Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Fälle lauern überall?

214) Die Fälle lauern überall?
 

Vier Tage hatte Dean es im Krankenhaus ausgehalten. Jetzt saß er in seiner normalen Straßenkleidung auf seinem Bett. Seine Entlassungspapiere waren ihm von einer Schwester vor wenigen Minuten in die Hand gedrückt worden und lagen neben ihm. Den Blick auf die Tür gerichtet, spielte er mit einer Hand nervös mit der Tablettenpackung, die ihm der Arzt gegen eventuelle Schmerzen in die Hand gedrückt hatte und die jetzt in seine Jackentasche steckte.

Sam war jeden Tag da gewesen und er hatte sich jeden Tag wieder von Neuem ins Gedächtnis rufen müssen, dass es sein kleiner Bruder war. Der Mensch, den er sein ganzes Leben lang kannte, der Mensch, dem er schon die Windeln gewechselt hatte.

Es brachte nicht wirklich viel. Sobald Sam sich ihm auf mehr als drei Schritte genäherte, begann er sich unwohl zu fühlen. Er hatte versucht sich das nicht anmerken zu lassen, doch Sam war feinfühlig. Er wusste nicht, ob es ihm wirklich gelungen war, ihn zu täuschen. Wenigstens hatte der ihn nie darauf angesprochen, was aber vielleicht auch daran lag, dass er an seinem zweiten Tag hier einen Bettnachbarn bekommen hatte, der mit seinem gebrochenen Bein noch nicht einmal aufstehen konnte und sie ihre Probleme nicht vor Fremden ausbreiten und diskutieren wollten.

In dieser Beziehung waren die Besuche von Charlie angenehmer. Sie war zweimal dagewesen und hatte ihm jedes Mal ein paar Schokoriegel mitgebracht. Weniger schön waren ihre forschenden Blicke gewesen. Sie hatte nie etwas zum Grund seines Hierseins gesagt, doch er wusste auch so, dass sie sein Schweigen missbilligte und er hatte ihr ihre abwegigen Gedanken nicht ausreden können. Sie blieb der Meinung, dass er und Sam eben keine Brüder waren und ihre Beziehung zumindest ihm nicht gut tat. Doch auch das würde gleich keine Rolle mehr spielen. Er war entlassen und sie würden verschwinden und Charlie nie wiedersehen. Da war es vollkommen egal, was sie dachte.

„Wann wirst du abgeholt?“, riss sein Bettnachbar ihn aus seinen Gedanken..

„Sam sollte gleich da sein.“ Dean drehte sich nur kurz zu ihm um. Sein Blick fiel auf das Fenster, hinter dem sich ein schöner Tag zeigte, dann schaute er wieder zur Tür.

„Warum?“

„Nur so. Du bist nervös, als ob du deine Flamme seit Monaten zum ersten Mal wiedersiehst.“

„Er ist mein Bruder“, erwiderte der Winchester leise, ohne den Blick von der Tür zu nehmen.

„Hmhm“, machte der Andere eindeutig zweideutig.

Sams Erscheinen enthob Dean einer Antwort.

„Hey“, grüße der jüngere Winchester mit einem breiten Lächeln. Auch er war nervös. Noch vor der Tür hatte er sich gut zugeredet. Dean war ihm nicht böse, schließlich war nicht er es gewesen, der ihn fast umgebracht hatte. Und natürlich wusste er das auch. Trotzdem blieb das schlechte Gewissen, denn egal wie er es drehte, es war sein Körper. Und nur den konnte Dean sehen, da es eben „nur“ ein Geist war, der ihn vereinnahmt hatte.

Auch Dean versuchte sich an einem Lächeln. Er erhob sich und griff nach seiner Tasche.

„Lass mal. Die kann ich nehmen. Du bist krank.“

„Entlassen!“

„Das heißt bei dir aber nicht gesund!“ Sam grinste seinen Bruder an und griff nach der Tasche.

„Du kannst den hier tragen“, lachte er und warf ihm den Impalaschlüssel zu. Jetzt lächelte Dean wirklich.

„Baldige Entlassung“, wandte er sich noch einmal an seinen Bettnachbarn und folgte seinem Bruder.

„Ich hab gestern mit Bobby telefoniert. Er wollte heute zu einem Fall nach Wakefield und lässt grüßen. Er fragt, ob wir gleich zu ihm kommen wollen, jetzt wo du hier raus bist“, begann Sam unverfänglich, kaum dass sie durch den Gang liefen. Schließlich wusste man ja nie, wer noch mithörte.

„Wakefield?“ Dean drückte den Rufknopf für den Fahrstuhl.

„Er hat nicht gesagt, worum es ging. Nur, dass er ein paar Tage nicht da ist. Aber Jody ist Zuhause. Fahren wir sofort hin?“

„Keine Ahnung. Eher nicht.“

„Warum nicht?“

„Ich glaube, ich bin noch nicht soweit ihm die Wahrheit darüber zu sagen.“ Dean deutete auf seinen Hals, der noch immer in den schönsten Blautönen schillerte.

Sie betraten den Fahrstuhl.

„Oh“, machte Sam betreten und drückte auf den Knopf zum Erdgeschoss. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich in der Kabine aus und schien sich mit jedem Meter in die Tiefe zu verdicken.

In der nächsten Etage öffneten sich die Fahrstuhltüren schon wieder und Beide mussten sich zusammenreißen, um nicht erleichtert aufzuatmen. Sie hatten wohl jeder für sich doch noch nicht mit den letzten Tagen abgeschlossen. Ein Pfleger bugsierte ein Krankenbett in den Fahrstuhl. Schweren Herzen schluckte der jüngere Winchester die Frage herunter. Er wollte es eigentlich lieber jetzt als gleich klären, was genau Dean damit meinte, doch er würde sich gedulden, bis sie im Impala saßen.

Im Erdgeschoss verließen sie den Fahrstuhl und gleich darauf das Krankenhaus und gingen langsam über den Parkplatz.
 

Kurz bevor sie den Impala erreichten, blieb Dean wie angewurzelt stehen. Er starrte auf seine schwarze Schönheit, die mit der Mittagssonne um die Wette glänzte, als wäre sie gerade erst frisch vom Band gelaufen.

„Was?“, fragte er verwundert und schaute zu Sam.

„Ich hatte Zeit und da ich dich nicht so verwöhnen konnte ...“

„Wow! Du siehst wundervoll aus, Baby“, wisperte er leise und strich ihr über den Kotflügel.

Sam verstaute derweil Deans Tasche im Kofferraum und freute sich still, dass diese Überraschung gelungen war.

Gemeinsam stiegen sie ein und gemeinsam schlossen sie ihre Türen.

Als ihnen das bewusst wurde, schauten sie sich an und grinsten. So ganz hatte dieser James ihre Vertrautheit wohl doch nicht zerstört.

„Bobby?“, begann Sam noch einmal.

Dean schüttelte den Kopf. „Lass uns erst nach El Paso fahren. Dann bin ich die schicke Verzierung an meinem Hals auch wieder los“, erklärte er leise.

Sam nickte mit einem leisen Seufzen. Vielleicht war es wirklich besser so. Dieser verdammte Geist hatte ihren Zusammenhalt mehr gestört, als er für möglich gehalten hätte.

„Was hast du über diesen James herausgefunden?“, wollte er von dem Älteren wissen.

„Wahrscheinlich weniger als du“, erwiderte der. „Er war ein notorischer Spieler, der eigentlich immer verlor. Als er dann endlich doch mal den Jackpot geknackt hat, wurde er von einem Geldeintreiber erschossen.“

„Ich hab auch nicht viel mehr“, begann Sam ruhig. „Nur ein paar Daten. Wann er in die Stadt gekommen ist, sein Geburtstagsdatum und wann er starb. Sowas halt. Und wie viel er verspielt hat.“

„Und wie viel?“

„Über eine viertel Million.“

„Oh man.“

„Und wie geht es jetzt mit uns weiter?“, fragte Sam leise.

„Was soll mit uns weitergehen?“, stellte Dean sich dumm. Er wollte noch immer nicht darüber reden. Er saß mit Sam in seinem Wagen und war noch nicht weggelaufen, obwohl der näher als eine Armlänge war. Das war doch mehr als nur ein Schritt hin, zu einem normalen Umgang miteinander, fand er.

„Wir! Unser Verhältnis zueinander. Du merkst es doch auch, dass mit uns etwas nicht stimmt“, versuchte Sam verzweifelt zu erklären.

Dean seufzte. Klar merkte er es. Aber er wollte es einfach verdrängen, wie alles, was ihm unangenehm war, er aber nicht aktiv ändern konnte.

„Mit uns hat noch nie alles gestimmt. Wir sind Jäger! Und das was du meinst? Die Zeit heilt alle Wunden“, erklärte er leise.

„Und wenn nicht? Ich meine ...“

„Sam! Du hast dich nicht darum gerissen, ihm deinen Körper zu leihen und ich bin mir sicher, dass du alles getan hast, um mich zu schützen.

Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Also hör auf dich mit Selbstvorwürfen zu martern. Ich habe es überlebt und der Rest wird auch wieder.“

„Aber du ...“

„Bitte Sam, lass es einfach gut sein, ja?“ Dean schaute zu seinem Bruder hinüber und versuchte ein Lächeln, auf das der Jüngere nur zu gerne einging, auch wenn es noch etwas gequält wirkte.
 

Die Fahrt verlief ruhig. Sam hüllte sich in Schweigen, so gerne er das Thema auch weiter erörtert hätte, er respektierte Deans Bitte. Er würde abwarten, ob sich ihr Verhältnis in den nächsten Tagen entspannte. Vielleicht konnte er es ja auch etwas beschleunigen? Mal sehen, was ihm einfiel, um Dean milde zu stimmen. Bei diesem Gedanken huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Darin hatte er doch Übung.

Dean seinerseits genoss es einfach hinter dem Lenkrad seines Babys zu sitzen. Hier fühlte er sich sicher und hier machte ihm Sams Nähe kaum etwas aus. Nur sein noch immer angeschlagener Körper verdarb ihm die gute Laune etwas.

Je länger sie unterwegs waren, umso öfter versuchte Dean eine halbwegs schmerzfreie Haltung zu finden. In Wickenburg gab er auf. Er lenkte den Impala auf den Parkplatz des nächsten Motels und konnte nicht schnell genug aussteigen. Noch in der geöffneten Tür stehend, atmete er langsam tief ein und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der seinen Brustkorb nun noch heftiger durchzog.

Sam warf seinem Bruder einen besorgten Blick zu. Hätte er ihn noch länger im Krankenhaus lassen sollen? Einen Tag wenigstens, oder zwei?

Nein, auch wenn es ihm dann vielleicht körperlich besser gegangen wäre! Wenn Dean sich gleich etwas hinlegen konnte, würde es ihm mindestens genauso schnell besser gehen. Klar, er liebte es mit seinem Baby unterwegs zu sein, doch diese gestauchte Haltung war gerade Gift für seinen geschundenen Körper.

„Ich hol den Schlüssel“, sagte er mit einem weiteren kurzen Blick auf seinen Bruder und ging zur Rezeption.
 

Eine Stunde später setzte sich Dean auf. Vorsichtig sog er die Luft tief in seine Lungen. Dank der Schmerzmittel, die er, unter Sams wachsamem Blick, genommen hatte bevor er sich hinlegte, fühlte es sich ganz gut an. Er wollte zwar noch keine Bäume ausreißen, aber es war erträglich. Wieso ging es ihm überhaupt so beschissen? Die letzten Tage im Krankenhaus fühlten sich doch gut an! Er streckte sich so gut es ging und schaute zu Sam.

„Und?“, fragte der, „Wie geht’s?“

„Ich hab Hunger!“

„Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Soll ich was holen?“

„Ich würde lieber in das Diner, an dem wir vorhin vorbeigefahren sind. Die Stühle hier sehen nicht wirklich bequem aus und ich … ich würde gerne ein paar Schritte laufen. Ich hab die letzten Tage nur gelegen oder gesessen. Ich glaube ich dreh durch, wenn ich noch länger stillsitzen muss.“

Sam legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder. „Klar“, sagte er und lächelte. Der Wolf hatte Dean doch wirklich zum Frischluftfanatiker gemacht. Wenn das nicht mal was Gutes war.

Sie zogen sich ihre Jacken über und machten sich auf den Weg.
 

Um diese Uhrzeit war das Diner fast brechend voll. Es gab nur einen freien Tisch, der auch noch ziemlich am Eingang stand. Das war ja so gar nicht ihr Ding. Doch jetzt noch weiter zu ziehen, war ihnen auch zu blöd. Also ließen sie sich daran nieder und bestellten.

„Wie geht es dir?“, fragte Sam.

„Ganz gut, warum?“

„Nur so. Du bist gerade aus dem Krankenhaus raus.“

„Ich glaube, ich würde nicht mal einen Bonsai ausreißen können, aber es geht“, erklärte Dean noch einmal und hoffte, dass es so sicher klang wie es sollte.

Eine Weile schaute er sich im Diner um. Sein Blick wurde regelrecht von der wohl neuesten Ausgabe der Weekly World News angezogen.

Hastig schloss er die Augen drehte den Kopf wieder zu Sam und griff nach der schon ziemlich zerlesenen, örtlichen Tageszeitung, die auf ihrem Tisch lag. Das, was ihm der Leitartikel der Weekly World News andeutete, wollte er nicht wissen!

Sam schaute sich nun ebenfalls um. Was hatte Dean so verstört?

Auch ihm fiel der Artikel ins Auge. Leise stöhnend schaute er auf die Rückseite der Zeitung, die Dean nun angestrengt las.

„Wir sollten mit Bobby reden“, sagte Dean leise und legte die Zeitung weg, weil die Kellnerin ihr Essen brachte.

Sam horchte auf. Sein Bruder klang deprimiert. „Warum?“

Dean schlug die Seite der Zeitung auf, die er gerade überflogen hatte und zeigte auf einen Artikel in der Rubrik „Sonstiges“.

„Der Mythos hat wieder zugeschlagen - Chupacabra gesichtet“, lautete die Überschrift. In dem Artikel wurde dann darüber informiert, dass in der Nähe von Thatcher noch immer verwilderte Hunde herumliefen, die angeblich schon wieder mehrere Kinder angegriffen hätten.

„Und du meinst, es sind wirklich Chupacabra?“

„Samuel Campbell hat was darüber geschrieben, dass sie in der Umgebung hier einen gejagt haben.“

„Aber das ist ewig her“, gab Sam zu bedenken.

„Und wenn es nicht nur einer war? Oder wieder welche hergekommen sind?“

„Wie kommst du darauf?“ Grübelnd legte Sam die Stirn in Falten. Er hatte das Buch doch auch gelesen. Aber was stand da genau?

„Dieses „angeblich schon wieder“. Und weil Campbell schrieb, dass der Chupa, den sie damals gejagt haben, Menschen angefallen hat. Außerdem glaube ich, dass ich mal was darüber gelesen habe, dass die nur dann Menschen jagen, wenn sie Junge haben.“

Die Furchen auf Sams Stirn wurden tiefer. „Wir sollten Bobby anrufen“, bestätigte er die Aussage seines Bruders, bevor er sich endlich seinem Essen widmete, obwohl er plötzlich keinen Appetit mehr hatte. Und so wie Dean auf seinem Teller herumstocherte, ging es ihm wohl genauso.

„Bobby weiß eine Lösung. Er weiß immer eine!“, versuchte Sam Optimismus zu verbreiten.

„Nur, ob uns die Lösung gefallen wird, bleibt fraglich.“

„Versuch doch nicht alles so schwarz zu sehen“, bat Sam und hoffte, dass er so sicher klang wie er es wollte und nicht wie er sich fühlte, denn leider waren ihre Erfahrungen andere.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück