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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Gitarrensolo

285) Gitarrensolo
 

„Du siehst komisch aus“, empfing Dean seinen Bruder, als der am Abend in die Küche kam. Sam seufzte. Sein großer Bruder Dean hätte jetzt jede Menge dummer Sprüche auf Lager gehabt, bis hin zu der bemerkung, dass er schon seit Jahren davon redete, damit er sich von seiner matte trennte. Das einzige, was Dean jetzt bedauern würde, wäre, dass er ihn nun nicht mehr Samantha nennen könnte. Aber der Dean war nicht mehr. Der Dean, den er jetzt vor sich hatte, schaute ihn nur fragend an.

„Ich war beim Friseur. Die hatten da einen Lehrling und ich habe ihn machen lassen. Das Ergebnis sah zwar als Frisur gut aus, stand mir aber überhaupt nicht. Also haben sie noch mal die Schere geschwungen und es ganz kurz geschnitten.“ Sam zuckte mit den Schultern. „Ich hätte wissen müssen, dass mir nicht gefallen würde was er machen wollte, als ich seine Frisur sah. Er sah aus wie Elvis!“

„Wer ist Elvis?“

„Ein Sänger, der vor einer halben Ewigkeit gestorben ist. Er hat ganz gute Musik gemacht, die aber nicht mein Geschmack ist.“

Dean schaute ihn noch immer fragend an.

„Ich zeig es dir nachher.“

„Okay. Wie war die Uni? Müssen wir umziehen?“

„Nein. Ich habe noch keine Info. Aber nach Charlotte will ich nicht, da habe ich keine Bewerbung abgegeben. Wie bist du über die Woche gekommen? Was habt ihr gestern gemacht?“, lenkte Sam die Aufmerksamkeit von sich ab.

„War ganz okay“, sagte Dean leise, „ich komme allein klar. Aber ich mag es nicht so allein zu sein. Es ist schöner wenn du da bist!“, er schaute Sam in die Augen. „Gestern waren wir Minigolf spielen.“

„Da wäre ich gerne dabei gewesen“, überlegte Sam ein bisschen traurig. Allerdings wäre er wohl auch wenn er diesen einen Tag nicht verloren hätte wahrscheinlich zu spät gekommen. Er seufzte leise und widmete sich seinem Essen.

Später saßen sie gemütlich auf der Couch, holten sich ihren täglichen Klatsch und Tratsch und ein paar Sportnachrichten, während sie nebenbei ein Spiel schauten.
 

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Bobby Sam erschrocken, als er die Brüder am folgenden Sonntag begrüßte. Auch Jody musterte den jüngeren Winchester irritiert, sagte jedoch noch nichts.

„Ein missglücktes Experiment?“, Sam versuchte sich an einem Grinsen. So langsam hatte er sich an sein Aussehen gewöhnt. Gefallen tat es ihm allerdings immer noch nicht.

„Experiment?“

„Naja, ich war in Charlotte, hab mir die Uni angeschaut. Ich hatte noch Zeit und bin zum Friseur gegangen. Ein Lehrling wollte es versuchen. Ich hab mir überlegt warum nicht. Spitzen sollte er wohl können. Allerdings habe ich mich entweder missverständlich ausgedrückt oder er hat mich falsch verstanden. Das Ergebnis war eine Frisur wie die von Elvis. Grausam!“, Sam verdrehte die Augen. „Die Chefin hat gerettet was zu retten war und jetzt muss ich bestimmt ein halbes Jahr warten, bis mein Spiegelbild halbwegs wieder nach mir aussehen wird!“

„Oje, du Armer“, rief Jody aus und zog den Großen in eine herzliche Umarmung. „Das tut mir so leid!“

„Naja, ich gewöhne mich langsam daran, auch wenn es mir nicht gefällt“, erklärte Sam leise. „Die Uni hat´s mir jedenfalls verdorben!“

„Dann hatte das ja glatt auch was Gutes“, grinste Bobby.

„Was Gutes?“, hakte Dean irritiert nach.

„Naja, ihr zieht nicht so weit weg“, erklärte Bobby. „Charlotte ist doch verdammt weit weg. Und jetzt lasst uns essen und ihr berichtet von eurer Woche.“

Das ließen sich die Brüder nicht zweimal sagen.

„Hast du nicht ab morgen dein Praktikum?“, wollte Jody nach dem kurzen Bericht von Dean wissen.

Der nickte. „Ja, zwei Wochen“, sagte er nur. So richtig geheuer war ihm das nicht. Die Schule fand er inzwischen richtig toll und auch das Praktikum würde wahrscheinlich Spaß machen und ihm gefallen, doch es fiel ihm immer noch schwer sich auf Neues einzustellen.

„Ich denke, es wird dir Spaß machen“, machte Jody ihm Mut.

„Kannst du denn dann noch arbeiten gehen oder hast Du Ed schon abgesagt?“, wollte Bobby jetzt wissen.

„Nächste Woche hab ich Frühdienst, danach fahre ich noch zu Ed. Das geht. Aber in der zweiten Woche habe ich Spätschicht, von 2 bis 10 Uhr. Das wird nichts mit Arbeiten. In der Woche danach sind Prüfungsvorbereitungen und dann die Prüfungen. Vielleicht kann ich danach noch was bei ihm machen, wenn das Wetter passt.“

„Wie doch die Zeit vergeht“, stellte Jody fest. „Ist es denn etwas was du für den Rest deines Lebens machen wollen würdest?“

„Ja, es macht wirklich Spaß. Trotzdem möchte ich es bei der Feuerwehr versuchen, nächstes Jahr. Erstmal stehe ich noch mit in der Auswahl für das große Praktikum am Ende des Kurses.“

„Echt? Du hast doch gesagt, dass es dafür nur vier Plätze gibt“, sprudelte Sam hervor.

„Ja?“, Dean schaute skeptisch zu seinem Bruder. War das nicht gut?

„Das ist toll, Dean. Ich wusste, dass du gut bist!“ Sam platzte fast vor Stolz.

Jetzt legte sich auch auf Deans Gesicht ein glückliches Strahlen. „Danke“

„Nur nicht so bescheiden, Dean. Du bist super. Bleib wie du bist!“ Bobby legte seine Hand schwer auf Deans Schulter.

„Danke“, sagte Dean mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und Bobby atmete durch. Kein „Sir“. Vielleicht wurde es ja doch noch was mit ihm und seinem neuen Jungen.
 

„Kann ich dich kurz sprechen?“, fragte Sam seinen Ziehvater nach dem Essen und deutete auf das Büro.

„Klar, was ist?“

Sam schloss die Tür hinter sich, bevor er begann: „Was weißt Du über Marinette?“

„Sprichst du von Voodoo?“

„Ja.“ Sam nickt ernst.

„Hat das etwas mit deiner neuen Frisur zu tun? Hast du wieder gejagt? Hast du Voodoo praktiziert?“ Bobby war immer lauter geworden.

„Ja, nicht wirklich und nein!“, sagte Sam und konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.

„Was heißt das jetzt?“

Sam begann von seiner Begegnung mit dem Waschbären und den folgenden Ereignissen zu berichten.

„Warum hast du mich nicht angerufen?“ Bobby war verdammt sauer auf den Jungen.

„Ich wollte so schnell wie möglich aus diesem Pelz wieder raus und es hätte mindestens zwei Tage gedauert, bis du dagewesen wärst. Keine Ahnung was das Ding mit meinem Körper in der Zeit angestellt hätte! Nick war wesentlich dichter dran.“

„Und wie kommst du auf die Idee, dass es Marinette sein könnte?“

„Ich habe Bilder gesehen, als wir die Körper gewechselt haben, Bilder, die an Voodoo-Zeremonien erinnerten. Ich habe Abigail Williams gesehen und eine dunkelhäutige Frau, die ich für Tituba halte.“ Sam zuckte mit den Schultern.

„Du meinst, dass sie schon seit 300 Jahren hier herumspukt?“

Wieder zuckte Sam mit den Schultern. Er kam sich klein vor, unter Bobbys enttäuschtem Blick. Klein und wie ein Kind, dass schon wieder eine große Dummheit begangen hatte. Dabei war das doch wirklich nicht seine Schuld. „Ich hab es wirklich nicht darauf angelegt ...“, versuchte er sich zu verteidigen.

„Das wäre ja auch noch schöner!“, polterte Bobby, um dann versöhnlicher fortzufahren. „Ich weiß dass du nichts dafür kannst. Trotzdem musst du noch mehr aufpassen, jetzt wo Dean ...“

„Ich kann doch nicht nur im Haus hocken, jetzt wo Dean … Ich weiß, dass wir zu zweit am Besten sind, aber der Zweite unseres Teams existiert so nicht mehr!“

„Genau! Und das heißt für dich: Halt dich wenn möglich aus Allem raus!“

„Ich soll Menschen sterben lassen? Ich soll sie in ihrem Elend sitzen lassen obwohl ich helfen kann?“

„Nein. Du sollst Bescheid geben, damit ich einen anderen Jäger suchen kann.“

„Das hat ja letztens auch so gut geklappt!“, schoss Sam ohne nachzudenken.

Bobby zuckte unter diesem verbalen Schlag zusammen. „Ich... es tut mir leid“, stammelte Sam heiser.

„Denkst du nicht, dass ich mir deshalb nicht immer noch Vorwürfe mache? Denkst du, dass es mir leicht fällt Dean so zu sehen, ihn so zu erleben? Ich würde Vieles geben, dass ungeschehen zu machen.“ Er erhob sich und ging zur Tür. „Bitte versuche dich einfach etwas zurückzuhalten. Dean ist ohne dich aufgeschmissen, auch wenn er sich vielleicht nicht so benimmt.“ Er verließ sein Büro und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen. „Was macht ihr da?“, wollte er wissen, als er Dean und Jody werkeln sah.

„Wir probieren ein neues Rezept für Cheese-Cake aus.“ Jody schaute ihren Partner besorgt an.

„Alles in Ordnung“, wehrte der ab. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und schaute ihnen weiter zu.

Auch Sam kam ich die Küche und auch er sah ziemlich geknickt aus. Doch wenn Dean etwas von der gedrückten Stimmung mitbekam, sagte er nichts dazu. Er wollte Sam lieber später danach fragen, wenn sie alleine waren. Also bemühte er sich mit Jody zusammen diese gedrückte Stimmung irgendwie aufzulockern und da weder Sam noch Bobby wirklich nachtragend waren, gelang es ihnen.
 

Für die Arbeit als Rettungssanitäter war Dean sofort Feuer und Flamme. Die Kollegen, mit denen er mitfuhr ließen ihn vieles selbst machen und fragten ihn auch immer wieder was er für eine Diagnose stellen, und wie er die Behandlung angehen würde.

In den ersten beiden Tagen hetzten sie förmlich von einem Einsatz zum nächsten. Es war kalt geworden und die Straße überfroren, was zu vielen Unfällen führte. Erst am dritten Tag beruhigte sich das Wetter und die Rettungswagen konnten auch mal für ein oder zwei Stunden in der Garage bleiben. Dean ging in den Aufenthaltsraum, um sich einen Kaffee zu holen. Unter dem Fenster stand eine Gitarre. Er stellte seine Tasse auf den Tisch und ging, wie unter einem Zwang zu dem Instrument, nahm es, setzte sich auf einen Stuhl und begann vorsichtig die Finger darüber gleiten zu lassen.

Langsam entwickelte sich aus dem Geklimper eine Melodie.

Ganz in sich versunken spielte Dean was ihm einfiel. Er bekam auch nicht mit, dass Krista mit ihrem Team in den Raum kam. Erst als sie überrascht: „Du kannst ja Gitarre spielen“, ausrief, schaute er auf.

„Ich … ähm, ich wusste nicht, dass ich das kann“, sagte er leise.

„Du kannst ruhig weiterspielen, das klang gut“, erklärte Evan, der Fahrer aus seinem Team.

„Nein, ich ...“ Er stellte das Instrument wieder an seinen Platz. Unter Beobachtung konnte er das nicht. Schon gar nicht, weil er nicht wusste, was er da überhaupt getan hatte. Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und trank seinen, inzwischen kalt gewordenen, Kaffee.
 

„Ich kann Gitarre spielen“, überfiel er Sam in ihrem Häuschen, kaum dass er zur Tür. hereingekommen war. „Kann ich?“

„Du hast mal begonnen zu spielen. Da warst du 13 oder 14 und wolltest einem Mädchen imponieren, glaube ich. Oder sie konnte es und sollte es dir beibringen. So genau weiß ich das nicht mehr.“

„Und was kann ich spielen?“, bestürmte Dean ihn sofort weiter.

„Country Roads konntest du und Hallelujah, weil sie es liebte. House of the rising sun hast du auch mal versucht und Hey Jude. Das war Moms Lieblingslied. Sie hat es dir immer als Schlaflied vorgesungen.“

„Wenn ich spielen kann müsste ich dann nicht ein Instrument haben?“

„Es war wie mit so vielem in unserem Leben. Wir zogen weiter. Alles was Dad nicht als überlebenswichtig einschätzte, fiel durch das Raster und wurde durch andere, „wichtigere“ Dinge ersetzt.“

„Da ist schade“, erklärte Dean leise.

„Ja, das ist es. Wie bist du überhaupt darauf gekommen, dass du spielen kannst? Ich hatte es vergessen und soweit ich mich erinnern kann, du auch. Du hast in den letzten fast 20 Jahren nie darüber gesprochen.“

„Im Aufenthaltsraum stand eine Gitarre. Ich war alleine da und irgendwie zog sie mich an. Ich musste es einfach probieren.“

Sam nickte und lächelte. Das wäre auch eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk. „Hat es denn Spaß gemacht, das Spielen? Würdest du es wieder machen wollen?“

„Weiß nicht“, es war komisch, irgendwie. Aber er hatte vollkommen abgeschaltet. Etwas, das ihm in letzter Zeit immer seltener gelang, also: „Ja. Warum nicht?“

In dieser Woche kam Dean noch zwei Mal dazu ein wenig auf der Gitarre zu üben. Beim zweiten Mal hatte er sogar Zuhörer, ohne dass er sie bemerkte. Erst als sie sie bemerkbar machten und ihm sagten, dass er eine schöne Stimme hatte, war ihm bewusst geworden, dass er die Melodien leise mitgesummt hatte. Es war ihm so peinlich, dass er die Gitarre wegstellte und aus dem Zimmer flüchtete.



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