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Psychisch instabil

von

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Da ist nichts

Er schnarcht. Sehr, sehr Laut.

Ich gehe den Gang zu seiner Zelle hinab und habe Mitleid mit den anderen Insassen.

"Und was willst du jetzt tun?" fragt Ruvik neben mir. Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht spazieren?"

"Barfuß?" er sieht mich unglaubwürdig an. Ich antworte nicht.

Es ist eines dieser Gespräche bei denen sowieso nichts rauskommt. Ich hasse sie.

Also wende ich mich ab und sehe mir die Stahltüren rechts von mir an. Ich suche B-213. Das war, laut Computer, Stephens "Zimmer".

Eine fazinierende Bezeichnung für ein 4mx6m Zimmer mit vergitterten Fenstern und einer Hochsicherheitsstahltür.

Als ich wieder zur anderen Seite schaute, war Ruvik weg. Im Moment kein großer Verlust.

Ich drehte mich wieder zurück und bemerkte das ich vorbeigelaufen war. Ich sah zurück und sah ihn lächelnd vor einer der Türen stehen.

"Kein Wort." sagte ich bevor er irgendein vollkommen überflüssiges und vorallem nerviges Kommentar abgeben konnte. Er verschwand.

Seine Tür war anders als meine. Sie war dicker und sah stabiler aus als meine.

Links neben seiner Tür war genau das gleiche Kartenlese-Gerät angebracht, wie an meiner. Ich zog die Karte durch und die Tür öffnete sich mit einem Brummen. Allerdings übertönte das Brummen, sein bestialisches Schnarrchen kein bisschen. Stephen lies sich nicht bei seinem Schlaf stören.

Das Zimmer war genauso eingerichtet wie meins. Gegenüber der Tür ein Fenster, durch das ein bisschen Licht eindrang, links das Bett und ein Schreibtisch, rechts eine Komode.

Es wirkte nur persönlicher. Überall standen kleine Dinge, die den Raum,.. nun ja,... weniger kahl machen.

Plötzlich packte mich die Neugier. Ich wollte sein Zimmer lesen, wissen wer er war. Es ging nicht darum mehr über ihn zu erfahren, sondern es tun zu können.

Also machte ich Licht an. Nicht die große, vergiterterte Deckenleuchte (interesante Geschichte übrigens), sondern die kleine Schreibtischlampe. Sie strahlte ein gedämpftes, warmes Licht aus und ich fühlte mich augenblicklich wohler als in meiner eigenen Zelle.

Es war wirklich wohnlich. Die Fenster hatten schöne Vorhänge, die Wände waren gestrichen. Vor dem Bett lag ein kleiner oranger Teppich, neber der Kommode ware ein geflochtener Holzwäschekorp, auf dem ein paar Hosen geworfen würden. Doch was mich am meisten faszinierte waren die Fotos. Die eingerahmten Fotos und die kleinen, blauen Notizbücher. Stephen hatte Dutzende von beidem.

Auf dem Schreibtisch stand ein Bild, das Stephen umringt von lächelnden Leuten zeigte. Er trug ein rotes, kariertes Hemd und hatte seinen Arm um eine aschblonde stämige Frau gelegt, die trotz ihrer rustikalen Ausstrahlung eine Art von Schönheit an sich hatte, die primitiv und ehrlich zugleich erscheinen lies. An sich gesehen entsprach sie ganz und garnnicht dem heutigen Schönheitideal, ihr Gesicht war rund, ihre Züge waren flach, ihr Mund groß und Sommersproßen überzogen ihre Wangen bis zur Stirn.

Dennoch strahlte sie etwas aus, das all ihre Makel verschwinden ließ.

Was mich jedoch am meinsten fesselte waren die drei Kinder vor ihnen. Zwei Jungs, die beide stolz grinsend ihre Zahlücken zeigten und ein Mädchen mit langen blonden Locken und großen, strahlend blauen Augen. Die Augen eines jungen Mädchens, die jeden voller Vertrauen ihn ihre unschuldige Seele blicken lies.

Gibt es von mir auch solche Familienfotos?

Sah ich auch mal so aus?

Zumindest als kleines Mädchen?

Nein, sagte ich mir selbst. Und jetzt schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf. Als hättest du nicht großere Probleme.

"Was machst du?" fragt mich eine verschlafene Stimme. Erschrocken blicke ich zu Stephen, der auf dem Bett sitzt und mich müden Augen an sah. Ich schwieg eine weile, und sah von ihm wieder auf das Bild in meinen Händen, bevor ich es zurückstellte. "Träumen... und versuchen zu erinnern."

Er hob eine Augenbraue, fragte aber nicht weiter nach. Wieder breitete sich Stille aus, die nur dadurch gebrochen würde das er aufstand und zur Komode ging. Wenn man in einer Irrenanstalt lebt, wird einem manches egal.

Ich senkte meinen Blick wieder auf den Schreibtisch und sah mir die weiteren Bilder an. Es gab auch viele neuere, mit besserer Qualität, auf denen Stephen jedoch fehlte. Eigentlich gab es nur drei Fotos, das von eben inbegriffen, mit ihm.

Es gab auch Zeichnungen.

Kinderzeichnungen, wie man unschwer erkennen konnte. Bunte Fraben, kreuz und quer über das Blatt. Die meisten hingen an den Wänden, in kleinen Grüppchen von vier oder fünf. Und Briefe. Ganze Stapel aus Briefen, deren Schrift ich nicht lesen konnte.

"Und? Hast du dich erinnert?" fragte Stephen der plötzlich neben mir stand. Er hatte ein weißes T-Shirt und eine ausgewaschene Hose angezogen.

Ich nicke. Er sah mich weiter an.

"Da ist nichts. Ich erinnere mich nicht an etwas ähnliches."



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