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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ängste

212) Ängste
 

Erleichtert atmete Sam auf, als er den Impala auf dem Parkplatz des Motels abstellen konnte. Er war total übermüdet und doch wollte er mehr als einmal zum Krankenhaus fahren und sich an Deans Bett setzen, nur um zu sehen, dass er atmete. Dabei war er doch gerade erst da gewesen, aber sein schlechtes Gewissen ließ sich wohl nicht so schnell überzeugen. Wie auch. Er war schuld, dass sein Bruder da lag!

Und er hatte in der Stadt noch mehr Schaden angerichtet. Aber das würde er alles wieder geradebiegen ... sobald er ausgeschlafen hatte. Er ging ins Zimmer und lehnte sich mit einem leisen Seufzen von innen gegen die Tür. Kurz schaute er sich um.

Es gab nur ein Bett! Dean hatte sich wohl das Erstbeste genommen, das es gab. Ein sicherer Unterschlupf, von dem aus er operieren konnte. Oh Gott. Was für einen gequirlten Käse dachte er denn da. Er war einfach zu müde für tiefgreifende analytische Schlussfolgerungen! Er zog sich auf dem Weg zum Bett lediglich die Jacke aus und streifte sich die Schuhe von den Füßen und ließ sich auf das Bett fallen. Sekunden später war er auch schon eingeschlafen.
 

Schon wenige Stunden später war er soweit ausgeruht, dass seine ungelösten Probleme die Chance ergriffen und sich immer stärker in sein Bewusstsein drängen konnten. Mit einem leisen Stöhnen erwachte er. Ausgeschlafen war aber etwas anderes. Er wälzte sich auf den Rücken. Blind starrte er an die Decke und fragte sich, was er jetzt wie erledigen wollte und musste. Der wichtigste Punkt war Dean, klar. Da würde er als erstes hinfahren und versuchen ihm wenigstens einen Muffin ins Zimmer zu schmuggeln. Und etwas zu lesen. Außerdem musste er sein altes Zimmer bezahlen und die Spielschulden. Hoffentlich reichte das Limit seiner Kreditkarten! Gut dass er auf seinen Bruder gehört und die noch nicht alle vernichtet hatte.

Energisch schlug er die Decke zurück. Je eher er begann, umso eher wurde er fertig und vielleicht konnte er Dean ja auch schon bald aus dem Krankenhaus holen. Mal sehen, wie lange der es wohl da aushielt.

Die Dusche belebte ihn auch noch etwas.

Geföhnt und frisch rasiert fand er sich auch endlich respektabel genug. Er verließ das Zimmer und machte sich auf die Suche nach einem Diner. Sein Magen knurrte schon bedenklich.

Schnell hatte er eines gefunden.

Er suchte sich eine ruhige Ecke und bestellte sich neben Kaffee auch einen Salat mit Hähnchenbruststreifen und ein Putensandwich. Kaum war die Bedienung gegangen, versank er auch schon wieder in seiner Gedankenwelt und versuchte sich die nächsten Schritte zurecht zu legen. Wo war dieser Ezsra James alles gewesen? Wo hatte er Schulden gemacht? Er war zwar die ganze Zeit dabei gewesen, aber wenn er jetzt versuchte sich zu erinnern, war es eher wie ein Traum, als wie eine echte Erinnerung.

Dass er seine Bestellung bekam, bemerkte er kaum und auch das Essen geschah eher unterbewusst. Er hätte nicht sagen können, wie es geschmeckt hatte.

Erst als er die Rechnung verlangte schaute er die Kellnerin wieder bewusst an und wunderte sich, warum die so unfreundlich war. Kannte sie ihn? Hatte er ihr etwas getan? Wohl eher nicht. Er konnte sich ja nicht einmal daran erinnern, ob sie ihn wirklich bedient hatte!

Oh man, vielleicht sollte er doch noch etwas mehr im hier und jetzt leben und sich nicht nur in seine Gedankenwelt verkriechen. Mit Dean war das nie Problem, der passte auf ihn auf, aber der war nicht da!
 

Den Muffin zwischen einigen Zeitschriften getarnt, betrat er Deans Zimmer.

Der Fernseher lief. Sofort schaute er zu seinem Bruder. Er konnte nicht erkennen, ob Dean wirklich wach war.

„Hey“, machte er sich leise bemerkbar. Er wollte ihn auf keinen Fall wecken, sollte der wirklich schlafen. Leise trat er an das Bett heran und musterte seinen Bruder. Die Atemmaske war durch einen einfachen Schlauch ersetzt worden. Durfte er vielleicht schon wieder raus? Waren die Verletzungen nicht ganz so schlimm wie sie ausgesehen hatten? Es würde seine Schuldgefühle nicht mindern, aber es wäre doch Balsam auf seine Seele, auch wenn er das wohl nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben würde.

Langsam drehte Dean ihm den Kopf zu.

„Hey“, antwortete er genauso leise und noch keine Spur weniger heiser.

„Hab dir einen Muffin mitgebracht und ein paar Zeitungen, damit du nicht eingehst vor Langeweile. „Danke.“

„Du musst nicht reden. Ich hör doch wie sehr es dich anstrengt“, wehrte Sam ab. Dean nickte kurz. Er wollte auch nicht mehr als notwendig sagen.

„Das heißt also, du darfst die Annehmlichkeiten dieses Etablissement noch eine Weile genießen?“

Dean musterte ihn eine Weile stumm bevor er kurz nickte.

„Ich...“, begann er leise und griff nach der Decke.

„Nein!“, wehrte Sam erschrocken ab. „Ich meine … ich kann es dir nicht vorschreiben, aber ich bitte dich, bleib noch hier bis ich … bis es dir wirklich besser geht. Du klingst noch genauso angeschlagen wie heute morgen und ich … ich will meine Schulden bezahlen und da kann ich nicht die ganze Zeit auf dich aufpassen.“

„Schulden?“, sprang Dean sofort auf das Thema an, froh so seine Erleichterung darüber, dass Sam ihn nicht mitnehmen wollte, verbergen zu können.

„Ja, ich wollte das ausgleichen, was mein Körper verspielt hat. Nicht dass uns irgendwann die Schuldeneintreiber jagen. Und zu erzählen, dass es mein böser Zwilling war, wird wohl nicht viel bringen.“

Dean nickte kurz. „Hast du so viel?“

„Ich hoffe es. Sonst muss ich mein Glück mal am Pokertisch versuchen. Auch wenn du das besser kannst.“ Er lächelte etwas verlegen.

„Den Muffin lege ich dir in den Nachttisch. Muss ja nicht jede Schwester sofort sehen, dass du heimlich versorgt wirst“, begann Sam und räumte den Muffin weg, nur um seine Unsicherheit zu überspielen. Dean schaute ihm dabei zu, warf noch einen kurzen Blick auf den Fernseher und gähnte verhalten.

„Oh, du bist müde?“, fragte der Jüngere sofort.

„Geht so. Du sagtest, dass du los willst, also ...“

„Ja, ich ...“ Sam schluckte sein schlechtes Gewissen herunter. Sie eierten hier umeinander herum. Er wollte nicht wirklich gehen, schließlich hatte er Dean ins Krankenhaus gebracht. Hier aber noch länger rumzustehen brachte ihn jedoch nicht weiter. Was für eine blöde Situation!

„Brauchst du noch was?“, wollte er also wissen.

„Nein, ich hab alles.“ Deans Stimme schwand immer mehr. Er war wirklich alles andre als fit.

„Dann lass ich dich schlafen und komme morgen wieder. Hast du einen besonderen Wunsch?“

Dean schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Jetzt war er wirklich müde.

„Schlaf gut“, verabschiedete sich Sam und verließ das Zimmer.

Der Ältere blickte ihm hinterher und atmete erleichtert durch, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Zeitgleich schimpfte er sich einen Angsthasen und Idioten. Es war Sam, den er da gerade mit kaum zu unterdrückender Begeisterung gehen sah. Es war sein kleiner Bruder! Der einzige Mensch, für den er bereit gewesen war, in die Hölle zu gehen! Und doch war ihm Sams Anwesenheit gerade mehr als nur unangenehm gewesen. Er war kurz davor gewesen zu flüchten. Ging es noch peinlicher? Traurig blickte er zur Tür.

Hoffentlich legte sich das schnell wieder.

„Verdammt!“, fluchte er und bereute diese Aktion augenblicklich, fühlte sich sein Hals doch jetzt an, als würde er Schleifpapier atmen. Er biss die Zähne aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. Es konnte doch nicht sein, dass dieser vermaledeite Geist schaffte, was bisher nichts in ihrem Leben gelungen war.

NEIN! Er würde sich hier ein paar Tage ausruhen und Gras über diese Geschichte wachsen lassen und dann würden sie zusammen, Sammy und er gemeinsam, in ein neues, normales Leben starten!

Mit diesem Gedanken schlief er ein.
 

~“~
 

„Hey“, grüßte Jody als sie an diesem Nachmittag zur Tür herein kam. Sie hängte ihre Dienstwaffe an den Garderobenhaken, ihre Jacke darüber und ging ins Wohnzimmer.

Kurz hörte Bobby sie in einem Schrank suchen. Leise klirrte Glas, als es aneinander stieß und dann kam sie in die Küche. Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und goss den Whiskey in die zwei Gläser. Die Flasche stellte sie, ohne sie zuzuschrauben zur Seite, schob ein Glas zu Bobby und trank das andere in einem Zug leer. Sofort füllte sie es nach.

„Was ist los?“, fragte der Jäger.

„Marcy, sie ...“, kopfschüttelnd brach sie ab und trank auch das zweite Glas aus. Als sie jedoch erneut nach der Flasche griff, legte Bobby seine Hand auf ihre.

„Was ist mit deiner Freundin?“, wollte er leise wissen.

„Das weiß wohl keiner. Sie war vor drei Wochen übers Wochenende im Osten wandern. Als sie zurückkam ging es ihr gut, doch dann ...“ Jody schüttelte den Kopf. „Sie dachte sie hätte sich vielleicht erkältet, aber die Symptome passten nicht. Mal fühlte sie sich blendend, dann ging es ihr so schlecht, dass sie kaum aus dem Bett kam. Am Tag darauf war alles wieder gut, danach hatte sie Albträume oder so starke Atemnot, dass sie meinte ersticken zu müssen. Sie war mehrfach beim Arzt, doch der konnte ihr nicht helfen. Er hat zwar alles unternommen, doch die Werte waren in Ordnung und so bekam sie nur harmlose Mittel, die das Immunsystem unterstützen sollten. Ein paar Tage war alles gut. Seit vorgestern geht es ihr immer schlechter und gestern Abend wurde es ganz schlimm. Sie wollte aber nicht zum Arzt. Ich hatte ihr versprochen, dass ich heute Morgen nach ihr schaue. Ich hab sie bewusstlos und vollkommen unterkühlt in ihrem Bad gefunden und den Krankenwagen gerufen.

Nach meiner Schicht bin ich zu ihr ins Krankenhaus gefahren. Ihre Werte sind, wie schon bei ihrem Arzt, soweit in Ordnung, keine Anzeichen einer Entzündung, nichts. Nur ihr Puls ist viel zu hoch. Sie dürfte nicht bewusstlos sein und sie dürfte da nicht liegen. Die Ärzte meinen, dass ihre Hirnströme ebenfalls zu hoch sind. Also scheint sie wieder Albträume zu haben.“ Sie goss ihnen beiden noch je ein Glas ein und schraubte die Flasche danach zu.

„Es ist fast, als ob sie etwas quälen würde“, meinte sie leise. „Sie ist doch meine vielleicht noch einzige Freundin hier! Ich bin Sheriff verdammt, aber ich kann ihr nicht helfen!“

„Was hast du gerade gesagt?“, horchte Bobby auf.

„Dass ich Sheriff bin, ihr aber nicht helfen kann?“

„Nein, davor!“

„Dass es fast so wäre, als ob sie etwas quälen würde?“

„Das könnte sogar wirklich so sein. Weißt du wo sie wandern war?“

„Nur dass es irgendwo im Osten war, aber sie hat mit Sicherheit Unterlagen darüber, außerdem könnte ich zur Not ein Bewegungsprofil ihres Handys erstellen lassen. Warum fragst du?“

„Mir kommt da ein Verdacht. Dazu muss ich allerdings wissen, wo sie war.“

„Du hast einen Verdacht? Was?“

„Willst du das wirklich ...“

„Hör auf das immer wieder zu betonen. Ich bin erwachsen und meinst du nicht, dass ich schon lange viel zu sehr in deine Welt hineingeschaut habe? Ich weiß, dass du mich schützen willst.“ Sanft legte sie ihre Hand auf seine. „Du musst das nicht alleine tragen. Ich kann dir auch dabei helfen.“

„Du hast doch schon genug Probleme“, versuchte er einzuwenden.

„Und die werden auch bleiben, egal ob ich dir helfe oder nicht. Außerdem würde es mich davon ablenken und ich hätte endlich mal wieder das Gefühl wirklich helfen zu können.“

Bobby seufzte. Letztendlich war er ja selbst schuld. Er hatte sie in diese Welt gebracht, oder besser er hatte sie noch weiter hineingezogen. Jody Mills war eine taffe Frau, die sich nicht mit Halbwissen und Ausflüchten abspeisen ließ. Das war auch mit ein Grund, warum er sie so mochte.

„Es gibt mehrere Kandidaten. Wenn deine Freundin ein Kind wäre, würde ich auf eine Strigha tippen. Die entzieht Kindern ihre Lebensenergie. Aber auch bei Erwachsenen gibt es einige Kandidaten. Inccubus, Etmmus, Udug. Deshalb wäre es gut zu wissen, wo sie war.“

„Ein wütender Geist, wie bei mir kommt nicht infrage?“

„Udug oder Etmmus sind auch Geister aber so ein Geist wie bei dir? Ich denk nein. Es gibt da noch andere Kreaturen, von denen ich nicht hoffe, dass es einer davon ist.“

„Sind die schlimmer oder besser als die, die du vorhin genannt hast?“

„Wohl eher schlimmer.“

„Dann werde ich mal losfahren und bei Marcy Blumen gießen. Nebenbei kann ich mich gleich noch umsehen, wohin sie wollte.“

„Mach das“, antwortete Bobby und schaute ihr hinterher, als sie sich sofort erhob und zum Haustür ging. Sie griff nach ihrer Jacke, ließ die Waffe aber da und war gleich darauf schon verschwunden.

Bobby seufzte erneut und begann das Abendessen vorzubereiten. Er konnte eh nur abwarten bis Jody wieder da war, oder ihm Bescheid gab. Bis dahin hatte er noch Zeit sich sinnvoll zu beschäftigen.



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