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Raftel (2)

The Rainbow Prism
von

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7 - Kurswechsel

„Taiyoko, wo ist deine Tasche? Sie stand doch eben noch hier?“, hallte Tashigis Rufen verzweifelt durch das Wohnhaus des Leuchtturms. „Hast du endlich alles?“

Verstohlen blickte sie auf die Wanduhr im Wohnzimmer, deren Zeiger unermüdlich voran rückten und die Kluft zwischen „rechtzeitig“ und „verspätet“ immer breiter wachsen ließ. Nicht zu fassen: Wenn sie die Springtide ausnutzen wollten, um in See stechen zu können, dann müssten sie sich beide nun wirklich beeilen.

Es war zum Haareraufen. Egal, wie zeitig sie ihre Tochter über bevorstehende Termine in Kenntnis setzte, stets war diese die Ruhe selbst. Erst in letzter Sekunde kam schleichende Bewegung in das Mädchen, dennoch war es meist zu spät. Hektik machte sich breit, urplötzlich verschollene Kleidungsstücke waren unauffindbar, vom Kulturbeutel ganz zu schweigen, und schon aus der Haustür hinaus fielen dem Kind noch so manche Dinge ein, die hätten in der Reisetasche sein sollen. Also rannte man wieder zurück, kramte den halben Haushalt durcheinander, nur um diese Prozedur noch einige Dutzend Male später zu wiederholen. Wenigstens kam das Mädchen heute schneller aus dem Bett als gewöhnlich. Von Pünktlichkeit konnte bei Weitem keine Rede sein. Das Weckerklingeln konnte von ihr gnadenlos überhört werden, auch wenn der unbeliebte Zeitmesser schon seit einer geschlagenen Stunde vor sich her rasselte und bewundernswerter Weise sein Bestes gab. Ein Wunder, dass sie wenigstens zum Schulunterricht pünktlich im Klassenraum erschien. Obgleich Elaine schon mehrmals berichtete, wie Taiyoko noch in der Klassenraumtür den Lehrer überholte: Vollkommen außer Atmen, verschwitzt, die halbe Stulle vom Frühstückstisch noch zwischen den Zähnen und einem Blick, der Untote wieder in ihre Gräber zurückbefohlen hätte. Nein, das Kind konnte ihre väterliche Abstammung wahrlich nicht leugnen.

„Ja, Mama …!“ erklang es langgezogen widerwillig und Tashigi wusste schon längst, wie die Übersetzung davon lautete: „Ich behaupte nur, ich wäre fertig, damit du nicht nervst, aber ich habe noch gar nichts eingepackt.“

Tashigi seufzte. Es mochte am heutigen frühen Morgen wohl schon der sechste oder siebte Seufzer gewesen sein. Sie hatte aufgehört zu zählen. Stattdessen beschloss sie, noch eine Tasse Tee aufzusetzen, denn bis ihre Tochter angezogen und gewaschen vor ihr am Tisch sitzen würde, hätte sie diese längst genossen und sich eine zweite Tasse eingeschenkt. Man musste eine Geduld von Ozeangröße aufbringen.

Eine ganze Weile später schlich tatsächlich eine Gestalt mit zerzausten Haaren und verschlafenen Augen durch das Wohnzimmer. Diese Mischung aus Lumpensammler und Silvesterrakete nahm am Tisch Platz und nagte an einem Marmeladenbrot herum, dass der klebrig-süße Aufstrich nur so auf die Tischplatte heruntertropfte. Dafür gab es eine Rüge, die ihrerseits absolut unbeteiligt überhört wurde.

Eine weitere Aufregung war es die Sache nicht wert, weshalb Tashigi über die Tischmanieren hinwegsah und ihre eigene geleerte Tasse nun auswusch.

„Wohin fahren wir nochmal?“ gähnte es nun schläfrig hervor. Gewiss hatte ihre Mutter die Reiseziele des Kurztrips durch den East Blue schon benannt, doch es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen, zumal sie die Namen der Inseln zuvor noch nie gehört hatte. Vermutlich hing ihr Desinteresse auch eher damit zusammen, dass relativ viele Tage der gerade begonnenen Sommerferien nun dafür verschwendet würden, irgendwo in der Gegend herum zu schippern. Und vermutlich wären die angesteuerten Inseln derart langweilig und winzig, dass nur eine einzige Palme darauf Platz fände. Garantiert sah zur Krönung noch jede Insel total gleich aus. Einzig die Versprechung, dass auch ein Zwischenhalt in einem größeren Ort zu machen wäre, hob die Laune kurzweilig an.

Gespielt interessiert drehte sie ihren Kopf und sah auf die Seekarte des East Blues, welche ihre Mutter nun erklärend auf dem Esstisch ausbreitete. Sie überflog die Ortsnamen, um sich zu orientieren: Wanane, Kosa'sche Korridor... Moment mal! Plötzlich war sie hellwach. Es waren Orte, über welche sie in dem Buch ihrer Mutter gelesen hatte. Doch dort würde die Kreuzfahrt wohl nicht hingehen, denn Tashigis Fingerspitzen glitten von Loguetown aus dem östlichen Kartenrand entgegen und verweilten auf einem Archipel aus gefühlt tausenden von kleinen Inseln am Rande des Calm Belts. Antrittsbesuch nannte ihre Mutter diese Prozedur. Na, wenigstens war es nicht notwendig, den gesamten East Blue abzuklappern. Lediglich in diesem zerklüfteten Inselgruppenreich hatte sich lange kein Marineoffizier mehr sehen lassen. Und da Smoker seine Pflicht regelmäßiger Kontrollfahrten vernachlässigt hatte, befand Tashigi, dass es eine gute Gelegenheit wäre, sich ein Bild von der Fregatte zu verschaffen, die sie nun befehligte. Das Ziel war nicht weit und sie wären alsbald wieder daheim.

Doch nun war es höchste Zeit zu gehen. Auch wenn sie diesmal nicht mit unzähligen Fährschiffen, sondern nun mit einem eigenen Schiff reisen würden, war auch dieses von den Gezeitenströmen abhängig. Zudem galt bei der Marine Pünktlichkeit und Disziplin. Wie sollte eine Admiralin diese Pflichten von ihrer Truppe einfordern wollen, wenn diese bei ihrer Antrittsfahrt selbst zu spät auftauchen würde?
 

Gerade hatten sie alles an Sack und Pack geschultert, durchfuhr es Tashigi wie ein Blitz. Ein höllisches Brennen stach in ihren Hals und breitete sich rasch aus. Ihr Kopf fuhr Achterbahn und die Welt versank um sie herum in Schwärze. Sie kannte diesen Schmerz, doch hatte sie ihn seit Jahren nicht mehr gespürt.

„Ich … ich muss nochmal kurz auf die Toilette...“, stammelte sie, wandte sich rasch zum Bad und ließ eine verdutzt dreinblickende Tochter in der Haustür stehen.

Mit einem unbeholfenen Wink schlug sie die Tür etwas zu hastig zu, so dass sie knallte. Taumelnd fand sie am Waschbecken Halt und starrte in den Spiegel. Sie erschrak, als sie das ihr befremdliche Spiegelbild sah. Diese Frau dort, welche zurückblickte, war leichenblass und hatte Ringe unter den Augen. Ein blutrotes Mal am Hals entfachte böse Erinnerungen.

„Das kann nicht sein. Du bist doch weggeflogen...“ flüsterte sie schockiert über den roten Schmetterlingsabdruck ihrem Abbild zu. Doch es war nicht nur der Schock, der sie aus der Fassung brachte. Zugleich stieg auch Wut und Verzweiflung ihn ihr auf. Fragen über Fragen türmten sich in ihrem Kopf. Was war passiert? Jahrelang hatte sie das Mal an ihrem Hals nicht mehr gespürt. Es war ihr sogar selbst fast in Vergessenheit geraten, da es die Zeit hatte verblassen lassen, wie eine alte Narbe sich irgendwann zartrosa färbte. Ebenso wie die Narbe mitten in ihrem Gesicht zum Beispiel. Eine ziemlich blöde Idee dazumal, sich aus Selbstmitleid und Hass selbst entstellen zu wollen. Mittlerweile hatte sie diese Dummheit bitter bereut.

Aber diese Gedanken brachten keine Erkenntnis über das heiße Feuer auf der Haut. Was könnte der Auslöser sein? War es die Rückkehr Zoros in sein Heimatdorf, was vielleicht alte Wunden aufriss? Welche Geister tobten dort noch unbefriedigt einher? Mochten die Strohhüte dort überhaupt schon angekommen sein?

Vor gut zehn Tagen hatte das Piratenschiff abgelegt. Der Sturm würde sie viel Zeit gekostet haben, obgleich eine Brigantine wie die Sunny dafür geschaffen war, auch unter den ungünstigsten Winden zu segeln. Wie spät mochte es dort gerade sein in Shimotsuki? Immerhin gab es eine Zeitverschiebung durch die östliche Lage des Dorfes von gut sieben Stunden. Wenn es hier früher Morgen war, so war es dort schon Mittagszeit.

Heftig stoßweise keuchend versuchte sie wieder, einen klaren Gedanken zu fassen und sich zu beruhigen. Viel zu langsam ließ der Schmerz nach. Sie hörte ihre Tochter nach ihr Rufen. Es klang ängstlich und hilflos. Tashigi gab sich einen Ruck, richtete sich wieder vollends auf, obwohl ihr dabei wiederholt schwarz vor den Augen wurde und ging ohne Eile zurück. Keineswegs wollte sie Taiyoko weiter beunruhigen und schlug ihren Kragen hoch.

„Alles in Ordnung. Mir war nur ein wenig schwindelig. Du weißt doch, der Kreislauf und das Wetter …“, versuchte sie aufgesetzt lächelnd die Situation zu überspielen und schritt voran zu ihrem Reisegepäck. Die Reise sollte nun endlich beginnen.
 

Die Stadt zeigte sich zu ihrem Abschied blank geputzt. Von den Sturmschäden der vergangene Tage war nichts mehr zu sehen. Es war Wochenmitte, doch zu diesen frühen Stunden, zu denen die Sonne die Straßen und Gassen noch nicht beachtete und sich lieber zuerst nur mit den oberen Dachziegeln anfreundete, waren kaum Menschen unterwegs. Diejenigen, die schon irgendwelchen Tätigkeiten nachgingen, waren schon lange unterwegs gewesen, und denjenigen, denen dieses Los erspart blieb, begannen den Tag in aller Ruhe zu einer späteren Tageszeit.

An einer Bäckerei kaufte sich Taiyoko noch eine Tüte voller Quarkbällchen. Wer wüsste schon, wann man die wieder zu essen bekäme? Es war ihrer Mutter ein Rätsel, wie man nur so vernarrt in diese Kalorienbomben sein konnte. Lachend zogen sie weiter, bis sie den Hafen erreichten.

„Das is' ja mal ein Kahn!“ platze es aus dem vollen Munde Taiyokos heraus. „Der is' viel größer als die Sunny, oder?“

Wieder lachte Tashigi auf. Ja, die Fregatte war bei weitem größer. Wahrscheinlich würde die Sunny neben ihr wie ein kleines Spielzeugboot wirken. Doch Größe sagte bekanntlich nichts über Können und Komfort aus. Da hätte sich die Fregatte noch zu beweisen.

Sie gingen an Bord und nahmen das Schiff in Augenschein. Tashigi fertigte sogleich eine Liste über kleinere Mängel an. Zudem notierte sie die Namen der Crewmitglieder, deren Schlafplätze und teilte die Schichten ein. Im Gegensatz zu üblichen Gepflogenheiten und zur Überraschung der Mannschaft scheute sie sich nicht, nach Schichtwünschen zu fragen. Aber sie hatte früher schon die Erfahrung gemacht, dass eine positiv motivierte Truppe um einiges mehr Breitschaft und Einsatz zeigte, als wenn sie sich sofort mit sinnlosem Herumkommandieren unbeliebt machen würde. Ihr ehemals Vorgesetzter Smoker hatte diese moderne Denkweise zwar teilweise als Humbug abgetan und müde abgewunken, jedoch erstaunt feststellen müssen, wie gut es seine damalige Unterstellte zu deren Ziele brachte.

Der Rundgang endete zufrieden in der Unterkunft der Admiralin, und da diese noch keine Beschwerde seitens ihrer Tochter vernommen hatte, schien diese wohl noch nichts Schlechtes an dem Quartier gefunden zu haben. Sie trennten sich. Tashigi suchte die Brücke auf, um den Kurs festzulegen, und Taiyoko räumte ihre Reisetasche in ihrem Zimmer aus. Nur weniges an Inhalt sollte nicht den Weg ans Tageslicht finden. Da war zum Beispiel das Buch, welches sie viele nächtliche Stunden an Schlaf gekostet hatte. Von vorn bis hinten hatte sie es ausgelesen und war zu einer Problemlösung gekommen: Wenn sie ihre dämonischen Kräfte bekämpfen wollte, so würde der Verzehr einer Teufelsfrucht ihr den notwendigen Sieg bescheren. Wäre nur noch zu klären, wo man solch ein Höllenobst zu suchen hätte. Sie war mehr als überzeugt von ihrer Idee, dass sie die Nachteile, die solch eine Frucht und deren Genuss mit sich zogen, vollständig außer Acht ließ. Dann würde sie halt nicht mehr im Sommer Baden gehen. Na und?

Suchend sah sie sich um. Wo könnte sie die Tasche verstauen, so dass ihre Mutter das Buch nicht entdeckte? Oder sollte sie doch besser das Buch aus der Tasche nehmen? Letztendlich entschloss sie sich doch, dass Buch für den Anfang unter der Matratze ihres Bettes zu verstecken. Sicher war sicher. Sie wollte sich nicht die Blöße geben müssen, heimlich in Geschichten geschnüffelt zu haben, die zum Teil sehr intim und privat waren. Die Geschichte ihrer Eltern hatte sie mehr als peinlich berührt und ihr einen ganz anderen Blickwinkel gegenüber diesen eröffnet.

Nun saß sie auf ihrem Bett, kaute Quarkbällchen und freundete sich immer mehr mit der Erkenntnis an, einen gewissen Zeitraum ihrer Ferien an eine Kreuzfahrt der ganz speziellen Art zu verschwenden. Immerhin kam man herum und hörte eventuell etwas über den Fundort solcher Teufelsfrüchte. Woher hatten eigentlich Luffy, Robin, Chopper oder Brook mal solch eine Zauberbeere bekommen? Ein Hinweis wäre hilfreich, doch hielt sie es für zu auffällig, einfach mal eben die Strohhutbande anzurufen und nachzufragen. Es sollte ihr persönliches Geheimnis bleiben, dass sie sich auf die Suche nach einer Teufelsfrucht machen würde.

Der Griff in die Bäckertüte prophezeite ihr ein baldiges Ende des kulinarischen Genusses. Die letzten Bällchen wollte sie aufheben. Also legte sie die Tüte auf den Nachttisch und sah aus dem Bullauge. Das Schiff hatte bereits abgelegt und die Kaimauer zog an dem Fenster vorüber. Man sah die Lagerhallen, das Zollhaus, ein Büdchen mit Zeitungen und Heißgetränken, dann die Kontorgebäude mit ihren Büros und Ausgabestellen. Die Hafenzeile verschwand hinter ein paar Handelsschiffen, welche ihre Ladungen löschten. Große Kräne luden Kisten und Fässer aus aller Welt ab. Dann lief die Hafenszenerie in einer kurzen Mole aus, welche an einem Leuchtfeuer endete. Nun gab es nur noch das weite offene Meer. Wenn sie sich streckte und ihr Gesicht an das kalte Fensterglas presste, konnte sie noch einen Teil Loguetowns sehen.

Sie beschloss nach oben an Deck zu gehen. Bald würde es nur noch Wasser und Himmel zu sehen geben. Da wollte sie noch einen letzten Blick auf eine hinter dem Horizont verschwindende Zivilisation erhaschen.

Den Weg durch die Gänge und Niedergänge hatte sie sich gut gemerkt, obgleich sie nie verstehen würde, weshalb eine Treppe an Bord, egal ob abwärts oder aufwärts, grundsätzlich Niedergang hieß. Schon so manche Begriffe hatte sie sich im Laufe der Zeit eingeprägt. Backbord lag in Fahrtrichtung links und wurde mit einer roten Laterne, steuerbord dementsprechend rechts mit einer grünen Laterne, gekennzeichnet. Wenn man nach hinten ging, so sprachen die Seeleute alle nur von „achtern“ und wenn es um Essen und Küchendienst ging, sprach man „Backen und Banken“. So leicht könnte man ihr also nichts vormachen, auch wenn sie Usopps und Frankys Ausschweifungen von einem Want, Fall oder Schot nicht so recht verstanden hatte. Für sie war es jedes Mal nur ein stinknormales Tau, wovon sie sprachen, welches nur deshalb einen anderen Namen trug, weil es auf dem Schiff an verschiedenen Orten platziert war. Doch sie hatte behalten können, dass ein „Auge“ nichts mit einem Sehorgan oder einen Würfel zu tun hatte, sondern lediglich ein Loch im Tau war.

Viel Kraft musste sie aufwenden, um das Schott am Ende des Ganges zu öffnen. Kaum war sie hindurch, wehte ihr eine frische Brise entgegen. Der Fahrtwind spielte mit ihren Haaren und hinterließ einen feine Note an Meeressalz in ihnen. Sie blickte über die Reling achtern und sah wie ihre Heimatstadt hinter der Kimm verschwand. Der kühle Fahrtwind bedeckte sie mit einer Gänsehaut und entzog ihr schleichend die Körperwärme. Auch wenn sie von Schiffen nichts verstand, so hatte sie schnell bemerkt, dass die Fregatte um einiges ruhiger auf dem Wasser lag und nur allein schon durch ihre Segel eine höhere Fahrtgeschwindigkeit als die Sunny erzielte. Soweit schätzte sie das Schiff ihrer Mutter ein.

Gut erinnerte sie sich an eine Fahrt auf der Sunny. Das Schiffsgeschaukel im Hafen hielt sie für unerträglich. Erst als die Brigantine ablegte und Fahrt aufnahm, wurde es hinnehmbar, doch der nächste größere Sturm änderte ihre Gesichtsfarbe von rosig-frisch zu grün-weiß. Übelkeit wurde der neue Nachbar ihres flauen Magens. Chopper flößte ihr mit viel gutem Zureden und halb roher Gewalt ein Medikament ein, dass derart übel roch und verdorben schmeckte, dass der Rückwärtsgang des Frühstücks nicht mehr zu verhindern war. Die Seekrankheit hielt noch bis zum Abend an, dann zeigte die Medizin endlich ihre erlösende Wirkung. Seither war sie beinah geheilt. Nur gelegentlich kehrte ein leicht flaues Gefühl in ihren Bauch zurück.

Noch einmal lüftete sie ihre Lungenflügel mit der salzigen Luft, dann unterbrach sie ihre Entdeckungsreise an Bord für das Holen einer dicken Jacke.
 

Einige Meter über dem Haupte ihrer Tochter stand Tashigi auf Brücke. Sie ahnte nichts von dem Abenteuer, welches ihre Tochter nicht nur ausgebrütet, sondern auch beschlossen hatte. Zu sehr war sie mit einem eigenen Gedanken beschäftigt, denn sie nun aus dem Bauch heraus ohne Sinn und Verstand umzusetzen versuchte.

Sie legte dem Kapitän ihren neuen Kurs vor, der erstaunt, aber gehorsam salutierend das Schiff auf die neue Route lenkte. Die Fregatte würde einen Umweg in Kauf nehmen müssen und erst später durch das Archipel kreuzen.

Eine dunkle Vorahnung aus finstersten Fantasien kroch durch ihre Denkweisen. Immer wieder dachte sie an den rotbrennenden Falter, an das Grab ihrer toten Schwester Kuina und natürlich an Zoro. Auch wenn es vollkommen absurd schien, konnte sie die Ideen eines Zusammenhangs zwischen Zoros Auftauchen und dem Schmetterling nicht beseitigen.

Ihr Vorhaben war aberwitzig. Vermutlich würden die Strohhüte gerade mal einen, höchsten zwei Tage in Shimotsuki verbringen, denn das Hauptreiseziel war Marijoa. Es war Monkey D. Luffy eh hoch anzurechnen, dass er den Reisewünschen seines dämonischen Mitstreiters so großzügig nachgab. Kein Captain der Welt würde sich vorschreiben lassen, regelmäßig aus Abenteuern davon zu segeln, nur um einen kleinen Familienanhang in Loguetown zu besuchen.

In ihrem Kopf ratterte ein Rechenspiel: Die Strohhüte waren ihr zehn Tage voraus. Wenn sie kurz verweilten, dann könnte sie selbst wohl zwei Tage gutmachen. Doch das Wetter stand zu günstig, um alle Hoffnungen über Bord zu schmeißen. Der Wind trieb von achtern in ihre Segel und ließen gut Knoten machen. Sie könnte es schaffen, Shimotsuki vielleicht in gut sechs Tagen zu erreichen. Dann hätte sie ein zeitliches Loch von vier Tagen. Vier Tage. Stoßgebete schickte sie zum Himmel, dass Luffy irgendetwas in der Pampa dieses Dorfes finden würde, was ihn noch länger dort im Hafen hielt. Keinesfalls wollte sie ihn bitten zu warten. Seit Jahren nagte das schlechte Gewissen in ihr, dass er bereits so rücksichtsvoll gnädig war. Der zukünftige König der Piraten tanzte in diesem Sinne nach der Nase seines vertrautesten Freundes.

Vier Tage... Die hetzende Aufholjagd hatte begonnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fahnm
2015-04-04T20:14:48+00:00 04.04.2015 22:14
Klasse Kapitel
Von:  einfach_Antonia
2015-04-04T19:55:13+00:00 04.04.2015 21:55
Wow O.O
Zur Qualität deines Schreibstils und des Kapitels brauch ich wirklich nichts mehr zu sagen: Wie immer perfekt!

Also ich bin wirklich gespannt, wieso der Schmetterling wieder in Erscheinung tritt, wie Taiyoko ihren Plan weiter verfolgt, was ihre Eltern dazu sagen werden, wenn es rauskommt (ich bezweifle nicht, dass es rauskommt) und hoffe wirklich sehr das die Strohhut-Bande noch da ist, wenn Tashigi eintrifft.

Bis zum nächsten Mal.
Moni
Antwort von:  sakemaki
05.04.2015 10:46
Hallo moni, das geht doch mal runter wie Öl! :-)
Und da ich irgendwie schon wieder von meinem Plot abweiche, bn ich auch ziemlich gespannt, wie es weitergeht. XD
Von:  pbxa_539
2015-04-03T20:53:19+00:00 03.04.2015 22:53
Den Wecker überhören? Ich kenne einige Leute, die das auch können.
Allerdings ist mir schleierhaft, wie man solche penetranten und lauten Geräusche überhören kann.
Mein eigener Wecker legt nach fünfzehn Minuten die Arbeit nieder und ward nicht mehr gehört. Habs ausprobiert.
Seitdem lasse ich mich von drei Weckern ausm Bett werfen, wenn es an die Frühschicht geht.
Nichts ist schliummer, als Hektik - egal, in welchem Bereich.

Ich weiß nicht, ich bin irgendwie ziemlich durchorganisiert, wenn ich irgendwo hinfahren will/muss.
Listen erstellen, um ja nix zu vergessen. Sicherheitshalber noch eher aufstehen - es könnte ja noch etwas unvorhergesehenes passieren, was meinen Zeitplan durcheinander bringt.
Meine Taschen packe ich meist auch noch etliche Male um, bis es endlich so ist, wie ich es haben will.

Parallelen zu Zoro, oh, wie ich das liebe. Wobei ich mir Zoros Killerblick bei einem Mädchen eigentlich so gar nicht vorstellen kann.
Bei dieser morgendlichen Szene habe ich so ein wenig das Gefühl, du sprichst/schreibst aus eigener Erfahrung. Irgendwie kommt das so authentisch rüber, sowas kann man sich nicht einfach nur ausdenken, egal, wieviel Phantasie man besitzt.

Wie gern wäre ich in den Sommerferien mal durch die Gegend geschippert *träum*
Stattdessen gabs Tagesausflüge mit der ganzen Familie im engen Familienwagen. Die moderne Art des Schipperns. Damals war es langweilig, heute finde ich es ganz spannend. Tja, auch die Jugend wird erwachsen, Taiyoko wird das sicherlich später auch mit anderen Augen sehen.

Huh? Der Schmetterling? Nicht grad zufälligerweise parallel zu Zoros kurzem Erlebnis mit dem kleinen Tier?
Ob sie Taiyoko mit dem überspielenden Verhalten wirklich etwas vormachen kann, halte ich auch für gewagt.
Das Mädel kommt schließlich nach Zoro und der ist alles andere als doof.
Hmm, Quarkbällchen sind oberlecker, Tashigi weiß ja gar nicht, was sie da verpasst.

Eine Teufelsfrucht essen? Vom Regen in die Traufe. Sie tauscht eine dämonische Kraft gegen eine andere aus. Nur, dass man die vielleicht noch trainieren und demzufolge steuern kann. Ich glaub nicht, dass sie weiß, auf was sie sich da einlässt. Vielleicht gefällt ihr die Kraft der Teufelsfrucht ja auch nicht. Wer weiß schon, was sie sich da überhaupt für ne Frucht und Fähigkeit anlacht. Erinnere mich da grad an Kalifa und Ecki, als die ihre Teufelsfrüchte verspeist haben.

Und wieder weitergebildet, jetzt kenne ich den Unterschied zwischen Backbord und Steuerbord auch, ohne ihn googeln zu müssen. Ob ich es behalte, sei mal dahin gestellt.
So, so, Tashigi hat also doch dasselbe Reiseziel, wie Zoro & Co. Beim Aufflackern des Schmetterlings kann man es ihr nicht verübeln. Aber würde das nicht auch wieder Taiyokos Neugier wecken? Die muss doch auch mitkriegen, das was mit Tashigi nicht stimmt. Und eine Narbe, wie den Schmetterling, kann man doch nicht dauerhaft unter Schals, Tüchern oder Mantelkragen verstecken. Das fällt doch irgendwann auch mal auf. Ich drück Tashigi jedenfalls die Daumen, dass sie dort auf Zoro und die anderen trifft und diese nicht vorher ablegen und weiterreisen.
Schauen wir mal, was du weiter geplant hast.
Antwort von:  sakemaki
04.04.2015 12:17
Ich kann ohne Plan auch nicht leben. Da sitzt wirklich jeder Handgriff. Liegt aber wohl eher an meiner Faulheit: ich mache Dinge lieber beim ersten Mal nahezu perfekt, dann erspart man sich das Nacharbeiten. ;-) Trödelei geht mir auch auf die Nerven, denn da verplempert man so viel freie Freizeit. Nee, geht gar nicht.

Klar, durch meine eigene Tochter, aber auch durch die werte Schülerschaft im Teenageralter hat man so unendliche viele Lebendbeispiele, da muss man sich einfach bedienen. Und nach all den Berufsjahren stelle ich fest: In jeder Klasse sitzt ein X, ein Y oder ein Z, dass man davor in den Jahrgängen auch schon mal beschult hat. Ebenso ist es bei den ganzen Eltern dieser Kinder – immer die gleichen Muster. Da schockt einen fast nichts mehr.
Aber im Grunde hast du recht, in Taiyoko steckt viel eigenes Kind. Und Killerblick bei einem Mädchen? - Ja, schon gesehen. XD

Ich denke, die meisten Kinder hassen Ausflüge mit den Eltern. Das ist so uncool und man kann net seinen eigenen Hobbies nachgehen. Kennt man ja selber auch,wenn man mal wieder irgendwo stundenlang langlatschen musste. Doch nun bin ich da meinen Eltern echt danknbar. So habe ich Dinge gesehen, die hätte ich sonst nie gesehen. Und man kennt auch mal Orte außerhalb der eigenen vier Wände.

Nein, NATÜRLICH ist das nur rein ZUFÄLLIG, dass der Schmetterling sich an Tashigis Hals bemerkbar machte, als Zoro genau in dem Moment Kuinas Grab erreichte. Also, wie kann man da nur einen Zusammenhang vermuten? XD

Taiyoko hat doch das Buch gelesen … Sie weiß doch nun ALLES: Also auch die Schmetterlingsgeschichte. ;-)

Kinder denken ja oft um eigens definierte tausende Ecken, aber kapieren net, dass sie sich im Kreis drehen. Erstmal ist die Teufelsfrucht-Idee doch super, oder nicht? ;-)

Dass Tashigi am Hals einen Würgemalabdruck hat, dass wissen so ziemlich alle, die sie schon gesehen haben. Es kennt bloß bis auf Zoro keiner die wahre Geschichte dahinter. Ja, ja, da wird es wohl noch viel zu klären geben in dieser Pseudo-Dreiecksbeziehung. Erstmal gucken wir, ob Tashigi es rechtzeitig schafft bis nach Shimotsuki.


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