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Beyond the Soul

The Truth Within
von

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Aura

Einige Tage vergingen, doch noch immer tappte Aram im Dunkeln. Es gab nicht die kleinste körperliche Veränderung oder Abweichung von der Norm, nur diese Energie, die noch immer fröhlich in ihrem Reagenzglas vor sich hin wirbelte. Es war schier unmöglich, Informationen darüber zu finden, denn in keinem der unzähligen Bücher der Universitätsbibliothek, stand auch nur mit einem Wort ein ähnlicher Fall beschrieben. Frustriert ließ er sich auf sein Bett im Wohnheim nieder und starrte an die Decke.

„Ich geb‘s auf.“

Doch noch während er dies dachte, schüttelte er sich den Satz auch schon wieder aus dem Kopf. Sein Ehrgeiz würde es ihm sowieso niemals erlauben aufzugeben, daher überlegte er lieber, was er als nächstes versuchen könnte. Mittlerweile waren ihm jedoch sämtliche Tests ausgegangen und auch die Proben neigten sich langsam dem Ende. Nur von der Energie selbst fehlte noch kein kleines bisschen, da sie zwar zu spüren war, greifen konnte man sie jedoch nicht und alle Untersuchungen, die man mit der Kraft in einem Glas durchführen konnte, waren bisher ergebnislos.

„Ich muss es wohl mal auf einem anderen Weg versuchen.“

Mit diesen Gedanken hievte er sich etwas schwerfällig auf und zog den Mantel, der am Garderobenständer hing, über. Er packte seinen Schlüssel und war auch schon zur Tür hinaus, die er sorgfältig hinter sich verschloss, bevor er die Treppe hinunter eilte. Draußen angekommen fröstelte er erst einmal und klappte den Kragen des Mantels nach oben, um sich, zumindest dieses kleine Stück weiter, vor dem peitschenden Wind zu schützen. Die Hände in den Taschen, die Schultern wärmend hochgezogen, stapfte er durch die Straßen, auf der Suche nach Anhaltspunkten. Zwar waren Bibliotheken noch immer sein Hauptziel, doch interessierte er sich diesmal nicht für medizinische Fachlektüre, sondern für überlieferte Sagen, alte Geschichten, Übernatürliches und Mythisches. Auch wenn Aram alles andere als ein Gläubiger war, so konnte er dennoch nicht abstreiten, dass wenn es schon einmal einen Menschen mit diesen Fähigkeiten gegeben haben sollte, wäre dieser als etwas Okkultes verehrt oder geächtet worden. Nichtsdestotrotz wäre dies bestimmt aufgezeichnet worden und diese Aufzeichnungen galt es nun zu finden, ansonsten müsste sich der junge Mann mit einer Niederlage abfinden und seinem Freund gestehen, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, was mit ihm los war.
 

Langsam neigte sich die Sonne gen Westen und tauchte die Stadt in ein oranges Licht. Durchgefroren von Wind und Kälte, hauchte Aram sich in die Hände und stapfte mit gesenktem Kopf die Gassen entlang. Schon zum achten Mal seit heute Morgen, lief er an dem gleichen Café vorbei, welches nun doch seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einem tiefen Seufzen, gefolgt vom Knurren seines Magens, trat er ein und wurde sofort von der wohligen Wärme umarmt.

„Guten Abend.“

Die Begrüßung galt der jüngeren Frau hinter dem Tresen, die Aram herzlich willkommen hieß und in den Raum deutete.

„Nehmt doch Platz, junger Herr.“

Zwar gab es aufgrund der geringen Größe des Cafés nur wenige Tische, doch waren außer Aram nur noch zwei Männer mittleren Alters hier, die sich angeregt unterhielten und den neuen Gast scheinbar nicht einmal bemerkt hatten. Der junge Mann trat auf einen freien Tisch zu und warf seinen Mantel über die Stuhllehne, bevor er sich darauf niederließ. Die Frau kam lächelnd auf ihn zu und nahm seine Bestellung auf.

„Einen schwarzen Kaffee und ein Stück von diesem Kuchen, der auf dem Tresen steht, bitte.“

„Gerne doch.“

So verschwand sie für kurze Zeit hinter dem Tresen, bis sie wieder zu ihrem Gast schritt, in der einen Hand die Tasse, in der anderen einen Teller mit dem Kuchenstück.

„Guten Appetit wünsche ich.“

Sie stellte beides vor Aram, machte erneut kehrt und stellte sich wieder hinter den Ladentisch. Ihr mit den Augen folgend, nippte Aram an seinem Kaffee, stellte diesen jedoch schnell wieder zurück, nachdem die heiße Flüssigkeit seine Zunge verbrannte. Also widmete er sich erst einmal dem Kuchen, während das Getränk abkühlen konnte. Als er gemächlich, Gabel für Gabel in seinen Mund führte, konnte er das Gespräch der beiden Männer ein wenig mitverfolgen.

„Meinst du?“

„Ja, ich bin mir ganz sicher.“

„Das wäre dann aber schon der neunte, allein auf der Universität.“

„Wenn du mir nicht glaubst, überzeug‘ dich doch selbst. Auch wenn sie hier nicht so auffällig sind mit ihren Haar und Augenfarben, der Schein ist da. Und ich versichere dir, der Kerl ist ein Auranutzer.“

Beim letzten Wort schlug Aram die Augen weit auf.

„Aura… nutzer? Könnte es das…?“

Er warf den beiden Männern einen flüchtigen Blick zu, wandte sich dann aber schnell wieder seinem Snack zu, um nicht zu auffällig zu wirken. Die beiden unterhielten sich weiterhin, doch konnte Aram sich nicht mehr auf sie konzentrieren, sondern verlief sich schon wieder in seinen eigenen Gedanken. Mit erhöhtem Tempo aß er seinen Kuchen fertig und kippte sich den, noch immer etwas zu heißen, Kaffee in nur wenigen Schlucken hinunter. Kaum hatte er das getan, stand er auch schon auf und zog sich seinen Mantel über, während er zum Tresen schritt.

„Wollt Ihr etwa schon wieder aufbrechen?“

„Ja, tut mir leid. Ich hatte vergessen, dass ich für die morgige Vorlesung noch etwas vorbereiten muss.“

„Ah, ein Student. Dann wünsche ich Euch noch gutes Gelingen.“

Die Frau reichte ihm die Rechnung und nach kurzem Kramen, legte Aram ihr das Geld in die Hand.

„Vielen Dank. Der Rest ist für Euch.“

Damit machte er auch schon auf dem Absatz kehrt und trat aus der Tür hinaus.

„Hoffentlich war das nicht zu auffällig.“

Schnellen Schrittes lief er zurück auf den Campus. Als er ihn schließlich erreichte, war die Sonne schon vollständig untergegangen und das Mondlicht tauchte den Gebäudekomplex in ein fahles Licht.

„Verdammt, die Labore werden bestimmt schon geschlossen sein…“

Dennoch lief er zu deren Haupttor um ganz sicher sein zu können, doch dieses war, zu seinem Erstaunen, nur angelehnt und ließ sich ohne Probleme öffnen.

„Eigenartig… Aber ich will mich mal nicht beschweren.“

Er schloss das Tor hinter sich und eilte direkt zu seinem Arbeitsplatz. Dort angekommen schaltete er zu aller erst das Licht an, bevor er den Mantel auf einen Hocker warf und sich an seinen Platz setzte. Hastig fischte er die Proben aus der dritten Schublade des Tischs und zog sein Mikroskop zu sich, erst danach begann er darüber nachzudenken, was er nun machen wolle.

„Die Männer meinten doch so etwas, dass ihre Haar und Augenfarben nicht so deutlich sind, aber vorhanden… Tony hatte doch so einen Wirbel in den Augen, den ich sonst noch nie gesehen habe. Vielleicht ist es bei den Haaren ähnlich.“

Und schon öffnete er den Plastikbeutel mit den Haaren darin, schnitt von einem ein kleines Stück ab und legte es unter das Mikroskop. Als er hindurchblickte stockte ihm der Atem.

„Das kann nicht sein…“

Das komplette Haar, aber besonders im Querschnitt sichtbar, wurde von einer blauen Farbe durchzogen.

„Dasselbe blau wie in Tonys Augen und dieser Flamme… Nein, seiner Aura.“

Fasziniert und verwundert starrte er das Haar an und versuchte zu begreifen, dass sein Freund scheinbar kein normaler Mensch war, sondern etwas, das Auranutzer genannt wurde. Doch was hieß das für ihn? Für andere? Welche Fähigkeiten steckten in ihm? Und wer waren diese Männer, die anscheinend nach Menschen wie Tony suchten? Diese und viele weitere Fragen schwirrten in Arams Kopf umher und überschlugen sich hektisch, ohne auch nur zu einer Antwort zu finden.



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