Zum Inhalt der Seite

Defeated at her own game

Fortsetzung zu "Missing Piece of the Puzzle"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zu Gast bei Familie Nadu

Hier muss es sein… Mirajane beschleunigte ihre Schritte etwas.

Sie war fast drei Tage unterwegs gewesen, mit dem Zug und zu Fuß, um in diesen Teil von Fiore zu kommen, der schon fast an der Grenze zu Seven lag, jenem Land, aus dem Nalini eigentlich stammte, soweit sie noch wusste.

Viel wusste sie allerdings nicht, das musste sie zugeben. Es war zu lange her. Sie war sieben gewesen, als sie Nalini zum letzten Mal sah.

Dennoch, sie freute sich auf das Wiedersehen.
 

Ihre Ankunft schien bereits gemerkt worden zu sein, denn noch bevor sie klopfen konnte, wurde die große Flügeltür, die die Vorderfront des Hauses zu beherrschen schien, geöffnet und eine einladende Geste bat sie herein.
 

Erst als sie in dem hohen Flur stand, kam sie dazu, den jungen Mann anzusehen, der sie empfangen hatte.
 

Ihre Musterung wurde mit einem feinen Lächeln beantwortet. „Da du mich ebenso wenig wiedererkennen wirst, wie es deine Geschwister taten – ich bin Jeevan. Freut mich, dich… wiederzusehen“
 

Dass das letzte Wort übertrieben war, wussten beide, aber dennoch erwiderte Mirajane das Lächeln. „Das kann ich nur zurückgeben. – Lisanna hat schon erzählt, dass du sehr viel von Nalini hast. Die Schönheit sollte einen also nicht wundern“
 

„Na, na, flirtest du etwa mit meinem Mann?“, mischte sich eine andere Stimme ein, die Mirajane den Kopf wenden ließ.

„Keine Sorge“, gab sie schmunzelnd zurück. „Du hast ihn ganz für dich. Ich bin aus anderem Interesse hier“
 

Sora warf ihr bläuliches Haar zurück und lachte. „Ich weiß. Sāsa hat dich eingeladen. Nalini, meine Schwiegermutter“
 

Mira nickte. Sie hatte sich schon denken können, was das für sie fremde Wort in Soras Satz bedeutete. Offenbar war Sora wirklich bestrebt, in dieser Familie anerkannt zu werden.

Gegenseitiger Respekt… eine der wichtigsten Grundlagen…

Sie beobachtete, wie Jeevan Sora einen Arm um die Taille legte und sie an sich zog, ohne allerdings sie, den Gast, aus den Augen zu lassen.

„Wenn du mir sagst, wo ich mich hinsetzen kann, kann ich auch alleine auf Nalini warten. Ich nehme an, sie hat noch zu tun?“, wandte Mirajane daher ein, aber Jeevan winkte sofort ab.

„Wir leisten dir Gesellschaft, bis sie sich loseisen kann. Im Moment sind noch Reste der Familie da, von der Feier. Da kommt sie nie so schnell weg. Gerade meine Onkel triezen sie manchmal ganz schön“
 

„Wegen ihrer… eurer Vergangenheit?“, wollte Mira ernster wissen.

Sie hatte die Geschichte damals oft genug gehört, auch wenn sie erst Jahre später die Zusammenhänge verstanden hatte, als sie alt genug dazu war.
 

Jeevan nickte etwas. „Es fehlt dadurch der gesamte Familienzweig meiner Mutter auf solchen Feiern. Das nutzen Vaters Verwandte natürlich aus. Aber selbst wenn Mutter wüsste, wo Teile ihrer Familie sich aufhalten, ich glaube nicht, dass sie denen freiwillig noch einmal gegenüber treten würde“
 

„Weil die sie damals auf die Straße gesetzt haben, schon klar. – Obwohl die sicher sehr komisch gucken würden, wenn sie erfahren, zu was Nalini es im Nachhinein gebracht hat. Ehemann, zwei Söhne, davon einer jetzt verheiratet, das große Haus, ihr scheint nicht den schlechtesten Lebensstandard zu haben“
 

„Die Gesichter zu sehen, wäre wahrlich eine Überlegung wert. – Hallo Mirajane, schön, dich zu sehen!“, mischte sich auf einmal Nalinis Stimme ein.

Sie stand in der Tür, die den Flur mit einem großen Salon verband und kam jetzt näher um Mirajane zu umarmen. Die aufgenähten Schmucksteine auf ihrem Gewand – das gleiche, wie sie es bei der Begegnung mit Lisanna getragen hatte – klickten leise gegeneinander.
 

Mira erwiderte die Umarmung nur zu gern.

Dann folgte sie Nalinis Bitte in den Salon, aus dem die Gastgeberin gekommen war.
 

Kurz darauf saßen sie in einer gemütlichen Ecke, Jeevan und Sora hatten sich entfernt. Während Mirajane sich neugierig umsah, fühlte sie, dass Nalini sie musterte.

„Was ist aus dem kleinen Teufel Mira geworden?“, fragte Nalini schließlich in die entstandene Stille hinein.
 

Mirajane lächelte etwas. „Ein Dämon“, gab sie zurück, fügte jedoch hinzu: „Auch bei uns ist einiges passiert, weißt du? Damals, als wir fliehen mussten, es war meine Magie, die uns den Weg ebnete. Takeover-Magie. Ich kann Geschöpfe unterwerfen, mir ihre Seele untertan machen. Aber nicht irgendwelche Geschöpfe, sondern waschechte Dämonen. Satan Soul nennt sich dieser Zweig“
 

„Satan…“, wiederholte Nalini leise. „Das erklärt deinen damaligen Charakter, aber nicht, warum hier jetzt eine höfliche, junge Dame vor mir sitzt, die so aussieht, als könnte sie keiner Fliege etwas zu Leide tun“
 

„Oh, ich kann auch ganz anders“, erwiderte Mirajane schmunzelnd, ehe sie ernst wurde. „Genau genommen bin ich eine Weile lang sogar noch schlimmer geworden, als du mich vielleicht noch kennst. Ich war ziemlich ungnädig und habe keine Möglichkeit ausgelassen, mich besonders mit einer Gildenkameradin zu bekriegen.

Die einzigen, zu denen ich wirklich nett war, waren Elfman und Lisanna. So ging ich auch meist mit ihnen gemeinsam auf Aufträge um die Miete für unsere Unterkunft zu verdienen. Und dann kam jener, schreckliche Tag…“

Mirajane schluckte kurz und blinzelte etwas.

Obwohl sich inzwischen alles zum Guten gewendet hatte, tat die Erinnerung noch immer weh.

„Unser Auftrag hieß, ein Monster zu bekämpfen. Es war ein schwerer Kampf, wir waren alle erschöpft. In unserer Verzweiflung hat Elfman versucht, das Monster zu übernehmen. Seine Takeover-Magie bezieht sich genau auf diese Wesen.

Aber es war damals noch nicht stark genug. Er schaffte das Takeover, aber er verlor die Kontrolle, erkannte uns nicht mehr.

Vertrauensselig wie Lisanna ist, stellte sie sich ihm in den Weg, versuchte mit ihm zu reden. Er schleuderte sie beiseite. Ich bin zu ihr gerannt, als sie reglos liegen blieb, hab sie angeschrien, angefleht, bei uns zu bleiben. Aber auf einmal… war sie einfach weg. Wir haben tagelang an ihrem Grab gestanden. An dem auf dem Friedhof und an dem, das die Gilde an ihren Lieblingsplatz angelegt hatte.

Elfman ist an seinem Schuldgefühl fast erstickt.

Und ich… ich habe in dem Versuch ihn zu trösten und dem Wissen, dass die Trauer um Lisanna schwer über der gesamten Gilde lag, gemerkt, wie einsam ich eigentlich war.

Ich musste für Elfman stark sein, ich musste für Lisannas besten Freund Natsu stark sein, ich musste… für die Gilde stark sein. Aber ich hatte niemanden, bei dem ich mich ausheulen konnte. – An diesem Tag habe ich meine Magie tief in mir verschlossen, habe mich mehr um die Gilde bemüht, bin ruhiger und umgänglicher geworden, zu allem und jedem nett und höflich.

In gewisser Weise habe ich mit dieser neuen, offenen, leutseligen Art Lisannas Platz in der Gilde übernommen. Aber tief innen drin… ich hatte meine Verletzlichkeit erkannt und wollte sie doch verbergen. – Elfman konzentrierte sich mehr und mehr auf seine Körperkraft, hat nie wieder versucht, sich ganz auf seine Magie zu verlassen. Ich hätte meine Magie beinahe nie wieder benutzt. Am Jahrestag dieses schrecklichen Unglücks waren wir stets gemeinsam auf dem Friedhof…“

Während sie erzählte, waren Mirajane jetzt doch die Tränen gekommen. Wie Perlen rannen sie über ihre Wangen und tropften auf ihren Rock hinab, ohne dass sie es verhindern konnte oder wollte. Wenn sie ehrlich war, tat es gut, einfach mal darüber zu reden, was sie lange Zeit beherrscht hatte.
 

Nalini hatte sich kurzentschlossen neben ihr auf den Sessel gequetscht und hielt ihre Hand, aber Mirajane erahnte die Frage bereits, die Nalini auf der Seele brannte: „Aber, wie kann das sein? Lisanna ist doch… am Leben“
 

„Und keiner hat es gewusst, ja. Das, was dafür verantwortlich ist, lässt sich einfacher glauben, wenn man ständig mit Magie zu tun hat, aber lass‘ mich versuchen zu erklären. Es… es gibt noch eine andere Welt neben unserer, eine Parallelwelt. Man nennt sie Edolas. Auch dort gibt es Magier, aber die Magie dort ist endlich. Deswegen hatte der König sogenannte ‚Anima‘ entwickelt, Weltentore, die Magie aus unserer Welt saugen konnten.

Eines dieser Anima war es, das uns Lisanna entriss. Dass das mit dem Unfall zusammenfiel, war purer Zufall. Sie wurde nach Edolas gezogen und landete über Umwege bei dem dortigen Fairy Tail, dem Pendant unserer Gilde.

Es ist so, in Edolas laufen stets Doppelgänger der hiesigen Leute herum. Auch mich und Elfman gibt es dort. Und es gab auch eine Lisanna. Die war aber kurz zuvor von einer Klippe gestürzt und dort in Edolas tatsächlich verstorben. Als dann unsere Lisanna plötzlich vor der Tür stand, wurde sie mit offenen Armen empfangen, lebte sich dort schließlich ein und… ja, sie hätte dort vermutlich für immer gelebt. Wenn nicht ein schrecklicher Anima-Angriff vor einigen Jahren unser ganzes Fairy Tail nach Edolas versetzt hätte. Lisanna erkannte in denen, die sich frei bewegen konnten, die Gildenkameraden, die sie aus ihrem alten Leben kannte, aber sie wollte die Mirajane und den Elfman aus Edolas nicht unglücklich machen. So wäre sie dort geblieben, wenn nicht, durch das Ende des Krieges, in den wir verwickelt wurden, schlussendlich alle Magie aus Edolas verbannt worden wäre.

Auch Lisanna, die ja körpereigene Magie besitzt, kehrte somit zu uns zurück. Fairy Tail hat getobt vor Freude über ihre Rückkehr. Und Elfman und ich… es war wie ein erster Atemzug nach sehr, sehr langer Zeit“ Mirajane lächelte jetzt, wenn auch unter Tränen.
 

Nalini atmete tief durch. „Das erklärt einiges. Ach, Mirajane, das Schicksal hat euch aber auch übel mitgespielt…“

Sie legte einen Arm um die Jüngere und zog sie tröstend an sich, eine Geste die Mirajanes Lächeln Tiefe verlieh.

„Als ob es dir damals besser gegangen wäre“, brachte sie hervor.
 

„Na, ich war selbst Schuld. Wenn ich mich als Fünfzehnjährige mit einem Jungen einlasse, der mich dann mit seinem Kind sitzen lässt… dass meine Familie mich auf die Straße setzte, das war vielleicht nicht sonderlich nett, aber ich war nicht unschuldig daran“, wandte Nalini ein.
 

Mirajane sagte nichts dazu. In gewisser Weise mochte Nalini recht haben, aber ihr persönlich war die Umschreibung ‚nicht sonderlich nett‘ zu untertrieben. Familien zeichneten sich dadurch aus, dass sie dann zusammenstanden, wenn es Schwierigkeiten gab. Nun, vielleicht war sie durch die Gildenfamilie auch einfach verwöhnt.
 

Sie saßen noch lange in der gemütlichen Ecke, redeten über Gott und die Welt, merkten kaum, wie die Zeit verging.

Dass ihre Bekanntschaft darauf beruhte, dass Nalini als sechzehnjähriger Flüchtling ein Dreivierteljahr bei der damals siebenjährigen Mirajane und deren Familie gelebt hatte, hätte wohl niemand so recht geglaubt. Sie schienen wie die besten Freundinnen.

Als Nalini, mit einem Blick auf den bereits dämmernden Himmel, schließlich vorschlug, Mirajane konnte doch über Nacht bleiben, hatte die keine Einwände. Die Gilde wusste sowieso, dass sie ein paar Tage wegbleiben würde.
 

~*~
 

Am nächsten Tag, gegen Mittag, brachen die beiden Frauen auf, um auf den Ebenen nicht weit entfernt vom Anwesen von Nalinis Ehemann, zu picknicken.

Von Sora hatte Mirajane Anziehsachen bekommen, die der Familie genehmer waren und so trug sie jetzt eine recht enge, dunkelorangene, bauchfreie Bluse und dazu einen bestickten, gleichfarbigen Rock, der bis über die Füße fiel. Das komplette, gewickelte Gewand, wie Nalini es trug – heute in Rot – wäre für die Wanderung und für jemanden, der nicht gewohnt war, sich darin zu bewegen, etwas zu viel gewesen.
 

In ihrer Begleitung befand sich diesmal Nalinis jüngerer Sohn Kirpal, sechzehn Jahre alt und im Normalfall – so verriet Nalini Mirajane mit einem Augenzwinkern – nicht halb so höflich, wie er sich gegenüber der weißhaarigen Magierin zeigte. Sein Verhalten lag vermutlich an einer gewissen, in Fiore sehr verbreiteten, Zeitschrift, von der Nalini ganz genau wusste, dass sie ab und an durch ihre Söhne ins Haus getragen wurde: Dem Weekly Sorcerer.

Von diesem Punkt an wusste Mirajane, wie sie den jungen Mann zu nehmen hatte. Ihr war schon klar, dass er sich halb schüchtern, halb bewundernd zurückhielt, wenn er sie bisher nur als Model vom Zeitschriftencover kannte. Erstaunlich, dass der Sorcerer hier herumflog und die Existenz der Gilden dennoch nicht halb so bekannt war, wie Mira es gewohnt war.
 

Sie schob den Gedanken beiseite, als Nalini eine Decke auf einer Hügelkuppe ausbreitete und ihr winkte, sich zu ihr zu setzen. „Von hier aus kannst du die Grenze nach Seven schon sehen. Da vorne ist Fiore zu Ende“, sagte sie und zeigte auf einen Waldrand ein Stück entfernt.
 

„Du bist glücklich hier, oder?“, wollte Mirajane wissen und lehnte sich etwas zurück, die Hände hinter den Rücken abgestützt.
 

„Oh, das bin ich. Nicht nur, weil ich damals nie geglaubt hätte, dass ich es mal soweit schaffen würde… ich bin glücklich, eine Familie gefunden zu haben. Mancher von den Verwandten meines Mannes versucht mich zwar kleinzukriegen, aber das werden sie sowieso nicht schaffen“ Sie grinste spitzbübisch.
 

„Wie kommt es, dass ich dir das sofort glaube?“, entgegnete Mirajane nur und schloss halb die Augen um sich gegen das helle Sonnenlicht zu schützen.
 

„Und du?“, wollte Nalini wissen.
 

„Oh, ich auch. Die Gilde ist meine Familie. Ich habe meinen Platz in dieser Welt gefunden. – Was ist?“

Sie hatte Nalinis forschenden Seitenblick bemerkt.
 

Die Schwarzhaarige legte den Kopf schief und der kleine, rote Fleck, den sie auf der Stirn trug, blitzte im Sonnenlicht auf. „Mal abgesehen von deiner hochgelobten Gilde und deinen Geschwistern… gibt es da ‚Familie‘ für dich?“
 

Etwas verwirrt blickte Mirajane auf. „Wie- ach das meinst du. Nein, da ist niemand…“

Wie um ihre Worte Lüge zu strafen, zog sich ein leichter Rotschimmer über ihre Wangen.

Mirajane wusste selbst nicht, ob das so war, weil sie log, oder weil sie automatisch an jemand ganz bestimmten denken musste. Doch, da ist jemand. Aber… auch wenn ich es mir wünsche… ich glaube nicht, dass das etwas wird…, stellte sie in Gedanken richtig.

Ja, inzwischen wünschte sie sich, dass sich das zwischen Fried und ihr endlich klären würde. Der Kampf gegen die Höllenpferde und… und ihr Eingeständnis sich selbst gegenüber war mehrere Wochen her, aber bisher… wie sollte sie das auch klären.

Für einen Moment schloss sie wieder die Augen, versuchte ihre Gedanken zu ordnen, als plötzlich japsende Rufe erklangen.
 

„Cācī Nalini! Cācī Nalini!“

Im nächsten Moment stürmte ein kleines Mädchen zu ihnen und fiel vor Nalini auf die Knie, zerrte an ihrem Arm.
 

Während Kirpal zusammenfuhr und aufsprang, blieb seine Mutter sitzen, aber sie legte beruhigend den Arm um das Mädchen und sah es eindringlich an. „Sahana, was ist?“
 

Das Mädchen sah sie aus tränennassen Augen an. „Jamini ist weggerannt! Er ist weg!“ Das Kind begann jetzt zu schluchzen.
 

Nalini strich ihr behutsam über den Kopf. „Warum ist er denn weggerannt?“
 

„Er hat Angst gehabt. Ganz doll Angst. Aber Māṁ sagt, Cācī Sora hätte ihn erschreckt und dass Jamini von selber wiederkommt. Aber Māṁ hat selber nur Angst, weil… weil… weil Jamini in den Wald gelaufen ist!“ Jetzt heulte das Mädchen richtig.
 

Nalini kniff die Lippen zusammen und zog die höchstens Achtjährige auf ihren Schoß, wiegte sie in den Armen. „Ihr kleiner Hund, ein halber Welpe noch“, erklärte sie mit einem Seitenblick zu Mirajane, die etwas erschrocken dasaß.
 

Das Kind tat ihr Leid. Wenn einem Kind sein Haustier weglief, schmerzte das. Sie brauchte sich da nur an Elfman und seinen Sittich erinnern.

Sie warf einen Blick hinüber zum Wald. Am Waldrand begann die Grenze, aber da gingen noch mehr Gerüchte um dieses Dickicht um und sie ahnte, warum die Mutter des Mädchens Angst hatte, allein dort hinein zu gehen, nur um den kleinen Hund zu suchen. Allerdings bezweifelte sie auch, dass der Hund selbst zurückkommen würde.

„Ich gehe das Tier suchen“, sagte sie kurzentschlossen und war mit einer einzigen Bewegung auf den Beinen.
 

Nalini sah auf. „Bist du dir sicher? Im Grenzwald sollen sonstwas für Kreaturen herumlaufen!“
 

Mirajane winkte ab. „Ich kann auf mich aufpassen, Nalini. Ich bin Magierin, schon vergessen?“

Im gleichen Moment zerriss ein helles Jaulen die Luft. Kein Zweifel, das war der Welpe. Und die Energiewolke, die Mirajane in derselben Richtung ausmachen konnte, gefiel ihr ganz und gar nicht.

Sie straffte die Schultern. „Halt‘ dem Kind die Augen zu“, befahl sie Nalini, die der Aufforderung perplex nachkam.
 

Im nächsten Moment verstand sie, warum. Ein dunkler, fast schwarzer magischer Zirkel erschien über Mirajane und binnen Sekunden hatte sich ihr Aussehen verändert.

Aus der anmutigen, jungen Dame war ein Wesen geworden, das Nalini lieber nicht genauer kennenlernen wollte. Es spannte jetzt die Schultern an und mit einem krachenden Geräusch entfalteten sich schwarze, fledermausartige Flügel.

Nalini zuckte zurück, als ein Blick des Wesens sie traf, ehe sie begriff, dass das ein beruhigendes Lächeln hatte sein sollen. Durch die Dämonenfratze war das kaum zu erkennen.
 

„Ich hole den Hund – und sehe nach, was da wütet. Bring‘ die Kleine ins Haus, das ist zu gefährlich hier draußen“
 

Das war noch annähernd Mirajanes Stimme und so gehorchte Nalini anstandslos und stand auf, das Kind auf ihre Hüfte gesetzt.
 

Als Mirajane das sah, wandte sie sich um, streckte die Flügel aus und sprang ab. Das letzte was sie noch hörte, ehe das Rauschen der Luft sie umfing, war Nalinis Stimme, die tröstend auf das Kind einredete: „Du hast es doch gehört, Sahana. Wir finden Jamini, glaube mir…“

Mirajanes Konzentration richtete sich auf den Wald. Der kleine Hund war jetzt vermutlich das geringste Problem…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das glaube ich allerdings auch...
Und? Familienverhältnisse nun geklärt?

Kleine Erklärung anbei:
Das 'gewickelte Gewand', das Nalini trägt, ist natürlich dem indischen Sari abgeschaut und auch das, was Mira geliehen bekommt, stammt aus dieser Region. Die bauchfreie Bluse ist eine Choli, wie sie normalerweise unter dem Sari getragen wird und der Rock ist sozusagen der Unterrock, der normalerweise unter dem Sari verschwindet.
Heutzutage gibt es die Bluse, nebenbei bemerkt, auch in längerer Form, also ohne das Bauchfrei und es gibt auch Saris, die nicht mehr gewickelt werden, sondern so genäht sind, dass das Wickeln sozusagen vorgearbeitet ist, aber ich wollte bei der Familie da oben bei den traditionellen Tatsachen bleiben.

Kirpal bedeutet 'Höflich'
Sahana heißt 'Melodie'
und Jamini ist 'Nacht'.

Sora, aus dem Japanischen, hat auch eine Bedeutung und die lautet 'Himmel' Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück