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kyou no oyatsu

von

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Betrug, rasch, schlimmer

„Das wird ja immer schlimmer!“, rief Kommissar Grau.

Was am Anfang ausgesehen hatte wie eine kleine lokale Angelegenheit war unversehens zu einer großen Sache geworden. Was zuerst wie eine neue Masche eines Betrügerpärchens in seiner Stadt aufgetaucht war, schien tatsächlich so eine Art Franchise Unternehmen zu sein. Einmal darauf aufmerksam gemacht, kamen rasch immer mehr Meldungen aus immer weiter entfernteren Städten bei ihm an. Mittlerweile hatte der Fall nicht nur einen eigenen Aktenordner, sondern gleich einen ganzen Schrank bekommen.

Dabei war die Betrugsmasche nicht einmal sonderlich neu. Schon vor Jahrhunderten, wahrscheinlich schon zu Zeiten der alten Römer, hatten sich Menschen als behindert dargestellt, um vom Mitleid anderer zu leben. Das Betrügerpärchen in seiner Stadt war dabei nicht einmal besonders gut gewesen. Wenn man genau hinschaute hatte man sogar das angeblich fehlende Bein des Mannes sehen können. Und um festzustellen, dass die Frau nicht blind war, hätte man einfach nur mal den berühmten Schlag-ins-Gesicht Test ausführen brauchen.

Doch nein, stöhnte Kommissar Grau in Gedanken, die Menschen fühlten sich ja so viel besser, wenn sie jemand anderem Geld gaben, ohne zu überprüfen, ob deren Aussage überhaupt stimmen konnte. Jedes Mal das Wechselgeld nachzählen, aber hier die wildesten Geschichten glauben. Wirklich schlimm.

Als Kommissar Grau daher von einem neuen Vorfall in seinem hübschen Städtchen erfuhr sprang er rasch auf, schnappte sich seinen Mantel und Dienstmarke und beeilte sich, zum Ort des Geschehens zu kommen. Dort angekommen glaubte er seinen Augen nicht. Ein Trio, das unter sich gerade mal zwei Arme hatte, war bettelnd durch die Stadt gezogen und hatte dabei eine dreistellige Summe ergaunert. Gauner waren sie, denn wenn man ihre Jacken öffnete kamen darunter vier zusätzliche, gesunde Arme hervor. Lediglich die Ärmel ihrer Jacken waren leer. Wahrhaft grauenvolle Laienschauspieler, schlimmer als die vom Theater. Dennoch hatten die Menschen den Betrug geglaubt.

Dagegen musste rasch etwas getan werden. Kommissar Grau erwog, die umstehenden Schaulustigen mit der gesicherten Dienstwaffe ein paarmal auf den Schädel zu schlagen. Leichte Schläge auf den Hinterkopf sollten ja das Denkvermögen erhöhen, hatte sein Vater erzählt. Wenn er es rasch genug tat, half es vielleicht beim nächsten Betrüger. Doch leider hat jeder das Recht, sich zum Idioten zu machen, und er nicht das Recht, dagegen prophylaktisch einzuschreiten.

"Nichts ist schlimmer als ein Polizist, der anderen vorschreiben möchte wie sie sich zu verhalten haben", hatte sein Ausbilder immer erklärt. Sein zweiter Lieblingsspruch lautete „Der effektivste Polizist ist immer noch Kommissar Zufall.“

Auch in diesem Fall kam dieser ganz spezielle Kollege Kommissar Grau zu Hilfe. Einer der angeblich armlosen Betrüger hatte sich auf einen Zettel eine Adresse geschrieben. Schlimmer noch für ihn, er hatte einen Namen hinzugesetzt, der ein kleines Glöckchen in Kommissar Graus Hinterkopf zum klingeln brachte. Konnte das sein? Es dauerte keine halbe Stunde und er hatte ein paar Kollegen zusammengetrommelt und ein altes, offiziell leerstehendes Haus umstellt. Auf seinen Wink hin stürmten sie das Gebäude und fanden rasch den tatsächlichen Urheber des Betrugs.

„Aber Angela!“, rief Kommissar Grau halb verwundert, halb belustigt. „Wir haben uns schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen! Genauer gesagt, seit dem Tag deiner Entlassung. Hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder etwas Neues auf die Beine stellst!“

„Ach, du weißt doch Mäuschen, ich langweile mich so schlimm, wenn ich nicht rasch etwas mit meiner Zeit anstelle.“

Kommissar Grau ließ die Handschellen klicken. „Jetzt wirst du jedenfalls wieder einmal sehr viel Freizeit haben. Ich hoffe, sie haben deine Zelle noch nicht wieder neu belegt.“



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