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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Suchet, so werdet ihr finden

15) Suchet so werdet ihr finden
 

Erstaunt starrte die Schwester auf die kleine Plastekarte.

„Sie sind versichert, Mr. McInnes?“

„Ist das ein Fehler?“, wollte Dean irritiert wissen.

„Nein, sicher nicht! Ich wunder mich nur, da die Patienten, die zu uns kommen, selten versichert sind. Die Versicherten gehen lieber in ein richtiges Krankenhaus nach Pueblo. Wie leben hier zum größten Teil von Spenden.“

Er schob die Karte noch ein Stück weiter zu ihr. „Unser Onkel besteht auf einer Krankenversicherung. Er hat zu viele Familien daran kaputt gehen sehen, dass einer krank wurde.“

„Ihr Onkel ist ein sehr weiser Mann.“

Der Winchester grinste nur und begann die Formulare auszufüllen.
 

„Kommen Sie bitte mit?“, riss der Pfleger Dean aus seinen Gedanken. Er hatte sich, nachdem die Formulare ausgefüllt waren, vor dem Zimmer der Ärztin niedergelassen, da niemand auf sein Klopfen reagierte. Er wollte nicht in einem fremden Zimmer hocken.

Dean blickte ihm fragend entgegen.

„Ich bringe Sie zu Ihrem Bruder.“

„Was ist mit ihm?“, fragte Dean besorgt.

„Wir haben ihm eine Infusion gelegt.“ Ohne weitere Erklärungen führte der Pfleger ihn in den hinteren Bereich des Zentrums und klopfte an eine Tür.

„Dr. Mahlkemper kommt gleich zu Ihnen, wenn sie alle Ergebnisse hat.“

„Danke“, erwiderte Dean und betrat das Zimmer, in dem Sam auf einem Bett lag. Ein Infusionsständer, an dem ein Beutel mit klarer Flüssigkeit hing, stand neben ihm. Er war noch halb voll. Die Flüssigkeit tropfte langsam in seine Vene.

„Hey“, sagte Dean leise und strahlte ihn warm an.

„Hey“ Sams Stimme klang heiser und leicht schleppend.

„Wie geht’s dir?“

„Die Schmerzen sind fast weg.“ Er versuchte sich aufzusetzen.

„Du bleibst schön liegen!“, bestimmte Dean, war mit wenigen Schritten bei ihm und drückte ihn wieder in die Waagerechte.

„Woher hast du die Versicherungskarten?“, wollte er von seinem kleinen Bruder wissen.

„Hat Bobby mir in die Hand gedrückt, bevor wie nach Lennox gefahren sind. Er meinte, dass die nicht schaden könnten.“

„Wir hatten doch eine Krankenversicherung!?“

„Ja, die hab ich inzwischen gekündigt. Diese hier ist wesentlich umfangreicher“, erklärte Sam.

„Woher hat Bobby das Geld. Ich meine, ich will ihm nicht noch mehr auf der Tasche liegen, als wir es eh schon tun!“

„Er zahlt was und ein Teil kommt von dem Geld, dass wir ihm letztes Jahr gegeben haben“, versuchte Sam seinen Bruder zu beruhigen.

Dean nickte. Er wollte noch etwas fragen, doch da klopfte es und die Ärztin betrat den Raum.

„Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Mahlkemper. Ich bin hier die leitende Ärztin.“

„Wow. Du hast Chefarztbehandlung!“, frotzelte Dean.

„Ich kann auch wieder …“, sagte sie müde und deutete auf die Tür. Sie hatte eine 24-Stunden-Schicht hinter sich und absolut keinen Nerv mehr, für irgendwelche dumme Witze. Sie wollte nur noch hier fertig werden und dann duschen und ins Bett.

„Nein. Bitte entschuldigen Sie. Wie geht es meinem Bruder?“, lenkte Dean sofort ein.

„Ihr Bruder hat eine leichte bis mittelschwere Gehirnerschütterung. Eine Rippe ist angebrochen, sein rechtes Fußgelenk geprellt, genau wie ein paar weitere Rippen. „Ich würde ihn gerne zur Überwachung zwei oder drei Tage hier behalten.“

„Ich will aber nicht …“, schaltete sich Sam ein und setzte sich auf.

Wieder wurde er von Dean auf die Liege zurück gedrückt. „Bleib hier, Sammy. So nutzt du mir auch nichts.“

„Aber du …“

„Ich verspreche dir auch ganz brav zu sein“, grinste der ältere Winchester breit.

„Idiot!“

„Ruh dich aus. Ich such mir ein Zimmer und bring dir morgen Frühstück, oder kann man das Essen hier genießen?“, wandte er sich gleich noch an die Ärztin. Seine Erfahrungen mit Krankenhausessen waren nicht wirklich gut, und das wollte schon etwas heißen!

„Wenn sie nicht nur von Toast leben wollen? Unser Budget ist ziemlich ausgereizt.“ Sie lächelte etwas gequält.

„Okay. Danke, Doc. Kann ich Sie zu einem Kaffee einladen?“

„Ich hab noch genug zu tun!“

„Und wenn sie mal Feierabend machen?“

„Bis dahin werden Sie wahrscheinlich schon im Bett liegen!“, konterte sie.

„Das bezweifle ich. Aber Sie werden doch wohl mal frei haben?“ Dean setzte sein schönstes Lächeln auf.

„Ich bin in festen Händen!“

„Wir müssen es ihm ja nicht sagen“, schlug Dean mit einem Zwinkern vor.

„Morgen?“ Sie verdrehte die Augen. Der Typ schien nicht locker lassen zu wollen.

„Und Sie kennen bestimmt auch ein Cafe hier, in dem es nicht nur Kaffee gibt, der wie Spülwasser schmeckt.“

„Morgen zum Lunch im „Fiesta““, schlug sie vor.

„Okay. Danke Doc.“

Sie nickte noch kurz und verschwand.
 

„Was war das denn? Hast du es so nötig?“, fragte Sam gereizt, kaum dass die Tür hinter ihn ins Schloss gefallen war.

„Dann hätte ich ihr vorgeschlagen, auf sie zu warten!“

„Und warum …“

„Weil sie etwas über diese Tischlerei und den Typen zu wissen scheint.“

„Oh“, machte Sam, das war ihm wohl entgangen.

„Ruh dich aus! Wir sehen uns morgen“, schlug Dean in versöhnlichem Ton vor.
 

Im Auto sitzend überlegte der ältere Winchester, was er jetzt tun sollte. Fuhr er gleich noch einmal zu dem Haus und schaute sich da genauer um oder versuchte er erst mehr Informationen zu bekommen. Sammy würde erst recherchieren wollen. Doch die Nacht war günstig und was sollte ihm ein Geist, von dem er wusste, dass er da war, tun können?

Allerdings hatte Dr. Mahlkemper von Toten gesprochen.

Unschlüssig starrte er auf die Fassade des medizinischen Zentrums.

Okay, er würde es mal auf die Sammy-Art probieren, obwohl es ihm schon in den Finger kribbelte und er nur zu gerne noch einmal in das Haus gehen würde. Aber das konnte er morgen auch noch und ein paar Informationen mehr waren bestimmt nicht hinderlich.

Er startete den Wagen und fuhr zu dem Motel, an dem sie auf dem Weg hierher vorbeigekommen waren.
 

Vorsichtig kreiste Dean seine verspannten Schultern. Er streckte sich, rieb sich müde über die Augen und blickte auf seine Uhr. Inzwischen war es fast vier und er hatte alles und nichts gefunden.

Der Mann, der das Haus erbaut hat, hieß Konrad Brauer. Er war ein deutscher Tischler, der um 1890 an diesen Ort gezogen war. Woher er kam, wusste niemand. Aber er sprach schon ganz gut englisch. Er hatte eine Frau, die als sehr freundlich und wunderschön beschrieben wurde und vier Söhne. Seine Tischlerei lief hervorragend und er kam zu bescheidenem Wohlstand. Außerdem kümmerte er sich um die Beerdigungen in Rocky Ford.

‚Deshalb nannten sie ihn wohl „Totengräber“‘, überlegte Dean.

Brauer soll ein verschlossener Mensch gewesen sein, der aber, wenn er die Menschen erst kannte regelrecht auftaute und dann sehr fröhlich und offen auf seine Mitmenschen zuging. Seine Söhne soll er mit strenger Liebe erzogen haben und bald nach der Fertigstellung des Hauses war sein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Ihm wurde eine Tochter bekommen.

Der Mann hatte ein Hobby. Marionetten. Er schnitzte sie selbst und bei Dorffesten oder zu Geburtstagen führte er mit seiner Frau zusammen kleine Stücke auf.

Alles schien perfekt zu sein, bis die kleine Sophia schwer erkrankte und trotz aller Bemühungen starb.

Von da an soll sich der Mann verändert haben. Er wurde jähzornig, mürrisch und ungerecht. Niemand konnte es ihm mehr Recht machen. Seine Söhne hielten es nicht mehr lange bei ihm aus. Sie verschwanden bald vollkommen aus der Gegend.

Selbst seine Frau soll es irgendwann nicht mehr mit ihm ausgehalten haben. Auch sie verschwand von einem Tag auf den anderen.

Danach wurde er kaum noch im Ort gesehen, bis irgendwann ein paar Jungs beim Holz sammeln an dem Haus vorbei gekommen waren und die Tür offen vorgefunden hatten. Neugierig hatten sie das Haus betreten. Es war bis auf einige verschlossene Kisten leer. Und es soll nach Schwefel gerochen haben.

Zumindest diesen letzten Fakt bezweifelte Dean. Allerdings hatte er einige Geschichten gefunden, in denen behauptet wurde, dass Brauer mit dem Teufel im Bunde gestanden haben soll und dazu würde diese Äußerung wieder passen.

Immerhin wussten die wenigsten Menschen, dass der Teufel keine Verträge schloss.

Er gähnte.

So langsam sollte er Schluss machen. Er hatte Sammy versprochen ihm Frühstück zu bringen und er wollte sich mit der Ärztin treffen. Vielleicht hatte die ja noch ein paar Informationen für ihn. So wie sie reagierte, als die Kleine, Aimee, erzählt hatte, wo sie gewesen waren, musste sie mehr über dieses Haus wissen.

Dean klappte seinen Laptop zu, stand auf und räumte seine Tasse in die Küche. Sich streckend ging es ins Bad.
 

Schon bald lag er im Bett.

Eigentlich sollte sein Bruder neben ihm liegen. Bei Bobby war es inzwischen normal in einem eigenen Zimmer zu leben, im Motel allerdings war das noch immer irgendwie surreal.

„Nacht Sammy“, flüsterte er in die Dunkelheit und schloss seine Augen.
 

Schwungvoll schloss Dean die Tür des Impalas. Er balancierte das mit einer Tüte und zwei Bechern Kaffee beladene Tablett durch das, schon wieder, vollbesetzte Wartezimmer und war, noch bevor die Schwester, die an der Anmeldung stand, ihn aufhalten konnte, im Gang zu den Zimmern verschwunden. Kurz hielt er inne, um an die Tür zu klopfen, hinter der er seinen kleinen Bruder wusste, bevor er die öffnete und ins Zimmer trat.

„Zimmerservice“, rief er fröhlich. „Es ist kurz nach acht und ich bringe Ihnen Ihr bestelltes Frühstück.“

Sam blinzelte träge. Er war zwar schon seit einiger Zeit wach, hatte aber gedöst. Hier gab es ja sonst nichts für ihn zu tun.

„Ich hab Croissants, Rührei mit Speck, Müsli, Milch und Kaffee“, sagte Dean und zog den Nachttisch ans Bett, um alles darauf abzuladen. Er nahm sich einen Becher und ließ sich auf der Bettkante nieder.

„Christo“, versuchte Sam misstrauisch und setzte sich auf.

Irritiert schaute Dean ihn an und klimperte unschuldig mit den Lidern.

„Was hast du angestellt?“, fragte Sam offen heraus und nahm sich die Tüte.

„Wieso muss ich was angestellt haben?“

„Weil du um diese Zeit nie so fröhlich bist“, stellte der Jüngere misstrauisch fest. „Also kann das nur heißen, dass du etwas angestellt hast.“

„Darf ich mich nicht freuen, meinen kleinen Bruder besuchen zu dürfen?“ Demonstrativ zog Dean eine Schmollschnute.

„Doch, aber … Du warst doch in dem Haus!“, vermutete Sam.

„Nein, war ich nicht.“

„Was dann?“ Es machte ihn richtig kribbelig nicht zu wissen, warum Dean so aufgekratzt war. Forschend schaute er ihm ins Gesicht.

„Ich bin von hier aus ins Motel gefahren und heute Morgen von da aus hier her. Mit einem Zwischenstopp bei einem Diner, um dein Frühstück zu besorgen. Das Motel liegt übrigens an der Elmstreet. Wenn das nichts zu bedeuten hat.“

„Du bist übermüdet“, platzte Sam hervor. „Du wirst aufgedreht, wenn du zu wenig Schlaf hattest!“

„Kannst du bitte aufhören mich analysieren zu wollen?“ Dean verdrehte genervt die Augen.

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht kontrollieren. Mir ist einfach nur langweilig hier.“

„Dann schlaf dich aus, nerve die Schwestern oder mach, was immer man im Krankenhaus machen kann.“

„Ich will aber hier nichts machen. Ich will hier raus!“

„Du darfst raus, wenn die Ärztin es erlaubt! Du kannst mir so nicht helfen. Ich brauche dich gesund und aufmerksam um mir den Rücken zu decken. So bist du viel zu sehr abgelenkt.“

„Dann versprich mir aber, dass du nicht alleine losziehst!“

„Du willst also, dass ich im Motel rumsitze, während Menschen zu Schaden kommen könnten?“

„Ich meine doch nur … Ich will nicht, dass …“

„Vergiss es Sam.“ Dean erhob sich und ging zur Tür. „Ich bring dir was zum Mittag!“



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