Zum Inhalt der Seite

Tagträume und die bittersüße Realität

Trafalgar Law x OC
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nächtlicher Besuch

„Was war das denn?“, fragte mich Robin am Abend, als wir uns im außergewöhnlich geräumigen und wunderschön eingerichteten Badezimmer für ein gemeinsames Bad trafen. Ich badete oft allein, manchmal jedoch leisteten mir Nami oder Robin oder auch beide weiblichen Crewmitglieder Gesellschaft. Dieses Mal war ich ganz sicher, dass Robin hauptsächlich deswegen mitgekommen war, um mich zu meiner angespannten Haltung gegenüber Law zu befragen. „Was war was?“, fragte ich vorsichtig nach, obwohl ich bereits wusste, was jetzt kommen würde. „Du und Tra-kun. Kennt ihr euch?“ Es war sinnlos, Nico Robin anzulügen. Diese Frau war nicht zu täuschen. Das war mir schon nach unserer stundenlangen Unterhaltung damals klar gewesen. „Ja. Nein. Es… ist kompliziert.“ Inzwischen war der Schaum in der Badewanne bis zum Rand gestiegen und wir entledigten uns unserer Bademäntel und ließen uns in das heiße, dampfende Wasser gleiten. Ich nahm einen tiefen Atemzug, da ich heißes Wasser sehr mochte und mich sofort ein wenig entspannte. „Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?“, hakte die Archäologin sofort nach, kaum dass wir in der Badewanne saßen. Unangenehm berührt blickte ich zur Seinte. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, nachdem sie mir diese gefürchtete Frage gestellt hatte. Es drängte sich mir sogar in jenem Moment die Befürchtung auf, dass mir bald die gesamte Strohhutbande diese Frage stellen würde. Doch dieser Gedanke wurde sogleich von unzähligen Erinnerungen verdrängt. Erinnerungen an meine erste Begegnung mit dem Chirurg des Todes. Schon vor einer Ewigkeit hatte ich mir geschworen, nicht mehr an diese Zeit zu denken. Jetzt aber schossen all diese Bilder von damals gleichzeitig in meinen Kopf und bewirkten sogar ein leichtes Schwindelgefühl. „Darüber möchte ich nicht reden“, antwortete ich schließlich entschlossener, als ich tatsächlich war und konnte meine Freundin erst dann wieder ansehen. Robin respektierte meine Antwort sofort und wollte stattdessen wissen, wie es mir in all den Jahren, in denen wir beide uns nicht gesehen hatten, so ergangen war. Darüber zu erzählen fiel mir wesentlich leichter und so begannen wir wieder einmal eine lange Unterhaltung. Wir befanden uns noch im Austausch, als Nami sich überraschenderweise zu uns gesellte und sich an unserem Gespräch beteiligte. „Ach, du bist aus dem North Blue? Da kommt Sanji auch her!“, sagte die Navigatorin interressiert, als ich ihr den Ort meiner Herkunft verraten hatte. „Wirklich? Interessant“, erwiderte ich, war jedoch mit den Gedanken ganz woanders. Ich fragte mich zunächst für den Bruchteil einer Sekunde, von welcher Insel im North Blue der Smutje genau stammte. Aber ich behielt die Frage letztendlich für mich. Im Laufe der Unterhaltung glitten meine Gedanken ständig weg vom Gespächsthema und blieben immer wieder an Trafalgar Law hängen. Zunächst an seinem kalten, berechnenden Gesichtsausdruck. So musste er beinahe alle in seiner Umgebung ansehen, außer vielleicht seinen eigenen Crewmitgliedern. Dafür war der Chirurg des Todes berühmtberüchtigt. Sein Pokerface, der er für den Bruchteil einer Sekunde verlor, als er mich erblickt hatte. Was war in diesem Moment nur in seinem Kopf vorgegangen? Schon damals war es für mich schwer gewesen, seine Absichten zu durchschauen. Er war noch genauso undurchschaubar, wie bei unserer ersten und bisher einzigen Begegnung. Und das machte es unmöglich für mich, ihn wieder aus meinem Gedächtnis zu streichen, zumal ich ihn jetzt für einige Zeit ständig um mich haben würde.

Es war die erste Nacht auf der Thousand Sunny, in der ich nicht schlafen konnte. Egal, wie sehr ich es versuchte, ich fand den Weg ins Land der Träume einfach nicht. „Komisch“, dachte ich und warf mich resigniert auf den Rücken, „Wo ich doch „Yume“ heiße, was ja „Traum“ bedeutet. Na ja, was soll’s. Vielleicht hilft ja ein mitternächtlicher Kräutertee.“ Mit dem Entschluss, einen Beruhigungstee in der Kombüse zu trinken schwang ich mich aus dem Bett. Ich hoffte, dass ich danach endlich einschlafen konnte. Immerhin stand mir in den nächsten Tagen hartes Kampftraining bevor. Und ich fühlte mich in letzter Zeit nicht so stark, wie ich mich fühlen sollte. Daher war ein guter Schlaf für mich umso wichtiger. Leise, um die anderen beiden Frauen nicht zu wecken, tappte ich zu dem Stuhl, über dem tagsüber getragene meine Kleidung hing. Ich zog mir schwarze Shorts an und warf ein langärmliges, schwarz-violett kariertes Hemd über mein schwarzes Schlaftop. Da es sich bei „Lonesome“ um eine Sommerinsel handelte und gerade auch noch Sommer war, herrschten auch in der Nacht recht warme Temperaturen vor. Daher entschied ich mich auch, barfuß in die Kombüse zu gehen. Das war für mich nichts Ungewöhnliches, lief ich tagsüber auch oft ohne Schuhe herum. Als ich an Deck trat, meldete sich jedoch meine über Jahre trainierte Übervorsichtigkeit. Ich musste einfach überprüfen, ob alles in Ordnung war. So flink ich konnte, umrundete ich einmal das Deck. Dabei entdeckte ich Usoppu, der für die Nachtwache eingeteilt war und an einem unauffälligen Punkt des Schiffs vor sich hinträumte. Lächelnd schlich ich mich an ihm vorbei. Wahrscheinlich war er stundenlang in Panik herumgewandert und dann irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen. So gut kannte ich den Scharfschützen inzwischen, dass ich mir erklären konnte, warum er an die Reling gelehnt an einem relativ geschützten Platz vor sich hinträumte. Als Letztes auf meiner Patrouille an dem Teil des Schiffes vorbei, der an das U-Boot der Heart-Piraten grenzte. Sein U-Boot. Laws U-Boot. Käpt‘n Laws U-Boot. Käpt‘n Trafalgar Laws U-Boot. Sein Name setzte sich aus diesen Bausteinen in meinem Gehirn zusammen und löste in mir noch mehr Unruhe aus. Langsam begann ich mich zu fragen, ob ich überhaupt je wieder schlafen könnte. Die Anwesenheit dieses Mannes setzte mich ständig unter Anspannung. Und dafür musste er anscheinend nicht einmal in unmittelbarer Nähe sein. Mit einem Mal mischte sich ein anderes, unangenehmes Gefühl unter meine Aufregung, das ich nur zu gut kannte. Jemand schlich sich von hinten an mich ran. Im Laufe der Jahre hatte ich dahingehend einen Instinkt entwickelt, da ansonsten meine Überlebenschancen drastischen gesunken wären. Und zwar mit jedem Mal, in dem mir das passiert war. Ich streckte langsam die Finger meiner rechten Hand nach vorne über die Reling. Daraufhin schlängelte sich das Meerwasser unter mir zu meiner Hand hinauf. Es umschloss meine Hand wie einen Handschuh. Kaum war ich mit dieser Prozedur fertig, hörte ich auch schon die Schritte des vermeintlichen Feindes. Ohne zu zögern begab ich mich in Kampfposition. Als ich den Gegner nahe genug wähnte, zog ich meine Faust zurück und holte aus. „Mizu Oitsuki!“ Es dauerte nicht lange, da stieß ich auf einen harten, metallenen Gegenstand. Ein menschlicher Körper war das auf keinen Fall. „Verdammt“, stieß ich leise zwischen den Zähnen hervor und zog meine Faust zurück. „An eine Piratentochter kann man sich wohl nie heranschleichen.“, sprach mein Gegenüber mit einem Mal mit gedämpfter Stimme. Dennoch erkannte ich sie sofort. Aus Gewohnheit stöhnte ich verächtlich und verließ meine Kampfposition. „Tochter eines Ex-Piraten. Wie oft muss ich dir das denn noch erklären?“ Mit einer eleganten Bewegung steckte Trafalgar Law sein Schwert weg. Mit Diesem schien er meinen Angriff gekonnt geblockt zu haben. Er trat näher an mich heran, bis wir nur noch wenige Schritte voneinander entfernt waren. „Ich bin froh, dass ich das überhaupt noch hören kann.“, antwortete er emotionslos. Dann herrschte Stille. Seine Worte bewegten etwas in mir. Ich wusste nicht, ob das positiv oder negativ war. Um uns herum schien daraufhin alles stehen zu bleiben. Nur die leichte Meeresbrise fühlte ich auf meiner Haut, wie sie durch meine langen, blonden Locken und mein offenes Hemd fuhr. Ebenso versetzte sie seinen langen schwarzen Mantel in Schwingungen. Im fahlen Mondlicht glänzten sein Brust- und Bauchmuskeln. Er war unverkennbar der starke Piratenkapitän von damals. Wenn er nicht inzwischen seine eigene Stärke schon bei weitem übertraf. „Es ist schön, dich wiederzusehen“, sagte ich endlich, als ich die Stille um uns nicht mehr ertragen konnte. Ich liebte die Stille. Aber irgendwann wurde sie mir zu viel. Anstatt zu antworten griff Law sich an seine weiße Pelzkappe. Bei unserer ersten Begegnung hatte er noch einen Hut in derselben Farbe und mit denselben braunen Flecken getragen. Ich fand jedoch, dass ihm die Kappenversion noch besser stand. Wir verharrten eine Weile in der Finsternis. Der Mond stellte die einzige Lichtquelle dar und tauchte alles um uns in schemenhafte Umrisse. Ich hatte sofort bemerkt, dass sich jemand aufs Schiff geschlichen hatte. Nur hatte ich nicht gleich begriffen, dass es sich dabei um Law gehandelt hatte. Hatte ich nicht kurz davor noch intensiv an ihn gedacht? Dieser Gedanke durchfuhr mich wie ein Blitz und ich schaffte es nur mit Mühe, ihn wieder bei Seite zu schieben. Ich hatte gedacht, wir würden uns nie wieder sehen. Und jetzt stand er vor mir, nach all den Jahren, unverändert und doch anders. Ich dagegen hatte mich nicht geändert. Wusste er das? Erwartete er, das Mädchen zu treffen, das er damals getroffen hatte? So viele Fragen und doch schaffte ich es nicht, auch nur eine davon auszusprechen. Nach einer Weile ließ ich mich auf dem Boden nieder, da mich das Herumstehen langsam anstrengte. Ich hoffte inständig, dass diese Schwäche wieder weggehen würde. Etwas Schlaf hätte mir eindeutig gutgetan, zumal ich nicht ganz auf den Beinen war. Aber wenigstens schaffte ich es einigermaßen, mir die Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Es kam nicht infrage, vor Trafalgar Law Schwäche zu zeigen. Er setzte sich ebenfalls hin und stütze den Arm, der sein Schwert hielt, auf sein Knie. Noch immer sagte er nichts. Ich war ein Mensch, der zwar nicht nonstop redete, doch auch Schweigen nur begrenzt ertragen konnte. Wenn ich etwas zu sagen hatte, dann sprach ich es auch aus. Es bei mir zu behalten, tat mir irgendwann weh. Wahrscheinlich, weil ich bereits so Vieles für mich behalten musste. „Wie geht es dir so?“, fragte ich schließlich, als ich die Stille nicht mehr aushielt. „Kann mich nicht beklagen.“, kam die Antwort prompt. „Eine tolle Crew hast du“, versuchte ich mich an einem Kompliment, gespannt, wie er darauf wohl reagieren würde. „Scheint so“, meinte er achselzuckend. „Wie kam es zur Allianz mit den Strohhüten?“ Obwohl ich die Antwort bereits aus der Zeitung und auch aus den Erzählungen der Mugiwara no kaizoku selbst kannte, musste ich einfach seine Version der Geschichte erfahren. Wir beide wären uns vielleicht nie wieder begegnet, hätten seine Bande und die Strohhüte sich nicht zusammengetan. „Vor zwei Jahren hab ich Mugiwara-ya das Leben gerettet. Danach haben wir die Allianz gegründet, um Kaidou zu besiegen. Doch zuvor müssen wir noch einige Informationen von einem Piraten einholen, der Kaidous Befehle ausführt. Sein Name ist One Eye.“ Ich hatte schon von One Eye gehört. Seine Bande bestand hauptsächlich aus Teufelskraftnutzern und kaltblütigen Schwert- und Messerkämpfern, sowie ein paar Nahkampfspezialisten. Die One-Eye-Piraten besaßen allesamt eine unheimliche Stärke, weshalb Law und Luffy (oder wohl eher Nami) entschieden hatten, vorab auf „Lonesome“ zu trainieren, bevor es zum Kampf kam. Eine kluge Entscheidung, wie ich fand. „Und wie willst du an die Informationen rankommen? Ich nehme nicht an, dass One Eye sie dir auf dem Silbertablett servieren wird“, neckte ich ihn, einfach um zu testen, wie er darauf reagieren würde. Ich wusste so Vieles über ihn und kannte ihn doch nicht. Daher spielte ich ein bisschen mit ihm. Er stieg sofort darauf ein. Langsam sah er zum Himmel, wodurch das Mondlicht sich in seinen grauen, kalten Augen widerspiegelte. „Wenn’s sein muss, mit Gewalt.“ Als er dann wieder mich anblickte, erkannte ich unverkennbare Tötungslust in seinen Augen. „Natürlich“, erwiderte ich verächtlich, sagte dann aber nichts mehr. Trotz seiner unheimlichen Aura klang seine Stimme ruhig und angenehm. Wie ich sie in Erinnerung hatte. Von ihm hatte ich jedoch auch gelernt, dass es manchmal guttat, keine sinnlosen Unterhaltungen zu führen und einfach die Ruhe zu genießen. So viel Kühle, Berechenbarkeit und Tötungslust ihn auch umgab – unter all dem schlug ein warmes Herz. Das musste er mir nicht mehr zeigen, denn er hatte das bereits getan. Bei unserer ersten Begegnung. Zudem glaubte ich, dass er an mir mochte, dass ich sowohl reden, als auch schweigen konnte. Oder zumindest störte es ihn nie, wenn ich die Stille durchbrach. Nach einiger Zeit erhob er sich wieder, elegant und beinahe lautlos. „Ich verschwinde jetzt. Du solltest schlafen. Morgen trainieren wir alle den ganzen Tag.“ „Ich werde es versuchen“, gab ich ironisch zurück und stand ebenfalls auf. Die Atmosphäre spannte sich zum Zerreißen. Ich hatte das Gefühl, dass gleich irgendetwas in unserer Nähe explodieren würde – auch wenn das völlig absurd war. Obwohl er gerade meinte, er würde jetzt gehen, bewegte Law sich nicht von der Stelle. Und ich auch nicht. Wir standen uns gegenüber, beschienen vom weißen Mondlicht, umringt vom Meeresplätschern und den Geräuschen einiger nachtaktiver Tiere auf der Insel. Doch wir selbst hüllten einander in Schweigen. „Wie immer“, dachte ich, obwohl wir uns erst zweimal im Leben gesehen hatten. Es hatte so etwas Vertrautes und Tröstliches für mich, dass ich mir fast wünschte, dass dieser Moment nie enden würde. Seine Präsenz beschleunigte meinen Herzschlag und verlangsamte ihn kurz darauf wieder. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, lächelte ich in die Finsternis. Ich hatte keine Ahnung, welche Art Lächeln es war. Doch er erwiderte dieses Lächeln. Sehen konnte ich das zwar nur schwer, weil der Mond die einzige Lichtquelle darstellte. Doch ich konnte es fühlen. Mit meinem ganzen Körper. Das Nächste, woran ich mich erinnerte, waren die kalten Metallstreben der Reling, die ich durch Hemd und Schlaftop auf meinem Rücken spürte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tuuli
2016-05-29T15:59:46+00:00 29.05.2016 17:59
Ein wirklich sehr spannendes Kapitel! Und ich finde du hast den Charakter von Law wirklich gut getroffen :)


Zurück