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Yggdrasils Essenzen

Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul"
von

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Der Rat des Weltenbaumes

14. Kapitel – Der Rat des Weltenbaumes

 

 

 

Es war schon sehr spät abends als alle „Gäste“ eintrafen, die der Allvater zusätzlich  nach Asgard geladen hatte. Die Ereignisse, die sich in letzter Zeit abspielten, waren zu schlimm, als dass man das hätte ignorieren können. Odin war zu dieser späten Stunde noch auf, er ging in seinem großen Arbeitszimmer auf und ab, in diverse Berichte bezüglich des Angriffes auf Vanaheim, Elriens Entführung und die der Frauen auf der Erde. Vor Stunden waren Thors und Lokis Erzählungen zu der gewaltsamen, unfreiwilligen Mitnahme von seiner Schwägerin und deren bester Freundin mit der lockeren Zunge hinzugekommen. Irgendetwas Furchtbares bahnte sich da an und er musste Klarheit in dieses aufziehende Dunkel bringen, sonst würde es ihm noch über den Kopf wachsen, wie damals mit der Erde. Denn wenn er ehrlich zu sich war… er hatte versagt!

>Ein toller Allvater bin ich…<, dachte er betrübt. Im Grunde las er die auf festes, pergamentartiges Papier geschriebenen Sätze nicht einmal mehr, er starrte gedankenverloren vor sich hin. Ein harsch wirkendes Klopfen an der massiven Eichenholztür riss Odin aus seiner Art Trance. Er blickte hoch, wer könnte denn zu dieser späten Stunde noch wach sein?

„Ja, bitte?“, rief er, darum bemüht, seine Stimme fest klingen zu lassen.

Rhyador stand in der Schwelle, eine Karaffe roten Wein in der Hand.

„Ich wusste, dass du keinen Schlaf finden wirst, mein Freund!“, war seine Begrüßung und der Hauch von Tadel war nicht zu überhören. Odin seufzte amüsiert und trat schließlich zur Seite, damit sein bester Freund und Berater eintreten konnte.

„Im Bezug auf mich gibt es auch herzlich wenig, das du nicht weißt!“, sagte der Allvater dann, als sich die beiden alten Krieger an einer kleinen Sitzecke im hinteren Teil des Raumes niedergelassen hatten.

„Also Odin…“, begann Rhyador und schenkte seinem König zuerst ein. „…was bedrückt den König Asgards!“

„Nichts!“, versuchte Odin abzulenken und nahm einen großen Schluck des schweren Weines. „Alles!“, gestand er nach ein paar grüblerischen Sekunden.

„Oh, das schränkt die Sache natürlich ein!“, neckte sein Berater und trank ebenfalls von dem mitgebrachten Getränk. Der Wein hatte einen fruchtigen Geschmack, doch die zarte würzige Note wirkte leicht berauschend. Die asischen Weine hatten es in sich!

„Hm… der ist echt gut!“, meinte Odin nachdem er schon fast sein ganzes Glas geleert hatte.

„Allerdings! Den hab ich in der tiefsten Ecke von Tyrs Weinkeller gefunden. Ich glaub den hat er sogar selbst gekeltert…als er das noch gemacht hat… so vor fünfhundert Jahren!“

Es folgte einvernehmliche Stille, wie es bei zwei so guten Freunden sehr oft vorkam. Man brauchte keine großen Worte, um zu verstehen, was in dem jeweils anderen vor sich ging. Glas für Glas nahm der Inhalt der Karaffe ab, wenige Worte wurden gewechselt. Vorerst! Rhyador wusste nach jahrhundertelanger Freundschaft sehr gut, wie Odin auf Alkohol reagierte und auch, dass eine gewisse Menge –nicht allzu viel- die Zunge des Allvaters beachtlich lockerte.

„Also, um noch mal auf deine Sorgen zurückzukommen…“, begann der Krieger und sah Odin abwartend an. Dessen Mimik verriet deutlich, wie er mit sich haderte.

„Ich habe das Gefühl, dass… dass mir das ganze so langsam entgleitet. Die Herrschaft, alle Welten zu beschützen… ich habe was Midgard angeht ziemlich danebengegriffen und…“

„Du befürchtest, dass dir das Amt als König über den Kopf wächst?“

Resigniert nickte der Allvater und schwieg daraufhin. Rhyador seufzte und legte seine Hand auf Odins Unterarm, damit dieser ihn ansah.

„Hör zu, mein Freund: du bist ein großartiger König von Asgard. Das Volk hat dir so viel zu verdanken und wenn man die Ausfälle mit dem Fremden, der zwei Völker unseres Gefüges für sich gewonnen hat, mal außer Acht lässt, haben wir einige Zeit lang Frieden und Wohlstand gehabt!“

Das konnte Odin auch nicht aufmuntern, auch wenn sich sein Berater große Mühe gab.

„Es ehrt dich, dass du so eisern zu mir hältst, Rhyador mein treuer Freund, aber sehen wir den Tatsachen doch einmal ins Angesicht: ich bin alt! Thor hätte schon längst den Thron Asgards übernehmen sollen, doch er weigert sich. Stattdessen ehelichte er eine Sterbliche, die eines Tages aus seinem Leben scheiden wird. Mein Enkel ist zu jung um die Erbfolge anzutreten und Loki steht zur nächsten Wahl für den Posten des Rates auf der Liste, fällt demnach auch weg!“ Odin fuhr sich erschöpft mit der Hand über das mit einem Schlag sehr müde wirkende Gesicht. Für jemanden, der tagtäglich an seiner Seite weilte war es vielleicht nicht so deutlich zu sehen, doch nun schien er wirklich ziemlich alt und schwach. Dieser Schein verflog jedoch nach Sekunden und schon stand wieder ein würdevoller, stolzer König vor Rhyador, so dass dieser glaubte, er hätte es sich bloß eingebildet.

„Mein Freund, es wird trotzdem an der Zeit, sich zur Ruhe zu begeben. Oder willst du bei der morgigen Sitzung einschlafen?“, neckte ihn sein Berater mit einem frechen Grinsen.

„Hör auf mich zu bemuttern, das hat seit Jahrhunderten keiner getan und es ist auch nicht nötig!“, konterte er und bugsierte seinen besten Freund sachte aber nachdrücklich zu Tür. Rhyador konterte mit einem amüsierten Schnauben.

>Frigga würde widersprechen, wäre sie noch hier!<, dachte er sich bevor er mit einem letzten Lächeln und einem „Gute Nacht“ in seine Gemächer verschwand.

 

 

 

Zeitgefühl hatten die Frauen in Thanos Gefangenschaft schon längst nicht mehr! Mittlerweile war jede von ihnen mindestens ein Mal weggeholt worden, doch noch hielten sie stand. Nach jeder „Befragung“ wurden die Verletzungen notdürftig versorgt und ein Scan durchgeführt. Man wollte sie ja nicht töten, sie sollten Informationen preisgeben und als Druckmittel dienen. So war ihren Gastgebern auch Natashas Schwangerschaft aufgefallen und sie würde wohl auch seltener befragt werden. Das Geräusch der sich öffnenden Tür weckte ein paar von ihnen. Pepper schlug niedergeschlagen die Augen auf, Sif murmelte etwas in ihrer Muttersprache, das keiner verstand. Ohne ein Wort an die Gefangenen zu verschwenden, wurden Jane und Darcy von den Wänden gelöst und grob fortgezogen. Wieder hagelte es Schimpfworte von Darcy, die geflissentlich ignoriert wurden. Jane wollte im Grunde so wenig Ärger wie möglich machen, in der Hoffnung, Thor würde sie bald hier rausholen. Trotzdem hielt sie Augen und Ohren offen auf der Suche nach der ein oder anderen Fluchtmöglichkeit. Links, rechts, dritte Tür… Wenn sie diesen Weg noch ein paar Mal gehen würden, wäre Jane wohl im Stande, ihn sich einzuprägen. Einen Notausgang hatte sie schon entdeckt, sie würde den anderen bald davon erzählen, wenn sie sicher war.

„So, auf zur nächsten Runde!“, brummte die Nachtfackel und stieß sie in das Befragungszimmer, streng genommen Folterkammer. Thanos erwartete sie beide bereits. Jede Befragung nahm der Chitauriherrscher selbst vor, so misstrauisch war er mittlerweile geworden. Aber es machte ihn auch eine bestialische Freude den schwachen Menschenfrauen Schmerzen zuzufügen! Vor allem bei diesen beiden Weibsbildern! Sie waren die Gefährtinnen seiner beiden größten Widersacher. Bei der letzten Unterhaltung dieser Art hatte er sich den beiden bloß grob gewidmet, doch nun wollte er ein Zeichen setzen, auf dass seine beiden grässlichsten Gegner den Halt verlieren würden und er freie Bahn hatte.

„Guten Morgen, meine Lieben!“, säuselte Thanos, doch der Hohn schrie zwischen den Zeilen geradezu hervor.

„Wo waren wir beim letzten Mal? Ach ja…“, er holte seine Ansammlung an seltsamen Klingen heraus. „…ihr wolltet mir sagen, was ihr über Alfheims Essenz wisst!“

„Was sollten wir schon wissen!?“, schnappte Jane gleich und warf Thanos einen Blick zu, mit dem sie sonst Thor dazu brachte klein beizugeben. Ihr Gegenüber zeigte sich wenig beeindruckt von den Mut des Menschen und wählte geduldig sein nächstes Instrument aus.

„Eben!“, stimmte Darcy ihrer Freundin zu. „Wir sind Gäste in dieser Welt gewesen, wie sollten wir wissen, wo die Essenz ist?“

Thanos hob die Hand, wie um einem Gesprächspartner zu signalisieren, kurz innezuhalten und drehte sich mit einer sehr feinen Klinge in der Hand zu den Frauen um.

„Ihr seid gute Freundinnen der Königin. Sie vertraute mir erst gestern an, euch des Öfteren ins Vertrauen gezogen zu haben, warum nicht auch hierbei?“ Das war gelogen gewesen! Elrien hatte bei ihrem letzten Treffen mit Thanos kein Wort dieser Art verloren, er wusste es und zu seinem Pech wussten es Jane und Darcy ebenfalls. Die Frauen hatten sich abgesprochen, jedes Wort mit den anderen zu Teilen, damit keine Lügen gegen sich verwendet werden konnten. Außerdem hatten sie lose zusammenhängende, nichtssagende Phrasen ausgemacht, die sie sagen konnten, wenn die Schmerzen übermäßig stark wurden und sie glaubten es nicht zu schaffen.

„Gut, ihr stellt euch nach wie vor quer!“, stellte Thanos auf das folgende Schweigen fest. Er drückte einen Knopf an dem Tisch, auf dem seine Spielzeuge lagen und ein Fenster öffnete sich aus dem Nichts in der Luft. Noch war darin nichts zu sehen.

„Sehen wir mal, wie eure Gefährten reagieren, Loki ist doch wieder dein Geliebter, nicht wahr?“, er wandte sich an Darcy, hielt die Spitze seiner Klinge direkt über die Haut ihres Dekolletés, mit der ruhigen Hand wie sie nur Chirurgen oder Zeichner hatten.

„Weißt du eigentlich, dass er mich vor einiger Zeit bitter enttäuschte?“, er schlug einen ganz ruhigen Plauderton an, während Darcys Atem sich leicht beschleunigte, für Thanos aufgrund der Nähe zu ihr gut zu sehen.

„Du tust gut daran, Angst du haben! Ich werde ihn leiden lassen… und zwar durch dich. Bis er mich anfleht, deine Schmerzen auf sich nehmen zu dürfen. Oder es zeigt sich, dass du ihm nicht so wichtig bist, wie du denkst. Dasselbe gilt natürlich für diesen blonden Berserker, Thor! Also mit etwas Glück kommen wir heute in den Genuss von bettelnden Asen, schau bitte dahin, Schätzchen!“, sagte er und drehte Darcys Kopf grob zu dem schwebenden Fenster in der Luft. Das nächste was Darcy spürte war, als würde sie von ihrem Körper getrennt…

 

 

 

Odin erhob sich von seinem Stuhl, am Kopfende einer langen Tafel. Neben den Rat der Magier und ein paar Adligen waren auch Rhyador und seine geladenen Gäste anwesend: einige Elfen waren mit ihrem König da, die Erde hatte ihre Stimmen in diesem Rat durch Tony und Steve und Thor und Loki nahmen ebenfalls teil. Außerdem war Hogun zusammen mit einigen der seinen aus Vanaheim erschienen, darunter der junge Krieger, der mit Odin den Schwur besiegelt hatte.

Kurz hob der Allvater seinen Speer vom Boden um ihn kräftig wieder auf den Boden zu stoßen.

„Ich erkläre hiermit den Rat des Weltenbaumes für eröffnet!“

Angespannte Stille folgte auf die Ankündigung und Odin setzte sich wieder, seinem Berater mit einer Geste verdeutlichend fortzufahren. Rhyador wandte sich an die Menschen.

„Ihr habt das Wort, Tony!“

Etwas nervös erhob sich der Angesprochene, eine solche Situation war ihn stets unangenehm, auch wenn er ein Selbstbewusstsein so groß wie der australische Kontinent besaß. Aber so etwas ernstes und.. offizielles zehrte auch an seinen Nerven.

„Meine Herren…“, grüßte er die große Runde etwas angespannt. „… vor Kurzem begannen Dinge zu passieren, die wir uns schlichtweg nicht erklären können und die uns auf der Erde langsam über den Kopf wachsen. Wir haben das zivile Leben zwar wieder hergestellt, doch noch wie vor sind einige Aspekte vorhanden, die wir nicht ohne Hilfe auf die Reihe kriegen. Ein weiterer Angriff auf uns wäre einer davon. Hinzu kommt, dass sowohl zwei von unseren Leuten, als auch die von vielen von uns geschätzte Lady Sif erst unmittelbar vor unserer Reise hierher entführt wurden und wir Erstens: keine Ahnung wohin, obwohl wir ahnen von wem und zweitens: nicht glauben, dass wir allein im Stande sind sie wieder zu befreien!“ Der König nickte Tony mit besorgter Miene zu, woraufhin dieser sich wieder setzte.

„Schlimme Kunde bringst du da aus Midgard!“, sagte Aglaron schließlich, der für seinen König sprach, denn der König war seit Elriens Entführung kaum im Stande einen ordentlichen Satz zu sprechen. Wenn er denn etwas sagte, zierte Verbitterung jede Silbe.

„Uns wiederfuhr Ähnliches, letzte Nacht erst… wurde unsere geliebte Königin verschleppt! Erschwerend kommt hinzu, dass unsere sanftmütige Herrscherin nur wenige Tage vor der Niederkunft steht. In jedem Moment könnte sie ihr Kind zur Welt bringen und dann unter diesen Bedingungen in der Hand des Feindes…“, die Stimme des Elfen brach, als er von Trauer und Furcht um seine Regentin überrannt wurde. Aglaron schämte sich nicht für seinen tränenreichen Ausbruch und keinem im Saal kam es in den Sinn, ihn deshalb zu verurteilen. Jeder Elf verehrt die Königin wie eine Mutter und Geliebte gleichermaßen, wissend dass ihr Herz zu dem König gehörte. Ihr Verlust warf einen finsteren Schatten auf das gesamte Volk der Lichtelfen.

„So sind Jane und Darcy nicht als einzige entführt worden!“, stellte Thor nun mit gehobenen Brauen fest.

„Was, deine Frau und ihre kleine Knalltüte von bester Freundin, hat es auch erwischt? Nicht falsch verstehen, ich hab sie lieb!“, warf Tony ein und fügte das letzte hastig hinzu als Loki ihn einen missbilligenden Blick über Darcys Spitznamen zuwarf. Dieser wandte sich schließlich an die Versammelten:

„Jedem von uns wurde ein tiefer Schlag versetzt, entweder mit der Entführung von jemanden, der uns wichtig war oder, wie es in Vanaheim der Fall war, mit einem Blutbad, das seinesgleichen suchte“, stellte er fest und blickte ernst von einem zu anderen. „Unsere Gegner - ich brauche nicht zu erwähnen von wem hier die Rede ist, wir wissen es alle- haben damit zwei Hasen mit einem Schuss erlegt, uns ein Zeichen geschickt, dass sie wieder da sind und außerdem haben sie nun ein äußerst effektives Druckmittel gegen uns in der Hand!“, fasste Steve ihre Situation zusammen.

„Die Frage ist: was werden wir jetzt tun?“

„Gar nichts tun werdet ihr!“, rief da jemand am anderen Ende des Saals. Thanos selbst stand dort, doch seine Gestalt war irgendwie durchscheinend … und er war nicht allein.

„Jane!“

„Darcy!“

Thor und Loki sprangen gleichzeitig von ihren Stühlen auf, bereit Thanos in Stücke zu reißen, sollte den beiden in seiner Gewalt etwas geschehen.

„Still halten!“, drohte Thanos und hielt eine filigrane Klinge an Darcys Hals, direkt über die Schlagader. „Sonst ziert ihr Blut meinen schönen Fußboden! Also…“, Thanos Abbild sah erwartungsvoll in die versammelte Runde.

„Wir machen das ganze schön einfach und wenn ihr euch an die Regeln haltet, muss niemand sterben! Ihr habt zwei Möglichkeiten: entweder man teilt uns bis morgen Nacht die Aufenthaltsorte der Essenzen eurer Welten mit oder das nächste, was ihr von den Frauen seht, sind ihre Innereien die die Wände schmücken!“

Außer sich schmiss Thor seinen Stuhl nach dem Eindringling, doch das Möbelstück flog sauber durch ihn hindurch.

„Noch so eine Aktion und ich mache meine Drohung gleich wahr!“, knurrte der Chitauri Thor an, während sich nun auch Tony und Steve ruckartig erhoben, so hastig, dass ihre Stühle umfielen. Turdaer war schon weiter, er stand nur noch wenige Schritte von dem ungebetenen Gast entfernt. Die Wut über das, was seiner Frau Geschehen konnte, ließ ihn sehr anschaulich beweisen, dass auch die sanft-melodische Sprache der Lichtelfen durchaus ihre finster Seite hatte, denn er verfiel vor Zorn in seine Muttersprache:

Ich zerreiße dich, wenn du Elrien weiter quälen solltest!

Thanos hob lachend die Hand ans Ohr und verspottete den Elfenkönig.

„Was sagst du da, Elflein? Tut mir leid, aber ich verstehe deinen Singsang nicht, den du Sprache nennst! Solltest du aber zum Ausdruck gebracht haben, dass du mir keinen Glauben schenkst, erlaube mir eine Demonstration!“

Er packte Darcy am Hals und zog sie an seine Seite. Sie wehrte sich, versuchte mit den gefesselten Händen nach ihrem Peiniger zu schlagen, trat nach ihm und warf ihm einige unerhörte Dinge an den Kopf, doch dann packte er sie so fest, dass es ihr die Luft fast abschnürte und sie kaum noch Kraft hatte. Thanos setzte die Klinge an ihre Haut, direkt dort, wo Schulter in den Hals überging. Erst vollführte er einen geraden  Schnitt, während Darcy vor Schmerz zusammenzuckte, sich aber weigerte zu schreien um ihm den Triumpf darüber nicht zu gönnen. Es folgte ein weiterer Schnitt und schließlich noch zwei andere, immer im rechten Winkel zum vorherigen, so dass sich ein Viereck bildete.

„Hören Sie auf!“, schrie Jane aus dem Hintergrund wütend und machte Anstalten dazwischen zugehen, mit ihrem Zähnen, wenn es sein musste. Aus dem Nichts erschien jedoch ein Nachtfackel-Wächter –tatsächlich war der nur in das „Blickfeld“ des magischen Fensters getreten- und hielt sie davon ab.

„Still halten!“, grollte er und verpasste Thors Gemahlin eine derbe Ohrfeige, so dass sie nach Luft ringend zu Boden ging. Es folgte ein gellender Schrei, Darcy wand sich in Thanos Griff und tat alles Mögliche um von ihm wegzukommen. Der Grund wurde bald ersichtlich:

Für das was er tat auf morbide Art vorsichtig, hatte Thanos begonnen das kleine Stück Haut, das er umschnitten hatte, loszulösen. Loki fluchte innerlich, während er zusehen musste, wie man die Frau die er liebte, wie keine andere, vor seinen Augen quälte und ihm keine Chance blieb als machtlos zuzusehen. Thor knackte laut mit den Knochen und das „Das zahle ich dir tausendfach zurück“ konnte man deutlich in seinen Augen lesen.

Darcy hingegen spürte ein helles Brennen an der Stelle, wo Luft auf bisher von Haut bedeckte Teile ihres Körpers traf, da dort eigentlich keine Luft hinkommen dürfte. Blut lief ihr nur gering über die Schulter, so ordentlich –sofern man eine solche Tat als ordentlich bezeichnen konnte- hatte Thanos das durchgeführt. Noch immer schrie Darcy, bis das makabere Spiel letztendlich ein Ende hatte und der Chitauri sie abrupt losließ.

„Nur als kleiner Hinweis wie ernst es uns ist!“, sagte Thanos und deutete auf die von Haut befreite Stelle auf Darcys Körper.

„Arschloch!“, murmelte diese derweil als sich wider ihrem Willen kleine Tränen in ihren Augen sammelten. Jane, genauso  außer sich wie die unfreiwilligen Beobachter wurde losgelassen und eilte sogleich zu ihrer besten Freundin und sprach leise tröstend auf sie ein.

„Du bist ein Monster!“, fauchte Loki und warf Thanos einen Blick zu, als sei dieser ein widerlicher Parasit, den es zu entfernen galt. Darcys Schreie hallten noch immer in seinen Kopf und hatten ein Echo bis in sein Herz geworfen, wo es begann zu schmerzen, als habe er das eben gesehen durchlitten und innerlich wünschte er sich, er wäre an ihrer Stelle gewesen. Niemand würde seiner geliebten „Knalltüte“ dergleichen antun, ohne sein blutiges Rachegericht fürchten zu müssen. Er schwor sich in sich in diesem Moment, Thanos in Fetzen zu reißen, sollte er seiner habhaft werden.

Und das würde er!

„Sei nicht so schnell mit deiner Verächtlichkeit bei der Hand, Eisriesenbastard! Oder wollen wir mal über deine Vergangenheit sprechen? Das Blut an deinen Händen? Blut unschuldiger Menschen!“, foppte Thanos süffisant und spielte mit dem Messer in seiner Hand, als sei es lediglich ein Bleistift.

„Eisriesenbastard? Süßer, wir haben ihn schon schlimmer betitelt und wir sind seine Freunde!“, warf Tony ein, als er endlich den Schock über das eben gesehene überwand und seine Stimme wiedergefunden hatte.

„Aber wo wir gerade so schön im Gespräch sind…“, schaltete sich Thor in das Gespräch ein. „Lass. Sie. Frei. … Alle!!!“, das letzte konnte man fast schon als Knurren bezeichnen und Loki fühlte sich für einen Sekundenbruchteil an Fenrir erinnert, der auf der Erde auf ihn wartete. Thanos hingegen schüttelte sich vor Lachen.

„Wirklich, du grobschlächtiger Barbar? Du drohst mir? MIR?! Haha…köstlich…also, damit wir uns richtig verstehen. Die Essenzen gegen das Leben der Frauen. In zwei Tagen! Solltet ihr irgendwelche halsbrecherischen Rettungsaktionen planen, werden sie getötet und zwar sofort! Einen schönen Tag noch, die Herren!“ Thanos verschwand, genauso wie Jane die die zitternde Darcy an den Händen gehalten hatte, genauso abrupt wie sie aufgetaucht waren.

Kaum waren sie fort, brach eine heftige Diskussion unter den Anwesenden aus, deren lautsärke schnell anschwoll.

„Wir müssen sie da rausholen, sofort!“, rief Thor unmittelbar, nach Thanos verschwinden und legte Mjöllnir demonstrativ auf den Tisch.

„Hast du denn nicht zugehört?! Wenn wir dergleichen unternehmen, sind sie tot!“, konterte Steve und schlug mit seiner bloßen Faust nicht minder lautstark auf das hölzerne Möbelstück, das unter Mjöllnir leise knackte.

„Nur, wenn wir mit einem großen Leuchtschuld kommen, wo draufsteht >Hier sind wir und wollen die Geiseln befreien!<“, warf Tony ein und fand damit Lokis Zustimmung:

„Wenn wir geschickt und ausreichend getarnt vorgehen, könnte es gelingen. Die Betonung liegt hierbei auf der Tarnung!“, er warf Thor einen vielsagenden Blick zu. Der verdrehte bloß die Augen gen Himmel. Nun erhob sich Odin wieder von seinem Platz.

„Ruhe!“, forderte er und hatte nicht einmal die Stimme gehoben, doch irgendwie brachte dieses eine Wort alle zum Schweigen.

„Ich persönlich…“, begann er leise zu sprechen. „… bin gegen einen Plan zur eigenmächtigen Rettung. Es stellt ein zu großes Risiko dar und am Ende sind die Frauen womöglich tot. Natürlich können wir die Essenzen nicht preisgeben und es ist auch nicht davon auszugehen, dass sie Wort halten und die Geiseln freilassen. Der Rat wird heute Abend noch einmal zusammentreffen und bis dahin rate ich von eigenmächtigen Aktionen ab…“, sein Blick wanderte zu seinen beiden Söhnen die fast schon schuldbewusst dreinblickten. „Sollte einer von euch dennoch etwas derartiges planen, so hat er weder das Wohlwollen des Rates, noch seine Unterstützung! Die Sitzung ist hiermit beendet!“

Der Speer wurde erneut auf den Boden gestoßen und Odin zog sich zurück, gefolgt von Rhyador, der den Söhnen des Königs im Gehen noch einen bedauernden Blick schenkte. Er hätte anders entschieden, doch des Königs Wort galt!

Thor und Loki sahen sich kurz an und verstanden sofort: sie würden das selbst in die Hand nehmen, wenn nötig allein! Wenn die Frauen nicht mehr in Feindeshand waren,  hatten diese kein Druckmittel mehr gegen sie, um sie zu zwingen, die Essenzen preiszugeben.

Keine Stunde nach der Ratsversammlung trafen sie sich, abseits vom belebten Teils des Palastes.

„Was tun wir jetzt?“, flüsterte Loki, als wäre ihr Gespräch nie abgebrochen worden. Beide trugen sie lange, dunkle Umhänge, mit bis über das Gesicht gezogenen Kapuzen und leichten Rüstungen darunter. Sie waren bereit, sofort aufzubrechen, sollte es nötig sein.

„Wir könnten so ähnlich vorgehen, wie beim Äther-Vorfall! Ich wette mit dir, hier lauern mit dunkelelfischer Technik getarnte Schiffe in der Luft über dem Palast. Wir könnten eines übernehmen und ungesehen zum Hauptschiff fliegen!“, schlug Thor, ebenfalls flüsternd vor, doch Loki verzog unsicher das Gesicht.

„Wie holen wir das Teil aus der Luft, ohne dass die misstrauisch werden?“

„Kannst du uns und das Schiff zusätzlich verbergen, bis es in unsere Hand ist?“

Loki nickte. Beide hörten sie nicht, wie vier Gestalten langsam näher kamen, darauf bedacht, ungesehen voranzukommen.

„Sicher kann ich das, zumindest lang genug. Das nächste Problem ist allerdings, wie wir so ein Raumschiff sehen, wenn sie doch getarnt sind. Nicht einmal Heimdall kann sie sehen!“

„Da können wir euch wohl helfen!“, schallte eine wohlbekannte Stimme durch die dunklen Gänge, in denen sie sich befangen. Ertappt fuhren die Brüder herum und sahen… Tony der, begleitet von Steve, Turdaer und Aglaron auf sie zukam. Er warf Loki eine Art Brille zu, die seltsam schillernde Linsen hatte.

„Wir haben etwas experimentiert und das dürfte die Lösung sein!“

„Ihr wollt uns helfen?“, fragte Thor überrumpelt und nahm Loki die Brille aus der Hand, um sie genauer zu betrachten.

„Natürlich!“, gab Steve sogleich zurück. „Unsere Freundinnen wurden entführt, dass wir weder Däumchen drehen, noch die Essenzen rausrücken ist klar!“

„Okay…“, Thor schürzte nachdenklich die Lippen.

„Loki, wir müssen den Plan für sechs Leute aufziehen, nicht für zwei!“



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