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kyou no oyatsu

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Meister, hundert, Import

Meister

hundert

Import
 

Hunderte Splitter flogen durch die Luft, als die hölzerne Trainingspuppe laut krachend in ihre Einzelteile zerlegt wurde.

„Hervorragend!“, meinte die Stimme eines älteren Mannes trocken. „Hervorragend, wenn wir noch mehr Anmachholz für den Kamin bräuchten.“

Die Junge im weißen Trainingsanzug fuhr sich verlegen durch das Haar.

„Entschuldigung Meister. Ich habe es wieder nicht geschafft.“

„Du schaffst uns noch“, meinte eine dritte Stimme und ein Bierflaschen haltender Mann schaute um die Ecke. „Hast du eine Ahnung, wie teuer die Dinger sind? Wenn du so weiter machst muss unser Dojo noch in die Holzindustrie wechseln, oder wir gehen pleite.“

„Daran ist wohl eher deine Sauferei Schuld“, meinte der als Meister angesprochene Mann mit leisem Spott und lachte.

„Eh? Wie gemein! Das ist erst meine dritte Flasche heute, und es ist schon fast Mittag!“

„Nicht nur fast“, berichtigte der Meister. „Ich bin eigentlich gekommen um euch zu sagen, dass das Essen gleich auf dem Tisch steht.“

„Was, schon?“

Erschrocken rannte der Schüler davon, um sich schnell zu waschen und den verschwitzten Trainingsanzug auszuziehen.

Missmutig deutete der Trinker auf die Puppe.

„Das Aufräumen hat der Junge total vergessen.“

„Dann kannst du das ja erledigen.“

„Ah, mir fällt gerade ein, ich wollte ja die Blumen gießen. Lassen wir es liegen, der Junge kann ja auch nach dem Essen aufräumen.“

Der Meister lachte, als sich der Mann aus dem Staub machte.

„In einem hat er aber Recht, der Junge muss lernen, unsere Geräte nicht immer kaputt zu machen.“

Wie immer zum Essen war der Junge kaum zu bremsen, sein intensives Training verbrauchte jede Menge Energie und so schaufelte er das Essen immer voller Eifer in sich hinein. Doch diesmal stockte er, als er die Summe hörte, die eine Trainingspuppe kostete.

„Das ist doch verrückt! So viel?“

„Naja, sie sind aus massivem Holz einer besonders robusten Art, die deshalb nicht besonders schnell wächst. Es wird von weit her bis hier importiert. Und auch dieser Import ist recht teuer. Das Holz wird verwendet, damit Puppen nicht kaputt gehen.

Unser Training scheint allerdings zu effektiv zu sein, denn die Trainingspuppen halten deinem Eifer leider nicht stand.“

„Selbst wenn Ihr das sagt, Meister, wüsste ich nicht, was ich dagegen machen soll. Wenn ich mit aller Kraft trainiere, passiert das eben.“

„Mir ist es schon seit Jahren nicht passiert“, meinte der Mann und stand vom Tisch auf, um sich ein weiteres Bier zu holen. „Und egal wie gut du geworden bist, ich bin immer noch ein gutes Stück stärker als du.“

Der Junge stutzte.

„Das ist wahr. Aber warum gehen nur bei mir die Trainingspuppen kaputt?“

Der Meister strich sich durch den Bart, in dem ein paar Reiskörner stecken geblieben waren.

„Weil du nie gelernt hast, dich zurückzuhalten. Wir haben bisher deine Kraft trainiert, damit du überhaupt in der Lage warst, dich zu wehren. Dann haben wir dir Techniken beigebracht, wie du deine Angreifer besiegen kannst. Wir haben dir aber nie gezeigt, wie du sie nicht besiegen kannst.“

„Wie ich sie nicht… aber was ist das denn für ein Unsinn? Wenn ich sie nicht besiegen kann, bin ich bald tot!“

„Man kann auch ohne einen Sieg gewinnen. Und ohne den Gegner ins Krankenhaus zu bringen. Oder ist das dein Ziel? Willst du deine Gegner völlig vernichten?“

„Das nicht aber… was soll ich denn tun?“

„Hm… ja, ich denke, es ist an der Zeit, dass du etwas Neues lernst. Komm in den östlichen Schuppen, wenn du fertig bist.“

Der Mann horchte auf, als er das hörte, aber der Meister hatte keine Absicht, sich zu erklären und blieb den Rest des Essens schweigsam.

Das Rätsel wurde gelöst, als der Schüler nach dem Essen in den Schuppen kam.

„Das Holz ist heute morgen gekommen, als du beim Lauftraining warst“, erklärte der Meister dem erst überrascht dreinschauenden, dann Übles ahnenden Schüler, dessen Blick über die Reihen von Baumstämmen wanderte.

„Es ist das selbe Holz, aus dem die Trainingspuppen sind, und du wirst es jetzt bearbeiten und deine eigenen Puppen bauen. Vielleicht lernst du so, sorgsamer mit ihnen umzugehen.“

„Und es spart sicherlich eine Menge Geld“, mutmaßte der Schüler.

„Das auch“, bestätigte der Meister lachend. „Also los, frisch ans Werk. Bis zum Abend musst du mindestens hundert Zweimeterstücke gesägt haben. Morgen zeige ich dir dann, wie man aus dem Rohstück eine Puppe macht.



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