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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Pechsträhne

193) Pechsträhne
 

Etwas unschlüssig standen sie mit dem Schlüssel in der Hand vor dem Eingang zur Rezeption. „Wollen wir ins Zimmer oder besorgen wir uns erst einen Wagen und gehen einkaufen?“, frage Sam mit einem unsicheren Seitenblick auf seinen Bruder. Wie würde der auf das Thema reagieren?

„Warum warten wir nicht einfach und holen sie uns heute Nacht? Wäre ja nicht das erste Mal, dass wir irgendwo einbrechen!“

„Wir wollten aussteigen und als normale Bürger leben“, gab Sam zu bedenken.

„Das normale Leben nervt!“, maulte der Ältere.

„Du hast es noch nicht mal probiert!“

„Warum soll ich mich an Regeln halten müssen, wenn es andere nicht tun?“

„Davon, dass Andere Fehler machen, werden deine nicht richtiger, Dean. Wir werden uns viel mehr an Regeln halten müssen als bisher. Aber wir werden auch nicht mehr jeden Tag um das Leben des andere fürchten müssen. Bleibt die Frage, was dir wichtiger ist. Leben oder Regeln.“

„Dein Leben, das weißt du. Trotzdem ist es nicht gerade ein einfacher Einstieg, gleich so einen Schlag in den Magen zu bekommen.“

„War das Leben denn schon jemals fair oder einfach für uns?“

„Ich mag es trotzdem nicht!“

„Das musst du auch nicht. Und jetzt lass uns einen Wagen holen.“

Dean nickte und folgte seinem Bruder, als der zur nächsten Bushaltestelle lief.

Die Autovermietung war fünf Meilen entfernt. Das war zwar keine Strecke, die sie nicht auch hätten laufen können, aber so niedergeschlagen wie sein Bruder war, wollte er ihm das nicht auch noch zumuten, entschied Sam.

„Das ist so demütigend!“, erklärte Dean, als sie im Bus saßen. „Wir haben einen Wagen und ...“

„Lass gut sein, Dean. Das zieht dich nur noch weiter runter.“

Der Ältere verzog das Gesicht zwar zu einem Grinsen, seine Augen blieben jedoch ernst. So von seiner Schönheit getrennt zu werden, konnte und wollte er einfach nicht verwinden. Er fühlte sich, als wäre er entwurzelt worden. Das richtige Leben war ja vielleicht gut und schön, aber noch war der Impala der Ort, an dem er sich zuhause fühlte. Und die Aussicht auf eine Einkaufstour machte seine Laune auch nicht besser.
 

Drei Stunden später lenkte Sam den Mietwagen auf den Parkplatz vor ihrem Motelzimmer. Er warf seinen Blick zu seinem Bruder, der sich vehement geweigert hatte diesen Wagen zu fahren. War das nur der Frust dass sein Baby entführt worden war oder steckte mehr dahinter? Spätestens wenn sie Baby wieder hätten, würde sich diese Frage wohl klären. Er atmete kurz durch und stieg aus.

„Wow“, sagte Dean und ein leiser, anerkennender Pfiff kam über seine Lippen, als sie ihr Zimmer in dem Motel gegenüber dem Chatterbox-Cafe betraten. Der Raum war hell und freundlich eingerichtet und weder an den Wänden noch auf den Betten prangten Blümchen. Eine echte Wohltat für die Augen. Er warf seine Einkaufstüten auf das vordere Bett und begann Kaffee zu kochen.

Gleich darauf machten sie sich schweigend über ihr eingeschweißtes Essen, dass sie an einer Tankstelle geholt hatten, her. Lecker war etwas anderes!

Erst danach konnte sich Dean dazu aufraffen, seine Einkäufe wegzuräumen.

„Und jetzt?“ Dean warf sich auf das vordere Bett und zappte unmotiviert durch die Kanäle. Die Zeit musste doch irgendwie vergehen, oder? Sam griff nach der Tageszeitung, die sie mitgebracht hatten und begann darin zu lesen.

„Schon komisch“, sagte er nach einer ganzen Weile. Dean legte die Fernbedienung weg und blickte zu Sam. „Was?“

„Der ganze Ort scheint vom Pech verfolgt zu sein.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Erinnerst du dich an das Gespräch, dass wir hier beim Einkaufen in dem Lebensmittelgeschäft mitgehört haben, bevor wir zu den Wölfen gefahren sind? Hier drin stehen noch mehr solcher Unglücke.“

„Du meinst also, wir stolpern schon wieder in einen Fall?“

„Ich hoffe nicht. Aber wenn doch?“

Dean holte tief Luft. „Vielleicht sollten wir keine Zeitung mehr lesen?“, sagte er nur. Er wusste ja selbst nicht, was genau er wollte. Aussteigen, klar, aber konnte er damit leben, dass Menschen zu Schaden kamen, weil sie nicht mehr halfen?

Sam faltete die Zeitung zusammen. Er sah das Minenspiel seines Bruders und konnte dem nur zustimmen. Auch er wollte raus und auch er hatte Angst davor Menschen seine Hilfe zu verweigern.

„Wäre eine Möglichkeit. Ich denke es wird leichter werden, mit der Zeit.“

„Ich hoffe es, sonst drehen wir durch. Wie schön muss es sein von nichts zu wissen“, grübelte der Ältere.

„In dieser Beziehung beneide ich die normalen Menschen“, stimmte Sam ihm zu.

„Nur in dieser?“

„Nein, auch in fast jeder anderen Beziehung. Nur eins wäre wohl ohne das Jagen nicht so.“

„Und was?“

„Die Beziehung zu dir.“

„Ich mich auch“, grummelte Dean, doch der Blick den er seinem kleinen Bruder zuwarf war so voller Wärme, dass er seine Worte Lügen strafte.

Sam lächelte.

Die Titelmusik von Dr. Sexy MD beendete diesen Moment bevor er ihnen peinlich werden konnte.

Dean griff nach der Fernbedienung und schaltete lauter.

Sam holte ein paar Bier aus dem Kühlschrank, reichte eine Flasche an seinen Bruder weiter und setzte sich auf sein Bett.

In aller Ruhe genossen sie den Abend, den nicht mal die Dusche, die sich einfach nicht für eine Temperatur entscheiden wollte, trüben konnte.
 

„Sammy“, forderte Dean leise.

„Hm“, grummelte der und drehte sich auf die Seite.

„Dein Kaffee wird kalt“, grinste der Ältere und wedelte seinem kleinen Bruder den Kaffeeduft entgegen.

„Was?“ Sam blinzelte verschlafen.

„Kaffee?“

„Hm“ Sam reckte sich, schlug die Bettdecke beiseite und setzte sich auf. Er nahm die Tasse entgegen und pustete hinein. Langsam trank er einen Schluck. Erst dann registrierte er, dass Dean schon fertig angezogen war und leise vor sich hin pfiff. Wie spät war es denn schon?

„Wieso bist du schon wach?“, wollte er noch immer leicht verschlafen wissen und schielte zur Uhr.

„Wir wollten nach Vegas“, erinnerte Dean ihn an ihr weiteres Ziel.

„Ob wir nun eine Stunde eher oder später hinkommen ...“

„Ich will hier weg, bevor die Kakerlaken bis hierher kommen.“

„Es sind nur Kakerlaken, Dean, keine Ratten.“ Sam musterte ihn eindringlich.

„Baby wartet“, nuschelte er leise. Über Sams Gesicht huschte ein Lächeln. Da war er ja, der wahre Grund.

„Eine Frau sollte Mann nicht warten lassen“, lachte Sam, „Hast Recht.“ Hastig trank er seinen Kaffee aus und flitzte ins Bad.

Als er wieder ins Zimmer kam, wurden seine Augen groß. Dean hatte ihre Sachen zusammengepackt und die Betten gemacht. Er schien wirklich große Sehnsucht nach seiner schwarzen Schönheit zu haben. Schnell zog er sich an. Seine Haare glättete er zwischendrin mit den Händen. Nicht dass Dean noch vor Liebeskummer starb.
 

„Wir wollen den schwarzen '67 Impala auslösen“, begann Sam kaum, dass er das Büro des Abschleppdienstes grußlos betreten hatte.

„Den Sie gestern unberechtigt abgeschleppt haben“, konnte sich Dean nicht verkneifen hinzuzufügen. Er erntete dafür einen genervten Blick von Sam und ein Schnauben von dem Kerl hinter dem Schreibtisch.

„Der stand vor einem Hydranten, steht hier“, erklärte der Mann, nachdem er die Papiere gefunden hatte.

„Da stand ein silberner Honda“, beeilte Sam sich den Sachverhalt sicher zu stellen, bevor Dean explodierte.

„Vielleicht haben sie ihre Karre ja umgeparkt und den Honda in die Lücke gefahren?“

„Wir haben was?“, begann Dean ungläubig.

„Wieso sollten wir einen Wagen, der uns nicht gehört, umparken?“, unterbrach ihn Sam schnell.

„Was weiß ich! Ist egal. Und wenn sie hier Männchen machen, sie kriegen die Karre eh nicht. Im Kofferraum lagen Waffen!“

„Was haben Sie in unserem Kofferraum zu suchen?“, fragte Sam.

„Wie sind Sie da reingekommen“, wollte Dean wissen. „Der war abgeschlossen!“

„Erstens: Wir sind verpflichtet jedes Auto zu untersuchen. Könnte ja eine Bombe drin sein!“

„Wer hat Sie ...“

„Wir haben das so festgelegt. Steht in unseren AGB! Und zweitens: Wir haben ihn aufgebrochen!“

„Sie haben was? Das werden Sie ...“, begann Dean aufgebracht.

„Dean! Hör auf. Bitte!“, versuchte Sam seinen Bruder zurückzuhalten.

„Der hat … Der … der ...“, stammelte der ältere Winchester immer atemloser.

„Nein, nein, nein“, begann Sam hilflos. Er fasste seinen Bruder bei den Schultern und schob ihn aus der Bretterbude, die das Büro beherbergte. Er drängte ihn auf die windschiefe Bank davor und drückte seinen Oberkörper nach vorn.

„Ruhig und langsam atmen, Dean. Komm schon. Langsam ein … aus … ein … Okay?“

Kaum hatte sich Deans Atmung etwas beruhigt, wandte er sich wieder dem Büro zu.

„Du bleibst hier, ich regle das!“ bestimmte er, nicht dass sein Bruder wirklich noch hyperventilierte. Wütend betrat er das Büro wieder.

„Also, ich will den Wagen, den Sie beschädigt haben!“, forderte Sam ernst.

„Da waren Waffen im Kofferraum!“

„Deshalb war der ja auch abgeschlossen!“

„Egal! Bevor ich Ihnen die Karre gebe, müssen sie zur Polizei.“

„Bitte?“ Sam war sich sicher, sich vollkommen verhört zu haben. Polizei?

„Wir melden jede Waffe der Polizei. Die wollen jetzt Ihre Waffenscheine sehen. Dann bekommen wir ein Okay von ihnen und sie kriegen ihre Karre wieder. Ohne deren Okay kein Auto. Und jetzt halten Sie mich nicht weiter auf, ich habe auch noch Anderes zu tun!“, knurrte der Besitzer des Abschleppunternehmens genervt. Er schob Sam zur Tür hinaus, schloss gut hörbar ab und verließ das Büro auf der anderen Seite.

„Und Baby?“, fragte Dean entgegen jeder Hoffnung.

„Nichts zu machen.“ Sam schüttelte bedauernd den Kopf. „Er will dass wir unsere Waffenscheine bei der Polizei vorlegen, dann bekommen wir sie wieder.“

„Waffenscheine?“, fragte Dean panisch. „Wo sollen wir denn ...“ Etwas in ihm schien zu zerbrechen. Er ließ den Kopf hängen. Seine Schultern sackten nach unten.

Sam betete stumm, dass das nicht das Ende von Deans normalem Leben war. So viel Pech konnte man doch wohl kaum an einem Tag haben, oder? Hatten sie eine Hasenpfote untergeschoben bekommen? Hatten sie die wieder verloren? Waren sie schon wieder in die Fänge einer bösartigen Fee geraten? Sofort ratterte er in Gedanken all ihre Gegner durch und versuchte zu erkunden welcher ihrer Feinde ihnen auf diese Art schaden könnte.

'Hör auf, Sam!', schimpfte er sich in Gedanken. Es war kein Fall! Es durfte kein Fall sein! Sie waren raus und sie würden nicht wieder einsteigen! Denn wenn … Darüber wollte er nicht lieber nachdenken.

„Wir hätten sie doch gestern holen sollen!“, nuschelte Dean resigniert.

„Vielleicht, aber dann hätten die sie und uns wohl zur Fahndung ausgeschrieben und das wäre gerade jetzt ziemlich nachteilig. Wir haben eine weiße Weste.“

„Dafür kann ich mir gerade aber nichts kaufen und meinen Wagen kriege ich davon auch nicht wieder!“

„Schon wahr. Trotzdem bringt es uns nichts, wenn wir hier noch lange rumstehen. Wir fahren zur Polizei.“ Er wandte sich ab und ging zum Wagen. Dean verzog das Gesicht und folgte ihm missmutig.

„Willst du fahren?“

„Was?“, fragte er leise, öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen.

'Wohl nicht', verneinte Sam seine Frage in Gedanken. Das konnte ja heiter werden. Resigniert schnaufend rutschte er wieder hinter das Lenkrad und brachte den Wagen zurück auf die Straße.
 

„Was wollen sie?“, fragte eine Polizistin, kaum dass die Brüder die Polizeistation betreten hatten.

„Wir sollten uns hier melden“, informierte Sam sie so emotionslos wie möglich.

„Warum?“

„Weil irgend so ein I...“, begann Dean wütend.

„Weil unser Wagen grundlos abgeschleppt wurde“, unterbrach Sam ihn schnell. „Im Kofferraum lagen Waffen.“ Er warf Dean einen warnenden Blick zu, den dieser geflissentlich ignorierte. Er war stinksauer. Sein Baby war entführt und misshandelt worden. Da konnte er doch nicht ruhig bleiben!

„Ach, sie sind das!“ Sie musterte die Brüder abschätzig. „Der Sheriff will mit ihnen reden“, erklärte sie kalt, machte aber keine Anstalten ihnen den Weg zu zeigen oder den Sheriff zu verständigen.

„Würden Sie dann so freundlich sein und uns sagen, wo wir den Sheriff finden?“ Lange würde wohl auch Sam nicht mehr ruhig bleiben können, wenn Dean dessen Stimmlage richtig interpretierte.

„Er ist bei einem Unfall. Sie können da warten.“ Sie wies auf die Stühle, die an der Wand aufgereiht standen.

Zähneknirschend setzten sich die Brüder.



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