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Zwischen zwei Seelen

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Seele 4


 

Zwischen zwei Seelen

Seele 4


 

Stumm lag mein Blick auf dem schlafendem Jungen, den ich in Wahrheit so gut zu kennen schien und der nun doch zugleich, in Anbetracht des neuen Tages, ein so völlig Anderer war.

Dieses Kind, welches nun schlafend in ihm altbekannten Laken schlummerte, eingewickelt unter warmen Kissen, war mein Mann und dennoch war es dieser nicht wirklich.
 

Die Erkenntnis traf mich hart, traf mich völlig unerwartet und ließ mich fast die ganze Nacht an seinem Bette sitzen.

Darauf achtend, dass er wohlbehütet in seinen Träumen blieb und nicht blindlings von irgendwelchen Schatten seiner Selbst geplagt wurde, die sein älteres Ich immer in den dunkelsten Stunden der Nacht heimgesucht hatten.

Träume, die mich Vegetas wahres Wesen sehen ließen. Ein Wesen, das gequält worden war, nur um doch irgendwo die innere Stärke findend, wieder aufzuerstehen. Eines, das gelernt hatte nicht aufzugeben und in der alles erdrückenden Dunkelheit was sich seine Seele nannte, dennoch das Licht zu erblicken. Sich hilflos, gar hoffend dem entgegen zu strecken, was eine leidende Seele erlösen konnte. 

Doch nun.

Was war nun?

Würde sich dieser kleine Junge, wenn er aufwachen sollte, zurück erinnern können?

Zurück an ein altes Leben?!?

Ein Leben was ihn einst begleitet hatte und er erst nicht akzeptieren konnte, es dann aber lernte zu lieben?

Mich... zu lieben?!?

Oder... würde er auf ewig in einer ihm unbekannten Schwärze stecken?
 

Dieses Kind war mein Mann, war mein Gefährte und dennoch erschien es mir, als ein so völlig Fremder.

Auch wenn ich Vegeta ein paar Mal so in meiner alten Erinnerung gesehen hatte, gezeigt von den Illusionen meiner einst gebauten Maschine, war es dennoch so unwirklich.

So schwer zu akzeptieren, dass dieses eine Kind nun wahrhaft vor mir lag.

So ehrlich diese rot-braunen Haare im nun aufsteigendem Licht der Sonne glitzernd, gar wie loderndes Feuer.

Die Strähnen, die ich so an meinem Saiyajin lieben gelernt hatte, lagen friedlich in einem ausgezehrten Gesicht und mehrere Male hatte er sie sich im Schlafe und Wandel der Erschöpfung in einer routinierten Geste aus dem Gesicht gestrichen. Dennoch hatte es Wenig gebracht und ich begrüßte seine mürrische Mimik mit einem mir befreiten Lächeln.

Sein Muzuhara, welcher so ungewohnt an seinem Körper hing und zugleich einfach ein Teil seines wahren Wesens war.

Ich sah die kleinen Hände, die einst in ausgewachsenem Zustand so einen Schaden anrichten, mich aber zugleich so sanft, gar beschützend berühren konnten, lagen nun schwach und hilflos um einen sich nach Schutz suchendem Körper, dass es mir das Herz zerriss.

Und natürlich waren sie auch da, waren es gar vielleicht schon immer.

Die ganze Zeit.

Durften sogar nicht fehlen, um das Bild komplett zu machen, was doch zugleich, solch einer Grausamkeit entsprach und einfach nicht weichen wollte.

Egal, wie oft ich auch wegsah um diesen grauenhaften Anblick nicht doch sehen zu müssen.

Sie, die mir ein beklemmendes Gefühl hinterließen und mir unweigerlich die Luft zum Atmen raubten.

All die Narben, die Vegeta schon immer und auf ewig begleitet hatten, selbst als er noch ein Kind war, lagen nun so wahrhaft auf seiner Haut, dass ich mich abwenden musste um nicht doch noch in Tränen auszubrechen.

Die Wahrheit erkennend, die sich daraus schloss, obwohl ich sie doch schon kannte, nur um sie doch nicht begreifen zu wollen - weil sie einfach zu grausam war.

Er war Kind.

Ein einfaches Kind, das solche Qualen nicht verdient hatte.

Ein hilfloses Wesen, dass damals mitansehen musste, wie es mehr und mehr gebrochen wurde, obwohl es den Sinn dieser Bedeutung nicht völlig verstand.

Mehr und mehr für etwas bestraft wurde, für das er in Wahrheit eigentlich Nichts konnte, weil er es einfach war.

Er war ein Saiyajin.

Und nicht nur ein Gewöhnlicher.

Er war der Letzte des Königshauses und Freezer so ein Dorn im Auge, das der Hass der Echse grenzenlos erschien.

Wie viele Grausamkeiten der einstige Herrscher dem Saiyjain no Ouji angetan hatte wusste ich nicht, wollte es auch gar nicht wissen, doch als ich anfing, mir den mit Narben überzogenen jungen Körper mit dem seines älteren Abbildes zu vergleichen, wusste ich, dass noch Viele folgen sollten.

Oder gefolgt waren, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
 

Bitter schluckte ich den Kloß in meine Hals hinunter, als ich erneut meinen Blick wandern ließ. Aufs dieses mir bekannte Gesicht, was dennoch Keines war.

Ich sah Narben, die ich schon kannte und welche, die mir so völlig neu erschienen und mich innerlich fragen ließen, wieso ich sie früher noch nie gesehen hatte.

Diese Eine, deren Geschichte ich dank meines Golden Eyes fast selbst am eigenen Leib erfahren durfte, lag immer noch an ihrem gleichen Platz – thronend über der rechten Augenbraue und so wahrhaft wie noch nie. Sie trug immer noch dieselbe grausame Geschichte mit sich, die ich seit damals einfach nicht vergessen konnte.

Zitternd streckte ich gar zögerlich meine Hand danach aus und bettete sie auf kühle Haut.

Genau auf jene Stelle, an der einst Freezer seine ganze Grausamkeit walten ließ und fuhr federleicht dem Zeichen einer zerrütteten Vergangenheit nach.

`Er war damals noch ein Kind...`, schoss es mir durch den Kopf und wehmütiger wurde mein Blick, begleitet von endloser Trauer.

Nur ein Kind...

Jenes Gefühl war wieder da, das mich seit damals befallen hatte und ließ mich nun nicht mehr los.

Bitterkeit traf es wohl am Besten, da ich Vegeta diese schwere Bürde von damals, einfach nicht hatte abnehmen können.

Und dies auch niemals konnte.

Was danach geschehen war und wie die Wunde einst verheilte, wusste ich nicht und hatte ich auch nie erfahren.

Doch vielleicht würde ich es eines Tages.

Das hatte ich so im Gefühl.

Wieder bewegte sich das Kind unter meinen Armen, als ein heller Lichtstrahl es im Gesicht traf und Vegeta kurz gequält die Augenbrauen zusammen zog.

Geschockt zog ich mich sofort zurück, ich wollte nicht, dass er wach wurde, bevor ich mir nicht überlegt hatte, was ich zu ihm sagen sollte.

Würde er mich... wiedererkennen?!?

Traurig zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah mitleidig mit an, wie sich der kleine Saiyajin wieder enger in die Decken kauerte und verzweifelt versuchte dem Aufwachen zu entgehen.

Sein Muzuhara schlängelte nervös unter den Laken, nur um dann wieder nach einer Weile in völliger Stille zu verharren.

Würde er wissen wer ich war?!?

Erneut erfüllte mich diese eine Frage mit Schrecken, hatte mir Son-Kun doch bereist erzählt was vorgefallen war.

Doch wollte ich es dennoch einfach nicht wahrhaben.

Vegeta hatte ihn angegriffen.

Ihn, den er eigentlich hätte erkennen müssen, da er der gleichen Rasse abstammte, doch schien sein kleiner Geist zu verwirrt und zu gefangen von all den neuen Emotionen, um gar den Unterschied zu erkennen. 

Irgendwelche Worte auf Saiyanisch hatten kleine Lippen verlassen. Worte die keiner auch nur Ansatzweise von uns verstand, weil sie längst einer Toten Sprache gewichen war und nur in Erinnerungen wieder aufleben konnte.

Wie sollten wir denn auch. 

Vegeta hatte uns jenes Vergangene nie gelehrt und auch wenn ich ihm einst, nach den ganzen Geschehnissen mit den Cyborgs, mehr über die menschliche Sprache beibrachte und zusammen mit ihm lernte, schien nun Nichts mehr von diesem Wissen übrig geblieben zu sein.

Gar nichts.

Wieder zuckte ein kleiner Körper nervös zusammen und fahrig fuhr ich mir mit zitternden Händen durch das blaue Haar.

Bald würde er aufwachen.

Schon bald musste ich mich der grausamen Wahrheit stellen, ob Vegeta auch mich vergessen hatte, oder ob er einfach nur in einem kindlichen Körper gefangen schien, von Erinnerungsfetzen begleitet.

Doch Erzähltes meines Jugendfreundes ließ mich wenig hoffen und dennoch durfte ich einfach nicht aufgeben.

Denn er war irgendwo da drinnen.

Das fühlte ich und dieses Mal würde ich ihn nicht im Stich lassen. Dieses Mal würde ich alles Erdenkliche tun, um ihn retten zu können – so wie er es einst für mich getan hatte.

Vegeta hatte so viel für mich getan, auch wenn die Anfänge schwer waren und von viel Schmerz begleitet wurden.

Nun war es an der Zeit diesen Gefallen zurück zu geben und ich würde alles erdenkliche in meiner Macht stehende tun, um das zu erfüllen.

Gar wenn es sein musste, immer wieder und bis über die Grenzen des mir Möglichen hinaus, um mir das Liebste auf der Welt zu schützen, was ich mein Eigen nannte.


 

~*~
 

Ich sah das Zucken seiner Augenlider und erschrak innerlich selbst davor, doch versuchte ich mir Nichts anmerken zu lassen.

Ich hatte Abstand genommen, saß immer noch auf einem Sessel in der hintersten Ecke des Zimmers, nahe an der Tür und sah auf das Bett, in dem der Junge bald erwachen würde. 

Mein eigener Abstand war ein Zeichen, welches dem kleinen Saiyajin verdeutlichen sollte, dass ich ihm genug Raum ließ, um sich nicht bedroht zu fühlen und dennoch selbst fliehen sollte, würde es zu Komplikationen kommen. 

Doch damit rechnete ich eigentlich nicht.

Nicht wirklich.

Vegeta, war immer noch ein Kind und dürfte nicht so viel Ki besitzen, um anderweitig einen größeren Schaden anrichten zu können. Und dennoch...

Musste man immer auf der Hut sein.
 

Ich wusste nicht, wie er unter Angst reagieren würde, gar unter dieser stressigen Situation, die sicherlich keine Leichte für ihn war, also musste ich jeglichen Blickwinkel der Lage aufs Neuste betrachten. 

Musste sie drehen und formen und Alles mir erdenkliche tun, damit ich ihm helfen und nicht weiter schaden konnte.

Und außerdem....

Schien er immer noch krank zu sein.
 

Der hohe Puls war zwar gesunken und das Fieber gedämpft, aber immer noch war er zu blass um die Nase und seine Haut hatte nicht den sonst gewohnten dunklen Teint, welchen ich so sehr an ihm liebte.

Er sah einfach nicht gesund aus, so dünn, zu ausgezehrt und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

Wahrlich musste Freezer damals weit aus Schlimmeres mit diesem kleinen gequälten Geist angerichtet haben, als mich mein Golden Eye damals in wenigen Illusionen hatte sehen lassen.

Wie grausam war es wirklich gewesen?!?

Diese Frage wusste ich nicht zu beantworten, weder noch – wollte ich es.
 

Zitternd verkrampfte ich erneut meine Hände in dem Stoff meines langen weißen Kittels und versuchte die Nervosität zu vertreiben, die mich in ihren Bann gezogen hatte. 

Doch es half nichts, denn immer wieder warf ich unsichere Blicke auf das Bett zurück und sah beängstigend mit an, wie erneut eine Regung durch den kleinen Körper ging.

Müde rieb sich Vegeta über die Augen, sein Muzuhara schlängelte sich gar verschlafen aus der Decke, nur um diese dann in einer schwachen Bewegung beiseite zu ziehen.

Ich konnte nicht anderes als zu Schmunzeln. 

Für wahr, dieses Anhängels schien er wohl wie einen dritten Arm zu benutzten und kurz erinnerte ich mich an Vergangenes meiner eigenen Kindheit zurück. 

Son-Kun hatte damals als kleiner Junge genau das Gleiche getan.

Vielleicht war es einfach saiyanischer Natur und bewundernd sah ich diesem Schauspiel entgegen, ja belächelte es sogar von Neuem. Doch auch mit Argwohn und einer inneren Angst, den erneut flackerten kleine Lider verschüchtert auf, nur um sich dann nach einiger Zeit gänzlich ganz zu öffnen.
 

Verschlafen setzte sich der Junge auf, rieb sich erneut nochmals über die Augen und fuhr sich dann mit einer Hand durch sein wirres Haar.

Alleine dieses Bild ließ mich schon innerlich fast platzen und mein Herz vor lauter Freude weinen. 

Breit war das Lächeln, welches sich auf meine Lippen legte, denn ich war diesem kleinen Saiyajin, den man einfach nur lieben konnte, schon ein Mal in meinen Illusionen begegnet. Doch Vegeta nun als kleinen Jungen so lebensecht vor mit sitzen zu sehen, bereicherte mein Herz. 

Berührte mich im Innersten gar völlig ganz und nahm mir für einen Moment meine ganze Trauer. Nahm mir mit einem Mal all die Angst und ließ mich einfach nur noch lächeln.

Wieder unterdrückte der kleine Saiyajin ein Gähnen und sah sich dann verschlafen um. Er schien noch zu müde, gar zu gefangen von Erschöpfung zu sein, um sich seinem ihm neuen Umfeld bewusst zu werden.

Mein Lächeln verschwand und machte reiner Sorge Platz, als sich seine hellen blauen Augen, die wirklich verwunderlich für einen saiyanischen Jungen waren, nochmals im Raum umsahen und ich diese eine kleine Veränderung in Vegetas Blick erkannte, welche den Unterschied ausmachte.

Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen, fuhr sich erneut durch das wirre abstehende, braune Haar und sah dann letzten Endes auf mich.
 

Ich hielt den Atem an, gar noch ein Stückchen mehr, als er kurz blinzelte und sich dann überraschender Weise ein Lächeln auf seine Lippen legte.

Ich war zu verwundert, als dass ich irgend etwas sagen, ja gar unternehmen konnte und starrte ihn weiterhin einfach nur an. Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, meine Kehle gar staubig trocken.

Immer noch saß Vegeta an Ort und Stelle, still gar ruhig auf dem Bette sitzend und nur alleine sein Schweif, welcher wild hinter ihm hin und her zuckte, zeigte seine ganze Anspannung.

Eine Emotion, die nun aber mit einem Mal zu weichen schien, denn freudig war der Saiyajin nun aufgestanden, wollte den Mund zu Wörtern formen und sich gleichzeitig im gleichen Gegenzug überschwänglich in meine Arme werfen.

Schien er mich etwa wiederzuerkennen?!?

Verwirrt blinzelte ich auf, ließ aber dann eine Regung meines überforderten Geistes zu und breitete einladend die Arme aus. 

Bereit die Umarmung zu erwidern, die mein kleiner Gast so dringend zu suchen schien und sanft war nun mein Lächeln, das sich ebenfalls auf meine Lippen legte.

Doch so schnell wie Vegetas überraschende Freude auf seinem Gesicht zu lesen war, verschwand sie mit einem Mal und machte reiner Panik Platz.

Geschockt fiel der Junge auf das Bett zurück, als sich ein vager Ausdruck des Schockes in seine Augen legte und panisch rutschte er zurück.

Besorgt stand ich auf, den Wandel der Dinge wirklich nicht nachvollziehen könnend, doch war meine Bewegung zu abrupt gewesen und wieder rutschte der Junge ein Stück nach hinten. 

Nur um sich dann an dem hinteren Teil des Bettes den Kopf anzustoßen, doch kümmerte ihn dieser Schmerz gerade wenig. Ja war es nicht ein Mal wichtig geworden.
 

Groß lagen angsterfüllte Augen auf mir und es dauerte eine Zeit, bis ich endlich meine Stimme sprechen lassen konnte, dennoch so unwissend, ob es das Richtige war.

„Ve...Vegeta....“

Nur sein Name, mehr kam nicht über meine Lippen, welche sich mit einem mal so völlig spröde, gar trocken anfühlten und gar besorgt sah ich dem Kind vor mir nun in die Augen.

Vielleicht wenn er merkte, dass ich seinen Namen, ja gar seine ganze Person zu kennen schien, wäre die Angst, welche seinen Körper beherrschte, nicht mehr all zu groß und würde keinen Schaden mehr anrichten.

Doch wieder sahen mich große Augen panisch an, fast schon so etwas wie Schmerz und bittere Enttäuschung lag hinter blauen Opalen versteckt und wieder blutete mein Herz bei diesem Anblick.

Ich... ich verstand es nicht.

Gerade sah er doch noch so glücklich aus, war so erfreut mich zu sehen und nun... war Alles anders.

Was war nur passiert, dass es jetzt so vom Gegenteil zollte und mich blindlings in ein schwarzes Loch zurückwarf?!?
 

„Keiner will dir was tun.“, versuchte ich es erneut, endlich versuchend mehr Festigkeit in meine Stimme zu legen, doch sein plötzliches Wimmern ließ mich zusammenfahren und gar zur Salzsäule erstarren.

„Dáré dá?!?“, presste Vegeta ängstlich zwischen den Zähen hervor und schien sich schon regelrecht an dem Holz des Bettes festzuklammern. 

„Dáre dá, théme?“, wiederholte er erneut und verwirrt runzelte ich die Stirn. Kein Wort verstehend, das er mir in voller Panik fast entgegen geschrien hatte und dennoch so eine leise Ahnung verspürend, was er mich eigentlich fragen wollte.

Doch wie konnte ich ihm erklären wer ich war, wenn ich nicht ein Mal wusste, wo ich anfangen sollte?!?

Ob gar noch so viel Wissen in ihm vorhanden war, an dass er sich erinnern konnte?!?

Es war verzwickt, gar schier endlos und schon jetzt kam ich mir mehr denn je, hilflos vor.

„Es ist Alles gut, Vegeta. Bitte, beruhige dich.“

Erneut ließ ich meine Stimmer erklingen, doch versuchte ich dieses Mal mehr Sanftheit in mein Flehen zu legen, als es von blinder Angst begleiten zu lassen. 

Es reichte schon, wenn er derjenige von uns war, der gerade am verzweifeln war. Da nützte es also ziemlich wenig, wenn ich mich diesem momentan unnützen Gefühl auch noch anschloss.

Zittrig ging ich abermals einen Schritt auf dem Saiyajin zu, doch erklang sofort ein boshaftes Knurren.

Und dann so plötzlich und mir völlig unerwartet....
 

„K...komm nicht näher!“
 

Verwirrt blinzelte ich auf und sah erneut auf den Jungen vor mir, welcher nun krampfhaft in Verteidigungsposition gegangen war und seinen hellen Opale drohend auf mir ruhen ließ.

Alles sah nach Angriff aus.

Jede kleinste Bewegung, ja gar sogar der Ausdruck seiner Mimik deutete darauf hin, dass dieser kleine Junge hier, alles geben würde um sein Leben zu verteidigen.

Vor mir, einem einfachen Menschen.

Vor jenem Menschen, dem er eigentlich vertrauen, aber keine Angst verspüren sollte.

Mitleid legte sich in meinen Blick und kurz biss ich mich auf die Unterlippe, versuchend die Tränen im Keim zu ersticken, die in meiner Seele so verräterisch aufsteigen wollten.

Es tat weh, Vegeta so zu sehen.

Sehr weh.

So voller Angst, Hass, Unsicherheit und auch kaltem Zorn mir gegenüber.

Es gab mal eine Zeit, da hatte er mich dieselben Emotionen spüren lassen, doch immer noch einen Schritt hinter seine Masken sehend, die eine endlose Sorge zeigte.

Doch nun, in diesem Moment war nicht viel von jenem Gefühl geblieben, dass mich einst das wahre Wesens des Saiyajin no Oujis sehen ließ. Sondern nur dieser blanke kalte Hass, der unaufhörlich neuer Panik wich, als ich wieder einen zögerlichen Schritt auf ihn zuging. Die Unsicherheit in seinen Gesten, die wieder in einer hochgezogenen Verteidigungsposition seiner Arme zu sehen war und verzweifelt ließ ich die Schultern hängen.

Nicht wissen wie ich weiter auf ihn zugehen konnte, ohne mich doch von ihm zu entfernen. Ihn so in die Ecke zu drängen und einer blinden Angst freien Lauf zu lassen.
 

„Du brauchst vor mir keine Angst zu haben.“
 

Diesmal versuchte ich eine andere Taktik und ging langsam auf die Knie, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein.

Doch sobald mein Körper sich bewegte, war der kleine Saiyajin vom Bett gesprungen, näher an das Fenster heran und starrte mich immer noch aus diesen undefinierbaren Augen an.

Eigentlich sollte ich Vegetas stumme Blicke gewohnt sein, hatte ich gelernt sie mit der Zeit zu lesen, doch dieser Anblick seiner blauen Augen, ließ mich innerlich erzittern. 

Ja gar zu Eis erstarren.
 

Immer noch stand der Saiyajin genauso da wie zuvor.

Den Körper angespannt, ja gar bis zum Zerreißen nahe und alles auf ein blindes Verteidigen seinerseits deutend.

Traurig war das Lächeln, welches sich nun auf meine Lippen stahl.

Schon damals musste der Saiyajin eine Kindheit ablegen, die er wahrlich nie besessen hatte.

Schon damals musste er die Grausamkeiten des wahren Lebens kennenlernen, als sie eher ihm spielerisch neu zu entdecken. Wie es eigentlich jedem Kinde dieser Welten zustand.

Und all das nur wegen einem Einzigen.

Weil ein Wesen eine gut geglaubte Existenz nicht akzeptieren konnte, musste ein ganzes Volk sterben und der Erbe dessen, ein Leben lang leiden.

Unsicher starrten blaue Opale erneut auf mich und langsam hob ich den Blick.

Verwirrt, aber dennoch neugierig zugleich, hatte Vegeta nun den Kopf zur Seite geneigt, nicht zu arg um registriert zu werden, aber dennoch kannte ich ihn gut genug, um es doch zu sehen.

Diese kleinen Gesten, welche seine wahren Gefühle zeigten, schienen nur mir vorherbestimmt und ich konnte einfach nicht anders, als kurz zu lächeln.

`Wie ein offenes Buch´, schoss es mir durch den Kopf und wieder ließ dieser Gedanke mein Herz erwärmen.

Ein Buch, in dem ich die Seiten umschlagen durfte.

Ein Buch, dessen Zeilen ich sofort verstand, ohne überhaupt darin lesen zu müssen.

Ein Buch, dessen Inhalt ich schon kannte und dennoch öffnete es mir immer wieder neue Türen.

Wieso half es mir dann nicht zu begreifen, was mit Vegeta geschehen war?!?

An diesem einen Morgen war doch noch alles gut gewesen.

Ich....

Ich verstand es nicht.

Ich verstand es einfach nicht.
 

Tränen wollten sich erneut aus meinen Augen stehlen, doch hielt ich sie eisern zurück. Sie waren nicht notwendig, waren so gar nicht von Gebrauch, sondern würden mein weiteres Vorhaben nur behindern.

So würde ich sicherlich kein Zutrauen zu dem Saiyajin no Ouji aufbauen können und wieder versteckte ich meine wahren Emotionen hinter einer Lüge des Lächelns.

„Du bist hier in Sicherheit, Vegeta.“

Erneut sah ich jene hochgezogene Augenbraue, die mein Gegenüber verraten ließ, dass er meinen Worten nicht wirklich Glauben schenkte.

Wer konnte es ihm verübeln?

Mir würde es wahrscheinlich auch so gehen, wenn ich in einer mir völlig unbekannten Welt erwachen würde.

Ich konnte all die Skepsis verstehen, die ihn zu umgeben schien und dennoch hoffte ich, dass Vegeta nicht vor mir weglaufen würde.

Vielleicht wenn er sah, dass ich ihm wirklich nicht weh tun konnte, würde er bleiben und ruhig setzte ich mich schließlich auf meine Knie und legte die Arme aufrichtig in den Schoß. Denn momentan sah die ganze Haltung des Saiyajins eher nach Flucht aus.

Immer wieder warf Vegeta unsichere Blicke aus dem Fenster, nur minimal – versteht sich; aber dennoch hatte ich es gesehen. Sah diese kleinen Feinheiten, die letztendlich den Unterschied ausmachten und sah erneut aufrichtig, gar ehrlich, in hellstes Blau.

Die Farbe seiner Augen ließ mich jedes Mal für eine kurze Zeit den Atem rauben. Es war herrlich, gar wunderschön mit anzusehen, in diesen dunklen Seen zu versinken, die zugleich doch so hell scheinen konnten.

Früher, als ich einst schon ein Mal und das aller erste Mal dank meines Golden Eyes, Vegeta als Kind bewundern durfte, war es mir so ähnlich ergangen.

Ich schien gefesselt, gar von jener Schönheit, die ihn zu umgeben schien und dennoch funkelte die Tragödie dieses Tages so haltlos in meinem Geist.

Ich durfte mich nicht ablenken lassen. Erstmals galt es sein Vertrauen zu gewinnen und dann konnten wir uns mit allem Anderen befassen.

Zeit eine neue Taktik zu versuchen.

Liebevoll lächelnd, hob ich langsam meine Hand und legte sie mir auf die Brust, nahe meines Herzens.

Argwöhnisch beobachteten mich weiterhin helle Augen, doch konnte ich genau die versteckte Neugierde dahinter erkennen, die mich innerlich auflachen ließ.

Ein kleiner Stups in die richtige Richtung....

Ein kleiner Wink, der den richtigen Weg weisen konnte...

Wieder stahl sich ein Lächeln auf meinen Lippen.
 

„Vielleicht sollte ich mich erstmals vorstellen...“, kam es aufrichtig über meine Lippen und ehrlich war mein Blick, welchen ich dem kleinen Saiyajin nun entgegen brachte.

„Mein Name ist Bulma. Bulma Briefs.“, lächelte ich abermals und streckte dann zögerlich eine Hand aus, um auf meinen Gegenüber zu deuten.

„Und du musst Vegeta sein, habe ich recht?“
 

Wieder musterte mich jener skeptischer Blick, doch wurde er augenblicklich mit einem kleinen Lächeln begleitet.

Kurz kicherte der Junge auf und schüttelte dann belustigt den Kopf.

„Béjita.“, korrigierte er mich dann und erst jetzt hatte ich begriffen, dass ich seinen Namen falsch ausgesprochen hatte.

„A..ach so...“, kam es stotternd über meine Lippen und wieder erklang das Lachen des Jungen eine Spur befreiter.

„Tut mir leid.“

Nervös fuhr ich mir durch das kurze blaue Haar. 

Verdammt peinlich das Ganze. 

All die Jahre über hatten wir Vegetas Namen falsch ausgesprochen und dieser hatte nie auch nur den leisesten Ton gesagt. Wenn er wieder normal sein würde, musste ich wohl ein ernstes Wörtchen mit ihm reden.

Wenn er wieder normal sein würde....
 

Dieser Gedanke erfüllte mich mit Trauer, doch wurde er mit einem Mal unterbrochen, als ich erneut die helle Stimme des Kindes hören konnte.

„Jan a thán ´ka...“

Doch mit einem Mal verstummte mein Gegenüber wieder und zog dann überlegend die Augenbrauen zusammen.

Neugierig beobachtete ich den Saiyajin vor mir.

Vegeta schien fieberhaft nach Etwas zu suchen und ruhig ließ ich ihm alle Zeit die er brauchte.

„Sch....Schon gut...“, kam dann letztendlich die Übersetzung dessen zögerlich über seine Lippen, doch wurde es begleitet von Traurigkeit.

Etwas, was mich sofort aufhorchen ließ und abermals sah ich in blaue Opale, die nun eine Spur der Einsamkeit angenommen hatten.

Gar eine Art des Wiedererkennens lag in seinen Augen, gepaart mit dem innigsten Wunsch, eigentlich jemand anderes vor sich zu sehen und pure Verzweiflung machte sich in meinem Herzen breit.

Schwach sah ich das Beben seines Körper, sah das Schluchzen, welches er einfach nicht aus seiner Kehle lassen wollte und wieder trieb mir dieser Anblick eine eisige Klinge in mein Herz.

Vegeta schien wohl jemand Anderes erwartet zu haben, hoffte gar jemand Anderes zu sehen, doch die bittere Enttäuschung, dass dem nicht so war, schien endlos für ihn zu sein. War schier zu groß um von diesem kleinen Körper getragen zu werden und momentan hegte ich nichts als den innigsten Wunsch, ihn einfach nur in die Arme zu nehmen.
 

Stumm standen wir uns nun gegenüber.

Wir Beide, die einst zusammen gehören sollten, waren nun doch so entfernt voneinander und langsam hob ich dem Saiyajin einen Hand entgegen.

Das Eis schien gebrochen zu sein und selbst wenn wir uns noch auf dünnen Pfaden bewegten, welche drohten unter unseren Füßen nachzugeben; gar zu schmelzen, so hätte unser neuer Anfang nicht schöner sein können.
 

„Gut, Vegeta...“, kam es abermals ehrlich über meine Lippen und neugierig sahen mich blaue Opale an.

„Ich hoffe es macht dir nichts aus, deinen Namen weiterhin so auszusprechen, wenn du nicht willst, das ich mir die Zunge breche.“

Wieder erklang sein ehrliches Lachen und in diesem Moment hätte ich die Welt umarmen können.

Bei Gott.

Wer hätte gedacht, das er einst so ein süßes Kind gewesen war?!?

Wieder sah ich auf den Saiyajin, der mir schon wieder eine ganz neue Seite von sich zeigte und einladend hob ich ihm erneut eine Hand entgegen.

„Magst du mit mir kommen, sodass ich dir erklären kann, wo du bist und was mit dir passiert ist?“

Sanft brachte ich diese Wörter über meine Lippen, denn genau sah ich ihm an der Nasenspitze an, dass dies momentan seine dringendsten Fragen waren.

Keine Hast und Eile versprühend, weil ich wusste, dass mich dies nicht weiter bringen und sich der Saiyajin nur so wieder von mir zurückziehen würde.

Langsam ließ Vegeta seine Verteidigung sinken und sah mich aus großen Augen an.

Immer noch lag eine gewisse Skepsis hinter seinem Blick, die wohl nie ganz verschwinden würde, doch langsam schien er abzuwägen.

Schien für sich seinen Standpunkt auszumachen und wieder sah ich jenen einen schmerzerfüllten Ausdruck, als mir Vegeta kurz wieder in die Augen sah.

Doch augenblicklich durchbrach ein Magenknurren die Stille und beschämt hielt sich der Kleine eine Hand auf den Bauch, als ich auch schon in ein haltloses Lachen ausbrach.

Ich wollte nicht über ihn lachen, bei weitem nicht, doch es erinnerte mich zu sehr an eben jene Situationen, die ich mit seinem älteren Ich erlebt hatte.

Jene Momente, die mich Schmunzeln und den Saiyajin no Ouji mit ganz neuen Augen sehen ließen.

„Wenn du mit mir kommst gibt’s auch was zu Essen, versprochen.“, versuchte ich es erneut und wieder betrachtete mich jener verzweifelte Blick, der mich innerlich doch so schmerzen ließ.

So eine Verwirrung bei einem Kind zu sehen, gar solch Misstrauen und Argwohn war einfach nur grausam, doch ließ ich meine Emotionen in den Tiefen meiner Seele ruhen.

Diese Gedanken hatten auch noch später Zeit, jetzt galt es erstmals mir Vegetas Vertrauen zu gewinnen.
 

Zögerlich schritt der Saiyajin nun auf mich zu, ging vorsichtig einen Schritt vor den Anderen und ließ mich dabei dennoch nicht aus den Augen.

Er schien mich zu mustern, gar richtig einschätzen zu wollen und stumm ließ ich Vegetas Vorsichtsmaßnahme über mich ergehen – wohl wissend, dass es für ihn mehr als nur verständlich war.

Schon früh hatte ich begriffen, dass dieses Verhalten zum reinem Schutze seiner Selbst zollte und wieder erinnerte ich mich zurück an – damals.

Zu dem Beginn unserer Geschichte, als mich der Saiyajin stumm musterte, perfide aus dem Weg ging, nur um sich ein Bild von mir zu machen.

Aber nicht völlig auf Abstand ging.

Wieder huschte ein Lächeln über meine Lippen, als Vegeta näher an mich herangetreten war und uns nun fast nur noch ein paar Schritte voneinander trennten. 

Er war nun so nah, dass er meine Hand spielerisch greifen konnte, doch dennoch hielt ihn irgend etwas davon ab.

Ich ließ ihm alle Zeit der Welt und fing an erneut den kleinen Körper vor mir zu mustern.

Immer noch trug Vegeta die Kleidung seines Sohnes, welche nun, im Licht des neuen Tages, so ungewohnt an ihm aussah, dass es mich sofort mit einer weiteren Eingebung begrüßte..

`Vielleicht ...war das ja sogar machbar´, kam es mir in den Sinn, aber nun musste ich diesen Gedanken erneut auf später verwerfen. 

Momentan war es nicht erforderlich, auch wenn Vegeta im Laufe der Zeit die menschliche Kleidung akzeptiert hatte. Es gab immer noch manche Tage, an denen er einfach in seine schwarze Shaironenkleidung schlüpfte, welche der Alltagskleidung seines Volkes entsprach und so vielseitig mit etwas Accessoires aufgewertet werden konnte.

Ich lächelte, als mich die Erinnerung zu übermannen schien und wieder folgte dem ein skeptischer Blick.

„Nun komm schon, ich beiße schon nicht.“, brachte ich abermals lachend hervor und wieder wurde der Abstand zwischen uns kleiner.

Voller Zuversicht sah ich dem kleinen Jungen in die Augen.

Wenn dieser eine Schritt geschafft war, würde alles Andere ein Leichter sein. 

Diese eine Hürde...

Diese eine Hürde galt es zu überwinden und unser weiterer Weg würde vorgeschrieben sein.
 

Wieder wurde der Abstand zwischen uns immer kleiner und zufrieden legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. 

Bald...

Bald hatte ich es geschafft und die Belohnung, die sich nun daraus schloss, würde eine Große sein.

Doch gerade in dem Moment, als sich eine kleine Hand in meine legen wollte, wurde die Zimmertüre mit einem heftigen Ruck aufgestoßen und ließ jegliche Harmonie sofort entweichen.

Dieses Etwas, was sich kläglich seinen Einzug gewonnen hatte, schien nun mit einem Mal zu schwinden und für immer verloren.

Denn ich sah es in Vegetas Augen.

Ich sah jenen Vertrauensbruch so schmerzlich aufflackern, noch ehe er richtig fruchten konnte, als der kleine Saiyajin no Ouji verwirrt den Kopf zur Tür wandte und eben jene Person erblickte, die es wahrlich und getrieben von Sorge, nur gut gemeint hatte.

Eben jenen Person, die dem Prinzen in seinen Augen verraten hatte und mit dieser einen Erkenntnis, die so haltlos in Vegeta zu wachsen schien, kam die Angst.

Kam zurück mit all ihrer Macht, die sie besaß und ich wusste schon jetzt, dass mein weiterer Weg, kein Leichter sein würde.
 

Jedenfalls nicht so.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SaiyajinVeturi
2014-10-01T13:24:23+00:00 01.10.2014 15:24
Oha....hört ja schon wieder sehr spannend auf....da kann man ja nur fieberhaft auf dem Stuhl rumrutschen und auf die Fortsetzung warten!!!
LG Veturi


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