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Beyond the Soul

The Truth Within
von

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Blut

Arams Miene lockerte sich und ein unscheinbares Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, ehe er sich dem großen Tisch in der Mitte des Labors näherte. Mit einer Hand öffnete er die Knöpfe seiner Jacke und ließ sich auf einen der Drehstühle nieder.

„Na dann, womit beginnen wir?“

Aaron, der sich mit den Händen an der Tischkante vor Aram abstützte, schenkte diesem einen eindringlichen Blick, der von einem verschmitzten Lächeln begleitet wurde, woraufhin er eine leicht skeptische Mimik seines Gegenübers erntete.

„Ach, erst einmal nur mit trockener Geschichte.“

Er streckte sich in die Höhe und stieß ein lautes Gähnen aus.

„Und einem Kaffee. Du auch?“

Ein Nicken bejahte seine Frage, gefolgt vom Rollen des Stuhls und zwei Paar Schritten, welche sich gemeinsam in den hinteren Bereich des Labors begaben, wo Aaron die Türe vor sich öffnete und den Blick auf eine Küche freigab.

„Nicht gerade groß oder voll mit Hightech-Geräten, aber es gibt alles, was man braucht.“

Er untertrieb zwar nicht, jedoch bot die kleine Küche genug Platz für eine Küchenzeile mit eingebautem Kühlschrank, einem Herd mit Backofen, einem Geschirrspüler und einer Spüle sowie diversen Kleingeräten und genug Stauraum für Geschirr. Gegenüber der Zeile fand auch noch ein Tisch mit vier Stühlen Platz und man konnte sich noch immer, auch zu zweit, frei bewegen, ohne sich gegenseitig zu beengen.

Aaron, der bereits zur Kaffeemaschine gegangen war, nahm zwei Tassen aus dem Hängeschrank darüber, schenkte den bereits gebrühten Kaffee in beide Tassen ein und schob eine davon von sich weg, um sie Aram anzubieten.

„Milch oder Zucker?“

„Beides.“

Ein kurzer, überraschter Blick traf Aram, ehe Aaron ihm die Milch aus dem Kühlschrank neben sich und den Zucker aus dem Schrank darüber entgegenreichte, welche er dankend annahm. Nachdem er beides, einen Schuss Milch sowie zwei Würfel Zucker, in seine Tasse gefüllt hatte, schloss er sich dem Jüngeren an, der bereits dabei war, die Küche wieder zu verlassen und an seinem schwarzen Kaffee nippte. Aram folgte ihm, stellte seine Tasse ab und warf die Jacke, die er sich nun von den Schultern streifte und über die Lehne des Stuhls, auf dem er vorhin schon gesessen hatte, hängte, bevor er sich selbst wieder auf diesem niederließ. Aaron, der wartend einige Schritte vor ihm stand, beobachtete ihm trinkend dabei.

„Die Uniform steht dir ausgesprochen gut, aber du musst sie jetzt nicht jeden Tag tragen. Das Wichtigste an ihr ist das da.“

Mit einem klirrenden Geräusch schnippte er gegen die kleine Brosche, die sich an der Brusttasche seines schwarzen Hemdes befand.

„Was für dich momentan noch diese Karte ist, ist für uns eigentlich dieser Anstecker als aufgerüstete Version von ihr. Mit einem Mikrochip ausgestattet, identifiziert er dich mit deinen persönlichen Daten, Fingerprints, einem Iris-Scan, um genau zu sein sogar einem generellen Bodyscan. Dadurch weiß er, dass du wirklich du bist und öffnet dir den Zugang auf Bereiche und Daten. Aber auch in anderen Bereichen kommt er zum Einsatz. Er ist deine medizinische Akte und fungiert als Zahlungsmittel. Zumindest intern. Dein Lohn wird darauf gespeichert, falls du Bargeld benötigst, kannst du es an einem der Automaten abheben.“

Unsicher ob er alles verstanden hatte, blickte Aram hoch in das Gesicht des jüngeren. Für diesen war es wohl komplett normal, für Aram selbst wirkte jedoch alles noch immer so surreal, auch wenn er stets bemüht war, das neue Wissen aufzunehmen, zu verstehen und es sich anzueignen.

„Also muss sich jeder Neue einer detaillierten Untersuchung unterziehen?“

„So ist es. Aber neue Mitglieder sind nicht die einzigen. Wir haben generell eine Routine von drei bis sechs Monaten, je nach Aufgabenbereich. Jemand aus der Exekution, der auf Missionen geht und sich unbedingt fit halten muss, muss daher öfters zur Untersuchung als einer, der nur im Büro sitzt.“

„Macht Sinn. Und wann wird meine stattfinden?“

Nervös und mit etwas Unbehagen schenkte er dem Blonden einen fragenden Blick.

„Wenn du willst, kannst du sie gleich heute machen.“

„Okay. Und wer hat das Vergnügen mich untersuchen zu dürfen?“

„Du selbst.“

„Ich selbst?“

„Mit mir als Assistenten. Ich dachte das wäre ein guter Einstieg für dich, die Geräte und Aufzeichnungsmethoden kennenzulernen.“

Überrascht und mit einem vorfreudigen Funkeln in den Augen sah er zum Blonden auf.

„Das wäre es in der Tat. Und was ist mit der trockenen Geschichte?“

„Ach, die kann ich dir auch später erzählen, dein Chip ist gerade wichtiger.“

Damit schritt er auch schon geschwind an Aram vorbei, klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter und lief gleich weiter zu einem Schrank, aus dem er einige Utensilien entnahm. Bei diesem einen blieb es aber nicht und so beobachtete der immer noch sitzende Aram, wie sein Kollege von einem Schrank zum nächsten huschte, Dinge aus diesen auf den Tisch stellte und somit der Berg aus Utensilien immer größer wurde, bis Aaron sich zufrieden auf einen Stuhl fallen ließ. Aram hatte unterdessen begonnen, die Dinge auf dem Tisch zu sortieren, um wieder eine gewisse Ordnung herzustellen. Gerade als er ein flaches, ihm unbekanntes elektronisches Gerät zur Seite legen wollte, wurde es ihm von Aaron entrissen.

„Das brauche ich.“

Er legte es vor sich, klappte es wie ein Buch auf und per Druck auf einen Knopf, begann der hochgeklappte Teil wie ein Handy zu leuchten. Die Tasten auf der Unterseite erinnerten stark an die einer Schreibmaschine.

„Ein Notebook. So etwas ähnliches wie dein Handy, nur größer, zum Aufklappen, mit Tastatur und mehr Leistung.“

Ein langsames Nicken bezeugte von Arams skeptischem Verständnis.

„Und für was brauchst du es jetzt?“

„Um deine persönlichen Daten aufzunehmen. So kannst du in der Zwischenzeit schon mal mit etwas anderem beginnen.“

„Gar keine so schlechte Idee.“

Nachdenklich ließ er den Blick über die Utensilien schweifen und überlegte, mit was er am besten anfangen sollte. Vieles davon kannte er nicht einmal und die Dinge, die er kannte, waren mitunter zu modern, als dass er damit etwas hätte anfangen können, also blieben ihm nur geringe Auswahlmöglichkeiten. Schlussendlich zog er eine Box mit verschiedenen Monovetten zu sich, gefolgt von einer Kanüle, einem Stauschlauch, Schutzhandschuhen, Tupfern, Desinfektionsspray, einer Unterlage und einer Pflasterrolle, von der er auch schon zwei passende Stücke abschnitt und die Rolle wieder zurücklegte. Beim Mustern der Röhrchen fielen ihm die verschiedenen Farben der Deckel auf sowie die Beschriftungen, die schon seinen Namen trugen.

„Aaron?“

Der Blondschopf, welcher bereits eifrig in die Tasten klopfte, drehte den Kopf seinem Kollegen zu und das Tippen verstummte. Er richtete den Blick auf die Box vor ihm und der Hand, die mit einem der Röhrchen wackelte. Kurze Ratlosigkeit stand in seinem Gesicht, bis er schlagartig wusste, was Aram von ihm wollte.

„Ah. Die verschiedenen Farben bedeuten, dass die Röhrchen mit unterschiedlichen Wirkstoffen präpariert wurden, die die Gerinnung hemmen. Du kannst sie schon mal befüllen, dann erkläre ich dir die Beschaffenheiten und Anwendungsgebiete genauer. Das einzige was du wirklich beachten musst, ist die Reihenfolge.“

Er rollte mit dem Stuhl näher zu Aram, sodass er die Monovetten selbst ordnen konnte.

„Zuerst kommen die neutralen, danach die braunen mit dem Serum-Gel. Die lässt du danach bitte ca. 20-30 Minuten einfach im Probeständer stehen. Danach die grünen für das Citrat-Vollblut, die roten für EDTA-Vollblut, die gelben für Fluorid-Vollblut und zu guter Letzt die violetten, ebenfalls mit Citrat aber mit einer anderen Menge, für die Blutsenkung. Gerade bei Citrat und EDTA ist es wichtig, dass die Monovetten ganz bis zur Markierung gefüllt sind, damit das Mischverhältnis wirklich exakt ist.“

Ein halb faszinierter und halb verstörter Gesichtsausdruck starrte Aaron an, als dieser seine Erklärung beendet hatte. Ohne die Mimik zu lockern, wanderten seine Augen zur Box mit den Monovetten, welche nun von links nach rechts in der richtigen Reihenfolge sortiert waren.

„Ich hätte nicht gedacht, dass man mir allein zu den Röhrchen noch so viel erklären muss… Das kann alles noch lustig werden.“

„Schaffst du schon.“

Lächelnd gab der Blonde ihm einen herzhaften Klaps auf den Rücken.

„Brauchst du noch etwas?“

Musternd zog Aram eine der neutralen Monovetten heraus und zog am Kolben, bis dieser mit einem Klicken einrastete.

„Kann man die auch nach dem Unterdruckprinzip verwenden?“

„Jap. Der Kolben rastet ein, sobald er komplett zurückgezogen wurde, wodurch ein Unterdruck hergestellt wird. Den Kolben kannst du dann ganz einfach abknicken. Ach, und kippe die Proben wenn du fertig bist mehrmals über Kopf, damit sich die Präparate gut vermischen können.“

Dieses Mal wirkte Arams Nicken etwas eifriger und schon machte er sich auf, um mit der Blutentnahme zu beginnen und auch Aaron drehte sich wieder zu seinem Notebook, als er merkte, dass seine Hilfe wohl nicht mehr von Nöten war.

Gekonnt krempelte der Rothaarige seinen linken Ärmel über den Ellenbogen, breitete eine Unterlage vor sich aus und legte anschließend den Arm darauf ab. Er ballte die Faust um einen besseren Blick auf seine Venen zu bekommen und wurde auch ziemlich schnell in seiner Ellenbeuge fündig. Die Punktionsstelle musste er sich jetzt merken, bis er seine Schutzhandschuhe angezogen hatte, damit er die Stelle mit Hautdesinfektionsmittel einsprühen konnte. Dieses ließ er kurz einwirken, wischte es mit einem Tupfer ab, nur um das Mittel noch ein weiteres Mal aufzusprühen, jedoch ohne es ein weiteres Mal abzuwischen. Vorsichtig öffnete er nun die Verpackung einer Kanüle und stellte sie neben seine linke Hand. Mit etwas Mühe legte er die Stauung an, ehe er die Schutzkappe der Kanüle entfernte und etwas unbeholfen wirkend die Haut unter der Punktionsstelle spannte.

Aaron, welcher ihm immer wieder einen neugierigen Blick zuwarf, kam nicht umher ihm seine Hilfe anzubieten, wurde jedoch mit den Worten „Das ist nicht das erste Mal, dass ich mir selbst Blut abnehme“, abgewiesen und es somit bei den neugierigen Blicken blieb.

Gleich darauf, nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass die Stelle und der Nadelschliff passten, durchstach die Nadel zügig und in einem flachen Winkel seine Haut und blieb erst stehen, als sie mehrere Millimeter im Blutgefäß platziert war. Mit einem Pflaster stabilisierte er die Kanüle, um mit der anderen nun ein Röhrchen nach dem anderen aus dem Probenständer zu entnehmen, sie penibel genau mit der dunkelroten Flüssigkeit zu befüllen und diese danach wieder in den Ständer zurückzustecken. Erst als er die letzte gefüllt hatte, löste er die Stauung, entfernte das Pflaster, nahm sich einen Tupfer, welchen er mit dem Daumen sacht über die Einstichstelle legte, entfernte dann mit den anderen Fingern, wieder etwas unbeholfen aber ohne Probleme, die Kanüle und presste nun den Tupfer fest auf die punktierte Stelle. Mit dem zweiten Pflasterstreifen befestigte er den Tupfer, um sich sogleich um die anderen Dinge kümmern zu können. Die Nadel entsorgte er sofort in die dafür vorgesehene Aufbewahrungsbox, bevor er sich den Monovetten widmete und diese erst mehrere Male kippte, anschließend den Kolben abbrach und sie wieder zurück in die Box stellte. Diese schob er nun Aaron, dessen Blick schon seit ein paar Minuten auf ihm lag, zu.

„Dann zeig mir mal, wie ich sie zu analysieren habe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Codric
2016-08-28T13:01:06+00:00 28.08.2016 15:01
„Nicht gerade groß oder voll mit Hightech-Geräten, aber es gibt alles, was man braucht.“
Aram braucht sich eh nicht zu beschweren, die "Küche", die ich ihm gegeben habe, war ja noch geringfügig spartanischer eingerichtet.

Blutentnahme! Was habe ich lieber? Umso besser, dass das als Erstes kam, jetzt hat Aram das (genau wie ich als Leser) zumindest schon hinter sich. >. <
Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis Aram komplett im System von Mors Aurum gespeichert ist. (Was Überwachung angeht, sind sie unserer Welt damit noch ein paar Jahre voraus - fragt sich nur, wie viele. *ahem*) Und jetzt beginnt er, wenn auch noch gemächlich, endlich mal seine Arbeit. Ich bin gespannt, wie diese denn aussieht, wenn Arams Systemaufnahme vollendet ist - und ob die "trockene Geschichte", die Aaron angekündigt hat, wirklich so trocken ist.

(Und ja, ich bin einen Kommentar ausgekommen, ohne mein Misstrauen Aaron gegenüber zu bekunden. Ich lass es jetzt ruhen. OFFIZIELL.)
Antwort von:  Suiya
28.08.2016 20:39
An das musste ich auch denken xD
Wenn dann wäre es wohl Aaron selbst derjenige, der sich beschwert xD

Mwuahahaha!!!!
Das war auch so geplant!!
Aber war auch nicht so einfach zu schreiben und die Vorstellung im Kopf zu haben dabei >.<
Und Aram macht es einfach als wärs das normalste auf der Welt, aber gut, wäre auch traurig wenn ein angehender Arzt Probleme mit Blut hätte...
Jap.^^
Ja, er kann ja auch nicht von heut auf morgen mit dem agbedrehten Shit beginnen xD Zuerst müssen mal die bürokrtatischen Dinge erledigt werden, Einarbeitung, viel Erkläre,...
Ich will mich mit der Systemaufnahme eh nicht so lange beschäftigen müssen, danach kommt die Geschichte xD

Uh, das freut mich^^ Endlich bekommt Aaron seine verdiente Liebe~

Das nächste Kapitel wird sich aber etwas verzögern, ich arbeite gerade an einer Erneuerung des Prologs und werde mich dann auch um die ersten Kapitel kümmern. Wie ich mich kenne, werde ich aber wohl ganz viel zwischen den Kapiteln rumswitchen xD
Von:  Sunshinera
2016-08-22T20:43:10+00:00 22.08.2016 22:43
Super Kapitel mach ja weiter so .
Freue mich schon wenn es heißt das es weiter geht.^^
L.g Sunshinera
Antwort von:  Suiya
22.08.2016 22:53
Vielen Dank~ x3
Freut mich wenn es gefällt.
Ich versuch so schnell zu schreiben wie es geht xD


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