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On Air

von

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Die Besprechung war relativ ereignislos verlaufen. Neben Sakura, Shikamaru und Sasuke hatte auch noch Tsunade daran teilgenommen. Kakashi war bisher noch nicht in der Redaktion aufgetaucht, was wohl bei ihm nicht weiter verwunderlich war. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich Shikamaru der Drahtzieher der ganzen Casting-Geschichte war, doch er selbst war wohl am wenigsten begeistert von seiner eigenen Idee. Seiner Meinung nach war es die einzige Möglichkeit gewesen, den Imageschaden vom Sender abzuwenden, gleichzeitig war es ihm jedoch unglaublich lästig.

 

Er war dafür verantwortlich das Programm für die nächsten zwei Wochen zu planen. Die Morningshow Akatsuki lief jeweils von Montag bis Freitag von sieben bis zehn Uhr. Das bedeutete, es gab insgesamt zehn Tage, in denen Sasuke und ich ins Programm eingebaut werden würden. Zehn Tage. Mein Herz schlug schon wieder schneller bei dem Gedanken. Außerdem war Shikamaru wohl auch größtenteils für die Terminplanung verantwortlich, was ihn mindestens genauso zu nerven schien wie die Programmplanung.

 

Seine eigentliche Aufgabe war es jedoch, die sozialen Medien zu überwachen und die Webseite zu betreuen. Über die letzten Tage war der Wettbewerb bereits ziemlich gepusht worden, sodass nun alle unfassbar gespannt auf die beiden Kandidaten waren, also auf uns. Ebenfalls Shikamarus Verdienst. Auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht ansah, hatte der Kerl wirklich etwas auf dem Kasten. Schade nur, dass der Sender sich mit Sasuke so eine Enttäuschung angelacht hatte.

 

Bisher hatte man uns nur gesagt, wie der heutige Tag ablaufen würde. Bereits ab sieben Uhr würden wir beide bei Sakura in der Sendung sitzen, wo sie uns den Hörern draußen vorstellen würde. Besonders mir war immer wieder eingebläut worden, dass ich möglichst spontan und locker auf ihre Fragen antworten sollte, ohne dabei wie ein Wasserfall zu reden. Im Notfall würde Sakura mich stoppen und wenn ich dann immer noch weiterredete, das Mikrofon abdrehen. Es schien fast so, als würden alle damit rechnen, dass genau das passierte.

 

Nach der Sendung sollte dann ein professionelles Fotoshooting stattfinden, damit die Hörer uns nicht nur hören, sondern sich auch ein Bild von uns machen konnten. In Zeiten von Web 2.0 war das laut Shikamaru absolut unerlässlich. Man musste den Leuten das Gefühl geben, dass sie uns wirklich kennen lernen konnten. Ein bisschen ärgerte ich mich darüber, dass man uns das nicht vorher gesagt hatte, denn dann hätte ich vermutlich ein bisschen mehr auf meine Klamottenauswahl geachtet.

 

Nun war es aber erst mal Zeit für die Sendung. Genau wie Tsunades Büro grenzte das Studio direkt an die Redaktion und genau wie Tsunades Büro, war es ebenfalls nur durch eine Glaswand abgetrennt. Ich konnte Sasuke und Sakura sehen, die es sich bereits im Studio gemütlich gemacht hatten, während Shikamaru mit mir noch ein kurzes Einzelgespräch geführt hatte. Dass ich ein blutiger Anfänger war, schien ihn wirklich nervös zu machen, doch je länger er auf mich einredete, desto nervöser wurde auch ich.

 

„Ich schaff das schon“, versicherte ich ihm schließlich und klopfte ihm auf die Schulter.

 

Unwillkürlich war mein Blick während unserem Gespräch immer wieder zu Sasuke und Sakura gewandert. Die beiden unterhielten sich angeregt, sie lachte viel, er berührte sie immer wieder. Am Arm, an der Hand, am Bein, am Knie. Es wirkte beiläufig, doch ich war mir sicher, dass bei diesem Arschloch absolut nichts beiläufig passierte. Es wurde Zeit, dass ich endlich dazwischen ging.

 

Entschlossen ging ich auf das Studio zu und betrat den Raum durch die Glastür, nachdem ich mich nochmal vergewissert hatte, dass das On-Air-Lämpchen über der Tür nicht brannte. Das war eine der ersten Sachen, die man mir hier eingeschärft hatte. Andernfalls konnte es nämlich passieren, dass man unfreiwillig mitten in eine Moderation platzte, auch wenn es von außen den Anschein machte, als würde gar niemand moderieren.

 

Das Studio war nicht besonders groß und hatte auch nach außen hin eine große Fensterfront, von wo aus man direkt auf den Platz vor dem Einkaufscenter sehen konnten. Um diese Uhrzeit war es dort unten noch relativ leer und nur ein paar vereinzelte Gestalten schlurften mit Bäckertüten in der Hand die Straße entlang. Das Kernstück des Studios war ein großes längliches Pult, das etwas erhöht war, sodass man bequem stehen oder aber auf Barhockern dahinter sitzen konnte. Auf dem Tisch standen diverse Computerbildschirme und auch das Mischpult war darin eingelassen. Insgesamt gab es zwei Mikrofone, die jeweils am linken und am rechten unteren Ende befestigt waren.

 

Sasuke und Sakura unterbrachen ihr Gespräch und ich spürte wie ihre Laune sofort etwas sank. Es war wirklich frustrierend, wie sehr sie an ihm klebte und dagegen würde ich dringend etwas tun müssen.

 

„Sakura“, begann ich gedehnt. „Würdest du mir vielleicht das Studio erklären? Wir haben doch noch ein bisschen Zeit und Sasuke kennt das alles schon. Er kann sich derweilen ja noch einen Kaffee holen oder so – vielleicht sieht er dann nicht mehr so fertig aus.“

 

Es fiel mir wirklich schwer seinen Namen auszusprechen, ohne dass meine Stimme dabei vor Abschaum triefte. Wenn er sich verstellen und bei ihr einschleimen konnte, dann konnte ich das schon gleich dreimal.

 

„Sakura kann dir das Studio zeigen“, entgegnete Sasuke kalt. „Ich bleibe.“

 

Zunächst war Sakura noch ein wenig hin und her gerissen, dann stimmte sie jedoch zu und begann mir die unterschiedlichsten Dinge zu erklären. Sie zeigte mir die Regler über die die Musik abgespielt wurde und das Programm mit dem man die Übergänge gestaltete. Außerdem erklärte sie mir grob die Ordnerstrukturen, in denen alle notwendigen Audiodateien abgelegt waren, sodass sie immer Zugriff darauf hatte. Vor dem Studio stand direkt an der Glasscheibe ein langer Schreibtisch mit einem einzelnen Stuhl davor.

 

„Da sitzt normalerweise die Sendeassistenz“, erklärte sie und drückte dann auf einen Knopf. „Wenn man hier drauf drückt, kann man mit der Person am Schreibtisch sprechen. Normalerweise übernimmt das die Praktikantin, aber heute wird Shikamaru dort sitzen. Es ist ihm zu wichtig, um das abzugeben, auch wenn es ihn nervt.“

 

Sakura kicherte und sofort wurde mir wieder warm ums Herz. Sasuke schien das allerdings nicht zu passen, denn er warf uns böse Blicke zu.

 

„Du solltest ihm lieber erklären, wie man richtig ins Mikrofon spricht, bevor er nachher noch kompletten Mist baut“, knurrte er. „Und pass auf, dass er dir diesmal zuhört und nicht wieder nur auf deinen Arsch glotzt wie bei der Kaffeemaschine.“

 

Geschockt riss ich die Augen auf. Er hatte das mitbekommen? Und noch viel schlimmer: Warum musste er das jetzt auch noch vor Sakura erwähnen? Zum zweiten Mal an diesem Tag wollte ich am liebsten im Erdboden versinken und wieder einmal war es Sasukes Schuld.

 

„Ich… ich hab überhaupt nicht geglotzt“, widersprach ich stammelnd und hob sofort abwehrend die Hände.

 

Besonders überzeugend klang das leider nicht und ich musste schwer schlucken. Sakuras Blick sprach gerade Bände und ich wusste, dass es besser war, wenn ich jetzt einfach nichts mehr sagen würde. Sasukes Gesicht war nach außen hin völlig emotionslos, doch ich war mir absolut sicher, dass er sich innerlich gerade totlachte.

 

„Ich muss nochmal was mit Tsunade besprechen“, verkündete Sakura plötzlich. „Sasuke, kannst du ihm bitte das Mikrofon erklären?“

 

„Natürlich.“

 

Sasuke schmunzelte und ich konnte deutlich erkennen, dass es ein boshaftes Schmunzeln war. Nur Sakura bekam davon nichts mehr mit, da sie bereits das Studio verlassen hatte. Dieser Mistkerl! Eins zu null für ihn, aber dabei würde es mit Sicherheit nicht bleiben. Sakura würde schon noch sehen, was für ein arroganter Bastard Sasuke war. Noch hatte ich ganze zwei Wochen Zeit, ihr die Augen zu öffnen und dann würde sie auch einsehen, dass ich eindeutig der bessere Moderationspartner für sie war.

 

„Was ist jetzt?“, knurrte ich. „Zeigst du mir jetzt wie das geht?“

 

Ich versuchte meine Wut so gut es ging im Zaum zu halten, da ich ihm diesen Triumph unter keinen Umständen gönnen wollte. Genau genommen gönnte ich ihm gar nichts. Allerdings war Sasuke ziemlich gut darin, meine Kontrolle aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

„Nur wenn du mir nicht auch auf den Arsch starrst, während ich dir was erkläre“, zog er mich grinsend auf.

 

Empört schnappte ich nach Luft.

 

„Das hättest du wohl gerne“, fauchte ich.

 

Sasuke lachte leise und ließ sich dann von dem Barhocker gleiten, der hinter dem großen Mischpult stand. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass ich mir nun von ihm etwas erklären lassen musste, während er diese Position natürlich voll auskostete. Seine Art mir Dinge zu erklären, machte mir deutlich, dass er mich tatsächlich für den letzten Idioten hielt. Als wäre ich ein Kleinkind.

 

Erleichtert seufzte ich auf, als Sakura endlich zurückkam, doch meine Erleichterung hielt nicht lange an. Offensichtlich war sie noch immer stinksauer auf mich und ich wusste nicht so Recht, was ich tun sollte um diesen Zustand zu ändern. Normalerweise kam ich gut mit Leuten klar, war ein offener Mensch und machte mich auch nicht permanent zum Idioten. Dass das alles passierte war allein Sasukes Schuld. Ausgerechnet vor Sakura musste er mich in einer Tour so vorführen und ich konnte nichts dagegen tun. Noch nicht.

 

Die restlichen Minuten bevor die Sendung begann, verbrachte ich schweigend und lauschte dem Gespräch, das Sasuke und Sakura führten. Sie unterhielten sich über irgendwelches professionelle Zeug, wovon ich als Laie natürlich keine Ahnung hatte und ich war mir sicher, dass er das wieder nur tat, um mich außen vor zu lassen.  Mit jedem seiner Worte machte er mir nur noch deutlicher, dass ich diesen Kampf unter keinen Umständen gewinnen konnte. Doch so einfach gab ich nicht auf.

 

Im Moment gab es allerdings wichtigeres. Zum Beispiel meine zunehmende Nervosität. In wenigen Minuten würde ich gemeinsam mit Sakura Haruno, meinem Idol und gleichzeitig meiner Traumfrau live on air zu hören sein. Die Morningshow Akatsuki hatte nicht gerade wenig Hörer. Die meisten Leute hörten morgens Radio, wenn sie sich fertig machten oder auf dem Weg zur Arbeit waren. Sieben Uhr morgens war so etwas wie die Primetime des Radios. Klar, dass um diese Zeit nur die besten Moderatoren zu hören waren. Und nun eben auch Sasuke und ich.

 

Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, musste ich mir eingestehen, dass mich seine Professionalität nun doch einschüchterte. Er saß ganz ruhig auf dem Barhocker zwischen mir und Sakura. Seine Haltung war gerade, seine Atmung vollkommen regelmäßig und unaufgeregt. Im Gegensatz zu mir wirkte er fast schon entspannt. Ich hatte nämlich meine Finger verkrampft und versuchte erfolglos meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Klar, ich hatte eine große Klappe. Und ja, ich redete auch für mein Leben gern. Aber in diesem Fall würden so unendlich viele Leute dabei zuhören, Leute deren Reaktion ich in dem Moment nicht sehen konnte und Leute, die letzten Endes entscheiden würden, wer die Stelle bekam.

 

Sakura gab uns ein Zeichen und bedeutete uns damit, ruhig zu sein. Sie drückte eine Taste und zog dann den Regler ihres Mikrofons hoch, während sie einen anderen Regler langsam nach unten schob. Vor ein paar Sekunden hatte sie sich Kopfhörer aufgesetzt und schien nun total vertieft in das, was sie da tat. Dennoch strahlte sie über beide Ohren als sie begann zu sprechen.

 

„Guten Morgen Konoha, es ist sieben Uhr und ihr hört Akatsuki auf Konoha Kiku. Seit Wochen wird von nichts anderem mehr gesprochen und jetzt ist es endlich soweit! Heute stellen wir sie euch vor – die zwei Jungs an meiner Seite, die zwei Kandidaten für die Moderation hier bei Akatsuki. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber ich denke wir haben eine gute Wahl getroffen. Zuvor gibt es für euch aber erst mal…“

 

Wie hypnotisiert starrte ich die ganze Zeit über Sakura an und saugte dabei ihre Worte in mich auf. Es fühlte sich so surreal an, jetzt plötzlich neben ihr im Studio zu sitzen, statt wie sonst daheim im Bett zu liegen und sich von ihrer Stimme wecken zu lassen. Mit jedem Wort das sie sprach, wurden meine Zweifel immer größer und die Nervosität nahm mich mehr und mehr in Beschlag. Sie war so souverän, wirkte erfahren, aber gleichzeitig so frisch. Neben dieser Frau konnte man nur klein und mickrig wirken und wenn ich ehrlich war, konnte ich nicht mal annähernd neben ihr bestehen.

 

Meine Finger hatten immer mehr zu zittern begonnen, sodass ich sie kurzerhand im Schoß verschränkt hatte und meine Kehle fühlte sich mit einem Mal Staub trocken an.

 

„Na Schiss?“, hauchte Sasuke plötzlich direkt neben meinem Ohr.

 

Sein Atem streifte meinen Hals. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien. Wann war er mir bitteschön so nahe gekommen? Ein zufriedenes Grinsen lag auf seinen Lippen. Wieder einmal wollte ich ihm am liebsten die Fresse polieren, dafür, dass er mich so erschreckt hatte. Mein Herz schlug nun noch tausendmal schneller als zuvor schon.

 

Sakura hatte ihren Break beendet und die Kopfhörer bereits wieder abgenommen. Den restlichen Teil hatte ich leider nicht mehr mitbekommen, aber ich wusste, dass wir nun bald an der Reihe sein würden.

 

„Kann ich nochmal aufs Klo?“, fragte ich beschämt.

 

Meine Blase war sehr empfindlich und die Nervosität trug ebenfalls ihren Teil dazu bei. Nicht zu vergessen Sasuke, der mich, weil er ein riesen Arschloch war, erschreckt hatte. Sakura sah mich unverwandt an und noch bevor ich meine Antwort hatte, wünschte ich, ich hätte diese Frage einfach nicht gestellt.

 

„Naruto, wir haben noch zwei Minuten bis der Song zu Ende ist. Das hättest du dir früher überlegen müssen“, schimpfte sie.

 

Resigniert ließ ich die Schultern hängen und versuchte mich irgendwie von meiner drückenden Blase abzulenken. Am besten funktionierte das, wenn ich meinem Groll gegenüber Sasuke freien Lauf ließ. Der war sowieso an allem Schuld.

 

Es dauerte nicht mehr lange und wir setzten uns alle die Kopfhörer auf, damit wir auch noch hören konnten, was passierte, wenn die Mikrofone an waren. Sasuke und ich mussten uns eins teilen, da das Studio nicht für drei Personen ausgelegt war. Zu diesem Zweck hatten wir unsere Barhocker ein wenig näher zusammen gerückt, wobei ich peinlichst genau darauf achtete, ihn nicht irgendwo zu berühren. Am Ende war seine dumme Arroganz noch ansteckend.

 

„Guten Morgen Konoha, hier ist Sakura von Akatsuki für euch auf der 106.5. Wie versprochen werden wir heute das große Geheimnis lüften und euch unsere beiden potentiellen neuen Morningshow-Moderatoren vorstellen. Ihr könnt uns die nächsten Stunden allerlei Fragen schicken an die beiden, die ich dann selbstverständlich weiterleiten werde. Schreibt einfach wie immer über Facebook oder sendet uns eine E-Mail ins Studio an akatsuki@kk.com. Und jetzt will ich euch nicht mehr länger auf die Folter spannen und wir beginnen direkt mit unserem ersten Kandidaten. Sasuke, schön dass du da bist!“

 

„Die Freude ist ganz meinerseits“, antwortete Sasuke.

 

Seine Stimme war dabei mal wieder so samtig und warm, dass ich am liebsten kotzen wollte.

 

„Fangen wir mit ein paar Hardfacts an“, Sakura warf einen Blick auf die Zettel mit Notizen, die sie vor sich ausgebreitet hatte. „Wie alt bist du Sasuke und wo kommst du her?“

 

Sasuke sah völlig entspannt aus, wie er da eng neben mir auf seinem Hocker saß. Die Kopfhörer konnten seiner seltsamen Frisur nichts anhaben und ich musste zugeben, dass er irgendwie ins Bild passte. Zumindest besser als ich.

 

„Ich bin 22 und komme aus Otogakure“, beantwortete er ihre Frage souverän.

 

„Was treibt dich zu uns nach Konoha?“, erkundigte sich Sakura hörbar interessiert.

 

Vermutlich hatte sie sowieso die ganze Zeit nur darauf gewartet, ihren Schwarm endlich mit Fragen löchern zu können. Ich musste mir ein Schnauben verkneifen, da ich dafür viel zu nah am Mikrofon saß und verschränkte stattdessen demonstrativ die Arme vor der Brust, wobei ich Sasukes Arm leicht streifte und sofort zurückzuckte. Sasuke ließ sich von der kleinen Störung absolut nicht aus der Ruhe bringen.

 

„Ich bin hier geboren, Sakura. Deswegen verbindet mich noch immer etwas mit Konoha und ich sehe diese Stadt als meine Heimat an. Ich mag die Leute hier, das Klima und man kann hier gut essen und feiern gehen.“

 

Schleimer.

 

„Heißt das, man kann dich hier auch mal abends irgendwo antreffen?“, hakte Sakura sofort nach.

 

„Natürlich. Ich bin gerne unterwegs“,  antwortete Sasuke. „Vor allem seit ich endlich wieder zurück bin in Konoha. Vielleicht begegnet man sich ja mal. Ich würde mich sehr freuen, euch kennen zu lernen.“

 

Wenn er so weiter machte mit seiner verdammten samtweichen Schleimerstimme, mit der er alle einzulullen versuchte, würde er beim Aufstehen auf seiner eigenen Schleimspur ausrutschen.

 

„Also ihr habt es gehört Leute, haltet die Augen offen, wenn ihr Sasuke kennen lernen wollt“, fuhr Sakura schon wieder fort. „Ich durfte ihn bereits kennenlernen und ich kann euch versprechen – es lohnt sich. Bilder der Jungs werden übrigens morgen früh auf unserer Website veröffentlicht. Bis dahin müsst ihr euch erst mal noch mit eurer Fantasie begnügen. Aber ich verspreche euch: Sasuke wird euch schon mal nicht enttäuschen.“

 

Auf der Stelle verkrampfte sich alles in mir und mir wurde so übel, dass ich fast meinen Einsatz verpasst hätte. Unsanft stieß Sasuke mir in die Seite und erst da merkte ich, dass Sakura schon ihre erste Frage an mich gerichtet hatte.

 

„Äh… ich bin 21 und ich bin auch hier in Konoha geboren… lebe seitdem auch noch hier… also seit ich geboren bin“, brachte ich mühsam heraus.

 

Die Nervosität schnürte mir zunehmend die Stimme ab. Sie klang rau und brüchig. Nicht wie sonst laut und klar. Eigentlich hatte ich ein ziemlich gewaltiges Stimmorgan, aber im Moment war davon leider nicht viel zu hören. Verdammt. Der Barhocker neben mir bebte leicht und ich sah, dass Sasuke nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte.

 

„Und wo kann man dich so abends antreffen?“, erkundigte sich Sakura im Plauderton.

 

Natürlich hatte sie gemerkt, dass ich ziemlich aus der Bahn geworfen war und warf deswegen Sasuke genervte Blicke zu, aber das konnten die Hörer ja nicht sehen.

 

„Also, ich geh nicht ganz so gerne feiern“, begann ich und hätte mir im nächsten Moment am liebsten in den Arsch gebissen.

 

Das hier war ein Chart-Hit-Radio. Also ein Sender für junge Menschen, die gerne Mainstream Musik hörten und jedes Wochenende feiern gingen. Erst vorhin hatte ich mit Shikamaru über die Zielgruppe des Senders gesprochen. Für die musste ich jetzt wie der letzte Spießer aussehen.

 

Bevor ich jedoch noch mehr sagen konnte, wurde ich sofort von Sasuke unterbrochen, der sich in das Gespräch mit einmischte.

 

„Für euch macht der gute Naruto natürlich eine Ausnahme“, verkündete er gut gelaunt und stieß mir dabei den Ellenbogen in den Bauch.

 

Basierend auf purem Zufall – nicht – traf er dabei natürlich genau meine Blase und ich unterdrückte ein Keuchen. Das war wirklich knapp gewesen. Der Überraschungseffekt, gepaart mit meiner Nervosität und den Gedanken an die akute Blamage hatte meinen Harndrang nahezu ins unermessliche steigen lassen. Dass der Arsch das ausnutzen würde, hätte ich mir eigentlich denken können. Ab sofort durfte ich ihm gegenüber keinerlei Schwäche mehr zeigen.

 

Ich bekam kaum noch mit, wie Sasuke und Sakura kräftig die Werbetrommel rührten für die Kennenlern-Party im Shippuden. Shikamaru hatte wirklich alles bis ins kleinste Detail geplant und wusste worauf seine Zielgruppe so abfährt. Dass ich nicht so gerne feiern ging, hätte ich wohl besser nicht erwähnen sollen. Allerdings war ich ja auch noch nicht fertig mit meinem Satz gewesen, als Sasuke mich bereits unterbrochen hatte. Eigentlich wollte ich noch sagen, dass ich nicht so gerne in Clubs feierte, sondern lieber auf WG-Partys, wo man die Möglichkeit hatte, unglaublich viele Menschen auf einmal kennenzulernen. Das wäre dann vielleicht weniger spießig rübergekommen und auch ich hätte ein paar Sympathiepunkte sammeln können. Aber das hatte Sasuke mit seinem hinterhältigen Anschlag gezielt verhindert.

 

Sobald ich sah, dass das rote On-Air-Schild nicht mehr leuchtet, sprang ich von meinem Hocker auf und rannte auf die Toilette. Sakuras irritierten Blick und Sasukes lautes Lachen ignorierte ich dabei.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-08-09T20:22:40+00:00 09.08.2015 22:22
Hallo!

Ach, man leidet und ärgert sich so sehr mit Naruto, der schiere Wahnsinn. Das ist für mich eineder besten, männlichen Ich-Perspektiven, die ich in den letzten Jahren lesen durfte, weil er einfach ... nun, ich wiederhole mich: Ungemein authentisch ist. Da wird nichts geschönt, sondern Wut und Ärger werden im inneren Monolog genauso sichtbar wie Freude. Das Naruto nicht alles mitschneidet, weil er abgelenkt ist, mag ich als Leserin besonders. Einem selbst fehlt dadurch ein winziges Puzzleteil und gerade während der Show habe ich gebangt, ob er spontan richtig antwortet. Sakura hätte auch etwas Neues fragen können ...

Die Abläufe im Sender und das Gesamtpaket an Technik (z.B der rote Knopf) überzeugen mich. Ich kenne mich mit der Marterie nicht aus, fühle mich aber lückenlos informiert.
Aktuell habe ich die Theorie, dass Sasuke das Glotzen verpetzte, damit Sakura wütend verschwindet und er Zeit zu zweit bekäme. Das wäre so hinterlistig, das könnte daher kein Zufall sein ... und falls ich daneben liege, finde ich die brüske Direktheit immer noch klasse. :P

Mein Lieblingssatz beim trockenen Humor: Schade nur, dass der Sender sich mit Sasuke so eine Enttäuschung angelacht hatte. - Was für eine böse, charmante Spitze ...

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.08.2015 22:40
Ganz lieben Dank auch für dein Feedback zu diesem Kapitel :)
Irgendwie mag ich es sehr aus Narutos Perspektive zu schreiben,
eben weil er so direkt ist und so aufbrausend und ... ja Naruto eben.
Dass es dabei auch noch authentisch rüberkommt, freut mich total!
Ich selbst würde wahrscheinlich viele Sachen anders sehen/machen als er,
aber gerade das ist ja das Spannende daran.
Zu Sasukes Motiven werde ich erst mal noch nichts verraten,
aber ich denke, die werden im Laufe der Story auch langsam klarer.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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