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Touching Tomorrow

von

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07.12.

Jodie sah sich das Ergebnis ihrer Einkaufstour an. Eigentlich hatte sie ja genug Sachen in ihrem Kleiderschrank hängen. Sowohl in Japan als auch in ihrer Wohnung in den Staaten. Und Schuhe. Sie hatte so viele von ihnen. Verschiedene Sorten und verschiedene Farben. Am liebsten waren ihr allerdings Turnschuhe oder Stiefel. Es mussten allerdings Stiefel mit einem normalen Absatz, der auch beim Laufen nicht hinderlich war, sein. Dazu trug sie gern eng anliegende Sachen. Ein hübsches Kleid, das bis knapp über die Knie ging und ihren Körper betonte.

James hatte Recht, wenn er annahm, dass diese Kleidung nicht angemessen war. Gerade bestimmte Reize durfte sie bei dem Vorstellungsgespräch nicht zeigen. Außer die andere Person war dafür empfänglich.

Jodie musste sich vollkommen normal verhalten. Geschlossener. Zum Glück hatte sie bei ihrer Tour ein paar gute Sachen erstanden, sodass eigentlich nichts gegen das Gespräch sprechen durfte. Jodie sah auf die Uhr und zog sich anschließend um. Im Wohnzimmer fuhr sie ihren Laptop hoch und druckte die Unterlagen aus. Dann ging sie noch einmal ihren Lebenslauf durch.

Die meisten Daten und Fakten blieben erhalten. Sie war noch immer Jodie Starling, wurde in den Staaten geboren und hatte dort ihre Schulausbildung absolviert. In ihrem veränderten Leben ging sie nicht zum FBI sondern belegte einige Kurse im pharmazeutisch-biologischem Bereich und hatte sich anschließend von einer Stelle zur nächsten gehangelt. In Zuge dessen war es auch möglich für einige Monaten bei einem Pharmaunternehmen zu arbeiten, wo sie sich um sämtliche Kundenanforderungen und –anfragen kümmerte. James hatte die Sache gut durchdacht. Auch ohne großes Wissen konnte man eine solche Aufgabe erfüllen. Man musste nur wissen, wo man recherchierte oder wen man fragen konnte. Durch den Bekannten von James – der ihm zufällig noch einen Gefallen schuldete – wurde die Arbeitsstelle mit einem guten Arbeitszeugnis beendet. Jodie hoffte inständig, dass diese Art der Erfahrung ausreichend war um für die Stelle in die engere Auswahl zu kommen und um sie schließlich zu bekommen. Nun musste sie den Boss des Unternehmens nur noch von sich überzeugen.

Jodie packte ihre Handtasche und nahm nur das nötigste mit. Dann machte sie sich auf den Weg.
 

Jodie überprüfte ihre Schminke im Rückspiegel ihres Wagens.

Perfekt.

Sie lächelte und stieg aus. Als erstes sah sie sich um. Bereits als sie herfuhr, erkannte sie in welchem Wagen die Agenten saßen. Es war erleichternd, dass diese im Notfall draußen standen und ihr zu Hilfe eilen würden. Wobei sich Jodie fragte wie sie sich bemerkbar machen könnte. James verzichtete absichtlich auf Abhörgeräte, da die Firma zum einen selbst mit Kameras ausgestattet war und zum anderen, weil keiner wusste, ob die Geräte des FBIs nicht einem Störsender einen Hinweis gaben.

Jodie schloss die Wagentür und ging zum Gebäude. Es war größer als sie erwartete. Sie blieb davor stehen und betrachtete es eindringlich.

Medipharm stand auf dem großen Schild über der Eingangstür. Nun wo sie wirklich davor stand, wirkte das Gebäude auch wenig einladend. Und es lag abseits der anderen Firmen. So als müsste man es isolieren. Jodie schüttelte den Kopf. Jetzt lag es an ihr.

Jodie öffnete die Tür und ging in das Gebäude. Sie folgte dem ausgelegten Teppich bis sie zum Empfangstresen kam. Jodie wartete einen Moment bis die Frau zu ihr hoch sah.

„Guten Morgen“, grüßte Jodie. „Ich möchte mit Herrn Shibungi reden.“

„Guten Morgen“, antwortete die Frau. Das Schild auf dem Tresen wies sie als Aiko Kawasaki aus. Und wie Jodie feststellte, handelte es sich auch um die Frau. Das FBI recherchierte gründliche. Aiko Kawasaki stammte aus einer einfachen Familie und absolvierte vor mehreren Jahren eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Nachdem das kleine Hotel, aufgrund von Besuchermangel, geschlossen wurde, sah sie sich auf dem Markt um und landete schließlich bei Medipharm. Für das Unternehmen war sie bisher fünf Jahre tätig. Ihre polizeiliche Akte war makellos und auch sonst gab es keinen Hinweis darauf, dass sie mit der Organisation arbeitete. „Herr Shibungi ist außer Haus. Haben Sie einen Termin bei ihm?“

Außer Haus? Jodie wusste es besser. Das FBI war Shibungi hier her gefolgt und bestätigte dessen Anwesenheit im Unternehmen. Außer Haus hieß dann wohl so viel wie: Ich kenne Sie nicht und bevor ich Sie zum Chef lasse, muss ich wissen wer Sie sind.

„Nein, aber ich würde mich freuen, wenn er sich trotzdem ein wenig Zeit für mich nehmen würde“, antwortete Jodie ruhig.

Frau Kawasaki überlegte. Dann klickte sie auf ihrem PC herum und rief den Terminplaner ihres Bosses auf. „Ich kann Ihnen einen Termin in einer Woche anbieten. Am 14.12. um 15:30 Uhr?“

Jodie seufzte leise und zog dann die Bewerbungsmappe aus ihrer Tasche hervor. „Ich möchte mich hier um eine Stelle bewerben“, begann sie. „Ich weiß, es ist unüblich, dass jemand vorbei kommt, aber ich möchte einen persönlichen Eindruck hinterlassen.“ Sie schob die Mappe rüber. „Besteht nicht doch die Möglichkeit, dass sich Herr Shibungi noch heute ein wenig Zeit für mich nimmt?“

„Hören Sie“, sie stockte und öffnete die Mappe. „Frau Starling, es ist nicht so einfach einen Termin zu bekommen. Gerade in der Zeit kurz vor dem Jahreswechsel müssen wir uns auf den Jahresabschluss vorbereiten. Sie können gerne auf einem der Stühle hinter Ihnen Platz nehmen und warten. Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass es heute noch möglich ist.“

Jodie lächelte. „Danke. Ich weiß Ihre Mühen zu schätzen.“ Jodie drehte sich um und ging zu den Stühlen. Sie setzte sich und würde warten. Egal wie lange es dauerte. Nach einer Weile tat Jodie, als würde sie die Zertifikate, die an der Wand hingen, lesen. Aus dem Augenwinkel sah sie wie die Empfangsdame eine Weile am Computer herum klickte und Anrufe entgegen nahm. Einige leitete sie weiter. Andere würgte sie mehr oder minder ab. Kurz erlaubte sie sich einen Blick auf die Uhr. Es durfte nicht so aussehen, dass sie sich langweilte oder ärgerte.

„Ja, mach ich“, sprach Aiko in den Hörer und legte auf. Sie sah zu Jodie. „Frau Starling? Kommen Sie bitte mit.“ Aiko Kawasaki erhob sich und führte Jodie zu den Treppen. Sie ging mit ihr nach oben und blieb in der oberen Etage vor einer Bürotür stehen. Aiko klopfte an und öffnete kurz darauf die Tür. Sie wandte sich wieder zu Jodie. „Nach Ihnen.“

Jodie nickte und ging in den Raum.

Sota Shibungi stand auf. Er reichte Jodie zum Gruß die Hand. „Setzen Sie sich bitte, Frau Starling.“

Jodie tat wie ihr aufgetragen wurde. „Vielen Dank, dass Sie sich für mich Zeit nehmen, Herr Shibungi.“ Das also hatte die Empfangsdame in der letzten halben Stunde getan: Bewerbung eingescannt und an ihren Boss verschickt.

„Sie wollen sich also hier bewerben. Wie kommen Sie darauf, dass wir eine Stelle zur Ausschreibung haben?“, wollte Shibungi wissen.

„Ich habe es gehofft“, fing Jodie an. „Ich bin auf Ihr Unternehmen gestoßen und habe ein wenig zu Ihrer Firma recherchiert. Es hörte sich nach dem an, was ich mir vorstellen kann. Deswegen habe ich Ihnen direkt meine Bewerbung mitgebracht. Ich hatte diese bereits auch per E-Mail verschickt, aber ich dachte mir, dass ein persönliches Gespräch besser ist, zumal ich Sie dann direkt von mir überzeugen kann.“

„Mhmm…mal sehn, was wir für Sie machen können“, fing er an. „Möchten Sie etwas trinken?“

„Wenn es Ihnen keine Umstände macht, würde ich eine Tasse Kaffee bevorzugen.“

Shibungi drückte auf einen Knopf an seinem Tisch. „Aiko? Zwei Tassen Kaffee.“ Dann wandte er sich wieder zu Jodie. „Dann…erzählen Sie doch etwas über sich.“

Jodie nickte. „Gerne. Mein Name ist Jodie Starling, ich bin 28 Jahre alt und ich habe meinen Abschluss in New York gemacht. Nach meinem erfolgreichen Studienabschluss habe ich aufgrund der schweren Arbeitssituation unter anderem in einem namhaften Pharmaunternehmen gearbeitet. Dort habe ich mich hauptsächlich um die Betreuung und Auswertung von Kundenanfragen gekümmert. Als ich schließlich nach Japan kam, war ich eine Weile als Englischlehrerin tätig, suche aber nun wieder eine Aufgabe, die mich richtig fordert.“

„Und Sie denken, dass Sie diese hier finden?“ Die Tür ging auf und die Dame vom Empfang kam mit zwei Tassen Kaffee wieder.

„Danke“, sagte Jodie ruhig und blickte wieder Herrn Shibungi an. „Ja, da bin ich mir sicher. Wie Sie meinen Zeugnissen entnehmen können, habe ich schon damals einige pharmazeutische Kurse belegt. Nachdem ich auf Ihrer Firmen-Website war, weiß ich, dass Sie freiverkäufliche Arzneimittel auf den Markt bringen. Dies würde sich zu meiner bisherigen Tätigkeit in den Staaten gut ergänzen. Natürlich wachse ich mit meinen Aufgaben und ich bin bereit mehr zu tun als die Kundenbetreuung.“

„Mhmm, ich verstehe. Wie würden Sie reagieren, wenn ein älterer Kollege Sie auf einen Fehler aufmerksam macht?“

„Ich würde ihm danken“, fing Jodie an. „Im ersten Moment wäre es für mich selbst sehr ärgerlich, aber es ist erforderlich. Gerade in dieser Branche können die noch so kleinsten Fehler zu großen Problemen führen.“

„Arbeiten Sie lieber im Team oder alleine?“

„Das ist immer abhängig von der Situation. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass beide Arbeitsweisen sehr effektiv sein können, wenn sie richtig eingesetzt werden müssen. Routineaufgaben im Tagesgeschäft würde ich eher alleine erledigen. Wenn es aber darauf ankommt an neuen Projekten zu arbeiten und Lösungen zu suchen, dann ist die Arbeit in einem Team viel leistungsfähiger.“

„Wenn ich Ihnen sagen würde, dass Sie ihre eigenen Aufgaben hätten und es keine Teamarbeit gibt, wie würden Sie darauf reagieren?“, fragte Shibungi.

„Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht so wirklich vorstellen. Gerade in dieser Branche kann es doch immer zu neuen Projekten kommen…Sie stellen Produkte für verschiedene Kategorien her. Der Größe nach zu urteilen, wird sich nicht eine Person um alles kümmern. Da ich annehme, dass es schon mal Änderungen in den Regularien gibt, denke ich auch, dass sich die verschiedenen Bereiche sicher irgendwann zusammen setzen werden“, sprach Jodie ruhig. „Und ich nehme an, dass nicht jeder ein Einzelbüro hat, sodass ich den Kontakt zu Kollegen haben würde mit denen ich gegebenenfalls über Probleme oder meine Tätigkeiten sprechen kann. Auch daraus können sich neue Ansätze entwickeln.“

Shibungi runzelte die Stirn. „Wie sieht es mit Stress aus?“

„Stress…“, wiederholte Jodie. „Ich weiß, dass es bestimmt nicht immer dazu kommen wird, dass der Feierabend pünktlich gemacht wird und es ist kein Problem für mich, dann auch länger zu arbeiten. Für mich ist es allerdings wichtig, dass ich meine Prioritäten in meinem Aufgabenbereich kenne und dadurch meine Zeit richtig plane. Dabei plane ich lieber ein wenig mehr Zeit ein um noch Luft für Unvorhersehbares zu haben, aber wenn es mal nicht klappt, geht die Welt nicht unter.“

„Machen Sie Sport zum Ausgleich oder andere Tätigkeiten?“

„Ich geh laufen. Je nachdem wie es die Zeit zulässt. Im Sommer genieße ich gern die Morgenstunden, wenn alles frisch ist. In der Winterzeit tendiere ich eher dazu am Abend laufen zu gehen. Dabei kann man gut einen klaren Kopf kriegen.“

„Wenn ich Ihnen nun sagen würde, dass Sie mit der Arbeit um 8 Uhr morgens beginnen und an den meisten Tagen erst um 19 Uhr aufhören würden, wie würde Ihre Umwelt darauf reagieren?“

„Meine…Umwelt?“ Jodie sah ihn überrascht an. „Meine Freunde würden wissen dass mir der Job wichtig ist, wenn ich länger Arbeite als nötig. Aber ich nehme an, dass Ihre Arbeit auf einen festen Partner abzielt. Momentan wartet niemand auf mich, wenn ich abends nach Hause komme.“

Shibungi blickte in Jodies Lebenslauf. „Sie sind vor einigen Jahren von New York nach Tokyo gezogen. Hatte das berufliche Ambitionen?“

„Nein“, kam es sofort von Jodie. „Mein damaliger Partner war Japaner und er wollte wieder in die Heimat. Ich bin mitgegangen…“

„Und dann geblieben?“

Jodie nickte. „Ich wollte nicht einfach aufgeben und wieder zurück in die Staaten gehen. Deswegen habe ich, um mein japanisch zu verbessern, an der Teitan-Oberschule als Englischlehrerin angefangen.“

„Warum haben Sie die Arbeit dort beendet?“

„Die Stelle war nur befristet“, antwortete Jodie. „Nach den Schulferien wurde der Vertrag seitens der Schule nicht verlängert. Unter anderem lag es auch an den Eltern, die einfach ein falsches Bild von der amerikanischen Kultur haben.“

„Sie meinen wegen der Vorurteile?“

„Leider ja. Eltern waren besorgt, dass ich den Unterricht nicht ernst nehmen und mich in knappen Kleidern vor die Kinder stellen würde. Sämtliche Versuche meinerseits führten aber zu keiner veränderten Meinung.“

Shibungi musterte Jodie. „Aus welchen Gründen sollte ich Sie dann einstellen?“

Jodie tat, als würde sie nachdenken. „Ich habe bereits Erfahrungen in dem Bereich sammeln können und ich bin jederzeit bereit mich weiterhin fortzubilden und auch Auffrischungskurse vor Beginn der Stelle zu belegen. Ich behaupte Mal, dass mein Englisch in Wort und Schrift perfekt ist.“ Sie schmunzelte und steckte Shibungi damit an. „Ich weiß, dass Englisch gerade in den Naturwissenschaften Voraussetzung ist und ich weiß auch, dass sich viele Japaner noch immer damit schwer tun. Mit mir haben Sie diese Probleme nicht.“

„Ihre Englischkenntnisse sind wirklich von Vorteil…“, stimmte er ihr zu. „Ab wann würden Sie sich in der Lage fühlen hier anzufangen?“

„Ich würde gern vorher noch einige Sachen regeln. Aber an sich könnte ich Ihnen bereits ab nächster Woche zur Verfügung stehen. Es wäre auch machbar, dass ich bereits ab morgen starte.“

„Mhm…“

„Das war nicht das was sie hören wollten, nicht wahr?“

„Nein nein…ich überlege nur…“

„Es gibt eine freie Stelle, nicht wahr?“

Er nickte.

„Aber Sie sind noch nicht ganz von mir überzeugt.“

„Überzeugen Sie mich mehr.“

Jodie sah ihn an. „Wenn es um meine Eignung geht, kann ich Ihnen auch den Vorschlag unterbreiten, dass ich erst einmal als Praktikantin ein paar Schnuppertage mache. Ich denke, dass kann nichts schaden. Dann bekomme ich einen Einblick in die Stelle und Sie können danach die Kollegen fragen, wie ich mich gemacht habe.“ Jodie ließ einige Sekunden verstreichen. „Wir können es doch auch so machen, dass ich ab Morgen zum Probearbeiten komme und wenn Sie zur Monatsmitte feststellen, dass ich mich gut mache, geben Sie mir den Vertrag.“

„Mhmm….sie würden ab morgen anfangen?“

„Ja…das krieg ich schon hin. Wenn Sie eine Stelle für mich haben, würde ich diese wirklich sehr gerne antreten. Und mit dem Probearbeiten haben Sie nichts zu verlieren. Sie können auch weitere Gespräche stattfinden lassen, aber geben Sie mir die Chance Ihnen zu beweisen, dass ich es kann.“

Sota Shibungi stand auf. „Ich führe Sie einmal durch die Firma. Noch ist allerdings nichts entschieden.“

Jodie seufzte innerlich. Er war noch immer nicht überzeugt. „Gerne“, sagte sie und folgte ihm. Sie gingen in das erste Stockwerk, wo Jodie einen kurzen Blick auf die Produktion warf.

„In welchem Bereich würden Sie lieber arbeiten? Herstellung oder Regularien?“

„Mein Favorit wären die Regularien. Aber ich wäre mir auch für eine Arbeit in der Herstellung nicht zu schade.“

„Hier geht’s lang.“

Jodie folgte ihm und während sie sich mit einigen Männern und Frauen bekannt machte, war sie froh, dass kein Hintergrundwissen abgefragt wurde. Anschließend brachte Sota Shibungi sie nach unten. Er zeigte ihr verschiedene Büroräume. In einem blieb er stehen. „Sollten wir Sie in Erwägung ziehen, würden Sie hier arbeiten.“

Jodie sah sich um. „Schön groß.“

Er nickte. „Das Büro ist von insgesamt vier Mitarbeitern besetzt. Eine Mitarbeiterin arbeitet nur in Teilzeit und der andere Kollege kommt Projektbezogen in die Firma.“

„Wer würde mich einarbeiten?“

„Frau Tadashi. Momentan befindet sich diese auf einer Dienstreise. Sie arbeitet seit rund drei Jahren im Unternehmen und kennt sich mit der gesamten Thematik gut aus.“

„Ich verstehe“, murmelte Jodie. „Gibt es hier auch Abteilungsleiter oder wären Sie mein direkter Vorgesetzte.“

„Ich wäre es“, antwortete er. „Bei Fragen steht Ihnen auch meine Frau zur Verfügung.“

„Können Sie mir einen typischen Arbeitsalltag in diesem Bereich beschreiben?“

Shibungi lachte. „Mit einfachen Worten: Sie kommen her, Sie arbeiten, Sie gehen nach Hause.“ Er ging wieder zum Büro zurück und setzte sich auf seinen Stuhl. Aus seinem Schrank zog er einen Zettel raus. „Die Stelle wollten wir im nächsten Monat ausschreiben.“

Jodie nahm das Blatt und las sich die Anforderungen durch.

„Denken Sie, Sie kommen damit klar?“

„Ja“, antwortete sie. „Es ist das, was ich gesucht habe. Ich habe keine Probleme damit mich um die unterschiedlichen Kundenanfragen zu kümmern“, sprach sie.

„Sie werden natürlich noch andere Tätigkeiten übernehmen. Ich werde mich mit meiner Frau absprechen und Sie am Abend anrufen. Hat mich gefreut, Frau Starling.“
 

***
 

Sayaka betrat das Büro und sah ihren Mann an. „Du wolltest mich sprechen“, sagte sie und setzte sich auf den Platz vor seinem Tisch.

Sota war vertieft in die Bewerbung und machte am Rand einige Notizen. Er blickte nach oben und lächelte. „Hier.“ Die Bewerbung schob er über den Tisch und beobachtete ihre Reaktion.

Sayaka blätterte langsam die Unterlagen durch. „Oh“, murmelte sie. „Eine Freundin oder Bekannte von einem Mitarbeiter?“, wollte sie dann wissen. „Oder hat sie vor meiner Zeit bereits hier gearbeitet?“

„Weder noch“, antwortete er ruhig. „Hat sich initiativ hier beworben. Da sie auch vor Ort war, hab ich gleich mal ein Vorstellungsgespräch mit ihr geführt.“

„Mhmm“, murmelte Sayaka. „Ich hatte angenommen, wir würden es zusammen führen.“ Sie blätterte weiter. „Sie scheint Erfahrungen zu haben.“

„Ein wenig. Sie hat in vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet. Mir macht es Sorgen, dass sie unser Unternehmen in paar Monaten wieder verlässt“, warf er ein.

„Dann suchen wir in der Zwischenzeit weiter. Und wenn sie wirklich kündigt, können wir die Stelle schnell erneut besetzen. Du weißt, dass wir unbedingt eine neue Kraft brauchen. Wenn das so weiter geht, schaffen die Mitarbeiter das Pensum zum Jahresende nicht. Und hier steht, dass sie ab sofort kann. Wir sollten gucken was bei ihr ab sofort heißt.“

„Sie könnte ab morgen. Wir könnten bis zum Jahresende ihre Arbeit hier als eine Art Praktikum durchgehen lassen. Dann sieht sie, ob es was für sie wäre und wir müssen sie nicht bezahlen“, entgegnete er.

„Und du glaubst, sie lässt sich darauf ein?“

„Es war ihr Vorschlag.“

Sayaka wurde hellhörig. Sie schlug die Mappe zu und sah ihren Mann an. „Unbezahlte Kraft. Kann sofort anfangen“, zählte sie die Vorteile auf. „Warum versuchen wir es nicht einfach? Biete ihr an, dass es morgen früh schon los geht. Und wenn es auf einmal ein Problem für sie darstellt, dann wissen wir wenigstens, dass ihr nichts an der Stelle liegt.“

Sota nickte. „Gut.“

Und ich kann sie im Auge behalten.
 

***
 

Jodie zog ihre Pumps aus und massierte sich die Zehen. „Wie Frauen auf so was laufen können“; murmelte sie.

„Du läufst auch in deinen Stiefeln“, warf Akai ein.

„Das ist auch was anderes. Stiefel sind Stiefel“, entgegnete die Agentin ruhig.

„Wie war das Gespräch?“, wollte James wissen.

„Weiß nicht. Ich würde sagen recht gut. Aber ich denke, er war noch nicht ganz von mir überzeugt.“

„Warum nicht?“

„Woher soll ich das wissen? Vielleicht passte es ihm nicht, dass ich unverheiratet bin“, sprach sie ruhig. „Ich habe ihm angeboten, dass ich ab Morgen schon Probeweise arbeiten kann und er mich festeinstellt, wenn ich mich gut mache.“

„Wann wollte er sich melden?“

„Irgendwann im Laufe des Tages.“ Jodie sah auf die Uhr. Nun hieß es warten…
 

Zwei Stunden später klingelte endlich ihr Handy und brachte die erlösende Nachricht.

„Starling“, sprach sie.

„Shibungi hier. Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich mit meiner Frau über die Stelle gesprochen habe. Wir möchten es gerne versuchen und würden es sehr begrüßen, wenn Sie ab morgen zum Probearbeiten kommen würden. Wenn sich die Kollegen positiv über Sie äußern können wir den endgültigen Vertrag abschließen. Der wäre dann allerdings zum 01.01.“

„Also würde ich bis zum Monatsende als Praktikantin bei Ihnen arbeiten?“, wollte Jodie wissen.

„Ja. Ich denke, dass ist in unser beider Sinne. Falls es Ihnen nicht gefällt, haben Sie die Möglichkeit das frühzeitig zu äußern.“

„Ja, gut…das Angebot nehme ich gerne an“, sagte die Agentin. „Um wie viel Uhr soll ich in die Firma kommen?“

„Um 9 Uhr sind die Kollegen da“, entgegnete er. „Melden Sie sich einfach am Empfang.“



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