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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Eine Weiße Frau

289) Eine Weiße Frau
 

„War ja klar, dass du uns deinen Bruder vorenthältst“, frotzelte Rohan und schlug Dean lachend auf den Rücken. „Gibt‘s den überhaupt?“

Für einen kurzen Augenblick huschte ein Schatten über das Gesicht des Winchester. Er atmete tief durch und schaute den Freund an.

„Der ist mal wieder unterwegs, um sich eine Uni anzuschauen. Nur dieses Mal sieht es so aus, als ob er einen Studienplatz so gut wie sicher hat“, gab er traurig Auskunft. Er wollte nicht umziehen und er hatte sich so sehr gewünscht, dass Sam dieses eine Mal mitkommen und mit ihnen die überstandenen Prüfungen feiern würde. Leider war mal wieder eine Uni dazwischen gekommen und er hatte keine Lust mehr auf‘s Feiern gehabt, auch wenn er Sam gesagt hatte, dass er fahren sollte und auch wenn er Sam dieses Glück gönnte! Am Nachmittag hatte er Rohan angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er nicht mitkommen würde. Doch der ließ ihn gar nicht erst ausreden. Stattdessen erklärt er ihm, dass es mehr als wahrscheinlich war, dass es das letzte Mal wäre, dass sie als angehende Rettungssanitäter zusammen ausgehen konnten und er doch jetzt wohl nicht kneifen würde, da hatte er sich breitschlagen lassen.

Jetzt stand er hier und war doch etwas unsicher. Gut, dass er seinen Freunden erklärt hatte, dass er unter Amnesie litt, auch wenn er anfangs skeptisch war, ob es wirklich richtig sei, es ihnen zu sagen. Sie hatten ihn nie enttäuscht. Sie hatten ihn immer in Schutz genommen und geholfen, wenn er Schutz oder Hilfe brauchte.

„Na komm schon. Sie werden dich da drin nicht fressen, obwohl du schon ein Schnuckel bist!“, lachte Krista. Sie mochte ihn. Sie hatte ihn von Anfang an gemocht, auch wenn sie zuerst nicht wusste, was sie an ihm so anziehend fand. Sie hatte sich ihm regelrecht aufgedrängt und er hatte es akzeptiert. Er hatte nie versucht sie anzugraben, wie die Hälfte ihrer männlichen Mitstudenten, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie ihn auch abgewiesen hätte.

Da war er wieder, dieser leicht verwirrte, fragende Blick in den grünen Augen. Diese Augen alleine waren schon waffenscheinpflichtig und wenn er dann noch so schaute, dann wollte sie ihm am Liebsten nur noch in den Arm nehmen und küssen, bis diese Augen nur noch sie sahen. Doch sie tat es nicht. Es wäre nicht richtig, weder für sie noch für ihn.

Sie schob ihren Arm unter seinen und zog ihn mit in die Bar.

Javier winkte ihnen zu. Er hatte sich als das Gute-Laune-Bonbon in ihrer Vierergemeinschaft herausgestellt, der, der jede Situation auflockern konnte. Sie drängte sich durch den schon recht vollen Raum zu ihm.

Drei Stunden später erhob sich der Blonde leicht schwankend. Er hatte zwei Bier getrunken, dann wollte er wissen, was sie trank und sie begannen die Cocktail-Karte durchzuprobieren.

„Schaffst du den Weg allein, oder brauchst du Hilfe?“, wollte Krista wissen.

„Du darfst da gar nicht mit rein!“, kommentierte Dean ernst.

„Du könntest mich ja reinschmuggeln.“

„Für eine Transe bist du zu hübsch!“

Rohan und Javier pfiffen. „Er entwickelt doch noch einen Blick für Frauen“, lachte Javier. „Und er hört zu, wenn andere lästern“, nickte Rohan.

Dean schüttelte nur den Kopf und ging nach hinten.

Krista bestellte noch eine Runde Purple Nurples. Die schien Dean zu kennen. Aber selbst wenn nicht. Es war der erste Drink auf der Karte, den er wirklich zu mögen schien.
 

Das Summen seines Handys riss Sam aus dem Schlaf. Er setzte sich auf, rieb sich die Augen und schaltete das Licht ein. Erst dann griff er nach dem kleinen Störenfried und schaltete den Alarm aus.

Er sah, dass er auch zwei SMS hatte. Von Dean natürlich. Die Prüfungen waren, gefühlt, gut gelaufen, und er fuhr doch zur Feier. Sam lächelte ein wenig wehmütig. Morgen, wenn er wieder zuhause war, würde er seinen Bruder einpacken und irgendetwas mit ihm unternehmen. Mal sehen, was ihn einfiel oder wozu Dean Lust hatte! Außerdem könnte er ihm vorschlagen, dass sie nächstes Wochenende, oder wenn alle Zeit haben, gemeinsam grillen könnten. So hätte Dean noch einen gemeinsamen Tag mit seinen Freunden und er könnte sie endlich kennen lernen. Mal sehen, was Dean dazu sagte.

Er stand auf, zog sich an und machte sich kurz frisch, bevor er auscheckte und sich ein Diner suchte, um noch etwas zu essen. Danach machte er sich auf den Heimweg.
 

Dean verließ den Toilettentrakt. Er fühlte sich gut. Alles war leicht und ein wenig verschwommen.

Der letzte Drink hatte wirklich gut geschmeckt. Dass der etwas in ihm zu berühren schien, dass er nicht fassen konnte, machte ihm in diesem Moment nichts aus.

Er ließ seinen Blick über die tanzenden Körper gleiten. Kris hatte es doch tatsächlich geschafft ihn zweimal mit auf die Tanzfläche zu schleppen und er hatte sich dafür bedankt indem er ihr auf die Füße getreten war. Er konnte nicht tanzen und auch wenn er nichts aus seiner Vergangenheit wusste, so war er sich doch sicher, dass er das auch vor dem Unfall nicht gemocht hatte.
 

Plötzlich sah er ihn.
 

Er stand an der Theke und schien sich mit einer jungen Frau zu unterhalten.

Rein äußerlich sah er aus wie jeder andere hier, doch darunter war etwas anderes. Groß, schwarz und so furchterregend, dass Dean es nicht fassen konnten. Panik schnürte ihm den Atem ab und drängte Salzsäure brennend seine Speiseröhre hinauf.

Unbändige Angst ließ ihn erstarren. Aber es war nicht die Angst vor diesem Wesen. Da war mehr, furchteinflößenderes, dass er in der Vergangenheit gesehen haben musste. Ein Mehr, dass ihm körperliche Schmerzen bereitete.

Zwei weitere dieser schwarzen Wesen betraten die Bar und in Dean breitete sich Wut und unbändiger Hass aus und das Wissen, dass er nichts gegen diese Drei tun konnte, dass er nichts hatte, um sich zu verteidigen und dass sie vielleicht wegen ihm hier waren.

Er musste hier raus! Er musste verschwinden, bevor er …

Ja? Bevor er was? Er hatte keine Ahnung was er tun konnte oder sollte. Er wusste ja nicht einmal, was das für Dinger waren!

Die anderen Rettungssanitäter am Tisch starrten den Freund an. Was war mit ihm? Selbst in der schummrigen Beleuchtung konnten sie sehen, dass er kreidebleich geworden war. Seine Augen waren schreckgeweitet auf jemanden gerichtet, den sie nicht sehen konnten.

Rohan stand auf und ging zu seinem Freund.

„Dean!“, sprach er ihn an und versuchte so viel Ruhe wie nur möglich in seine Stimme zu legen. Doch der Winchester reagierte nicht.

Seine Augen huschten hektisch zwischen Tür und Theke hin und her.

„Dean!“, begann er noch einmal und versuchte ihm die Hand auf den Arm zu legen. Doch bevor er ihn berührte, erwachte der Winchester aus seiner Erstarrung und flüchtete.

Er drängte sich rücksichtslos durch die Menschen nach draußen und stolperte über die Straße.

Das laut hupende Auto, das mit quietschenden Reifen kurz neben ihm zum Stehen kam, nahm er nicht wahr.

„Verdammter Säufer!“, brüllte ihm der Fahrer hinterher.

Dean stolperte weiter in die schützende Dunkelheit hinein.

Krista und Javier griffen nach ihren Jacken und während Rohan ihre Rechnung bezahlte, stürzten sie schon nach draußen, um Dean zu suchen. Irgendetwas war mit ihrem Freund passiert und sie mussten ihm helfen.

Doch als sie vor der Tür ankamen, war von Dean keine Spur mehr zu finden.

Sie suchten die Umgebung ab, fragten die Leute, die vor der Tür standen. Niemand konnte oder wollte ihnen helfen.
 

Der Winchester hetzte weiter durch die Dunkelheit. Getrieben von albtraumhaften Geschöpfen, die doch nur seiner Fantasie entspringen konnten! Er stolperte, stürzte und rappelte sich wieder auf. Immer weiter hetzte er wie von Furien gejagt, bis seine Beine ihm den Dienst versagte und er einfach liegen blieb. Leise wimmernd rollte er sich zusammen und ergab sich seiner Erschöpfung.
 

Sam fuhr durch die Nacht. Kurz vor East Peoria, Illinois, begann der Impala plötzlich zu stottern und zu husten und dann erstarb der Motor.

„Verdammte ...“, begann er und konnte sich gerade noch davon abhalten, das Lenkrad zu malträtieren. „Das darf doch nicht wahr sein! Wieso immer ich?“, wütete er weiter und schaute sich suchend um.

Erschrocken wich er zurück. Neben ihm saß eine Frau. Die Haare hingen leicht strähnig um ihr Gesicht. Sie streckte die Hand nach ihm aus.

Sam suchte blind nach den Türgriff und zerrte daran. Die Tür ging nicht auf.

Sie legte ihre Hand auf sein Herz und Sam fühlte, wie es einen Schlag aussetzte.

„Nein“ wehte wie ein Hauch durch den Wagen.

Sam riss die Augen auf.

So schnell wie sie erschienen war, war sie auch wieder verschwunden.

Noch einmal zerrte Sam am Türgriff und fiel fast aus dem Sitz, als sich die Tür ganz normal öffnete.

Er fing sich gerade noch ab, stieg aus und machte ein paar Schritte vom Impala weg, bevor er sich nach vorn beugte, die Hände auf den Knien abstützte und tief durchatmete.

‚Das war eindeutig eine weiße Frau gewesen.‘ Was sollte er jetzt tun? Ermitteln? Sie zur ewigen Ruhe schicken? Aber Dean wartete auf ihn und er hatte versprochen nicht mehr zu jagen!
 

Mit einem erstickten Schrei erwachte Dean. Ruckartig setzte er sich auf und schaute sich um.

In der ihn umgebenen Dunkelheit lauerten die Schatten seiner Albträume. Sein Herz raste und er kämpfte um jeden Atemzug.

Er wusste nicht mehr, was Traum und was Realität war. Immer mehr Bilder überfielen ihn und er war sich sicher, nie einen Horrorfilm mit solchen Monstern gesehen zu haben. Auch Horrorbücher hatte er immer abgelehnt. Woher kamen dann diese Bilder?

Was war mit ihm? Wurde er verrückt? Hatte er zu viel gewollt, als er versuchte die Leere in sich mit Wissen zu füllen?

Hin und wieder huschten Lichter durch die Nacht.

In einem dieser Lichter erkannte er die Eiche mit der Schaukel und die Veranda zu ihrem Häuschen. Wie war er denn hierhergekommen?

Mühsam stemmte er sich in die Höhe und tapste zur Tür. Er wollte in sein Zimmer und sich im Bett verkriechen, doch das ruhige Brummen des Kühlschrankes zog ihn magisch an. Er stolperte auf ihn zu, rutschte auf die Arbeitsplatte und presste sich ganz dicht an das Gehäuse.
 

Gerade als Sam nach seinem Handy greifen wollte, flackerten die Scheinwerfer des Impala.

‚Nicht schon wieder‘, dachte er panisch. Kam sie zurück, um zu beenden was sie gerade nicht getan hatte? Wie konnte er sich schützen? Was …

Neben ihm stand plötzlich eine Frau.

„Ruby?“

„Siehst du noch jemand anderen hier?“, blaffte sie ihn an.

„Nein?“

„Wen hast du denn erwartet?“

„Hier war gerade eine weiße Frau, die ...“

„... du jetzt nicht jagen wirst!“

„Wieso nicht?“, fragte er etwas dümmlich.

„Du siehst zu, dass du nach Hause kommst! Ruf Bobby wegen dieser Frau an!“

„Das hatte ich vor, aber warum bist du hier?“ Sam starrte sie fragend an.

„Es geht um Dean! Er braucht Hilfe!“, ließ sie sich nun doch zu einer Erklärung herab. Unruhig wippte sie mit dem Fuß. Warum mussten die Winchesters eigentlich immer Fragen stellen? Warum konnten sie nicht einmal einfach nur tun was sie ihnen sagte?

„Dean geht es gut. Er ist seinen Abschluss feiern.“

„Ich wäre nicht hier, wenn dem so wäre!“, blaffte sie. Sie verdrehte kurz die Augen und atmete durch. „Sam bitte!“

„Hat er dich geschickt? Aber wieso, er ...“ Gerade verstand er nur Bahnhof.

Die Dämonin biss die Zähne zusammen und atmete noch einmal tief durch. Sie war kurz davor auf etwas oder jemanden einzuschlagen.

„Falls du dich erinnerst: Dein Bruder kann mich sehen! Und falls du dich weiterhin erinnerst. Er hat eine Amnesie! Ich kann mich ihm nicht nähern ohne, dass er mich sehen würde!“

„Aber woher willst du dann wissen, dass er Hilfe braucht?“ So langsam wurde ihm etwas mulmig. Was war passiert? Was war mit Dean? Warum hatte er sich nicht gemeldet, wenn er doch Hilfe brauchte?

„Er hat panische Angst. Noch immer“, antwortete sie leise.

„Aber wieso…? Ruby! Was ist mit Dean?“

„Ich kann es fühlen. Als ich mich damals geteilt hatte, muss …“ Sie schüttelte den Kopf. „Sehr starke Gefühle deines Bruders kann ich empfangen“, sagte sie dann ohne weitere Erklärung.

Jetzt wurde Sam hektisch. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte Bobbys Nummer. Während es klingelte lief er zum Impala, blieb aber nach zwei Schritten wieder stehen. „Soll ich nicht besser Bobby hinschicken? Ich meine, wenn ich fahre bin ich ...“

„Ich bringe dich hin!“, antwortete sie.

„Und der Impala?“

„Den hole ich dann!“

„Sam“, meldete sich Bobby am anderen Ende der Leitung.

„Ich bin hier kurz vor East Peoria, Illinois. Eine weiße Frau hat gerade den Impala abgewürgt. Kannst du jemanden herschicken? Sie ist wieder verschwunden und ich … ich habe Dean versprochen morgen früh wieder da zu sein.“ Noch wollte er den alten Freund nicht beunruhigen. Nicht, bevor er selbst wusste, was passiert war.

„Ich kümmere mich darum“, versprach der Jäger.



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