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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Wettlauf gegen die Zeit (Es beginnt hier)

Auf dem Weg kaufe ich mir von meinem gewonnenen Geld einen kleinen Vorrat an Sandwiches und eine Wasserflasche, die ich in meinem Rucksack verstaue, bevor ich mein Handy zücke und zur Stadt hinauseile.

Ein Blick auf das Display bestätigt meine Vermutung. Die Kämpfe am Morgen und der Besuch im Fanclub haben mich eine ganze Weile aufgehalten und inzwischen ist es Nachmittag. Wenn ich noch vor Nachteinbruch in Lavandia ankommen möchte, muss ich mich beeilen. Der Radiourm ist nur bis etwa 18:00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich und Julius hat einen Vorsprung. Wenn Mama ihn in Orania City getroffen hat, muss es gestern noch dort gewesen sein, also hatte er anderthalb Tage, um nach Lavandia zu kommen. Es wird knapp werden. Aber ich muss es versuchen.

Ich habe kaum einen Fuß vor die Stadt gesetzt, da rufe ich Hunter, schwinge mich auf seinen Rücken und gebe ihm mit meinen Beinen das Signal, Richtung Lavandia zu fliegen, während ich Louis eine SMS schreibe, damit er mich heute Abend nicht im Pokécenter erwartet.

Hunter schießt in die Lüfte, kalter Wind schlägt mir entgegen und ich festige meinen Griff um seinen Körper. Dann rasen wir über die Straße davon.

Zunächst legt Hunter ein solides Tempo vor, aber es dauert nicht lange, bis er langsamer wird und sich auf ein etwas gemäßigteres Tempo einpendelt. Er ist nicht so ausdauernd wie Golds Lugia, das wahrscheinlich tagelang auf Höchstgeschwindigkeit durch die Lüfte schießen könnte und der Winter ohne lange Flüge hat nicht dazu beigetragen, seine Flugdauer zu verlängern. Wir sind kaum zwei Stunden unterwegs, da krächzt er und verliert an Höhe.

„Müde?“, frage ich und tätschele seinen langen braunen Hals. „Keine Sorge, Jayjay kann übernehmen. Ruh dich aus.“ Hunter nickt dankbar und kommt ein kleines Stück hinter dem umzäunten Grasabschnitt zum Stillstand.

 „Zeit für deinen Auftritt“, sage ich und rufe Jayjay, der sich schnaubend auf der Straße materialisiert und bei Hunters Anblick freudig wiehert und auf ihn zu läuft, um mit ihm zu kuscheln. „Später, ihr zwei“, meine ich, bevor ich meine isolierenden Handschuhe anziehe und auf Jayjays Rücken klettere. „Hunter, schaffst du mein Gepäck?“

Er nickt und ich ziehe ihm mit etwas Mühe den Rucksack an, bevor er sich erneut in die Lüfte katapultiert, wesentlich leichter dieses Mal. Jayjay prustet und folgt automatisch in donnerndem Galopp.

Es ist das erste Mal, dass ich Jayjay über Distanz reite und ich bin bereits nach wenigen Minuten froh, in den Sattel investiert zu haben. Ich weiß nicht, wie ich mich sonst auf seinem Rücken hätte halten sollen, speziell mit nur einem gesunden Arm und in Angesicht der Tatsache, dass meine Beine und mein Po sich schmerzlich bemerkbar machen, kaum dass wir etwa zwanzig Minuten Strecke hinter uns gebracht haben.

Auch Jayjay merkt, dass dies keiner seiner üblichen Sprints sein wird und drosselt sein Tempo nach einer Weile, sehr zu Hunters Erleichterung, der so seine Flügel im Gleitflug ausruhen kann, ohne eine Niederlage gegen seinen besten Freund befürchten zu müssen.

Mit dem Einbruch der Dunkelheit lassen sich bereits aus der Ferne die Lichter des Radioturms ausmachen. Das Observationsdeck ragt zwischen den Bergmassiven hervor, die Lavandia wie in einer festen Umarmung umschließen und die Baumgruppen, die im letzten Streckenabschnitt der Route 8 dichter geworden sind, verengen die Straße nun zu einem schmalen Streifen Asphalt.

Jayjay galoppiert müde weiter, seine Hufe trommeln in rhythmischen, aber immer länger werdenden Abständen über den Boden und Hunter hat begonnen, an seiner Seite zu fliegen, um ihn mit liebevollem Krächzen anzuspornen.

Auch ich wünsche mir eine Pause, obwohl ich von allen Beteiligten wohl am wenigsten zur Distanzbewältigung beigetragen habe, aber der lange Flug auf Hunters Rücken und das kontinuierliche Ruckeln in Jayjays Sattel haben meine Oberschenkel steif und wund werden lassen. Dazu kommt, dass ich mich nur mit meiner rechten Hand an dem Sattelriemen festkrallen kann. Meine Finger sind vom Gegenwind durchgefroren und die Haut an den Knöcheln aufgerissen.

„Gleich sind wir da“, rufe ich Jayjay zu. Wir alle wollen eine Pause. Aber leider fehlt dafür die Zeit. Es ist schon halb sechs und Lavandia noch gute zwanzig Minuten entfernt. Ich weiß nicht mal, ob es noch etwas bringen wird, heute dort anzukommen, aber wenn es sein muss, werde ich vor dem Eingang zum Radioturm übernachten, um Julius abzufangen.

Jayjay scheint meine Ungeduld zu spüren, denn er schnaubt und legt nochmal einen Zahn zu. Auf seinem Rücken fliege ich nur so über den Asphalt dahin, Wind im Haar und den Geruch von nahendem Frühling in der Nase.

Eine Viertelstunde später kommen wir schlitternd auf Lavandias Backsteinstraßen zum Halt. Jayjay schnaubt, halb erschöpft, halb selbstgefällig und wird gleich von Hunters liebevollen Neckereien in Beschlag genommen, kaum dass ich von seinem Rücken gesprungen bin. Ich rufe die beiden schweren Herzens in ihre Pokébälle zurück und humpele in Richtung Radioturm, der nordöstlich in der ehemaligen Totenstadt liegt.

Lavandia ist nicht groß und Jayjay hat bereits ein gutes Stück des Weges für mich zurückgelegt, und so komme ich nur eine Minute nach sechs Uhr vor der Eingangstür an, schnaufend und mit Seitenstichen, die von innen gegen meine Rippen pochen.

Ich schiebe die Glastür auf und trete in das Foyer. Der Turm ist ähnlich strukturiert wie in Dukatia City und so finde ich mich schnell an der richtigen Rezeption ein.

„Tut mir leid“, presse ich hervor und lehne mich schwer atmend an die Theke. „Ich muss… mit Alfred sprechen. Es ist wichtig.“

Der Mann an der Rezeption, der in einem roten Anzug gekleidet ist und einen dazu völlig unpassenden Ohrring trägt, mustert mich eingehend. „So leid es mir tut, die Empfangszeit für Besucher ist vorbei“, sagt er. „Wenn Sie möchten, können Sie morgen wiederkommen.“

„Es muss heute sein“, widerspreche ich. „Außerdem ist die Besuchszeit erst seit zwei Minuten um. Können Sie keine Ausnahme machen?“

„Das ist nicht so einfach“, sagt er und schaut an mir vorbei zu den Treppen, die hinauf führen. Ich folge seinem Blick und entdecke einen Türsteher, der schwarz gekleidet und mit kleinem Headset an die Wand gelehnt steht und uns misstrauisch zusieht. „Ich bin nicht hier, um Ausnahmen zu machen. Außerdem bezieht sich die Zeitangabe auf das Verlassen der Besucher. Der Einlass ist bereits vor einer Stunde abgelaufen.“

„Ach verdammt…“ Ich schaue zurück zu dem Türsteher, der die Augen zusammenkneift und mit dem Kopf schüttelt. Mach keinen Unsinn.

Plötzlich hellt sich mein Gesicht auf. Ich stelle meinen Rucksack auf den Boden und beginne, darin zu wühlen. Der Rezeptionist lehnt sich interessiert über die Theke und schaut mir dabei zu, wie ich zwischen alten T-Shirts und Unterwäsche umhergreife und schließlich triumphierend einen zerknitterten Brief zu Tage fördere und auf die Rezeption lege.

„Da“, sage ich zufrieden.

Der Mann zieht eine Augenbraue hoch, nimmt den Umschlag aber in seine behandschuhten Hände und öffnet ihn vorsichtig. Er zieht Alfreds Empfehlungsschreiben hervor und liest es aufmerksam durch. Mein breites Grinsen verfliegt, als er den Kopf schüttelt.

„Es freut mich zwar, dass Sie Mr. Phirello beeindruckt haben, aber ein Empfehlungsschreiben für ihr Potential als Reporterin ist nicht gleichzusetzen mit einem Freibrief, zu jeder Tag- und Nachtzeit im Radioturm einherzugehen.“ Der Türsteher schnaubt amüsiert. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, bevor ich mich wieder dem Mann zuwende. Sein Namensschild weist ihn als Henry Lewis aus.

„Es ist wirklich, wirklich dringend“, wiederhole ich. „Ich möchte nicht dramatisch klingen, aber es geht um Leben und Tod.“

„Oh bitte“, mischt sich nun doch der Türsteher von seinem Platz an der Treppe ein. „Das musst du dir nicht antun, Henry. Soll ich die Göre rauswerfen?“

„Sie ist immer noch eine Bekannte von Mr. Phirello“, widerspricht Henry und befühlt nervös seinen Ohrring, der im Licht golden blinkt. „Und unsere Besucherin als Göre zu bezeichnen, ist selbst unter deinem Niveau, Axel.“

„Pff. War nur ein Vorschlag, nimm´s nicht gleich so ernst“, murrt Axel und ich beobachte, wie er beleidigt die muskulösen Arme verschränkt und zur Seite schaut.

„Es tut mir wirklich leid, aber ich kann Sie nicht durchlassen“, fährt Henry an mich gewandt fort. „Die Liveaufnahme für die heutige Abendshow wird in zwanzig Minuten starten und ich bin sicher, Mr. Phirello möchte sich darauf vorbereiten. Wenn es so dringend ist, wie Sie sagen, kommen Sie doch morgen zum frühestmöglichen Termin zurück, dann werde ich Mr. Phirello eine Nachricht hinterlassen und Sie können ihn vor der Morgenshow treffen.“

Ich beiße mir auf die Lippen. „Erinnern Sie sich zufällig, ob heute jemand herkam, der ebenfalls mit Alfred oder einem der anderen Moderatoren reden wollte?“, frage ich in einem Anflug letzter Hoffnung. Wenn Julius noch nicht hier war, sollte es reichen, wenn ich morgen früh zu Alfred gehe und ihn vorwarne. „Er trägt eine Brille und hat sehr blondes Haar.“

„Ach, der“, sagt Axel und dreht seinen Kopf ein Stück in unsere Richtung. „Der hat sich kurz nach fünf noch rein geschmuggelt. War aber immerhin höflich. Wahrscheinlich ist er deshalb noch nicht raus geschickt worden.“ Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu.

Verzweifelt presse ich meine gesunde Hand auf die Theke. „Bitte“, sage ich eindringlich. „Wenn er schon hier ist, reicht morgen nicht. Ich muss sofort zu Alfred!“

„Selbst, wenn Sie das sagen…“ Henry schaut unschlüssig zu Axel zurück.

„Was guckst du jetzt mich an? Ich bin immer noch dafür, dass wir sie rausschmeißen.“

„Können Sie Alfred nicht irgendwie kontaktieren?“

„Es tut mir wirklich leid, aber ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen“, sagt Henry. Axel grinst breit.

„Fein“, sage ich wütend. „Darf ich hier im Foyer sitzen bleiben oder ist das auch verboten?“

„Sie können sich hier bis Schließung des Gebäudes aufhalten“, erklärt Henry.

„Okay. Gut.“ Ich packe das Schreiben wieder in meinen Rucksack, stapfe zu einem der Sofas, das mitsamt Kaffeetisch und Zeitschriften an die Wand gelehnt steht und ziehe mein Handy aus meiner Tasche. Von weiter neben mir kann ich ein Glucksen hören. Ich drehe den Kopf und entdecke Axel, der sich eine Hand vor den Mund hält und sich bemüht, bei meinem griesgrämigen Ausdruck nicht in tosendes Lachen auszubrechen.

Wir werden ja noch sehen, wer zuletzt lacht.

Ich wähle Raphaels Handynummer und warte geduldig, bis er abhebt.

„Abby, schön, dass du anrufst! Hast du meine Karte bekommen?“

„Ja, sie ist pünktlich an Valentinstag angekommen“, sage ich breit grinsend. „Tut mir leid, dass ich dich so überfalle, aber wir müssen später quatschen. Kannst du mir einen Gefallen tun?“

 

Keine fünf Minuten später stürmt ein sehr gehetzter Alfred die Treppen hinunter, schaut sich im Foyer um, entdeckt mich und kommt mit offenen Armen in meine Richtung.

„Abby, du bist tatsächlich hier! Raphael rief mich an und sagte, du würdest nicht durchgelassen. Ist es dringend? Möchtest du mit nach oben kommen? Die Live-Show wird gleich aufgenommen und wir haben dieses Mal einige sehr interessante Enthüllungen.“

Es läuft mir kalt den Rücken herunter.

„Besprechen wir das privat“, sage ich schnell und lasse mich von Alfred die Treppen hinauf geleiten. Als ich mich ein letztes Mal umdrehe, starren Axel und Henry mir fassungslos hinterher.

Auch wenn ich mich bemühe, ein breites Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

Im zweiten Obergeschoss bringt Alfred mich in sein Büro, das wie erwartet sehr geschmackvoll eingerichtet ist und auf dem Schreibtisch sogar ein eingerahmtes Bild der vier Favoriten mit Alfred und Erik in der Mitte aufweist. Trotz der Dringlichkeit der Lage muss ich schmunzeln. Sie sind weit gekommen. Aber das Bild zeigt auch, wie schlimm es um die sechs steht.

Zach gilt als Verräter, Richard ist im Gefängnis und Alfreds Image hat unter all dem stark gelitten. Ich balle meine Faust. Es wird Zeit, dass ich dem Spuk ein Ende setze. Und mit Julias fange ich an.

„Abbygail, es ist wundervoll, dich nach all der Zeit wieder zu sehen“, sagt Alfred und nimmt mich väterlich bei den Schultern. „Aber die Aufnahmen für die Live-Show beginnen in wenigen Minuten. Raphael sagte mir, es sei sehr wichtig, was du mir sagen möchtest. Was liegt dir auf dem Herzen?“

„Die Enthüllungen, die euch versprochen wurden, gehören eigentlich mir“, beginne ich hastig. Alfred kneift die Augen zusammen.

„Wurden sie dir gestohlen? Das ist sehr betrüblich, aber wer sie zuerst herbringt, dem gehören sie.“

„Darum geht es auch nicht“, fahre ich fort. „Habt ihr schon erfahren, was für Enthüllungen Julius euch anbietet?“

„Nein, es wird eine Live-Diskussion“, sagt Alfred. „Julius spricht gerade mit Verantwortlichen der PCN-Webpage. Er wird als zusätzlicher Gast am Ende auftreten.“

„Er will aufdecken, dass Zach Team Rocket von innen ausspioniert!“, sage ich laut. Alfreds Miene erstarrt.

„Woher weißt du davon?“, fragt er tonlos.

„Raphael hat es mir erzählt, als ich im Krankenhaus war“, erkläre ich. „Ich hatte es schon vorher mehr oder weniger herausgefunden, er hat mir nur seine Motive erklärt. Seit er als Verräter enttarnt wurde, habe ich sein Geheimnis gehütet, aber ich war dumm und habe es aufgeschrieben und Julius hat es gestohlen und jetzt will er damit an die Öffentlichkeit! Sie werden Zach umbringen, Alfred, wenn es live geht, wird Team Rocket-“

„Beruhige dich, Abby, ganz ruhig.“ Er legt seine Hände auf meine Wangen und geht in die Hocke. „Ich danke dir, dass du hergekommen bist. Ich werde nicht zulassen, dass er Zach ans Messer liefert. Was möchte er noch enthüllen?“

Ich schüttele den Kopf, versuche, meine Gedanken zu sammeln. Alles wird gut, Abby, denke ich eisern und atme einmal tief durch. Alles wird gut.

„Er verhökert wahrscheinlich in diesem Moment meine Identität und Adresse an die PCN-Webpage, aber inzwischen haben auch die Fanclubs davon Wind bekommen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es jeder weiß. Vielleicht wird er von Dark sprechen.“

„Dark?“

„Er ist Atlas´ Sohn, der Jugendliche, der bei Team Rocket mitgemacht hat und plötzlich verschwunden ist. Aber das ist nicht weiter schlimm. Wenn er über Team Shadow anfängt… Stell ihm Fragen.“

„Fragen? Warum?“

Ich grinse. „Weil sie mein Fachgebiet sind. Ich habe den Kontakt zu ihnen und wenn die Zeit kommt, sie öffentlich zu vertreten, werde ich das tun. Außer der Tatsache, dass es sie gibt, hat Julius keinen blassen Schimmer von ihnen. Wenn Sie es schaffen, ihn wie einen Idioten dastehen zu lassen, umso besser.“

„Oh bitte, Abby“, sagt Alfred und richtet sich wieder auf. Er lächelt. „Ich glaube, über das Siezen sind wir schon eine ganze Weile hinaus, nicht wahr?“

 

Alfred nimmt mich mit in Richtung Aufnahmestudio, allerdings darf ich nicht mit hinein kommen, da wir beide befürchten, Julius könnte seine Pläne ändern, wenn er erfährt, dass ich hier bin. Stattdessen mache ich es mir vor dem Flachbildschirm bequem, der im Raum nebenan an der Wand hängt. Außer mir ist niemand hier, auch wenn auf den Fluren trotz der spät werdenden Uhrzeit noch viel Betrieb ist.

Ich rufe Sku, Gott und Priss und schalte den PCN-Sender ein. Priss rollt sich gleich auf der Rückenlehne ein, buschigen Schweif über ihren Kopf geschlungen, während Sku ohne Umschweife meinem Schoß aufsucht und sich vorsorglich für eine Bauchmassage positioniert. Gott legt in der ihm unbekannten Umgebung die kurzen Ohren an, faucht leise und legt sich dann an meine Seite. Den Kopf bettet er auf seine Pfoten, aber mit den Augen behält er die Tür im Auge.

Der Werbespot für ein neues Waschmittel läuft, was ich zum Anlass nehme, Handy und S-Com zu überprüfen. Louis´ erwartete SMS ist da, in der er mir Viel Glück bei was auch immer wünscht und dass er Angst vor Valentin hat, der wohl einiges von Bruno gelernt hat.

Auf dem Com finde ich eine Systemnachricht mit den Passwörtern, die ich diese Woche kaum benutzt habe und eine Rundmail von Jayden. Normalerweise entfernen er und Chris sich nie weit vom Silberberg, weil sie dort wie die Wahnsinnigen trainieren, aber wenn Vorräte zu Neige gehen, die sie nur in abgelegenen Städten kaufen können, gibt es schon mal einen längeren Report.

 

Von: Jayden_Williams_03

An: Team_Shadow_00

»Team Rocket Mitglied in Marmoria City Markt enttarnt und ausgeschaltet.

»Team Rocket Mitglied auf Route 3 gesichtet und ausgeschaltet.

»Große Ansammlungen von Bikern auf dem Radweg zwischen Prismania und Fuchsania City.

»Bisher kein Grund zum Eingreifen.

 

Ich scrolle weiter.

 

Von: Chris_Rowland_02

An: Dark_01  

Weitergeleitet an: Team_Shadow_00

»Mail von Ronya erhalten.

»Entei gefangen.

»Wird bald nach Kanto aufbrechen.

»Beitritt unsicher.

 

Ein kurzes Pling ertönt, als eine dritte Nachricht eingeht. Ich werfe einen schnellen Blick hinauf zum Fernsehbildschirm, auf dem schon die Anfangssequenz für die heutige Abendshow beginnt. Ich öffne die Mail.

 

Von: Dark_01

An: Abbygail_Hampton_04

»Ich hoffe, die Enthüllungen, die PCN heute angekündigt hat, sind unter Kontrolle?

 

Pff. Was denkt er wohl? Ich beginne zu tippen.

 

Von: Abbygail_Hampton_04

An: Dark_01

»Nicht die Nerven verlieren, auch wenn dein Name fällt.

»Ich habe alles im Griff.

 

Na ja. Mehr oder weniger. Ich drücke auf Senden, lege den S-Com neben mich auf die Polster und beginne mit der Massage, die Sku schon schnurrend erwartet. Irgendwie muss ich meine Hände beschäftigen. Ich sollte mir meinen eigenen Rat zu Herzen nehmen. Schließlich habe ich getan, was ich konnte, wenn man mal von Mord absieht. Ab jetzt hängt alles von Alfred ab.

 

„Liebe Zuschauer, auch heute Abend möchten wir von PCN Ihnen etwas ganz Besonderes bieten! Mein Name ist Alfred Phirello…“

„…und ich bin Jessy Hawk!“

„Heute haben wir einen jungen Herren eingeladen, der seine Enthüllungen mit uns teilen möchte, doch bevor wir mit dem Interview beginnen, machen sie sich auf die Nachrichten gefasst. George, was tut sich in Kanto? Macht Rocky Forstschritte?“

 

„Die macht sie, Alfred, und nicht zu knapp. Mit den vereinzelten Verhaftungen der letzten Monate ist die Kompetenz der Polizei in vielen unserer Umfragen angezweifelt worden, aber mit dem Beginn des neuen Jahres hat sich das Blatt gewendet! Seit zwei Wochen erreichen die Polizei regelmäßig Meldungen von Trainern, die Team Rocket Mitglieder in öffentlichen Einrichtungen entdeckt haben und die Polizei kommt vor lauter Verhaftungen kaum hinterher.“

 

Während George über die weiteren Entwicklungen in Kanto und Johto berichtet, kraule ich zufrieden grinsend Skus Bauch und nach einem kurzen Blick von Gott mit der anderen Hand seinen Kopf. Obwohl Team Shadows Existenz noch unbekannt ist, sind ihre Erfolge schon in den Nachrichten. Das gibt mir die perfekte Grundlage, das Team später als den Retter in der Not darzustellen, was es schließlich auch ist.

Aber vorher muss Julius´ Bedrohung ausgestanden werden. Ich hoffe wirklich, dass Alfred einen Plan hat, denn so wie es scheint, wird er Julius trotz des Risikos interviewen. Nervös versinke ich tiefer in den Polstern.

Es muss funktionieren!

 

„Und hier ist er, unser heutiger Ehrengast! Begrüßen sie mit mir... Julius Wagner!“

Alfred erhebt sich, entgegen seiner Gewohnheit, bei solchen Anmoderationen auf der PCN-Couch sitzen zu bleiben und breitet die Arme in Richtung Julius aus, der in dem Moment ordentlich frisiert und in sauberer Kleidung auf die kleine Plattform tritt. Er lächelt auf diese gewinnende Weise, die mich früher davon überzeugt hat, dass er ein guter Kerl ist, inzwischen jedoch einen Würgereiz bei mir auslöst. Ich beobachte genau, wie er siegessicher die zwei Treppenstufen hinauf steigt und sich von einem überschwänglichen Alfred in Empfang nehmen lässt, der zur Begrüßung seine Wangen küsst und dann leise mit ihm redet, bevor er ihn zu der Couch geleitet.

Julius lächelt unentwegt, aber ich habe seinen Gesichtsausdruck genau verfolgt. Alfred hat etwas gesagt. Und es hat das Selbstbewusstsein aus seinen Zügen gesogen. Ein wenig blass sitzt er auf der Couch, wird auch von Jessy begrüßt und scheint bemüht, seine Fassung wiederzuerlangen.

Der ganze Austausch dauert kaum eine Minute und ich bin sicher, dass die Zuschauer seine plötzliche Unsicherheit als Nervosität oder Lampenfieber abtun werden. Aber ich weiß es besser.

Alfred hat etwas gesagt. Und was immer es war, es hat Julius ziemlich aus der Bahn geworfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-18T08:47:22+00:00 18.04.2017 10:47
Hallo,
 
mir gefällt Abbys Sprint nach Lavandia, auch wenn ich es etwas überstürzt und ungeplant finde, weil sie doch die ganze Zeit schon wusste, dass Julius auch da hin will. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass es bis nach Lavandia ne ganze Weile dauert und Abby eh die ganze Zeit über vor hatte mit Hunter dahinzufliegen um ihn abzufangen und deshalb noch etwas rumgetrödelt hat.
 
Irgendwie bezeichnend, dass Julius sich dank seiner guten Manieren reinschmuggeln konnte und Abby mit ihrer offensichtlichen Ungeduld das genaue Gegenteil erreicht. Aber immerhin hat sie ihr Ass Raphael im Ärmel. Vitamin B ist eben super nützlich ;) Tolle Moral von Alfred: Egal, ob deine Infos geklaut wurden oder nicht, derjenige der sie hat und als erster bei mir abliefert, darf sie trotzdem unter seinem Namen veröffentlichen. Und da wundert man sich ernsthaft, dass das Medienbusiness nicht den besten Ruf hat?
 
Als ob Abbys irgendwas da im Radioturm im Griff hätte. Aber das Dark auf die Nase zu binden würde ich mich auch nicht trauen. Na ja, einfach gar nichts zurückschreiben wäre da meine Devise. Bin super neugierig, wie Alfred Julius aufs Glatteis führen will.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Risa_
2015-09-06T19:22:48+00:00 06.09.2015 21:22
So, das wird leider etwas kürzer. Wohnungsauszug und alles, da will ich kurz am Handy meinen Eindruck wiedergeben. ^^

Ich freu mich so sehr, dass Julius Gesichtszüge entgleisen. Ich hoffe so sehr, der gute Alfred macht ihn Grund und Boden gleich und lässt ihn bluten. Muahaha :D

Dass sie paar Minuten nach achtzehn Uhr kommt ist klar, das muss ja sein, sonst wäre es ja zu einfach :D auf Raphy und Alfred jedoch ist immer Verlass!
Mich wundert njr gerade, dass sie mit dem Bruch noch gscheit reiten und fliegen kann? ;o
Antwort von:  yazumi-chan
06.09.2015 21:29
Kein Problem :D Die langen Kommentare sind eh Luxus xD
Da nur ihr Handgelenk (sprich Elle/Speiche) gebrochen waren, ist der Gips nur am Unterarm. Sie kann ihren Arm also halbwegs verwenden, nur halt kein Gewicht drauf tun, zumindest am Anfang. Völlig nutzlos ist sie also nicht und beim Reiten benutzt sie eh hauptsächlich ihre Beine, um sich festzuhalten ;)
Von:  Kalliope
2015-05-25T19:01:04+00:00 25.05.2015 21:01
Hoffentlich hat Alfred das unter Kontrolle, denn Julius möchte da einen ziemlich großen Bock schießen. Also lese ich gleich mal weiter, wie das Interview läuft und ob man erfährt, was Alfred am Ende zu ihm gesagt hat.
Antwort von:  yazumi-chan
25.05.2015 21:08
Das wird man, keine Sorge :) Ich lasse meine Leserschaft doch nicht hängen :D
Von: abgemeldet
2015-05-12T23:48:51+00:00 13.05.2015 01:48
Hach ja, der gute Alfred :D Auf ihn ist eben Verlass - hoffe ich zumindest xD
Antwort von:  yazumi-chan
13.05.2015 01:55
Er ist Alfred! Er ist quasi Superman.
Von: abgemeldet
2015-04-07T12:55:09+00:00 07.04.2015 14:55
So...hallöle :D
Ich hab mir jetzt in sieben Tagen die gesamte FF bisher durchgelesen, was mir besonders gefällt ist, wie das Verhalten der Pokémon dargestellt wird.
Zu der Situation:
Ich hab mir schon gedacht, dass da was mit dem Rucksack nicht stimmen kann. Anscheinend zurecht. Hach ja, die Abby, typisch. Zumindest konnte sie sich noch mit ihrer Mutter einigen ewe
Langsam fang ich an, Mel zu vermissen...freu mich auf's nächste Chap!
Antwort von:  yazumi-chan
07.04.2015 18:07
Mel wird noch ihren Auftritt haben, keine Sorge ;) Es freut mich, dass du bis hierher mitgelesen hast! :D
Antwort von: abgemeldet
07.04.2015 18:20
Yaaaaay :'D
*Mel knuddel*
Von:  Hexenhund
2015-04-02T08:23:02+00:00 02.04.2015 10:23
Wie kannst du nur hoer aifhören?! Weiter weiter weiter!!!! Aber Julius wird leiden "har har har"
Antwort von:  yazumi-chan
03.04.2015 14:24
xDD Der arme Kerl will doch nur... du hast Recht. Lasst ihn leiden!
Von:  Lenny-kun
2015-04-02T07:33:54+00:00 02.04.2015 09:33
Jay , alle gegen julius (zu recht)
Was wird er wohl gesagt hab das es julius so aus der Bahn wirft?
Vielleicht werden wir es herauszufinden, vielleicht aber auch nicht :D
Antwort von:  yazumi-chan
03.04.2015 14:23
Ihr werdet es nächste Woche erfahren, keine Sorge ;)
Antwort von:  Lenny-kun
03.04.2015 14:29
Wuhu...lass ihn leiden >:D


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