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Zeitlose Zerstörung

von

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Atlantis

Jodie seufzte. „Shu“, fing sie an. „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“, wollte sie von ihrem Kollegen wissen.

Der FBI-Agent blickte auf den schlafenden Körper von Kogoro. Fast teilnahmslos zuckte er mit den Schultern. „Er ist ruhig, oder nicht?“

„Aber du kannst ihn doch nicht einfach so betäuben. Und woher hast du diese Uhr eigentlich?“

Akai schmunzelte. „Ich dachte, du magst den Jungen und hättest es längst bemerkt“, entgegnete er.

„Die gehört Conan?“

Shu nickte. „So eine Narkoseuhr könnten einige unserer Leute auch gebrauchen.“ Shuichi sah kurz auf diese und legte sie zur Seite. „Wenn du willst, kannst du nach Hause. Um Mori kümmer ich mich.“

„Bist du sicher?“

„Glaubst du, ich komm nicht mit ihm klar?“ Shuichi hob die Augenbraue und fixierte Jodie.

„Ich dachte, du brauchst ein wenig Gesellschaft.“

„Ich komm alleine klar.“
 

Leicht niedergeschlagen machte sich Jodie schließlich auf den Weg nach Hause. Eigentlich hoffte sie, mehr Zeit mit ihrem Kollegen verbringen zu dürfen. Zeit, in der sie zusammen arbeiteten und sich um die Organisation kümmerten. Aber sie brauchte Zeit, um Shu mit ihren Fragen zu löchern. Fragen, die auf seine Handlungen abzielten, seinen vorgetäuschten Tod und all das, was er in der Zwischenzeit tat. Noch immer war es für Jodie fremd, dass er als Subaru Okiya die ganze Zeit in der Nachbarschaft wohnte und scheinbar zu einem Familienmenschen wurde. Es passte nicht zu ihm. Und dennoch wollte Jodie unbedingt mehr darüber wissen.

Shu hingegen war wie immer stillschweigend und machte, was nötig war. Auf Verluste achtete er dabei nicht. Und manchmal nahm er keine Rücksicht auf ihre Gefühle. Jodie stieg die Treppen in ihrem Wohnblock hoch. Auf dem Weg zog sie den Schlüssel aus ihrer Handtasche und öffnete im Anschluss ihre Wohnungstür. „Bin wieder da“, rief sie. Es war ungewohnt nun nicht mehr alleine zu wohnen. Sämtliche Unterlagen des FBIs mussten aus der Wohnung verschwinden und wenn Jodie arbeiten wollte, ging es nur außerhalb. Ran durfte auf gar keinen Fall mitbekommen, um was es hier wirklich ging.

„Miss Jodie“, begann Sonoko. Sie zog ihre Freundin am Handgelenk mit in den Wohnungsflur. „Wie geht es Ihnen?“

Jodie sah sie leicht skeptisch an. Früher kamen ihre Schüler mit ähnlichen Formulierungen und das nur, um eine bessere Note zu bekommen oder damit keine Hausaufgaben am Ende des Tages auf sie warteten. „Gut und euch?“

„Auch“, gab das Mädchen von sich. „Haben Sie schon gehört, dass das Tropical Land eine neue Attraktion anbietet? Sie nennt sich Atlantis.“

„Atlantis?“ Jodie stockte. „Wollen sie eine Stadt versenken?“

„Nein, natürlich nicht. Man fährt mit der Wasserbahn und sitzt dabei in einer Glaskugel. Zwischendurch geht es dann unter Wasser“, erklärte Sonoko.

„Hört sich interessant an“, murmelte Jodie.

Sonoko nickte. „Und deswegen haben wir uns überlegt, dass Ran und ich am Samstag gemeinsam ins Tropical Land gehen.“

„Ihr wollt…“

„Ja, wir wissen, dass wir Ihnen nicht Bescheid geben müssen, aber Ran meinte, Sie könnten vielleicht ein Essen oder etwas Anderes geplant haben. Haben Sie?“

„Äh…spontan wüsste ich nichts…“

„Sehr gut. Dann fahren Ran und ich dorthin und machen uns einen schönen Tag.“
 

***
 

„Du hast was?“ Shuichi war angespannt. Angespannt und wütend. Das Smartphone in seiner Hand hielt er dabei fest umklammert – so fest, dass die Möglichkeit der Zerstörung bestand. Die andere Hand ballte der FBI-Agent zu einer Faust.

„Was hätte ich denn machen sollen?“, gab Jodie von sich. „Ich kann Ran am Wochenende schließlich nicht bei mir zu Hause einsperren.“

„Hmm....“

„Shu! Der einzige Weg wäre, wenn wir Ran einweihen. Aber da wir es nicht tun, hab ich keinen Grund um ihr und Sonoko das Tropical Land auszureden. Und da ihr Vater offiziell einen natürlichen Tod starb, kann ich auch nicht damit argumentieren, dass ihr möglicherweise jemand auch nach dem Leben trachtet.“

„Warum musste es der Freizeitpark sein und nicht ein Café?“

Jodie seufzte leise. „Was weiß ich. Sonoko war wohl der Meinung, dass Ran wieder Aufmunterung braucht und dazu hat das Tropical Land eine neue Attraktion. Sie nennt sich Atlantis. Es ist eine Art Wasserbahn, nur sitzt man in einer Kugel und rast wie bei einer Achterbahn nach unten ins Wasser. Ein Teil der Strecke ist dann unter Wasser und dann geht’s wieder hoch. Ich habs im Internet nachgelesen. Wenn du mich fragst, hört sich das spaßig an.“

„Wem´s gefällt…“

„Wir könnten doch auch hin“, schlug Jodie daraufhin vor. „Ich sollte Ran sowieso im Auge behalten und du weißt ja, wie zwei Teenager sind. Ich kann sicher Hilfe gebrauchen.“

Jodie wartete ab, doch von Akai kam keine Antwort.

„Shu?“, fragte sie erneut.

„Nimm Camel mit und halte mich auf dem Laufenden.“

„Shu…ich…“ Jodie seufzte als sie das Tuten hörte. Er legte einfach auf.
 

***
 

Sonoko zog Ran von einer Attraktion zur nächsten. Eine Achterbahn nach der nächsten wurde ausprobiert. Vor der neuen Attraktion – Atlantis – standen beide Mädchen über eine Stunde an. Die Wasserbahn schlug bei ihren Benutzern ein wie eine Bombe. Und dennoch konnte Ran die Zeit nicht genießen. Sie sollte Spaß haben. Stattdessen aber war die Zeit mit schwarzen Wolken getrübt. Nicht nur, dass der Tod ihres Vaters noch frisch war, auch war Shinichi damals im Tropical Land verschwunden. Zumindest für eine Weile. Immer mal wieder meldete er sich, rief an, schickte Kurznachrichten oder tauchte auf. Und das nur, um wenige Minuten später wieder zu verschwinden. Es war das gleiche Spiel. Andauernd. Und es frustrierte sie.

Nicht einmal jetzt war Shinichi da. Er war nicht für sie da. Nicht da, wenn sie ihn brauchte. Und warum? Ein Fall. Immer war es der Fall. Ein Fall, an dem Shinichi seit einer geraumen Zeit arbeitete. Immer nur dieser eine Fall. Warum war er nicht endlich abgeschlossen? Warum?

Ran spürte das Ziehen an ihrem Arm und blickte ihre beste Freundin an. Sie lief einfach mit. Wenigstens Sonoko war da und versuchte sie aufzumuntern.

„Wollen wir noch eine Runde mit Atlantis fahren?“, wollte das Mädchen wissen.

„Willst du wirklich?“

„Klar“, antwortete Sonoko.

„Kannst du nicht alleine fahren und ich warte hier draußen?“, kam es fragend von Ran.

Sonoko musterte Ran. „Du willst wirklich nicht noch einmal fahren?“

Ran lächelte, dann umarmte sie Sonoko. „Mir geht es gut, Sonoko.“ Sie sah ihre Freundin an. „Du kannst ruhig die nächste Runde alleine fahren und ich warte auf dich.“

„Hmm…na gut, aber nur einmal“, stimmte Sonoko schließlich zu. „Du weißt aber schon, dass ich mindestens für eine Stunde nicht da bin?“

Ran nickte. Dann hob sie ihre Hand für einen Fingerschwur. „Und ich verspreche, dass ich hier warten werde.“

„Na gut. Ich beeil mich. Vielleicht lässt mich auch jemand vor“, gab das andere Mädchen von sich. „Bis gleich.“ Dann lief Sonoko auf die Schlange vor der Wasserbahn zu.

Ran drehte sich um. Die Menschen waren unbeschwert. Glücklich. Und sie waren nicht alleine. Entweder waren es Schulgruppen, Freunde, Paare oder Eltern mit ihren Kindern. Nur Ran fühlte sich wieder einmal alleine. Sie warf einen Blick auf die Uhr und ging dann mehrere Schritte.

Ja, sie würde warten. Aber das hieß nicht, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen durfte. Es reichte, wenn sie in spätestens einer Stunde wieder vor der Atlantis-Wasserbahn stand. Abermals sah sich Ran um. Das Gefühl beobachtet zu werden, wurde stärker. Irgendwas lag in der Luft. Etwas, dass sie nicht einschätzen konnte.

Während Ran zu der großen Achterbahn ging kamen die Erinnerungen an damals wieder hoch. Ein unbeschwerter Tag mit Shinichi der in einem Mord gipfelte. Wie immer konnte der Schülerdetektiv diesen lösen, nur zwei der möglichen Täter ließen ihn nicht los. Sie hatte es in seinem Gesicht gesehen. Und wenn sie ehrlich war, bekam auch sie weiche Knie bei den Beiden. Zwei Männer, die nicht so aussahen, als würden sie gern einen Freizeitpark besuchen, fuhren mit der Achterbahn. Von einer Regung im Gesicht waren sie noch weit entfernt. Und dann waren sie weg.

Ran blieb stehen. Sie sog die Luft ein und sah zu der Mauer. Sie war fast da. Es war der Ort, an dem sie von Shinichi verlassen wurde. Verlassen für einen Fall. Obwohl es nicht dunkel war, wirkte der Ort befremdlich. Langsam merkte Ran, dass sich ihre Atmung beschleunigte und sich Nervosität einstellte. Sie ging weiter, um die Mauer herum und sah….nichts.

„Was wollte ich auch sehen?“, fragte sie sich selbst. Shinichi etwa?

Ran lehnte sich gegen die Mauer und schloss die Augen. Dann spürte sie ein Stück Stoff auf ihrem Mund und der Geruch einer fremden Substanz schoss in ihre Nase. Panisch öffnete Ran ihre Augen. Sie vernahm die Silhouetten von zwei Personen – fremde Personen und dann würde alles um sie herum schwarz.
 

***
 

„Was soll das heißen?“, raunte Shuichi wütend in den Hörer.

„Wir haben Ran verloren.“

„Was ist passiert?“, zischte er.

„Camel und ich haben Ran im Freizeitpark beobachtet. Wir sind sogar mit fast allen Attraktionen gefahren, nur um sie nicht zu verlieren. Am Ende trennten sie und Sonoko sich. Camel blieb an Sonokos Fersen und ich folgte Ran“, erzählte Jodie.

„Weiter?“

„Naja…“ Jodie kratzte sich an der Wange. Es war ihr Fehler und noch wusste sie nicht, wie sie diesen wieder gut machen sollte. „Ich wurde kurz nach dem Weg gefragt und als ich dann zu der Stelle sah, wo Ran stand, war sie weg. Ich konnte sie nicht mehr finden“, fügte sie an.

„Habt ihr den Park abgesucht?“

„Natürlich haben wir das“, sprach die Amerikanerin. „Sonoko weiß auch nicht, wo sie ist.“

„Was ist mit der Detektei?“

„Da ist sie nicht. Die Detektei, ihre Mutter, Professor Agasa können wir ausschließen. Sonoko fragt noch ein paar Freunde aus der Schule. Aber wenn du mich fragst…“

„Sie ist nicht dort“, kam es von Akai. Er wusste es. Es war keine gute Idee. Und jetzt mussten sie mit den Konsequenzen klar kommen.

„Glaubst du, dass sie sie haben?“

„Es ist anzunehmen.“ Shuichi überlegte. „Sie wollten Mori loswerden und wenn sie jetzt seine Tochter haben…“

„Dann müssen sie uns aber beobachtet haben“, warf Jodie ein. „Wie hätten sie sonst erfahren sollen, dass wir ausgerechnet an diesem Tag im Freizeitpark sind?“

„Freizeitpark“, murmelte Akai.

„Shu?“

„Wusstest du, dass Shinichi Kudo das erste Mal auf Gin und Wodka traf, als er in dem gleichen Freizeitpark war?“

„Was? Das…nein das wusste ich nicht. Du willst doch nicht darauf hinaus, dass sie öfters dort sind.“

„Möglich. Vielleicht gehört ihnen sogar der Park.“ Shuichi überlegte. „Wir müssen das Mädchen so schnell wie möglich finden.“

„Ich weiß. Wirst du es Mori sagen?“

„Mal sehn“, antwortete Shuichi. „Wenn ich weiß, wie wir vorgehen, melde ich mich.“



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