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On Air

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Tag ihr Lieben,
herzlich willkommen zum siebten Kapitel von On Air. Vielen, vielen lieben Dank für das Feedback und Favoriten zum letzten Kapitel. Dieses Kapitel wird mal ein bisschen länger ausfallen, aber es gibt auch ein paar Sachen, die geregelt werden müssen. Ich hoffe, es wird euch gefallen und ich würde mich freuen, wieder von euch zu hören. Jetzt aber erst mal viel Spaß und euch allen noch ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

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-7-

 

Nachdem ich am zweiten Morgen ein wenig besser aus dem Bett gekommen war, stellte es sich am dritten Morgen schon wieder als deutlich schwieriger heraus. Ich wusste nicht genau, wie lange wir gestern Abend noch im Shippuden gefeiert hatten, aber ich konnte mich noch daran erinnern, dass Hinata irgendwann zuerst Sakura, dann Sasuke und zuletzt mich nach Hause gefahren hatte. Die Arme musste heute ebenfalls schrecklich müde sein. Doch im Gegensatz zu uns hatte sie keine verdammte Morningshow zu moderieren. Kakashi war da wirklich gnadenlos.

 

Unendlich müde schleppte ich mich die Stufen des Treppenhauses hinauf. Es war wirklich nicht besonders praktisch, dass sich der Sender ausgerechnet auf dem Dach des Einkaufscenters und somit im fünften Stock befand. Vor allem dann nicht, wenn einem der Kopf noch immer von zu viel Alkohol dröhnte, sodass man ihn bei jedem Schritt mehr als deutlich spüren würde. Nachdem ich den Club gestern mit Kakashi und Hinata wieder betreten hatte, hatte ich einfach noch mehr getrunken, in der Hoffnung, das was passiert war, schnell zu vergessen. Blöderweise vergaß man leider nie das, woran man sich am nächsten Tag lieber nicht mehr erinnern wollte. 

 

Gerade als ich dabei war die Klingel zu drücken, öffnete sich mal wieder die Tür zum Parkdeck. Natürlich war es Sasuke. Erschrocken fixierte ich den Türgriff und versuchte so zu tun, als hätte ich sein Auftauchen noch nicht bemerkt. Verdammt, warum musste er auch ausgerechnet der Erste sein, der mir heute über den Weg lief? Bisher hatte ich mir in meinem alkoholvernebelten Zustand noch keine Gedanken darüber gemacht, wie ich nun mit ihm umgehen wollte. Spontan und ungeplant war meine Devise. Sasuke nahm mir jedoch die Entscheidung ab.

 

„Warum nimmst du eigentlich jedes Mal die Treppe?“, fragte er und klang dabei sogar halbwegs interessiert.

 

Zu meiner Erleichterung stellte ich jedoch fest, dass er trotzdem seinen typisch kalten und abweisenden Tonfall angeschlagen hatte. Allein bei dem Gedanken an seine rauchige, samtige Stimme kroch mir schon wieder eine Gänsehaut über den Rücken. Fieberhaft suchte ich in seinem Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen, die daraufhin deuteten, dass er sich an gestern erinnern konnte, doch wie so oft war seine Mine ein reines Pokerface.

 

„Warum nicht?“, stellte ich daher die eher wenig inspirierte Gegenfrage.

 

Viel Konversation durfte man von mir nach einer durchfeierten Nacht normalerweise auch nicht erwarten. Ganz besonders nicht um sechs Uhr morgens.

 

„Weil es einen Aufzug gibt“, stellte er sachlich fest.

 

Verdammt. In meinem Unterbewusstsein hatte ich das vermutlich schon die ganze Zeit über geahnt. Schließlich waren die vielen Stufen bis nach oben zum Parkdeck den Besuchern des Konoha Centers nicht zumutbar. Allerdings hatte ich bisher noch nirgendwo einen Aufzug entdecken können und fragen würde ich Sasuke ganz sicher nicht.

 

„Weiß ich, aber Treppensteigen ist gesünder“, verkündete ich in einem belehrenden Tonfall.

 

Während ich noch versuchte, mir meine Unwissenheit über den Aufzug keinesfalls anmerken zu lassen, hatte er sich mal wieder an mir vorbeigedrängt und einen Code in das Türschloss eingetippt. Die Tür surrte und sprang dann auf.

 

„Du hast den Code?“, fragte ich verblüfft.

 

„Von Sakura“, antwortete er knapp.

 

Der Code war eigentlich nur festangestellten Mitarbeitern bekannt. Praktikanten und selbst einige Redakteure oder Leute aus der Verkaufsabteilung mussten jedes Mal klingeln. Dass Sakura Sasuke den Code gegeben hatte, zeigte mal wieder, wie sehr sie sich bereits auf ihn eingeschossen hatte. Wütend ballte ich die Fäuste und folgte Sasuke dann ohne einen weiteren Kommentar in den Eingangsbereich. Dort schälte ich mich aus meiner orangenen Jacke und beobachtete ihn dann, wie er das Selbe tat – mit dem Unterschied, dass seine Jacke nicht orange, sondern schwarz war.

 

„Ah gut, dass ihr schon da seid!“, Shikamaru steckte seinen Kopf aus der Tür, die zur Redaktion führte. „Wir haben heute einiges zu besprechen.“

 

Aus irgendeinem Grund wirkte er deutlich motivierter als sonst und das ausgerechnet heute, wo bei mir genau das Gegenteil der Fall war. Hoffentlich würde die Besprechung nicht allzu lange dauern und hoffentlich würde ich anschließend nicht wieder eine Einzelunterhaltung mit tausenden Ermahnungen und Hinweisen bekommen. Ich zweifelte daran, dass ich in der Lage war, besonders viele Informationen aufzunehmen. Shikamarus Blick blieb an mir hängen.

 

„Naruto, du siehst echt scheiße aus“, stellte er dann wenig charmant fest. „Am besten ihr trinkt erst mal einen Kaffee und kommt dann hinter. Sakura ist auch schon da.“

 

Na herzlichen Dank auch. Mit einem Blick zur Seite stellte ich fest, dass Sasuke dick am Grinsen war. Dass Shikamaru mich auf meinen Zustand angesprochen hatte, schien ihn mehr als nur zu amüsieren, denn normalerweise sah man auch Sasuke um diese Uhrzeit kaum lächeln. Erst wenn er um sieben Uhr das Studio betrat, war er wie ausgewechselt, fast schon ein anderer Mensch. Ein freundlicher Sasuke, mit einem freundlichen Lächeln und seiner scheiße angenehmen Stimme. Widerlich.

 

„Sasuke sieht mindestens genauso scheiße aus wie ich“, protestierte ich schwach, doch Shikamaru war bereits wieder verschwunden und hatte meine Worte vermutlich gar nicht mehr gehört.

 

„Na, dann haben wir ja Glück, dass wir beim Radio arbeiten und nicht beim Fernsehen“, kommentierte Sasuke trocken und ging dann in die Küche.

 

Dass er genauso scheiße aussah wie ich, war natürlich eine glatte Lüge gewesen. Während man mir den gestrigen Abend tatsächlich noch immer ansehen konnte, wirkte Mister Ich-bin-so-perfekt-dass-es-weh-tut relativ ausgeschlafen und fit. Relativ. Mit Genugtuung stellte ich fest, dass sich auch unter seinen Augen kleine dunkle Ringe gebildet hatten. Außerdem bildete ich mir ein, dass er nicht ganz so schlagfertig war wie sonst. Fast ein bisschen eingerostet.

 

„Bist du dann fertig mit glotzen?“, fragte er genervt.

 

Ertappt wandte ich den Blick ab. Ich war ihm wortlos in die Küche gefolgt, in der Hoffnung, dass er vielleicht ausversehen zwei Kaffee machte statt nur einen. Nachdem ich heute Morgen jede einzelne verbleibende Sekunde zum Schlafen genutzt hatte, hatte ich natürlich nicht daran gedacht, meine Thermoskanne zu füllen und nun hatte ich den Salat. Kein Kaffee und das um sechs Uhr morgens.

 

Fast schon routiniert wendete sich Sasuke der Kaffeemaschine zu und drückte auf ein paar Knöpfe. Sehnsüchtig beobachtete ich, wie die Bohnen lautstark zermahlen wurden, während ich mich auf einen der Barhocker an dem kleinen Tisch niederließ. Es waren dieselben Barhocker wie im Studio. Eine Zeit lang herrschte eine angenehme Stille zwischen uns, in der jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

 

„Hier“, sagte Sasuke dann plötzlich und stellte eine Tasse vor mir ab. „Zucker und Milch musst du dir selbst holen.“

 

Überrascht sah ich ihn an. War das eine Falle? Hatte er den Kaffee vergiftet, als ich nicht hingeschaut hatte? Misstrauisch ließ ich mich wieder vom Hocker gleiten und fing an in den verschiedenen Schubladen nach Zucker zu suchen. Je mehr Zucker, desto besser. Und desto schneller gelangte auch das Koffein in den Blutkreislauf. Außerdem war Zucker vielleicht dazu geeignet das Gift zu neutralisieren, das er mir untergejubelt hatte. Oder aber der Zucker überdeckte den bitteren Geschmack und ich würde erst Recht sterben. Egal für welche Version ich mich am Ende entschied, schwarz würde ich den Kaffee jedenfalls nicht trinken. Viel zu bitter.

 

Sasuke sah das jedoch anders. Ohne mit der Wimper zu zucken nahm er einen großen Schluck aus seiner eigenen Tasse und schloss dabei genießerisch die Augen. Bei geschlossenen Augen konnte man seine Augenringe noch viel deutlicher sehen. Wir beide würden wohl heute nach der Sendung erst mal dringend ein Nickerchen brauchen. Das gestern war einfach zu viel gewesen. Zu viel Feiern. Zu viel Alkohol. Zu viel Nähe.

 

Vorsichtig betrachtete ich sein Gesicht genauer. Seit gestern musste ich fast ununterbrochen an seine seltsamen Fragen und Berührungen denken. Obwohl ich normalerweise immer direkt einschlief, hatte ich noch eine ganze Weile lang wach gelegen. Das mochte unter anderem am Alkohol gelegen haben, ich konnte jedoch nicht leugnen, dass es auch teilweise Sasukes Schuld gewesen war. Was hatte er sich dabei gedacht? Warum hatte er sich so verhalten? Immer wieder hatte ich mich auch gefragt, ob er die wenigen fehlenden Zentimeter mit seiner Hand tatsächlich noch überbrückt hätte.

 

Selbst jetzt, wenn ich daran dachte und er hier vor mir stand, spürte ich wie sich sofort wieder ein Rotschimmer auf meine Wangen legte. Diese Gedanken machten mich wahnsinnig, da ich wusste, dass ich nie eine Antwort darauf bekommen würde. Schließlich konnte ich ihn schlecht einfach so danach fragen, wollte ihn nicht einfach so danach fragen. Am Ende interpretierte er das noch falsch und dann war ich in der Position mich zu rechtfertigen. Darauf konnte ich wirklich getrost verzichten. Seine absolute Unbekümmertheit in Bezug auf den gestrigen Abend machte mich jedoch rasend vor Wut und ich konnte meine nächste Frage nicht mehr zurückhalten.

 

„Wieviel hast du eigentlich getrunken, gestern Abend?“

 

Er sah mich über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an, den Rücken lässig an die Küchentheke gelehnt, die freie Hand neben sich aufgestützt. Seine Lippen zierte mal wieder ein amüsiertes Lächeln.

 

„Nicht so viel wie du.“

 

„Bastard“, knurrte ich.

 

Aus dem würde ich heute wohl nichts mehr herausbekommen. Das machte er sicherlich mal wieder mit Absicht, um mich zu verwirren. Konkreter wollte ich in meinen Fragen allerdings auch nicht mehr werden, denn wenn er sich tatsächlich nicht mehr erinnern konnte, würde ich dadurch nur unnötig Staub aufwirbeln. Mit vor Wut rauchendem Kopf stapfte ich aus der Küche und Richtung Redaktion.

 

Die Wände zum Besprechungsraum waren ebenfalls verglast. Allerdings konnte man eine kleine Jalousie herunterlassen, um ungestört zu sein. Der Großteil des Raumes wurde von einem riesigen Konferenztisch eingenommen, an dem bereits Sakura, Shikamaru und auch Tsunade teilgenommen hatten. Außerdem zwei weitere Personen, die ich jedoch nicht namentlich kannte. In der linken hinteren Ecke stand ein kleiner Kühlschrank, der hauptsächlich für wichtige Gäste gedacht war. Kakashi hatte jedoch mal erwähnt, dass die Moderatoren sich jederzeit daraus bedienen durften.

 

Leise und fast so unbemerkt wie ein Ninja schlich ich mich in den Raum und ließ mich auf den Platz neben Sakura und gegenüber von Shikamaru sinken, der sich durch meine Anwesenheit gar nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er sprach gerade von irgendeiner Veränderung an der Telefonanlage, die wohl dazu führte, dass Anrufer ab jetzt von jedem Platz aus direkt ins Studio durchgestellt werden konnten. Nichts was mich persönlich betraf, doch Sakura hörte aufmerksam zu.

 

Wie Sasuke und ich hatte auch sie deutliche Augenringe. Allerdings musste ich neidlos anerkennen, dass es ihrer Schönheit in keiner Weise einen Abbruch tat. Sie hatte wohl mit etwas Schminke versucht, das Gröbste irgendwie zu kaschieren, doch in meinen Augen hatte sie das gar nicht nötig. Sie war auch nach einer durchfeierten Nacht eine wunderhübsche Frau. So hübsch, dass sie dafür gesorgt hatte, dass ich neben Sasuke fast einen Ständer bekommen hatte. Schnell versuchte ich meine Gedanken wieder auf ein anderes Thema zu lenken.

 

„Weißt du, wo Sasuke bleibt?“, erkundigte sich Shikamaru plötzlich an mich gewandt.

 

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er seine Erläuterungen zur Telefonanlage mittlerweile beendet hatte.

 

„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete ich ihm etwas patziger als beabsichtigt.

 

Warum zum Teufel konnte ich nicht einmal meine Ruhe vor diesem Bastard haben? Sasuke hier. Sasuke da. Dass Sakura beinahe kein anderes Thema mehr hatte, war ich ja bereits gewohnt, aber wenn jetzt auch noch Shikamaru damit anfing, würde ich mich bald vergessen. So toll war der Kerl nun auch wieder nicht.

 

Shikamaru schien meine schlechte Laune zu bemerken, denn er hakte nicht weiter nach und musterte mich stattdessen nur durchdringend. Vermutlich reimte er sich gerade zusammen, was gestern auf der Party passiert sein könnte. Er war ja nicht dabei gewesen – aber selbst wenn er dabei gewesen wäre, hätte er sich sowas sicherlich niemals vorstellen können. Fast schon erleichtert atmete er schließlich auf, als Sasuke den Raum betrat.

 

„So, dann sind wir ja jetzt vollzählig“, merkte Tsunade an.

 

Der junge Mann, der neben ihr saß, begann wild auf sein Netbook einzutippen. Vermutlich war er so eine Art Protokollführer oder aber einfach nur übereifrig.

 

„Das ist Lee aus der Verkaufsabteilung. Ich habe ihn gebeten, heute dabei zu sein, da seine Abteilung das Konzept möglichst auch kennen sollte“, erklärte Tsunade. „Wegen der erhöhten Quoten, lassen sich natürlich auch die Werbeplätze deutlich besser verkaufen.“

 

Obwohl sie mich nicht direkt angesprochen hatte, nickte ich verständnisvoll. Das machte auf jeden Fall Sinn.

 

„Leg los, Shikamaru“, forderte sie schließlich und lehnte sich mit verschränkten Armen im Stuhl zurück.

 

Ihr Job war für den Moment erst mal getan. 

 

„Also, ich möchte euch unser Konzept für die nächsten Tage vorstellen“, begann Shikamaru. „Sakura kennt das zum Teil ja schon – immerhin muss sie es moderieren.“

 

Sakura, die bis eben nur mühsam ein Gähnen hatte unterdrücken können, straffte sich augenblicklich und nickte geschäftig.

 

„Da es sich bei dem Ganzen ja um einen Wettbewerb handelt“, fuhr er fort. „Dachten wir uns, wir könnten es für die Hörer noch spannender gestalten, indem wir auch tatsächlich noch mehr Wettbewerb einbauen.“

 

„Inwiefern Wettbewerb?“

 

Es wunderte mich, dass Sasuke Shikamaru einfach so unterbrochen hatte. Bei den bisherigen Besprechungen hatte er immer kaum ein Wort gesagt und einfach nur aufmerksam zugehört, während ich eher derjenige war, der die dummen Fragen gestellt hatte.

 

„Die ersten zwei Tage haben wir dazu genutzt, euch einzuführen“, erklärte Shikamaru. „Die Leute sollten sich unter eurem Namen etwas vorstellen können. Jetzt wissen sie das wichtigste über euch. Wer ihr seid, wie ihr so drauf seid und so weiter und so fort. Als nächstes wollen euch die Hörer in Aktion sehen – und das geht natürlich am Besten in Form eines Wettbewerbs.“

 

Grinsend sah ich zu Sasuke hinüber. Wettbewerb. Das war genau nach meinem Geschmack. Auf diese Weise würde ich dem Bastard zeigen können, dass ich viel besser war als er – egal worin. Ich würde definitiv jede Herausforderung annehmen und mit Sicherheit auch gewinnen. Wettbewerbe waren meine Spezialität und so konnte ich ihm endlich all seine Provokationen heimzahlen.

 

„Die Wettbewerbe sind natürlich ans Radio angepasst“, übernahm nun Tsunade wieder das Wort. Sie und Shikamaru schienen die Sache gemeinsam ausgetüftelt zu haben. „Jeden Tag wird es einen Wettbewerb geben. Die Wettbewerbe sind immer unterschiedlich und können auch in der Dauer und den Anforderungen variieren.“

 

„Dürfen wir für die Wettbewerbe trainieren?“, fragte ich sofort.

 

„Nein“, widersprach Shikamaru. „Ihr erfahrt jeweils zehn Minuten vorher, um was für einen Wettbewerb es sich handelt. Dann habt ihr Zeit zu entscheiden, ob ihr antreten wollt oder nicht, bevor wir damit auf Sendung gehen.“

 

Bereits jetzt spürte ich ein vorfreudiges Kribbeln, das sich nach und nach in meinem ganzen Körper ausbreitete. Am liebsten würde ich jetzt auf der Stelle loslegen. Auch Lee, der bisher nur immer weiter seine Tasten malträtiert hatte, war von der Idee begeistert.

 

„Ein Wettbewerb, wie cool!“

 

„Haben die Wettbewerbe irgendeine Auswirkung darauf, wer die Stelle am Ende bekommt?“, hakte Sasuke misstrauisch nach.

 

Ihm schien die Idee nicht ganz so gut zu gefallen wie mir und wüsste ich es nicht besser – immerhin war er ein arrogantes Arschloch – würde ich glatt denken, er hätte Angst davor zu verlieren.

 

„Abgesehen davon, dass ihr euch natürlich in einem guten Licht darstellen könnt – nein“, antwortete Tsunade.

 

Der Ausdruck auf Sasukes Gesicht zeigte deutlich, dass er sich fragte, warum wir das Ganze dann überhaupt machten. Seine Begeisterung hielt sich stark in Grenzen, während meine beinahe überzuschäumen drohte.

 

„Und wann geht es los?“, wollte ich vorfreudig wissen.

 

Shikamaru lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste.

 

„Heute.“

 

Voller Tatendrang sprang ich von meinem Stuhl auf und hätte dabei beinahe Sakuras Handtasche mitgerissen, die sie über die Lehne ihres Stuhls gehängt hatte. Sie rollte genervt mit den Augen, doch das bekam ich nur am Rande mit. Mit einem wilden Funkeln in den Augen deutete ich auf Sasuke.

 

„Ich mach dich sowas von fertig Sasuke, echt jetzt!“

 

Alles was ich von ihm als Antwort bekam, war ein schlichtes „Tz“.

 

Weniger als zwei Stunden später, sollten wir erfahren, dass ich mit meiner Ankündigung Recht behalten sollte. Im ersten Wettbewerb war es nämlich darum gegangen, verschiedene Songs zu erkennen. Allerdings waren die Songs, wie Sakura es genannt hatte, durcheinander geraten, sodass sie nun plötzlich rückwärts abgespielt wurden. Wer von uns beiden zuerst die richtige Antwort nennen konnte, bekam einen Punkt und wer zuerst fünf Punkte geschafft hatte, gewann das Spiel.

 

Es war fast schon zu einfach gewesen. Da in meinem Kopf sowieso alles ständig drunter und drüber lief und die Musik neben dem Quatschen so etwas wie meine zweite Leidenschaft war, war es mir nicht besonders schwer gefallen die Titel zu erraten. Am Ende stand es fünf zu eins, wobei ich einen Punkt Sasukes falscher Antwort zu verdanken hatte. Sasuke, der sonst immer durch nichts aus der Ruhe zu bringen war, schäumte vor Wut.

 

Am Ende der Sendung schaffte er es gerade noch, sich von den Hörern zu verabschieden, da war er auch schon aus dem Studio verschwunden. Nach Hause gehen konnte er noch nicht, da um elf nochmal eine Nachbesprechung angesetzt war. Allerdings hatten wir jetzt erst mal eine Stunde Mittagspause, die ich damit einläuten würde, der Toilette einen Besuch abzustatten. Fröhlich grinsend schlenderte ich aus der Redaktion und begrüßte im Eingangsbereich zunächst einmal Ino, die seit einiger Zeit ebenfalls wieder an ihrem Platz saß. Wir unterhielten uns kurz, wobei sie mich auch auf Sasukes schlechte Laune ansprach. Ich zuckte nur mit den Schultern, lächelte dabei leise in mich hinein und entschuldigte mich dann bei ihr, um auf die Toilette zu gehen.

 

Als ich das Männerklo betrat, fiel mein Blick sofort auf Sasuke, der sich gerade die Hände wusch und finster sein Spiegelbild anstarrte. Seine Aura war sowieso immer etwas düster, doch jetzt gerade schien er fast schon schwarze, allesverschlingende Flammen auszustrahlen. Das hinderte mich jedoch nicht daran, noch einen Schritt näher an ihn heranzutreten und ihm grinsend eine Hand auf die Schulter zu legen.

 

„Mach dir nichts draus, ist ja nur ein Spiel.“

 

Zischend schlug er meine Hand beiseite. Verlieren war offenbar nicht so sein Ding. Er drehte sich nicht um und sah mich durch den Spiegel hindurch mit schwarz funkelnden Augen an.

 

„Glückstreffer“, knurrte er. „Und was bringt es dir überhaupt diesen dummen Wettbewerb zu gewinnen? Die Stelle kriegst du am Ende sowieso nicht. Du verstehst nicht mal ansatzweise, was es bedeutet Moderator zu sein. Du hast nicht mal ansatzweise die Erfahrung, die ich habe. Ich bin hier, weil ich von den Besten lernen will, aber du… du hältst die Leute nur auf.“

 

Seine Stimme war zum Ende hin immer lauter geworden, seine Atmung hatte sich beschleunigt und in seinem Gesicht und an seinem Hals hatten sich lauter kleine rote Flecken gebildet. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er schon mal jemals so viel auf einmal zu mir gesagt hatte. Nicht einmal als ich ihm beim Fotoshooting seine perfekt frisierten Haare zerstört hatte. Es musste ihn wirklich stören, dass er verloren hatte. Änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er verloren hatte.

 

„Glückstreffer“, wiederholte ich schnaubend – alles andere was er gesagt hatte, hatte ich schon längst wieder vergessen. „Du hast ja nur Schiss, dass du wieder gegen mich verlieren wirst.“

 

Ich sah wie seine Fingerknöchel weiß wurden, als er den Griff um den Rand des Waschbeckens verstärkte. Dann drehte er sich plötzlich schwungvoll um.

 

„Also gut“, Sasukes Stimme nahm einen bedrohlichen Tonfall an. „Wenn du dir so sicher bist, dann lass uns doch wetten.“

 

Selbstbewusst hielt ich seinem herausfordernden Blick stand.

 

„Klar“, stimmte ich zu. „Um was wetten wir?“

 

Sasukes schlechte Laune war mit einem Mal verflogen und er grinste stattdessen triumphierend. Irgendwie fühlte ich mich gerade wie die Maus, die sich den Käse geschnappt hatte und dabei nicht gemerkt hatte, wie sie in die Falle gelaufen war. Für einen Rückzieher war es nun allerdings zu spät.

 

„Der Verlierer muss dem Gewinner am Ende einen Wunsch erfüllen“, schlug Sasuke vor.

 

Ich schluckte kurz.

 

„Egal welchen?“

 

„Egal welchen.“

 

Der Einsatz war heftig, so ganz ohne Limitierungen. Allerdings war er genau deshalb auch umso reizvoller. Beim Gedanken daran, was ich mir von Sasuke alles wünschen könnte, wenn ich tatsächlich diese Wettbewerbe gewann, spürte ich bereits Vorfreude in mir aufsteigen. Theoretisch war es nicht einmal verboten ihn dazu zu zwingen, die Moderationsstelle abzulehnen – falls er sie denn bekommen sollte.

 

„Abgemacht“, entschlossen streckte ich ihm meine Hand entgegen und zog sie dann doch schnell wieder zurück. „Unter einer Bedingung!“

 

Sasuke zog gelangweilt eine Augenbraue nach oben.

 

„Und die wäre?“

 

„Der Verlierer von jedem Spiel muss dem Gewinner das Mittagessen bezahlen“, forderte ich.

 

Gelangweilt zuckte er mit den Schultern.

 

„Von mir aus.“

 

Diesmal war er die Maus, die ohne nachzudenken nach dem Stück Käse geschnappt hatte. Schnell ergriff ich seine Hand, damit er es sich nicht mehr anders überlegen konnte und schüttelte sie. Seine Finger waren sonderbar kühl.

 

„Sehr gut, dann sollten wir uns jetzt beeilen. Ich hab nämlich Hunger!“, verkündete ich grinsend. „Und wie du ja weißt, hab ich das Spiel heute gewonnen.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fragile
2015-09-13T21:35:09+00:00 13.09.2015 23:35
am besten gefieln mir die bemerkung, dass er sich wie ein ninja bewegte :D hah. sehr schön, dass irgendwie parallelen zur original-story gezeigt werden, ohne das groß aufzubauschen.
entweder man liest es oder man überliest es. ich jedenfalls freue mich immer wieder.
ich hoffe irgendwie, dass das mittagessen selbst gekocht sein wird :D stell dir naruto mit einer schicken kochschürze vor :D mit einer tomate vorne drauf. da kann sasuke ja eigentlich gar nicht mehr widerstehen, obwohl ja eigentlich offensichtlich ist, dass da irgendwas zwischen den beiden knistert ;) oder eben sasuke ganz besonders viel aufmerksamkeit für den blondschopf übrig hat.
es gefällt mir wie naruto sich kapitel zu kapitel irgendwie ändert. vielleicht bild ich mir das auch nur ein, aber seine aufmerksamkeit driftet stück für stück mehr auf sasuke. sakura ist zwar immer noch in den gedanken da, aber das redet er sich sicher nur ein, weil er mit sasuke "noch" nicht wirklich groß was anfangen kann.
hm~ vielleicht interpretiere ich auch zu viel darein :D

und zum schluss: i love shikamaru.
ich glaube, ich habe das noch gar nicht erwähnt. er ist toll.

Antwort von:  -Zerschmetterling-
14.09.2015 12:17
Das kann ich sehr gut verstehen
und ich mag Shikamaru auch total gerne :D
Er ist einfach so... lässig.
Niemand ist so lässig wie Shikamaru - nicht mal Sasuke. ;)

Die Vorstellung von Naruto in einer Kochschürze ist wirklich göttlich,
aber ich weiß nicht, ob ich ihm das mit dem Kochen wirklich zutrauen würde :D
Am Ende zerlegt er die halbe Küche in Schutt und Asche
und keiner von beiden bekommt mehr irgendetwas zu essen
oder Sasuke entscheidet sich die Schürze zu essen,
einfach nur weil vorne ne Tomate drauf ist. :D
Naruto ist aber schon ziemlich versessen auf Sasuke.
Ob das jetzt nur an dem Wettbewerb liegt, sei mal dahingestellt. ;)

Vielen Dank für dein Feedback und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von: abgemeldet
2015-08-13T08:43:54+00:00 13.08.2015 10:43
Hallo!

Ich befürchte gerade, dass der Wettbewerb sich als etwas hundsgemeines entpuppen wird. Liederraten ist doch der harmloseste Einstieg schlechthin und ich wette, wette, wette darauf, dass sie irgendetwas zusammen in luftiger Höhe absolvieren müssen, bevor irgendetwas fprchterlich schief geht!
Was mir hier sehr gefiel, war der zuckergetränkte Kaffee - ja, die gute alte Paranoia vor dem Gift;) - und die ausgefuchsten Ninja-Anspielungen. Man findet überall Hinweise auf die Originalgeschichte und nebenher werden ganz alltägliche Dinge, wie z.B. Besprechungen oder Augenringe und Make-Up eingeflochten. Das Sasuke hier etwas stärker in den Fokus geriet, war auch adrett, dadurch bekam sein makelloses Profil einen neuen Riss. Ich habe ihm nur nicht so ganz über den Weg getraut: Ob das geschauspielert war? Hm, andererseits, es las sich doch recht natürlich. Gemein ist es auf alle Fälle, dass man nicht weiß, was sich beide wünschen werden. Den Moderatorenjob so zu gewinnen, halte ich bei beiden für absurd. Vielleicht hat es ja etwas mit einem klischeehaften Kuss zu tun?
Na, bis es soweit ist, dauert es wohl noch etwas. Ich werde überlegen, und derweil darauf warten, ob Mittagessen bezahlen, auch gemeinsam zu Mittag essen heißt!

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  -Zerschmetterling-
13.08.2015 16:56
Ich danke dir für dein Feedback! :)
So harmlos wie Lieder erraten werden die Aufgaben auf jeden Fall nicht bleiben
- da verrate ich wahrscheinlich nicht zu viel.
Aber man will die Kandidaten ja nicht gleich verschrecken,
da fängt man erst mal vorsichtig an. ;)
Ich freue mich übrigens sehr, dass dir meine Anspielungen aufgefallen ist,
da stecken immer mal wieder welche drin, die Hinweise auf das Original-Setting von Naruto enthalten.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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