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Mörderische Goldgier

"Geliebter Blutsbruder"- Teil II
von

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Lebensgefahr

Der nächste Tag hielt eine schmerzhafte Überraschung für mich bereit. Ich hatte mich ja entschlossen, jeweils morgens und abends die felsigen Höhen rund um das Tal nach eventuellen Spuren unserer Feinde abzusuchen, allerdings entschied ich mich gegen Mittag, dieses Vorhaben zu dem Zeitpunkt nochmals zu wiederholen, da ein äußerst ungutes Gefühl mein Innerstes mehr und mehr zu durchbohren schien und mich geradezu zu dieser erhöhten Vorsichtsmaßnahme zwang.

Bisher war es mir, zumindest scheinbar, gelungen, Winnetou unsere neuesten negativen Erkenntnisse vorzuenthalten, vielleicht auch deshalb, weil ich meine Rundgänge damit begründete, dass ich mich nach all der Zeit der Untätigkeit wieder einmal dringend bewegen müsste.
 

Es tat mir im Herzen weh, ihm das alles anzutun! Einerseits log ich ihn geradezu an – das konnte ich wirklich in keinster Weise beschönigen, denn auch nur die halbe Wahrheit zu sagen und wichtige Dinge wegzulassen ist in meinen Augen eine handfeste Lüge – und ich hatte meinen Blutsbruder noch NIE angelogen! Im Gegenteil, ich war bisher immer stolz darauf gewesen, in allen Lebenslagen, und waren sie auch noch so gefährlich, stets die Wahrheit zu sagen, auch wenn sich das dann zu meinem Nachteil auswirken sollte – und jetzt brach ich mit diesem Grundsatz, und das ausgerechnet meinem besten Freund gegenüber, dem Menschen, den ich so sehr liebte wie niemanden anderen auf dieser Welt!
 

Andererseits ließ ich ihn jetzt immer öfter für längere Zeit allein, und dann auch noch mit dieser miserablen Begründung, die ihm eigentlich doch nur weh tun konnte, da er sich ja selbst nichts sehnlicher wünschte, als endlich seine Gesundheit wiederzuerlangen und sich wieder uneingeschränkt bewegen zu dürfen!
 

Dadurch machte sich bei mir jetzt auch noch zusätzlich ein äußerst schlechtes Gewissen breit, und eigentlich wäre es einfach nur verwunderlich, wenn mein Blutsbruder zumindest das nicht bemerken würde.

Immer, wenn ich mich unbeobachtet glaubte, betrachtete ich meinen geliebten Freund sehr intensiv. Ahnte er etwas? Ich konnte aus seinem oftmals sehr unbewegten Gesichtsausdruck rein gar nichts ablesen, auch seine Augen, in denen ich sonst immer genau ersehen konnte, was ihn bewegte oder wie er sich fühlte, gaben in diesen Stunden und Tagen einfach nichts preis.

Gleichwohl aber zeigte er mir seine tiefe Liebe zu mir, so oft es ihm nur möglich war. Viel häufiger als sonst nahm er mich in den Arm, sobald ich zu ihm ans Bett trat, bedachte mich mit liebevollen Blicken, berührte mich, wann immer es ging und zeigte mir ein übers andere Mal sein herzliches Lächeln, bei dem mir sofort unglaublich warm ums Herz wurde und ich ihn am liebsten so fest es ging in meine Arme gezogen hätte, um ihm mein Herz zu erleichtern und ihm alles zu gestehen.
 

Aber das durfte ich nicht! Ich musste ihn so gut wie möglich schützen, auch vor sich selbst, denn wenn ihm erst einmal bewusst werden sollte, in welcher Gefahr wir hier alle schwebten, vor allem diejenigen, die als Kundschafter fungierten – also auch ich - ja, wenn Winnetou das mitbekommen würde, konnte ich sicher sein, dass er sich schon in der nächsten Sekunde über sämtliche ärztlichen Anordnungen hinwegsetzen würde, um nicht ertragen zu müssen, dass seine drei Apatschen, die beiden Pelzjäger und ich für ihn ihr Leben einsetzten.

Natürlich würden uns seine immensen kriegerischen Fähigkeiten unglaublich viel nutzen, aber die Gefahr, dass er dabei einen enormen gesundheitlichen Schaden erlitt, war einfach viel zu groß.
 

Also trennte ich mich gegen Mittag einmal mehr höchst widerwillig von ihm, um den nächsten Erkundungsgang auf den felsigen Höhen anzutreten, doch kurz bevor ich die Kammer verlassen konnte, rief mir mein Freund, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, noch schnell hinterher:

„Ich bitte meinen Bruder inständig, besonders gut auf sich aufzupassen!“

Erstaunt drehte ich mich zu ihm um und sah in seine wundervollen Sternenaugen, die mich recht besorgt musterten. Darum lächelte ich ihm jetzt auch noch einmal aufmunternd zu und wandte mich dann schnell ab, um meiner Aufgabe so schnell als möglich nachzukommen, damit ich beizeiten wieder in seiner Nähe sein konnte.

Keinen Augenblick lang dachte ich darüber nach, dass mein Freund ab und an wahrhaft hellseherische Fähigkeiten besaß und dass diese jetzt gerade wieder zutage getreten sein könnten – sonst hätte ich vielleicht noch einmal mehr besondere Vorsicht walten lassen.

Das Schicksal aber wollte es anders.
 

Ich erklomm, wie schon am Tag zuvor, recht schnell die schwindelerregenden Höhen, um nicht Gefahr zu laufen, von eventuell auf der gegenüberliegenden Seite des Tales lauernden Spähern entdeckt zu werden. Nachdem ich mich dann ein weiteres Mal mit äußerster Vorsicht davon überzeugt hatte, dass uns von hier oben im Augenblick keine Gefahr drohte, begab ich mich auf dem gleichen Weg und fast in der gleichen Geschwindigkeit wieder nach unten.

Dadurch achtete ich auch nicht immer darauf, wo genau ich hintrat, und als ich dann ein kleines Gestrüpp umrundet hatte, trat ich aus Versehen gegen einen Stein – und in dem Moment sah ich etwas langes, graues dahinter hervor zucken, mit einer blitzschnellen, ruckartigen Bewegung – ein kurzer, stechender Schmerz – und schon hatte ich diesen Stein ergriffen und die Schlange, die mich da gerade in den Knöchel gebissen hatte, mit einem einzigen Schlag zerquetscht.
 

Aber: das Unglück war schon geschehen. Ich besah mir das Tier genauer, und so weit ich es erkennen konnte, handelte es sich um eine Natter, deren Gift zwar nicht unbedingt sofort tödlich ist, aber doch erhebliche gesundheitliche Probleme bereiten konnte.

Einen Augenblick lang war ich wirklich kurz davor, in Panik zu verfallen, aber die Jahre mit Winnetou als meinen Lehrmeister hatten mir gezeigt, wie ich in jeder Lebenslage ruhig Blut bewahren konnte, und das half mir auch jetzt einmal mehr weiter.

Ich wusste allerdings, dass sich das Gift dieser Schlange rasch in meinem Körper ausbreiten und für teils gefährliche Störungen des Kreislaufs sorgen würde, doch ich war mir sicher, dass Winnetou ein Gegengift dafür kannte, vielleicht sogar bei sich trug.
 

Also galt es jetzt, so schnell als möglich wieder hinunter ins Tal zu gelangen, bevor die Wirkung einsetzen würde. Geistesgegenwärtig griff ich noch nach dem toten Tier und schob es in meinen Gürtel, um für Winnetou einen genauen Anhaltspunkt zu haben, welches Gegengift er einsetzen musste – und genau das war mein Glück!

Ich war nämlich noch nicht weit gekommen, als mich urplötzlich ein heftiger Schwindel übermannte, gefolgt von plötzlichem Herzrasen und einer beginnenden Atemnot. So sehr ich auch dagegen ankämpfte – bis zum Talboden ging es ja noch ungefähr fünfzig Fuß abwärts – ich konnte einfach nicht verhindern, dass mir schwarz vor Augen wurde. Ich spürte noch, wie ich fiel, und dann wusste ich nichts mehr.
 

Ich war offenbar viele Stunden ohne Bewusstsein gewesen, und als ich dann endlich langsam aus meiner Ohnmacht erwachte, konnte ich zunächst überhaupt nicht einordnen, wo ich mich befand und was eigentlich geschehen war. Ich hatte größte Schwierigkeiten, überhaupt die Augen zu öffnen, und als es mir irgendwann dann doch gelang, sah ich direkt in ein Paar mir sehr gut bekannte, wunderschöne samtig-schwarze Augen, die mich unendlich besorgt musterten. Nach mehrmaligem Blinzeln erkannte ich, dass ich in unserer gemeinsamen Kammer auf unserem Lager lag, und da ich keinerlei Schmerzen verspürte, sondern seltsamerweise nur ein äußerst wohliges Gefühl, hätte ich hier noch stundenlang liegenbleiben und mich dabei einfach nur in Winnetous Augensternen verlieren können.

Dann aber fielen mir urplötzlich wieder alle Ereignisse der letzten Tage ein, und sofort wollte ich hochkommen, wurde aber von meinem Freund mit sanfter Gewalt wieder zurück in die Felle gedrückt.

„Mein Bruder wird noch einige Zeit liegen bleiben müssen, bis das Gift der Schlange vollständig seinen Körper verlassen hat“, erklärte er mir mit einem Lächeln, welches seinen immer noch sehr besorgten Blick jedoch nicht überspielen konnte.
 

Ich war allerdings anderer Meinung, gerade weil ich um die Gefahr wusste, die uns allen drohte.

„Aber das geht nicht!“, widersprach ich deshalb heftig und wollte mich mit Gewalt ein weiteres Mal aufrichten, doch auch dieser Versuch schlug fehl, einmal, weil Winnetou mich jetzt mit einer Kraft herunterdrückte, die ich ihm in seinem Zustand noch gar nicht zugetraut hätte, und zum Zweiten, weil mich nun noch einmal ein so heftiger Schwindel überfiel, dass ich all meine Konzentration darauf verwenden musste, nicht sofort wieder das Bewusstsein zu verlieren.
 

„Verdammt – Charlie, lass das sein! Willst du dich umbringen?“ Das war die Stimme unseres Doktors, der nun neben Winnetou in meinem Blickfeld auftauchte und ihn in seinen Bemühungen unterstützte.

Ich atmete ein paar mal tief durch, bis der Schwindel sich wieder etwas gelegt hatte, und sah die beiden an. Plötzlich riss ich erschrocken meine Augen auf, denn erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass mein Freund gar nicht mehr auf seinem Lager lag, sondern aufgestanden war!

Sofort machte ich meinem Unmut Luft:

„Walter! Wieso hast du zugelassen, dass Winnetou aufsteht? Das ist doch noch viel zu gefährlich für ihn!“

„Da magst du recht haben“, entgegnete der Doktor mit einer resigniert klingenden Stimme.

„Aber versuch du einmal, ihn davon abzuhalten, wenn dein Leben in Gefahr ist! Und jetzt halt endlich still“, rief er mit einem Male in einer enormen Lautstärke aus, als ich einen erneuten Versuch machte, wieder hochzukommen.

„Halt jetzt endlich still und bleib liegen, verdammt noch mal, sonst wird es nicht nur dir schlechter ergehen, sondern auch noch deinem Freund, den dann gar nichts mehr halten können wird!“, ereiferte er sich mit einer für ihn völlig ungewohnten Heftigkeit, und sein letzter Halbsatz veranlasste mich dann auch tatsächlich, seiner Anordnung Folge zu leisten – auf keinen Fall wollte ich riskieren, dass mein Winnetou wegen mir ein weiteres Mal sein Leben aufs Spiel setzte!
 

Tief holte ich Luft, um Zeit zu gewinnen, mich wieder zu beruhigen, dann sah ich erst Winnetou an, der immer noch unendlich besorgt aussah, und anschließend den Doktor, dessen Blick ungefähr dasselbe ausdrückte. Ich sammelte mich kurz und forderte dann den Arzt in einem eindringlichen Ton auf, dabei bemüht, irgendwie ruhig zu bleiben:

„Walter – sag ihm bitte, er soll sich wieder legen! Was, wenn die gebrochene Rippe seine Lunge durchsticht? Du selbst hast uns immer wieder gewarnt, dass dieser Umstand tödlich enden könnte!“

„Scharlih.....“, fiel Winnetou, fast schon etwas hilflos, ein, wurde aber von Hendrick sofort unterbrochen:

„Charlie, du kannst es mir glauben: wenn diese Lebensgefahr noch bestehen würde, hätte ich unseren Freund hier eigenhändig schachmatt gesetzt, so wahr ich hier stehe! Aber der Bastverband von Tsain-tonkee hat tatsächlich so gute Dienste geleistet, wie ich es nie für möglich gehalten hätte! Die Gefahr, dass die Rippe doch noch verrutscht, ist wirklich jetzt nur noch sehr gering und auch nur bei heftigen Bewegungen akut!“
 

Eine Welle der Erleichterung durchflutete mich – das waren ja mal endlich gute Neuigkeiten! Trotzdem wäre es mir mehr als lieb gewesen, wenn mein Freund sich weiterhin schonen würde, und irgendwie hatte ich gerade den Eindruck, eine verkehrte Welt zu erleben. Ich sah es nämlich überhaupt nicht ein, hier weiterhin herumzuliegen, denn ich fühlte mich wohl, von dem bisschen Schwindel mal abgesehen, und eigentlich sollte ich mich um Winnetou sorgen und kümmern, nicht umgekehrt! Also machte ich einen erneuten Versuch, die Verhältnisse wieder gerade zu rücken, wurde aber sofort ein weiteres Mal von beiden Freunden energisch daran gehindert.
 

„Himmel, Herrgott noch mal - Charlie! Jetzt ist es aber genug! Du bist von einer Natter gebissen worden, deren Gift eigentlich tödlich ist! Dass du überhaupt noch lebst, hast du nur deinem Blutsbruder zu verdanken, dessen Wissen um sämtliche Heilpflanzen und ihrer Wirkungen dafür gesorgt hat, dass wir hier ein Kraut gefunden haben, welches das Gift weitestgehend neutralisieren konnte! Aber das wird nur weiter seine Wirkung entfalten können, wenn du dich in der nächsten Zeit absolut ruhig verhältst – und das heißt: Liegenbleiben! Hörst du?“

„Ja – aber ich fühle mich doch schon viel...“, versuchte ich einzuwenden, wurde aber nochmals unterbrochen:

„Himmel, Charlie, nun versteh doch endlich! Das liegt doch nur an Winnetous Wunderpflanze! Nur – hier im Tal wächst davon nichts mehr, wir haben schon alles abgesucht, und wir brauchen davon noch einiges mehr, um das Gift endgültig aufzulösen, sonst könnte es doch noch lebensbedrohlich für dich werden! Wir werden wohl gleich Lihà-ka'pan aussenden, um außerhalb der Festung nach dieser Pflanze zu suchen – und bis er diese gefunden hat, bleibst du liegen!“
 

Den letzten Satz sprach der Doktor so dermaßen laut und energisch aus, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. Als ich dann noch einen Blick auf das Gesicht meines geliebten Freundes warf, der mich mit seinen wundervollen Augen regelrecht bittend ansah, da konnte ich gar nicht mehr anders, als den beiden zu gehorchen.

Winnetou seufzte erleichtert auf, als er sah, dass ich mich endlich fügte, setzte sich dann neben mich und ergriff meine Hand. Ich lächelte ihm aufmunternd zu, als mir mit einem Mal etwas einfiel.

„Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?“ fragte ich ihn leise.
 

„Lihà-ka'pan war gerade in deiner Nähe unten im Talboden, da er die Pferde versorgt hatte. Er bemerkte einige fallende Steine, sah nach oben und bekam gerade noch mit, wie mein Bruder mehrere Meter in die Tiefe fiel. Du...“ Hier stockte mein Freund etwas, und ich konnte ihm noch nachträglich ansehen, was für einen fürchterlichen Schrecken ihm mein Unfall eingejagt haben musste.

„Mein lieber Bruder hat unglaubliches Glück gehabt, dass ihn allein schon der tiefe Fall nicht das Leben gekostet hat! Und auch sonst sind glücklicherweise nur einige Prellungen zurückgeblieben, so dass du, sobald wir erneut im Besitz der Heilpflanze sind, schnell wieder auf den Beinen sein wirst!“

Ich drückte meinem Freund die Hand und strich ihm gleichzeitig einige Haarsträhnen aus seinem Gesicht, um ihn besser ansehen zu können.

Allerdings war in mir bei seinen Worten das Gefühl hoch gekrochen, dass hier irgend etwas nicht ganz stimmen konnte – und richtig, da hatte ich es schon! Mit einem lauernden Ausdruck in der Stimme überlegte ich darum laut:
 

„Hm – ich bin also recht tief gefallen, richtig?“ Aus den Augenwinkeln konnte ich ersehen, dass Walter sich mit einem Mal schnell erhob und auf den Ausgang der Höhle zueilte.

„Ja, es hatte schon eine gefährliche Tiefe“, antwortete mein Freund.

„Seltsam...“, begann ich daraufhin zu sinnieren. „Ich verspüre aber überhaupt keine Schmerzen – im Gegenteil, ich fühle mich sogar äußerst wohl....Hast du da etwas nachgeholfen?“, rief ich Hendrick mit einer zuletzt lauter werdenden Stimme hinterher.

„Ähm...“, kam aber nur von ihm, und schon war er draußen. Winnetou hingegen schien um eine Antwort keinesfalls verlegen zu sein.

„Unser Doktor hat natürlich etwas nachgeholfen – genauso wie er es gegen meinen Willen bei Winnetou getan hat!“, sagte er schlicht.
 

Bei diesen Worten zuckte ich doch etwas erschrocken zusammen, denn damit hatte ich nun mal gar nicht gerechnet.

„Du weißt davon?“, frage ich ihn darum auch sichtlich verdutzt. Winnetous Antwort bestand aus einem leisen Lächeln, und dann sagte er:

„Glaubt mein Bruder wirklich, der Häuptling der Apatschen würde es nicht bemerken, wenn ihm Substanzen zugeführt werden, die nicht lebensnotwendig sind?“

Etwas beschämt senkte ich den Kopf.

„Du hast doch hoffentlich nicht Hendrick dafür die Schuld gegeben, oder? Ich habe das nämlich genauso wie er gutgeheißen – du hättest garantiert niemals zugegeben, dass du unter starken Schmerzen leidest, du hättest sie unterdrückt und überspielt, nur um uns ja nicht merken zu lassen, wie schlecht es dir geht. Der Doktor war sich daher sicher: das alles hätte deinem Körper viel zu viel Kraft gekostet, Kraft, die dieser aber dringend benötigte, um dir überhaupt das Leben erhalten zu können! Außerdem...“
 

Ich wurde von Winnetou unterbrochen, der mit einer liebevollen Geste seinen Finger fast schon zärtlich auf meinen Mund legte und leicht den Kopf schüttelte.

„Mein Bruder mag nicht mehr davon sprechen! Winnetou weiß doch genau, dass seine Brüder nur das Beste für ihn im Sinn hatten – er würde ihnen niemals deswegen zürnen!“

Ich hob meine Hand, strich ihm vorsichtig die Haare zur Seite und umfasste zärtlich seinen Nacken, während ich meinem Freund wie hypnotisiert in die Augen sah. Wie von selbst zog ihn meine Hand auf ganz sanfte Weise weiter zu mir herunter, während ich, mich immer noch entschuldigend, leise murmelte:

„Ich hätte es einfach nicht mehr ertragen können, dich auch nur noch eine einzige Minute weiter leiden zu sehen....Du musstest schon so viel aushalten – und das alles hat mir in der Seele weh getan!“
 

Die Antwort blieb mein Freund mir schuldig – statt dessen beugte er sich noch weiter zu mir hinunter, nahm mein Gesicht in seine feingliedrigen Hände und drückte mir einen zarten Kuss auf die Lippen, während seine Augen mich in einer Weise anlächelten, dir mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte und seine ganze wunderbare Liebe zu mir offenbarten.
 

Nun aber hörten wir schnelle Schritte draußen vor der Kammer, die sich uns rasch näherten, und sofort setzte sich Winnetou wieder aufrecht hin. Das Fell, welches den Eingang bedeckte, wurde langsam beiseite geschoben, und dann lugte vorsichtig ein Kopf herein, den ich als George Butterfield erkannte, dem jungen Mann, der sich vor kurzem so überaus mutig mit dem Grizzly angelegt hatte. Er war völlig außer Atem.

Als er uns im Halbdunkeln erkannte, nahm seine Miene sofort einen regelrecht ehrfürchtigen Ausdruck an. Er sah sich suchend um, wollte offenbar mit dem Doktor sprechen, und als er diesen nicht entdecken konnte, war er im Begriff, sich schnell wieder zurückziehen, doch ich kam ihm zuvor.

„Mr. Butterfield – kann ich Euch irgendwie helfen?“
 

Der junge Goldsucher wirkte schon fast überrascht, von mir angesprochen zu werden. Er druckste einige Male herum und stammelte dann:

„Es tut mir leid – ich wollte Euch wirklich nicht stören...“

Ich unterbrach ihn aber sogleich und forderte ihn auf:

„Jetzt kommt doch erst einmal herein und dann sagt Ihr uns, was Euch zu uns führt!“

George Butterfield folgte zwar sofort meiner Aufforderung, blieb aber trotzdem in einem gehörigen Abstand vor uns stehen und bedachte uns mit respektvollen Blicken. Erst als ich ihm noch einmal aufmunternd zunickte, fasste er sich endlich ein Herz und begann zu reden:
 

„Mr. Shatterhand – geht es Euch wieder besser? Wir hatten alle einen solchen Schrecken bekommen, als wir Euch da liegen sahen, und...“

„Es ist gut, junger Freund, macht Euch keine Sorgen!“, unterbrach ich ihn schnell, bevor er sich in einem endlosen Monolog über meinen Gesundheitszustand verlieren konnte.

George besann sich dann auch wieder auf den eigentlichen Grund, weshalb er hergekommen war und erklärte:

„Ich suche eigentlich den Doktor... Aber tatsächlich bin ich wegen Euch hier – wir haben nämlich das gefunden, was Ihr sucht... ich meine, was Ihr jetzt dringend braucht...“

Ich wurde in keinster Weise schlau aus dem Gestammel des jungen Mannes, der jetzt unterbrochen wurde, weil in diesem Moment ein recht aufgebrachter Doktor den Raum betrat und sofort lospolterte:
 

„Was macht Ihr denn hier? Seid Ihr von Sinnen? Ich habe doch ausdrücklich gesagt, dass Mr. Shatterhand absolute Ruhe braucht! Jetzt macht aber mal schnell, dass Ihr hier rauskommt – das ist doch wohl einfach nicht zu fassen!“

Kleinlaut zog George Butterfield seinen Kopf ein, blieb aber ganz tapfer auf seiner Position stehen und hielt statt einer Antwort dem Doktor ein Pflanzenbündel entgegen, welches für mich auf den ersten Blick wie Unkraut aussah, bei Winnetou aber eine völlig unerwartete und heftige Reaktion auslöste.
 

Er sprang auf, war mit zwei Schritten bei dem jungen Mann, riss ihm die grünen Blätter aus der Hand und betrachtete sie einen Augenblick lang regelrecht fassungslos. Dann sah er hoch, starrte George mit einem völlig erstaunten Blick ins Gesicht, sah zu mir, dann zu Walter und wieder zurück zu dem jungen Butterfield, der mittlerweile vor Stolz fast zu platzen schien.

„Wo habt Ihr das gefunden?“, stieß Winnetou in mühsam unterdrückter Aufregung hervor, fast schon außer Atem aufgrund der ungewohnten Anstrengung.

Ich hatte mich mittlerweile etwas aufgerichtet und betrachtete den Freund besorgt, denn so eine ungestüme Reaktion kannte ich überhaupt nicht von ihm; außerdem war ich mir sicher, dass ihm diese Aufregung derzeit nur schaden konnte.
 

Auch Hendrick schien sich gerade mit dem gleichen Gedanken zu befassen, denn er nahm jetzt Winnetou das Pflanzenbündel mit einer energischen Bewegung aus der Hand, legte ihm eine Hand in den Rücken und versuchte ihn sanft, aber bestimmt zurück zu unserem Lager zu drängen.

Der Apatsche aber war noch nicht zu beruhigen; ein weiteres Mal fragte er in einem eindringlichen Ton:

„Woher hat mein junger weißer Bruder diese Pflanzen?“

„Äh....“, begann der Angesprochene wieder herumzudrucksen. „Na ja...wir haben halt intensiv alles abgesucht, mussten dafür auch etwas weiter laufen – ist es denn die richtige Pflanze?“

„Sie ist es!“, bestätigte mein Freund, und in diesem Moment wies sein Gesicht einen Ausdruck der unglaublichen Erleichterung auf, welche sich auch in dem tiefen Atemzug zeigte, den er jetzt tat, als er sich zu mir umdrehte.

„Der große Geist hat unserem jungen Bruder beigestanden – er hat ihm tatsächlich die Heilpflanze in die Hände gegeben, die Old Shatterhand endgültig von dem tödlichen Schlangengift befreien wird!“

Mein Freund war bei diesen Worten an meine Seite zurückgekehrt, ohne dass der Doktor ihn noch dazu auffordern musste, kniete jetzt neben mir nieder, nahm meine Hände in seine und drückte sie voller Freude an seine Brust.

Das ganze Ausmaß seiner Ängste und Sorgen, die er in den letzten Stunden wegen mir hatte durchleiden müssen, kam nun hier zum Vorschein - seine Hände zitterten sogar ein wenig; dabei wirkte er fast schon selig vor Glück, mein Leben nun nicht mehr in Gefahr zu wissen.
 

Ich erwiderte innig den Druck seiner Hände und wandte mich dann lächelnd an den jungen Butterfield, der äußerst gespannt die ganze Szene beobachtet hatte und nun wie ein Honigkuchenpferd übers ganze Gesicht strahlte.

„Na, da kann ich mich ja nur recht herzlich bei Euch bedanken, junger Freund! Damit erweist Ihr mir einen solch großen Dienst, den kann ich doch gar nicht mehr wieder gut machen!“

George schien bei meinem Lob förmlich in die Höhe zu wachsen, so stolz machte es ihn, und er antwortete begeistert:

„Himmel – da bin ich aber froh, dass es uns gelungen ist, Euch auch einmal etwas Gutes zu tun! Und kommt ja nicht auf die Idee, Euch noch einmal zu bedanken, geschweige denn, etwas gut machen zu müssen! Was Ihr beide für unsere Familie getan habt, das kann man in hundert Leben nicht wieder aufwiegen!“ Er war sichtlich glücklich über die Tatsache, dass es der Familie endlich mal gelungen war, uns nicht in Schwierigkeiten zu bringen, sondern sich tatsächlich einmal richtig nützlich zu machen.
 

„Das habt Ihr wirklich hervorragend hinbekommen – aber jetzt muss ich Euch trotzdem inständig bitten, uns zu verlassen, da unsere beiden Patienten endlich wieder der Ruhe bedürfen!“, forderte der Doktor den jungen Mann nun aber eindringlich auf, und dieser kam der Aufforderung auch sofort nach und verließ mit einem kurzen Gruß, dabei fast schon fröhlich hüpfend, den Raum.

„Bitte, richtet Euren Familienmitgliedern ebenfalls meinen herzlichsten Dank aus!“, rief ich ihm noch hinterher, was er mit einem bestätigendem Winken quittierte.

Wir hörten ihn noch eine kleine Weile beschwingt vor sich hinsummen, während er die grob in die Felsen eingehauenen Stufen hinunter zum Lagerplatz lief, und wechselten alle drei belustigte Blicke.

Hätte ich geahnt, was diese Unglücksraben gleichzeitig wieder angerichtet hatten – ich wäre niemals so ruhig liegengeblieben!
 

Winnetou hatte mein Lager nun verlassen und bereitete schon in der hinteren Ecke des Raumes alles vor, um aus den Heilkräutern einen Trank zu brauen, der dem Gift der Schlange endgültig den Garaus machen sollte. Hendrick wollte ihn dabei unterstützen, wurde aber von meinem Freund abgewiesen, der diese Verantwortung niemand anderem übertragen wollte.

Walter blieb allerdings wie festgewachsen in der Nähe stehen und passte währenddessen auf wie ein Schießhund, dass sich Winnetou nicht zu lange damit aufhielt und sich nicht überanstrengte.

Als das Gebräu fertig war, setzte sich mein Freund zu mir und wies mich an, das heiße Getränk in kleinen Schlucken zu mir zu nehmen; er achtete darauf, dass ich auch ja alles austrank, und ich fühlte mich wie ein Küken, welches von der überfürsorglichen Glucke bemuttert wird. Aber da ich ja wusste, wie viel Angst er um mich ausgestanden hatte, tat ich natürlich auch alles, was er von mir verlangte, um ihn zu beruhigen.
 

Mittlerweile war der Abend angebrochen. Da Winnetou ja immer noch nicht wusste, welche Gefahr uns durch die zurückgekehrten Kiowas drohte – dachte ich zumindest – wollte ich vor ihm nicht mit den anderen fünf Männern, die für den Schutz der Festung sorgten, über die notwendigen Wachmaßnahmen sprechen. Aufstehen lassen wollten mich die Freunde aber auch noch nicht, also bat ich Walter, er möge doch bitte mit den Gefährten die Aufstellung der Wachen besprechen und mich anschließend über alles informieren.

Hendrick wusste glücklicherweise sofort, was ich damit eigentlich meinte. Also eilte er schnell hinaus, um die Männer über meinen noch weiterhin andauernden Ausfall in Kenntnis zu setzen und einen der Apatschen darum zu bitten, meinen abendlichen Rundgang über die Felsenhöhen rund um das Tal zu übernehmen. Außerdem ließ er sich darüber informieren, ob die anderen Kundschaftergänge irgendwelche Neuigkeiten ergeben hatten, was aber offenbar nicht der Fall war, wie er mir mit Hilfe seines hochgereckten Daumens schnell mitteilte, als Winnetou einmal nicht zu uns hinsah. Ich konnte also davon ausgehen, dass die Kiowas den Eingang unserer Festung immer noch nicht entdeckt hatten, und hoffte, dass uns zumindest noch eine ruhige Nacht bevor stand. Die Chance, dass unsere Leute zurückkehrten, bevor die Feinde uns angriffen, stieg von Stunde zu Stunde, und so hatte ich große Hoffnung, dass alles doch noch gut ausgehen würde.
 

Nachdem Winnetou nochmals den Schlangenbiss an meinem Knöchel neu verbunden hatte, bat ich ihn, sich jetzt doch endlich wieder hinzulegen. Die ungewohnte Anstrengung des heutigen Tages war ihm nämlich inzwischen anzusehen – der schöne Bronzeton seiner Haut wirkte um einige Nuancen blasser, und seine ganze Haltung drückte nun eine gewisse Erschöpfung aus, die auch dem Doktor aufgefallen war. Auch er bestand jetzt darauf, dass sich mein Freund zur Ruhe legte, und als dieser der Aufforderung gleich darauf ohne Widerrede nachkam, wusste ich, dass es wirklich höchste Zeit wurde.

Walter unterzog ihn dann auch sofort einer gründlichen Untersuchung, die offenbar nicht ganz zu seiner Zufriedenheit ausfiel, denn jetzt bereitete er einen Tee mitsamt einem Medikament zu, den dieses Mal mein Freund zügig austrinken musste. Anschließend brachte er uns beiden noch ein schmackhaftes Abendmahl und achtete sorgsam darauf, dass wir auch ja genug davon aßen.

Mit einem strengen „Und ihr beiden bleibt jetzt hier liegen – mindestens bis morgen früh!“ verabschiedete sich unser Doktor schließlich und zog sich zur Nachtruhe zurück.
 

Kaum war er draußen, zog ich meinen Freund schon fest in meine Arme und hielt ihn eng an mich gedrückt. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter, so dass meine Lippen sein wundervolles Haar berühren konnten, und ich konnte spüren, wie sich in ihm ein Zustand der seligen Entspannung ausbreitete, denn mir ging es genauso.

Kurz bevor er einschlief, flüsterte ich ihm noch zu:

„Mein lieber Bruder – ich bitte dich, und das wirklich von ganzem Herzen, dass du dich weiterhin schonst und so etwas wie heute Nachmittag nicht mehr wiederholst, zumindest nicht in naher Zukunft, ja? Ich weiß, dass du heute große Ängste um mich ausgestanden hast, aber genau so geht es mir auch mit dir, und das schon seit Tagen! Auch wenn du dich wieder stark und wohl fühlst – du bist es noch nicht, und wie schnell kann ein Leben plötzlich vorbei sein? Bitte, halte dich noch ein wenig zurück – tu es für mich, ja?“

Anstelle einer Antwort sah ich ihn leise nicken, anschließend drückte er mir fest die Hand – und Sekunden später war er schon eingeschlafen.

Dass er mir zum ersten Mal eine Bitte nicht erfüllen würde, nicht erfüllen konnte – das war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar, das konnte ich einfach nicht wissen.
 

Mitten in der Nacht erwachte ich von einer ruckartigen Bewegung meines Freundes. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich im Halbdunkeln, dass er kerzengerade auf unserem Lager saß und angestrengt nach draußen lauschte.

Sofort saß ich neben ihm und sah ihn fragend an, während ich mich bemühte, etwas von dem zu erhaschen, was er erlauschen konnte, vernahm aber natürlich nicht das kleinste Geräusch.

Einige Sekunden vergingen, und dann sprang mein Freund mit einem Mal aus dem Bett. Bevor ich in irgendeiner Weise protestieren konnte, legte er mit einer beschwörenden Geste seinen Finger auf den Mund und warnte mich flüsternd, nein, fast schon hauchend:

„Mein Bruder – wir werden angegriffen! Winnetou hört weiter entfernt kleine Steinchen vom Abhang herunterstürzen – die Kiowas kommen!“
 

Völlig entsetzt starrte ich ihn an. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Gerade jetzt, wo Winnetou und ich uns in einem so desolaten Zustand befanden! Und woher wusste Winnetou eigentlich, dass es die Kiowas waren, die uns angriffen?

Ich saß immer noch wie erstarrt auf dem Bett, als mein Freund sich schon vollständig angekleidet hatte und gerade dabei war, seine Silberbüchse zu überprüfen und zu laden. Erst in diesem Moment gewann ich meine Fassung wieder und war dann auch sofort an seiner Seite.

„Wie kommst du gerade auf die Kiowas?“ Das war das erste, was ich herausbrachte, obwohl doch eigentlich andere Dinge viel wichtiger waren!

„Die sind doch mit Thomson vor zwei Tagen aufgebrochen...“
 

Weiter kam ich nicht, denn jetzt wurde ich von Winnetou mit einem fast schon spöttischem Schnauben unterbrochen.

„Glaubt mein Bruder wirklich, Winnetou wüsste nicht, dass dieser weiße Kojote uns nur täuschen wollte? Meinst du etwa, ich hätte nicht bemerkt, dass du die vielen Rundgänge nur unternahmst, weil du wusstest, dass die Kiowas in der Nähe waren und unermüdlich nach dem Eingang der Festung suchten?“

Wie festgewachsen stand ich vor ihm, unfähig, mich zu rühren. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst! Wie hatte ich auch nur eine einzige Minute lang glauben können, ich würde meinen Blutsbruder in solch wichtigen, ja, sogar überlebenswichtigen Dingen täuschen können? Stumm vor Schreck konnte ich über meine eigene Dummheit nur noch den Kopf schütteln. Dann sah ich meinen geliebten Freund bittend an:
 

„Es tut mir leid, mein Bruder, bitte verzeih mir! Ich wollte dich nicht beschwindeln, aber ich glaubte wirklich, dass es besser für dich...“

Wieder unterbrach er mich, dieses Mal aber auf eine deutlich sanftere Weise. Mein Gesicht in seine beiden Hände nehmend, küsste er mich auf die Stirn und sagte leise:

„Winnetou würde dir alles verzeihen – und mein Bruder darf sich jetzt auch keine Vorwürfe machen, denn vielleicht hätte Winnetou im umgekehrten Fall ebenso gehandelt! Du wolltest mich nur schützen, und dafür danke ich dir!“

Mir wurde die Kehle eng, nicht nur wegen seines unglaublichen Großmutes, sondern auch, weil mir nun mit überwältigender Klarheit bewusst wurde: Jetzt konnte ich ihn nicht mehr schonen, ihn nicht mehr schützen – alle Überlegungen, wie wir meinen Freund von den Kämpfen fernhalten könnten, waren mit einem Male hinfällig - jetzt würden wir in ein Gefecht auf Leben und Tod verwickelt werden, und wer wusste schon, ob wir beide dieses überhaupt überleben würden!

Daher zog ich meinen geliebten Freund noch einmal ganz fest in meine Arme und flüsterte ihm zu:
 

„Nur der Herrgott weiß, wie diese Nacht ausgehen wird, mein Bruder! Ich liebe dich, und ich werde um dein Leben kämpfen bis zum Umfallen, und wenn es mich auch mein eigenes kostet – doch eines schwöre ich dir, hier und jetzt, und du weißt, ich schwöre sonst nie: Sollte es dazu kommen, dass du abermals in die Gefangenschaft von diesem Sadisten namens Thomson gerätst, und sollte es mir dann noch möglich sein – dann werde ich dich eigenhändig erschießen, um dich nicht noch einmal einer solch bestialischen Folter ausgesetzt sehen zu müssen, wie sie während unserer Gefangenschaft schon ihren Anfang genommen hatte!“

Mir war es blutiger Ernst mit diesen Worten, denn noch einmal, das wusste ich, würde ich es nicht mehr ertragen können, meinen Geliebten so leiden zu sehen!

Winnetou packte mich fest bei den Schultern, schob mich ein wenig zurück, so dass er mir in die Augen sehen konnte, und ich sah in seine, die erfüllt waren mit seiner Liebe zu mir, die aber gleichzeitig solch eine immense kämpferische Stärke und einen unbeugsamen eisernen Willen zum Siegen ausstrahlten, dass sie mich sofort mit unendlichem Mut und einer unglaublichen Zuversicht erfüllten.

Er strich mir mit seinem Handrücken leicht über meine Wange und flüsterte:
 

„Auch Winnetou schwört dir, mein Bruder, dass er im umgekehrten Falle genauso an dir handeln wird! Winnetou liebt dich viel mehr als sein eigenes Leben! Und jetzt lass uns kämpfen, damit wir diese räudigen Hunde endlich und ein für alle Mal dem Erdboden gleichmachen können! Howgh!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2015-12-20T12:58:35+00:00 20.12.2015 13:58
Das darf jetzt wohl nicht wahr sein, das die Kiowas gerade jetzt angreifen wo die beiden ihre ruhe brauchen.
Aber ich denke das es die Butterfields waren die die Kiowas ins Tal geleiteten bei ihrer suche nach der Pflanze für das Gegengift. Winnetou und Shatterhand werden hier ein weiteres mal geprüft. Hoffe das alles gut geht.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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