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Der Weg des Kriegers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey meine Lieben :))
Aaalso kurzes Vorwort zu diesem Kapitel :
Natürlich haben wir nicht das Letzte von Bakura gehört! Was hat unser raffinierter, rachsüchtiger Lieblingsgegenspieler geplant.
Ich hoffe ich kann mit diesem Kapitel ein bisschen tiefer in sein Innenleben eintauchen.
Ich persönlich liebe den Dieb, denn da seine Psyche so unglaublich vielschichtig ist, macht es Spaß, zu versuchen, in ihn einzutauchen und ihn zu plakatieren.
Ich hoffe, dass ich dieser Aufgabe gerecht geworden bin :)

Wie immer: Kritik und Anmerkungen sind herzlichst willkommen! <3
LG
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Revolution

Revolution
 

Bakura nahm einen kräftigen Schluck aus dem Wasserschlauch, den man ihm gereicht hatte.

Ein wohliges Seufzen entfuhr ihm, als der schale Geschmack sich in seinem Mund ausbreitete.

Die lauwarme Flüssigkeit rann seine Kehle hinab,während einige, zarte Tropfen von seinen Lippen perlten und ihm über das Kinn floßen.

Gierig schoss seine Zunge aus dem Mund, um ja keinen Tropfen des lebensspendenen Getränkes zu vergeuden.

Seine, von der Hitze, aufgesprungenen Lippen brannten, als das Geschmacksorgan sie berührten.

Er blickte missmutig auf das Gefäß in seinen Händen.

Der halbvolle Behälter, den er für gewöhnlich an seinem Gurt trug, war das wertvollste, was ihm gegenwärtig handhabend war.

Doch diesen Umstand, plante er zu ändern.

Schon bald, würde er dem Ziel, dass er sich gesetzt hatte, einen Schritt näher gekommen sein.

Vorausgesetzt, sein Plan würde aufgehen.

Und vorausgesetzt, sie würden jemals ihren Anlaufpunkt erreichen.

Genervt drehte er sich um, die schmale Gruppe Menschen suchend, die hinter ihm zurückgeblieben war.

"Wo bleibt Ihr denn?", fragte er ungeduldig und fletschte die Zähne.

Der Adressat seiner Frage, legte sein verschmitztes Grinsen auf, als er sich, mit einem seidenen Taschentuch, den Schweiß von der Stirn tupfte.

Sein schweres, dunkelviolettes Gewand wehte ihm um den Körper, als ein trockener Windzug sie passierte.

"Geduld, ist eine Tugend, mein lieber Bakura. ", tadelte er ihn kopfschüttelnd und trat von den übrigen Mitgliedern ihrer Reisegruppe, Rishid, seine rechte Hand und zwei schlichten Tempeldienern, zurück.

Ein Kichern entfuhr ihm, als er Bakura musterte.

"Du hast da noch einen Tropfen. ", stellte er fest und hob eine Hand.

Das Gesicht des Diebes brannte wie Feuer, wo seine schlanken Finger das nackte Fleisch berührten und sein Daumen, hauchzart, über das Kinn strich.

Er versuchte, sein Unwohlsein zu überspielen, indem er vermied, seinen Gegenüber anzusehen, doch er befürchtete, dass der Blonde ihm ohnehin besser zu lesen vermochte, als ein Buch.

Zu allem Überfluss, dachte der Grabwächter nicht daran, es mit dieser Aktion gut sein zu lassen.

Er fixierte, mit seinen violetten Augen, Bakuras Mund und leckte, den schmalen Tropfen Wasser, provozierend, von seinem Finger.

Der Dieb schluckte angestrengt und drehte ihm ruckartig den Rücken zu.

"W- wir sollten weitergehen! Wenn wir das Ziel zu spät erreichen, werden wir die Nacht dort verbringen müssen. "

"Wäre das denn so tragisch? Wir könnten uns ein Zimmer teilen."

Selbst, wenn er sein Gesicht nicht mehr sah, vermochte Bakura es, sein schiefes Grinsen zu hören.

"Hört auf und bewegt Euch endlich!", zischte er ihm als Antwort entgegen und setzte seinen Weg fort.

Eher würde er sterben, als freiwillig das Bett mit diesem Manipulator zu teilen, doch fühlte sich sein Magen mit einem Mal flau an.

Bakura schob es auf die Tatsache, dass er seit den frühen Morgenstunden nichts festes mehr zu sich genommen hatte.

Sein "Meister" kicherte ein letztes Mal vergnügt, ließ, seine Aufmüpfigkeit, aber unkommentiert.

Sein Inneres schrie laut auf.

Wenn er diesen Einfallspinsel nicht brauchen würde, um ihm die Türen, die es zu öffnen galt, zu öffnen, wäre er schon längst über alle Berge verschwunden.

Als er eine Ecke passierte, fand er sich auf dem Marktplatz wieder.

Der Palast, dass Ziel das sie seit vielen Stunden anstrebten, warf seinen mächtigen Schatten auf die Menschen, die hier ihrem Treiben nachgingen.

Er hielt einen Moment inne und erlaubte sich, das prächtige Gebäude zu bewundern.

Er spürte das gewohnte Kribbeln in seinen Fingerspitzen, während die Vorfreude sich in ihm auszubreiten begann.

Bald.

Sehr bald.

Je näher die Mauern rückten, desto mehr kam er ins Grübeln.

Was, wenn er hier nicht fündig werden würde?

Was, wenn die Person, deren Präsenz er hier zu finden erhoffte, schon lange nicht mehr hinter diesen Mauern beherbergt würde?

Immerhin war es nun schon gut eine Woche her, dass er seinen Verdacht bestätigt sehen wollte.

Er konnte nicht absolut sicher sein, dass der Grund seines Besuches hier, noch immer zugegen war.

Er baute darauf, bald eine Antwort zu erhalten.

Der Dieb sandte seinen Blick in den Himmel.

>Wenn es euch Mistkerle doch geben sollte, wagt es nicht, mir dazwischen zu funken!<

Die Köpfe der Händler und Käufer drehten sich zu ihnen, als ihre Gruppe die zahlreichen Stände passierte.

Er sah, die Männer ihre Häupter ehrfürchtig auf den Boden senken und die Frauen, steckten die Köpfe zusammen, während sie hinter erhobenen Handrücken kicherten.

Ihre Augen waren auf den gutaussehenden Grabwächter gerichtet, der am Kragen seiner Kluft zupfte, um sie zu lüften.

Der weißhaarige, junge Mann beobachtete die Szenerie angeekelt.

Das Weibsvolk gackerte Marik an, als handelte es sich um den Lichtgott persönlich.

Er ballte seine Fäuste, eine Welle des Zorns unbekannter Herkunft in ihm aufkeimend und legte den Abstand zurück, den er zwischen sich und den Anderen aufgebaut hatte.

Rishid musterte ihn aufmerksam, funkelte ihn böse an, als er Mariks Arm zu fassen bekam und begann, daran zu reißen.

Der Grabwächter protestierte wild, wirkte im Allgemeinen ziemlich überrascht.

"Bakura! Was tust du da?", verlangte er zu wissen.

"Ich beschleunige unseren Weg, verhindere, dass diese Frauen bei Eurem Anblick zu sabbern beginnen und Ärger mit ihren Männern bekommen.", blaffte er zurück, seinen Griff um Mariks Arm verstärkend.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Rishid die Verfolgung aufnahm, doch es kümmerte ihn nicht.

Er fürchtete den großgewachsenen Mann mit dem Gesichtstatoo nicht.

"Was ist denn nur in dich gefahren? "

Obwohl der Tonfall des Blonden amüsiert klang, lauerte ein verunsicherter Klang in seinen Worten.

Hinter einer Gasse, in die er sie beide manövriert hatte, kam er zum Stehen.

Täuschte er sich, oder hatte er es tatsächlich geschafft, die blonde Nervensäge zu ubertölpeln?

"Erklärst du mir jetzt endlich, was gerade vor sich ging?"

Bakura schwieg und lugte hinter der Ecke hervor.

Die Zivilisten hatten ihre Tätigkeiten wieder aufgenommen.

"Nichts. Ich bin es nur leid, dass Ihr trödelt. Ich wollte verhindern, dass Ihr durch den Pöbel noch länger aufgehalten werdet. "

Marik zog seine Augenbrauen nach oben und legte seine Stirn in Falten.

Er musterte ihn ausgiebig.

Sie schwiegen einen Augenblick.

Mariks Blick wanderte zwischen dem Dieb und dem Marktplatz, den sie übereilt hinter sich gelassen hatten.

Ohne Zweifel, musste er auch Rishid entdeckt haben, doch wenn dem so war, ließ er es sich nicht anmerken.

Dann verwandelte sich seine fragende Miene, als er ein junges Mädchen bemerkte, dass an der Gasse vorbeilief und errötete, als sie ihn sah.

Mit Mühe und Not, schaffte sie es den Korb, den sie umklammert hielt, nicht aus ihrem Griff fallen zu lassen.

Seine strahlend weißen Zähne, kamen zum Vorschein.

Der Dieb verschränkte seine Arme schützend vor der Brust, wie immer völlig überwältigt von diesen unerwarteten Ausbrüchen.

Er atmete durch seine Nase, versuchte seine Aufregung als Hitzeausbruch zu überspielen.

"Jetzt verstehe ich.", grinste Marik zufrieden.

"Und was bitte?"

Hatte er vor einigen Sekunden noch Überlegenheit verspürt, musste er sich jetzt zusammenreißen, seinen nervösen Ticks nicht stattzugeben.

"Nun mein Lieber, ich versichere dir, dass du keinen Grund hast, eifersüchtig zu sein. Wenn du bei mir bist, habe ich ohnehin nur Augen für dich. "

Sein Gegenüber zwinkerte anzüglich und der Dieb hielt die Luft an. Ein Kloß blieb ihm im Hals stecken, doch er schaffte es eine Antwort auszustoßen.

"Pff. Bildet Euch bloß nichts ein. Ich bin ohnehin nur mitgekommen um zu sehen wie unser "glorreicher" König, Euch dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischt. Und behaltet Eure aufdringlichen Augen bei Euch!"

Doch wenn der Grabwächter sich eingeschüchtert fühlte, so zeigte er es nicht.

Er schüttelte lediglich sein Haupt und fuhr sich mit einer Hand durch die schweißnassen Haare.

"Du bist mitgekommen, weil ich es verlangt habe. "

Bakura sah, wie er einen Schritt auf ihn zu machte.

"Weil wir Etwas gemein haben. ", setzte er fort.

Der Dieb lachte ihm höhnisch ins Gesicht.

"Macht Euch nicht lächerlich! Was könnten wir gemeinsam haben?"

"Genau wie du, habe ich mein Eigentum gern in meiner Nähe und mag es nicht, wenn Andere es anstarren. "

Ein eiskalter Schauer lief Bakura über den Rücken und er musste an sich halten, nicht zu taumeln.

Seine Gedanken, waren in tiefstes Chaos gestürzt worden. Es war wenig hilfreich, dass sein Begleiter diesen selbstsicheren Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.

Sein Herz schlug schnell, sein Blut kochte vor Wut, vor Erregung, aber vor allem aus Scham.

Er schämte sich für sich selbst.

Normalerweise hatte er sich unter Kontrolle, hatte all jene Gefühle, die sich in der Vergangenheit als wertlos erwiesen hatten,tief vergraben in einem Loch, dass er mit Hass und Zorn angereichert hatte, auf das diese Schwäche nie wieder ans Licht gelangen sollte.

Doch mit jedem Zusammentreffen, war es, als würde jemand dieses Grab öffnen, um an das Verborgene zu gelangen.

Er hasste dieses Gefühl, er wollte die Vergangenheit mit niemanden teilen, nicht einmal mit sich selbst.

Beinahe hätte er gelacht, hatte er selbst doch seit frühesten kindertagen Gräber geplündert und was verborgen lag, ans Licht geholt.

Es hatte ihn Jahre gekostet, seine schwache Seite loszuwerden und er dachte nicht daran, sich mit ihr auseinander zu setzen.

"Ihr sagtet damals, ich wäre nicht Euer Sklave. ", stellte er, scheinbar gleichgültig, fest.

Dieser Marik und sein selbstgefälliges Grinsen, konnten nach dem heutigen Tag tot umfallen, soweit es ihn betraf.

"Und es ist die Wahrheit. ",erklärte der Blonde geduldig.

Der Dieb glaubte, ein hinterlistiges Zischen, wie bei einer Schlange zu vernehmen.

"Dennoch gehörst du mir."

Seine Aussage klang nicht, als würde er ihm drohen, eher wie ein Tadel, den man an ein Kind richtete, dass eine Spielregel missverstanden hatte.

Ein Versprechen, womöglich.

Bakura schluckte hart, brachte es aber fertig den Blickkontakt aufrecht zu halten.

"Du weißt, dass ich Recht habe."

Beinahe schon stolz, verzog er keine Miene, ganz gleich, wie sehr er seinem Gegenüber eine verpassen wollte.

Niemand besaß ihn.

Niemand würde ihn jemals besitzen.

Einen König besaß man nicht.

Offensichtlich hochgradig amüsiert, trat Marik von ihm zurück und rief nach Rishid und ihren anderen Begleitern.

Wenig später stießen diese zu ihnen.

Als sie ihren Weg fortsetzten, spürte der Dieb Rishids bösartigen Blick auf sich ruhen.

Doch wenn die rechte Hand etwas zu sagen hatte, ließ er es.

Schließlich würde er niemals einen Befehl ausführen, den sein Meister ihm nicht erteilt hatte.

Angewidert spuckte Bakura auf den Boden.

Niemals würde er es zulassen, so zu werden.
 

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie die Palastmauern, wo man sich nach ihren Namen und dem Grund ihres Eintreffens erkundigte.

Die Wachen machten überraschte Gesichter, als sie erfuhren, wer den Pharao zu sehen verlangte.

Sie wurden hereingebeten und die Anspannung Des Diebes wuchs.

Er hatte niemals damit gerechnet, bis hier her vorzudringen. Hatte immer gedacht, dass seine Rache sich außerhalb dieser Mauern ereignen würde.

Auf dem Schlachtfeld, oder in einer dunklen Seitengasse.

Das der Palast einmal Teil seines Ziels sein würde, schien ihm immer weit hergeholt.

Blutrünstige Vorfreude überkam ihn, als er die Gänge entlang lief. Er kam nicht umhin sich vorzustellen, wie sein Erzfeind diesen Weg schon etliche Male gegangen war, während er sich den Kopf zerbrach, wie er seiner Regentschaft noch mehr Finsternis einflößen konnte.

Er begutachtete die wertvollen Zeichnungen, die vergoldeten Torbögen.

Ja, schon bald, würde er endlich bekommen, was er verdiente.

Doch zunächst, musste er sich von seiner Reisegruppe absetzen.

Die beiden Flügeltüren, auf die sie zugelaufen waren, wurden aufgerissen und ein Dutzend Männer strömte hinaus.

Hinter ihnen konnte er, in etwa fünfzig Schritten Entfernung, den goldenen Thron ausmachen, von dem aus der König Ägyptens seine Männer befehligte.

Doch jetzt, stand er leer.

Bakuras Augen musterten die Männer, die vor ihnen zum Stehen gekommen waren.

Einige trugen Speere, Andere Breitschwerter, die an ihren Seiten befestigt waren.

Sie begutachteten die Besucher aufmerksam, wie um sicherzustellen, dass keine Gefahr von ihnen ausging.

Die Gruppe teilte sich und wich in zwei Richtungen aus, als zwei Personen durch ihre Mitte traten.

Der hintere, ein junger kleingewachsener Mann mit großen Augen, die besorgt auf den Mann vor sich gerichtet waren.

Der Dieb rieb sich die Augen, für einen Moment besorgt, dass die sengende Sonne seinen Geist verbrüht hatte.

Die beiden Gestalten sahen einander so ähnlich, dass es sich um ein Trugbild handeln könnte.

Doch der strahlende Kopfschmuck, der das Haupt des Vorausgehenden bedeckte, sprach Bände.

Wenn er ehrlich war, hatte Bakura sich den Pharao anders vorgestellt.

Älter, vielleicht.

Der Mann vor ihm sag sogar noch jünger aus, als er selbst. Sein Gang war stark, aufrecht, stolz wie der eines Königs, doch die Ringe unter seinen Augen, glichen eher denen einer Küchenhilfe.

Hass stieg in ihm hoch, beim Anblick dieses Mannes und er vergönnte ihm jede Sekunde, in der er keinen Schlaf fand.

Zusammen mit der Abscheu, stiegen auch die Erinnerungen an seine Heimat.

Das Blutbad, die Schreie.

Alles, kurz nachdem sich die Kunde von der Krönung des Prinzen, herumgesprochen hatte.

Er presste seinen Kiefer fest zusammen und bohrte seine Fingernägel in das Fleisch seiner Hände.

Der Schmerz half ihm, kontrolliert zu handeln und nicht auf den König zuzustürmen, um ihn mit bloßen Händen zu erwürgen.

Er begnügte sich damit, sich in seinen Gedanken auszumalen, wie er die Kehle des Mannes zudrückte, bis das Leben aus seinen forschenden Augen gewichen war und sie in seinen Kopf zurück rollten.

Er konnte es kaum erwarten.

"Marik.", sprach der Gekrönte freundlich und riss ihn damit zurück in die Wirklichkeit.

Seine Stimme ließ ihn erschaudern, sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und Bakura wich zurück, aus Angst nicht in der Lage zu sein, den Anschein zu wahren.

"Mein Pharao. ", erwiderte der Angesprochene und legte zwei Finger an seine Brust, während er sich tief verneigte.

Der Dieb beobachtete ihren Austausch mit Adleraugen.

Er hatte erwartet, dass die Beiden sich kannten, doch sie gaben sich wie gute Bekannte, vielleicht sogar Freunde.

"Was verschafft mir die Ehre, eures Besuches? ", fragte der junge Prinz und es klang nicht im Mindesten, als würde der Besuch ihn stören.

Bakura spitze die Ohren, vielleicht konnte er auf diesem Weg schon selbst etwas in Erfahrung bringen.

Doch Marik sah sich zu seinen Begleitern um und durchkreuzte sein Vorhaben mit den folgenden Worten:

"Ich fürchte, dass ich darauf bestehen muss, Euch im Vertrauen zu sprechen. "

Sein Blick streifte den des Diebes und barg einen wissenden Ausdruck.

Der Dieb schluckte, ließ sich außerdem aber nichts anmerken.

Er fragte sich zum wiederholten Mal, wie viel der Grabwächter tatsächlich über ihn wusste.

Der Pharao zog eine Augenbraueüberrascht nach oben, nickte dann aber, sein Einverständnis gebend und drehte sich seinem kleineren Doppelgänger zu.

"Yuugi, sei so gut und kümmere dich in der Zwischenzeit um Mariks Begleiter. Sie werden hungrig sein. Und bitte sieh nach unserem Gast. "

Der letzte Teil seines Satzes, traf auf die hellhörigen Ohren des Diebes.

Er wusste, dass diese Aussage für ihn selbst, interessanter war, als die Aussicht auf etwas zu Essen.

Der Angesprochene nickte mit einem Lächeln und verneigte sich höflich vor dem Grabwächter und seinem Herren, in einer Geste des Abschieds.

Mit einem letzten, langen Blick auf ihn, drehte Marik sich um und folgte dem König in die entgegengesetzte Richtung.

Sechs Männer liefen ihnen nach, der Rest der königlichen Leibgarde, blieb an der Seite des kleineren Mannes.

In diesem Augenblick, setzte Bakura in seinem Kopf die Puzzleteile zusammen, dir zuvor ungelöst im Raum geschwebt hatten.

Der Doppelgänger des Königs war wichtig genug, ein halbes Dutzend Bewaffneter, mit seiner Sicherheit zu betrauen.

Offensichtlich war er dem König teuer.

Desweiteren, trug er nichts, außer einem Dolch an seinem Gürtel und das Zeichen des Königs auf seiner linken Brust.

Er musste sich einfach um die rechte Hand, des Herrschers handeln.

Wie, um seinen Verdacht zu bestätigen, sprach Rishid in diesem Moment zu dem jungen Adeligen.

"Eine Freude Euch wiederzusehen, Großwesir. "

Der Kleinere grinste bis über beide Ohren und erwiderte die Aussage, während er sie aufforderte, ihm zu folgen.

Die Gruppe setzte sich in Bewegung und Bakura hielt sich im Hintergrund, damit niemand seinen zufriedenen Gesichtsausdruck sehen konnte.

Den Großwesir hatte er also gefunden. Wenn er ihm jetzt auf den Versen blieb, würde er auch besagten "Gast" treffen.

Die Zeit verstrich, die Sonne setzte ihren Weg über den Horizont fort und obwohl er ungeduldig nach einer Gelegenheit suchte, sich abzusetzen, genoss er das Essen, das ihnen aufgetischt wurde.

"Ich würde Euch gerne noch etwas Wasser anbieten, doch sind die königlichen Becken beinahe bis auf den letzten Schluck geleert. ", entschuldigte sich der Mann namens Yuugi, während er einen Teller mit Essen füllte.

Seine Aktion wurde von Bakura genaustens beobachtet. Der Teller des Großwesirs war bereits vor wenigen Augenblicken vom Personal abgeräumt worden, was zu bedeuten hatte, dass er gesättigt war.

"Ich muss mich bei euch entschuldigen, doch möchte ich mich noch nach Jemanden erkundigen, bevor ich meine Pflichten wieder aufnehme. Euch steht es frei, den Garten aufzusuchen, oder einen Schluck Wein zu trinken, ehe Euer Herr zurückkehrt. "

Endlich!

Der junge Mann verabschiedete sich freundlich und setzte sich mit seiner Leibgarde in Bewegung.

Alsbald sie außer Sicht waren, sprang der Dieb auf, um ihnen zu folgen.

"Wo willst du hin?", fragte Rishids ungeheuerliche Stimme, die ihn an ein lauerndes Krokodil erinnerte.

"In den Garten. Ich werde hier nicht rumsitzen, bis unser feiner Herr entscheidet wieder aufzutauchen. ", keifte er genervt.

Dieser hohle Handlanger sollte ihn in Ruhe lassen, sonst würde der Abstand zum Großwesir zu groß.

Also machte er sich, ohne Rishid Zeit zum erwidern zu geben, auf den Weg.

Seine Fähigkeiten als Dieb machten sich nützlich, als er die Verfolgung aufnahm.

Gekonnt, versteckte er sich in den Schatten, ohne Aufsehen zu erregen. Er konnte keine Zeugen gebrauchen.

Sie gaben ihn Zuflucht, waren sie doch sein zweites Zuhause geworden.

Der Weg war nicht weit, führte ihn aber in einen anderen Teil des Schlosses.

Es war nicht ganz einfach außer Sicht zu bleiben, bei all den Wachen, die hier positioniert waren, doch Bakura vertraute seinen Instinkten.

Augenmerklich befanden sich hier die dutzenden Schlafgemächer des Schlosses.

Vor einer Tür, auf der linken Seite des Ganges, kamen der Großwesir und seine Leute zum Stehen.

Geduldig beobachtete der Dieb, wie der Mann namens Yuugi, mit dem Teller voller Essen, das Zimmer betrat, die Wachen hinter sich lassend.

Er rieb sich den Kopf und sah sich um.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, in das Zimmer zu gelangen, ohne dabei an den Wachen vorbei zu müssen.

Angestrengt, dachte er nach.

Dann ein Geistesblitz.

Er öffnete leise die Tür des Raumes nebenan und schloss sie leise, als er sich in dessen Inneren befand.

Zufrieden stellte er fest, dass sich seine Annahme bestätigte.

Die Vorhänge am anderen Ende des Zimmers bargen einen Balkon.

Aufgeregt, betrat er diesen und staunte nicht schlecht über die Aussicht.

Eifersucht loderte in ihm.

Während er, all die Jahre ums Überleben gekämpft hatte, hatte der König diesen Ausblick genossen und auf seine Diener gespuckt.

Er schüttelte den Kopf. Er hatte andere Dinge zu tun.

Zunächst wollte er jetzt das Gespräch belauschen, dass im anderen Raum stattfand.

Er kletterte über das Geländer und schluckte einmal unsicher.

Die Konstruktion lag höher, als erwartet und zudem war der Abstand zwischen diesem und dem anderen Balkon, größer als gedacht.

Bakura holte einmal tief Luft und legte den Kopf in den Nacken, lockerte seine Muskeln.

Nichts, nicht einmal der Tod, würde ihn von seinem Vorhaben abbringen.

Entschlossen, lehnte er sich zurück um den Schwung auszunutzen und sprang.

Auf der Hälfte des Weges, spürte er die Schwerkraft an sich reißen.

Die Luft entfuhr seinen Lungen, als er gegen das angepeilte Geländer prallte, es mit beiden Armen umklammernd, während seine Beine über dem Abgrund baumelten.

Seine Muskeln schrien auf, als er die Arme anspannte und sich mit all seiner Kraft, nach oben zog.

Festen Boden unter den Füßen spürend, genehmigte er sich eine kurze Auszeit, um wieder zu Atem zu kommen.

Seine Pause wurde unterbrochen, als er die Stimmen aus dem Inneren des Zimmers vernahm.

"... vernünftig. Es ist zu gefährlich für Euch, ohne Schutz auf die Straßen zu gehen. Ihr habt zu viel Aufsehen erregt. "

Die Stimme des Großwesirs war ruhig, als würde er mit einem scheuen Tier sprechen.

Ein weibliches Seufzen war die Antwort und gespannt spitzte der Dieb die Ohren.

Dies war der entscheidende Augenblick.

"Ich verstehe, was Ihr sagen wollt. Und ich bin Euch dankbar, für Alles was Ihr getan habt, Großwesir. Ihr seid ein guter Mann. Doch ich kann nicht hier sein."

Bakuras Augen weiteten sich.

Ja.

Er kannte diese Stimme. Er hatte sich nicht getäuscht! Sie war es!

Das Mädchen namens Anzu.

"Kann ich Euch wirklich nicht davon überzeugen uns zu helfen? ", fragte der Mann namens Yuugi in einem traurigen Tonfall.

"Nein.", flüsterte das Mädchen zurück. "Selbst wenn ich Euch glauben könnte, wäre ich dazu nicht in der Lage... Nicht mit ihm."

Der Dieb fragte sich worüber sie sprachen und hoffte, dass der junge Mann bald gehen würde.

Er selbst, hatte noch genug mit dem Mädchen zu besprechen.

Ein tiefes Seufzen ging von dem Großwesir aus, als Schritte auf dem Boden erklungen, die sich entfernten.

"Also gut. Ich halte niemanden gegen seinen Willen fest. Obwohl es eine Schande ist..."

Das Geräusch der sich öffnenden Tür sollte das Ende der Konversation bedeuten, doch die Stimme des jungen Mannes erfüllte den Raum ein letztes Mal, ehe es still wurde.

"Ich möchte nur, dass Ihr wisst: Die Dinge sind nicht immer so, wie sie zu sein scheinen und Unwissen, Unnachgiebigkeit kann Euch den Blick für die Wahrheit entziehen. "

Der Dieb kicherte vergnügt, als er das Mädchen, in die Stille des Raumes, fluchen hörte.

Scheinbar war sie noch genauso hitzköpfig, wie bei ihrer ersten Begegnung.

"Wer ist da?", fragte sie gereizt.

Offensichtlich war er lauter gewesen als beabsichtigt.

Er hörte wie sie auf den Balkon zuging, doch er kam ihr zuvor und zog die Vorhänge beiseite.

"Begrüßt man etwa so einen Mitverdammten, Mädchen? ", grinste er sie an, während er sich an ihr Kennenlernen erinnerte.

Ihre himmelblauen Augen öffneten sich schockiert und ein überraschtes Japste entfuhr ihr.

Sie starrte ihn stumm an, als würde sie ihren Augen nicht trauen. Und auch er musterte sie neugierig.

Sie sah erschöpft aus, als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen und trug andere Kleidung, als beim letzten Mal. Ihre Gesichtsfarbe war rosiger und sie hatte etwas an Gewicht zugenommen, ihre Wangenknochen standen nicht mehr so hervor.

Ihre Unterlippe zierte eine kleine Narbe, an der Stelle, wo sie von dem Viehtreiber, in der Wüste, geschlagen worden war.

"Ba- Bakura? ", brachte sie ungläubig hervor.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und grinste gönnerhaft.

"Hast du jemand anders erwartet?", antwortete er überheblich.

Es amüsierte ihn, wie überfordert sie zu sein schien.

Unsicher machte sie einen Schritt auf ihn zu.

"Was... Wie?", lautete ihre Frage.

Eine Hand streckte sich ihm entgegen, hielt aber auf halber Strecke inne und zog sich zurück, als hätte sie Angst, gebissen zu werden.

"Der Kerl, der mich auf dem Markt gekauft hat, ist der Grabwächter des Pharao. ", begann er.

"Er ist hier um mit dem Mistkerl zu sprechen und ich dachte, ich könnte dir einen Besuch abstatten. "

Ein ungläubiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, während sie ihn anstarrte, als wäre er eine Halluzination.

"Woher...?"

"Ich habe einen seiner Briefe gelesen. Er schrieb von einem aufmüpfigen Mädchen, dass sich mit den Viehtreibern angelegt hat und in den Palast gebracht wurde. Ich dachte mir, dass kannst nur du sein."

Er verschwieg die Tatsache, dass er bis zum Schluss gebangt hatte, sich zu täuschen.

"Du hast einen Brief gelesen? "

Sie schüttelte zweifelnd den Ihr Haupt.

"Du bist nicht der einzige Unruhestifter. ", erklärte er arrogant.

"Offensichtlich. ", kommentierte sie fassungslos und lachte leise.

Sie gingen gemeinsam in ihr Zimmer und er pfiff sarkastisch, als er den Prunk zu sehen bekam, der hier zur Schau gestellt wurde.

"Das ist Un einiges luxuriöser, als dort wo ich unter gekommen bin. ", bemerkte er ironisch.

Ein abschätzendes Lachen entfuhr ihr.

"Ich versuche schon seit Tagen hier wegzukommen. "

Ihre flehenden Augen trafen auf ihn.

"Sag mir bitte, dass du mich von hier fortbringst. Ich halte es hier keinen Tag länger aus."

Ablehnung war in ihrer Stimme zu hören.

Ihr flehender Tonfall ließ ihn kalt, doch er riss sich zusammen. Immerhin brauchte er sie und musste deswegen in ihrer Gunst bleiben.

"Ja... So etwas in der Art, hatte ich erwartet. ", sagte er und ließ sich auf ein Polster sinken.

Sie schwiegen, denn er wartete darauf, dass sie fortfuhr.

Als nach einigen Minuten noch nichts von ihr kam, ergriff er jedoch wieder das Wort.

"Haben Sie dir etwas angetan?"

Anzu schüttelte den Kopf, mit einem traurigen Ausdruck auf den Gesichtszügen.

"Sie haben meine Wunden versorgt, mir zu essen gegeben... ", sie hielt inne, "... Aber ich verliere hier den Verstand. "

Sie begann auf ihrer Unterlippe zu kauen.

"Sie sind ganz anders, als ich es erwartet habe. Alle sind freundlich zu mir. Niemand rührt mich an und alle geben sich so verständnisvoll... Sogar er..."

Sie verzerrte ihr Gesicht verständnislos, wütend.

"Wer?", fragte er nach.

Es gefiel ihm nicht, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte.

"...Der Pharao. "

"Du hast ihn gesprochen? "

Sie erzählte ihm in kurzen, genauen Sätzen, wie der König an ihrer Seite war, als sie erwachte und von dem Ausgang ihrer letzten Begegnung.

Währenddessen verarbeitete er die Informationen die er von ihr erhielt.

Der Dieb konnte das schallende Lachen nicht zurück halten.

"Du hast den König geschlagen und hast noch immer deinen Kopf? "

Ihr Ausdruck verriet, dass sie nicht über diesen Fakt zu lachen vermochte.

"Ja. Verstehst du jetzt, was ich meine? Das Alles, es verwirrt mich. Warum sollte er das tun? Das ist gegen alles, was ich zu wissen dachte. Und der Großwesir redet unaufhörlich davon, dass sie die Sklaverei abschaffen wollen, das sie meine Hilfe gebrauchen können. Das ergibt doch keinerlei Sinn...", wieder schaute sie hilfesuchend zu ihm, "... Du musst mich hier rausholen, ehe ich gänzlich wahnsinnig werde. "

Der Dieb nickte, während er lauschte.

Er konnte ihrem Tonfall entnehmen, wie sehr sie sich wünschte, dass diese Geschichten der Wahrheit entsprachen, wie sehr sie gegen diesen Wunsch ankämpfte.

>Verdammtes Weibsvolk<, dachte er zornig, >viel zu leicht zu beeinflussen <

"Hier gehen Dinge vor sich...", flüsterte sie weiter, "... Etwas zwischen dem König und seinem Großwesir ist nicht normal. "

Interessiert ermutigte er sie fortzufahren, während er den Zorn über ihre Gutgläubigkeit hinunterschluckte.

Er brauchte sie.

"Manchmal, ist es, als würden sie miteinander sprechen, ohne den Mund zu öffnen. Sie sehen sich an und nicken, ziehen von dannen, Dinge zu erledigen, die niemals ausgemacht wurden..., selbst das Personal wispert davon, wenn es sich unbeobachtet fühlt... "

Bakura folgte ihren Erzählungen aufmerksam und nickte dann und wann.

Zufrieden, überkam ihn ein ruhiges Gefühl.

Er hatte bereits jetzt mehr jn Erfahrung gebracht, als er sich erhofft hatte. Sein Plan begann Form anzunehmen.

Doch dafür musste er das Mädchen nun zur Kooperation bewegen.

"Ich verstehe das einfach nicht ", wiederholte sie und stützte ihren Kopf auf die Hände.

Alles in ihm streubte sich, als er eine Hand hob und sie, bei dem Versuch mitfühlend zu wirken, auf ihren Rücken legte.

Körperkontakt hatte ihm noch nie sonderlich zugesagt.

Er gab ihnen beiden einen Moment der Stille, während er sich den nächsten Schritt überlegte und die neu erlangten Informationen verarbeitete.

Er suchte nach den idealen Worten um sie in sein Vorhaben einzuweihen.

"Ich verstehe, was du meinst. Aber nach allem, was ich gerade gehört habe, denke ich du übersiehst die Gelegenheit, die dir hier geboten wird.", begann er schließlich, eine ungefähre Vorstellung davon habend, wie er vorgehen musste.

Der Weißhaarige wartete, bis er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war,ehe er fort fuhr.

Er lehnte sich weit nach vorne und fixierte sie an Ort und Stelle.

"Du bist in unmittelbarer Nähe des Pharao und sie betteln förmlich darum, dich in ihren Kreis aufzunehmen. "

Das Mädchen sah in unzugänglich an, doch er konnte erkennen, wie es in ihr arbeitete.

Das Interesse spiegelte sich in ihren Augen.

"Was wäre, wenn du auf ihre Wünsche eingehen würdest? Wenn du zuließest, dass sie dir ihr Vertrauen schenken? Du ihre Schwachstellen herausfindest, herausfindest, wie man ihnen entgegen treten kann. Uns einen Ausgleich verschaffst, die unerfreuliche Situation in etwas verwandelst, dass uns einem kleinen Vorteil verschaffen kann...?"

Sein Gegenüber blinzelte erschrocken.

"Du meinst..."

"Revolution. ", beendete er ihren Satz.

"Das ist Wahnsinn! ", rief sie und bedeckte ihren Mund umgehend mit beiden Händen.

Nervös sah sie sich um.

"Die sprichst wirr.", flüsterte sie, "... Wir sind ganz allein. Und du beabsichtigst, gegen das gesamte Königshaus zu rebellieren . Wenn wir erwischt werden..."

"... droht uns der Tod, das ist mir bewusst. Doch es wäre nicht umsonst. Es wäre für den Versuch etwas zu ändern. ", appellierte er an ihren Gerechtigkeitssinn.

Bakura versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen. Das gesamte Gelingen seines Plans, hing von diesen Augenblicken ab.

"Verstehst du nicht, du hast die Möglichkeit unseren Brüdern und Schwestern eine Chance auf Freiheit zu schenken. Denk doch an die ganzen leidenden Menschen, die unter seinem Joch leben. Denk an die Leute, die uns in der Wüste begleitet haben, die eingepferchten Massen auf dem Sklavenmarkt. Die Hälfte dieser Menschen ist vermutlich nicht einmal mehr am Leben. Du hast die Gelegenheit, jenen zu helfen, die nicht mit einem blauen Auge davon gekommen sind, wie du und ich."

Ihre gesamte Aufmerksamkeit lag bei ihm, denn er konnte sehen, wie sie gebannt an seinen Lippen hing, während sie seine Idee abwog.

"Was stellst du dir vor?"

Das vorsichtige Interesse war unüberhörbar.

"Du freundest dich mit ihnen an, bringst ihre Schwächen ans Licht und informierst mich darüber. Den Rest nehme ich, außerhalb der Mauern, in die Hand."

Ihr Gesicht zeigte noch immer Unsicherheit. Es galt, sie schnell und vollends zu überzeugen, doch konnte er nicht riskieren sie zu sehr zu bedrängen, oder ihr Misstrauen zu erwecken.

Zwar war sie eine Unruhestifterin, doch würde sie wirklich dieses Risiko eingehen und ihre eigene Haut in Gefahr bringen, einzig aus dem Grund wehrlosen Mitmenschen zu helfen?

Ihm selbst, waren die Anderen so egal, wie der Dreck der unter seinen Füßen klebte, doch Idealismus, das Gefühl gebraucht zu werden, war unumgänglich, wenn man versuchte sich Verbündete zu schaffen.

Der Dieb ergriff ihre Hände.

Wenn er es jetzt richtig anstellte, war er der Erfüllung seiner Rache einen gewaltigen Schritt näher gekommen.

"Du hast Angst, das verstehe ich. Aber du wärst nicht allein. "

"Ich habe keine Angst.", sagte sie wie selbstverständlich.

Er verkniff sich das böse Grinsen, dass seinen Mund in die Breite ziehen wollte, doch der wilde, blutrünstige Teil seiner Persönlichkeit, freute sich einfach zu sehr.

Er hatte schon immer gewusst, wie er bekam, was er wollte.

Das Mädchen sah sich nachdenklich im Raum um, schien sich den Kopf über etwas zu zerbrechen, ihr Ausdruck unlesbar.

"Angenommen, dein Plan geht auf, angenommen, wir sind erfolgreich, was geschieht dann mit dem Pharao und seinen Dienern? "

"Tod.", sagte er automatisch.

Es war die einzige Antwort, die er sich auf diese Frage vorstellen konnte.

Unzufrieden beobachtete er, wie sie ihm ihre Hände entzog.

"Nein.", sprach sie fest entschlossen und schüttelte energisch den Kopf.

"Das Blutvergießen muss endlich ein Ende haben." fügte sie resolut hinzu und sah ihn dabei bestimmt an.

Am liebsten hätte Bakura ihr ins Gesicht gelacht, doch er hielt sich zurück.

Sie war ein Werkzeug.

Und ein Werkzeug, funktionierte nur dann, wenn man es einzusetzen wusste.

Eine Hand fuhr ihm durch die Haare und er setzte einen beschämten Gesichtsausdruck auf.

"Verzeih. Wut sprach aus mir. Aber du hast Recht. Wir werden uns die Freiheit nicht mit Blut erkaufen. "

Misstrauisch musterte sie ihn, die Augen wachsam, entschlossen.

"Niemand wird verletzt? ", wiederholte sie.

Ihre Moral war so ausgeprägt, dass es schon beinahe lächerlich war. Menschen mit starken Prinzipien wie sie, einem Glauben an das Gute in der Welt, mit Vertrauen, waren leicht zu manipulieren.

"Ich schwöre es, bei Allem, was mir heilig ist.", gelobte er feierlich, achtete aber darauf, nicht zu dick aufzutragen.

Anzu behielt ihn im Auge, als wollte sie sich selbst davon überzeugen, dass er die Wahrheit sprach.

Achtsam erwiderte er ihren Blick, jede seiner Bewegungen genau abwiegend.

Er wusste, dass sie nicht dumm war.

Nur hatten ihre Ideale keine Chance gegen Jemanden, dem nichts mehr heilig war.

Ein vertrauensvollen Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie ihm ihre Antwort gab.

"Als gut.", erklärte sie und nickte geistesabwesend, wie, um sich selbst vollends zu überzeugen.

Er jubelte laut in seinem Inneren.

"Du tust das Richtige.", versicherte er ihr.

Das Mädchen zuckte mit den Schultern und er ergriff die Gelegenheit seine Planung weiter auszuführen.

Der Plan hatte inzwischen schärfere Formen angenommen, doch behielt er sich die Möglichkeit bei, ihn unter Umständen zu ändern.

"Wir treffen uns in sieben Tagen auf dem Marktplatz. Mein Käufer schickt mich des öfteren auf Botengänge in die Stadt und sobald du dir das Vertrauen der Palastbewohner erschlichen hast, verfügst du gewiss über die Freiheit den Markt zu besuchen."

"Zu welcher Stunde gedachtest du dich zu treffen? "

"Zur Mittagszeit, wenn der Betrieb am intensivsten ist. Es wird kaum auffallen, wenn sich dort zwei Menschen unterhalten. "

Anzu gab ihre Zustimmung, doch etwas an ihr verriet, dass sie noch immer zweifelte.

"Sorg dich nicht. Verhalte dich einfach ganz normal und vermeide es den König zu schlagen. ", scherzte er.

Unbeeindruckt schüttelte sie das Haupt.

"Das ist es nicht.", seufzte sie.

"Ich befürchte, dass in diesen Mauern Dinge mit mir geschehen könnten. Was ist, wenn ich mich verändere? Der König hat nicht ohne Grund so viele Anhänger, was ist wenn, er so überzeugend ist?"

Der Dieb rümpfte die Nase.

Närrisches Weibsvolk.

Langsam war er es leid, Interesse zu heucheln.

"Hör mir zu, Mädchen. ", begann er und neckte sie mit dem Spitznamen, den sie so hasste.

"Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht länger, dann hole ich dich hier raus und wir finden einen anderen Weg. Außerdem kennst du die Wahrheit. "

Er zwang sich ein freundliches Lächeln ab.

Solange sie Vertrauen in ihn hatte und ihn einen Freund nannte, würde er sich ihrer Hingabe sicher sein können.

Diesen Umstand galt es zu bewahren.

Er kannte Menschen wie sie.

Scheinbar ruhiger, erwiderte sie sein Lächeln.

"Danke."

Sie blieben noch eine Weile sitzen und redeten mit einander. Sie fragte nach seinen Erlebnissen, seit ihrer Trennung und er erzählte von seinen Botengängen, ließ dabei aber den Effekt, den sein Meister über ihn hatte, aus.

Sie beobachtete ihn aufmerksam während er sprach, teilte ihm ihre Ansichten mit und er musste sich eingestehen, dass es angenehm war sich mit ihr auszutauschen.

Als er sich zu fortgeschrittener Stunde auf den Rückweg machte, um keine Aufmerksamkeit zu erzeugen, die seinen Plan in Gefahr bringen konnte, verließ er ihr Zimmer mit einem Gefühl des Missmutes.

Unter anderen Umständen, in einer anderen Zeit, einem anderen Leben, hätten sie vielleicht Freunde sein können.

Er schüttelte diesen Gedanken ab.

Es nutzte nichts, über das Womöglich nachzudenken.

Diese Welt war, genau wie er, ein Ergebnis von Gier und Grausamkeit.

Es gab keinen Platz für Träumereien.

Er konnte erst Frieden finden, wenn er dem Mann, der ihm Alles genommen hatte, diesen Gefallen erwidert hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo... Ich hoffe es hat euch gefallen :)
Das nächste Kapitel ist in Arbeit :))))
An dieser Stelle möchte ich nur einmal klarstellen, dass ich nicht vorhabe Anzu als dumm oder leichtgläubig darzustellen.
Sie ist einfach am Anfang einer charakterlichen Entwicklung und ich möchte sie so menschlich darstellen, wie irgend möglich :)
Daaaaanke für eure Unterstützung und euer Interesse :)) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-12-08T00:11:40+00:00 08.12.2015 01:11
Omg
Das wird immer spannender
Ich kann es kaum abwarten wie es weiter geht Besonders wie sie alle reagiere. Wenn anzu doch zustimmt und wie sie sich einbringt
Ich liebe diese fanfic
Mach weiter so 😘😍
Antwort von:  sennen_item
08.12.2015 12:43
Oha du bist so nett :)
Tausend Dank :)))


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