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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Perspektivverschiebung in Charlotte

279) Perspektivverschiebung in Charlotte
 

„Was ist das denn?“, fragte Sam in der Küche angekommen mit einem entsetzten Blick auf die Theke.

„Alles was man für einen Filmenachmittag braucht“, informierte ihn Bobby grinsend. „Muffins, Zuckerkekse, Popcorn, Brownies und Chips.“

„Und wie bekomme ich Dean im Zuckerrausch später ins Bett?“, wollte Sam wissen. Die gespielte Panik in der Stimme konnte seine sich nach oben kräuselnden Mundwinkel allerdings nicht ganz kaschieren.

„Das ist dein Problem!“, grinste ihn Jody an.

„Zuckerschock? Ist das schlimm? Das will ich nicht. Darf ich das nicht essen?“, platzte es aus Dean heraus, den Blick sehnsüchtig auf die ganzen Leckereien gerichtet.

„Du darfst alles essen“, erklärte sie ruhig und lächelte ihn an. „Vielleicht kannst du heute Nacht etwas schlechter schlafen, aber selbst das glaube ich nicht! Dein Bruder ist einfach eine Spaßbremse!“

„So wird es wohl sein“, brummelte auch Bobby gutmütig.

„Ach macht doch was ihr wollte“, warf Sam ein und zwinkerte Dean zu.

„Machen wir!“, sagten Dean und Jody wie aus einem Munde und grinsten sofort breit.
 

„Wie hast du geschlafen?“, begrüßte Sam seinen Bruder am nächsten Morgen beim Frühstück.

„Ganz gut, warum?“ Dean schaut von seinem Frühstück auf. Hatte Sam etwa mitbekommen, dass er mal wieder einen seiner Albträume hatte?

„Wegen des ganzen Zuckers in deinem Kreislauf.“

Innerlich atmete Dean auf. „Nein, damit hatte ich keine Probleme. Du?“

„Ich hab lange nicht so viel in mich hineingestopft wie du“, erwiderte Sam lächelnd.

„Ich könnte das jeden Tag machen“, sagte Dean leise.

„Das Süße oder die Filme?“

„Beides?“

„Ich denke dieser Wunsch wird sich bald erfüllen lassen. Es wird Herbst und schon bald werden wir viel schlechtes Wetter haben.“

„Herbst“, überlegte Dean. „Danach kommt Winter?“ Fragend schaute er zu Sam.

„Danach kommt der Winter“, bestätigte der und freute sich darauf seinem Bruder die Schönheiten dieser Jahreszeit zeigen zu können. „Der Herbst hat auch schöne Zeiten.“ Sam dachte an die Pferde, die Dean schon ewig nicht mehr gesehen hatte. „Einen Ritt durch den Herbstwald, wenn das Laub raschelt, zum Beispiel.“

„Wann soll ich das denn machen?“

„Wenn du dir mal etwas mehr Zeit für dich nehmen würdest. Vielleicht solltest du mal über einen freien Samstag im Monat nachdenken?“

Dean legte den Kopf schief und kaute auf seiner Unterlippe. Vielleicht sollte er das. Aber gerade Samstag verdiente er richtig viel Geld.

„Die nächsten zwei geht nicht, da habe ich Ed schon zugesagt“, erklärte er.

„Den Samstag danach kann ich nicht, da haben wir, da wollte ich nach Charlotte, zu der Uni.“

„Wie viele Unis musst du dir denn anschauen?“, fragte der Ältere verwundert.

„Wohl so einige. Ich bin älter als die meisten Studenten und wohl auch lange nicht mehr so gut, wie ich mal war. Das schmälert meine Chancen, also muss ich mehr Bewerbungen schreiben.“

Dean nickte nur. Er hatte sich mit Sams Uniplänen inzwischen auseinander gesetzt, hatte sich einige Nächte damit um die Ohren geschlagen und war zu der Erkenntnis gekommen, dass er jetzt nichts machen konnte. Sam würde umziehen, wenn er einen Studienplatz bekam und er wollte nicht alleine bleiben. Sam war sein Rettungsanker, der auf ihn aufpasste, wenn er zuviel wollte, der ihn im hier und jetzt hielt, wenn er zuviel über seine nicht vorhandene Vergangenheit nachdachte und der ihn erdete, wann immer er Gefahr lief sich trotz allem zu verlieren. Sam war immer da und er lebte gerne mit Sam zusammen.

Inzwischen hatte er auch wieder ein Zeitgefühl entwickelt und konnte einschätzen wie weit der Sommer noch entfernt war. So lange wollte er weiter bei Ed arbeiten und sich auch nach der Ausbildung zum Rettungssanitäter in dieser Richtung bewerben. Erfahrungen zu sammeln konnte nie verkehrt sein, das hatte ihm auch Krista erklärt. Außerdem machte ihm die Arbeit bei Ed auch immer noch Spaß. Er konnte sich körperlich austoben und danach auch fast immer ohne Albträume schlafen.

„Charlotte?“, fragte er und schaute zu Sam.

Der nickte. „North Carolina.“

„Willst du noch woanders hin?“

„Ich weiß noch nicht“, gab Sam ehrlich zu. Er hatte sich noch die eine oder andere Uni ausgeguckt. Ob er die aber besuchen würde, kam wohl darauf an, wie er sich in Charlotte entschied und ob er inzwischen vielleicht eine Zusage oder Absagen bekommen hatte.

Dean nickte. Er räumte sein Geschirr in die Spülmaschine. „Ich muss los“, sagte er leise und ging zur Tür.
 

Die Tage bis zu Sams Fahrt nach Charlotte verging wie im Flug.

Er packte seine Tasche und verabschiedete sich von Dean. „Ich bin ja nicht so lange weg. Vielleicht siehst du es als Test an, ob du wirklich alleine klar kommst und was wir vielleicht noch mehr üben, oder ich dir erklären soll.

Ich weiß dass du das kannst, Dean.“ Er schaute seinem Bruder tief in die Augen und lächelte zuversichtlich. ‚Ja. Dean würde klarkommen!‘

Er ging zum Impala, stieg ein und lenkte ihn, mit einem kurzen Gruß an seinem Bruder, auf die Straße.
 

Ruhe und eine schwer zu beschreibende Art von Glück breitete sich in Sam aus. Der Impala schnurrte gleichmäßig, auch wenn Sam sich einbildete, dass er zufriedener wäre, würde Dean hinter dem Lenkrad sitzen. Nein, das bildete er sich nicht nur ein. Irgendwie fühlte es sich mit Dean besser an, über die Straßen zu rollen.

„Oh Gott“, stöhnte er leise und schimpfte sich selbst schizophren. Er hatte ein Leben in Aussicht, von dem er sich immer sicher war, es genau so leben zu wollen und jetzt fühlte er sich glücklich mit dem Wissen eine lange Strecke im Impala vor sich zu haben? Wie sehr hatten die letzten … Sam zögerte. Sollten es wirklich schon fast fünf Jahre sein? War es fast fünf Jahre her, dass Dean ihn aus Stanford geholt hatte, um Dad zu suchen? Einerseits hatte sich so viel in diesen Jahren ereignet, dass es für 20 Jahre gereicht hätte, andererseits konnte er kaum glauben, dass wirklich schon fünf Jahre vergangen sein sollten.

So sehr er sich ein sesshaftes Leben gewünscht hatte, so wenig er seine Klasse mochte, so sehr hatte er dieses Unterwegssein vermisst, wurde ihm gerade klar. Noch konnte er sich das leisten, aber der Lehrstoff wurde auch für ihn schwieriger und er würde wohl bald noch mehr lernen müssen. Und er wollte Dean mehr mit einbeziehen! Doch jetzt wollte er zuerst einmal die Fahrt und Charlotte genießen.
 

Müde und erschöpft kam Sam in sein Zimmer. Er stellte sein Essen auf den kleinen, klapprigen Tisch und entledigte sich seiner Jacke, die er auf den zweiten Stuhl warf. Seine Füße schmerzten vom vielen rumlaufen.

Er hatte sich die Uni angesehen und war sich noch nicht schlüssig, ob er hier studieren wollen würde. So wirklich hatte er noch keine Meinung dazu.

Nach der Besichtigung der Uni hatte er noch einen Abstecher ins Wissenschaftsmuseum gemacht. Er hatte sich nicht mal die Hälfte anschauen können und er würde gerne morgen noch einmal hingehen. Wer wusste schon, ob er nochmal wiederkommen würde?

In aller Ruhe aß er und ließ sich dann auf seinem Bett nieder.

Lustlos zappte er durch die Kanäle.

Es kam nichts, dass seine Aufmerksamkeit fesseln konnte. Ins Bett wollte er noch nicht gehen, dafür war es nun wirklich viel zu früh und fürs Internet hatte er so gar keine Lust.

Er stand auf, nahm sich seine Jacke und ging nach draußen. Gleich hinter dem Motel gab es einen Park. Die Luft war herrlich, genau wie die Ruhe und seine Füße konnte er schonen, wenn er wieder zuhause war.

Langsam schlenderte er die Wege entlang.

Nach einer Weile ließ er sich auf eine Bank nieder, die unter einer Laterne stand. Er legte den Kopf in den Nacken und versuchte die Sterne zu sehen. Leider war die Stadt viel zu hell. Er strecke die Beine von sich und schloss die Augen.

Rascheln weckte seine Neugier und er schaute sich suchend um.

Das Geräusch schien aus dem Mülleimer neben der Laterne, ein paar Meter entfernt, zu kommen.

Zwei Coladosen und eine zerknüllte Tüte fielen aus dem Eimer. Sam erstarrte, dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht. „Räumst du das auch wieder auf?“, fragte er amüsiert und beobachtete den Mülleimer. Er vermutete einen Waschbären oder ein Eichhörnchen.

Vorsichtig schob sich eine Nase über den Rand. Sie bewegte sich schnuppernd, dann schob sie sich höher. Ein Waschbär wurde sichtbar. Die Augen funkelten, als er den Menschen musterte. Gleich darauf kletterte er aus dem Mülleimer und platzierte sich neben die Laterne. Schnatternd setzte er sich auf die Hinterbeine und Sam hatte fast das Gefühl, dass er ihm etwas erzählen wollte. Die Augen des Tieres schienen von innen zu strahlen.

„Hast du Hunger? Ich hab nich...“

Sam fühlte sich zerdrückt und geknautscht. Er wurde herumgewirbelt und eine Flut an Bildern prasselte auf ihn ein und die wenigsten davon waren schön! Er sah eine dunkelhäutige Frau, ein Mädchen, dass ihm irgendwie bekannt vorkam, ein Huhn wurde aufgeschlitzt und ein Mensch. Fackeln und wie in Trance tanzende, zuckende Leiber. Eine Schüssel Blut, die er sich über den Kopf schüttete. Er begann zu würgen. Alles drehte sich, ihm war furchtbar schwindelig. Etwas zerrte und zog an ihm. Hastig schloss er die Augen in der Hoffnung diese Bilder und den Schwindel bekämpfen zu können. Hatte er sich etwas eingefangen? Eine Krankheit? Etwas Falsches gegessen? Hoffentlich schaffte er es gleich in sein Zimmer zurück!

Er hörte jemanden fremde Worte murmeln, die er nicht verstand, die aber seltsam vertraut klangen.

Sam fuhr sich mit der Hand durch die Haare und erstarrte. Etwas fühlte sich anders an! Er fühlte sich anders an!

„Wow, der Körper ist ja noch besser als er ausgesehen hat“, lachte eine Stimme neben ihm, die seiner so verdammt ähnlich klang. Und wo kam dieser Mann überhaupt her? War er bewusstlos geworden?

„Ich war schon lange kein Mann mehr. Nett von dir mir deinen Körper zu geben “, lachte der Kerl vor ihm. Der Kerl? Sam öffnete die Augen und hielt erschrocken den Atem an.

Der Kerl sah aus wie er selbst! Ein Formwandler? Warum war der so riesig? Warum hatte sich seine Perspektive verschoben? War er doch gestürzt? Er musste zusehen, wie der sich mit beiden Händen über Brust und Bauch nach unten strich und die Hände dann über die Hüften zum Hintern gleiten ließ.

„Wow“, sagte der erneut. „Dieser Körper ist wirklich geil. Schlank gesund und muskulös und vor Allem, jung! Wenn das kein Glück ist!“

Der Waschbär richtete sich auf, schnatterte wütend und versuchte mit seinen Vorderpfoten nach ihm zu greifen.

„Verpiss dich!“, fuhr ihn der falsche Sam an.

Das Tier tippelte ein paar Schritte auf ihn zu. Der Kerl trat nach ihm.

Sam fühlte, wie er von einem harten Schlag getroffen wurde und landete einige Meter entfernt auf der Wiese. Er stieß einen erschrockenen Schrei aus, der selbst in seinen Ohren eher einem Quieken ähnelte, als einem Schrei.

„Verpiss dich! Ich sag es dir nicht noch einmal!“

So schnell er konnte, verschwand Sam. Er kroch unter einen der Büsche und ließ sich da, gegen den Stamm gelehnt nieder, den Blick weiter argwöhnisch auf den Typen gerichtet, der wie er aussah und der jetzt in den Taschen seiner Jacke herumwühlte. Es dauert nicht lange, bis er die Schlüssel zutage förderte. Die Motelschlüsselkarte warf er nach einem kurzen Blick darauf achtlos weg. Den Impalaschlüssel musterte er länger. „Mal sehen was du für eine alte Karre fährst“, überlegte er laut und ging in Richtung Motel davon.



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