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Ruf der Sterne

von

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Geheimnisse

"Weizenpfote, du übernimmst die Führung. Farnfuß, Distelschweif und Stachelherz werden Pinienstern tragen. Ich werde uns Rückendeckung geben." Schwarzstreifs Befehle waren deutlich und Farnfuß bemühte sich, Stachelherz zurückzuhalten, sodass er nicht wieder auf Schwarzstreif losgehen konnte.
 

Sturmkralle wartete auf die Patrouille am Lagereingang und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er die Leiche erblickte. Die drei Katzen legten Piniensterns Leichnam in die Mitte des Lagers und Stachelherz jaulte sogleich herzzerreißend. Viele Katzen wurden dadurch wach und schnappten entsetzt nach Luft, als sie ihren toten Anführer sahen.

Schwarzstreif ging zu Sturmkralle und sprach taktlos zu ihm: "Scheint so, als ob du unser neuer Anführer bist. Dann kannst du ja dein Versprechen ohne Probleme einhalten. Hoffentlich wirst du ein besserer Anführer, Sturmstern" Der graue Kater wirbelte herum. "Wie kannst du nur so etwas sagen!?" Schwarzstreif antwortete im Vorbeigehen. "Schlechte Laune, verklebter Pelz, Müdigkeit, ein paar Wunden, keine Sympathie gegenüber den Toten. Du entschuldigst mich, ich wasche mich jetzt erst einmal und gehe dann schlafen." Sturmkralle schaute dem Kater entsetzt nach und humpelte zu Pinienstern, um richtig um ihn zu trauern.
 

Schwarzstreif beobachtete das ganze Geschehen, während er sich wusch. Amselschwinge untersuchte ihn derweil und Weißpfote grübelte über die richtige Zusammensetzung der Reisekräuter. Farnfuß löste sich aus der trauernden Gruppierung und tapste zu Schwarzstreif.

"Was weißt du darüber? Ich glaube dir, wenn du sagst, dass du ihn nicht getötet hast, aber wer dann? Wer hat ihn aus dem Lager gelockt?" Er sah zu ihr auf und die Heiler spitzten neugierig die Ohren. Schwarzstreif unterbrach seine Wäsche und lehnte sich etwas zurück.

"Das gleiche ist schon einmal passiert, als ich noch ein Junges war. Ein Ältester war bereits dem Tode nah, bis er eines Nachts verschwand. Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein so geschwächter, alter Kater noch so leise wegschleichen kann. Später wurde seine Leiche im Wald gefunden. Silberflügel hat mir dann erklärt, dass viele Katzen, die bereits wissen dass sie sterben, fortgehen um alleine zu sterben. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Einmal habe ich auf einer Nachtpatrouille eine Silhouette gesehen. Als ich näher kam, war es eine Älteste aus dem Gewitterclan, die ebenfalls allein sterben wollte. Ich habe sie dort gelassen, weil ich keinen Krieg auslösen wollte. Aber das gleiche wird sich wohl auch Pinienstern gedacht haben. Ich habe etwas gehört, wollte aber die Prüfung nicht unterbrechen. Als ich ihn fand, war er bereits tot." Farnfuß senkte den Kopf.

"So war es also. Ich erinnere mich auch nur vage an den Ältesten."

Schwarzstreif sah überrascht auf und erblickte Sturmkralle, der im Eingang stand. "Amselschwinge, es dämmert bereits. Wann sollen wir losgehen?" In seiner Stimme lag Angst, Neugier und Trauer. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass er nun den Clan führen sollte.

Amselschwinge grinste belustigt und winkte lasch mit seinem Schweif, um zu signalisieren, dass sie noch genügend Zeit hätten. Er sortierte noch seelenruhig seine Kräuter und der graue Kater wollte gerade den Bau verlassen, hielt dann aber noch inne. Er schaute noch einmal über die Schulter und winkte die zwei Krieger zu sich. Genervt und müde schlurfte Schwarzstreif hinter den Beiden her. Ebenfalls schlich sich Spechtpfote, die die ganze Zeit über im Bau der Heiler so getan hatte, als würde sie nach der Untersuchung schlafen, den Kriegern nach. Vielleicht konnte sie ja schon erfahren, wie sie abgeschnitten hatten? Mit ihrer Jagd war sie sehr zufrieden gewesen und am Anfang hatte sie auch gut gekämpft.

In Gedanken versunken merkte sie nicht, wie Farnfuß über ihre Schulter blickte und sofort stehen blieb. "Spechtpfote, was machst du da?"

Die Schülerin erschrak und schaute beschämt zu Boden. "Ich- Ich wollte fragen, ob… ob ich die Frischbeute holen soll. Es wäre doch nur Verschwendung, wenn sie zu Krähenfraß werden würde." Sturmkralle trat zu der braunen Kriegerin und musterte Spechtpfote. Er sah zu Schwarzstreif und nickte ihm zu. "Wir werden alles später besprechen. Hilf ihr derweil die Beute zu tragen." Der große Krieger verdrehte genervt die Augen. "Und wann darf ich mich endlich fertig putzen?" Doch der graue Kater überhörte seine Frage und ging mit Farnfuß weg. Schwarzstreif funkelte die Schülerin wütend an. "Ich bin nicht dein Bruder, also schleich dich gefälligst nicht weg. Im Gegensatz zu ihm werde ich nicht alles allein erledigen, um dich zu decken." Er trottete zum Ausgang und fing damit an, seine Wäsche fortzusetzen.

Spechtpfote starrte ihn entsetzt an. Was weiß er alles? Ihren Vorstellungen half es nichts, dass er zwischendurch immer wieder verschlagen zu ihr schaute. Hämisch grinste er vor sich hin. Diese kleinen Sticheleien sind es, die das Leben erst lebenswert machen.
 

"Du holst deine Beute und ich die von Weizenpfote. Wir häufen sie dann hier auf und tragen sie gemeinsam zurück. Lass dir ruhig Zeit und geh öfters hin und her. Wir verpassen eh nichts." Sie nickte und sprang eiligst davon. Wenn sie schnell genug war und genug Glück hatte, könnte sie noch schnell mit ihm reden und es ihm sagen.

Spechtpfote sprang über verschiedene Hindernisse und hatte nur ein Ziel vor Augen. Ihren Treffpunkt. Vielleicht hatte er ja den selben Gedanken, da er wusste, dass sie ihre Prüfung hatte. Vielleicht wartete er auf sie. Und wenn nicht, wird sie ihm eine Nachricht hinterlassen, dass sie sich heute Nacht treffen. Sie musste es ihm einfach erzählen, da sie jetzt mit Sicherheit wusste, dass sie seine Jungen erwartete.

Sie überquerte den Grenzfluss bei seiner seichtesten Stelle, nachdem sie sich sicher war, dass es ungefährlich war. Sie ging Flussaufwärts bis zu einer Stelle, an der einige seltsam geformte Holzteile von Moos und Efeu überwuchert wurden. Sie schlängelte sich durch einen Spalt und stand sofort vor einem Kater. Sein langes, rauchgraues Fell wehte leicht in der sanften Brise. Seine bernsteinfarbenen Augen schauten sie erfreut an.

"Spechtpfote! Oder hast du bereits deinen Kriegernamen? Da hatten wir wohl den gleichen Gedanken." Er schmiegte sich an sie und beide genossen die Nähe zueinander. "Nein, Federpfote. Ich muss noch etwas warten und bin mir nicht sicher, ob ich es geschafft habe. Außerdem ist Pinienstern gestorben und Sturmkralle muss erst seine neun Leben erhalten." Federpfote schnurrte aufmunternd. "Du hast sicher bestanden, meine Liebe." Gerne hätte sie ihm geglaubt, aber sie konnte nicht. Sie ließ von ihm ab und schaute ihm ernst in die Augen. "Ich habe nicht viel Zeit, da ich eigentlich mit Schwarzstreif die Beute einsammeln sollte, aber ich musste dir unbedingt etwas sehr wichtiges sagen." Fragend legte er den Kopf schief. In seinen Augen leuchtete Furcht auf. "Du hast aber keinen anderen, oder?! Ist er älter als ich oder gutaussehender?! Was stimmt denn nicht mit mir?!" Spechtpfote sah ihn liebevoll in die Augen. "Nein, du bist der einzige für mich, Federpfote. Aber habe es schon länger vermutet, doch nun hat es mir Amselschwinge bestätigt. Federpfote, meine liebe stürmische Feder, ich bin trächtig."

Seine Augen weiteten sich. "Wi- Wirklich? Aber ich dachte diese eine Nacht allein-" "Anscheinend schon. Aber ich muss jetzt wirklich wieder zurück. Dich werden sie auch bereits vermissen." Gerade als sie wegrennen wollte, rief der Schüler ihr nach. "Keine Sorge, mein kleiner Vogel, wir schaffen das schon!"
 

"Würdest du mir dabei helfen, Schwarzstreif?" Schwarzstreif sah die braune Katze an. Ihr brauner Pelz wurde von dunkleren Streifen unterbrochen. Der Kater nahm seinen Blick vom Fluss, und richtete ihn auf seine Begleitung. Ihr weißes Bauchfell wurde von der Erde, auf der sie lag, dreckig. "Warum sollte ich? Und wann bin ich zu deinem Kummerkasten geworden? Es reicht ja anscheinend nicht mehr, dass du mir auf den Versammlungen die Ohren volljammerst, nein, jetzt kommst du schon auf mein Territorium." Sie sah ihn betroffen an. "Ich weiß, aber ich denke, dass sie es wissen sollten. Krallenstern ist inzwischen Anführer und leidet darunter und Birkenrinde wird Mutter. Sie sind beide zu wunderbaren Katzen herangewachsen und ich denke es ist Zeit. Aber ich weiß nicht, ob ich es allein schaffen werde und du bist der einzige, der es weiß. Bitte, Schwarzstreif, ich brauche dich!"

Genervt verdrehte er die Augen. "Ich ziehe Ärger ja regelrecht an. Na schön, ich mache es, aber wie kommen wir an Birkenrinde dran? Krallenstern ist kein Problem."

Die Kätzin starrte auf den Flusslauf und flüsterte: "Das weiß ich nicht. Ich würde sagen, dass du Birkenrinde übernimmst und ich Krallenstern. Wir werden einfach beide zum Versammlungsplatz lotsen."

Knurrend sprang Schwarzstreif auf und baute sich bedrohlich vor ihr auf. "Und du denkst, dass ich einfach so in deren Lager spaziere, in die Kinderstube gehe und die wahrscheinlich meist bewachteste Katze des ganzen Bachclans auf einen Nachtspaziergang zu zweit einlade, in den sie mehr über ihre Vergangenheit und Herkunft aus dem Mund ihrer Mutter erfährt, die sie niemlas kennengelernt hat? Beste Idee die ich jemals gehört habe! Pantherstern wird mir im besten Fall nur den Pelz abziehen und damit das Nest seiner Jungen polstern!"

Betroffen sah sie ihn in die Augen. "Es tut mir Leid, in Ordnung! Lass dir etwas besseres einfallen und sag es mir dann." Schwarzstreif kochte inzwischen vor Wut auf die Dummheit der Katze. "Und ich soll dann einfach so in euer Lager spazieren, oder was?! Denkst du auch nur eine Sekunde nach?!" Die Braune sah ihn nun ebenfalls leicht genervt an. "Mach irgendetwas auf dieser Seite des Flusses, das hält. Brich einen Ast ab und stecke ihn in den Fluss wenn du etwas weißt. Wir treffen uns dann in derselben Nacht bei Mondhoch." Sie stand auf und glitt ins Wasser. "Du weißt aber schon, dass etwas weiter unten das Wasser seichter ist und du dort ohne große Probleme rüber kannst?” Doch die Katze tauchte unter und kam mit etwas Grünzeug im Maul wieder nach oben. Sie watete ans andere Ufer und winkte ihm zum Abschied mit dem Schweif.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MyokoMyoro
2016-10-07T09:33:20+00:00 07.10.2016 11:33
Ok. Also Schwarzstreifs Geschichte, mit, das Alte Katzen alleine sterben wollen, glaube ich ihn. Katzen machen das auch, wenn sie von einem Auto angefahren wurden und sie wissen, das sie sterben werden. Ist zwar traurig für den Besitzer oder in dem Fall für den Clan aber was solls. Ich fand das Kapitel toll und WOHER weiß Schwarzstreif eigentlich so viel? Das ist doch nicht mehr normal.

Ich freue mich schon auf das nächste Kaptel.
Deine Myoko
Antwort von:  Wolfsfeuer
07.10.2016 17:13
Schwarzstreif hört einfach heimlich zu während die anderen reden XD Anstatt mitzureden oder so ähnliches beobachtet er die anderen und kombiniert alles. Spechtpfote und Federpfte hat er z.B. auf großen Versammlungen beobachtet, was ich eigentlich einbauen wollte, aber dann nicht mehr hineingepasst hat :(
Antwort von:  MyokoMyoro
08.10.2016 09:59
Ach so. Ein Glück das er nicht ein solcher Kater ist, der solche Infos zum eigenen Vorteil nutzt und anderen damit Schadet. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Deine Myoko


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