𝓅𝓇𝑜𝓁𝑜𝑔.
Die Sonne hatte den östlichen Teil der Berge noch lange nicht überschritten, sodass dieser in ein blaugraues Licht getaucht war. Das Wasser des großen Flusses und der vielen Bäche und Seen glitzerte beschaulich und ließ keinen Anschein daran, dass hier ein tausendjähriger Krieg zwischen alten und neuen Rivalitäten stattfand.
Der blutgetränkte, schwarze Mantel wehte gleichzeitig mit dem zischenden Wind, als die Gestalt von ihrer Position auf zur anderen riesigen Statue sah. Durch die große Kapuze waren seine Augen undefinierbar, doch die geballte Faust und die gespannten Schultern verrieten die Wut, die durch die Adern des jungen Mannes floss und sich langsam mit dem Blut vermischte, bis nur noch der zornige Schrei im Tal zu hören war und der Man somit seine Ankunft und den Hunger nach Vergeltung ankündigte...
𝓓ie ersten Sonnenstrahlen legten sich wie eine wärmende Decke über die kühle Morgenluft und einige Dorfbewohner waren wie auch an den vergangenen Tagen außergewöhnlich früh auf den Beinen, die großen Beschädigungen und Verluste, die der Krieg mit sich brachte mussten unverzüglich in Ordnung gebracht werden. Und so taten viele sich zusammen um so schnell wie möglich Erfolge zu erzielen.
Zur gleichen Zeit umklammerten zitternde Hände das blutige Skalpell als die junge Frau auf den OP Tisch und somit runter zu der liegenden Person sah, ihre Augen groß und die Pupillen geweitet vor purer Panik. Ihre Schläfen pochten durchdringend, so das die an schleichenden Kopfschmerzen mit einem bloßen, aufgeregten Pulsschlag kamen.
„Haruno-san, ist alles in Ordnung? Möchten sie vielleicht abbrechen?“, die sachte Stimme des Arzthelfers weckte sie aus ihrer Bewegungslosigkeit und erinnerte sie abermals daran, dass sie jetzt nicht aufgeben konnte. Dies war ihre letzte Prüfung, bevor sie als anerkannte Medic-Nin gelten würde, da musste alles getan werden um keine Hilfe vom Arzthelfer neben ihr zu bitten, denn das hieß automatisch durchzufallen.
„Nein, ich habe alles unter Kontrolle, vielen dank.“, meinte Sakura hastig und vor Konzentration zusammengezogenen Augenbrauen. Sie war nicht unerfahren, dass was der jungen Frau ohne eingebildet zu klingen klar. Doch das hieß nicht, dass sie keinen Stress spüren würde. Die Sache mit der Aufnahmeprüfung und dass dies hier ihr letzter Test sein würde, stimmte ihre zerstreute Laune nicht gerade milder.
Der saubere Schnitt an der rechten Brusthälfte offenbarte das komplizierte innere, doch alles was ihre Augen sahen, war die dunkele Röte, umrahmt von Blutgefäßen und dem vielen Fleisch. Sie konnte das metallartige Giftmesser nicht sichten und geriet langsam in schiere Panik. Es konnte kaum weiteres Gewebe durchtrennt werden, denn die innere Blutung schien langsam aus dem sauberen Schnitt mit einem gefährlich pumpenden Rückmus zu fließen.
„Scheiße“, kam es fluchend aus dem Mund der jungen Frau und sie legte das Skalpell laut auf das Tablett mit all den restlichen OP Werkzeugen. Sie ballte ihre zitternden Hände zu Fäusten um diese somit zu beruhigen, ein letztes mal atmete sie ein und prasselte fast schon penetrant beruhigende Worte in ihr Bewusstsein.
Und dann war Stille. Sie nahm wieder das Skalpell in ihre rechte Hand, mit der linken öffnete sie langsam das weiche und zarte Gewebe vom Brustkorb und drang anschließend mit der hauchdünnen Klinge tiefer ins Fleisch. Als sie dann das Metall entdeckte, welches noch tiefer drinnen war als gehofft, fluchte Sakura ein weiteres mal und versuchte die nun mittlerweile starke Blutung zu stoppen. Es war eh schon riskant gewesen tiefer zu schneiden, doch jetzt blieb ihr nichts anderes mehr übrig. Sie musste das Messer um jeden Preis rausbekommen.
„Sasuke-kun lass uns ausgehen!“, quietschte das junge Mädchen mit einem so verträumt sehnsüchtigen Blick auf ihren kindlichen Gesichtszügen, dass der schwarzhaarige Junge bloß genervt ein paar Schritte zurück wich, als sie sich an seine damals noch jungenhafte Brust schmiegte.
„Anstatt rum zu flirten solltest du besser trainieren, Sakura“, kam es passiv aus dem Jungen, ehe er das Mädchen stehen ließ und sich weiter von dieser entfernte. Auf des Gesichtes seiner früheren Teamkameradin machte sich Enttäuschung breit und sie zog anschließen geschockt ihre Augenbrauen zusammen.
Mit einem konfusen Stirnrunzeln stoß Sakura hastig Luft aus, als ihr Kopf verrückte Spiele spielte und Dinge aus der Vergangenheit raus holte. Damals war sie so beschämt davon gewesen, das er sie als schwach empfunden hatte und sie es einfach still nehmend quittiert hatte, weil sie doch so verliebt ihn war, das zu mindestens hatte ihr 12 jähriges Ich immer behauptet. Ob etwas wahres dran war, wusste sie schon lange nicht mehr.
Und dennoch angetrieben von der ertappten Wut, die sie drängte weiter zu machen und es genau der Person zu zeigen, die sich gerade in ihren Gedanken festsetzte und einfach nicht verschwinden wollte, räusperte sich Sakura. Und nach einiger Zeit schaffte sie es tatsächlich, das Messer herauszuholen. Es wäre natürlich viel effektiver gewesen Chakra zu benutzen, doch die letzte Prüfung nannte sich nicht umsonst 'Schnellhandeln in Notfällen', dass hieß soviel wie Eigenhändiges Handeln wenn keine Chakra Reserven mehr da waren.
Der Schweiß klebte ihre Hinterhaare an ihrem Nacken und ihre trockenen Lippen versuchte sie kläglich mit ihrer durstigen Zunge zu befeuchten, als sie vorsichtig den letzten Faden zog und somit die Wunde versiegelte.
Sie stieß einen erschöpften Schrei aus, als sie die Nadel samt Garn gleichgültig in das selbe Tablett wo das Messer lag schmiss, sofort sog das Ende des festen Garns das Blut ein, welches vom Messer stammte und das Tablett somit in eine winzige Lache mit der dicken Flüssigkeit füllte.
„Ich hab's geschafft...“, stellte die junge Frau mit einem ungläubigen Blick fest, wie als würde sie sich noch einmal vergewissern wollen, senkte ihr Kopf sich zu dem OP Tisch und selbstverständlich war die Brust immer noch zugenäht und das Messer auf dem Tablett, alles vergewisserte ihr den Erfolg.
Plötzliche Realisation durchbohrte ihr erstarrtes Unterbewusstsein und sie sprang in die Luft, ihr Schrei erhalte im vollen Flur, wo Leute erschreckend auf zuckten, in ihren Köpfen die Frage ob etwas passiert sei, sogar der eingeschlafene Praktikant im Nebenraum schreckte geschockt hoch.
„Herzlichen Glückwunsch Haruno-san“, bestätigte der Arzthelfer ihr noch einmal, ehe er den Notizzettel samt Stift auf seinen Stuhl ablegte und dabei mit leichtem Amüsement beobachtete , wie sich der schmale Mund der Frau zu einem breiten ´O´ formte und sie zögerlich eine Hand vor diesen legte.
„Danke“, entfuhr es der Rosaharrigen und mit Tränen in den Augen.
Ihr ganzes Leben, angefangen mit ihren Jahren in der Akademie, hatte die junge Frau auf diese kostbaren Worte gewartet. Seit jeher war ihre Zukunft ungewiss und gefährdet durch die ständige Unklarheit zu warten und darauf zu hoffen, dass eine geliebte Person ihr den Weg zeigen würde. Doch mit der Zeit wurde ihr bewusst, dass niemand freiwillig für sie die Zeit anhielt und zurückgehen würde um ihr erneut das zaghafte Aufstehen beizubringen.
Doch nun stand sie da, viel weiter als all die anderen, so zu mindestens fühlte es sich an, und sie ging ab hier ihren eigenen, besonderen Ninja weg.
𝓉𝑜 𝒷𝑒 𝒸𝑜𝓃𝓉𝒾𝓃𝓊𝑒𝒹