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Curse of the Nue

Byakuya x Renji
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da stellt man einmal eine "schwere" Frage, da antworten auf ff.de gleich 3 Leute drauf... Prima...

Also dann viel Spaß damit. Und gebt mir nicht die Schuld dafür! xD

LG Komplett anzeigen

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Shattered Peace

Renji war gerade dabei, seine Haare zurückzubinden, als die Bedienstete mit dem Frühstück eintraf. Ihre Augen waren geweitet und ihre Schritte zögerlich, als sie den Raum betrat. Er nahm ihr das Tablett ab. „Is was passiert, Aio?“, fragte er.
 

„Das Geländer, Vizekommandant“, sagte sie und blickte kurz über die Schulter, als würde sie erwarten, dass die Holzsplitter vor der Tür sich aufrichteten und einen Überraschungsangriff starten würden. „Es ist...“
 

„Ja, ganz schön angefressen“, stimmte Renji zu, als sie scheinbar nach Wörtern suchte, um den schartigen Riss zu beschreiben, der so offensichtlich von Zabimaru stammte. „Hör zu, mach dir keine Sorgen. Ich bin dran. Ich werd dafür sorgen, dass es bis zum Nachmittag repariert is. Sei einfach nur in der Zwischenzeit vorsichtig, in Ordnung?“
 

Sie nickte abwesend und blickte dorthin, wo Byakuya an der Kommode saß und das Kenseikan anzog. Als sie ihn dort sah und das verkrumpelte, ungemachte, aber dennoch intakte Bett bemerkte, atmete Aio erleichtert aus. „Oh, ich dachte, da wäre wieder ein…“, sie unterbrach sich selbst und ihre Hände flogen förmlich nach oben, um ihren Mund zu bedecken. Die Geste wirkte, als wolle sie versuchen, so ihre Worte zurückzunehmen.
 

„War’s auch. Jetzt ist alles in Ordnung“, Renji hatte sich vorgelehnt, um ihr leise ins Ohr zu flüstern.
 

Sie lächelte Renji mit leichtem Rotschimmer an, ihre Augen glitten wieder zum Bett des Vizekommandanten. Dann beugte sie pflichtbewusst wieder ihren Kopf und ging zurück zur Tür. Als sie an der Türschwelle kniete, fragte sie, „Gibt es noch etwas, was mein Herr wünscht oder benötigt?“
 

„Nein, Aio. Vielen Dank“, sagte Byakuya.
 

Sie sog überrascht die Luft ein, bevor sie sich verbeugte und die Tür leise schloss. Als Renji mit dem Tablett den Raum durchquerte, um es an ihren üblichen Platz zu stellen, beobachtete er Byakuya aus den Augenwinkeln. Einem Diener namentlich danken? Er hatte sie zwar immer noch nicht angeschaut, aber verdammt… Der Kommandant sollte wesentlich öfters umarmt werden.
 

Das Frühstück schien dieses Mal aus Onsen Tamago zu bestehen. Langsam und leicht gekochte Eier, die in einer Fischbrühe serviert wurden. Dazu gab es wie gewöhnlich Reis, eingelegtes Gemüse und ein bisschen geräucherter Milchfisch. Renji legte einige Happen auf den Teller des Kommandanten, als Byakuya sich im Seiza zu ihm setzte und sich um den Tee kümmerte. Still gingen sie ihrer Routine nach.
 

Renji konnte Byakuyas Laune nicht enträtseln. Der Kommandant war schockierend freundlich zur Dienerin gewesen, aber seine Lippen waren nun zu einer dünnen Linie verzogen. Der Rothaarige vermutete, dass er immer noch etwas irritiert über den Gedanken war, dass Zabimaru ihre Zusammenkunft letzte Nacht vorgeschlagen hatte. Er kaute ein wenig auf dem cremigen Ei herum, während er darüber nachdachte, etwas zu sagen. Ein einfaches Gespräch aufzubauen. Doch all die üblichen Themen schienen potenzielle Landminen zu sein. Irgendeine Diskussion über die Einheit würde Renji daran erinnern, dass Zabimaru immer noch in seinem Quartier wartete und den Allee-Unsinn wieder hochkochen lassen. Alles, was mit Rukia zu tun hatte, war ebenso gefährlich. Die Hakuda-Demonstration hatte den gestrigen Streit begonnen… Renji seufzte und legte ein bisschen von dem Gemüse auf Byakuyas Teller, bevor er sich selbst bediente.
 

Es wäre das Einfachste, die Ruhe nicht zu stören. Aber was hatte Zabimaru gesagt? Renji musste versuchen, Byakuya vom Abgrund wegzuziehen. Davon wegbringen, was auch immer ihn so zerstört hatte.
 

Trauer.
 

Renji schüttelte stumm den Kopf – und Byakuya glaubte, ein Dämon würde von Renji Besitz ergreifen. Das Biest von Byakuya schien um so Einiges dunkler, gefährlicher und vor allem verzehrte es Byakuyas eigene Seele und riss ihn langsam mit sich hinunter. Geradewegs in die Hölle.
 

Wenn es nicht schon passiert war.
 

Wenn man bedachte, wie sehr er sich gegen eine einfache Umarmung gesträubt hatte.
 

„Haben sie gut geschlafen, Kommandant?“, fragte Renji endlich und schob mit einem Noriblatt den Reis zusammen. Aber was er wirklich fragen wollte, war: ‚Bist du in Ordnung?‘
 

„Ja, sehr gut. Danke“, erwiderte er und teilte noch ein wenig Fisch zwischen ihnen auf. Er stoppte mit seinen Stäbchen über Renjis Teller. „Unabhängig wie es dazu kam, war deine Gesellschaft erwünscht“.
 

Renji hätte sich beinahe am Reis verschluckt, auf dem er gerade herumgekaut hatte.
 

„Ich habe nachgedacht“, fuhr der Kommandant fort, nachdem er einen bisschen Fisch genommen hatte und kurz zu Renji geschaut hatte, als dieser erstickend hustete. „Vielleicht sollte ich veranlassen, dass die heiße Quelle den Morgen über geschlossen wird. Wir könnten zusammen hingehen“.
 

Heilige Scheiße.
 

„Allerdings“, sagte Byakuya mit einem kleinen Lächeln. „Solltest du mich weiter anstarren, wie ein zu groß geratener Pavian, werde ich annehmen müssen, dass du nicht interessiert bist“.
 

„Nein“, sagte Renji schnell, nachdem er sich geräuspert hatte. „Ich bin interessiert. Sehr sogar“.
 


 

Nachdem sie fertig gegessen hatten, traf Renji Vorbereitungen, um Byakuya im Badehaus wieder zu treffen. Er hielt kurz in seinem Quartier, holte ein paar Dinge und dankte Zabimaru mit einem großen Kuss auf die Schneide, direkt unter dem Griff.
 

"Du hattest recht, wie üblich", sagte er seinem Zanpakutō und lehnte es gegen die Wand.
 

Hmmm, murmelte es verschlafen, aber auch skeptisch. Dennoch sind wir noch nicht an deiner Seite.
 

„Nur noch ein klein bisschen länger“, versprach Renji und glitt sanft mit den Fingern über seine Waffe, bevor er die Tür hinausging.
 

Er hielt auch kurz im Hauptbüro, um die Sache mit dem Geländer mit dem 3. Offizier zu besprechen. „Schau“, sagte Renji mit einem Seufzer, als er ihm das entsprechende Formular reichte. „Ich hab das selbst verbockt, also solltest du die Kosten von meinem Gehalt abziehen. Die Division soll nicht für meine Fehler zahlen. Oh, und schick noch jemanden von den handwerklich begabteren Leuten dorthin, damit das Chaos beseitigt und es bis zur Reparatur sicher is. Vielleicht Utako? Sie war vor ihrem Eintritt Tischler“.
 

Der 3. Offizier schien nur halb zu zuhören. Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, während er das Papier in seiner Hand betrachtete. „Erst tragen sie ihr Zabimaru fast eine Woche nicht und nun verfehlen sie derart ihr Ziel? Was ist los, Vizekommandant?“
 

Renji zog es in Erwägung, dem Jungen zu sagen, dass es ihn nichts angehen würde, aber die Augen des 3. Offiziers waren vor Sorge geweitet. „Es is persönlich“, gab er grummelig zu.
 

„Hat es etwas mit dem Kommandanten zu tun? Es ist nur so, ich konnte nicht anders, als zu bemerken, dass sie ihr Ziel direkt außerhalb seiner Quartiertür 'verfehlt' haben“.
 

Mit einem Mal war die Spannung in der Luft förmlich greifbar.
 

Dass der 3. Offizier, sich nicht vorstellen konnte, dass er und Zabimaru ihr Ziel verfehlten, freute Renji seltsamerweise. Trotz der versteckten Andeutung. Der Rothaarige vermutete, dass jeder die Löcher, die offensichtlich durch Fangzähne entstanden waren, an eben diesen Platz zu deuten wusste. Es war das Beste, es nicht zu leugnen. „Ja. Das is eine Sache zwischen dem Kommandanten und mir“, sagte er. „Aber wir arbeiten dran“.
 

Sein Gegenüber biss die Zähne zusammen. „Ich möchte nur erneut sagen, Vizekommandant, dass ich denke, dass Frau Kuchiki zur 13. Division verlegt werden sollte“, sprudelte es aus ihm heraus. „Sie gehört in die Obhut ihrer eigenen Einheit. Es ist auch nicht gut für die Moral, sie hier zu haben. Und wenn ich offen sprechen darf...“
 

„Nein, das darfst du nich“, unterbrach ihn Renji scharf. „Wir haben das immer wieder besprochen. Ich hab dir bereits gesagt, dass Rukia genau hier bleibt, unter meiner Beobachtung bis von Central offiziell der Transferbefehl kommt“.
 

„Aber es ist offensichtlich, dass der Ärger zwischen ihnen und dem Kommandanten begann, als sie sie aus der Welt der Lebenden mit zurück gebracht haben. Er wird mit jedem Mal kühler, wenn du sie besuchst und ehrlich, Vizekommandant, das machen sie viel zu oft. Vor allem, da jeder vermutet, dass sie und sie...“
 

„Hey, nochn Wort und du bist derjenige, der verlegt wird! Verstanden?“
 

Der 3. Offizier öffnete den Mund, hielt dann jedoch inne. Er beugte seinen Kopf geschlagen. „Ja, Vizekommandant“.
 


 

Etwas war passiert. Byakuya konnte es daran hören, dass Renji die Türen knallte und im Umkleideraum herumstampfte. Er würde in Kürze davon hören, also lehnte er seinen Kopf gegen den Beckenrand und schloss die Augen.
 

„Brauchen wir nen gottverdammten 3. Offizier?“, schnaubte Renji. Er stand vor den Stufen, die in die heiße Quelle führten und war vollständig entkleidet. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt. Seine Haare waren feucht von einer schnellen Dusche und ließen sein Gewirr an roten Haaren noch dunkler erscheinen. Wassertropfen glitzerten entlang seines Körpers und die dunklen Linien seiner Tätowierungen konkurrierten untereinander um Byakuyas Aufmerksamkeit. „Kann er sich nich meinen Befehlen einfach fügen?“, beschwerte sich der Rothaarige weiter.
 

„Ich vermute, das könnte er. Allerdings arbeitet er schon viel länger mit mir, als du, Renji“, sagte Byakuya. Seine Augen waren weiter auf Renji gerichtet, als dieser sich in das Wasser begab. „Er war immer schon sehr loyal und tapfer, wenn nicht vielleicht etwas zu begierig. Ich hatte den Eindruck, dass ihr gut zusammenarbeitet“.
 

Renji schnaubte ablehnend und blies eine dicke Strähne nach oben, die vor seine Augen gefallen war. „Er is nervtötend und dickköpfig. Ich sollt ihm in den Arsch treten“.
 

„Das ist dein Recht. Tu es, wenn es nötig ist“, sagte Byakuya trocken. Aber lass mich zusehen, fügte er still hinzu. Nichts war atemberaubender anzusehen, wie Renji zähnefletschend in Aktion.
 

Der Rothaarige schüttelte den Kopf, das warme Wasser schien sein Gemüt ein wenig abzukühlen. Er nahm seine Arme hoch und legte sie über den Beckenrand. „Nein. Das Problem is, dass er vermutlich richtig liegt. Ehrlich gesagt, möcht ich mich nich darum kümmern, wenn er wirklich richtig liegt. Es ist verdammt noch mal zu kompliziert“.
 

„Ah“, machte Byakuya. Er war ein wenig irritiert, worum es wohl ging, doch vertraute er Renji, dass er tun würde, was notwendig war. Es war nur etwas enttäuschend, dass es so schien, als wäre 'in den Arsch treten' kein Teil mehr davon.
 

Während sein Vizekommandant den Dampf des Wassers finster anstarrte, bewunderte Byakuya Renji verstohlen. Die dunklen, dicken Linien auf seiner Brust waren wie ein ineinandergreifendes Puzzle. Es war unmöglich, es nicht lösen zu wollen. Byakuyas Augen glitten immer wieder zurück, um dieses Labyrinth zu lösen. Jedes Mal, wenn er damit begann, lenkte ihn wieder etwas ab. Dieses wahnsinnige, ungezähmte Gewirr rubinroter Haare; Oder die ebenso fesselnden Linien auf seinen Rippen, die seine Statur betonten, den straffen Bauch; Oder das seltsam aufregende Glitzern von Gefahr, das immer in seinen Augen zu sein schien.
 

So faszinierend schön und dennoch so viel... Ärger.
 

Ihre Augen trafen sich kurz. Byakuya hielt in solchen Momenten, wenn Renji ihn in seinem Blick gefangen nahm, die Luft an. Die Augenbrauen-Tattoos und das schmal geschnittene Gesicht erinnerte Byakuya daran, vom kämpferischen, wilden Blick eines Wolfes fixiert zu werden. Sein Herz schlug schneller und Byakuya bemerkte, dass er der Intensität dieses Augenblickes nicht standhalten konnte. Seine Augenlider schlossen sich bebend.
 

Und wie bei einem Tier, wählte Renji diesen Moment, um sich zu bewegen. Überraschend schnell und leise schloss er die Distanz zwischen ihnen. Kraftvolle Arme umgriffen den Beckenrand an beiden Seiten von Byakuyas Kopf. Renjis Beine spreizten seine und der massive Körper beugte sich vor, sodass Byakuya ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. „Wir haben auch noch etwas Unerledigtes, nicht wahr?“, sagte er leise.
 

„Das haben wir“, stimmte Byakuya zu.
 

„Du wirst mich dich küssen lassen. Dich anfassen lassen“, sagte Renji fest. Dafür verwendete er denselben Befehlston, den Byakuya in der Nacht überraschend erregend gefunden hatte.
 

Aber nun, am Tag, wusste Byakuya, dass er der Sache ein Ende setzen musste. Er konnte es sich nicht leisten, verwundbar zu sein. Vor allem nicht wegen jemanden, der es schafft, dass er... so viel fühlte. So viele widersprüchliche Dinge.
 

Auf jeden Fall waren Renjis Motiv für den Annäherungsversuch klar. Es war eine Reaktion auf die Allee, ein Versuch, ihn auf gleicher Ebene wie Byakuya zu stellen. Würden sie irgendwie ebenbürtig werden, wäre es furchtbar gefährlich. Es würde die Tür öffnen für die Möglichkeit der...
 

Liebe.
 

Lieben bedeutete verlieren. Und Byakuya würde Renji nicht verlieren.
 


 

Renji hatte sich gerade ein wenig vorgebeugt, um nach einen süßen, sanften Kuss zu angeln, als eine harte Ohrfeige sein Gesicht zur Seite riss.
 

Perplex stolperte er einen Schritt zurück. Das Wasser spritzte auf, als er auf seinen Hintern fiel. Renjis Hand hob sich langsam zu der Wange, als wolle er damit das Geschehene versuchte zu bewerten. Aber die Tatsache wurde durch das leicht stechende Kribbeln auf seiner Haut bestätigt. Byakuya hatte ihm eine Ohrfeige verpasst. „Für was zur Hölle war das?“
 

„Du kannst dich mir nicht nähern, als wären wir Gleichgestellte“, sagte Byakuya, während er sich langsam und bedächtig aufstellte.
 

Das schon wieder. Renji verstand es nicht. Nicht wirklich zumindest. Er wusste, dass Byakuya dieses Auftreten aufrecht halten musste, aber sie waren alleine. Konnte der Kommandant nicht einmal hier loslassen, wenn sie vollkommen alleine waren. Er seufzte. „Warum nich?“
 

Byakuya schien für einen Moment von der Frage irritiert zu sein, doch dann schüttelte er den Kopf. „Aus dem Grund, Renji,“, sagte er, als würde er etwas erklären, was nur allzu offensichtlich hätte sein müssen. „dass ich dich als einen Wakashū ausgewählt habe. Nicht als Geliebten“.
 

Kein Geliebter? Was hatten sie denn die ganze Zeit getan? War das ein exzentrisches, hochtrabendes Wort für Fickfreund? Renji rieb sich den Kiefer und blickte Byakuya finster an. „Ich hab niemals von so einem Ding gehört. Was soll’s bedeuten?“
 

„Ah, ich verstehe. Dann ist es mein Fehler, dich nicht angemessen unterrichtet zu haben.“, sagte Byakuya. „Wakashūdo ist der einzige Weg für uns, in einer angemessenen Weise mit einem erwachsenen Mann zusammen zu sein. Wir brauchen nicht unsere Stellung zu vergessen und du bist immer derjenige der erhält“.
 

Erhält? Oh, richtig. Unten.
 

„Idealerweise wärst du wesentlich jünger, aber es ist akzeptabel, da du aus der Unterschicht kommst.“
 

Unterschicht? Er hätte es wissen müssen. Es kam immer wieder darauf zurück, nicht wahr? Renjis Finger glitten durch seine Haare. „Also, lass mich schauen, ob ich richtig verstanden hab, was du da gerade sagst“, begann er. „In dieser, wie auch immer du sie nennst, Beziehung, bekommst du einen netten, 'aufnahmebereiten' Diener und ich werde durchgevögelt, richtig?“
 

„Natürlich nicht“, schnaubte Byakuya. „Dies ist, ein für beide Seiten erhebendes Zusammenkommen. Wir bemühen uns, für den jeweils anderen ein besserer Mann zu sein. Unsere Bindung fördert Loyalität, Hingabe...“
 

„Bindung? Das ist der einzige Teil, der bislang wahr klingt. Du magst diesen ganzen Fessel-Scheiß, in Ordnung“, unterbrach ihn Renji und konnte nur knapp das Knurren unterdrücken, das in ihm heranwuchs.
 

Kein Wunder, dass das alles so kaputt war. Byakuya hatte in der verdammten Allee gesagt, dass er ein trainierter Hund sei. Doch Renji hatte es nicht glauben wollen. Er legte seine Hand auf seine Wange, um sich selbst noch einmal an die Ohrfeige zu erinnern. Wann würde es schlussendlich untergehen? Wie oft musste er noch erniedrigt werden, um die Wahrheit zu verstehen?
 

Byakuya liebte ihn nicht.
 

Er konnte es nicht.
 

Er schien es noch nicht einmal wirklich versuchen zu wollen.
 

Nach letzter Nacht war Renji blöd genug gewesen, um sich wieder Hoffnungen zu machen. Er hatte gedacht, dass wenn er ihm vielleicht genug Zeit und Geduld entgegen brachte, könnte er sich vorsichtig unter Byakuyas Mauern hindurchducken. Ihn dazu bekommen, dass er sich öffnete und... Scheiße. Hör dir diesen Mist an. Was war er – irgendeine Frau -, dass er dachte, er könnte diesen Mann ändern, in dem er ihn nur genug liebte?
 

Byakuya würde sich niemals ändern. Renji konnte ihn nicht ändern. Wie denn auch? Byakuya dachte ja noch nicht einmal, dass sie Geliebte wären. In Byakuyas Kopf waren sie schon die ganze Zeit diese andere Sache. Eine Art idealisierte Herr-Sklave-Sex-Beziehung, die Adelige sich ausgedacht hatten, um sich herauszureden, dass sie jeden vögeln konnten, den sie wollten.
 

Renji schüttelte den Kopf. Er saß immer noch auf seinem Hintern im seichten Wasser. Er zog seine Beine an und lehnte sich, von seinem Armen abgestützt, zurück. Er blickte in Byakuyas ausdrucksloses Gesicht und versuchte, daraus zu lesen. War dort irgendetwas, was aus den Worten eine Lüge machen würde? Bewegten sich die Augen etwas, während er teilnahmslos auf das plätschernde Wasser starrte? War da irgendein Anzeichen des Zögerns um seinen Kiefer? Könnte zumindest ein Hauch von Sorge auf diesen dünnen, grausamen Lippen liegen?
 

„So ist es also, huh?“, fragte Renji. „Sag mir die Wahrheit, Byakuya. Dieses Wakashū-Ding... Is es wirklich das, was du willst?“
 


 

Nein. Er wollte nichts dergleichen.
 

Byakuya wollte Renji nicht so, wie er ihn in der Allee gehabt hatte. Das war schrecklich gewesen. Das fürchterlich Hündische und ekelerregende Kauernde. Renji war nicht sexy, wenn er Angst hatte, auf seinen Knien war und im Dreck unter Byakuyas Füßen zitterte.
 

Das, was Byakuya mochte, war die Art fordernde Keckheit, die nur Renji herausholen konnte, während er ausgebreitet, zurückgeschlagen und besiegt dalag. Nackt und ungeschützt.
 

Wie konnte jemand solche Stärke und Vertrauen ausstrahlen, wenn er so angreifbar war?
 

Es war betörend und auch ein klein wenig angsteinflößend.
 

Byakuya wünschte sich verzweifelt, dass Renji ihm beibringen könnte, wie man stark und offen sein konnte.
 

Aber wie konnte er so etwas sagen? Er hatte gerade darauf bestanden, dass sie keine echten Liebhaber waren.
 

Byakuya wollte Renji die Wahrheit sagen. Er hatte Renji auf Armlänge von sich gehalten und gesagt, dass er ihn nur als Wakashū sah. Damit hatte er wahre Zuneigung ausgeschlagen, um sich selbst zu schützen. Wenn er jemanden an sich heranlassen würde, das geben würde, was von seinem Herzen übrig war, könnte er damit verschwinden.
 

Ihn alleine lassen.
 

Leer.
 

Erneut.
 

Aber würde er zustimmen, dass er nichts mehr als ein Wakashūdo wollte, würde das niemals jemanden wie Renji zufrieden stellen.
 

Er würde ihn genauso verlieren.
 

Es würde keine weitere Nacht mit starken Armen geben, die ihn beruhigten und die Dunkelheit in Schach hielt.
 


 

Renji beobachtete Byakuya, während die Stille den Raum füllte. Es war leichte Unsicherheit in Byakuyas Mimik zu erkennen. Seine Lippen zuckten ganz leicht und er blinzelte langsam, als wolle er etwas unterdrücken.
 

Oder bildete er sich das nur ein, weil er ihn so sehr wollte?
 

„Ok“, sagte Renji. „Lass es mich wissen, wenn dus herausgefunden hast. Ich geh arbeiten.“
 

Byakuya sagte nichts. Natürlich. Kein Protest, keine Bestätigung in die eine oder andere Richtung.
 

Renji erhob sich schwerfällig und begann, die Stufen hinaufzusteigen. Er stoppte jedoch am oberen Ende, als er aus dem Wasser war, drehte er sich um und blickte Byakuya lange an. „Da du nich redest, werd ichs tun. Ich sag dir, was ich denke. Ich denke, diese Wakashūdo-Sache is eine riesige Ladung Bockmist. Es is ein Deckmantel, ein Schild. Ich glaub, tief in deinem Inneren möchtest du mich lieben, aber du bist so zerfressen von Trauer und deiner kaltherzigen Erziehung, dass du noch nich einmal weißt, wie du damit anfangen sollst. Ich schwör, bei allem was mir wichtig ist, ich helf dir, würdest du mich nur einfach fragen. Aber du musst aufhören, mich wie Scheiße zu behandeln.“
 

Dann ging er fort.
 


 

Nachdem die Tür mit einem Knall geschlossen worden war, erlaubte Byakuya seinen Knien, nachzugeben. Er sank zurück ins warme Wasser.
 

Trauer. Wie konnte Renji von seinem heimlichen Schmerz wissen?
 

Ist mein Herz bereits offen gelegt, dass er mich so einfach lesen kann? Bin ich bereits verloren? Wie kann ich ihn lieben? Er wird mich überwältigen, meine Verteidigung zerstören. Und selbst wenn ich ihn niederschlage und demütige, ist er immer noch stark.
 

Es tat weh. Liebe schnitt tief, schnitt bis zum Knochen, um sein Herz zu durchbohren. Byakuya legte eine zittrige Hand auf seine Brust und hatte schon fast erwartet, dass Blut aus dieser Stelle hinausströmte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 18:
„Sie machten eine Pause“

Renji und Rikichi machten Pause, als die Hölle losbrach. Komplett anzeigen

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