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Touching Tomorrow

von

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08.12.

Jodie saß am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. Sie ging ihre Notizen von der pharmazeutischen Nachhilfe durch und bereitete sich auf ihren ersten Arbeitstag im Unternehmen vor. Als das Handy klingelte, sah Jodie misstrauisch auf dieses. Sie nahm es hoch und blickte auf das Display.

Shu?

Jodie war verwundert, nahm dann aber das Gespräch entgegen. „Guten Morgen“, sprach sie.

„Morgen“, antwortete er. „Du hast heute deinen ersten Tag bei Medipharm“, fügte er an.

„Ich weiß“, schmunzelte sie. „Ich hab es geschafft.“ Jodie war stolz.

„Du wirst trotzdem auf dich aufpassen“, fing er an. „Wir können dich im Gebäude nicht beobachten und auch nicht auf dich aufpassen. Wenn es zu gefährlich wird, ruf mich an“, fügte er an.

Jodie lächelte. Er machte sich Sorgen um sie. „Ich kann auf mich aufpassen, Shu. Ich bin ein großes Mädchen.“

„Sei einfach vorsichtig. Du kannst noch den Auftrag abbrechen.“

„Shu! Ich hab schon mal verdeckt ermittelt.“

„Damals warst du an einer Schule. Durch die Schüler warst du in Sicherheit. Keiner hätte es gewagt dir dort ein Haar zu krümmen. Jetzt bist du schutzlos, den ganzen Tag in einem Büro mit wenigen Personen. Und wenn du zum Chef gerufen wirst, kann dir auch was passieren. Dann ist keiner da, der irgendwas mit bekommt.“ Es ärgerte ihn, dass sie so handeln mussten. Es war sowieso schwer in Japan zu ermitteln, da sie keine Befehlsgewalt hatten. Bisher lief die Sache immer gut. Sie hatten die Polizei auf ihrer Seite und wurden von diesen auch in die Ermittlungen mit einbezogen. Dennoch durften sie ihr Glück nicht ausreizen.

„Du musst dir um mich keine Sorgen machen“, kam es dann von Jodie. „Unsere Männer sitzen in Zivilfahrzeugen und beobachten das Gebäude. Ich weiß, dass wir keine Abhörgeräte verwenden können. Aber ich bin trotzdem nicht ängstlich und ich behalte meine Umgebung im Auge.“

„Sobald dein Arbeitstag zu Ende ist, meldest du dich bei mir. Ich möchte keine SMS von dir erhalten. Ein Anruf ist Pflicht.“

Jodie war perplex. „Ähm…okay….“

„Gut. Schönen Arbeitstag.“ Er legte auf und Jodie blickte verwirrt auf ihr Handy.
 

***
 

Noch immer fühlte sich Jodie großartig. Sie hatte die Stelle an Land gezogen und konnte wieder zeigen, was in ihr steckte. Und dann war da noch Shu der sich Sorgen um sie machte. Es war ein gutes Zeichen, auch wenn sie ihren Kollegen nur ungern in Sorge versetzen wollte. Shu musste für den Abend fit genug sein. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Nicht wegen ihr.

Jodie schüttelte sofort den Kopf. Jetzt ließ sie sich ablenken. Sie schob die Gedanken bei Seite und trat durch die Eingangstür von Medipharm. Mit einem Lächeln ging sie auf die Empfangsdame zu. „Guten Morgen“, begrüßte sie sie. „Ich konnte mich gestern gar nicht mehr richtig vorstellen. Mein Name ist Jodie Starling. Ich habe heute hier meinen ersten Arbeitstag und soll mich melden.“

„Guten Morgen“, antwortete Aiko Kawasaki. „Einen Moment.“ Sie griff nach dem Hörer und rief im Büro an. „Guten Morgen, Kasumi. Frau Starling ist hier…“ Sie wartete. „Ja…ist gut.“ Aiko legte auf und sah zu Jodie. „Einen Moment.“

Jodie nickte und wartete. Zehn Minuten später sah Jodie die Tür aufgehen. „Frau Starling?“

„Jodie Starling“, stellte sie sich vor und reichte der Fremden die Hand.

„Kasumi Tadashi. Ich kümmere mich um die Qualitätssicherung in der Arzneimittelthematik. Herr Shibungi hat mich heute Morgen über Ihre Anwesenheit informiert. Sie fangen also mit einem Praktikum bis zum Jahresende an und werden, wenn es gut geht, übernommen.“ Sie musterte Jodie. „Dann hoffen wir mal, dass Sie übernommen werden. Folgen Sie mir bitte.“

Jodie ging mit ihr mit und sah sich im Flur um.

„Wie Sie sicher schon gestern beim Gespräch gesehen haben, sind wir ein mittelgroßes Unternehmen mit zwei Etagen. Über uns findet die Produktion statt. Dort sind weitaus mehr Mitarbeiter als hier unten. Nachher bekommen Sie noch einen ausführlichen Rundgang mit Herrn Hidako. Wir hier unten sind mit rund 15 Mitarbeitern aufgestellt“, erzählte Kasumi ruhig.

„15 Mitarbeiter für die gesamte regulatorische Abteilung ist nicht schlecht“, gab Jodie von sich.

„Wenn es nur so wäre. Wir hier unten vereinen insgesamt vier Abteilungen. Es gibt einmal den Vertrieb, geleitet von Herrn Momoji. Herr Hidako leitet die Abteilung in der es um die Logistik und die Beschaffung von unseren Rohstoffen geht. Außerdem gibt es noch die Forschung und Entwicklung die von Frau Osamu geleitet wird. Und natürlich zu guter Letzt unsere regulatorische Abteilung. Wir haben keinen Leiter, da die unterschiedlichen Produktkategorien auch verschiedene Ansprüche und Voraussetzungen mit sich bringen.“ Kasumi kam an dem Büro an. „Herr Shibungi hatte mir erzählt, dass Sie sich gestern schon den Platz ansehen konnten.“

Jodie nickte. „Ja“, entgegnete Jodie als die Tür geöffnet wurde.

„Mittlerweile sind alle da. Dann stelle ich Sie mal vor. Es ist ganz normal, wenn Sie sich die Namen nicht sofort merken können“, fügte Kasumi an. „So ging es mir an meinem ersten Arbeitstag auch.“

„Da bin ich aber froh.“ Jodie sah in die Runde. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen“, kam es im Kollektiv.

„Das ist Frau Starling, sie hat ihren Abschluss in den vereinigten Staaten von Amerika gemacht und soll uns nun bis zum Jahresende unterstützen. Wenn alles gut geht, arbeitet sie ab dem nächsten Jahr fest mit uns zu sagen.“

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sprach Jodie und verbeugte sich leicht.

„Der junge Herr hier drüben ist Aki Susumu. Eigentlich ist Herr Susumu als externer Mitarbeiter hier eingestellt und nimmt eine Beratertätigkeit ein. Aufgrund des letzten Personalwechsels hat er fest die Aufgaben in der regulatorischen Abteilung von Medizinprodukten und Kosmetikprodukten übernommen. Die junge Dame auf dem Platz neben ihm ist Emi Fushigi. Sie kümmert sich um die regulatorischen Belange bei den Nahrungsergänzungsmitteln. Für die Arzneimittel bin ich tätig, genau wie Sie nun auch. Das hier wird ihr Arbeitsplatz sein.“

Jodie nickte und stellte ihre Tasche einfach auf dem Tisch. „Hat es einen bestimmten Grund warum für die Arzneimittel zwei Mitarbeiter benötigt werden?“

Kasumi schmunzelte. „Bis vor einem Jahr waren für jeden Bereich zwei Mitarbeiter vorgesehen. Leider mussten wir irgendwann auf die Minimal-Mitarbeiteranzahl umsteigen, aber wir sind wieder auf der Suche um die Kollegen zu entlasten. Außerdem sind die regulatorischen Anforderungen an Arzneimitteln viel höher als die Anforderungen an Medizinprodukten, Kosmetik oder Nahrungsergänzungsmitteln. Bei uns ist es auch wichtig, dass wir die Rohstofflieferanten in regelmäßigen Abständen besuchen müssen. Das ist natürlich sehr zeitaufwendig, sodass ich nicht alle Aufgaben erledigen kann“, erzählte Kasumi ruhig. „Sie haben sich schon mal um die Kundenanfragen gekümmert, nicht wahr?“

„Das hab ich“, stimmte Jodie dem zu.

„Gut, sehr gut…“, sagte die Andere. „Ich möchte gerne einen klaren Schnitt bei uns in der Arbeit machen. Das bedeutet, dass Sie sich künftig um die ganzen Kundenanfragen wie auch Reklamationen kümmern. Dazu ist es notwendig, dass unsere Produkte auch in den Markt freigegeben werden. Das wäre auch Ihre Aufgabe.“

„Gibt es dafür extra Vorgänge, die ich mir ansehen müsste?“

„Ja.“ Kasumi ging an einen Schrank. „Wir haben hier verschiedene Formblätter für die verschiedenen Tätigkeiten. Wenn Sie sich irgendwann langweilen, können Sie diese auch gerne lesen.“ Kasumi zog ein paar Blätter heraus und breitete sie vor Jodie aus. „Kundenanfragen sind ganz einfach. Unser Vertrieb bekommt die Anfrage rein und verteilt sie an die richtigen Personen. Wenn Sie eine falsche Anfrage kriegen, leiten Sie sie einfach an die richtige Person weiter. Es kann schon mal passieren, dass in der Hektik etwas unter geht. Wenn Sie also die Anfrage bekommen haben, lesen Sie sich durch und überlegen wie Sie diese bearbeiten können. Fast immer hilft Recherche. Wenn nicht, können Sie für spezifische Anfragen auch die Rohstofflieferanten anschreiben. Die Kontakte zu diesen kriegen Sie dann von mir.“ Kasumi überlegte kurz. „Und wenn Sie schließlich eine Antwort auf die Anfrage haben, schicken Sie diese an den Vertrieb zurück. Wir haben hier die Regel, dass unsere Abteilung nicht selbst mit dem Kunden in Kontakt tritt.“

„Alles klar“, nickte Jodie.

„Dann Reklamationen. Für Reklamationen füllen Sie immer“, das letzte Wort wurde extra betont. „das Formblatt aus und heften es anschließend zum Produktordner. Es ist ganz einfach. Jeder Vorgang bekommt eine Vorgangsnummer. Wenn Sie den Computer hochfahren, finden Sie auch eine Tabelle. Dort werden alle Reklamationen eingetragen und Sie sehen auch, welche Vorgangsnummer als nächstes kommt. Dann füllen Sie weiterhin aus, wann Sie die Reklamation erhalten haben, welches Produkt betroffen ist und was der Kunde zu bemängeln hatte. Anschließend überlegen Sie in welche Kategorie die Reklamation eingeteilt werden kann. Wir haben 1, 2 und 3. Kategorie 1 sind nicht schlimme Sachen wie Mängel an der Verpackung, Kategorie 3 sind halt schwerwiegende Folgen für den Patienten beispielsweise der Tod. Am Anfang werden sie oft grübeln. Mit der Zeit wird die Einteilung leichter. Wenn das Blatt ausgefüllt ist, schauen Sie ob Sie selbst eine Stellungnahme dazu schreiben können, weil die Problematik schon bekannt ist oder Sie schreiben die Kollegen von oben an. Auch hier gilt, dass Sie selbst keinen Kontakt zum Kunden haben. Und wenn das alles fertig ist, können Sie die Reklamation abheften.“

„Gab es schon mal schwere Fälle?“

„Leider ja“, seufzte Kasumi. „Wir hatten mal ein kleines Kind, welches unter Atemnot litt nachdem es zu viele ätherische Öle eingeatmet hat. Daraufhin haben wir als Konsequenz das Alter für die Benutzung hochgestuft.“

„Hört sich ja nicht gut an…also wegen dem Kind.“

„Das war es auch nicht. Unsere Produkte sind freiverkäuflich, daher sollten sie auch so nebenwirkungsarm wie möglich sein. Trotzdem kommt es immer mal wieder vor, dass unsere Kunden einfach nicht nachdenken. Wir hatten Fälle wo einfach der Beipackzettel nicht gelesen wurde und dann wurde natürlich eine höhere Menge eingenommen, weil sie denken: viel hilft viel“, entgegnete Kasumi ruhig. „Naja…da muss man einfach drüber stehen.“

„Ich verstehe“, murmelte Jodie. „Und es bringt wohl auch nichts, wenn man bestimmte Hinweise größer macht.“

„Das können wir gar nicht. Das Layout steht schon lange fest und wir haben auch nicht unendlich viel Platz. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass Änderungen immer mit Kosten und einem enormen Arbeitsaufwand verbunden sind.“

„Guten Morgen.“

Kasumi sah zur Tür. „Guten Morgen.“ Dann sah sie zu Jodie. „Das ist Herr Hidako. Er wird Sie nun erstmal weiter durch die Firma führen.“

Jodie nickte. „Guten Morgen, Jodie Starling.“ Sie reichte ihm die Hand.

„Morgen. Dann wollen wir mal.“ Er ging mit Jodie nach draußen. „Mein Name ist Ryu Hidako. Ich arbeite jetzt seit gut 15 Jahren für das Unternehmen und habe damals als Logistiker hier angefangen. Mittlerweile bekleide ich den Leitungsposten in dem Bereich Logistik und Lieferkette. Unsere Bereiche überlappen sich ab und an, wenn irgendwelche Änderungen in der regulatorischen Kette stattfinden. Dennoch können Sie jederzeit zu mir kommen, wenn Sie Probleme haben oder Hilfestellungen benötigen. Ich kenne mich zwar nicht so im Arzneimittelbereich aus, aber durch die Erfahrung ist auch vieles machbar.“ Er räusperte sich und brachte Jodie in ein Büro. „Das ist unser Vertriebsbüro mit den Kollegen Shibuya, Miyamoto und Kagira. Die drei kümmern sich hier um die Kunden. Kundenanfragen, Reklamationen die dann in Ihren Bereich fallen, aber sie kommunizieren auch mit den Kunden über neue Produkte, Preiserhöhungen und allem.“ Er trat nach draußen und ging in das nächste Büro. „Das sind die Kollegen meiner Abteilung: Minato, Furukawa und Naragi. Wenn Sie einmal Probleme bezüglich der Rohstoffe haben, fragen Sie ruhig hier an. Wir tun dann was wir können“, erzählte er.

Jodie folgte ihm nickend von einem Büro in das nächste. „So und hier sind wir bei der Forschung und der Entwicklung, mit den Kollegen Hibiko, Akio und Sawaka. Die drei arbeiten eng mit unserer zweiten Etage zusammen und sind immer auf der Suche nach neuen Ideen und Umsetzungen. „Frau Ri hat heute ihren letzten Tag und geht anschließend in Mutterschaftsurlaub.“ Hidako trat mit Jodie nach draußen und brachte sie dann wieder zu ihrem Büro. „Kasumi?“

„Komme.“ Die Frau ging zu Jodie. „Die Tour ist vorbei?“

Jodie nickte.

„Gut, dann machen wir weiter. Ich habe Ihnen ein paar Dokumente ausgedruckt.“ Kasumi ging zurück an den Schreibtisch. „Das ist ein Formular für Ihre Einarbeitung. Sie brauchen einmal den Rundgang im Unternehmen, was glücklicherweise nun statt fand. Außerdem müssen sie noch eine Schulung machen damit Sie auf dem aktuellen Stand sind. Danach gibt es nur Kleinigkeiten. Wenn die erste Reklamation kommt, kümmern wir uns gemeinsam darum und machen nachher noch die Marktfreigaben. Es ist wichtig, dass unsere Produkte auch immer frei gegeben werden. Dafür werden Sie von oben immer ein Analysenzertifikat bekommen und kontrollieren ob die Erwartungen eingehalten werden. Wenn dies der Fall ist, geben Sie die Ware im System frei. Sobald dies erfolgt ist, kann die Ware an den Kunden geliefert werden. Wir versuchen die Termine immer im wöchentlichen Takt einzuhalten, aber das geht leider nicht immer. Manche Produkte müssen sofort raus, andere können noch warten…darüber werden Sie immer informiert. Sie bekommen entsprechend von den Kollegen E-Mails in denen die Dringlichkeit erwähnt wird und dann machen Sie es halt. Wichtig ist, dass Sie bevor Sie nach Hause gehen, nachfragen ob es noch ein Produkt mit hoher Dringlichkeit gibt. Wenn Sie Pech haben müssen noch einige im System freigegeben werden und Ihr Feierabend verzögert sich daraufhin. Ist ein wenig unschön, aber es ist kein dauerhaftes Problem.“

„Ich würde sagen wir machen unsere Mittagspause?“

„Gerne“, sprach Jodie.

„Wir haben hinten eine eigene Küche und können dort kochen oder uns Essen liefern lassen. Oben gibt es eine Kantine, die aber nur für die Mitarbeiter in der Produktion tätig ist. Da unsere Küche nicht allzu groß ist, haben wir mittlerweile, man kann sagen, fast feste Essenszeiten. Die Kollegen aus dem Vertrieb fangen mit dem Essen gegen 12 Uhr an. Wir selber gehen immer so gegen 12:30 Uhr hin, nach uns sind dann die anderen Kollegen dran. Es macht nichts, wenn Sie durch Termine mal am Essen gehindert werden und später gehen…aber wir wollen einfach vermeiden, dass eine Überbevölkerung in der Küche stattfindet. Haben Sie etwas zum Essen da?“

„Heute nicht, nein. Ich nahm an, dass es eine Kantine gibt.“

„Das ist kein Problem. Wir haben genug Läden in der Nähe, sodass Sie sich etwas holen können. Ich würde sagen, heute aus Ausnahme, holen wir Ihnen etwas aus der Kantine.“

„Ich dachte die ist nicht für uns?“

„Machen Sie sich darum keine Sorgen. Irgendwelche Sachen die Sie nicht gern essen?“

„Nein, ich bin nicht allergisch und auch nicht wählerisch.“

„Gut, bis gleich.“ Kasumi verließ das Büro und Jodie blickte auf ihre beiden Kollegen. „Und…wie lange arbeiten Sie hier schon?“

Susumu sah zu ihr. „Fünf Jahre.“

„3 Jahre“, antwortete Emi.

„Macht Ihnen die Arbeit Spaß?“

„Es ist stressig, aber ja…“

„Seh ich genau so.“

Beide sind gleichermaßen Schweigsam, dachte sich Jodie. „Wo sind denn die Toiletten?“

Emi stand auf. „Ich zeig sie Ihnen.“

Jodie folgte der Frau auf den Flur. „Sie brauchen aber einen Schlüssel.“

„Wo krieg ich den her?“

Emi seufzte. „Aiko hat die Schlüssel. Sagen Sie Kasumi, dass Sie noch welche brauchen.“ Emi holte ihren eigenen Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Ungeduldig wartete sie dann vor der Tür.

„Da bin ich wieder“, kam es von Jodie, die Emi anschließend wieder in das Büro folgte. Wenn es hier den ganzen Tag so ging, konnte es ja noch lustig werden.
 

***

Jodie streckte sich und massierte sich die Hand.

„Ein wenig anstrengend, nicht?“

Sie nickte. „Ich sitz nicht jeden Tag so lange vor einem Computer.“

„Man gewöhnt sich daran“, entgegnete Kasumi ruhig. „Uns stehen auch jährlich Untersuchungen beim Betriebsarzt zu. Dort können Sie sich dann auch die Augen, den Rücken und die Hände untersuchen lassen.“

„Nicht schlecht“, meinte Jodie. Mittlerweile waren nur noch sie und Kasumi im Büro. Emi arbeitete Halbtags wie sie feststellte und Aki musste sich nicht an bestimmte Zeiten halten. Aufgrund seiner Tätigkeit als externer Mitarbeiter konnte er kommen und gehen wann er wollte.

„Und wie finden Sie ihren ersten Tag bis jetzt?“

Jodie tat nachdenklich. „Ganz gut“, antwortete sie dann. „Ich merke, dass ich noch einiges lernen muss, aber ich bin guter Hoffnung, dass ich damit klar komme“, fügte sie an.

„Das hört sich gut an“, lächelte Kasumi. „Wie Sie gesehen haben, hat sich hier einiges durch die personelle Umstrukturierung geändert, sodass wir mehr zu tun haben. Aber wenn Sie erst einmal richtig eingearbeitet sind, kommen wir wieder vorwärts. Sie haben Glück, dass heute keine kundenseitigen Anfragen gekommen sind. Das war doch ein ruhiger Tag.“

„Selbst wenn, ich habe kein Problem unter Stress zu arbeiten, wenn es mir Spaß macht.“

„Macht es Ihnen denn Spaß?“

„Ich weiß, dass das eine Fangfrage ist. Jede Antwort von mir wäre nun falsch“, warf sie ein.

Kasumi kicherte. „Stimmt. Tut mir leid.“

„Das muss es nicht.“

„Haben Sie noch viel zu tun?“, wollte sie dann wissen.

„Ich muss noch ein paar Waren freigeben“, antwortete Jodie ruhig. „Ich bin wohl ein wenig langsam.“

„Das pendelt sich bald ein. Irgendwann haben Sie ein Auge für die Werte und wissen, wie die Spezifikationen liegen, sodass sie nicht immer einen Zettel zur Hilfe nehmen müssen.“

„Und wie ist das, wenn ich Mal länger Überstunden machen muss als die anderen?“

„Das passiert. Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Die Produktion über uns arbeitet im Schichtsystem. Oben sind also immer noch Kollegen. Wir schließen dennoch ab 20 Uhr die Tür. Der letzte der von uns noch hier ist, stellt außerdem den Alarm an. Das wissen auch die Kollegen und stellen dann auch entsprechend den Alarm an oder aus. Wenn Sie jetzt länger hier sind, sagen wir, Sie sind um 18 Uhr noch da, wissen aber, dass die meisten um 17 Uhr gehen, dann gehen Sie n och eine Runde durch die untere Etage und vergewissern sich, dass sie auch wirklich alleine sind“, erklärte sie. „Wenn das der Fall ist, können Sie den Alarm ganz normal scharf stellen; so wie ich es Ihnen gezeigt habe. Und wenn Sie merken, dass Sie schon um 15 Uhr keine Arbeit mehr haben und von den Kollegen oben auch nichts kommt, können Sie auch ruhig Feierabend machen. Die Zeit gleichen Sie ja irgendwann aus, sobald es stressig wird.“

„Ist gut.“ Jodie sah auf die Ware die noch im System war. Mit einigen Mausklicks gab sie diese frei, überprüfte ihren Posteingang und telefonierte mit den Kollegen aus der oberen Etage. Es gab nichts mehr, das sie tun konnte. Jodie fuhr ihren Computer herunter und streckte sich.

„ Dann wünsch ich Ihnen einen schönen Feierabend“, kam es von Jodie. Sie schnappte sich die Tasche und ging raus. Langsam ging Jodie zu ihrem Wagen. Sie achtete darauf langsam zu gehen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Im Wagen sah sie kurz auf ihr Handy, steckte es aber wieder ein und fuhr los. Nachdem sie in die Parklücke vor der Wohnung reinfuhr, zog sie erneut ihr Handy raus. Sie rief ihre Anrufliste auf.

Shu und James.

Jodie wählte zuerst die Nummer von Shu. Es dauerte eine Weile bis sich der Agent meldete.

„Wo bist du?“, sprach er in den Hörer.

„Dir auch ein ,Hallo´“, entgegnete sie. „Ich bin jetzt auf dem Parkplatz vor meiner Wohnung“, fügte sie an.

„Wieso dauerte es heute so lange?“, wollte er dann wissen.

„Naja ich musste doch alles kennen lernen. Sie haben mir die Firma gezeigt und ich lernte die Mitarbeiter kennen. Nur weil heute mein erster Tag war, heißt das nicht, dass sie mich schonen. Ich musste gleich richtig arbeiten. So was dauert halt eben. Und dann wollte ich nicht direkt vor der Firma telefonieren.“

„In Ordnung. Wie war der Tag?“

„Och ganz angenehm. Wie gesagt, ich habe alles kennen gelernt und mit der Arbeit angefangen. Allerdings konnte ich noch nicht nach Unterlagen gucken oder Sayaka Shibungi kennen lernen“, antwortete sie. „Wahrscheinlich wird es noch eine Weile dauern.“

„Gut. Mach nichts, was dich verdächtig macht.“

„Hatte ich nicht vor, Shu“, sprach sie. „Und du fährst jetzt zur Observation.“

„Ja.“

„Dann…pass auf dich auf.“



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