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Zwischen zwei Seelen

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Seele 16


 

Zwischen zwei Seelen

Seele 16

Immer noch war es eisig still in meinem Wohnzimmer und unruhig, bis gar erstaunt, sahen uns die Augenpaare meiner Freunde entgegen.

Sofort spürte ich, wie sich Vegeta auf meinen Armen verkrampfte. Sich in meinem Griff versteifte und schon gar warnend die Augen zu Schlitzen verengte, aber immerhin nicht gleich in völliger Rage explodierte. Gar einem einfachen Reaktionsverhalten gleich, das er als Bedrohung interpretierte, doch das musste er eigentlich doch gar nicht. Dies hier waren meine Freunde. Eigentlich ja auch die Seinen und keiner von ihnen würde ihm etwas antun. Vielleicht hätte ich ihn besser darauf vorbereiten sollen. Auf diese eine Begegnung, die viel zu lange ausstand, aber dennoch so bitter nötig war. Aber manches Mal war es eben besser, die Dinge gleich anzupacken, als gar nicht.

Einfach die Situationen auf sich zukommen zu lassen und noch ehe ein böses Wort fallen; gar irgend eine falsche Regung neues Chaos wecken konnte, begann ich meinen kleinen Plan in die Tat um zusetzten.
 

„Das sind meine Freunde....“, begann ich zu sprechen und mit einem Mal spürte ich, wie sich Vegeta aus seiner angespannten Haltung zu lösen schien. Unsicher blaue Augen auf mich lenkte und versuchte in meinen Zügen zu lesen, was ich denn genau mit dieser einen Tat bezweckte.

Doch auch hier nahm ich ihm diese Mühe ab und lächelte ihm aufmunternd zu, als ich zu sprechen begann.

„Wenn du schon bei uns wohnst und ein Teil dieser Familie wirst, will ich, dass du dich hier vollkommen wohl fühlst. Will, dass du nicht wie ein völlig Fremder durch die Gänge läufst, deswegen diese kleine Vorstellungsrunde.“, zwinkerte ich ihm aufmunternd zu und lächelte dann meinen Freunden hilfesuchend entgegen.

Warnend eine Augenbraue in die Höhe gezogen, dass sie auch ja diesem kleinen Spiel befolgen sollten und ich war mehr als nur erleichtert, als Krillin den Anfang machte.
 

Vegeta blieb ruhig, als sich jeder der Reihe nach vorstellte und hörte aufmerksam zu. Bei Piccolo und C-18 wurde er stutzig, aber immerhin akzeptierte er sie. Nicht so aber bei Son-Kun, denn als sich der größere Saiyajin vorstellen wollte ging ein deutlich hörbares Knurren durch den Raum. 

Es war gar ein animalischer Laut. 

Einen, den ich so von Vegeta noch nie gehört hatte und warnend verzogen sich seine Augen zu Schlitzen. Fast sah er momentan wie ein Raubtier aus, das seine Beute fixierte und zum ersten Mal sah ich wirklich, seine perfekt geschliffenen Schneidezähne. Eher die eines Tieres gleich und erst jetzt fiel mir auf, wie sehr sich dieser Junge hier doch von dem Verhalten seines alten Egos unterschied. Dass mein Vegeta sich irgendwo und mit der Zeit mehr den Menschen angepasst hatte, aber dennoch sein Volk nicht zu verleugnen schien. Aber dieses Kind hier entsprach absolut reinem Instinkt und geschockt sah ich mit an, wie sich doch glatt die feinen Haare von Vegetas Muzuharas sträubten, als Goku näher auf ihn zu treten wollte.

„I...Ich tu dir schon nichts.“, hörte ich ihn ruhig sagen, doch wieder knurrte der Saiyajin auf meinen Armen gefährlich und abermals seufzte ich aus.

`So... wird das nichts.´, dachte ich verzweifelt und schüttelte doch glatt den Kopf.

Wieso Vegeta Son-Goku als so eine Bedrohung ansah, gar ihn als Verräter betitelte, wollte einfach nicht in meinen Kopf. Was nur hatte der größere Saiyajin falsch gemacht, dass Vegeta sich ihm gegenüber so verhielt? Was nur hatte diesen übermenschlichen Hass geweckt? 

Ich wusste es nicht.

Konnte darüber wirklich nur mutmaßen und als sich mein Saiyajin no Ouji dann nach einem weiteren Knurren beleidigt wegdrehte, gar dem Mann vor sich keinerlei Beachtung mehr schenkte, wusste ich, dass die Gefahr vorerst vorüber war.

Aber nur vorerst und entschuldigend sah ich Son-Goku in die Augen.

`Das kriegen wir schon wieder hin...´, sollte mein Blick sagen, doch genau sah ich all die Enttäuschung in seinen Zügen. Da würde ich sicherlich noch mehr nachhaken, aber jetzt galt es erstmals, weiter mit meinem Plan voranzukommen und wieder wandte ich mich Vegeta zu.

„Na wie siehst aus?“, fragte ich ihn ehrlich und wieder sahen mich blaue Kinderaugen verwundert an.

„Jetzt da du uns alle ein bisschen besser kennst, magst du dann mit uns zusammen zu Mittag essen?“, fragte ich ihn ehrlich. „Du musst doch sicher Hunger haben.“

Wie zur Bestätigung knurrte sein Magen und beschämt legte Vegeta eine Hand auf eben jenen.

Ein Schmunzeln ging durch die Reihen meiner Freunde, denn das war einfach so typisch – Saiyajin.

Eigentlich... eine sehr sympathische bis gar liebenswerte Rasse, sah man über all diese Fehlschläge hinweg, mit denen sie durch ihr Leben gelenkt wurden. Über all diese Grausamkeiten, die durch das Verschulden eines Einzelnen, jetzt erst einen Sinn ergaben und zu solch eine große Last wurde.

Ein ganzes Volk in sein Verderben stürzte, doch wieder ging ein erbostes Knurren durch die Stille, als Vegeta mit ausgestrecktem Finger auf sein letztes Rassenmitglied zeigte.

„Aber nur, wenn der da nicht mitkommt.“, kam es doch glatt über kindliche Lippen und genau sah ich, wie Son-Goku jegliche Farbe aus dem Gesicht glitt. Er mit einem Mal entrüstet die Schultern hängen ließ und tadelnd schüttelte ich den Kopf.

„So läuft das nicht, Vegeta.“, brachte ich lachend über meine Lippen und wieder lenkte sich ein überraschter Blick auf mich. Grinsend tippte ich dem Jungen erneut auf die Nasenspitze und beschämt zog er die Stirn in Falten.

„Entweder ganz oder gar nicht.“, beendete ich meine kleine Standpauke und geschlagen verschränkte Vegeta nun die Arme vor der Brust. Schien aber keines Falls mit meiner Entscheidung zufrieden zu sein und wieder sah ich Son-Kun entschuldigend in die Augen.

Ja, da würde ich definitiv nachhaken müssen, denn so konnte das Verhältnis dieser Beiden nicht bestehen bleiben. 

Was immer zwischen ihnen stand, es musste beseitigt werden, doch das musste leider bis später warten.

Denn nun galt es gute 4 Saiyajins durchzufüttern und dass das massig an Arbeit werden konnte, wusste ich nur zu gut.
 

~*~

Und trotzdem ging alles ziemlich schnell, denn Chi-Chi und C-18 halfen mir.

Dass die ehemalige Cyborg Kochen konnte hatte ich gar nicht gewusst und umso erstaunter war ich, als ich sie mit Messer und Pfanne in meiner Küche vorfand. Na ja, eher nur einem symbolischen, denn unfairer Weise benutzte sie ihren Ki, um das Gemüse zu schneiden. So unfair war das ganze ja schließlich nicht, denn immerhin, ging so vieles schneller von Statten und leider war es nicht nur ich, welcher der blondhaarigen Frau dafür Bewunderung schenkte. Sondern auch Vegeta selbst, denn wie zu erwarten, wollte er nicht von meiner Seite weichen und schaute uns nun vom Küchentisch aus zu.

Wollte mit all meinen anderen Freunden nicht in einem Raum verweilen und selbst da meine kleine Vorstellungsrunde den Anfang gemacht hatte, spürte ich, dass er all dem immer noch skeptisch zugeneigt war. Son-Goku sowieso, doch darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Das musste wirklich bis später warten und zwecks der ganzen Umstände, schafften wir es doch tatsächlich in so etwas wie einem Smalltalk zu verfallen.

Schafften wir es fast so etwas wie einen Alltag in diese ganze verzwickte Situation zu bringen und mehr denn je dem Frieden ein Stückchen näher zu kommen. Wenn aber auch nur ein kleines bisschen.
 

Keine 40 Minuten später stand ein fertiges Mahl auf dem Tisch, das sicherlich für eine ganze Kompanie reichen konnte und hungrig setzten wir uns alle zu Tisch.

Vegeta natürlich neben mir, sonst duldete er eigentlich keinen neben sich und kurz fühlte ich so etwas wie unbändige Freude in mir aufsteigen. Darüber, dass ich die Einzige zu sein schien, welche ihm nahe kommen durfte. Dass ich diejenige war, die er duldete. Gar akzeptierte in seiner kleinen Welt, die aus nichts als Verwirrungen bestand und so etwas wie Zutrauen in mir gefunden hatte. Sicherheit wagte ich noch nicht zu sagen, aber immerhin war es so etwas wie eine Art Vertrauen und dafür war ich ihm sehr dankbar.
 

Das gemeinsame Essen verlief schweigend. 

Nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte und seufzend sah ich in bedrückte Gesichter.

Keiner wusste so wirklich, was er sagen sollte. Gar wie wir unseren neuen, alten Gast behandelt sollten, dabei war das doch so völlig absurd. Schon damals und als ich Vegeta bei mir aufnahm, herrschte dieses eine beklemmende Gefühl bei meinen Freunden, wann immer er den Raum betrat.

Wann immer er sich mal nach einer Lust und Laune heraus zu uns gesellt hatte, wurde es drastisch kühler um uns herum und er selbst gar mit völliger Ignoranz bestraft. Das sonst vorherige Klima wurde gleich um einiges eisiger, dabei hatte der Saiyajin damals nicht ein Mal den Mund aufgemacht. Es schien, als würden sich die Anderen automatisch in seiner Gegenwart unwohl fühlen, was ich zu diesem Zeitpunkt durchaus verstehen konnte, ich aber selbst damals nicht so gefühlt hatte. Dachte ich nun genauer darüber nach, eigentlich fast nie, denn ich war es schließlich gewesen, die dem Saiyajin damals immer eine helfende Hand gereicht hatte. Ihn versuchte in den Rest der Gruppe zu integrieren, doch stieß ich damals immer auf beidseitige Abwehr. 

Ja, Vegeta hatte es mir damals nicht leicht gemacht, zu dieser Zeit in der alles noch auf Anfang stand. Aber unmöglich war es keines Wegs gewesen. Niemals würde es das und nun.... sah man was daraus geworden war. 

Nämlich ein unendliches Meer aus Gefühlen.

Ich lächelte und legte dann mein Besteck beiseite.

Hunger verspürte ich eigentlich nicht mehr, sondern sah ich einfach nur aus einem warmen Blick auf den Jungen neben mir. Auf diesen Saiyajin, der mein Leben um hundertachzig Grad gewendet hatte und das mit einem Mal.

Mein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt hatte und es mit den Jahren schaffte, mich doch glatt zu einem besseren Menschen zu machen. Irgendetwas in mir zu ändern schien, so dass ich mich nicht mehr um meine eigenen Belange kümmerte und endlich...ruhiger wurde.

Alles auf dieser Welt mit nun mehr völlig anderen Augen sah und so wie Vegeta mich verändert hatte, so schien auch ich ihn verändert zu haben. Mit jedem Tag ein kleines bisschen mehr und so wurde mit der Zeit aus zwei Seelen eine Einzige.

Ergänzten wir uns fast automatisch, sodass wir uns mehr denn je nach dem anderen verzehrten, aber jeder dennoch eigenständig frei sein konnte. Denn wir waren wie Licht und Schatten. Konnten ohne den anderen einfach nicht mehr sein und wieder riss mir Vegetas fehlende Präsenz ein endloses Loch in mein Herz, obwohl er doch bei mir war.

Gar hier, in diesem Moment und dennoch war es nicht das gleiche.

Einfach nicht das Gleiche.

Nun war mir der Appetit vollkommen vergangen und mit einer hastigen Bewegung stand ich plötzlich auf.

Mich mit einem Lächeln auf den Lippen kurz entschuldigend und verließ dann fluchtartig das Zimmer.

Nicht Vegetas fragende Blicke auf mir spürend, wieso ich so plötzlich die Flucht ergriffen hatte. Gar seinen fast schon schmerzlichen Gesichtsausdruck in keinster Weise wahrnehmend, der mich, hätte ich es denn, sicherlich zum Bleiben bewegt hätte. Doch momentan ertrug ich es einfach nicht mehr.

Ertrug es nicht mit anzusehen, wie mein Gefährte mehr denn je in diesem Kinderkörper gefangen blieb und einfach nicht mehr er selbst war.

Er fehlte mir.

Er fehlte mir so sehr und erst als ich völlig außer Atem in unserem gemeinsamen Schlafzimmer stand, fand ich zur Ruhe. Ließ die Türe langsam hinter mir ins Schloss fallen und griff mir dann an mein eigenes wild, pochendes Herz. Rutschte gar langsam auf den Boden hinab und blieb dann dort einfach sitzen. Mit dem Rücken an die Tür gelehnt und würde in diesem Moment tausend Tränen weinen, wenn ich es denn nur konnte.

Dass ich jemals... so für jemand anders empfinden würde, hätte ich nicht im Traum gewagt. Nicht ein Mal annähernd und dennoch war es möglich. Tja... wer hätte das gedacht?

Ohne, dass ich weiter darüber nachdachte, suchten meine Hände sich wie von selbst einen Weg. Griffen in die Hosentasche meines Rockes und förderten das Orakel ans Tageslicht. Schimmernd im sanften Licht des Mittages sah es fast gar schon unschuldig aus und dennoch wog seine Last ein enormes Gewicht auf meinen Schultern.

Denn durch das Fenster der Erinnerung können wir sehen, wann immer wir wollen, dachte ich bitter und nahm dann das Stück Gold fester in meine Hände.

Durch das Fenster der Erinnerung kann ich dich sehen, wann immer ich will, korrigierte ich meine eigenen Gedanken neu und schloss dann die Augen.

Drückte das Orakel dicht an mein eigenes Herz und ließ dann meinen Gefühlen freien Lauf.

Ich wollte ihn nur ein Mal sehen.

Wenigstens nur ein einziges Mal und wissen wie es ist, wieder seine Stimme zu hören. Erneut in diese dunklen Augen zu blicken, die mir mit einem Mal alles verzeihen konnten und dennoch nie Schuld in mir suchen würden. 

Die gar jeden Schmerz meiner Seele mit nur einem Blick erkennen konnten und mir dennoch mit ihrer Stärke neue Zuversicht gaben, in allem was ich tat.

Und alles was ich bin.

Ich wollte wissen wie es ist, ihn zu spüren.

Seine Haut zu berühren, ihm gar langsam durch das dichte dunkle Haar zu streichen und abermals diesen wohligen Schauer in ihm zu wecken, der mich zeitgleich wissen ließ, dass der Saiyajin mit mir; einem unbedeutendem, kleinem Menschen wie Vegeta mich immer gerne nannte, seinen Frieden gefunden hatte. Und dennoch war ich Alles für ihn.

Alles auf der Welt und für das er jemals kämpfte.
 

Und mit diesem letzten Gedanken begann es.
 

~*~

Der Raum verdunkelte sich mit einem Mal, als die Illusion zum Leben erwachte und ich nach einer kurzen Zeit erkannte, dass es mein eigenes, altes Schlafzimmer zeigte.

Fest waren die Vorhänge vor den Fenster zugezogen und ließen nur wenig Licht der Sterne sich ihren Weg suchen. Verschlossen gar die Ewigkeit der Nacht und verwirrt versuchte ich zu verstehen, welche Szene mir das Orakel von Zountek hier zeigte. In welche Zeitspanne es wohl gehörte, doch erschrak ich mit einem Mal, als ich mich selbst in meinem Bett wieder sah. Erschöpft von einer langen, arbeitsreichen Nacht, denn wie ich schnell feststellte, lagen etliche Skizzen, Zeichenblätter und Bücher auf dem halben Boden plus meinem eigenen Bett verstreut. Sogar mein Laptop hatte darauf Platz gefunden, doch ich selbst schien schon lange den Schlaf der Erholsamen zu träumen und kurz war es mehr als nur abspenstig, sich selbst aus den Augen einer Beobachtenden zu sehen. Ein komisches Gefühl, wenn ihr mich fragt und wieder versuchte ich die Szene zu interpretieren.

Wann war das bitteschön?

Ich arbeitete oft bis in die tiefe Nacht hinein, da meine Konzentration doch wahrlich dann am größten war. Nicht aber meine Energie und dementsprechend war dies hier keine völlig neue Szene, die mir das Orakel zeigte.

Doch... wann sich diese abzuspielen schien, erwies sich mir als so viel interessanter und endlich sah ich es, als ich näher an mein eigenes Bett trat.

Erblickte die kleine Narbe, thronend an meiner linken Hand, welche nur eine Schlussfolgerung zu ließ.

Dass mein Vertrauensbruch an Vegeta selbst schon längst stattgefunden hatte. Er schön längst herrausgefunden hatte, dass ich zwecks meiner damals gebauten Maschine in seiner Vergangenheit suchte, als wäre es mein Eigentum.

Und das ohne zu fragen.

Ehrfürchtig strich ich mir über die wulstige Stelle meiner eigenen Hand. Strich über erkaltetes Fleisch, welches mich mit den Jahren immer an dieses eine Gefühl erinnern sollte, die mir liebste Person in meinem Leben so schmerzlich verletzt zu haben und diese mir dennoch verziehen hatte. Auch... wenn es ein langer und beschwerlicher Weg gewesen war und ich gar manches Mal dachte, für immer in der Dunkelheit zu wandeln.

Ja... Vegeta hatte mir verziehen, doch über dieses Ereignis hatten wir eigentlich niemals mehr gesprochen. Kein Wort darüber verloren, wie er sich wirklich in dieser Zeit gefühlt hatte, doch ein plötzliches Geräusch riss mich aus meiner Starre und langsam drehte ich mich um.

Wie lange er da schon eigentlich in dem Raum gestanden hatte, der in Wahrheit gar nicht zu existieren schien, wusste ich nicht und dennoch hielt ich den Atem an, als ich den Saiyajin erblickte.

Er stand einfach plötzlich da.

Mitten in meinem Zimmer, eingehüllt in den Schatten der Nacht und sah durch mich hindurch.

Lenkte seinen Blick auf die Frau, die so seelenruhig in ihrem Bette schlief. Auf mein damaliges Ich um genau zu sein und wieder stockte mir der Atem.

Das.... das hatte ich damals gar nicht bemerkt.

War er etwa... jede Nacht bei mir gewesen? 

Zu der Zeit, als ich eigentlich dachte, er würde mich abgrundtief hassen und mehr denn je verabscheuen?!?

Ich zitterte, als er sich zu bewegen begann.

Einen fast schon monotonen Blick auf mein schlafendes Ich legte und dann langsam auf das Bett zu lief.

Was suchte er hier?, fragte ich mich ehrlich. Wollte die Lippen bewegen um Vegeta dies zu fragen, doch wusste ich auch, dass er mich nicht hören würde.

Denn das, was ich hier sah, entsprach einem einst gelebten Leben. Lag schon so lange in einer vergessenen Zeit und dennoch lebte sie jetzt und in diesem Moment so völlig neu auf.

Ich hielt den Atem an, als er nach weiteren Minuten stillen Schweigens einfach vor meinem Bett zum Stehen kam und auf mein schlafendes Ich blickte.

Sich fast schon so etwas wie ein sorgenvoller Blick in seine Züge legte, er sich aber irgendwie nicht traute weiter zu gehen. Nicht diese eine Schranke zu überwinden, welche ihn daran hinderte, mir meinen damaligen Fehler zu verzeihen, sondern blieb einfach da wo er war.

Sicher in den Schatten der Nacht gehüllt, aber dennoch einen gar schon umsorgen Blick auf mich werfend.

Gar schon so, als ob er sich einfach nur vergewissern wollte, dass es mir auch gut ginge und langsam rollten mir die Tränen die Wangen hinab, als Vegeta sich doch tatsächlich zu mir nach unten beugte. Langsam seine Hand erhob, nur um mir dann mein kleines Notizbuch aus den Händen zu nehmen, mit dem ich wohl eingeschlafen war und legte es dann behutsam beiseite.

Aber damit war es nicht genug und wieder hielt ich den Atem an, als sich seine Hand weiter bewegte.

Meinem schlafenden Ich langsam eine blaue Strähne aus dem Gesicht strich und diese dann zurück hinter ihr Ohr steckte.

So viel lag in seinem Blick, was ich jetzt erst wahrhaft sehen konnte und abermals flossen meine Tränen so endlos.

So ehrlich, denn damals hätte ich nie im Traum daran gedacht, dass Vegeta nach allem was ich ihm angetan hatte, immer noch meine Nähe suchen würde.

Ich sah Zuneigung, aber auch Schmerz. So viel an Schmerz, dass es mir abermals den Atem raubte und ich kaum wagte einzuatmen. Aus Angst diesen wundervollen Moment zu vertreiben, der mir nichts weiter als reine Wahrheit zeigte und wieder wusch ein neuer Schauer über meine Seele hinweg, als ich in die ruhigen Züge des Saiyajins blickte und etwas sah, was mich mit einem Mal zum Fallen brachte.

Ich sah.... Vergebung.

Sah, wie sehr er mit sich rang, diesen einen Schritt zu überwinden und meinen Verrat nichts weiter, als in seiner Vergangenheit zu lassen. Über diesen einen Schatten zu springen, der uns damals so sehr voneinander trennte und mich wahrhaft glauben ließ, dass mich der Saiyajin abgrundtief hassen würde.

Doch das... tat er nicht.

Hatte er niemals getan, denn diese Szene war der beste Beweis dafür und wieder flossen meinen Tränen.

Schluchzte ich gar so endlos all meinen Kummer wie meine ganze Freude hinaus und zitternd suchten sich meine Hände ihren Weg an mein eigenes Herz.

Nicht glauben könnend, was mir das Orakle hier zeigte, obwohl ich es doch mit meinen eigenen Augen sah.

Doch bei dieser einen Nacht blieb es nicht.

Denn die Szene vor meinen Augen verschwamm.

Verstrich mit einem Mal so völlig geisterhaft, dass ich gar schon fast sehnsüchtig die Hand erhob, nur um sich dann doch neu zu materialisieren.

Nur um mir immer und immer wieder eine ähnliche Szene zu zeigen und mir somit wahrhaft vor Augen hielt, dass Vegeta sich all die Zeit dennoch um mich gekümmert hatte.

All diese verfluchte Zeit lang, in der er mir tagsüber aus dem Weg ging. Ja gar mir die kalte Schulter zeigte, hatte er Nachts mehr denn je meine Nähe gesucht.

Immer stets ein wachsames Auge, selbst wenn ich nicht damit rechnete und wieder verwandelte sich die Szene neu.

Es waren meine Katakomben wie ich schnell feststellte und wieder wechselte der Anblick in meine Büroräume.

Zeigte mich selbst abermals eingesunken auf meinem Schreibtisch, während die stummen Zeiger der Uhr schon längst nach Mitternacht gewandert waren und nichts weiter, als eine tröstliche Ruhe versprachen. 

Auch hier schien ich bis spät in die Nacht gearbeitet zu haben, bis mich die Müdigkeit überfiel und mehr denn je reiner Erschöpfung Platz machte.

Ja, damals und um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, hatte ich mich in Arbeit ertränkt. Hatte so sehr nach Ablenkung gesucht, dass ich nicht ein Mal mehr bemerkt hatte, wie sehr es mir eigentlich an meinem eigenen Körper zerrte. Wie sehr ich mir selbst damit mehr Schaden zufügte, als es helfen sollte und genau erinnerte ich mich an den Morgen danach zurück. Denn ich war nicht und wie zu erwarten in meinen Laboren aufgewacht, sondern in meinem eigenen Bett. Sorgsam und eingehüllt in meinen Decken und zuerst nahm ich an, dass mein Vater mich irgendwie nach oben gebracht haben musste. Doch jetzt, da ich die zuvor gezeigten Ereignisse mein Eigen nannte, konnte es eigentlich nur eine Person gewesen sein. Eine, die mich eigentlich niemals aus den Augen gelassen hatte, selbst wenn sie mich das dennoch glauben ließ und wieder stiegen mir neue Tränen in die Augen.

`Das hast du nicht getan.´, dachte ich bitterer denn je und wieder drang das erste Schluchzen aus meiner Kehle, als ich ihn wieder saß. Und das, was er im Begriff war zu tun und wieder konnte ich zwecks Vegetas ganzer Sorge nur lächelnd den Kopf schütteln, als er mein vergangenes Ich nach einem kurzen Moment der Stille, einfach vom Stuhl auf seine Arme nahm, nur um mich dann nach oben zu tragen. 

All das in weiterer Stille, so als wollte er vermeiden, dass ich damals doch noch überraschender Weise wach werden würde und diesmal folgte die Illusion ihm.

Ließ mich nicht alleine in den nun leeren Räumen der Katakomben zurück, sondern begleitete es den Saiyajin auf Schritt und Tritt.

Ich sah, wie müde und abgeschlagen Vegeta selbst zu dem Zeitpunkt eigentlich gewesen war, denn genauso wie ich mich tagsüber in meine Arbeit stürzte, hatte er sich den einsamen Stunden seines Trainings verschrieben. Hatte dort stille Ablenkung und Einsamkeit gesucht, nur um dann doch bitter erfahren zu müssen, dass er seinem Gewissen einfach nicht davon laufen konnte. Genauso... wie ich nicht.

Damals... so wie gar heute.

Wie ähnlich wir uns zu dieser Zeit eigentlich schon waren, sah ich erst jetzt und wieder legte sich ein trauriges Lächeln auf meine Lippen. Ein so sehr glückliches, das mit nichts auf der Welt verglichen werden konnte und wieder weckte es die Sehnsucht nach meinem Gefährten in mir so sehr.

Du fehlst mir..., flüsterte ich leise und löste mich dann aus meiner Starre. Schritt langsam auf den Saiyajin zu, als dieser mein damaliges Ich in ihr Bett gelegt hatte, sie sachte zudeckte und noch weitere Minuten in stillem Schweigen ausharrte.

`Du fehlst mir so sehr...` flüsterte ich wieder und endlich berührten meine Finger sein dunkles Haar.

Zuerst dachte ich, die Illusion würde verschwinden.

Würde ich nichts weiter fühlen, als bestehende Luft und Einsamkeit, doch umso erstaunter war ich, als ich doch glatt das sanfte Streicheln seiner Strähnen spürte. Federleichte Küsse auf meine Haut zauberten und ohne weiter darüber nachzudenken, fuhr meine Hand weiter.

Strich behutsam über seinen Nacken, weiter über seinen Rücken und noch ehe ich mich versah, nahm ich den Saiyajin vor mir in eine sanfte Umarmung. 

Ich spürte, wie sich Vegeta sofort aus meiner geisterhaften Umarmung löste und sich dann verwirrt zu mir umdrehte.

Er sah mich nicht, da war ich mir sicher. Zu hundert Prozent und dennoch suchte sein verwirrter Blick sofort den Meinen.

Es schien, als würde er mir direkt in die Augen sehen. Dunkles Braun in hellem Blau versinken und ohne, dass ich weiter darüber nachdachte, legte ich ihm sachte meine eigene Hand an die Wange.

Strich gar zärtlich über die vielen Narben seiner Haut und wieder begleitete mich ein erschrockener Blick. 

Denn eigentlich sah er nichts als Stille.

Nichts, als die weiter bestehende Dunkelheit in meinem Zimmer und kurz lenkte sich Vegetas überraschter Blick zu der Frau auf dem Bett. Zu mir selbst, die damals so ahnungslos geschlafen hatte und wieder zog der Saiyajin verwirrt die Stirn kraus. Wandte sich aber dann wieder mir zu und sah mehr denn je verwirrt in die Dunkelheit hinein.

Ich wusste, dass ich hier etwas Verbotenes tat, hatte mich der Kaioshin eindringlichst davor gewarnt, zu viel Aufmerksamkeit in der Illusion selbst zu erregen. Was genau passieren sollte, würde ich es doch tun, hatte er nicht gesagt. Aber im Moment handelte ich einfach nur instinktiv.

Gab endlich meiner Sehnsucht nach und wieder suchten sich meine Hände ihren Weg.

Legten sich gar sanft an beide Wangen des Saiyajins vor mir und wieder spürte ich, wie Vegeta doch glatt erschrocken nach hinten wich. 

Ich will dich nur einmal fühlen... dachte ich jeglicher Liebe gleich und schritt dann weiter nach vorne.

Nur ein Mal wissen wie es ist, deine Lippen zu berühren. Dir so sehr nahe zu sein, dass ich das Schlagen deines Herzens hören konnte, bevor es mir wieder für eine so ungewiss lange Ewigkeit verwehrt bleiben würde, dachte ich mehr denn je völliger Überzeugung gleich und zog dann den Saiyajin vor mir in einen innigen Kuss.

Wollte es zumindest, doch unterbrach mich mit einem Mal ein Klopfen an meiner eigenen Zimmertüre und erschrocken stolperte ich nach hinten...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wahrlich... Bulma reitet sich von einem Problem ins nächste. Erst damals ihr Golden Eye, das nichts als Chaos und Schmerz mit sich brachte. Jetzt das Orakel selbst, aber irgendwie kann man sie dennoch gut verstehen. Sehnsucht ist echt was fieses und ich würde an ihrer Stelle vielleicht auch so handeln...
Wer weiß ;)
Und ein fieser Schnitt um aufzuhören, aber es scheint sich wohl schon das nächste Unheil anzubahnen.
Die Arme hat aber auch nie ihre Ruhe.
Hoffe dieser Part hat gefallen und freue mich wie immer über eure Reviews. Bitte lasst mich wissen was ihr denkt. ^^

Liebe Grüße
Eure Red Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SaiyajinVeturi
2015-01-14T16:32:59+00:00 14.01.2015 17:32
Na bestimmt hat Vegeta die ganze Küche in schutt und asche verwandelt,da sie ihn ja mit den anderen allein gelassen hatte^^hahah
Ich bin auf die Fortsetzung echt mal gespannt!!!
LG von mir Veturi


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