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kyou no oyatsu

von

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Buchhalter, Rechnung, tödlich

“Die Rechnung, die Rechnung, wo ist die verdammte Rechnung?”

Das war doch nicht zu fassen. Die Rechnung konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Er hatte bereits drei Mal alles in seinem Zimmer durchsucht, aber völlig ergebnislos – abgesehen von dem halben Radiergummi, dass er unter dem Schrank gefunden hatte, und das er schon seit dem letzten Sommer vermisste.

“Ich werde diese verdammte Rechnung finden, und wenn es mein Leben kostet, oder ich will nicht mehr Anton Merz heißen!”

Anton Merz war seit siebenundzwanzig Jahren Buchhalter. Einundzwanzig davon in dieser Firma. Seit acht Jahren war er der Hauptbuchhalter, stets verlässlich - wie seine Chefs schwärmten - und selten krank. Er war ein Angestellter wie ihn sich jeder Unternehmer wünschte. Seine Kollegen waren von seiner Hingabe jedoch manchmal genervt, da Anton Merz nicht nur von sich, sondern auch von ihnen völlige Perfektion forderte. Hinter seinem Rücken tuschelte man über Anton Merz: Wenn Luft jemals einen Preis bekäme, würde er das Atmen einstellen, falls er mal den Preis für den nächsten Atemzug nicht kannte.

Tödliches Genauigkeitsbedürfnis, sozusagen.

Und genau dieses Genauigkeitsbedürfnis blieb unerfüllt, solange die Rechnung nicht da war.

Anton Merz ließ ein Knurren hören, das ein wenig an einen Bären im Winterschlaf erinnerte, und ging erst einmal, um sich etwas zu trinken zu besorgen.

Kühles Wasser aus dem Wasserspender, nur leicht gesprudelt. Nur nicht zu viel Aufregung, witzelten seine Kollegen immer.

Er nahm einen tiefen Schluck und fühlte sich gleich wieder ruhiger. Er würde die Rechnung schon finden. Sie musste ja irgendwo sein. Er hatte sie mit eigenen Augen gesehen! Ein Buchhalter wie er kannte jede einzelne Rechnung mit Nummer!

Er nahm noch einen Schluck Wasser… und spuckte ihn beinahe wieder aus.

Eine Maus! Oder gar eine Ratte?

Egal. Egal ob große Maus oder kleine Ratte, viel wichtiger war, was das Vieh in seinen Zähnen hatte. Ein Blatt Papier, aber nicht irgendeines!

“Da soll mich doch die Steuerprüfung!”, fluchte Anton Merz. Das Papier, dass die Maus oder Ratte hinter sich herzog, war eine Rechnung. Und er war sich sicher zu wissen, welche!

Um ein Haar hätte Anton Merz das Glas auf die Maus geworfen, doch im letzten Moment beherrschte er sich. Firmeneigentum. Sonderabschreibungen wegen unvorhergesehener Verluste. Nicht gut. Gar nicht gut. Das versaut die ganze Bilanz.

Stattdessen stellte er das Glas sorgfältig ab und rannte dann der Maus mit der Rechnung hinterher.

“Vorsicht!”, rief er jedes Mal, bevor er um eine Ecke rannte. Wo wollte die Maus nur hin? Warum lief sie auf einmal so schnell? Von ihr wollte er doch gar nichts, er wollte nur die Rechnung!

Immer tiefer in das Gewirr der Gänge dieses alten Firmengebäudes ging es. Und dann huschte die Maus durch ein Loch in einer Tür zum äußeren Treppenhaus hindurch.

Zumindest versuchte sie es.

Doch das Loch war zu klein für das große Blatt Papier. Es knäulte sich, die Maus zerrte - und das Blatt zerriss!

“NEIN!”, rief Anton Merz verzweifelt. Nicht das auch noch!

Vorsichtig ergriff er das Blatt, und jawohl, genau wie befürchtet. Ein sauberer Riss ganz hindurch.

Ohne den zweiten Teil war die Rechnung nutzlos.

Anton Merz versuchte die Tür aufzumachen, aber es ging nicht. Klemmte sie? Das wäre nichts Neues, aber so schlimm war es noch nie.

Doch Anton Merz hatte kein Zeit zu zögern. Er trat zwei Schritte zurück, nahm Anlauf, warf sich gegen die Tür - und brachte das Schloss dazu, aus dem Rahmen zu fliegen.

Zu spät fiel ihm ein, dass die Tür nicht nur klemmte, sondern auch verschlossen war. Aus gutem Grund. Das alte Treppenhaus wurde erneuert, die alte Treppe abgebaut, eine neue errichtet.

Bisher waren die Bauarbeiter bis zum Abriss der alten gekommen.

Auf dem kurzen Weg die vier Stockwerke hinab wünschte sich Anton Merz, er hätte diese Woche seinen ausstehenden Urlaub genommen. Jetzt würde dieser verfallen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da ist der erste Snack. Prompts zufallsgeneriert, auch wenn man das bei Buchhalter und Rechnung kaum glauben mag. Wink des Schicksals?

Wie auch immer, ich hoffe, euch hat's gefallen! Komplett anzeigen

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