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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Kein Dornengestrüpp

92) Kein Dornengestrüpp
 

Gemächlich trabte er auf den Marktplatz zu, um sich und seinem Pferd am Brunnen einen Schluck Wasser zu genehmigen. Außerdem brauchte er etwas zu essen. Er war in der Schänke wohl doch ein wenig überhastet aufgebrochen. Obwohl, auch wenn er sich mehr Zeit genommen hätte, das Essen hätte er trotzdem vergessen. Es war einfach nicht üblich an Essen zu denken. Egal wo sie waren, es gab immer Tankstellen und Diner in wenigen Stunden Reichweite.

Als er aus der Gasse auf den kleinen Markt kam, hielt er sein Pferd an, stieg ab und führte es am Zügel weiter, nicht dass ihm noch ein spielendes Kind oder das überall freilaufende Geflügel unter die Hufe kamen. Er kaufte sich an einem Stand einen Laib Brot, an einem anderen einen Beutel Wein und setzte sich dann auf den Rand des Wasserbeckens am Brunnen, um in aller Ruhe zu essen. Doch schon als er den ersten Bissen in den Mund schieben wollte, war er von Bettlern umringt, die ihm das Brot fast aus den Händen rissen.

Noch bevor er sich ihrer erwehren konnte, hörte er eine befehlsgewohnte Stimme: „Schert euch, oder ihr verbringt die nächsten Nächte im Schuldturm! Elendiges Bettelpack! Ich werd euch lehren einen edlen Herrn zu belästigen!“ Ein stämmiger Büttel schob sich Knüppel schwingend auf Sam zu.

„Ihr solltet besser in einem Gasthof oder einer Schenke essen, junger Herr. Oder soll ich Euch beim Stadtvorstand anmelden? Er würde sich bestimmt freuen, Euch Obdach zu gewähren.“

„Vielen Dank!“ Sam kam erst jetzt dazu durchzuatmen und sich zu bedanken. „Ich bin nur auf der Durchreise. Aber auf dem Rückweg würde ich gerne auf Euer Angebot zurückkommen.“ Er lächelte falsch und wunderte sich, wie schnell er es geschafft hatte, sich den Gepflogenheiten hier anzupassen. Es würde hoffentlich keinen Rückweg geben, oder aber wenn doch, dann würde er diese Stadt bestimmt meiden. Schnell stopfte er das Brot in seine Satteltasche und hängte den Weinschlauch daneben.

„Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wo sich diese mysteriöse Dornenhecke befindet, von der ich immer wieder zu hören bekam?“

„Nein, junger Herr, diesen Weg solltet Ihr nicht einschlagen. Viele junge Männer, wie Ihr, wollten schon dahin und keiner von ihnen ist je zurückgekehrt.“

„Ich will es mir nur mal anschauen. Außerdem habe ich keine Angst vor dem, was immer da lauern sollte.“

„Das solltet Ihr aber!“

„Lasst das meine Sorge sein, guter Mann. Ich will es mir wirklich nur anschauen. Ich habe auf meiner Reise schon so viel davon gehört, und jetzt wäre es eine Schande, es nicht zu sehen. Wie stehe ich denn da, wenn ich später davon erzähle und zugeben muss nicht da gewesen zu sein“, entrüstete er sich und der Büttel nickte verstehend. Die Ehre der hohen Herren war etwas, das er nicht verstand. Er lächelte schief.

„Also? Wie komme ich dahin?“, bohrte Sam nach.

„Ihr folgt der Straße aus der Stadt. An der nächsten Abbiegung haltet Ihr Euch links. Außerdem solltet Ihr auf der rechten Seite um den Wald reiten. Die Räuber werden immer zudringlicher und da Ihr allein reist, seid Ihr denen auf jeden Fall unterlegen. Sie sind sehr zahlreich“, versuchte der Büttel noch zu beschwichtigen. „Wenn Ihr hinter dem Wald wieder auf den Hauptweg trefft, folgt ihm. Außerdem könnt Ihr von da aus den Berg schon sehen, auf dem das Dornengestrüpp wuchert.“

„Vielen Dank für Eure Auskunft. Wie weit ist es?“

„Ich kann Euch wirklich nicht umstimmen“, seufzte der Marktaufseher. „Der Weg führt im großen Bogen um den Wald, aber wenn Ihr schnell reitet, solltet Ihr das Dornengestrüpp noch vor der Abenddämmerung erreichen.“

Sam drückte ihm eine Münze in die Hand, stieg auf und beeilte sich, den Markt und den Ort zu verlassen. Essen konnte er auch auf dem Pferderücken.
 

Während er aus der Stadt trabte, überlegte er immer wieder, warum er unbedingt zu diesem Gestrüpp wollte? Warum zog er nicht einmal ernsthaft in Betracht umzukehren und Dean im Wald zu suchen? Warum hörte er einfach so auf diese alte Bettlerin? Und wieso hatte er das Gefühl sie zu kennen? Er war ihr doch vorher noch nie begegnet!
 

Wie der Büttel ihm geraten hatte, ließ er den Wald links liegen. Er trieb sein Pferd im Galopp daran vorbei und ließ es erst auf dem Hauptweg wieder langsamer gehen.

Seinen Blick immer auf den Berg vor sich gerichtet, aß er den letzten Rest Brot und trank den Wein. Was würde ihn da erwarten? War es wirklich richtig zu diesem ominösen Gestrüpp zu reiten? Sollte er vielleicht nur von seiner Suche nach Dean abgelenkt werden? Hatte der Trickster aus ihrem letzten Abenteuer gelernt? Zutrauen würde er es ihm auf jeden Fall, dass der alles versuchen würde, um sie für immer zu trennen. Aber wann waren sie dem Trickster dann begegnet? Hatte der etwas mit dem Wetherworth zu tun? Nein. Wohl eher nicht, denn dann hätte er sich doch auch nach dem Tod von Vincent an ihnen gerächt, oder?

„Ach verdammt!“, schimpfte er so laut, dass sein Pferd erschrocken den Kopf hochriss.

„Nein, ich hab nicht dich gemeint“, versuchte er es verbal zu beruhigen und klopfte ihm außerdem noch den Hals. „Ich weiß nur einfach nicht weiter. Ich weiß ja nicht einmal wie du zu mir gekommen bist und wie wir im Wald landen konnten.“ Frustriert fuhr er sich durch die Haare.

„Lass uns einfach zu diesem Gestrüpp reiten und dann sehen wir weiter, okay?“ Er spornte das Tier wieder zu einer schnelleren Gangart an.

Wieder kehrten seine Gedanken zu Dean zurück. Warum war er so Hals über Kopf aufgebrochen? Diese Frage ließ ihn einfach nicht los und nicht nur einmal war er versucht wieder umzudrehen. Doch das wäre Schwachsinn gewesen. Jetzt war er schon so weit und hatte diesen Tag eh verloren und den nächsten auch.

Er würde sich dieses Gestrüpp anschauen und dann zurück in den Wald reiten und nach Dean suchen!

Mit diesem Entschluss fühlte er sich etwas besser.
 

Die Sonne hatte den Horizont fast erreicht, als er am Fuß des Berges ankam. Er schirmte die Augen gegen die Sonne ab und schaute zum Gipfel hinauf. Von Gestrüpp war noch nichts zu sehen.

Er gab seinem Pferd sie Sporen und ließ es den Berg hinauf galoppieren.

Oben angekommen schaute er sich um. Hier hatte er einen wunderbaren Blick über das Land und er sah in vielleicht fünf Meilen Entfernung eine Burg.

Das Einzige was er nicht sah, war Dornengestrüpp. Auf den Wiesen standen unzählige duftende Blumen, die in den schönsten Farben blühten. War er hier vielleicht falsch? Hatten ihn alle verarscht? Die Frau und der Büttel? Der Trickster konnte sich doch bestimmt auch verwandeln, oder?

Doch egal ob er hier richtig oder falsch war, es war spät und er beschloss noch einmal auf sein Glück zu vertrauen und da nach einem Nachtlager zu fragen. Morgen würde er zurück in den Wald reiten und dann versuchen eine Spur seines Bruders zu finden.
 

Minuten später trat er durch das offenstehende Tor.

Auf dem Hof lagen Hunde und Pferde und schliefen, genau wie die Tauben auf den Dächern. Alles um ihn herum schien zu schlafen.

„Hallo? Ist hier jemand?“, rief er laut. Doch außer seinem Echo hörte er keinen Laut.

Er brachte sein Pferd zum Brunnen in der Mitte des Hofes, holte ihm einen Eimer Wasser herauf und ließ es saufen, während er sich weiter umschaute. Doch es war niemand zu sehen.

Er ging auf die erste Tür zu, die er sah.

„Hallo?“, fragte er noch einmal und schaute sich um. Er stand in der Küche. Der Koch hatte die Hand erhoben, als wollte er dem Jungen eine Ohrfeige verpassen und eine Magd hatte ein Huhn auf dem Schoß, um es zu rupfen. Doch alle waren erstarrt.

War er hier in das Horrorkabinett des Vincent Wetherworth geraten? Nein, wohl eher nicht. Wetherworth war auf seinen roten Ton stolz gewesen. Zu stolz, um den mit Farben verunstalten zu lassen.

Also nicht Wetherworth. Ob der wohl noch Brüder hatte?

Eine erschreckende Vorstellung! Sam nahm sich vor, sobald er wieder in seinem Leben war, danach zu suchen.

Jetzt allerdings musste er sich dem hier und jetzt stellen.

Woran erinnerte ihn diese Szenerie?

„Verdammt!“, schimpfte er über sich selbst, als es ihm endlich einfiel. Dornröschen! Er war in einem Märchen gelandet? Aber wie? Was sollte er hier? Die Prinzessin retten?

Warum nicht auch das, wenn er schon mal hier war. Scheinbar waren die hundert Jahre um und alles hatte nur auf ihn gewartet. Er schnaubte genervt.

So ein Schwachsinn! Ihr Leben hatte mit Märchen so viel zu tun wie Dean mit dem MIT. Aber der Trickster hatte schon einmal Märchen benutzt, um seine schlechten Streiche zu spielen. Jetzt musste er also herausfinden, wo sie ihn getroffen hatten und wie er aus diesen Märchen wieder rauskam, mit Dean!

Vielleicht sollte er wirklich die Prinzessin retten? Aber heiraten würde er die auf jeden Fall nicht!

Er ging durch die Räume und fand im Saal den ganzen Hofstaat liegen und schlafen und König und Königin hingen auf ihren Thronen. Aber das Unheimlichste war, dass er keinen Laut hörte, außer dem Echo seiner Schritte und dem Rasseln seiner Kleidung.

Er war nur froh, dass Dean ihn so nicht sah. Der würde ihn doch glatt die nächsten hundert Jahre damit aufziehen!

Obwohl? Wenn er dafür mit ihm hier sofort verschwinden und sie sich wieder auf den Weg nach El Paso machen könnte, würde er sogar das in Kauf nehmen.
 

Nach weiteren endlos scheinenden Minuten fand er die Treppe zum Turm, zwängte sich durch die schmale Tür und stieg die Stufen hinauf.

Was würde ihn da oben erwarten? Gespannt schob der die Tür zu der Kammer auf und erstarrte.

Auf dem Sofa lag kein hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren sondern sein Bruder so, wie er neben ihm im Impala gesessen hatte.

Wie kam der denn hierher? Das konnte nur der Trickster gewesen sein! Wer sonst sollte so einen kranken Humor haben?

Er trat an das Sofa heran und legte seine Hand auf Deans Schulter.

„Dean?“

Sein Bruder rührte sich nicht.

Noch einmal rüttelte er ihn.

„Du scheinst nicht gerade der Hellste zu sein“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme neben ihm.

Sofort ließ er Dean los und zog, während er sich zu ihr umdrehte, sein Schwert.

„Du?“, fragte er verwundert. „Was willst du denn hier? Wie komme ich hierher und wo bin ich hier? Was bist du überhaupt?“ Wütend funkelte er die dunkeläugige Kellnerin aus dem Diner in Sagosa Springs an.

„Ich sag´s ja. Nicht sonderlich helle!“

In seiner Wut noch angestachelt stürmte Sam auf sie zu und hielt ihr das Schwert an die Kehle. „Antworte mir“, forderte er gefährlich leise.

„Das würde ich lassen“, erwiderte sie frostig und schob das Schwert mit zwei Fingern beiseite.

„Und was sollte mich daran hindern?“ Er brachte das Schwert wieder in seine Position.

„Ich habe dich hier reingebracht und nur ich kann dich wieder rausbringen“, erwiderte sie schnippisch.

„Dann bring uns hier raus!“, forderte Sam eindringlich.

„Nein!“

„Bring uns hier raus! Sofort!“, forderte er mit Nachdruck und drückte ihr die Schwertspitze an die Kehle.

Leise ertönte ein Plopp und die Frau war verschwunden. Dafür schwebte ein kleiner Lichtpunkt vor seinen Augen auf und ab.

'Oh Gott! Nicht das Leuchtding!', stöhnte er in Gedanken.

„Ich sagte NEIN!“, wisperte sie energisch, flog einen Kreis und prallte mit voller Wucht gegen Sams Brust.

Er wurde von einer Kraft nach hinten geschleudert, die er diesem leuchtenden Ball schon wieder nicht zugetraut hatte und er schaffte es wieder nicht seinen Sturz abzufangen. Hart schlug er mit seinem Kopf gegen die Wand. Für einen Augenblick verschwamm seine Sicht.

Hörbar nach Luft keuchend richtete er sich wieder auf. Der Lichtball schwirrte unbeirrt vor seinem Gesicht umher. Leises Kichern füllte den Raum.

Wütend schlug er danach.

„Naaaa!“, giftete sie, flog einen Halbkreis und jagte erneut auf seine Brust zu.

Automatisch zog er den Kopf ein und hielt sich die Arme schützend vor seinen Körper. Er atmete tief ein und spannte seine Muskeln an. Doch der erwartete Aufprall kam nicht. Sie hatte vor ihm angehalten und hüpfte nun lachend in der Luft auf und ab.

„Was willst du?“, fragte der Winchester gequält.

„Meinen Spaß. Mir ist langweilig!“, erklärte sie schnippisch.

„Und deshalb hast du uns hierher gebracht?“ Er starrte den Lichtfloh furchteinflößend an. Leider verpuffte Sams Wut wirkungslos, da seine Stimme noch immer gepresst klang.

„Ich liebe das Märchenland!“

„Märchenland?“, stöhnte Sam. Das konnte nur in die Hosen gehen!

„Du willst nicht hier sein?“, fragte sie und ihre Stimme vibrierte vor reiner Bosheit. „Wie wäre es, wenn ich deinen Bruder in die Hölle schicke? Da sollte er doch schon seit über einem Jahr sein?“

„Nein, bitte. Ich … was willst du von uns?“, fragte Sam flehentlich. Alles nur das nicht! Dean war der Letzte, der die Hölle verdiente. Und er brauchte Zeit, um sich zu überlegen, wie er sie hier rausbringen konnte, denn scheinbar hatte dieses Ding es nur auf ihn abgesehen!

„So würde ich mich aber nicht bezeichnen!“, zischte sie und kreiste schon wieder bedrohlich vor seinem Gesicht herum.

„Ach! …“, begann der Winchester, ohne sie aus den Augen zu lassen, wurde aber sofort von ihr zum Schweigen gebracht. „Es reicht! Du wirst mich erheitern, oder dein Bruder landet in der Hölle!“ Inzwischen leuchtete sie blutrot vor Zorn.

„Und was soll ich tun?“, versuchte Sam sich und sie zu beruhigen. Er brauchte unbedingt Zeit zum Nachdenken!

„Du hast dir doch gewünscht, der Held zu sein. Du wolltest doch, dass dein Bruder nicht immer wegen dir leiden muss! Also, hier ist deine Chance!“

„Aber ich habe Dean doch gefunden?“

„Gefunden ja, aber es reicht hier nicht, seine Prinzessin zu finden!“

„Er ist mein Bruder!“

„Und?“

„Ich kann ihn doch nicht küssen!“

„Nicht? Kannst du zusehen wie er in der Hölle leidet?“

„Nein! Bitte, ich … Gib mir noch eine Chance!“ Wenn es sein musste, würde er seine Prinzessin küssen. Er schnaubte. Dean war alles andere als seine Prinzessin! Und er würde ihm den Kuss ewig vorhalten. Aber selbst das wäre besser, als ihn in der Hölle zu wissen!

„Gut“, sagte sie nur lakonisch, grinste breit und schnippte mit den Fingern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-09-22T08:36:40+00:00 22.09.2014 10:36
Das freut mich das du dich gut erholt hast und sicher wieder zurück bist :)
Und es freut mich sehr das die Geschichte weiter geht :D

Wow das ist ja ein bösartiges kleines Miststück.....ist das wirklich eine Fee?
Ich bin gespannt ob Sam Dean wirklich küssen muss und ob sich dieses Wesen noch etwas einfallen lässt ^^


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