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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Die Ritter der Tafelrunde

179) Die Ritter der Tafelrunde
 

„Was suchst du?“, fragte Dean heiser. Er war schon eine Weile wach, doch das hatte sein kleiner Bruder wohl noch nicht bemerkt, so vertieft wie er in seine Lektüre war.

Sam zuckte zusammen und schaute auf.

„Du bist wach?“, stellte er unnötigerweise fest.

„Eine Weile.“

Sam nickte. Er strahlte seinen Großen regelrecht an und griff nach einem Becher, den er Dean an die Lippen hielt, kaum dass der sich etwas aufgerichtet hatte.

„Wasser“, maulte der Ältere pflichtschuldig.

„So wie du klingst, bekommst du noch lange keinen Kaffee“, grinste Sam.

„Wäre ja auch zu schön gewesen.“

„Vielleicht lässt sich Jody ja morgen früh zu einem Kaffee überreden.“

„Jody oder du?“

„Jody und ich?“

„Hm“, gab Dean von sich und ließ sich wieder in die Kissen fallen. Selbst dieses kurze Sitzen hatte ihn erschöpft. Er atmete ein paarmal durch, bevor er sich wieder an Sam wandte.

„Und wonach suchst du nun?“

„Alles und nichts. Ich gehe die Bücher durch und mache mir Notizen. Ein Inhaltsverzeichnis, wenn du so willst. Das wollten wir ja schon lange mal machen. Und als ich dann die Bücherei der Campbells entdeckt hatte... Viele der Bücher kannte nicht mal Bobby.“

„Bücherei der Campbells?“, fragte Dean etwas ratlos.

„Oh“, Sam grinste verlegen. „Als ich nach einem Weg gesucht habe, dich wieder zu einem Menschen zu machen, bin ich zu den Koordinaten aus Samuel Campbells Tagebuch gefahren. Es ist ein Unterschlupf der, soweit ich das beurteilen konnte, schon seit Ewigkeiten nicht mehr genutzt wird. Im Keller gab es eine versteckte Bibliothek. Bobby hat die Bücher mit hierher genommen. Jetzt versuchen wir sie zu erfassen und in seine Sammlung aufzunehmen. Naja und nebenbei versuche ich noch was für deine Ohren zu finden“, sprach Sam das Thema gleich noch an.

„Meine Ohren?“

„Dein Gehör?“

„Das ...“ Dean schloss die Augen und lauschte in sich hinein. Sam hatte ganz normal für ihn geklungen, aber wenn er sich etwas konzentrierte, konnte er auch Jody in der Küche hantieren hören genauso wie das Radio, das sie leise laufen hatte. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen.

„Dean?“, fragte Sam besorgt.

„Es ist ...“ etwas ratlos suchte er Sams Blick. „Ich höre dich normal, aber ich kann auch hören, was in der Küche im Radio läuft.“

„Jody hat das Radio an?“, wollte der Jüngere wissen.

„Ja, es läuft Queen und sie singt leise mit.“ Dean gähnte.

„Das ist gruselig!“

„Dass sie mitsingt? So schlecht klingt es gar nicht.“

„Nein, dass du das hörst!“

„Hm“, schaffte Dean noch, bevor ihn der Schlaf übermannte.

Sam holte tief Luft. War das jetzt gut oder schlecht. Wollte Dean es so lassen oder sollten sie eine Lösung finden? Er nahm den Becher und ging nach unten.
 

„Du magst Queen?“, fragte er während er den Wasserkocher füllte.

„Warum fragst du? Wie kommst du überhaupt jetzt darauf?“, wollte sie wissen.

„Hab dich singen gehört.“

„Du hast mich ...“ Das war ihr jetzt peinlich. „Ich ...“

„Also ich fand es gut“, log Sam und hoffte, dass es das wirklich war. Deans Geschmack war manchmal so gar nicht mit seinem kompatibel.

Der Wasserkocher schaltete sich ab und Sam füllte das Wasser in den Becher. Er beeilte sich aus der Küche zu verschwinden.

Grinsend betrat er Deans Zimmer. Den Sheriff so aus der Fassung zu bringen war ihm auch noch nicht gelungen. Er griff sich das Buch, das er vorhin zur Seite gelegt hatte und las weiter.
 

Dean brauchte noch fast eine Woche, bis er sich kräftig genug fühlte den ganzen Tag außerhalb des Bettes zu verbringen. Bislang hatte er seine Ausflüge auf das Bad beschränkt. Erst in den letzten zwei Tagen hatte er sich ein paar Schritte mehr auf dem Flur und hin und wieder einen Gang auf den Balkon getraut, war jedoch immer wieder schnell ins Bett zurückgekehrt.

An diesem Morgen allerdings wollte er unbedingt richtig aufstehen. Noch einen Tag länger im Bett und er würde durchdrehen.

Mit Sam vor sich nahm er langsam die Treppe in Angriff und war froh als er unten angekommen war. Er hielt sich an der Wand fest und versuchte einfach nur zu atmen.

„Vielleicht hättest du doch noch einen Tag warten sollen“, gab Sam zu bedenken.

„Noch einen Tag da oben und ich wäre durchgedreht“, keuchte der Ältere.

„Ich meine ja nur ...“

„Ich weiß, Sammy. Aber ich will endlich mal wieder unter Menschen kommen. Ich muss mal was anderes sehen, als die Tapete meines Zimmers.“

„Okay“, erwiderte Sam leise. Er fand noch immer, dass Dean zu früh zu viel wollte, aber er war auch froh, seinen Bruder endlich wieder auf den Beinen zu sehen.

Dean löste sich von der Wand und schob die Küchentür auf.

„Hey“, sagte er leise und ging zu dem letzten freien Stuhl.

„Dean?“, kam es unisono von Jody und Bobby.

„Was machst du denn hier?“, wollte der Jäger wissen.

„Ich wollte eigentlich mit euch frühstücken, aber wenn ihr mich nicht wollt ...“, überlegte er leise und wollte sich wieder hoch stemmen.

„Bleib sitzen. Wir freuen uns, dass du wieder auf den Beinen bist. Es ist nur ungewohnt, dich hier zu sehen“, versuchte Jody die Wogen zu glätten. War aber auch zu blöd, wenn man so begrüßt wurde.

„Heute gibt’s Waffeln oder willst du lieber Rührei und Speck?“, ging sie gleich darauf zur Tagesordnung über.

„Waffeln sind okay“, antwortete Dean und schon goss sie eine weitere Kelle Teig auf das Waffeleisen. Während eine zweite Waffel buk, schnitt sie die erste in kleine Stücke und kippte Ahornsirup darüber. Den Teller stellte sie vor Dean.

„Lass es dir schmecken“, sagte sie und setzte sich.

Der ältere Winchester mühte sich mit der Gabel und den klebrigen Stücken auf seinem Teller ab. Nicht jedes Teil landete unfallfrei in seinem Mund, doch die Drei wussten, wie schwer es mit den Gipsarmen war und wie sehr es Dean hasste, so unselbstständig zu sein. Und ob sie nun ein Teil mehr oder weniger waschen mussten war auch egal, Hauptsache Dean wurde langsam wieder gesund.

Nach dem Essen stemmte sich der Winchester hoch und tapste ins Wohnzimmer. Seine Reserven waren erschöpft und die Lust auf weitere Ausflüge für heute auch.

Nur zum Essen kam er in die Küche und war mehr als froh, als er am Abend wieder in sein Bett fallen konnte, auch wenn er das nie zugeben wollte.
 

Schon am nächsten Tag ging es ihm etwas besser. Er verbrachte zwar auch an dem Tag die meiste Zeit wieder auf der Couch und half Sam bei seinen Büchern, auch wenn er wenig Lust dazu hatte. Aber so hatte er wenigstens ein bisschen das Gefühl sich nützlich zu machen.

Zu Bobby in die Werkstatt zu gehen traute er sich dann doch noch nicht zu, auch wenn es ihn brennend interessierte, wie weit der Freund mit seinem Baby war.

Er hörte Jody ins Haus kommen und legte das Buch weg. Für heute hatte er genug gelesen! Er stemmte sich hoch und ging in die Küche.

„Hey“, lächelte sie ihn an. „Willst du was trinken?“

„Nein, ich dachte, ich frage dich mal, ob ich dir helfen kann?“

„Nicht direkt, aber du kannst mir Gesellschaft leisten.“

Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht.

„Du liest nicht gerne?“, fragte Jody.

„Nicht so.“ Mehr wollte er dazu nicht sagen.

„Ich könnte hier Hilfe brauchen“, sagte sie und legte das Fleisch auf die Arbeitsplatte.

„Ich glaube, ich bin ziemlich unnütz“, sagte er leise und grinste schief.

„Kosten geht aber, oder?“

„Das geht fast immer.“ Dean lachte.

„Gut und die Fritteuse kannst du auch beaufsichtigen.“

Dean setzte sich, wie schon vor so vielen Jahren, in einem gefühlt anderen Leben, auf die Arbeitsplatte und schaute Jody beim Kochen zu. Hin und wieder stellte er eine Frage. Jody freute sich über sein Interesse und erklärte ihre Herangehensweise und so kamen sie von einem zum Anderen.

„Muss ich eifersüchtig werden?“ Bobby stand schon eine Weile in der Terrassentür, ohne, dass ihn einer der Beiden bemerkt hätte.

„Und wenn?“, grinste der Winchester breit. „Du würdest doch keinen Verwundeten auf die Straße setzen.“ Dean setzte seinen Hundeblick auf.

„Und wenn doch?“, stellte jetzt Bobby die Frage.

„Mach dir nix draus. Ich hab auch noch eine Wohnung. Da könntest du unterkommen“, ging nun auch Jody auf das Geplänkel ein.

„So sieht das also aus“, grummelte der Jäger. „Du stehst auf Jungspunde. Oder kann ich dich doch noch mit meinem Charme umgarnen?“

„Oh ha. Jetzt fährt er die Geheimwaffe auf.“ Dean machte ein betrübtes Gesicht. „Geh meine Rose. Gegen den Charme von Ritter Graubart komme ich nicht an.“

„Den Charme von Ritter ...“, prustete Jody los. „Herrlich! Wo hast du denn diese Bezeichnung her?“ Sie konnte sich kaum halten vor Lachen und lockte so auch Sam in die Küche.

„Das will ich dir auch geraten haben, du Weißfuß“, funkelte Bobby Dean gespielt böse an.

„Was habt ihr denn? Darf ich mit lachen?“ Die ausgelassene Stimmung hatte ihn angezogen.

„Rit...ter Grau … Grau ...“, versuchte Jody einen Satz, doch es klappte einfach nicht. Immer wenn sie zu Bobby und damit auch auf dessen Bart schaute, musste sie sofort wieder lachen.

„Was hast du angestellt?“, wandte sich Sam nun direkt an seinen Bruder.

„Nix. Ich sitze hier nur ganz friedlich“, wehrte der sich und hob seine Arme. Jody kicherte noch immer vor sich hin.

„Oh man“, stöhnte Sam und verdrehte die Augen. Er musste aber auch schon grinsen. Diese Stimmung war eindeutig ansteckend.

„Übrigens, da kocht was über“, sagte er noch und verschwand wieder im Wohnzimmer.

„Oh“, machte Jody. Sie zog den Topf mit der Paprikasoße vom Herd und wendete die Steaks.

„Gehst du dich waschen, du Ritter? Wir können gleich essen“, begann sie und musste sofort wieder kichern.

„Da hast du ja was angerichtet“, grummelte Bobby in Deans Richtung und wischte sich gleichzeitig eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Ich hab doch nur die Wahrheit gesagt“, verteidigte sich Dean. „Dass du ein Ritter bist, kannst du nicht abstreiten, aber König Artus … naja … Der würde eher mir stehen.“

„Also das ist ja wohl. Du und König Artus. Gerade bist du eher der Hofnarr“, grinste Bobby. „Mach Sam zu König Artus.“

„Dann müssen wir ihm aber noch seine Guinevere suchen.“

„Immerhin die Geschichte hast du gelesen!“

„Die Lehrerin war nett“, verteidigte sich Dean. Er rutschte von der Arbeitsplatte und begann langsam und etwas umständlich den Tisch zu decken.

Jody zwang sich nicht genau hinzuschauen sondern ihn machen zu lassen. Notfalls würde sie ihr Geschirr mitbringen, schließlich wohnte sie eh schon hier. Ihre Wohnung war doch nur noch ein Alibi. Sie nahm sich vor in den nächsten Tagen mal mit Bobby über einen Umzug zu reden, schließlich war sie ja schon fast jeden Tag hier.



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