Zum Inhalt der Seite

Ruf der Sterne

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hoffnungen und Träume

"Entschuldige, Schwarzstreif! Ich wusste nicht mehr, wo ich meine Beute genau vergraben hatte." Der große Kater beugte sich gerade über ein Loch um die darin vergrabene Beute zu packen. Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und kam ein paar Schritte näher. "Da brauchst du schon eine bessere Ausrede als das. Und außerdem kann ich seinen Geruch bis hierher wahrnehmen. Wenn du schon so ein Risiko eingehst, solltest du danach wenigstens den Geruch überdecken. Dort drüben sind ein paar Kräuter, ich sammle derweil den Rest ein." Er trottete an ihr vorbei und sie senkte den Kopf. Er weiß alles. Aber wenn er es bis jetzt noch niemanden gesagt hatte, würde er es wohl für sich behalten! Sie musste einfach darauf hoffen.

Überrascht stellte sie fest, dass die Kräuter bereits plattgedrückt waren. Hatte er sich auch darin gewälzt? Was hat er zu verbergen?
 

Die zwei kamen vollgepackt mit Frischbeute zurück zum Lager. Es herrschte reges treiben und dort, wo Piniensterns Leichnam lag, war nun nichts mehr. Wer begräbt ihn, wenn wir keine Ältesten haben? Und wer regt sich darüber auf, dass keine Ältesten anwesend sind und über den Traditionsbruch? Schwarzstreif sah verträumt zum Ältesten Bau. Wie gerne wäre er ein schlecht gelaunter Ältester, der jeden anknurren kann und sie ihn trotzdem bedienen müssten. Was für ein Leben! Die Mütter würden ihre Junge endlich von ihm fernhalten, damit sie ihn nicht nerven. Schüler müssten sein Nest machen und er könnte sich derweil entspannen.

Fichtenpelz sah den verträumten Schwarzstreif an und folgte seinem Blick. Amüsiert wendete er sich an den Krieger. "Willst du das etwa alles alleine essen? Gib mir wenigstens ein, zwei Mäuse für meine Familie ab. Und außerdem bist du noch etwas zu jung um mein Baugenosse zu werden, Schwarzstreif." Der Kater riss seinen Blick von den noch leerstehenden Bau und starrte den braunen Kater an. Er ließ seine Beute fallen und schob ihm einige Mäuse zu. "Wenn ich Ältester bin, wirst du bereits mit dem Sternenclan jagen. Bring Wolkenflugs Nervensägen auch etwas mit, dann sind sie wenigstens einmal ruhig." Schwarzstreif nahm sich zwei Mäuse und trottete zum Schülerbau. Er legte die Nager kurz ab und spähte hinein. Windpfote sah ihn verwirrt an, doch er schüttelte den Kopf. "Sammel Moos und wechsel das Alte in der Kinderstube aus. Weizenpfote, hilfst du ihr dabei?" Der Kater nickte doch dann trat Fleckenpfote zu Windpfote und starrte Schwarzstreif an. "Ich kann ihr auch helfen." Zwischen den beiden Katern herrschte eine ungewohnte Spannung. Weizenpfote und Windpfote sahen von einem zum andern. "Nein, du kommst mit mir. Wir müssen reden." Schwarzstreif sah ihn auffordernd an und der Schüler folgte widerwillig.
 

Die zwei ließen sich in einer ruhigen Ecke des Lagers nieder und Schwarzstreif schob den Schüler eine fette Maus hin. "Hier, die magst du doch so gerne." Fleckenpfote sah ihn misstrauisch an. "Seit wann lädst du mich zum Essen ein? Und bietest mir Frischbeute an? Und warum interessierst du dich wieder für mich? Gestern war ich dir doch nur ein Klotz am Bein und du wolltest mich loswerden!" Schwarzstreif starrte ihn wütend an. "Ich bin enttäuscht von dir, Fleckenpfote! Von allen Katzen hier hätte ich nicht gedacht, dass ausgerechnet du nicht deinen Kopf einsetzt! Warum denkst du denn so etwas? Wenn du mir wirklich ein Klotz am Bein wärst und ich dich loswerden wollte, würde ich dich dann zum Essen einladen? Und zum Zunge geben!" Fleckenpfote sah ihn eingeschüchtert an. So wütend hatte er Schwarzstreif noch nie erlebt! "Nein, irgendwie nicht. Das ergibt keinen Sinn, aber es ergibt auch keinen Sinn, dass du dir Distelschweif zur Gefährtin nimmst. Ihr beide passt nicht zusammen!" Schwarzstreif hob seine Pranke und schlug mit eingezogenen Krallen und nur ein minimum seiner Kraft zu.

Fleckenpfote war so geschockt, dass er ihn darauf hin nur anstarren konnte. "Jetzt hör mir einmal zu, Fleckenpfote! Zwischen mir und Distelschweif ist rein gar nichts! Sturmkralle hat uns beide nur beauftragt bei der Kriegerprüfung auszuhelfen! Wir haben zusammen gegessen, damit wir noch einmal alles besprechen konnten. Wir wollten davor noch etwas schlafen und wir haben zusammen das Lager verlassen, damit wir noch etwas vorbereiten konnten! Und außerdem ist Distelschweif längst vergeben, ihr seid nur alle zu mäusehirnig um es zu bemerken!" Der Schüler starrte ihn ungläubig an. "Ohne Distelschweif hätte ich auch niemals mit dir darüber geredet," sprach er jetzt etwas sanfter, "Sie hat mich erst auf dich hingewiesen. Am Anfang war ich dagegen, da ich dachte, dass du mehr Hirn hättest. Aber als ich deine Reaktion gesehen habe, wurde es mir bewusst." Fleckenpfote, dessen Augen sich bereits mit Tränen füllten, sprang Schwarzstreif an und heulte sich bei ihm aus. Schwarzstreif ließ es zu und schnurrte aufmunternd. Das Schnurren klang zwar ziemlich abgehackt und rau, doch für Fleckenpfote war es in diesem Moment das schönste Geräusch, dass er jemals gehört hatte.

Distelschweif beobachtete das Geschehen von weiter weg und zwinkerte Schwarzstreif zu, ehe sie sich wieder an Schattenpelz wandte.
 

Einige Stunden später lag Schwarzstreif immer noch am selben Fleck. Fleckenpfote hatte sich beruhigt und sich an ihn gekuschelt. Er vergrub seine Schnauze in das weiße Fell des Kriegers und döste zufrieden vor sich hin. Zu Schwarzstreifs Überraschung starrte Stachelherz die Zwei nicht an. Er lag einfach im Schatten und Farnfuß redete auf ihn ein. Die Kriegerin musste das Richtige gesagt haben, da in seinen Augen nun wieder Kampfgeist aufflammte. Sie gingen gemeinsam zur Kinderstube und verschwanden darin. Ob sie sich wohl den besten Platz für ihr Nest aussuchten? Farnfuß war inzwischen ebenfalls etwas dicker. Hoffentlich bekamen die Jungen in der Blattleere genug Nahrung. Weizenpfote ging mit Spechtpfote aufgeregt auf und ab und Weißpfote beobachtete die trächtige Katze genau.

"Du, Schwarzstreif. Wie ist eigentlich Windpfote gestorben?" Von der plötzlichen Frage überrascht starrte er ihn nur an, ohne etwas zu realisieren. Fleckenpfote sah ihn fragend an. "Warum willst du das wissen? Du hast dich doch noch nie dafür interessiert." Der Schüler schaute weg. "Ja schon, aber ich habe nachgedacht. Sie ist immerhin meine Tante, also gehört sie ja auch zur Familie." Schwarzstreif senkte seinen Kopf. Sein Blick verdüsterte sich und Fleckenpfote bereute sogleich seine Frage. Aber er wollte die Geschichte aus seinem Mund hören!

"Oder was war zwischen euch?" Schwarzstreif richtete seinen Blick auf einen Punkt, den nur er sehen konnte.
 

"Als meine Familie starb, war sie für mich da. Sie war nicht wie die anderen, die wollten dass ich nach vorne schaue und wieder lächeln und spielen sollte. Windpfote hörte mir zu und wusste, wie sie meine Laune heben konnte. Sie hat mich auch gegen andere verteidigt, als ich selbst noch zu schwach dafür war." Fleckenpfote sah gelangweilt auf. "Das hört sich an, als wäre sie perfekt gewesen." Schwarzstreif schnurrte? "Nein, das stimmt nicht. Ich sag dir etwas, Fleckenpfote, keine Katze ist perfekt. Windpfote war es auch nicht. Sie konnte zwar im laufen mit den Himmelsclankatzen mithalten, stolperte dafür aber oftmals über ihre eigenen Pfoten, wenn sie zu schnell war. Ebenfalls war sie eine miserable Kämpferin. Selbst Junge hätten sie besiegen können, da sie zu zimperlich war. Und sie verschlief. Oft. Sehr oft. Ihr Mentor ließ sie als Strafe dafür drei Runden ums Lager laufen. Und sie war stur. Das war das, was mich am meisten an ihr genervt hat. Sie war so stur, dass ich sie einmal ins Lager zurück zerren musste, weil sie unbedingt ihren Willen durchsetzen wollte."

Der Schüler grinste amüsiert, ehe er wieder ernst wurde. "Aber wie ist sie gestorben?" Schwarzstreif antwortete nicht sofort. Er gähnte und sah Fleckenpfote müde an. "Kann ich dir das ein andermal erzählen? Ich war die ganze Nacht lang wach und musste gerade die Beute von Weizenpfote und Spechtpfote einsammeln. Dafür bin ich jetzt echt zu müde." Fleckenpfote nickte verstehend und lächelte ihn an. "Und noch etwas, Fleckenpfote. Könntest du mir den restlichen Schlamm aus den Pelz waschen! Ich komme nicht überall hin." Der Schüler sah ihn kurz verwirrt an, ehe er fröhlich erwiderte: "Natürlich mache ich das. Du kannst derweil schlafen, Schwarzstreif."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MyokoMyoro
2016-10-11T18:22:35+00:00 11.10.2016 20:22
Das Ende ist wirklich süß. Der Rest des Kapitels gefällt mir auch.
Deine Myoko
Antwort von:  Wolfsfeuer
11.10.2016 20:26
Danke :3


Zurück