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Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel

James&Lily
von

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In der Winkelgasse

20. Akt: In der Winkelgasse
 

„Du wirst immer mein Bruder sein!“

- Dom Toretto

(Fast & Furious 7)


 


 

Im südwestlichen Teil von England befindet sich ein winziger Ort mit dem Namen Godrics Hollow. Dieses kleine Dorf existierte bereits seit Hunderten von Jahren. Die Bewohner dieses Dorfes waren eine ausgewogene Mischung aus Muggeln, Zauberern und anderen Wesen der magischen Welt.

Godric Gryffindor, einer der vier Gründer von Hogwarts, lebte vor über 1000 Jahren in diesem Dorf und hat ihm vermutlich auch seinen Namen gegeben.

Seither wurde Godrics Hollow zunehmend auch von Hexen und Zauberern bevölkert.

Albus Dumbledore selbst habe sogar in seinen Jugendjahren hier gelebt.
 

Es war ein wirklich friedliches und ruhiges Stück Erde auf dieser Welt und bisher hatte sich noch kein Todesser in diese Gegend verirrt.
 

Der zunehmende Mond schien hell in dieser Nacht und der dunkle Asphalt roch noch nach dem Regen, welcher den ganzen Tag über das Dorf hereingebrochen war.

Nicht eine Menschenseele befand sich noch auf den Straßen. Es herrschte eine düstere Stille in Godrics Hollow.
 

Ein Plopp unterbrach die idyllische Stille und wie durch Zauberhand erschien ein junger Mann auf der Straße. Er taumelte benommen vor sich her und schien sich zunächst orientierungslos um sich selbst zu drehen.

Der junge Mann, dessen lange schwarzen Haare ihm ins Gesicht fielen, klammerte sich an eine Straßenlaterne. Schweißperlen rannen über seine Stirn und Blut tropfte auf den nassen Asphalt und vermischte sich mit dem Regenwasser, welches immer noch die Straßen überzog.

Sein Herz raste und sein Puls schien auf dem Höchstlimit zu pulsieren. Der junge Mann sog heftig Luft ein und aus als hätte er bereits seit einer Weile keinen Sauerstoff mehr bekommen. Seine dreckigen Finger umklammerten die Straßenlaterne heftiger und er lehnte seinen Kopf gegen sie, um nicht umzufallen.

Es fühlte sich an als hätte er mindestens 3 Flaschen Feuerwhiskey getrunken. Vor seinen Augen verschwamm alles in weißem Nebel und er schloss so heftig seine Augenlider, dass er Kopfschmerzen bekam.
 

Er musste sich konzentrieren, er dufte jetzt nicht ohnmächtig werden. Es hatte ihm seine ganze Kraft gekostet hierher zu apparieren und das durfte nicht umsonst gewesen sein.

Vorsichtig öffnete er seine Augen und versuchte die Straße entlang zu blicken. Er konnte sein Ziel nicht weit verfehlt haben, immerhin war er in den Sommerferien schon einige Male hier gewesen.

Sein Blick glitt zum Ende der Straße, wo schon lange keine Häuser mehr standen. Doch ganz am Ende erkannte er es, das alte kleine Herrenhaus, in dem er bereits im vergangenem Sommer für ein paar Tage gelebt hatte.

Er versuchte sich aufrecht hinzustellen und sich darauf zu konzentrieren nicht umzufallen.

Es war nicht weit, vielleicht waren es 100Meter.

Langsam schleppte er sich vorwärts, hielt jedoch ein paar Mal an, um sich an einem Zaun, einem Baum oder an etwas anderweitigem festzuhalten.
 

Doch nach wenigen Minuten hatte er es geschafft, das kleine Anwesen zu erreichen. Er klammerte sich an das Gartentor und lächelte dankbar dafür, dass sein Körper ihn noch hier her geschleppt hatte.
 

Leise knatternd öffnete er das Tor und betrat das Grundstück.

Er beschleunigte seine Schritte, die Tür war beinahe direkt vor ihm, doch dann wurde plötzlich alles schwarz um ihn herum und er gab sich der Ohnmacht hin und alles versank in vollkommener Dunkelheit.
 


 

***
 


 

Erschrocken fuhr die Rothhaarige vom Fenster zurück, als sie glaubte eine Gestalt in ihrem Vorgarten zu sehen. Doch es war nur die Katze des Nachbarn, welche auf der Gartenmauer saß und deren Augen im Mondlicht gespenstisch funkelten.
 

Lily Evans saß in ihrem Morgenrock auf der Fensterbank ihres Zimmers und wollte gerade ein Stück Pergament an den Fuß der schneeweißen Schleiereule binden, welche es sich auf ihrem Fenstersims gemütlich gemacht hatte.

Lily hatte ihren Brief an Nicky vor wenigen Minuten beendet und beauftrage die Eule ihn zu ihr nach Frankreich rüber zu fliegen.
 

Als die Schleiereule ihre Flügel ausbreitete und in die Nacht hinaus flog, starrte Lily ihr noch eine Weile verträumt hinterher. Sie seufzte theatralisch und schwang sich von der Fensterbank.
 

Nun waren die Sommerferien tatsächlich schon fast wieder vorbei und sie hatte ihre beste Freundin Nicky nicht einmal zu Gesicht bekommen, da diese bereits seit Wochen mit ihren Eltern durch Frankreich reiste, um sich alles Mögliche anzuschauen.
 

Es war ein ziemlich ruhiger und langweiliger Sommer für sie gewesen. Die meiste Zeit hatte sie damit verbracht zu zeichnen. Ihr Zeichenblock war beinahe halbvoll geworden in den letzten Wochen.

Sie hatte auch viel Zeit gehabt. Zeit die sie in den vergangenen Sommern mit Severus verbracht hatte. Zeit, welche sie in ihrer Kindheit mit ihrer Schwester Petunia verbracht hatte.

Lilys Blick verdüsterte sich, als sie daran dachte, dass sie wohl nie wieder sonderlich viel Zeit mit diesen beiden Menschen verbringen würde.

Denn Petunia hasste Lily seit sie nach Hogwarts gegangen ist. Sie hatte seit diesem Zeitpunkt keine freundlichen Worte mehr für Lily übrig gehabt und mied sie wo sie nur konnte.

Und Severus... ihr bester Freund hatte beschlossen auf die dunkle Seite zu wechseln, sich mit schwarzer Magie zu befassen und Muggelstämmige Hexen und Zauberer zu diskriminieren. Er hatte einen Weg gewählt, auf dem sie ihm nicht folgen konnte.

Er hatte sich zwar bei ihr entschuldigt und sie um Vergebung gebeten, doch Lily hatte dies alles abgelehnt und ihn von sich gestoßen.
 

Zu lange schon hatte sie sich immer wieder von Severus beeinflussen lassen, sich von ihm überreden lassen bei ihm zu bleiben. Doch immer wieder musste Lily erkennen, dass all das nur leere Versprechungen waren. Worte, die seine Taten widerlegten und diese Taten konnte und wollte er nicht rückgängig machen.

Nein es würde nie wieder so sein wie früher.
 

Seufzend legte Lily ihren Morgenmantel über den Stuhl neben ihrer Kommode und schüttelte ihr Bettzeug auf, um sich anschließend in ihre warme Bettdecke zu kuscheln. Sie löschte das Licht an ihrem Nachtschrank und warf einen letzten Blick auf ihre Uhr. Es war bereits kurz nach halb zwei.
 

Eine Weile starrte sie im Dunkeln an ihre Zimmerdecke und fragte sich, wie das kommende Schuljahr wohl werden würde. Immerhin gab es keine großen Abschlussprüfungen, das heißt sie konnte ihr Leben in Hogwarts vielleicht mal eine Weile ohne die viele Lernerei genießen.

Doch diesmal würde einiges anders sein. Sie würde nicht mehr mit Severus an ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz am See entspannen oder zusammen lernen. Nein, der Bruch mit Severus war endgültig.
 

Auch ihre beste Freundin Nicky würde im nächsten Schuljahr nicht für sie da sein, denn diese würde sich das ganze Schuljahr in Beauxbatons befinden.
 

Lily fühlte sich allein gelassen und zum ersten Mal, seit ihrem ersten Tag in Hogwarts, wusste sie nicht, ob sie sich auf das kommende Schuljahr freuen sollte.

Lily spürte wie sich über den Sommer einiges verändert hatte und vor allem, dass sich in den kommenden zwei Schuljahren einiges ändern würde. Es wehte ein neuer Wind und sie wusste noch nicht, ob er ihr gefiel.
 

Zudem erschienen im Tagespropheten, welchen sie seit der ersten Woche der Sommerferien abonniert hatte immer mehr Überfälle auf Muggel und vor allem Muggelgeborene. Gewalttaten und Tode häuften sich, wie sie es noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.

Der dunkle Lord nahm an Fahrt auf, er trat aus der Dunkelheit hervor und begann nun öffentlich zu agieren. Doch niemand schien bisher den roten Faden in seinem Plan herausgefunden zu haben. Seine Angriffe erschienen manchmal wirklich sinnvoll geplant und dann wiederum völlig willkürlich bis gar irrsinnig.

Lily fragte sich, ob dieser Mann so intelligent war, dass es ihm gelang eine ganze Nation von hochrangigen Zauberern an der Nase herum zu führen oder ob er einfach nur wahnsinnig war und es ihm nicht interessierte was er überhaupt tat.

Mit diesen Gedanken fielen ihre Augenlider zu und sie versank in einen tiefen traumlosen Schlaf.
 


 

***
 


 

Mr. Fleamont Potter saß im Anwesen der Potters am Frühstückstisch und rührte Gedankenverloren in seinem Tee.

Mrs. Euphemia Potter hingegen stand am Küchenfenster und warf einen Knut in den Lederbeutel des dunklen Waldkauzes, welcher ihnen jeden morgen den Tagespropheten brachte. Euphemia reichte die Zeitung ihrem Mann und widmete sich wieder dem Rührei, welches in der Pfanne langsam anbrannte. Mit einer hektischen Bewegung zog sie die Pfanne vom Herd und griff nach dem Pfannenwender, um zu versuchen die Überreste des angebrannten Rühreis noch zu retten.
 

Fleamont beobachtete seine Frau eine Weile dabei und musste schmunzeln.

Euphemia war schon immer sehr hartnäckig gewesen, wenn es um die “normalen“ Tätigkeiten einer Hausfrau ging. Seit die beiden sich kannten versuchte sie immer wieder aufs neue ihren Mann von ihren “Muggel-Kochkünsten“ zu überzeugen.

Dabei war ihre Ungeschicklichkeit in Sachen Küche wirklich legendär!

Sie hatte es noch nie geschafft etwas zu Stande zu bringen, was nicht angebrannt oder halb roh war.
 

Dies war wirklich eine skurrile Tatsache, wenn man bedachte, welch eine begnadete Zaubertrankbrauerin seine Frau doch war. Euphemia arbeitete nebenberuflich im St.- Mungo-Hospital für magische Verletzungen und braute die vielen Heiltränke oder bildete neue Heiler darin aus diese zu brauen.

Es war als würde sie versuchen, dass Familiengeschäft der Potters aufrecht zu erhalten. Denn Fleamonts Vater Henry Potter war ebenso wie sein Vater ein begnadeter Meister der Zaubertränke gewesen, unter dessen Namen sogar Heiltränke wie Skele-Wachs erfunden wurden. Fleamont selbst hatte schon in seiner Zeit in Hogwarts nicht viel davon gehalten, ihn reizte mehr der Frontaleinsatz im Leben. Er wollte nie in irgendeinem Büro arbeiten oder in irgendeinem Keller Tränke brauen, ihn reizte das Leben da draußen zu sehr. Aus diesem Grund ist Fleamont Auror geworden und diese Entscheidung hatte er in den letzten 40 Jahren niemals bereut.
 

Fleamont blickte von seiner Zeitung auf, als ein rabenschwarzer Kauz an der Fensterscheibe kratze.
 

»Die Post ist schon da.«, merkte Fleamont skeptisch an, da diese sonst nie so früh kam.

»Was ist daran so ungewöhnlich?«, fragte Euphemia.
 

Mrs. Potter band dem rabenschwarzen Kauz die Briefe vom Fuß ab und blickte auf die beiden Umschläge in ihrer Hand. Der eine Brief war etwas dicker als sonst und mit ihrem Sohn James Potter beschriftet. Es war ein Brief aus Hogwarts. Vermutlich handelte es sich um die Bücherlisten. Der andere Brief war jedoch etwas dünnser, als der ihres Sohnes und kam ebenfalls aus Hogwarts, doch diesmal war der Brief mit dem Namen Sirius Black beschriftet.
 

»Der Brief für Sirius wurde auch an uns geschickt.«

»Ich kann mich nicht daran erinnern, wann Sirius gekommen sein soll.«
 

Mrs. Potter verließ die Küche durchs Esszimmer und betrat den großen Flur.
 

»Jamie!«, rief sie die Treppen hinauf.
 

Einen Moment später kam James in Boxershorts und mit seiner Zahnbürste im Mund zur Treppe gelaufen.
 

»Wahi os Mo?«, nuschelte er mit vollem Mund.
 

Euphemia verdrehte die Augen darüber, dass ihr fast 17 jähriger Sohn immer noch mit vollem Mund sprach.
 

»Ist Sirius bei dir?«

»Nee.«

»Merkwürdig. Die Hogwartseulen sind soeben gekommen mit den Briefen für dich und Sirius.«
 

James nahm nun endlich seine Zahnbürste aus dem Mund und kratze sich nachdenklich am Kopf.
 

»Verflogen?«, fragte James.

»Nein, die Eulen irren sich niemals«, bestand Fleamont.
 

Mr. Potter hatte ein ungutes Gefühl. Ihm schwante nichts gutes. Er konnte sich genau an die Szene von vor einem Jahr erinnern, in dem Sirius völlig verstört vor der Haustür gestanden hatte.
 

»Wenn Sirius Brief hierher geschickt wurde, muss er hier sein«, bestand Fleamont.

»Wir müssen ihn suchen«, befahl er dann.
 

James rannte ins Bad und spuckte die Reste seiner Zahnpasta ins Waschbecken, bevor er sich ein T-shirt überzog.
 

»Euphemia sag den Hauselfen Bescheid und fangt an die oberen Etagen zu durchsuchen. James überprüfe den Keller. Ich werde im Vorgarten und auf der Straße suchen.«
 

Die Potters nickten sich kurz zu und trennten sich dann. James stieg die Kellertreppe hinab und ging den dunklen Flur entlang.
 

»Sirius?«, rief James, doch er bekam keine Antwort.
 

Nach und nach öffnete er die vielen Türen. Wozu brauchte man auch so viele Kellerräume? Die meisten waren mit allerhand alten Sachen und Andenken an vergangene Tage zugestellt, die zwar im Besitz der Familie Potter waren aber nicht mehr benutzt wurden.

James kam an der letzten Tür an. Es war der Raum, den seine Mom lange Zeit als Zaubertränkelabor verwendet hatte. Es befanden sich viele alte Schränke darin, die mit den kuriosesten und seltensten Zutaten gefüllt waren von dem jeder Zaubertrankbrauer ehrfürchtig zurück geschreckt wäre, doch James konnte sich nicht vorstellen, dass Sirius da drin war. Was sollte er auch hier unten? Wie sollte er überhaupt ins Haus kommen und vor allem wieso sollte er in den Keller rennen und nicht zu ihm? Außer- außer er bräuchte dringend etwas aus dem Labor. James wusste, dass seine Mom dort einige Heilkräuter und diverse andere nützliche Zaubertränke und vor allem Heiltränke aufbewahrte.
 

James legte die Hand an den Türknauf und drehte vorsichtig daran, doch als er die Tür öffnete blickte er nur in einen dunklen Raum. Auch als er eine Runde durch das Zimmer ging war dort niemand zu sehen.

Hektisch schloss James die Tür wieder zu und rannte die Treppe wieder nach oben in den Flur.
 

»Ich habe die Hauselfen das ganze Haus absuchen lassen, aber sie konnten ihn nirgends entdecken!«, rief Euphemia, während sie hektisch auf ihren Sohn zu rannte.
 

James wurde zunehmend nervös. Sein Vater hatte Recht, die Eulen haben noch nie einen Brief falsch zugestellt. Sirius musste hier sein, irgendwo auf dem Potter Anwesen.

Doch wieso zeigte er sich nicht? Wieso antwortete er nicht? Wieso versteckte er sich?
 

Euphemia und James beschlossen in den Vorgarten zu gehen, um Fleamont zu helfen, doch eben in diesem Moment ging die Tür auf und zwei Hauselfen betraten das Haus, während sie einen leblosen Körper vor sich her dirigierten.
 

»Sirius!«, rief James aufgebracht und rannte zur Tür.
 

Die Gestalt, die die beiden Hauselfen vor sich her schweben ließen hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit Sirius. Sein Gesicht war vollkommen verdreckt und mit Blut beschmiert. Sein Haar klebte an seiner Haut und einige Tropfen Blut fielen auf den Marmorboden.
 

»Bringt ihn ins Gästezimmer!«, befahl Euphemia den Hauselfen, während sie dem leblosen Körper einen mitleidigem Blick zu warf.

James starrte auf den Boden, auf dem sich bereits eine kleine Blutlache gebildet hatte.
 

»Ich werde mich um seine Wunden kümmern, keine Angst James.«
 

Euphemias Ton war ruhig und doch irgendwie kalt, als sie dies sagte. James verstand sofort, dass seine Mom ab hier übernehmen würde und keine Wiederworte duldete.
 

Einen Moment starrte James noch auf die Blutlache auf dem Boden, während Euphemia zu ihrem Zaubertränkelabor eilte.

Es war ein merkwürdiger Moment und er fühlte sich nutzlos, da er nichts tun konnte, um seinen Freund zu helfen. Doch seine Mom würde ihn wieder hinbekommen, sie war die beste Heilerin des ganzen Mungo Hospitals und Sirius war stark, sehr stark sogar! James dachte an die Ausflüge in den verbotenen Wald in den Vollmondnächten, bei denen die beiden sich schon einige Verletzungen zugezogen haben.
 

Wirr schüttelte er den Kopf, er wollte nicht daran denken, dass möglicherweise alle Hilfe für seinen Freund zu spät kam. Doch wie ist das alles passiert? Wer hat ihm das angetan und vor allem wie ist er in diesem Zustand hierher gekommen?
 

James stieg über die Hauselfe hinweg, die damit begonnen hatte das Blut aufzuwischen und rannte in den Vorgarten. Er suchte seinen Vater und fand ihn schließlich am Gartentor.
 

Fleamont mussterte skeptisch die Eisenstangen, als sein Sohn neben ihn trat.

James folgte dem Blick seines Vaters und erkannte das Blut, welches am Tor klebte.
 

»Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Sirius Blut«, beantworte Fleamont die ungefragte Frage seines Sohnes.
 

»Ich habe auf der Straße und an einigen Laternen noch mehr Blutspuren gefunden. Er muss sich die Straße entlang hier her geschleppt haben. Doch leider hat er es nur bis zu Moms Rosenbusch geschafft. Dort habe ich ihn gefunden«, erklärte er weiterhin, während er mit einer Handbewegung auf den vollkommen eingeknickten Rosenbusch deutete.
 

»Dad, was ist mit ihm passiert?«

»Das weiss ich noch nicht, aber ich werde es im Ministerium melden.«
 

Mr. Potters Blick verfinsterte sich und seine Hand verkrampfte sich zu einer Faust, als er seinen Blick starr auf das blutbeschmierte Gartentor fixierte. James wusste, dass er ihm etwas verschwieg. Sein Vater wusste irgendwas, was er ihm nicht sagen wollte. Doch was war es und warum verschwieg er es?
 


 

***
 


 

Lily Evans saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda ihres Elternhauses und zeichnete das Blumenbukett, welches ihre Mutter auf den Gartentisch gestellt hatte. Sie war gerade dabei die Schattierungen zu verschmieren, als plötzlich ein Auto in die Auffahrt fuhr und hinter dem Auto ihres Vaters parkte.

Es war ein weißer S-Klasse Mercedes, eines dieser Bonzenautos, die seit Beginn der 70er Jahre total im Trend waren.

Als sich die Fahrertür öffnete stieg ein junger korpulenterer Mann mit einem Walross ähnlichen Schnurrbart aus.

Lily zog ihre Augenbrauen zusammen und musterte den Mann skeptisch, während er beinahe über seine eigenen Füße stolperte, als er zur Beifahrertür herüberging, um diese zu öffnen.

Die Beifahrertür schwang auf und ihre Schwester Petunia stieg aus dem Wagen. Sie trug eine hässliche weiße Sonnenbrille, welche zu ihrem weißen Sommerkleid passte, welches sie trug.

Das war er also, Vernon Dusley, der neue Freund ihrer Schwester. Es schien eine ernsthafte Beziehung zu sein, da sie sonst nie jemanden mit nach Hause gebracht hatte.

Doch Lilys Augen wurden immer größer je näher die beiden auf die Haustür zu-geschritten kamen.
 

»Ähm hallo«, stotterte Lily, als Vernon plötzlich vor ihr stand und ihr die Hand reichte.

Seine Hände waren schwitzig und kleine blaue Adern schienen nervös auf ihnen zu pulsieren, als er ihr bloß zunickte und ohne ein Wort zu sagen weiter ging.
 

»Glotz nich so!«, fuhr Petunia sie noch an, als sie mit Vernon das Haus betrat.
 

Lily blinzelte ein paar Mal und überlegte, ob ihre Schwester entweder eine Brille brauchte oder ob sie bereits so sehr durch diese rosarote Brille der Liebe starrte, dass ihre Sinne völlig benebelt und desorientiert waren.

Lily kannte Vernon bisher nur aus den Erzählungen ihrer Mutter und den Schwärmereien ihrer Schwester. Sie war zwar keineswegs ein oberflächlicher Mensch, doch hatte sie sich Vernon ein wenig anders vorgestellt, eher so wie wie einen von den Beach Boys, wenn man Petunias Erzählungen glaubte und freundlisch schien er auch keineswegs zu sein. Das konnte wohl noch ein langer Tag werden, dachte sich Lily, während sie seufzend ihre Zeichensachen zusammenpackte und ins Haus ging.

Vernon und Petunia saßen zusammen mit Mr. Evans im Wohnzimmer, wo Vernon gerade einen Golfwitz zum besten gab. Lily verdrehte nur die Augen und ging zu ihrer Mom in die Küche.
 

»Irgendwie habe ich mir Vernon anders vorgestellt, wenn man so euren Erzählungen glaubt«, raunte Lily ihrer Mom zu, während sie eine Erdbeere von der Torte stibitzte.
 

»Lily!«, fuhr Mrs. Evans sie an. »Lässt du wohl die Finger von der Torte, wie sieht denn das aus?«
 

»'tschuldige Mom«, nuschelte Lily mit vollem Mund, woraufhin Mrs. Evans nur die Augen verdrehte.
 

Lily hüpfte vom Küchenstuhl und packte ihre Tasche.
 

»Bleibst du nicht zum Kaffee trinken?«

»Nein lieber nicht. Ich denke Petunia ist das auch ganz recht.«
 

Mrs. Evans seufzte.

»Wann werdet ihr euch endlich mal vertragen?«

»Du weisst, dass es nicht an mir liegt Mom«, sagte Lily und ihre ihre Mom fühlte die Traurigkeit in ihrer Stimme.

»Ich werde dich vermissen!«, sagte Mrs. Evans dann.

»Mom, ich bin nur in der Winkelgasse.«

»Aber in morgen bist du wieder für ein ganzes Jahr weg«, seufzte Mrs. Evans.

»Ich werde dir wöchentlich schreiben, wie jedes Jahr«, beruhige Lily ihre Mom und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.

»Aber jetzt muss ich wirklich los. Dad wartet sicher schon«, sagte Lily und gab ihrer Mom einen Kuss auf die Wange.
 


 


 

***
 


 

Sirius Black blinzelte ein paar Mal, bevor er seine Augen öffnete und sie sogleich wieder schloss, als ihn das Sonnenlicht blendete.
 

»Na bist du aufgewacht?«, fragte ihn eine weibliche Stimme.
 

Sirius blinzelte wieder ein paar Mal und schaffte es schließlich ein Auge zu öffnen. Er blickte in ein paar braune Augen und in ein blässliches Gesicht, welches von rot-braunen Haarsträhnen umrahmt war. Es war Euphemia Potter, James Mom.
 

»Wa-«, setzte er an, doch dann versagte seine Stimme.
 

Euphemia nahm ein Glas Wasser vom Nachtschrank und half Sirius dabei etwas zu trinken. Das Wasser tat ihm unglaublich gut. Es kam ihm so vor, als wäre seine Kehle bereits vollkommen eingetrocknet gewesen.
 

Mrs. Potter beauftragte eine Hauselfe ihren Mann und James zu benachrichtigen, dass Sirius wieder aufgewacht ist, bevor sie das Glas wieder auf den Nachttisch stellte und Sirius liebevoll durchs Haar strich.
 

»Wie geht’s dir?«
 

Sirius kniff seine Augen fest zusammen und versuchte sich aufzurichten, doch sein ganzer Körper war sehr schlaff und in seinem Kopf spürte er einen brennenden Kopfschmerz.
 

»Mein Kopf!«, stöhnte er nur und legte sich wieder zurück in die Kissen.
 

»Ganz ruhig, du wirst schon wieder. Das kommt davon, dass du dich so lange nicht bewegt hast, da ist so eine kleine Muskelerschlaffung normal.«
 

Sirius blinzelte ein paar Mal. Er hatte sie lange nicht bewegt? Wie lange lag er denn schon in diesem Bett? Und wie war er überhaupt hier her gekommen?
 

»Was ist passiert?«, fragte er ruhig.
 

»Wir hatten gehofft, dass du uns das sagen kannst. Wir haben dich verletzt im Garten gefunden«, antwortete Fleamont, welcher im Türrahmen lehnte.
 

»Ich habe dir einen Heiltrank gebraut. Davon gehen die Kopfschmerzen weg«, sagte Mrs Potter und half Sirius dabei das kleine Fläschchen auszutrinken.
 

Dieser hustete danach stark und schaute angewidert in die Flasche. Warum mussten Heiltränke nur immer so abscheulich schmecken?
 

»Pad!«, rief James, welcher durch die Tür gestürmt kam.

»Alles klar?«, fragte er seinen Freund mit einem Lächeln im Gesicht.

»Na klar!«, erwiderte dieser und schlug ein.
 

Mrs. Potter verdrehte die Augen. Vor wenigen Minuten noch ging es ihm gar nicht so berauschend, doch jetzt musste Sirius vor James den harten Kerl mimen.

Irgendwie waren die Männer, egal in welchen Alter doch alle gleich.
 

»Wie lange bin ich schon hier?«

»Du hast jetzt fast eine Woche geschlafen, während die Heiltränke ihre Wirkung getan haben«, antwortete Euphemia. »Du musst wahrscheinlich wahnsinnig hungrig sein. Ich werde in die Küche gehen und dir etwas zu essen kochen.«
 

James und Fleamont warfen erst sich und dann Sirius entsetzte Blicke zu, als Mrs. Potter, dass Zimmer verließ.
 

»Ich fürchte jetzt musst du verhungern Pad! Oder du stirbst an einer Lebensmittelvergiftung!«, meinte James ernst, woraufhin Sirius ihm sein bestes Rumtreibergrinsen schenkte.
 

Doch dann wurde Sirius Blick wieder ernst und er begann darüber nachzudenken, was in den vergangenen Tagen passiert war, bevor er hier bei den Potters aufgewacht war.

Und langsam kamen seine Erinnerungen wieder. Er war mit letzter Kraft hierher appariert und hatte versucht zu James zu gelangen.
 

»Wir konnten dich damals, nachdem wir dich gefunden haben soweit stabilisieren, dass du hier bleiben konntest. Meine Frau hat sich um dich gekümmert, sodass du physisch wieder relativ fit sein solltest.«
 

Fleamont schenkte Sirius ein schwaches Lächeln, doch er bemerkte, dass dies bei weitem nicht alles war, was er ihm sagen wollte.
 

»Zwei Heiler aus dem Mungo Hospital waren hier und haben sich deine Verletzungen angesehen. Du hast ein paar schwarzmagische Fluchnarben, die an zwei Stellen leider zurück bleiben werden«, fuhr Mr. Potter fort und Sirius rutschte das Herz in die Hose, als er Fleamonts prüfenden Blick nicht mehr standhalten konnte.
 

»Ich habe die ganze Sache mit einem Kollegen aus dem Ministerium untersucht. Wir haben den Blacks einen kleinen Besuch abgestattet und eine Hausdurchsuchung angeordnet und sie nach ihren “Erziehungsmethoden“ befragt.«
 

Sirius Herz begann immer schneller zu schlagen, der Puls pochte unerlässlich in seinen Adern.
 

»Selbstverständlich ohne Erfolg. Alle schwarzmagischen Gegenstände waren wie vom Erdboden verschwunden«, seufzte Fleamont.
 

»Nun ja, dennoch konnte ich Walburga Black mit etwas Druck davon überzeugen, dass du ab jetzt bei uns bleiben wirst. Bis zu deinem Schulabschluss und länger wenn du das möchtest.«
 

Sirius Augen weiteten sich und wurden sogleich entspannter. Sie begannen sogar ein wenig zu glänzen, doch er ließ es nicht zu, dass auch nur eine einzelne Träne seine Augenwinkel verließen.
 

»Danke! Für alles!«
 

Fleamont legte eine Hand auf Sirius' Schulter und erwiderte sein Lächeln.

»So, ich werde mal zusehen, dass du heute noch etwas "essbares" zu essen bekommst«, verabschiedete sich Fleamont und verließ das Zimmer.
 

»Jetzt sind wir sogar echte Brüder«, grinste James und schenkte seinem Freund sein bestes Rumtreibergrinsen.

»Ja«, erwiderte Sirius mit einer gewissen Melancholie in der Stimme.

»Du bist der beste Freund, den ich jemals hatte.«

»Jetzt werde nicht gleich sentimental Pad!«, lachte James und setzte sich zu seinem Freund ans Bett.

»Wir müssen morgen übrigens dringend in die Winkelgasse. Ist dann immerhin schon der 31. August.«

»Hab ich so lange geschlafen?«, fragte Sirius schockiert.

»Jap.«

»Oh man, was hab ich denn noch alles verpasst?«

»Nicht viel eigentlich. Remus und Peter waren beide hier, um dich zu besuchen, weil sie sich Sorgen gemacht haben, Remus ist wieder Vertrauensschüler geworden, dieser verrückte Schwarzmagier Lord terrorisiert mal wieder die Zauberergemeinschaft, unsere Hogwartsbriefe sind beide hier angekommen, ich bin ab diesen Schuljahr Mannschaftskapitän der Gryffindor Quidditchmannschaft, oh und die Chudley Cannons haben tatsächlich mal ein Spiel gewonnen«, zählte James auf.

»Was?«

»Ja ich habe mich auch gewundert, die verlieren doch sonst immer.«

»Nein, ich meine deine Beförderung zum Kapitän. Glückwunsch Prongs!«

»Danke. Ich bin gespannt, was sich dieses Jahr für Leute bewerben werden, nachdem die guten ihren Abschluss gemacht haben. Ich fürchte, dass wird ein ganzes Stück Arbeit werden«, seufzte James.
 

Sirius lächelte seinem Freund dankbar zu und lauschte weiter seinen Erzählungen über mögliche Spieler für die diesjährige Mannschaft in Frage kämen.

Doch seine Gedanken kreisten immer wieder darum, dass er hier war bei den Potters und sie ihn ohne zu zögern aufgenommen hatten. Endlich hatte er so etwas wie eine Familie und das beste daran war, dass er nicht mehr zu den Blacks zurück gehen musste.
 


 

***
 


 

Es war der 31. August 1976, einer der heißesten Spätsommertage seit Jahren. Der Himmel leuchtete azurblau und es war nicht eine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Es versprach ein wundervoller und heiterer Tag zu werden, denn noch ahnte niemand, dass in bereits wenigen Stunden sich der Himmel verdunkeln und die Sonne verdecken würde.
 

Schnellen Schrittes lief das rothaarige Mädchen die Straße entlang und blieb schließlich vor einem alten Pub mit angeschwärzten Mauersteinen stehen. Über der Eingangstür hing ein Schild auf dem eine Hexe mit spitzem Hut in einem Kessel rührte.
 

Darüber hieß es in großen Lettern „Zum tropfenden Kessel“.

Sie betrat den Pub und grüßte den Wirt, welcher mit einem vergilbtem Lappen über die Theke wischte, ihr Lächeln jedoch freundlich erwiderte.
 

Es war sehr düster im Pub und die Besucher sahen mehr als zwielichtig aus. In der Ecke lehnte ein Mann in einem schwarzen Umhang gehüllt, der scheinbar Selbstgespräche führte. Die Frau an der Theke lass in einer Zeitung, dessen Bilder sich bewegen konnten während ihre Hand in einigem Abstand über ihrer Teetasse kreisende Bewegungen machte und sich der Löffel wie von Zauberhand bewegte.
 

Nicht der richtige Ort für ein 16jähriges Mädchen, so könnte man meinen, doch es war genau der Ort an den sie gelangen wollte.
 

Die rothaarige öffnete die Hintertür und stellte sich vor die große Ziegelmauer. Sie griff in ihre Tasche und holte ihren Zauberstab hervor mit dem sie in einer bestimmten Reihenfolge gegen die Backsteine tippte. Daraufhin ordneten sich die Steine neu und es bildete sich ein Durchgang. Das Mädchen ging hindurch, worauf hin sich die Steine gleich wieder in ihre alte Position sortierten.

Vor ihr eröffnete sich eine große Einkaufsstraße, die Winkelgasse.
 

Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie die vielen Menschen in Anzügen und Umhängen sah, welche gemütlich durch die Läden schlenderten.

Vorsichtig zog sie ein Pergament aus ihrer Hosentasche und überflog die Liste der Bücher und Zutaten, die sie für ihr kommendes Schuljahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei benötigte.
 

Zunächst musste sie sich neue Glasfläschchen kaufen und ein neuer Kessel musste auch her, seit zwei gewisse Volltrottel aus ihrem Jahrgang ihren im letzten Jahr zerstört haben.
 

Wenig später schlenderte sie aus der Apotheke, wo sie ihre Zutaten für Zaubertränke kaufte als sie vor dem Schaufenster eines Ladens stehen blieb, welches die neusten Abendkleider für die moderne Hexe in seinen Fenstern zeigte. Eines gefiel ihr besonders gut, ein smaragdgrünes Kleid, im Rockabilly Stil, welcher typisch für die 70er Jahre war.

Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr jedoch, dass ihr Vater sie in 30Min abholen würde und sie musste noch in die Buchhandlung.
 

Plötzlich spürte sie einen warmen, frischen Atem an ihrem linken Ohr. Ihre Nackenhaare sträubten sich und sie bekam eine leichte Gänsehaut als sanfte, weiche Lippen ihr Ohr streiften und einen leisen aber deutlich wahrnehmbaren animalischen Seufzer von sich gaben.

»Ohh wie habe ich dich vermisst Evans«, säuselte eine ihr sehr bekannte Stimme ins Ohr.
 

Lily sog scharf Luft in ihre Kehle und fuhr erschrocken einen Arm weit von ihm weg.

»Potter!« , fauchte sie, während sie ihm sanft zurück schubste.
 

Da war es wieder dieses selbstgefällige Grinsen, während er sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Lily verabscheute diese Geste. Sie sträubte nur so vor Arroganz.
 

»Du hast mich zu Tode erschreckt!«, giftete sie ihn an.
 

Sie konnte den Schalk in seinen Augen sehen als er nach ihrer Hand griff und ihr einen Handkuss gab.
 

»Ich bitte um Vergebung Miss.«
 

Er lächelte. Doch diesmal glaubte Lily, zumindest für einen kurzen Moment, hinter seinem selbstgefälligem Grinsen ein wenig Sanftheit erkennen zu können. Gedanklich schüttelte sie sofort den Kopf und verbannte diesen Gedanken aus den ihren.

Lily spürte, dass die Situation langsam unangenehm wurde und entzog ihm ihre Hand, welche er immer noch fest umklammert hielt.
 

»Wenn du mich entschuldigst, ich muss weiter«, sagte sie in einem geschäftsmäßigem Ton und wollte sich an ihm vorbei schlängeln.

Doch James stemmte einen Arm an die Wand und versperrte ihr den Weg. Genervt wandte sie sich zu ihm um.
 

»Ich habe keine Lust auf Spielchen. Lass mich durch!«, sagte sie in einem scharfen Ton, der selbst McGonagal alle Ehre gemacht hätte.

»Gleich Miss Evans«, sagte er ruhig, während Lilys Augen Giftpfeile auf ihn abschossen.
 

Braune Augen trafen grüne, als James ihr mit der rechten Hand sanft über die Wange strich, wobei sein Daumen kurz am Ende ihrer Lippen stoppte.
 

»Deine Lippen haben einen besonders intensiven Rotton«, sagte James in einem melancholischen Tonfall.
 

Da war es wieder. Zum zweiten Mal heute war da dieses undefinierbare unschuldige Lächeln, welches nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde durch seine arrogante Fassade schien.

Ein sanftes rot stieß in ihre Wangen und sie hoffte, dass er es nicht bemerkte. Schnell wandte sie sich von ihm ab.
 

»Nimm deinen Arm da weg bevor ich ihn dir amputiere«, sagte sie im scharfen Ton und stemmte ihre Hände gegen seinen muskulösen Arm.
 

Diesmal nahm James den Arm beiseite und fuhr sich wieder durch sein verstrubbeltes schwarzes Haar.

Schnellen Schrittes entfernte sich Lily von ihm und hörte gar nicht mehr die Worte, welche er ihr noch nachrief.
 

Eine Weile schaute er ihr noch hinterher während Sirius sich langsam näherte und ihm mitfühlend auf die Schulter klopfte.
 

»Was hast du nur immer mit der?«, fragte Sirius kopfschüttelnd.
 

James schüttelte den Kopf während Lily gerade die Buchhandlung Flourish & Blotts betrat.

»Jetz komm endlich<, sagte Sirius heiter und zerrte James hinter sich her bis sie wieder bei Qualität für Quidditch angelangt waren, wo James Sirius wenige Minuten zuvor stehen gelassen hatte.
 

Als sie den Laden betraten stand Mr. Potter bereits an der Kasse und James strahlte ihn mit großen Augen an.
 

»Dad, das musstest du doch nicht tun«, sagte er rasch, als Fleamont Potter ihm einen Besen überreichte.
 

Eben diesen Besen hatte James eine halbe Stunde zuvor im Schaufenster betrachtet.

Es war das neuste Modell der Nimbusreihe, eine ausgezeichnete Marke für Rennbesen aller Art. Das gesamte bulgarische Nationalteam war damit ausgestattet und nur selten hatte ein Schüler einen so begehrten Rennbesen zur Verfügung.
 

»Sag's nicht Mom«, ermahnte Mr. Potter seinen Sohn. »Du bist ja jetzt Kapitän. Ich will in diesem Jahr endlich mal wieder den Quidditch Pokal sehen«, zwinkerte er ihm zu.
 

Mr. Potter sah wie eine ältere Ausgabe von James aus. Beide hatten braune Augen und schwarzes verstrubbeltes Haar, wobei sich im Falle von Potter Senior langsam ein paar graue Haare dazwischen stahlen.
 

»Jetzt müssen wir noch zu Flourish & Blotts eure Bücher kaufen und dann ab nach Hause«, sagte Mr. Potter an James und Sirius gewandt.
 

Als sie den Laden erreichten legte Fleamont seine Hand auf James' Schulter.

Fragend blickte er zu ihm auf, folgte dann aber seinem Blick zu einem Mann, der in einem braunen Ledermantel an der Mauer lehnte, die geradewegs in die Nocturngasse führte. Der Mann hatte beträchtliche Geheimratsecken und seine wenigen blonden Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Man konnte von weitem erkennen, dass er eine Augenklappe trug. Argwöhnisch starrte er in die Gasse, während er einen großen Schluck aus seinem Flachmann trank.
 

»Geht doch schon mal rein«, sagte Mr. Potter und drückte James seine Brieftasche in die Hand.
 

Sirius und James warfen sich vielsagende Blicke zu, als Mr. Potter geradewegs auf den Mann zu ging.
 

»Ist das Moody?«, fragte Sirius.

James nickte.

»Er hat bei seinem letzten Einsatz einen Fluch direkt ins Auge bekommen«, sagte James ernst.

»Ich frage mich, was er hier macht. Das ist nicht sein übliches Revier«, grübelte er weiter.
 

Doch seine Gedanken wurden von Sirius Magenknurren unterbrochen.
 

»Beeilen wir uns lieber mit den Büchern. Ich verhungere«, sagte Sirius und zog energisch an James Umhang, um ihn in den Laden zu zerren.

»Pad, du hast erst vor zwei Stunden gefrühstückt und das nicht gerade wenig«, lachte James.
 

Sirius warf ihm einen empörten Blick zu.

»Wie lange kennen wir uns Prongs?«, fragte er lachend.

Daraufhin konnte dieser nur die Augen verdrehen, musste jedoch auch lachen.
 

An der Kasse erblickte James Lilys rote Haare und er musste unwillkürlich Lächeln bis Sirius ihn in die nächste Regalreihe zerrte. Als er sich umdrehte verließ der Rotschopf gerade den Laden.

Sirius sah auf seine Liste, während er James jeweils zwei Ausgaben jeden Buches in die Hand drückte.
 

»So jetzt brauchen wir noch das Lehrbuch der Zaubersprüche Band 6 und wahrsagen für Fortgeschrittene«, las Sirius vor.

»Pad, warum belegen wir nochmal wahrsagen?«, fragte James irritiert.
 

Sirius biss sich auf die Unterlippe und lächelte verschmitzt. Er warf James einen vielsagenden Blick zu und hob ein paar Mal seine Augenbrauen. James verdrehte die Augen.
 

» Erzähl mir nicht, wegen irgendeinem Mädchen!«

James lachte.

»Vertrau mir Bruder, für sie lohnt es sich.«
 

Als James die Bücher bezahlte vernahmen die beiden Freunde plötzlich einen Schrei von der Straße.

Die Menschen in dem Laden wurden zunehmend nervös und warfen sich hektische Blicke zu. James stopfte die Bücher achtlos in seine Tasche und ging auf die Ladentür zu, wo sie bereits grüne Lichtblitze erkennen konnten.

Wie wild liefen Menschen ineinander und versuchten zu disapparieren oder in die Kamine zu flüchten.

James und Sirius zogen ihre Zauberstäbe, als sie die Straße betraten. James feuerte sofort ein Protego ab, als ein Lichtblitz in ihre Richtung flog.
 

»Todesser!«, raunte Sirius James zu, als die schwarz gekleideten Männer mit den silbernen Masken nacheinander in der Winkelgasse apparierten.
 

Das Zentrum schien nahe der Nocturngasse zu sein, wo sie kurz zuvor James' Vater verlassen hatten.

Angst stahl sich in James Augen, Angst um seinen Vater. Er war zwar ein ausgebildeter Auror und Moody war bei ihm, jedoch zählte er bereits acht Todesser, welche neu dazu appariert waren.
 

James rannte, dicht gefolgt von Sirius in die Nocturngasse und wäre beinahe in einen Fluch hineingelaufen, doch Mr. Potter warf sich schützend vor die beiden Jungen und wehrte den Fluch mit einem ungesagtem Zauber ab.

Fleamont wandte sich zu den beiden um und schien erleichtert, dass es beiden gut ging.
 

»Ihr müsst so schnell wie möglich verschwinden«, raunte er den beiden zu, während ein Todesser gerade einen Fluch in seinen Rücken schleuderte.

»Stupor!«, rief James und der schwarz gekleidete Mann flog einige Meter zurück.

»Ich lass dich hier nicht allein Dad!«, erwiderte James energisch.
 

Es blitzte ein paar Mal weiß auf, als endlich die Auroren apparierten.

Doch gerade als Mr. Potter einen Lähmzauber abfeuern wollte, disapparierte der Todesser so wie nach und nach alle anderen.
 

Dunkle Schatten zogen sich über die nun fast menschenleere Winkelgasse zusammen. Der Himmel verdunkelte sich und schwarze Gestalten flogen wild durcheinander. Und da war er der Totenkopf durch den sich eine Schlange wand erschien in einem großen Rauchgeschwader über dem Antiquitätengeschäft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe Charaktere angelegt und würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung dazu abgebt, ob ihr die Schauspieler bei einem echten Prequel als passend empfindet oder ob ihr euch ganz andere vorstellt?

Wie fandet ihr das Kapitel? War es zu langwierig und langweilig oder ging es von der Länge?
Wie habt ihr euch Sirius Bruch mit den Blacks vorgestellt? Lasst es mich wissen! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sanguisdeci
2015-10-27T19:38:05+00:00 27.10.2015 20:38
Ein wundervolles und spannendes Kapitel. Ich frage mich, wie Miss Evans dieses Ereignis überstanden hat.

Deine Auswahl an Schauspielern finde ich sehr interessant. Ich muss jedoch bei Snape zustimmen: DIe Aura ist super passend, doch das visuelle überzeugt mich da noch nicht so. Dort wirkt er eher wie der heimliche Mädchenschwarm °.°
Von:  EL-CK
2015-10-27T16:32:50+00:00 27.10.2015 17:32
Ich mag das Kapitel...
Besonders die Szenen mit Familie Potter und Sirius... ;)


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