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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Wut ...

232) Wut ...
 

„Das muss doch gehen. Verdammt!“, wütend schlug Dean mit der Faust gegen die Wand. Seine Knie zitterten und er schwankte bedrohlich. Sam fasste zu.

„Lass mich in Ruhe!“, fauchte Dean.

„Bitte Dean! Du versuchst heute schon zum vierten Mal die Treppe hoch zu gehen. Hör auf dich so zu quälen! Du kannst es morgen wieder probieren. Bitte.“

Der Ältere schüttelte stur den Kopf und kämpfte sich eine Stufe weiter nach oben. Mit der Hand klammerte er sich so sehr am Geländer fest, dass sich die Knöchel weiß abzeichneten. Er holte tief Luft und schob sich wieder eine Stufe in die Höhe.

Sam folgte ihm leise seufzend mit einer Stufe Abstand. Er konnte nichts machen. Dean würde sich nur wieder aufregen. Und was noch schlimmer wäre, er würde mit dem Fahrstuhl wieder nach unten fahren und das Ganze von vorn beginnen.

Dean keuchte hörbar während er sich die vorletzte Stufe hinaufschob. Sein Gesicht war schweißnass und kreidebleich vor Anstrengung.

Er nahm die letzte Stufe in Angriff und war endlich oben. Sofort lehnte er sich haltsuchend gegen die Wand.

Sam fasste zu und Dean ließ ihn nicht nur gewähren, er lehnte sich schwer auf ihn. Mit wackeligen Knien schlurfte er zurück in sein Zimmer und ließ sich erleichtert aufs Bett fallen. Die Welt drehte sich mal wieder vor seinen Augen.

Zehn Minuten später hatte sich sein Körper beruhigt. Langsam setzte er sich auf und schaute zu Sam.

„Es gibt Züge an dir, in denen ich meinen Bruder erkenne“, stellte Sam mit einem traurigen Unterton fest.

„Und was?“

„Du bist noch genauso stur! Wenn du dir was in den Kopf gesetzt hast, ziehst du es durch ohne Kompromisse einzugehen und ohne Hilfe anzunehmen.“ Es tat ihm weh seinen Bruder immer wieder für Augenblicke aufblitzen zu sehen und ihn doch nicht fassen zu können. Das Aussehen konnte er nicht ändern auch der Dreitagebart und die, selbst für Dean viel zu kurzen, Haare machten aus ihm keinen anderen Menschen. Wenn er wenigstens im Charakter komplett anders wäre! Diese kurzen Momente erinnerten ihn immer wieder daran, was er verloren hatte und schürte eine Hoffnung, die gleich darauf wieder brutal ermordet wurde. Er wusste nicht wie lange er diese Gefühlsachterbahn noch durchhalten konnte.

Dean riss verdattert die Augen auf.

„Das ist auch so etwas“, erklärte Sam leise.

„Ist das schlimm?“

„Nein Dean. Es macht mich nur traurig.“ Sam schaute seinem Bruder noch einmal in die Augen, dann wandte er sich ab. Diese kalten grünen Augen konnte er kaum noch ertragen und er konnte ihn ja nicht ständig mit Kuchen oder Eis füttern, um mal so etwas wie echte Freude darin aufblitzen zu sehen.

Dean musterte seinen Bruder noch einen Augenblick und versuchte das Gefühl zu fassen, das von Sam ausging. Doch da der sich seinem Laptop widmete, zuckte er nur mit den Schultern und wandte sich einem Buch zu.
 

Sam legte das Buch, das er gerade las auf die Bank. Er ließ seinen Blick über die Wiese in dem kleinem Park schweifen, in den die vor etwas mehr als einer Stunde gegangen waren. Er seufzte leise. Dieser Tag war eine einzige Katastrophe gewesen. Gut dass er langsam zu Ende ging. Die Sonne begann hinter der Klinik zu verschwinden. Mit den Augen suchte er nach seinem Bruder. Sie hatten sich heute Mittag heftig über Lerntempo und Freizeit gestritten und er war sich sicher, dass Dean, wäre er noch der echte Dean, sich in seinen Wagen gesetzt und irgendwohin gefahren wäre, um sich sinnlos zu betrinken oder zumindest die Nacht mit einer rassigen Brünetten zu verbringen. Aber wenn er noch der echte Dean wäre, wären sie ja nicht in dieser Situation! Und wieder einmal fragte er sich was wirklich hinter Deans Lernwut steckte. Warum konnte er sich nicht einmal eine Stunde entspannen?

Noch hatte er keine schlüssige Antwort gefunden und so blieb ihm nicht weiter, als seinen Bruder zu beobachten.

Dean stand an den Baum gelehnt und starrte blind vor sich hin. Seine Gedanken drehten sich um die immer gleichen Fragen und er kam zu immer der gleichen Antwort. Egal wie oft Sam es ihm erklärte oder was die Ärzte sagten. Er konnte es einfach nicht! Er fand die Geduld nicht, darauf zu warten, ob sein Gehirn endlich gewillt war ein paar Brocken seiner Vergangenheit auszuspucken. Was wenn es da nie tun würde? Und wieder erfasste ihn die Wut, die ihn schon seit Tagen begleitete, die Wut, die heute morgen zu dem Streit geführt hatte.

Er stieß sich von dem Stamm ab, drehte sich um und starrte auf die Rinde. Ohne sein Zutun ballte sich seine Faust und er schlug zu. Der Schmerz vibrierte durch seinen Arm und zerplatzte in seinem leeren Schädel. Er wartete, bis es etwas weniger weh tat und schlug erneut zu.

Wieder und wieder rammte er die Faust gegen den Baum. Seine Knöchel knirschte, doch es war ihm egal. Der Schmerz war real. Das einzig Reale in seiner so falschen Welt.

Sam saß noch immer auf der Bank. Müde wischte er sich mit der Hand über das Gesicht und wünschte sich, mal wieder, dass sie endlich zu Bobby aufbrechen konnten. Diese Last begann ihn zu erdrücken. Sein Bruder war immer weniger zur Ruhe zu bringen, dabei sollte er doch nichts erzwingen. Nur deshalb hatte er sich heute Vormittag geweigert ihm neuen Lernstoff zu geben. Nur deshalb hatten sie sich gestritten. Also war er nach Deans Mittagsschlaf in den Park gegangen. Sein Bruder hätte im Zimmer bleiben und lesen können, doch er war ihm gefolgt und hatte sich sogar neben ihm auf dieser Bank in der Sonne niedergelassen. Natürlich war er schon bald wieder aufgesprungen, um unruhig hin und her zu laufen.

Er massierte sich die Nasenwurzel, bevor er die Augen wieder öffnete und sich umschaute. Wo war Dean?

Kurz musste er ihn suchen und brauchte eine Schrecksekunde, bis er registrierte, was Dean tat. Augenblicklich hetzte er zu ihm.

„Hör auf, Dean!“, schrie er und umschlang seinen Bruder von hinten, kaum dass er nahe

genug an ihn herangekommen war. „Hör auf“, bat er noch einmal, etwas ruhiger dieses Mal.

Dean wollte nichts weniger. Er versuchte sich mit aller Macht zu befreien, doch seine Kräfte reichten nicht annähernd. Wenigstens ermüdete ihn dieser Kampf. Etwas, das er sonst nur noch unzureichend von seinen morgendlichen Therapien kannte, und er gab auf.

„Was soll das?“, tobte Sam, kaum dass er seinen Bruder zu sich umgedreht hatte. „Reicht es dir nicht, dass du dein Gedächtnis verloren hast? Willst du jetzt auch noch deine Hand verlieren?“

„Ich will beide Hände verlieren, wenn ich meine Erinnerung wieder bekommen könnte!“, erklärte der Ältere stur und versuchte sich loszumachen.

„Du brauchst deine Hände mehr als deine Erinnerungen. Die kriegen wir schon wieder, deine Hände wären da schon schwieriger“, versuchte Sam ruhig zu bleiben, auch wenn er schreien und ihn schütteln wollte. Deans Blick war schon wieder so leer, so tot. Selbst die Schmerzen, die er fühlen musste, hatten diesen Schleier nicht zerreißen können.

Er kämpfte seine eigene Wut nieder und schluckte hart, bevor er Deans Handgelenk umfasste und versuchte die Hand zu untersuchen. Es gelang ihm nicht wirklich, denn inzwischen war sie blutverschmiert.

„Kann ich dich loslassen oder schlägst du sofort wieder auf den Baum ein?“, fragte er mühsam beherrscht.

Dean strafte ihn mit eisigem Schweigen.

„Dean!“, forderte er. „Ich warne dich. Ich lass dich an dein Bett ketten, solltest du das noch mal machen. Und jetzt lass mich deine Hand verbinden!“ Er zog sein Hemd aus. Das Shirt folgte. Er wickelte es um Deans Hand und zog sich sein Hemd wieder an.

Seinem Bruder schien das vollkommen egal zu sein. Er kümmerte sich weder um seine Hand noch schenkte er Sam seine Aufmerksamkeit. Kein Ton kam über seine Lippen. Er stand einfach nur da und wartete ab.

Mit einem wütenden Blick wickelte Sam das Shirt noch einmal fest und zog seinen Bruder hinter sich her zum Krankenhaus. Er klammerte sich regelrecht an seine Wut, um nur nicht über die Konsequenzen dieses Handelns nachdenken zu müssen oder noch schlimmer, seiner Verzweiflung Lauf zu lassen. Es würde niemandem helfen, wenn er hier heulend im Park stehen würde!

Gott, wie sehr wünschte er, dass sie endlich zu Bobby fahren konnten!
 

Im Eingangsbereich des Krankenhauses liefen die Brüder Dr. Brewster in die Arme. „Was ist denn hier passiert?“, fragte der und nahm Deans Hand in seine, um sie vorsichtig abzutasten.

„Hab gegen einen Baum geschlagen“, erklärte der Ältere kalt und noch immer mit dieser Wut im Bauch.

Oliver biss kurz die Zähne zusammen. Eindringlich musterte er den Winchester. „Geht damit zu Dr. Baral. Sie soll sich das anschauen. Ich denke nicht, dass etwas gebrochen ist, doch sicherheitshalber sollte es geröntgt werden.“

Die Zwei nickten fast gleichzeitig und gingen zum Fahrstuhl.

„Sam? Kannst du nachher in mein Büro kommen?“, hielt der Arzt sie noch einmal auf.

„Klar, warum?“

„Ich wollte die nächsten Therapieschritte einleiten und mit dir besprechen was wir berücksichtigen müssen.“

Sam nickte noch einmal und drückte dann den Fahrstuhlknopf.

Entgegen seiner Vermutungen, machte auch Dr. Baral seinem Bruder keine Vorhaltungen. Und auch Dean sagte nichts zu den Untersuchungen. Fast kommentarlos ließ er sich die Hand röntgen und verbinden. Sogar die Spritze nahm er wortlos hin.

„Du solltest dich hinlegen, Dean“, empfahl sie dem Älteren und nickte Sam aufmunternd zu.

„Ich bin nicht müde!“, knurrte Dean.

„Du sollst ja auch nicht schlafen, sondern dich nur etwas ausruhen. Diese Attacke hat auch deinen Kreislauf in Mitleidenschaft gezogen. Bitte leg dich etwas hin. Du kannst lesen, fernsehen, Computer spielen. Nur leg dich bitte eine halbe Stunde hin.“

Dean verzog genervt das Gesicht, nickte letztendlich aber. Sie würden ja eh keine Ruhe geben. Also folgte er Sam und legte sich unter dessen wachsamen Blick auf sein Bett. Genervt starrte er an die Decke.

„Danke“, sagte Sam leise und verließ das Zimmer wieder, um zu Oliver zu gehen. Hoffentlich blieb Dean wirklich liegen.



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