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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Erinnerungen

Als Kirara mit Kikyô und Sayuri auf dem Rücken, Kôhei und den Kriegern im Schlepptau zurückkehrte, schien es beinahe, als seien keine Stunden, sondern nur Sekunden vergangen.

Sesshômaru stand noch an Ort und Stelle, ansonsten war es ruhig.
 

Bis, ja bis ihnen Kazuya entgegensprang, sichtlich aufgeregt.

Kirara grollte ihrem Sohn beruhigend entgegen, wohlwissend, worum – oder eher, um wen – er sich sorgte.

Sie hatte zwar keine Ahnung, warum ausgerechnet gegenüber Sayuri, aber sie war sich sicher, dass da erste Bande einer wirklich festen Freundschaft entstanden waren und insofern glaubte sie gern, dass ihr Sohn sich Sorgen machte. Sie hielt aber still, als Kikyô von ihrem Rücken glitt und die letzten Meter lief, dann erst Sayuri, die über Kiraras Hals zusammengesunken war und erschöpft schlief, auf den Arm nahm und wortlos mit ihr in der Hütte verschwand.

Aufmunternd nickte Kirara ihrem Sohn zu, der daraufhin sofort folgte.

Sie selbst blieb draußen, setzte sich vor der Hütte nieder und begann mit festen Zungenstrichen ihre Wunde zu säubern. Während des Kampfes war eine Menge Dreck hineingelangt und der sollte da möglichst nicht lange bleiben.
 

Derweil hatten Kôheis Krieger die gefesselte Taubendämonin Kaori in Sesshômarus Richtung gezerrt.
 

Der weißhaarige InuYôkai hatte nur einen kurzen Blick für die Gefangene übrig. „Bringt sie zum Schloss. Ich kümmere mich später um sie“
 

Kôhei nickte leicht.

„Natsu?“, wollte er bloß wissen.
 

„Sucht InuYasha“, bekam er auch tatsächlich Antwort und gab sich damit zufrieden.

Es sah nicht so aus, als wollte Sesshômaru sie jetzt schon begleiten, also machten der Wolfsdämon, die vier Krieger und ihre unfreiwillige Begleitung sich alleine auf dem Weg.

Kaori würde erst einmal in einer Zelle landen, bis der Fürst sich ihrer annahm. Galgenfrist hatte sie also noch.
 

Kikyô hatte Sayuri inzwischen wieder auf ihr Lager gebettet.

Jetzt wärmte sie Wasser auf, um der Kleinen das Blut von Gesicht und Händen waschen zu können und während das Feuer seinen Teil der Arbeit übernahm, suchte Kikyô erst einmal einen von Hotarus Kimono heraus, denn ihr kleines Kleidchen konnte Sayuri nicht mehr anbehalten. Es war voll von Kaoris Blut und das war weder sonderlich hygienisch, noch gut für Sayuris Psyche. Die Arme würde nur noch Albträume bekommen, wenn sie ewig den alten Blutgeruch in der Nase hatte.

Den empfand Kikyô schon als sehr störend und sie hatte weniger dämonischen Blutanteil als Sayuri.

Schließlich fand Kikyô einen Kinderkimono aus roséfarbenem Stoff mit schwarz abgesetzten Säumen. Das gute Stück war Hotaru schon seit einer Weile zu klein, aber Sayuri könnte es gerade passen. Zu mindestens für den Übergang. Also machte Kikyô sich an die Arbeit.
 

Dabei glitten ihre Gedanken ein gutes Stück zurück.
 

Als Ältestes von vier Kindern war es nicht das erste Mal, dass Kikyô sich um ein jüngeres Kind kümmerte. Schon als Akio und Itoe geboren worden waren, war sie geistig eine Jugendliche gewesen; vor sieben Jahren, bei Hotaru, erst recht.

Das war in gewisser Weise der Vorteil daran, dass ihr dämonischer Blutanteil ihre Alterung erstaunlich stark beeinflusste.

Bisher war es noch nicht möglich gewesen, irgendeine Regelmäßigkeit dazu aufzustellen.

Akio und Itoe, beide etwa hundertdreißig Jahre jünger als sie, sahen heute in etwa wie Sechzehn und knapp Achtzehn aus, während sie einer Neunzehnjährigen glich, aber eigentlich fünfhundert Winter zählte.

Verstehe das einer, wer wollte, Kikyô tat es nicht.

Und da half ihr auch das Wissen, dass sie besaß, ohne es je erlernt zu haben, nichts. Sie wusste, dass es von ihrer Namenspatronin stammte, wenn ihr etwas einfiel, dass ihr niemals jemand erklärt hatte und sie hatte längst gelernt, damit umzugehen. Aber seltsam war es schon manchmal.
 

Mit einem leichten Lächeln wischte Kikyô den Gedanken beiseite und machte sich daran, Sayuri das Kleidchen auszuziehen und ihr stattdessen den Kimono überzustreifen, vorsichtig darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Sollte die Kleine sich ausschlafen.

Für ein fünfjähriges Kind, dass sich sowieso schon von einem Tag auf den anderen mit plötzlich ausgeprägten Sinnen, jeder Menge fremder Leute und noch mehr fremder Umgebung auseinandersetzen musste, dass entführt worden war und sicherlich zum ersten Mal dämonisch geprägten Instinkten gehorcht hatte, musste der Tag nicht nur anstrengend, sondern auch sehr aufwühlend gewesen sein.
 

Kazuya, der in der Nähe gestanden und alles mit Argusaugen beobachtet hatte, legte sich neben Sayuri, sobald Kikyô von dem schlafenden Mädchen zurückwich.
 

Etwas amüsiert beobachtete Kagomes Tochter wie Sayuris Nase leicht zuckte, als sie den inzwischen sicher vertrauten Geruch ausmachte und wie Sayuri, ohne aufzuwachen, einen Arm um Kazuyas Hals legte und sich an ihn schmiegte.
 

Der Nekomata-Kater ließ es geschehen, bettete die Schnauze auf die Vorderpfoten.

Er schien vollauf zufrieden mit der Welt.
 

Kikyô nahm das zur Kenntnis, ehe sie zusammenschreckte, weil vor der Hütte Klirren von Metall auf Metall zu hören war.

Im nächsten Moment ahnte sie bereits, was da los war.

Offenbar hat Natsu Otou-san gefunden…, kommentierte sie gedanklich und trat an die Hüttentür, darauf bedacht, nicht von irgendeinem Angriff getroffen zu werden. Sie kannte das übersprudelnde Temperament ihres Vaters nur zu gut.
 

Wie zur Bestätigung war gleich darauf InuYashas Stimme zu vernehmen: „Wie konntest du das zulassen?“, brüllte er und Kikyô brauchte nicht nachzudenken um zu wissen, dass er Sesshômaru an’sprach‘.
 

Kikyô schüttelte etwas den Kopf und schob die Reisstrohmatte beiseite um aus der Hütte zu schlüpfen.

Direkt neben der Tür stand Natsu, die Arme vor der Brust verschränkt und ein wenig die Augenbrauen hochgezogen.

Kikyô verdrehte die Augen. „Otou-san! Es war Okaa-sans Idee!“, rief sie, obwohl sie sich denken konnte, dass InuYasha sich davon nicht wirklich beeindrucken lassen würde.
 

Tatsächlich nahm der nur schon wieder Anlauf auf Sesshômaru.
 

Der hob beinahe ungerührt Bakusaigas Klinge und blockte den Schlag ab.
 

Die Halbbrüder trainierten oft genug gegeneinander, dass InuYasha eigentlich wissen müsste, dass so ein unkonzentrierter Schlag für Sesshômaru im Schlaf abzufangen war, aber im Moment dachte InuYasha eben auch nicht nach.
 

Tatsächlich wurde es Sesshômaru nun zu dämlich.

Als InuYasha schon wieder zuschlug, rief Sesshômaru bloß seine Energiepeitsche und wickelte sie mit einer kurzen Handbewegung um InuYashas rechtes Bein.

Ein Ruck und der Hanyô lag auf dem Boden.

Einen Moment war er perplex – und dieser Moment reichte Sesshômaru, ihn am Kragen zu packen und von einem erneuten Angriff abzuhalten. „Reiß dich zusammen“, knurrte er, ehe er seinen Halbbruder wieder abstellte.
 

InuYasha riss sich los und funkelte ihn an.

Er steckte Tessaiga nicht weg, aber er griff auch nicht erneut an.
 

Sesshômaru gab sich damit zufrieden, steckte auch sein Schwert weg und sah dann in Richtung Kikyô, als sei nichts geschehen.
 

Die scheinbar Neunzehnjährige wartete erst gar nicht auf eine Frage, die nicht kommen würde, sondern setzte sich bloß in Bewegung. Bei Vater und Onkel angekommen blieb sie stehen. „Wir haben Sayuri wieder, sie ist unverletzt, wenn auch erschöpft. Kaori hatte sich in ein Versteck auf der neutralen Insel gebracht, wo wir sie und ihre Gruppe überraschen konnten. Außer Kirara ist von uns keiner verletzt“, gab sie zu Protokoll, ließ aber vorerst raus, wo sich Kagome befand.

Ihr Vater hatte sicher längst selbst herausgefunden, dass ihre Mutter nicht hier war, immerhin würde er deren Witterung vermutlich noch vom anderen Ende der Insel aus wahrnehmen.
 

Wie zur Bestätigung knurrte InuYasha auf. „Kikyô, wo ist Kagome?“

Das klang erstaunlich ruhig, aber Kikyô sah nur zu gut, wie sehr sich die Finger ihres Vaters um Tessaigas Heft krampften.
 

„Ich weiß es nicht, Otou-san. Sie hat uns Rückendeckung gegeben – auf eigenen Wunsch. Sie meinte wohl, es sei wichtiger, unser kleines Familienmitglied in Sicherheit zu bringen und natü-…“ Kikyô brach ab, als Sesshômaru die Hand hob.
 

Aus schmalen Augen funkelte ihr Onkel sie an. „Familienmitglied?“
 

Kikyô zuckte etwas zusammen.

Ihr Onkel wusste das noch nicht?

War Natsu noch nicht dazu gekommen, ihm zu berichten?

Unwillkürlich warf sie einen Seitenblick zu ihrer Tante.
 

Besagte kam gerade auch heran. Unauffällig und etwas entschuldigend nickte Natsu ihr zu, ehe sie ihren Gefährten ansah. „Das war es, was ich noch erzählt hätte, wenn Rin nicht gestört hätte. Es scheint tatsächlich so, als würde die Kleine in irgendeiner Weise zur Familie gehören“, gab sie zu.

Eigentlich hatte sie vorgehabt, das Ganze ein wenig behutsamer zu berichten, aber das hatte jetzt keinen Sinn mehr.
 

Sesshômaru ließ sich nicht weiter anmerken, wie gut oder schlecht er diese Neuigkeit fand, seine Miene war gewohnt ausdruckslos.

Schließlich wandte er sich halb ab. „Wir nehmen sie mit ins Schloss“, bestimmte er schlicht.
 

Keiner protestierte, nicht einmal InuYasha. Der schien allerdings auch nicht wirklich mitbekommen zu haben, was Sesshômaru sagte, er war mit den Gedanken anscheinend ganz weit weg.
 

Einzig durch Natsus Augen zog ein kurzes, belustigtes Blitzen.

Es war schon amüsant, wie sehr Sesshômarus Familiensinn sich verändert hatte.

Damals, als sie ihn kennenlernte, war er zwar auch auf Ehrenhaftigkeit bedacht gewesen, aber sich ihn als wirkliches Oberhaupt einer Familie vorzustellen, war schwierig gewesen. Selbst als er seinen damals noch gehandicapten Sohn akzeptierte, selbst als er sich eine Gefährtin nahm, die eigentlich jeglicher Vernunft wiedersprach, selbst als er InuYasha als Bruder akzeptierte.

Bis zum jetzigen Stand war es ein langer Weg gewesen – und wer Sesshômaru nicht genau kannte, der würde das auch heute noch nicht wahrnehmen.

Natsu aber konnte in Gedanken vervollständigen, was Sesshômaru gemeint, aber nicht ausgesprochen hatte: Wenn sie zur Familie gehört, lasse ich nicht zu, dass sie noch einmal in Gefahr gerät. Im Schloss können wir sie besser beschützen, bis näheres feststeht…
 

Ohne weiteren Kommentar wandte Kikyô sich ab um Sayuri zu holen – und Kazuya zu wecken, der inzwischen an der Seite seiner selbsterwählten, menschlichen Freundin eingeschlafen war.
 

~*~
 

Als Kagome wieder zu sich kam, dröhnte ihr Schädel.

Schon lange war sie in keinem Kampf mehr so gründlich ausgeknockt worden.

Vorsichtig hob sie eine Hand und legte sie sich an die Stirn, beschattete ihre Augen, ehe sie die Lider blinzelnd öffnete. Zuerst erkannte sie nicht viel, aber langsam zeichneten sich Äste gegen den hellen Himmel ab. Es war also noch Tag, lange konnte sie nicht ohnmächtig gewesen sein.

Aber sie war auch nicht mehr auf der Ebene, auf der sie gekämpft hatten. Man hatte sie weggeschafft.
 

Sie drehte die Schulter ein, um sich aufzurichten, da merkte sie erst, dass etwas sie am Boden hielt.

Erschrocken hielt sie die Luft an, zwang sich aber zur Ruhe.

Früher wäre sie vielleicht in Panik geraten, inzwischen hatte sie eine Erfahrung mit brenzligen Situationen, die den meisten Menschen eindeutig abging. Nun, sie lebte ja auch schon weit länger.
 

Aber das änderte nichts an der seltsamen Situation.

Inzwischen war ihr nämlich aufgefallen, dass jemand ihr Handgelenk bandagiert hatte, aber trotzdem war sie sichtlich gefesselt worden. Was für einen Grund das hatte, konnte sie sich nicht erschließen.
 

Also drehte sie den Kopf und blickte sich um. Sie war auf einer Lichtung, deren Boden noch vom Laub des Vorjahres bedeckt war. Sie mussten sich recht tief im Wald befinden.

Nachdenklich schloss Kagome die Augen wieder und streckte stattdessen ihre Miko-Sinne aus. Waren es die Angreifer, die sie mitgenommen hatten? Und wenn ja… was hatten sie mit ihr angestellt, oder hatten es noch vor? Aber wie schon ihre Augen, lieferten auch ihre Miko-Sinne ihr die Information, dass sie allein war.

Die Lichtung war gänzlich einsam.
 

Verständnislos nahm Kagome das zur Kenntnis und versuchte stattdessen herauszufinden, welcher Natur die Fessel war. Denn, dass es Magie war, war nicht zu übersehen.

Allerdings war es auch nicht weiter schwer, die Herkunft der Magie zu identifizieren. Sie war vertraut genug mit dem Kitsune-bi, um es zu erkennen, wenn sie es vor sich hatte. Fuchsfeuer, Fuchsmagie hielt sie also am Boden. Kopfschüttelnd versuchte sie erneut, sich aufzurichten, aber noch immer gab die Fessel nicht nach.

Nun, was nicht ist, kann ja noch werden…, dachte sie resignierend und ließ sich zurückfallen.
 

Da plötzlich warnte ein unbestimmtes Gefühl sie vor herannahendem Yôki.
 

Ein Dämon trat heran, der offenbar stark genug gewesen war, sein Yôki vor ihr zu verbergen.

Jetzt gesellte sich ein zweiter dazu und beide kamen genau in ihre Richtung.
 

Kagome öffnete die Augen wieder und blickte ihnen entgegen.
 

„Der Chef ist nicht da“, bemerkte einer von ihnen.
 

Der andere grinste in einer Art, die Kagome einen eiskalten Schock über den Rücken jagte.
 

„Und er hat ein hübsches Menschenweib angekarrt“, fuhr der erste fort, worauf der zweite nur noch mehr grinste.
 

Kagome fühlte sich in ihrer unangenehmen Ahnung bestätigt.

Auch wenn beide nicht sonderlich stark waren, solange sie gefesselt war, hatte sie keine Chance, sich der beiden zu erwehren.
 

Die beiden schienen das genau zu wissen, denn sie kamen langsam näher.
 

Doch plötzlich erschien eine dritte Gestalt auf der Bildfläche. Sie trug einen dunkelblauen, fast schwarzen Kapuzenmantel, der nicht preisgab, wer sich darunter befand, zumal die Gestalt auf einmal mit dem Rücken zu Kagome stand.

„Habe ich nicht gesagt, ihr sollt sie in Ruhe lassen?“, fragte sie.
 

Die beiden anderen zuckten zusammen. „H-hai Chef, wir woll-“
 

„Ihr wolltet ausnutzen, dass ich auf der Jagd war, ich weiß. Nichts da“, unterbrach der Mantelträger und ließ den toten Hasen fallen, den er in der Hand gehabt hatte.
 

Kagome konnte nur ein Minimum an Yôki bei dem Vermummten fühlen, erkannte aber, dass es sich bei ihm, im Gegensatz zu den anderen beiden, um einen Kitsune handeln musste.

Ob er für ihre Fesseln verantwortlich war?

Vorerst verhielt sie sich aber ruhig, lauschte auf die Replik des einen, der offenbar noch nicht aufgeben wollte.
 

„Och, bitte, Chef. Eine Miko hatte ich noch nie. Lass‘ sie uns auch kosten, wenn du mit ihr fertig bist“
 

Der Mantelträger knurrte auf. „Ich sagte Nein. Die junge Dame ist mein Gast“
 

Die Art, in der er seine Worte betonte, beruhigte Kagome auch nicht gerade.

Das hörte sich so an, als sei sie vom Regen in der Traufe gelandet. Nun, immerhin schienen ihre Begleiter davongekommen zu sein.
 

Tatsächlich ließen die beiden anderen sich abwimmeln und verschwanden rasch.
 

Der Mantelträger schüttelte trotz Kapuze sichtbar den Kopf, drehte sich dann um und hockte sich neben ihr nieder.

Ohne Vorwarnung streckte er die Hand aus und legte sie auf Kagomes Brust.
 

Die scheinbar junge Miko verkrampfte sich unwillkürlich.
 

„Keine Angst, ich löse nur die Fessel“, sagte die Gestalt sofort und tatsächlich spürte Kagome, wie die Magie verflog.

Gleich darauf zog der Fremde tatsächlich die Hand zurück. „Gomen, aber die Fessel musste sein, um keine Fragen aufkommen zu lassen, Kagome…“
 

Überrascht weiteten sie die Augen der Schwarzhaarigen. „Woher… kennt Ihr meinen Namen?“
 

Sie glaubte gar zu hören, wie der Angesprochene lächelte, ehe er mit den Händen den Kapuzensaum fasste und den dunklen Stoff in den Nacken schob.

Darunter kam das Antlitz eines noch jugendlichen Fuchsdämons zum Vorschein, der Kagome nur zu bekannt war.

„Shi-mhmh…“ Ihre erfreute Begrüßung wurde von einer Hand auf ihrem Mund abgebrochen.
 

„Still, meine Begleiter könnten dich hören. Ich heiße Sen!“
 

Kagome zog eine Augenbraue hoch und stemmte sich nun ins Sitzen. „Ich frage besser nicht, warum, oder?“
 

Ihr alter Bekannter senkte den Blick. „Nein, besser nicht. Ich… es hat sich vieles verändert“
 

„Das glaube ich dir sofort“, konterte die Miko trocken.
 

Der Kitsune setzte sich neben sie. „Es war sehr selbstlos von dir, die anderen schon vorzuschicken“, bemerkte er und offenbarte damit, dass er und seine Gruppe es offenbar gewesen waren, die Kagome letztendlich gerettet hatten.
 

Kagome zuckte die Schultern. „Es ist wichtig, dass die kleine Hanyô, die dabei war, zurück ins Dorf kommt. Sesshômaru dreht mir sonst persönlich den Hals um. Frag‘ mich nicht, wo sie herkommt, aber es deutet alles darauf hin, dass sie irgendwie zur Familie gehört, wenn auch noch nicht feststeht, wie genau. Und ehe wir das herausgefunden habe, sollte ihr besser nichts zustoßen. Dass sie entführt wurde, war schon schlimm genug“, erklärte sie im Flüsterton.
 

Ihr Gesprächspartner nickte knapp, ehe er sich erhob. „Komm, ich bringe dich ein Stück. Sonst kommst du vor Einbruch der Nacht nicht mehr ins Dorf“, schlug er vor.
 

Erfreut ergriff Kagome die dargebotene Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. „Die anderen werden sich freuen, dich einmal wiederzusehen… - nicht?“, fragte sie, weil ihr Gegenüber den Kopf schüttelte.

„Ich komme nur ein Stück mit. Je weniger Leute wissen, wo ich mich zurzeit aufhalte, desto besser. Außerdem…“, jetzt wurde aus seiner ernsten Miene ein verschlagenes Grinsen, das einem Kitsune wie ihm besser zu Gesicht stand, „…dauert das, was meine Leute glauben, was ich mit dir anstelle, nicht all zu lange. Sie würden sich wundern, wenn ich zu lange wegbleibe“
 

Kagome zog eine Augenbraue hoch. „Einschlägige Erfahrungen?“
 

„Aber klar doch, bei dem ausführlichen Aufklärungsunterricht durch euch“, konterte der junge Kitsune feixend.

Kagome verdrehte die Augen zum Himmel, aber da fuhr er bereits fort: „Blödsinn, dass überlasse ich gerne den anderen, von Weib zu Weib zu hüpfen. Ich kann sie schlecht davon abhalten, ihrer Lust zu fröhnen. Selbst wenn sie mich vor Jahren zu ihrem Chef auserkoren haben – auch wenn ich bis heute nicht weiß, warum, ich habe es nämlich wahrhaftig nicht drauf angelegt – würden sie sich solche Dinge nicht verbieten lassen. Aber meistens schnappen sie sich den Teil der Damenwelt, der dem Spiel auch nicht ganz abgeneigt ist, wenn du verstehst“
 

Ja, Kagome verstand, worauf der junge Kitsune hinaus wollte.

Und sie war froh, dass er selbst nicht auch zu dieser Art Mann geworden war. Es hätte sich irgendwo doch sehr gestört, auch wenn sie seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt hatte.
 

„Wie dem auch sei, wir sollten uns beeilen. Komm!“, fuhr er plötzlich fort und ehe sie reagieren konnte, stieg an ihrer Seite sein Yôki an und im nächsten Moment stand ein gut schulterhoher Fuchs neben ihr, der sich rasch hinlegte.
 

Bereitwillig ließ sie sich in seinen Nacken gleiten. Es war ganz ähnlich, wie auf Kirara oder einer der anderen Nekomata zu reiten, insofern passte sie sich schnell an die Bewegungen an und als der junge Kitsune das merkte, wurde er schneller, bis er geschickt durchs Unterholz jagte, auf den Waldrand zu, über die Ebene, Richtung Küste.

Dort erhob er sich mit einem Sprung in die Luft und überquerte die paar Kilometer Ozean in wenigen Minuten, ehe er an dem Strand aufsetzte, der zur Insel der Inu gehörte.

Dort legte er sich wieder hin, eine deutliche Geste, dass sie absteigen sollte.
 

Kagome glitt auf den Boden und sah ihn an, als er sich aufrichtete.

Er gehörte zu den wenigen Dämonen, die auch in ihrer Toushin-Form die Augenfarbe der menschenähnlichen Form behielten und so blickten türkisgrüne Iriden sie an, als sie noch einen Moment verharrte.

„Ich soll also niemandem etwas sagen, dass ich dich wiedergetroffen habe?“
 

Der Kitsune schüttelte den Kopf, einen trauriger Ausdruck lag in seinen Augen, aber er schien darauf beharren zu wollen.
 

Kagome seufzte. „Na dann…“

Doch im nächsten Moment schlang sie die Arme um den Hals des Fuchsdämons. „Pass‘ aber auf dich auf!“
 

Als Antwort wurde die Schnauze des Kitsune gegen ihre Wange gepresst, ehe der Dämon sich abwandte und wieder in die Luft sprang um zu seinen Leuten zurückzukehren.
 

Dabei fiel Kagome auf, dass er gar nicht richtig flog, sondern knapp über der Wasseroberfläche dahingaloppierte und sich mithilfe seines Kitsune-bi immer wieder von den Wellenkronen abstieß, um nicht unterzugehen.

Sie atmete tief durch, als die Gestalt am Horizont entschwand.

Lange hatte sie ihn nicht gesehen, nicht gewusst, was aus ihm geworden war und sie hatte ihn auch nur kurz getroffen, aber dennoch schmerzte der erneute Abschied.

Früher waren sie sich näher gewesen.

Mach’s gut, Shippou…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na wer hätte das gedacht...

Im nächsten Kapitel werden einige "Beziehungen" näher beleuchtet und wir schauen mal, wie es unserer Lieblingsschamanin Amaya in den vergangenen Jahrhunderten ergangen ist... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2015-02-23T16:25:22+00:00 23.02.2015 17:25
Tja, Inu lernt es wohl nie... Aber wir hatten es ja schon des öfteren über seine SchwertTECHNIK^^
Sess bleibt ja aber relativ gelassen, zumindest einer der beiden ist lernfähig - in vielerlei Hinsicht ;)
Bei Kago... Das nenn ich mal ne Überraschung! Was macht unser kleiner Fuchs denn bei dem Haufen???
Antwort von:  Mimiteh
23.02.2015 19:32
Ja, lernfähig sind sie, bloß die Intervalle, in denen sie lernen, sind ein weeeenig lang^^

Und eine Überraschung sollte es sein. Was der liebe Shi- äh... Sen bei der Bande macht, wird sich allerdings erst seeeehr viel später klären...


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