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Raftel (2)

The Rainbow Prism
von

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29 - Usopps Tasche

Zoro hatte seine Kopfschmerzgrimasse gegen eine Schlechtwettervisage eingetauscht, wobei sich die eine von der anderen nicht sonderlich unterschied, doch für Insider unverwechselbare Merkmale aufwies, dass sich die gesundheitliche Stimmung gehoben haben musste. Da waren beispielsweise die Mundwinkel, die nun nicht mehr gepresst sauer wirkten, sondern missmutig nach unten hingen. Innerlich fluchend hinkte der Hanyô Law hinterher. Mit diesem lebenden Klotz namens Usopp am Bein und einem Rentier am Kopf war der Gang wahrlich beschwerlich. Es musste reichlich bescheuert aussehen. Man gut, dass hier das Publikum fehlte. Selbst Law konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken, grinste dafür aber die ganze Zeit konstant wie ein Brummkreisel bis über beide Ohren. Natürlich musste er den Geplagten fragen, nach welchen Kriterien er seine begleitende Biomasse ausgesucht hatte. Hilfreich schienen die beiden Mitstreiter mit ihrem psychosomatisch bedingtem Schüttelfrost und den kalkweißen Gesichtern an diesem mystischen Ort nicht zu sein. Allerdings war ihm auch klar, dass Zoro sicherlich seine Beweggründe für diese Zusammenstellung der Gruppendynamik hatte, die Erläuterung darüber wohl angesichts der knappen Zeit gerade unpassend wäre. Law rechnete nicht mit einer Antwort. Stattdessen ließ er sich ganz darauf ein, was vor wenigen Sekunden ihrer aller Aufmerksamkeit erregt hatte.

Die geisterhafte Erscheinung hatte das Quartett durch eine Tür hindurch in einen langen Gang gelotst, der sich stilistisch nicht von der Empfangshalle abhob. Zur einen Seite reihten sich hohe Fenster mit luftigen Vorhängen, genau gegenüber ein gutes Dutzend an dunkel gebeizten Zimmertüren. Während Law und Zoro ohne Furcht und Tadel nacheinander die hölzernen Türschilder musterten, waren Usopp und Chopper ihrem Stil treu geblieben und schlotterten um die Wette. Nur widerwillig ließen sie sich mittels ihres Nakamas hinterher schleifen und konnten sich mit diesem Spukhaus nicht anfreunden.

Die Neugier, die besonders Usopp oft antrieb, war Dank der beklemmenden Atmosphäre längst im Kern erstickt. Ein Thriller-Bark-Déjà-vu verirrte sich vor sein geistiges Auge, doch irgendwie war dieser Ort nicht mit dem der Thriller Bark zu vergleichen. Hinter diesen Mauern versteckte sich mehr, als man überhaupt erahnen konnte. Etwas, was wie ein eisiger Atemhauch langsam durch die Wände kroch und sich wie ein Ring um den Hals legte. Lauernd auf das Zudrücken. Bedrohlich und unheimlich, um einiges subtiler. Während seine Augen den Flur musterten, kam er nicht ohnehin zu glauben, dass jeder einzelne Gegenstand hier ein Geheimnis zu verbergen hätte, was dringend einmal gelüftet werden müsste. Selbst die Wanddekoration schien im suspekt. Und diese hier im Flur war genauso gruselig, wie das ganze Haus. Altertümliche Nô-Masken aus Holz, weiß gelackt und mit wenigen farbigen Linien verziert, stellten alle möglichen Tierköpfe und Fratzen dar. Die wehenden Vorhängen warfen im Mondlicht flackernde Schatten, so dass man glauben könnte, gleich würden alle Masken ihre geritzten Münder öffnen und losschreien. Und hatte da nicht jemand gerade durch die hölzernen Augenöffnungen gelugt? Usopps Griff um Zoros Wade wurde dem von Fangzähnen gleich und hinterließ einen nicht länger ignorierbaren Schmerz im Fleisch des Hanyôs. Der gab diesen sofort an seinen Peiniger zurück, indem er wütend einmal das Bein kräftig ausschüttelte und Usopp zum zweiten Mal an diesem Tage den Fußboden küsste.

Das Rentier hingegen blickte nun doch neugierig umher, fühlte es sich doch an Zoros Kopf sicher, wie eine Burg hoch oben auf einem unbezwingbaren Berg. Es las die Türschilder mit den Patientennamen und stellte fest, dass alle Brettchen ein eingeschnitztes Symbol neben dem Namen aufwiesen.

"Alles kleine Monde", dachte es belustigt. „Halbmonde, Vollmonde und Neumonde.“

Schnell war die Gruppe an das Ende des Ganges gelangt, hatte keine der verriegelten Zimmertür öffnen können und blickte ratlos drein, als ein eisiger Luftzug sie wieder spürbar umspielte und einfing. Er brachte die Piraten dazu, sich umzudrehen und in den dunklen Flur zurück zu blicken. Der Luftzug nahm für den Bruchteil der Sekunde an Fahrt auf, wirbelte die Vorhänge mehr als zuvor herum und ebbte so schnell wieder ab, wie er aufgebraust war. Die Vorhänge glätteten sich wieder und gaben die Sicht auf den Geist frei, der sie bereits schon vorhin zu dieser Stelle geführt hatte. Er stand vor einer der Türen, murmelte Unverständliches und schwebte dann durch das Türblatt hindurch, als wäre es aus Luft.

Zwei wunderten sich. Zwei kreischten. Während Zoro einerseits genervt über den Krach mit den Augen rollte, andererseits aus reiner Gewohnheit darüber hinweg sah, machte Law seinem Ärger knapp, aber laut, Luft. Zwar Verstummten die Angebrüllten, aber das Angstzittern blieb bestehen.

"Ich hab da so einen antrainierten Filter im Ohr, der unterdrückt das", erklärte Zoro Law seine Gelassenheit in Bezug auf das Gekreische. Und so wüsste man wenigstens, dass man die beiden weder verloren hätte, noch dass sie am Ende ihrer Kräfte wären, ergänzte er pragmatisch. Wer noch Kraft zum Schreinen hätte, dem ginge es ja doch noch recht gut. Law fand diese Feststellung absolut vernünftig. Von den beiden Angsthasen regte sich Protest, Zoro würde maßlos übertreiben. Doch der Einspruch wurde komplett außer Acht gelassen.

Nur wenige Schritte später wurde das Namensschild der Tür inspiziert, welches von der geisterhaften Erscheinung durchschritten worden war. Ein dunkler Kreis, eingebrannt in das Holz, kombinierte sich mit dem unkenntlichen Namen. Ein verriegeltes Schloss verbat den Einlass. Das Rütteln an der Türklinge war zwecklos. Usopp kramte wenig überzeugt in seiner Tasche und zauberte einen Dietrich hervor. Obwohl er noch jedes Schloss geknackt hatte, blieb dieses auch nach endlos verstreichenden Versuchen hartnäckig. Er seufzte schulterzuckend und konnte sich nur geschlagen geben, während er immer noch grübelnd vor der Tür hockte und in das Schlüsselloch starrte, als wäre dort im Inneren ein geheimer Schalter, den er nur zu drücken bräuchte. Natürlich war das kompletter Unsinn, doch man dürfte ja noch insgeheim von einfachen Lösungen träumen. Anstelle dessen bot sich ihm nun eine recht bizarre Aussicht, als sich just Zoros Knie in sein Rückgrat gruben und ihn zwangen, reflexartig hinauf zu blicken.

Zoro hatte indes wie automatisch seine Hände auf das Holz des Türblattes gelegt und sich mit einem Ohr angeschmiegt. Dass Usopp sich noch immer zwischen ihm und der Tür aufhielt oder Chopper noch immer seine Klauen in grünen Haaren versenkte, ignorierte er völlig. Er schloss die Augen und gab sich ganz seiner dämonischen Hälfte hin. Manchmal übernahm sie einfach so von allein die Oberhand in ihm, leitete ihn, wenn er innerlich haderte und eröffnete unerkannte Wege.

Da sprachen Stimmen mit ihm. Undeutlich, weit weg und wirr. Schwer zu beschreiben, welche Gefühlslage sie widerspiegelten. Die Tür wurde von einer Aura belegt, welche er schon einmal gespürt hatte. Eine Hanyô-Aura, wie die seinige. Obgleich vollkommen fremd, tat sie so vertraut. Er verstand kein Wort von der Murmelei, also trennte er sich wieder von dem Holz und Usopp, der die letzte Minute wie der Käse im Sandwich zwischen Zoro und der Tür ausharren musste. Er rieb sich seine verbogene Nase, unterdrückte aber die Beschwerde über diese Behandlung, da Zoro schon längst anderen Visionen in seinem Kopf nachhing und nur knapp zu seinen Mitstreitern sagte:

„Schlüssel suchen!“

Zurück ging es zur Rezeption, doch das Schlüsselfach gähnte leer. Irgendwie war das mal wieder so was von klar. Die knappe Zeit rann unaufhörlich dahin. Usopp beförderte einen Wecker aus seiner unendlichen Handtasche an die Oberfläche und stellte erstaunt fest, dass bereits gut eineinhalb Stunden seit ihrer Ankunft verstrichen waren. Keinem der Vier war das schnelle Verstreichen der Zeit bewusst gewesen. Jegliches Zeitgefühl musste hier außer Kraft gesetzt worden sein. Kurzum, es verblieben nur noch gute sechseinhalb Stunden für ihre Suche.

Wenn auch mit fehlender Begeisterung blieb den Piraten nur ein möglicher Ausweg aus der Misere: Wenn sie dem Rätsel auf den Grund gehen wollten, so mussten sie sich zweifelsfrei aufteilen.

Nur mit einem kräftigen Ruck an dessen Geweih konnte Zoro das Rentier von seinem erhobenen Sitzplatz zerren. Es entschwand mit Law in der Dunkelheit der Empfangshalle. Beide hofften, einen direkten Weg hinüber in das Krankenhaus zu finden, um schnell mit einer großen Handvoll an Informationen zurückzukehren. Zurück blieben Zoro und Usopp, deren Aufgabe es nun war, das Geheimnis des gesperrten Raumes zu lüften.

„Da du so leidenschaftlich mit der Tür gekuschelt hast, muss da wohl wieder so ein Hokuspokus sein?“, fragte Usopp zielstrebig.

Dabei kramte er wieder in seiner Tasche. Diesmal noch tiefer und intensiver, als wäre das One Piece persönlich darin versteckt worden. Stattdessen zog er mit einem fröhlichen Lachen des Erfolgs eine Linse hervor, wie man sie von Fotoapparaten her kannte.

„Weißt du noch, wie wir mal auf Lysø waren?”

Lysø? Nun war es Zoro, der kramte. Nicht in einer Tasche, sondern in seinem Gedächtnis. Er hatte sich noch nie gut Namen merken können und nun fragte die Langnase ihn nach etwas aus, wo er sich noch nicht einmal mehr sicher war, ob es ein Ort, eine Insel oder irgendeine andere geographische Lage wäre. Usopp hatte nur einen Seufzer übrig und half ihm auf die Sprünge:

„Dünen? Nebel? Geisterstadt?“

Ja, da war mal was. Vor ewig langer Zeit. Zoro rechnete die Jahre zurück und kam auf gute vierzehn verstrichene Jahre. Wer weiß schon, was mal vor vierzehn Jahren passiert war? Man konnte sich ja manchmal schon nicht mehr entsinnen, was gestern oder gar letzte Woche so alles passiert war. Da fragte die Langnase ihn doch nun tatsächlich nach Ereignissen vor vierzehn Jahren. Es gab so einige Meilensteine auf Zoros Lebensweg, an denen man sich so entlanghangeln konnte. Alle anderen zeitlichen Begebenheiten wurden dazwischen von ihm recht unsortiert abgelegt. Und die Insel Lysø lag eindeutig vor dem Zeitpunkt des Verschmelzen der Prismen auf Raftel. Es war ein Zeitraum, indem seine Erinnerungen durch die Wirkung des Prismas auf seinen Charakter so wie so rapide abgenommen hatten. Doch das Vergessen hatte auch eine einzige gute Sache an sich gehabt. Hätte er dazumal nicht fast alles vergessen, wäre er kaum auf Raftel gelandet. Als Hanyôkörper, der nur noch einer leeren Hülle glich, war er nur von dem inneren Trieb beherrscht, auf der achten Route zu diesem Ziel zu gehen, was alle Hanyôs in sich trugen. Was er da wollte, hatte er damals auch schon fast vergessen. Man gut, dass ausgerechnet jemand wie Smoker aufgetaucht war, ihn auf den buchstäblich rechten Pfad gebracht und Tashigis Aufzeichnung vorgelesen hatte. Ausgerechnet der Qualmer-Admiral! Seit jenem Treffens herrschte zwar keine Freundschaft, aber wenigstens eine mürrische Waffenruhe zwischen beiden.

Und all das kannte er wenn auch nur aus Tashigis Tagebuch. Das waren nur geschriebene Worte, doch das Kopfkino fehlte. Dabei hatte sie ihm soviel erzählt mit der Hoffnung, da würden sich Erinnerungen wieder komplettieren. Viel Geduld, Zeit und Nerven hatte sie das gekostet. Der Erfolg blieb ihr auf weiten Strecken versagt. Keine einzige bebilderte Erinnerung war in seinem Kopf geblieben. Und kaum eine war zurückgekehrt. Vieles davon war es sicherlich nicht wert, dass man darauf zurückblicken könnte. Die eine oder andere Szene hätte er trotz alledem gerne als imaginären Fetzen in seinem Kopf behalten. Um so überraschter war er jedes Mal, wenn ganz banale Dinge in seinem Alltag etwas in seinen Hirnsynapsen auslöste. Dann blitzte es vor seinem geistigen Auge auf und gab eine feine Nuance farbiger Schattierungen frei. Sie war so zart und kurzlebig, dass es ihm häufig nicht gelang, sie zu einer Erinnerung zuzuordnen. Also musste es ja noch irgendwo in seinem Kopf vorhanden sein. Man kam bloß nicht ran. Wie ein Buch, das man in der Bücherei ins falsche Regal abgestellt hatte. Es war da, aber einfach nicht auffindbar. Wenigstens war die Zeitspanne der Erinnerungslücke begrenzt. Sie umfasste gute eineinhalb Jahre, als seine Hanyôkräfte ausbrachen bis zu dem Moment, wo die Welt durch das Zusammenfügen der Prismen zu reinem weißen Licht einen Neustart erlebt.

Er schüttelte seine abschweifenden Gedanken weg und hatte nun wieder ganz nahe Usopps schnatternde Stimme bei sich, die von Lysø berichtete. Die Insel, in der es seit Jahren unter Tage in den Kohleminen brannte und sämtliche Einwohner vertrieb. Und in einer der Geschäftsauslagen in der dortigen Einkaufszeile, zwischen alle den mystischen Sonderbarkeiten und entarteten Monstern, hätte er eine Kamera gefunden, in welcher er einst Tashigis Linsen verbaute, damit es eine zweite Camera Obscura gäbe. Die Kamera, die Dinge sichtbar machte, und die das normale Auge nicht sähe. Wie auf Kommando zog Usopp nun eben solch eine Linse aus den Untiefen seiner Tasche hervor. In dieser Tasche gab es einfach alles, was er so in den letzten Jahren angesammelt haben musste.

„Du hast den kompletten Müll all unserer Reisen der letzten vierzehn Jahre in deiner Tasche gelagert?“

Zoro konnte es nicht fassen und musste sich sogleich belehren lassen, dass von Müll gar keine Rede sein konnte. Alles überaus nützliche Dinge, die man immer wieder recyclen konnte. Und überhaupt hatte jedes Ding seine wahre Bestimmung zu einer bestimmtem Zeit. Man musste nur die richtige Zeit abpassen. Usopps braune Umhängetasche aus unscheinbarem Leder mit Schnappschloss und bequemen Trageriemen war so ein wahres Wunderding. Wenn man es einmal physikalisch begutachtete, dürfte die Tasche in ihren Maßen, wie sie so leicht um Usopps Hüfte baumelte, aber unzähligen Plunder archivierte, gar nicht existieren. Würde man den Plunder ins Verhältnis zum Volumen setzen, so müsste die Tasche das ungefähre Ausmaß einer Lagerhalle haben. Das tat sie aber rein optische nicht. Ganz im Gegenteil: Sie war nicht einmal ausgebeult.

Usopp schien mit seinem Fund noch nicht vollständig zufrieden zu sein. Er kramte weiter und vergrub sich nun schon mit einem Arm und dem halben Gesicht zwischen der Schnappöffnung. Plötzlich sagte dieser „Bin gleich wieder da!“ und verschwand auch schon komplett in der Tasche, die nach wie vor kein bisschen ausbeulte.

Nun war es an Zoro, der zum allerersten Mal an diesem Tage höchst verwundert war. Der Nakama war vom Erdboden verschluckt. Is' ja'n Ding! Er rief der Taschen den Namen seines Mitstreiters zu und tatsächlich schallte es aus der Dunkelheit der Tasche hervor:

„Ja, komm' ja gleich...!“

Moment mal! Drang da nicht sogar ein fahler Lichtschein aus der Tasche? Neugierig schlich er auf diesen höchst merkwürdigen Gegenstand zu, den er von nun an ganz neu betrachtete und spähte hinein. Es war tatsächlich Licht in der Tasche. Zoro wollte mehr erkennen, beugte sich zu weit hinein, verlor das Gleichgewicht und purzelte schmerzhaft vor Usopps Füße. Wütend über das Missgeschick rieb er sich den Steiß und blickte dann mit großen Augen um sich. Ein Verschlag! Groß genug, um zwei Mann und ein halbes Dutzend mannshoher Regale mit allerlei Klimbim zu beherbergen. Die Tasche war gar keine Tasche, sondern ein getarnter Zauberraum! Noch ehe Zoro sich diese Entdeckung so recht bewusst wurde, kam auch schon eine Rüge seitens Usopps. Man dürfe doch die Tasche an so einem unsicheren Ort nicht einfach so unbeaufsichtigt lassen. Wer weiß, wer dort draußen herumliefe und die Tasche vielleicht mitnähme. Wer weiß, wohin sie dann beide transportiert würden? Vielleicht würde die Tasche in eine Schrankschublade eingeschlossen und sie kämen nie wieder heraus? Usopp drehte über soviel Leichtsinn ein wenig hohl. Schnell krabbelten beide wieder aus dem Taschenverschlag heraus, und Usopp präsentiert zu der magischen Geisterlinse ein passendes Kameraobjektiv und einen Film mit schwach spiritueller Energie. Er hätte vorhin in einer der Vitrinen eine Kamera gesehen, auf welche das Objektiv passen könnte. Es wäre eine Chance, das Geheimnis der verschlossenen Tür zu lüften. Gesagt, getan. Mit der neu gebauten Camera Obscura der dritten Generation ging es zurück zur Tür mit Hanyô-Aura.

„Hör doch endlich mal auf zu zittern. Wir sind nun schon eine ganze Weile hier. Oder hast du Fieberschübe und Schüttelfrost?“, beschwerte sich Zoro entnervt.

„Das bin ich nicht. Das ist die Kamera“, verteidigte sich Usopp.

„Dann funktioniert dein Plan anscheinend.“

Der Sucher der Kamera wurde ringförmig Blau. Je näher sie der Tür kamen, desto kräftiger leuchtete der Ring. Das Vibrieren wurde stärker.

„Und wann muss man nun knipsen? Hat dir das Tashigi mal verraten?“

„Wenn du die richtige Stelle gefunden hast, wo es am stärksten ausschlägt.“

„Aha“, kam es nur von Usopp zurück, der in dem Moment zweifelte, ob er das Bild überhaupt sehen wollte. Er erinnerte sich nur dunkel an Tashigis Bilderausstellung in den in Loguetown ansässigen Galerien und fand sie damals durch und durch gruselig. Die Erinnerungen erschauderten ihn auch heute noch.

Er schwenkte die Kamera langsam auf und ab, von rechts nach links. Jeden Millimeter des Türblattes scannte er auf diese Art und Weise, und als der Ring so grell blau erstrahlte wie die Korona der Sonne bei einer Sonnenfinsternis, drückte er auf den Auslöser.

Das Durchatmen tiefster Entspannung entfuhr ihm, als sich ein nüchternes Bildnis auf dem Film abbildete. Es zeigte einen Apothekerschrank, der in einem Aufenthaltsraum zu stehen schien. Wo auch immer dieser Raum war, es würde leichter sein, diesen zu finden, als einen kleinen, winzigen Schlüssel, der sich wie die Nadel im Heuhaufen versteckte.

„Kann die Kamera auch andere Sucherfarben?“, fragte Usopp irritiert, der nun auf einen schwach roten Kreis im Sucher starrte.

Noch ehe er eine Antwort von Zoro abwarten konnte, schnellte er blitzartig herum, riss die Kamera hoch und drückte erneut auf den Auslöser. Ein hohes mädchenhaftes Quieken hallte durch den Flur, ein Geist sackte schwer getroffen zusammen und blickte ihre Paparazzi schockiert an. Spirituelle Energie floss aus der am Boden kauernden Gestalt der Kamera zu und bannte sich auf Zelluloid.

Ebenso schockiert blickten zwei Augenpaare zurück auf das, was sie gerade reflexartig angerichtet hatten. Usopp war mit der Kamera in der Hand zur Salzsäule erstarrte, während Zoro breitbeinig mit ausgestrecktem Fingerzeig auf die Person deutete. Augen, so groß wie Kuchenteller. Sämtliche Gesichtszüge waren ihm entglitten. Mit allem hätte er gerechnet, nur nicht damit.

„Was zur Hölle machst DU hier?!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pbxa_539
2016-07-30T20:37:57+00:00 30.07.2016 22:37
"Begleitende Biomasse"...gut, ich brauche nicht zu fragen, woher diese Ausdrücke stammen.

Ahh, nun doch der Vergleich zu Hogbacks Schloss.
Gedankenkübertragung funktioniert anscheinend auch irgendwie.
Lach, in einer Gruppe mit so vielen Leuten und gleichvielen Macken muss man wohl auch über einiges hinwegsehen und -hören können. Ich kenn diesen antrainierten Filter ja selbst, ist ganz praktisch das Teil.
Also bei dem Krempel in Usopps Tasche frag ich mich auch immer, ob die nicht etwas unterdimensioniert ist. Allein seine ganzen Teile, die er für seine Attacken benutzt. Die vielen Diale. Und halt das Zeug, was, oh wunder, immer zur rechten Zeit gerade gebraucht wird. Egal, was es ist.
Ja, ne Lagerhalle würde das erklären xD

Hmm, und wer ist nun DU? Obwohl ich da ne Vermutung habe. Nun ja, im nächsten Kapitel wirste das ja wohl auflösen. Hoffe ich.
Von:  fahnm
2016-04-30T23:36:26+00:00 01.05.2016 01:36
Spitzen Kapitel
Mach weiter so


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