

Jodie sah zu James.

„Ich habe bereits zugestimmt.“

Haruka fuhr fort: „Aiko Kawasaki wurde bereits in ihrer Jugend auffällig. Sie erhielt eine Jugendstrafe wegen Brandstiftung. Glücklicherweise sind nie Personen verletzt worden. Nachdem Sie in den Schoss der Familie zurückgekehrt war, ließ sie sich auf einige Männer ein. Sie hat einen fünf Jahre alten Sohn – Aki. Wir kamen zufällig auf Ihre Spur. Der Vater ihres Kindes ist kurz nach der Geburt gestorben. Es war ein natürlicher Tod. Die Informationen dazu wurden Aiko sowie der Familie des Vaters übermittelt. Unseren Recherchen zufolge, kamen diese Informationen nie an. Aiko trifft sich immer noch regelmäßig mit ihm.“

„Vermouth.“

Haruka nickte. „Da die Recherchen auch ergaben, dass Tatsuya nicht gerade ein sehr freundlicher Mensch war. Er erwartete immer Respekt von Aiko. Man glaubt, man hat schon so viel Negatives zwischen zwei Partnern gesehen, aber das…“ Sie schüttelte den Kopf. „Soweit wir wissen, wollte er immer, dass Aiko ihn förmlich anspricht mit einem Sie. Er hat sie sich gefügig gemacht. Damit war es auch ein leichtes, Aiko zu Aufträgen anzustacheln. Wir nehmen an, dass sie den Brand bei den Shibungis gelegt hat.“

„Mag sein. Aber sie ist selber auch getötet worden“, warf Jodie ein.

„Das weiß ich. Wir haben sie beobachtet. Nach einem Treffen mit dem falschen Tatsuya war sie sehr aufgeregt. Ich bekam die Order mich ihr zu Offenbahren und ihr Hilfe anzubieten. Als ich bei ihr zu Hause ankam, fand ich sie tot vor. Die Organisation brauchte sie nicht mehr.“

„Hatte sie da auch schon das Loch in der Brust?“

„Nein.“ Haruka seufzte. „Ich beeilte mich um die Todesursache festzustellen und ich wusste, wenn nichts darauf hinweist, dass es Mord ist, wird das FBI nicht weiter ermitteln. Deswegen habe ich mit einer konfiszierten Waffe auf sie geschossen. Und Sie ermittelten ja auch…allerdings habe ich bereits gehört, dass der Fall nun zu den Akten gelegt wird.“

„Wir können genau so wenig tun wie Ihre Behörde.“

„Das stimmt. Leider.“

„Wieso haben Sie in Kauf genommen, dass auch die Polizei weiter ermittelt?“

„Ich kenne die Arbeit der japanischen Polizei und ich wusste, dass sie den Fall sehr schnell schließen würden. Es bestand von Anfang an keine Gefahr für die Polizisten.“

Jodie verschränkte die Arme. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass es Ihnen nicht nur um den Austausch von Informationen geht.“

„Das stimmt.“ Haruka zog ein Foto aus ihrer Tasche heraus. „Das ist Aki. Normalerweise ist er im Kindergarten wenn Aiko arbeiten musste. Durch die Insolvenz hat Aiko ihn im Kindergarten krank gemeldet und zu Hause gelassen. Er hätte bei ihr sein müssen. Aber der Junge ist wie vom Erdboden verschwunden. Die CIA hat in Japan nicht viele Agenten. Deswegen muss ich Sie um Ihre Mithilfe bitten. Wir müssen den Jungen finden, ehe es die Organisation tut.“



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